Perry Rhodan 487: Ich, der Ganjo - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 487: Ich, der Ganjo E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Der Vorstoß ins Zentrum der Urmutter - Ovaron kämpft um sein Erbe Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende April des Jahres 3438, und für Perry Rhodans Sternenexpedition ist selbst nach neunmonatiger Dauer noch kein Ende abzusehen. Der Großadministrator und seine achttausend Gefährten halten sich mit der MARCO POLO nach wie vor in NGC 4594, dem Herrschaftsgebiet der Cappins, auf. Sie müssen es tun, um Ovaron, den rechtmäßigen Ganjo der Ganjasen, der seinerzeit das Solsystem vor der Vernichtung bewahrte, in seinem Kampf gegen den falschen Ganjo und die Pedolotsen zu unterstützen. Außerdem müssen sie es auch für die Völker der heimatlichen Milchstraße tun, wenn sie eine drohende Pedo-Invasion der Takerer verhindern wollen. Was den Kampf gegen die Pedolotsen betrifft, so haben die Terraner in letzter Zeit wertvolle Punkte sammeln können. Die MARCO POLO befindet sich in der Arrivazone von Morschaztas, der im Hyperraum verborgenen Kleingalaxis der Ganjasen, der Befehlshaber der ganjasischen Flotte hat für Ovaron Partei ergriffen, und immer mehr Bewohner von Morschaztas erfahren vom verräterischen Spiel der Pedolotsen. Der Boden für einen Machtwechsel ist vorbereitet, und Ovaron beginnt, um sein Erbe zu kämpfen. Denn er ist DER GANJO ...

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Nr. 487

Ich, der Ganjo

Der Vorstoß ins Zentrum der Urmutter – Ovaron kämpft um sein Erbe

von WILLIAM VOLTZ

Auf Terra und den anderen Welten des Solaren Imperiums schreibt man Ende April des Jahres 3438, und für Perry Rhodans Sternenexpedition ist selbst nach neunmonatiger Dauer noch kein Ende abzusehen.

Der Großadministrator und seine achttausend Gefährten halten sich mit der MARCO POLO nach wie vor in NGC 4594, dem Herrschaftsgebiet der Cappins, auf. Sie müssen es tun, um Ovaron, den rechtmäßigen Ganjo der Ganjasen, der seinerzeit das Solsystem vor der Vernichtung bewahrte, in seinem Kampf gegen den falschen Ganjo und die Pedolotsen zu unterstützen. Außerdem müssen sie es auch für die Völker der heimatlichen Milchstraße tun, wenn sie eine drohende Pedo-Invasion der Takerer verhindern wollen.

Was den Kampf gegen die Pedolotsen betrifft, so haben die Terraner in letzter Zeit wertvolle Punkte sammeln können. Die MARCO POLO befindet sich in der Arrivazone von Morschaztas, der im Hyperraum verborgenen Kleingalaxis der Ganjasen, der Befehlshaber der ganjasischen Flotte hat für Ovaron Partei ergriffen, und immer mehr Bewohner von Morschaztas erfahren vom verräterischen Spiel der Pedolotsen.

Die Hauptpersonen des Romans

Ovaron – Der Ganjo kämpft um sein Erbe.

Fenarol – Der falsche Ganjo.

Perry Rhodan – Ovarons Begleiter und Helfer.

Tetman Tarino – Befehlshaber der Systemflotte Syveron.

Jamconsch – Kommandant der TARSON.

Terton der Dunkle – Ovarons »negativer Zwilling«.

Guvalasch

1. Der falsche Ganjo

Guvalasch sagt: »Du bist weniger als ein Nichts ...«

Und er sagt: »Ich mache aus dir ein mächtiges und reiches Individuum.«

Manchmal, wenn ich vor einem Spiegel stehe und meinen Körper betrachte, warte ich unwillkürlich darauf, dass ich mich aufzulösen beginne. Es ist mir ein Rätsel, dass ein derartiger Prozess noch immer nicht eingesetzt hat, dass ich nach wie vor umhergehe wie ein lebendes Wesen.

Meine Umgebung erscheint mir seltsamerweise sehr realistisch, niemals als Traumlandschaft. Der Traum, das bin ich. Ein Gespenst – oder noch weniger, obwohl ich von allen, die um mich sind, wahrgenommen werde. Sie sprechen mit mir, versorgen mich mit Nahrung und transportieren mich von einem Ort zum anderen, wenn ihre Pläne es erfordern.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine eigene Entscheidung getroffen zu haben. Meine Seele (Geist, Ego, Bewusstsein, Lebensflamme – jedes Wort ist unpassend) existiert in einer hohlen Schale. Vielleicht habe ich irgendwann einmal, vor undenklichen Zeiten, eine andere, glücklichere Beziehung zu meinem Körper besessen. Aber das ist zweifelhaft, denn mein Körper wurde bereits vor seiner Geburt manipuliert. Schon das Sperma jenes unbekannten Mannes, der mein Erzeuger war, wurde genprogrammiert und nach besonderen Methoden behandelt, bevor man es seinem Zweck entsprechend benutzte.

Auch die dunkle Sicherheit des Mutterleibs blieb mir nicht lange erhalten. Eine vage, unerklärbare Erinnerung meines Verstandes reicht anscheinend bis zu jenem Zeitpunkt zurück, da man mich gewaltsam aus der warmen Enge befreite und in eine robotisch gesteuerte »Mutter« bettete.

Damals erhielt ich meinen Namen.

Fenarol!

Vielleicht war es der Name des Unbekannten, dem ich meine Existenz verdanke.

Als Embryo war ich ständig chemisch-biologischen Umkehrungen unterworfen.

Mein geistiger Vater hieß Mimasbesch, damals Taschkar der Takerer. Er entwickelte den Plan, einen falschen Ganjo zu züchten und mit dem fertigen Wesen die Macht der Takerer für alle Zeiten zu festigen.

Früher hasste ich Mimasbesch, bis ich erkannte, dass auch er Opfer einer Maschinerie war, die man als takerische Zivilisation kannte und die auch einem Taschkar keine andere Wahl ließ, als sich an bestimmte Spielregeln zu halten.

Ich lernte zu differenzieren. Moral, so erkannte ich, war eine Frage des Standpunkts. Ein Taschkar, der tausend Raumfahrer in einen hoffnungslosen Krieg schickte, war moralischer als ein Takerer, der einen Freund auf der Straße erschoss.

Mit zunehmender Macht erhielt Moral neue, ungeahnte Dimensionen.

Seltsamerweise besaß ich schon immer die Moral jenes Unbekannten, der wegen geringfügiger Vergehen von seinem Gewissen geplagt wird. Dabei musste ich Dinge tun, die sich mit meiner Moral nicht vereinbaren ließen. So begann in meinem Innern die Trennung von Geist und Körper. Ich erhob meinen Geist auf ein Podest und sah zu, wie mein Körper missbraucht wurde.

Es war mein Körper, in dessen Namen erobert und gemordet wurde. Es war mein Körper, der überall als falscher Ganjo auftrat.

Meine Seele hatte sich zurückgezogen. Sie beobachtete. Ohnmächtig, ohne eigenen Willen.

Sie sagten: »Du wirst an Bord dieses Schiffes gehen. Du wirst auf dem Zielplaneten als Ganjo auftreten und sprechen.«

Ich gehorchte.

Sie sagten: »Du wirst für eine bestimmte Zeit zurückgezogen leben und Biomasken tragen.«

Ich gehorchte.

Meine Seele kapselte sich ab. Von diesem Zeitpunkt an wurde mir mein Körper unheimlich, ich verstand ihn nicht mehr. Trotzdem war es manchmal faszinierend, ihn zu beobachten.

Mein Körper vollführte würdevolle Bewegungen, wann immer er als Ganjo auftrat. Er redete, wie zu reden ich mich in meiner Jugend niemals befähigt gesehen hätte.

Mein Körper log. Er betrog Millionen anständiger Cappins.

Und er mordete.

Er duckte sich feige unter der Macht des Taschkars. Willig führte er alle Befehle aus.

Mein Körper verlor seine Identität.

Guvalasch sagt: »Du bist weniger als ein Nichts ...«

Er muss meinen Körper meinen, denn von meiner Seele weiß er nichts.

Guvalasch sieht das Gespenst an und sagt: »Ich mache aus dir ein mächtiges und reiches Individuum.«

Meiner Seele ist es gleichgültig, ob der alte Mann die Wahrheit spricht. Aber mein Körper wartet mit einer erniedrigenden Gier darauf, dass Guvalasch sein Versprechen endlich verwirklicht. Vielleicht hat das Gespenst Gefallen an seinem Leben gefunden, vielleicht klammert es sich um so verzweifelter an solche Dinge, je weiter sich mein Geist aus ihm zurückzieht.

Guvalasch kommt herein, sieht mich prüfend an und sagt: »Es gibt Schwierigkeiten.«

Ich habe das Gefühl, dass er von meiner Zwiespältigkeit etwas ahnt, dass er nur darauf lauert, auch Einfluss auf meinen Geist zu bekommen.

»Schwierigkeiten«, wiederhole ich. Mein Körper hat gelernt, in solchen Augenblicken Zeit herauszuschinden.

Doch Guvalasch ist kein Mann, der anderen länger Zeit zum Nachdenken lässt, als er sich selbst zugesteht.

»Tarinos Truppen haben das Feuer eingestellt.« Der alte Sextolotse wirkt zum ersten Mal unsicher. Ich glaube, er hat den Blick für die Wirklichkeit verloren. Die Ereignisse haben ihn verwirrt.

»Das ist nicht gut für uns«, sagt mein Körper, während mein Geist frohlockt.

Guvalasch geht nervös im Zimmer auf und ab. Ich wundere mich, warum er mich nicht in die Zentrale bestellt hat. Dort halten sich auch die anderen auf. Vielleicht will er mit mir allein sein. Er informiert die Pedolotsen nicht immer über alle Vorgänge.

»Tarino selbst ist verschwunden. Ein Gerücht besagt, dass er zu den Farrogs übergelaufen ist.« Guvalaschs gebeugter Körper kommt zur Ruhe. Der Alte steht am Bildfenster. Er sieht eine Phantasielandschaft, denn der Raum liegt mitten im Regierungsgebäude.

Er muss merken, dass es nur mein Körper ist, der Interesse zeigt. Alles andere ist geheuchelt. Guvalasch hat Erfahrung im Umgang mit anderen Cappins. Er spürt die Teilnahmslosigkeit meines Geistes. Vielleicht unternimmt er jetzt etwas, um ihn von seinem Podest herunterzuholen.

Doch er schüttelt nur den Kopf, wie jemand, der seiner Sache nicht völlig sicher ist.

»Die Fremden haben noch nicht aufgehört, Schiffe aus der Arrivazone auszuschleusen und Funknachrichten abzustrahlen. Auch die Perdaschistensender sind noch nicht alle ausgeschaltet.«

Meinem Geist erscheint das alles bedeutungslos. Ich frage mich, was es ausmacht, ob die Sender der Perdaschisten arbeiten oder nicht. Was stört es mich, ob die Terraner hartnäckig sind oder nicht? Auch Tarino interessiert mich nicht im geringsten.

Aber mein Körper sagt: »Soll ich zu den Ganjoprestern sprechen?«

»Dazu besteht im Augenblick keine Veranlassung«, erwidert Guvalasch. »Aber Sie werden etwas anderes tun.«

»Ja?«

»Sie werden Kommandant der Systemflotte Syveron. Sie werden den Befehl zur Feuereinstellung widerrufen und die Truppen ins Reich der Farrogs schicken, damit der Ganjo getötet und die Terraner ausgeschaltet werden.«

Mein Körper hat einen Einwand.

»Werden die Cappins der Systemflotte meinen Befehlen gehorchen?«

Guvalasch macht eine ungeduldige Geste.

»Natürlich! Sie sind der Ganjo! Noch immer.«

Ich frage mich, was diesen Mann antreibt. Sein Streben nach Macht verzehrt ihn. Hat ihn die takerische Zivilisation einmal so enttäuscht oder gequält, dass er sich jetzt an ihr rächen will? Warum gibt er sich nicht damit zufrieden, Prester auf dem ARRIVANUM zu sein?

»Sie brauchen nicht darüber nachzudenken«, sagte Guvalasch. »Ich komme in wenigen Augenblicken zurück und sage Ihnen, was Sie tun müssen. Jetzt muss ich die Vorbereitungen treffen.«

Er geht hinaus, ohne sich umzublicken, überzeugt davon, dass ich ihm weiter gehorchen werde.

Meine Seele denkt an das Wesen, das ich verkörpere: an den richtigen Ganjo.

Was habe ich mit ihm gemeinsam?

Wahrscheinlich sieht er in mir einen Feind, den er erbarmungslos bekämpfen muss. Ich zerstöre alles, wofür er gelebt hat. Ich nehme seinem Volk die Freiheit, indem mein Körper ein paar Verräter unterstützt.

Guvalasch kommt wenige Augenblicke später zurück. Er ist wütend. Etwas muss schiefgegangen sein.

»Zu spät!«, knurrt er. »Die Urmutter hat einen in ganz Morschaztas hörbaren Befehl abgestrahlt, dass die Terraner oder ihre Schiffe nicht mehr angegriffen werden dürfen. Damit hat sie sich zum ersten Mal gegen uns gestellt.«

»Werden Sie jetzt aufgeben?«

Der Alte sieht mich an. Seine Augen werden schmal.

»Noch kontrolliert Ovaron die Urmutter nicht völlig. Wir müssen verhindern, dass er nach Sikohat gelangt. Noch befehligen wir die Freiwilligenarmee der Ganjoprester und die Roboter im Regierungsgebäude.«

Die anderen Pedolotsen kommen herein. Sie sind sehr aufgeregt. Angst zeigt sich in ihren Gesichtern. Wenn Guvalasch nicht wäre, würden sie jetzt aufgeben.

Einer der Pedolotsen sagt: »Sie werden uns jetzt angreifen.«

Guvalasch fährt herum und bewegt sich auf den Ausgang zu.

»Kommt!«, befiehlt er. »Wir müssen alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen treffen.«

Mein Körper eilt ihm nach. Er ist bereit, irgendwelche Verzweiflungstaten zu unterstützen.

Ich hole Guvalasch ein und greife nach seinem Arm.

»Kann ich irgend etwas tun? Eine Rede halten?«

Er macht sich mit einer schroffen Bewegung los und lacht auf.

»Halten Sie Ihren Mund – und warten Sie.«

Er hat bereits aufgehört, mich in seine Pläne einzubeziehen. Nachdem die Takerer mich aufgegeben haben, werde ich jetzt auch für die Pedolotsen nutzlos.

Guvalasch sagt: »Du bist weniger als ein Nichts ...«

Mein Körper wird endgültig zu einem Traum. Er geht umher, beobachtet, hört, riecht, atmet. Er verändert das Gesicht, um Stimmungen anzudeuten. Er bewegt Arme und Hände, um Worte zu unterstreichen.

So ist er unablässig bemüht, seine Pseudoexistenz zu rechtfertigen. Aber er spricht ins Leere. Niemand hört ihm zu.

Natürlich verschwindet mein Körper nicht wirklich, aber er wird so bedeutungslos, dass ihn niemand mehr sieht. Niemand hört ihm zu. Niemand beachtet ihn.

Mein Körper beginnt sich in seiner Not lächerlich zu verhalten. Er macht sinnlose Vorschläge. Stößt Verwünschungen aus. Die Hände spreizen sich und beweisen die Nervosität, die ihren Besitzer überfallen hat.

Guvalasch hat plötzlich eine Waffe in der rechten Hand und richtet sie auf meinen Körper. Ich wusste überhaupt nicht, dass der Alte einen Strahler bei sich trägt.

»Ruhe!«, schreit er mich an. »Wenn Sie jetzt nicht still sind, lasse ich Sie hinauswerfen.«

Mein Körper erstarrt. Er bewegt sich nicht mehr. Ich sehe Guvalasch an, der seine Waffe langsam wieder sinken lässt.

»Wir müssen jetzt schnelle Entscheidungen treffen«, sagt Guvalasch, obwohl jeder weiß, dass nur er allein Befehle geben wird.

»Alle loyalen Truppen wurden inzwischen alarmiert«, fährt er fort. »Das Regierungsgebäude ist umstellt und liegt außerdem noch unter einem Schutzschirm. Da müssen unsere Gegner erst einmal durchkommen.«

Er rechnet also mit einem Angriff. Die Ganjatoren wollen wahrscheinlich an die Regierung zurückkehren.

2. Der Ganjo

Wir hatten die anderen zurückgelassen und bewegten uns mühsam durch einen halbzerstörten Kanal unter der Oberfläche von Cappinoscha. Tarino hatte die Führung übernommen, obwohl er sich hier sicher nicht besser auskannte als Rhodan oder ich.

Ich hielt meine Waffe schussbereit. Im Niemandsland zwischen dem Reich der Farrogs und der Oberfläche hielten sich oft bewaffnete Verbrecher versteckt. Außerdem war es möglich, dass wir auf geflüchtete Perdaschisten stießen, die erst schießen und dann Fragen stellen würden.

Tarino blieb stehen. Sein Atem ging stoßweise. Im Licht der Scheinwerfer sah sein Gesicht blass und eingefallen aus. Was wir ihm zumuteten, war zuviel. Aber er selbst hatte sich dafür entschieden, an diesem Unternehmen teilzunehmen.

Wir waren vor einer Stunde aufgebrochen. Florymonth war kurz zuvor erschienen und hatte uns berichtet, dass die Urmutter allen ganjasischen Verbänden weitere Angriffe auf terranische Schiffe verboten habe. Zum ersten Mal hatte der Roboter auf Sikohat in unserem Interesse gehandelt. Das hatte uns optimistisch gestimmt. Alles, was ich jetzt noch zu tun hatte, war die Aktivierung der Ankunftsschaltung. Wenn das geschehen war, würde die Urmutter ausschließlich meinen Befehlen gehorchen.

Wir hatten beschlossen, möglichst unauffällig von Erysgan zu verschwinden und nach Sikohat zu fliegen. Wären wir mit einer großen Streitmacht ausgebrochen, hätten wir nur die Aufmerksamkeit der Pedolotsen erregt und ihren Widerstand herausgefordert.

Tarino hatte sich erboten, Rhodan und mich zu einem ganjasischen Großkampfschiff zu führen, das in der Nähe der alten Bunker gelandet war.

Die Besatzung dieses Schiffes, so hoffte Tarino, würde Befehle von ihm entgegennehmen.

Rhodans Stimme unterbrach meine Gedanken.

»Fühlen Sie sich nicht wohl, Tetman?«

Tarino griff sich an den Kopf. Über dem Kragen seiner Uniform sah ich eine pulsierende Ader.

»Es ist gleich vorüber ...«

Rhodan zog einen Arm des Kommandanten über seine Schulter.

»Ich werde Sie stützen.«

Tarino machte sich los und humpelte ohne Hilfe weiter. Er besaß einen unglaublichen Stolz. Außerdem glaubte er, dass er alle Fehler gutmachen konnte, wenn er nur Leiden ertrug. Wahrscheinlich hatte es wenig Sinn, ihm diese Einstellung auszureden. Wir hatten auch keine Zeit dazu.

Endlich erreichten wir eine Stelle, an der der Kanal eingebrochen war.

Rhodan wollte die kleine Öffnung mit seinem Strahler vergrößern.

»Halt!«, rief ich. »Wir wollen niemanden auf uns aufmerksam machen.«

Er trat achselzuckend zurück. Ich ließ das Licht meines Scheinwerfers über den Boden gleiten. Im überall herumliegenden Müll entdeckte ich ein paar rostige Metallplatten. Ich holte drei davon.

Ich verteilte sie an Rhodan und Tarino. Eine behielt ich.

»Wir werden ein Loch graben.«

Es war eine unangenehme Arbeit, aber wir kamen schnell voran, denn das Material, das wir beseitigen mussten, war in erster Linie brauner Schlamm.

Bald war die Öffnung groß genug, dass ich ins Freie blicken konnte. Schräg vor uns stand eine verlassene Baracke. Auf der anderen Seite sah ich ein paar Wagen und Soldaten der Systemflotte Syveron, die herumstanden und auf Befehle warteten. Noch weiter im Hintergrund erblickte ich einen alten Bunker. Seine Außenwand wies Risse auf. Über dem riesigen freien Platz schwebten ein paar Gleiter. Es war so diesig, dass ich die Raumschiffe nicht sehen konnte.

Ich ließ Tarino hinaussehen.

»Wir sind noch weit vom Landeplatz entfernt«, stellte der Tetman fest. »Aber ich bezweifle, ob wir nochmals eine Stelle finden, an der wir so gut hinauskommen.«

Rhodan blickte erst mich, dann den Tetman an.

»Worauf warten wir noch?«

Später begriff ich, dass ich in diesen Stunden wie unter einem Rausch handelte. Die Aussicht, bald vor der Urmutter zu stehen und ihr Befehle geben zu können, ließ mich die Gefahren des Augenblicks unterschätzen.

Dafür war Rhodan um so vorsichtiger.

»Zuerst geht der Tetman. Er muss mit den Soldaten reden. Vielleicht kann er einen Wagen bekommen, ohne Misstrauen zu erregen.«

Tarino blickte an sich hinab und lächelte wehmütig.

»Meine Uniform sieht nicht gerade vertrauenerweckend aus. Sie ist zerrissen und verdreckt.«

Ich sagte ungeduldig: »Wenn Sie ein richtiger Tetman sind, ist es völlig gleichgültig, ob Sie eine Uniform oder alte Lumpen tragen. Die Soldaten werden Ihnen gehorchen.«

Ich erkannte die Skepsis im Gesicht des Mannes, aber er widersprach nicht. Niemals werde ich den Ausdruck im Gesicht Tarinos vergessen, als er mühsam aus der Grube kletterte. Er hatte sich richtig in die Büßerrolle hineingesteigert.

Die Soldaten wurden auf ihn aufmerksam, als er sich schon ein paar Dutzend Meter von der Grubenöffnung entfernt hatte. Als sie ihn erkannten, verließen sie ihre Plätze und rannten ihm entgegen. Er verschwand unter ihnen.

Ich sah, dass Rhodan an seiner Unterlippe nagte.

»Ich wünschte, wir wüssten, was die Pedolotsen den Truppen des Tetmans inzwischen befohlen haben.«

»Jetzt wird es sich zeigen, wieviel Autorität er besitzt«, erwiderte ich.

Als wir den Tetman wieder sahen, kletterte er gerade auf einen Wagen, in dem nur noch der Fahrer saß. Das Fahrzeug setzte sich in Bewegung und näherte sich der Grube.

»Er kommt hierher zurück«, sagte Rhodan erleichtert. »Es hat geklappt, Ovaron.«

Es gefiel mir nicht, dass Tarino einen Soldaten mitbrachte, aber wahrscheinlich ließ sich das nicht vermeiden.

Der Tetman ließ den Fahrer so vor der Grube halten, dass die anderen Soldaten uns nicht sehen konnten. Tarino sprang von der Ladepritsche und winkte uns.

»Der Fahrer ist loyal! Kommen Sie!«