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Rätsel um Ribald Corello - der Supermutant wird zur Gefahr Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Mitte April des Jahres 3444. Somit sind seit der Entlassung des Solsystems aus dem Sternenschwarm und dem Ende der "Verdummungsstrahlung" etwa zehn Monate vergangen. Das Leben der Terraner und der übrigen galaktischen Völker nimmt inzwischen wieder seinen gewohnten Gang - und dennoch verläuft manches nicht mehr in den gewohnten Bahnen. So ist im Solaren Imperium eine schwere innenpolitische Krise ausgebrochen. Anfang August sollen Neuwahlen zum Amt des Großadministrators stattfinden - zu einem Amt, für das nach der Meinung vieler solaren Bürger Perry Rhodan nicht mehr in Betracht kommt. Perry Rhodan - so verbreiten die Propagandisten der Opposition - soll während der Schwarmkrise unverantwortlich gehandelt haben. Und Perry Rhodan selbst schweigt zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, obwohl er sich leicht rechtfertigen könnte. Er hat andere Sorgen. Die Geschehnisse der letzten Wochen haben ihm und seinen Vertrauten eindeutig bewiesen, dass der Menschheit eine große Gefahr droht. Diese Gefahr, die von unbekannten Mächten ausgeht, konnte trotz des Einsatzes der TIMOR nicht gebannt werden. Das zeigt sich, als Perry Rhodans Raumschiff zur Erde zurückkehrt - und EIN MUTANT VERSCHWINDET ...
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Nr. 576
Ein Mutant verschwindet
Rätsel um Ribald Corello – der Supermutant wird zur Gefahr
von WILLIAM VOLTZ
Die Hauptpersonen des Romans
Ribald Corello – Ein Mutant verschwindet.
Perry Rhodan – Der Großadministrator lässt Ribald Corello suchen.
Kytoma – Ein geheimnisvolles Mädchen.
Alaska Saedelaere und Chirkio Rakkells – Kytomas Begleiter bei einer phantastischen Reise.
Dr. Jangsin – Biochemiker der TIMOR.
Sakyamuni Batsuna
1.
Jedes Besatzungsmitglied an Bord der TIMOR spürte, dass irgend etwas nicht in Ordnung war, aber niemand konnte das allgemeine Unbehagen erklären. Der Schwere Kreuzer TIMOR war vor zwei Stunden von seiner Expedition zurückgekehrt und stand in Höhe der Plutobahn. Ein Leichter Kreuzer näherte sich dem Schiff. An Bord befand sich Orana Sestore, die Perry Rhodan über die politischen Ereignisse auf der Erde unterrichten wollte. Über Funk hatte die Besatzung der TIMOR bereits erfahren, was sich auf Plophos zugetragen hatte. Rhodan war darüber informiert worden, dass Munisho Aerce von Marschall Bount Terhera erpresst worden war. Einzelheiten zu diesen Vorfällen wollte Orana Sestore dem Großadministrator berichten.
»Warum muss dieses Rendezvous ausgerechnet im Weltraum stattfinden?«, beklagte sich Chirkio »Waschbär« Rakkells.
»Rhodan wird seine Gründe dafür haben«, erwiderte Alaska Saedelaere. Die beiden Männer standen vor den großen Bildschirmen der Ortungszentrale und beobachteten die Annäherung der KARSIM. »Wahrscheinlich will er sich ausführlich informieren, bevor er die Erde betritt und Interviews geben muss.«
Captain Rakkells war ein kleiner, dicker Mann, der von seinen Freunden »Waschbär« oder »Kugelblitz« genannt wurde. Sein gutmütiges Gesicht ließ nicht erkennen, dass er ein ziemlich cholerisches Temperament besaß. Rakkells war achtundvierzig Jahre alt und besaß nach eigenen Angaben drei Frauen auf drei verschiedenen Planeten. Außerdem besaß Rakkells (nach eigenen Angaben) eine große Farm auf Kalumeit, die er von seinem Bruder verwalten ließ und die im Jahr 500.000 Solar abwarf.
Der Captain warf einen Blick auf den Bordkalender.
»Sechzehnter April!«, stellte er fest. »In dreieinhalb Monaten findet die Neuwahl des Großadministrators statt. Ich fürchte, dass die Aussichten des Chefs diesmal nicht so gut sind.«
»Ich fürchte, dass der Chef nicht mehr daran interessiert ist, für das Amt des Großadministrators zu kandidieren«, erwiderte Saedelaere. »Auf jeden Fall hat er bisher keine sichtbaren Anstrengungen unternommen, die Argumente seiner politischen Gegner zu widerlegen. Perry ist amtsmüde, das lässt sich nicht übersehen.«
Die KARSIM war längsseits gegangen und hatte ein Beiboot ausgeschleust.
»Man sagt, Orana Sestore wäre eine schöne Frau.« Rakkells grinste. »Vielleicht ist sie die Erklärung für den mangelnden politischen Unternehmungsgeist des Chefs.«
»Ich mache mir weniger Sorgen um die politische Situation als um die Ereignisse auf dem Planeten Asporc«, verkündete der Maskenträger. »Irgend etwas ist dort geschehen, was wir noch nicht in voller Tragweite begreifen. In dieser Hinsicht kann ich Atlan nur zustimmen.« Er klopfte mit einem Zeigefinger gegen seine Gesichtsmaske, unter der das Cappinfragment verhalten leuchtete. »Ich besitze einen hochempfindlichen Registrierapparat. Seit wir Asporc verlassen haben, ist der Organklumpen unruhig.«
»Woran denken Sie?«, fragte Rakkells. »Sie haben doch etwas im Sinn?«
Saedelaere nickte zustimmend. Er war nicht ohne Grund zu Chirkio Rakkells gekommen. Der dicke Offizier war in seiner Jugend von Antis unterrichtet worden. Niemand wusste genau, warum die Antis ausgerechnet einen Jungen wie Rakkells auserwählt hatten. Es kam selten vor, dass ein Terraner an einer Antischule unterrichtet wurde.
Saedelaere setzte jedoch voraus, dass Rakkells viel über Parapsychologie und Paraphysik wusste. Er vermutete außerdem, dass Rakkells psi-immun war, obwohl es dafür keine Anhaltspunkte gab.
»Ich möchte, dass Sie jemand beobachten, Captain!«
»Waschbär« Rakkells hob den Kopf. Saedelaere war wesentlich größer als er, so dass Rakkells zu ihm aufblicken musste.
»Ich soll für Sie spionieren?«
»Nicht so laut!«, ermahnte ihn Alaska. Auch die Männer und Frauen in der Ortungszentrale der TIMOR waren nervös. Ein unbedacht geäußertes Wort, das irgend jemand aufschnappte, konnte Ausgangspunkt wilder Gerüchte werden. Eine solche Entwicklung wollte Alaska jedoch unter allen Umständen verhindern. Es gab genügend Unruhe an Bord.
»Es geht um Corello«, fuhr Alaska leise fort. »Ich habe Grund zu der Annahme, dass er eine Krise auslösen könnte. Mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich auf Vermutungen angewiesen bin. Ich habe jedoch festgestellt, dass Corello die Ursache für die Unruhe meines Cappinfragments ist.«
Rakkells fuhr mit einer Hand durch seine dichten schwarzen Locken.
»Ich verstehe nicht, warum Sie nicht zu ihm gehen und mit ihm darüber reden.«
»Das hatte ich zunächst vor«, gestand der Transmittergeschädigte. »Ich habe jedoch inzwischen meine Meinung geändert, weil ich fürchte, dass jedes Gespräch mit Corello, in dessen Verlauf man seine Integrität anzweifeln würde, zum Auslöser der Krise werden könnte.«
»Ich verstehe!« Rakkells fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Auch er war nervös. »Ich soll ihn also aus einer gewissen Distanz heraus beobachten, ohne dass er etwas bemerkt.«
»Niemand darf etwas bemerken«, ergänzte Alaska. »Kein Besatzungsmitglied der TIMOR darf auch nur den geringsten Verdacht schöpfen.«
»Haben Sie mit dem Chef darüber gesprochen?«
»Sie sind der erste, der von meinen Bedenken erfährt«, erklärte der Mann mit der Maske. »Rhodan würde sofort eine Überprüfung Corellos veranlassen – und gerade das will ich aus bestimmten Gründen verhindern.«
»Solche Zwei-Mann-Unternehmen sind im allgemeinen nicht dazu geeignet, das Ansehen eines Captains zu steigern.«
»Wenn die Sache herauskommt! Aber ich traue Ihnen zu, dass Sie es schaffen, ohne dass jemand etwas davon merkt. Unterrichten Sie mich bitte ständig über die Ergebnisse Ihrer Beobachtungen.«
»Alle ungewöhnlichen Dinge?«
»Ja. Auch das, was völlig unverfänglich zu sein scheint.«
Chirkio nickte und verließ die Ortungszentrale. Alaska fragte sich, ob er nicht zu weit gegangen war. Es stand ihm nicht zu, jemand zu befehlen, Ribald Corello nachzuspionieren. Er hätte auch nicht genau sagen können, was ihn an Corello beunruhigte.
Alaska blickte auf die Bildschirme. Inzwischen war Orana Sestore bereits an Bord der TIMOR, um Perry Rhodan über alle politischen Ereignisse zu informieren. Der Maskenträger hätte an der Diskussion teilnehmen können, doch im allgemeinen mied er die Nähe schöner Frauen. Durch seine Maske fühlte er sich anderen Männern gegenüber zurückgesetzt. Obwohl er diesen Komplex ganz klar erkannt hatte und gegen ihn ankämpfte, konnte er sich nicht zu einer anderen Haltung durchringen.
Ohne sich von den Offizieren zu verabschieden, verließ Saedelaere die Ortungszentrale und machte sich auf den Weg in seine Kabine. Die Ruhelosigkeit, die ihn seit ihrem Aufbruch vom Planeten Asporc beherrschte, verließ ihn auch jetzt nicht. Er spürte, dass das Cappinfragment in seinem Gesicht sich behutsam bewegte. Die ständige Aktivität des Organklumpens bewies Alaska, dass etwas nicht in Ordnung war. Etwas nicht Greifbares lag in der Luft. Auch die anderen Besatzungsmitglieder spürten eine Gefahr, ohne dass sie ihre Gefühle zu präzisieren vermocht hätten. Alaska war sicher, dass Rhodan voller Unbehagen zur Erde zurückkehrte. Deutlich genug hatte der erfahrene Arkonide Atlan eine Warnung ausgesprochen. Die Vorgänge auf Asporc waren seiner Ansicht nach nur Signale, die auf ein Geschehen in einem weitaus größeren Rahmen hinwiesen.
Alaska hatte seine Kabine erreicht und trat ein.
Wie angewurzelt blieb er stehen.
Ribald Corello hielt sich in dem kleinen Raum auf. Der Mutant kauerte im Tragsitz seines Spezialroboters und sah Alaska aus großen Augen an.
»Kommen Sie herein und schließen Sie die Tür, Alaska!«, befahl Corello mit leiser, aber eindringlicher Stimme.
Der Maskenträger spürte, wie seine Haut zu prickeln begann. Unwillkürlich wollte er sich umdrehen und weglaufen. Doch eine Kraft, die stärker war als sein Wille, hielt ihn zurück. Mit mechanisch wirkenden Bewegungen betrat er die Kabine und warf die Tür zu.
Corello beobachtete ihn.
Die großen Augen waren glanzlos. Sie erinnerten Saedelaere an gebrochenen Marmor. Immer, wenn Alaska dem Supermutanten gegenüberstand, hatte er das Gefühl, dass Corellos Gesicht von dem riesigen Schädel zusammengedrückt wurde.
Corello bewegte eines seiner Händchen.
»Setzen Sie sich, Alaska!«
Die Stimme war sanft und einschmeichelnd. Alles in Alaska sträubte sich, diesem Befehl zu folgen, doch er ertappte sich dabei, wie er auf das Bett zuging und sich darauf niederließ.
»Was wissen Sie?«, fragte Corello unverhofft.
Alaska blinzelte. Er erfasste die Bedeutung der Frage nicht völlig, denn seine Gedanken bewegten sich schwerfällig. Es war, als würden sie durch äußere Einflüsse gebremst.
»Sie wollen mich beobachten lassen«, fuhr Corello fort. »Dazu bedienen Sie sich eines Mannes, dessen Ungewöhnlichkeit bisher nicht von allen Verantwortlichen erkannt wurde. Sie haben offenbar begriffen, dass dieser Antischüler für bestimmte Aufgaben besonders geeignet ist.«
Alaska wollte antworten, aber seine Zunge klebte wie aufgequollen in seinem Mund. Er brachte keinen Ton hervor.
»Ich überlege, was ich gegen Sie unternehmen soll«, fuhr Corello fort. »Es wäre denkbar, dass ich Sie noch brauchen könnte, um alles zu tun, was zu tun ist.«
Das Cappinfragment reagierte auf die Anwesenheit Corellos mit ungewohnter Heftigkeit. Immer wieder zuckte es zusammen und schleuderte farbige Lichtblitze durch die Schlitze der Plastikmaske. Alaska erinnerte sich, dass Corello und er sich schon einmal gegenübergestanden hatten, um ihre Kräfte zu messen. Damals hatte der Mutant noch unter negativem Einfluss gestanden. Mit Hilfe des Cappinfragments war es Alaska damals gelungen, Corello zurückzuschlagen.
Doch der Corello, dem er jetzt gegenübersaß, war ein anderer.
Eine unerklärliche Kraft ging von dem Mutanten aus.
»Ziehen Sie diesen Rakkells zurück!«, befahl Corello. »Sie wollen doch sicher nicht, dass die Ruhe an Bord gestört wird.«
In einem entlegenen Winkel seines Bewusstseins begriff Alaska, dass er beeinflusst wurde. Was noch schlimmer war: Sobald Corello die Kabine verließ, würde Alaska alles vergessen, was der Mutant gesagt hatte. Auch dieser Tatsache war sich der Transmittergeschädigte bewusst.
»Sie werden Rakkells zurückziehen!«, befahl Corello noch einmal. Seine Blicke ließen Saedelaere los. Der Roboter stakste auf seinen Spinnenbeinen aus der Kabine. Leise fiel die Tür zu.
Einen Augenblick noch saß Alaska wie versteinert auf dem Bett, dann erhob er sich. Er ging in seiner Kabine auf und ab und griff sich ein paar Mal an den Kopf, um den dumpfen Druck wegzuwischen, der ihm ein klares Denken fast unmöglich machte.
Da war doch etwas geschehen!
Doch er vermochte sich nicht zu erinnern.
Er verließ die Kabine und begab sich in die unteren Decks. Über Interkom ließ er Captain Chirkio Rakkells zu sich rufen. Wenige Minuten später trafen Rakkells und er in einem Lagerraum zusammen.
»Ich habe ihn noch nicht entdeckt«, berichtete der Captain. Sein breites Gesicht war gerötet. »Das wird Ihnen sicher eigenartig erscheinen, aber es sieht so aus, als wäre er nicht mehr an Bord.«
»Geben Sie auf!«, ordnete Saedelaere an. »Ich möchte nicht, dass Sie die Beobachtung fortsetzen.«
»Was?«, entfuhr es Rakkells. »Ich hatte überhaupt noch nicht damit angefangen. Was bedeutet Ihr plötzlicher Stimmungswechsel?«
»Das brauche ich Ihnen nicht zu erklären.«
»Verdammt!« Rakkells' cholerisches Temperament kam zum Durchbruch. »Ich habe das Gefühl, dass Sie selbst nicht genau wissen, was Sie wollen.«
Alaska ließ ihn stehen und ging davon.
Eine Zeitlang blieb Chirkio unschlüssig im Laderaum zurück. Er begriff nicht ganz, was in der letzten Stunde vorgefallen war. Eines jedoch wusste er mit Sicherheit: An Bord des Schweren Kreuzers stimmte etwas nicht.
In diesem Augenblick fasste der Mann, den seine Freunde »Waschbär« und »Kugelblitz« nannten, einen einsamen Entschluss.
Er würde auf eigene Faust handeln.
Das bedeutete, dass er Ribald Corello zunächst einmal suchen musste. Danach würde er ihn beobachten. Vielleicht fand er etwas heraus, was zur Klärung der Situation beitragen konnte.
Chirkio Rakkells wusste nicht, was er herausfinden wollte, aber ebenso wie alle anderen Besatzungsmitglieder fühlte er instinktiv eine Gefahr. Er verließ den Laderaum und überlegte, wo er mit der Suche nach Corello beginnen konnte. Den unteren Teil des Schiffes hatte er fast völlig durchsucht. In der Zentrale hielt der Mutant sich nicht auf. Davon konnte sich Rakkells immer wieder überzeugen, wenn er die Leuchtschrifttafeln las, die überall in den Korridoren und Räumen des Schiffes angebracht waren. Dort wurden die Namen aller Raumfahrer eingeblendet, die sich gerade in der Hauptzentrale befanden.
Es widerstrebte Rakkells, andere Besatzungsmitglieder zu fragen, ob sie Corello irgendwo gesehen hatten. Dadurch hätte er nur unnötige Aufmerksamkeit erregt.
Er musste Corello ohne fremde Hilfe finden.
Vor seinen geistigen Augen erschienen die verschiedenen Räume des unteren Schiffes. Er entschloss sich, zunächst einmal die Synthesegärten zu durchsuchen. Dort gab es zahlreiche Verstecke.
Er kratzte sich am Hinterkopf.
Wie kam er überhaupt auf den Gedanken, dass Corello sich versteckt haben könnte?
Dazu hatte der Mutant nicht den geringsten Grund.
Rakkells verließ den Laderaum. Am Ende des Ganges sah er vor dem Eingang zum mittleren Antigravschacht zwei Techniker stehen, die sich unterhielten. Rakkells zog sich in einen anderen Raum zurück, durch den er die beiden Männer umgehen konnte, ohne gesehen zu werden. Sein eigenes Verhalten war ihm unverständlich.
Er verhielt sich wie ein Fremder.
Und so fühlte er sich auch. Wie ein Fremder unter Fremden. Das Schiff schien gewaltsam aus seiner ursprünglichen Funktion gerissen worden zu sein. Die Besatzungsmitglieder waren zu bedeutungslosen Schattengestalten geworden.
Rakkells schüttelte den Kopf. Das Gefühl völliger Unwirklichkeit wurde immer stärker. Er bekam Herzklopfen bei der Vorstellung, dass er Corello finden würde, denn irgendwie war er sicher, dass er dabei erregende Feststellungen machen würde.
*
Orana Sestore hatte die TIMOR vor wenigen Augenblicken verlassen. Kommandant Mentro Kosum begann das Schiff wieder zu beschleunigen. Das Ziel des Schiffes war die Erde.
In wenigen Minuten würde das Schiff in der Nähe des dritten Planeten stehen. Während des lichtschnellen Normalflugs würde eine geringe Zeitdilatation eintreten.
»Ich brauche dir nicht zu sagen, dass Orana von dir enttäuscht ist«, sagte Roi Danton zu seinem Vater. »Sie kam nur an Bord, um dich zu veranlassen, bei deiner Ankunft auf der Erde deinen Entschluss zur Kandidatur für das Amt des Großadministrators bekannt zu geben.«
Rhodan lächelte matt.
»Das hat sie mir so deutlich zu verstehen gegeben, dass es keiner zusätzlichen Erklärung bedarf.«
»Aber du hast abgelehnt!«, erregte sich Danton. »Trotz der Ereignisse und der kriminellen Machenschaften dieses Terhera.«
Was sollte diese Aufregung?, fragte sich Perry Rhodan. Er musste der Menschheit zunächst einmal klarmachen, dass in den Tiefen der Galaxis eine unheimliche Gefahr drohte, für die es noch keine Erklärung gab.
Zwischen der Menschheit und den seltsamen Vorgängen auf Asporc gab es irgendeine Verbindung, wenn auch die Zusammenhänge noch völlig unklar waren.
Während seines kurzen Gesprächs mit Orana Sestore hatte Rhodan fast alle Probleme vergessen. Er gestand sich ein, dass ihn diese Frau faszinierte. Ihre Ausstrahlungskraft zog ihn in ihren Bann.
Er fragte sich, ob er sich verliebt hatte.
Während der Diskussion hatten Orana Sestore und er sich gestritten, aber das besagte wenig.
»Ich verstehe deine Haltung ebenfalls nicht«, ereiferte sich Roi Danton. »Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Ereignisse auf Asporc dich dazu bringen würden, erneut zu kandidieren.«
Rhodan warf Atlan einen fragenden Blick zu, als erwartete er ein Eingreifen des Arkoniden. Doch der Lordadmiral zuckte nur mit den Schultern. Er hatte sich schon während der Anwesenheit Orana Sestores zurückgehalten und in dieses Wortgefecht zwischen Vater und Sohn griff er ebenfalls nicht ein.
Auch Roi war die ungewohnte Schweigsamkeit des Arkoniden aufgefallen.
»Was hältst du davon?«, wandte er sich an Atlan.
»Wenn Perry auf der Erde von einer eventuellen Gefahr aus dem Gebiet von Asporc berichtet, werden ihm seine politischen Gegner einen Trick unterstellen«, befürchtete Atlan. »Man wird Perry vorwerfen, dass er eine Krise heraufbeschwören will, um Großadministrator zu bleiben. Andererseits hat er keine andere Wahl, als die Menschheit darüber zu informieren, was in diesem fremden Sonnensystem geschehen ist, denn wir müssen auf alle Zwischenfälle vorbereitet sein.«
»Niemand wird die Zusammenhänge erkennen«, prophezeite der ehemalige Freifahrer.
»Sicher nicht.« Der Arkonide nickte zustimmend. »In dieser Hinsicht sind wir, die wir alles erlebt haben, auch noch kein Stück weitergekommen.«
Trotz seines Ärgers erkannte Danton die Kompliziertheit der Lage. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass er das Verhalten seines Vaters für falsch ansah.