Perry Rhodan 598: Die Para-Bank - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 598: Die Para-Bank E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Zwischenfall in Tolots Sternenballung - ein Haluter sucht den Kampf Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende Juli des Jahres 3444 - das heißt, es ist nur noch eine ganz kurze Frist bis zum Termin der Neuwahlen zum Amt des Großadministrators. Doch Perry Rhodan hat noch immer keine Zeit, sich persönlich um seine Wiederwahl zu kümmern. Dem Großadministrator geht es vor allem darum die schrecklichen Folgen der Asporc-Katastrophe, für die die Menschheit indirekt verantwortlich ist, zu beseitigen und die acht Second-Genesis-Mutanten, seine alten Mitstreiter beim Aufbau des Solaren Imperiums, am Leben zu erhalten und zudem eine Invasion des Solsystems zu verhindern. Deswegen hält Perry Rhodan sich mit der MARC POLO, seinem Flaggschiff, in der Nähe des galaktischen Zentrums auf und kämpft gegen die Gefahr, die von den Paramags ausgeht. Dann, als WABE I, die Absprungbasis der Invasoren, der endgültigen Vernichtung entgegengeht und Unterstützung für ihn eintrifft, kann Perry Rhodan an die Rückkehr denken. Er setzt sich ab unter Mitnahme eines Himmelskörpers. Dieser Himmelskörper soll den Altmutanten als neue und sichere Heimat dienen - und als PARA-BANK ...

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Nr. 598

Die Para-Bank

Zwischenfall in Tolots Sternenballung – ein Haluter sucht den Kampf

von WILLIAM VOLTZ

Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende Juli des Jahres 3444 – das heißt, es ist nur noch eine ganz kurze Frist bis zum Termin der Neuwahlen zum Amt des Großadministrators.

Doch Perry Rhodan hat noch immer keine Zeit, sich persönlich um seine Wiederwahl zu kümmern. Dem Großadministrator geht es vor allem darum die schrecklichen Folgen der Asporc-Katastrophe, für die die Menschheit indirekt verantwortlich ist, zu beseitigen und die acht Second-Genesis-Mutanten, seine alten Mitstreiter beim Aufbau des Solaren Imperiums, am Leben zu erhalten und zudem eine Invasion des Solsystems zu verhindern. Deswegen hält Perry Rhodan sich mit der MARC POLO, seinem Flaggschiff, in der Nähe des galaktischen Zentrums auf und kämpft gegen die Gefahr, die von den Paramags ausgeht.

Dann, als WABE I, die Absprungbasis der Invasoren, der endgültigen Vernichtung entgegengeht und Unterstützung für ihn eintrifft, kann Perry Rhodan an die Rückkehr denken. Er setzt sich ab unter Mitnahme eines Himmelskörpers.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator begleitet WABE 1000 zum neuen Standort.

Tondor Kerlak – Ein Haluter sucht den Kampf.

Icho Tolot – Der Freund der Terraner begegnet einem Artgenossen.

Cono Matunari – Ein Kommandant verliert sein Schiff.

Krym Matoscho – Kommandant der CDIN-3.

Betty Toufry

1.

Die vom Hauptquartier der Solaren Flotte herausgegebenen Empfehlungen waren für die Raumfahrer aufgrund ihrer Erfahrungen schnell zu ungeschriebenen Gesetzen geworden.

Eines davon hieß: Die Gefährlichkeit eines unbekannten Raumschiffs darf nicht nach seiner Größe eingeschätzt werden.

Als Alaska Saedelaere das fremde Raumschiff auf dem Bildschirm der Raumbeobachtung entdeckte, wartete er deshalb nicht, bis eine entsprechende Meldung aus der Ortungszentrale der MARCO POLO kam: Er wusste genau, wie sehr die Instrumente unter den verheerenden Gravitationsstürmen gelitten hatten und wie nervös und unsicher die Besatzung der Ortungszentrale geworden war.

Ein Dahingleiten seiner Handflächen über die Tastatur des Pneumosessels genügte, um Alaska mit dem Sitz bis dicht an die Kontrollen heranzubringen. Dann gab er Kontaktalarm und manipulierte gleichzeitig an der Einstellung des Bildschirms, um eine Ausschnittvergrößerung herzustellen.

Zufällige Begegnungen zwischen Raumschiffen waren selten, nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit hätten sie im Sternengewimmel des galaktischen Zentrums nicht stattfinden dürfen.

Aber da war das Schiff!

Alaskas erster Gedanke war, dass sein Auftauchen kein Zufall sein konnte.

»Ich sehe es!«, sagte Perry Rhodan ruhig. Alaska drehte den Kopf und sah den Großadministrator hinter dem Sessel des Emotionauten Mentro Kosum stehen, der jetzt die SERT-Haube aufsetzte, um für blitzschnelle Manöver gerüstet zu sein.

Erst jetzt spürte Alaska ein schwaches Kribbeln des Cappinfragments in seinem Gesicht und eine Unruhe, die schnell in Furcht umschlagen konnte.

Die äußeren Gegebenheiten ließen das Zusammentreffen beinahe unheimlich erscheinen, denn woher das kleine fremde Schiff auch kam – es musste die Gravitationsstürme hinter sich gebracht haben. Das ließ es, zumindest was seine technische Einrichtung betraf, den terranischen Einheiten ebenbürtig erscheinen.

Der seltsame Verband, bestehend aus der MARCO POLO, der MOSTONOW und dem Flottentender DINO-386 mit der WABE 1000 auf der Landefläche hatte sich fünftausend Lichtjahre vom Paramag-Alpha-System entfernt und eine Doppelsonne erreicht, die die Bezeichnung »Punkt Para« erhalten hatte.

Das eigentliche Ziel war nur Rhodan und wenigen Vertrauten bekannt, aber wo immer es lag: Seit dem Auftauchen des fremden Schiffes war seine Erreichung in Frage gestellt.

Rhodan wirkte völlig entspannt, aber Alaska ließ sich davon nicht täuschen. »Ein halutisches Schiff, nicht wahr, Mentro?«, sagte Rhodan leise.

»Es sieht so aus«, gab Kosum zurück. »Einige Aufbauten erscheinen jedoch ungewöhnlich.«

Rhodan nickte.

»Holt Tolot.«

Saedelaere schätzte, dass das etwa einhundert Meter durchmessende Fremdschiff eine Million Kilometer von der MARCO POLO entfernt war und seine Geschwindigkeit der des Verbandes angepasst hatte. Das deutete zumindest auf ein Interesse der unbekannten Besatzung an dem terranischen Verband hin. Alaska weigerte sich, an Schwierigkeiten zu denken. Sie mussten schnellstens ihr Ziel erreichen und zur Erde zurückkehren, damit Rhodan sich an der Wahl beteiligen konnte.

Als Alaska sich umdrehte, sah er Tolot hereinkommen. Der Haluter füllte mit seiner mächtigen Gestalt den Eingang fast aus. Tolot trug seinen roten Kampfanzug, eine Tatsache, die Saedelaere alarmierte, obwohl er ihr unter anderen Umständen wahrscheinlich keine allzu große Bedeutung beigemessen hätte.

Tolot trat an die Kontrollen.

Inzwischen war es den Technikern in der Ortungszentrale gelungen, eine Vergrößerung auf die Schirme zu projizieren. Das Bild wackelte ein bisschen, aber das musste man in Kauf nehmen.

Tolot starrte das Bild an. Er ließ sich viel Zeit, so dass die Männer an den Kontrollen allmählich unruhig wurden.

»Es könnte ein halutisches Schiff sein«, sagte Tolot schließlich. »Größe, Farbe und Form sprechen dafür. Mich irritieren jedoch ein paar Dinge, die nicht zu einem halutischen Schiff passen.«

»Es begleitet uns im gleichbleibenden Abstand«, stellte Oberst Korom-Khan fest. »Was, schlagen Sie vor, sollen wir tun?«

Tolot schien überrascht zu sein, dass man ihn mit einer solchen Frage konfrontierte. Er bewegte seine Arme und vermittelte auf diese Weise den Eindruck von Nervosität und Unentschlossenheit.

Irgendwie, dachte Alaska, war dies ein weiteres Alarmsignal.

»Wenn es ein halutisches Schiff ist, droht uns bestimmt keine Gefahr«, sagte Tolot.

Das war lediglich eine Feststellung, beim besten Willen konnte man in ihr keine Empfehlung sehen.

Rhodan erklärte: »Wir müssen herausfinden, wer uns da beobachtet. Solange wir das nicht wissen, können wir den Flug nicht fortsetzen. WILD MAN in der Tolot-Ballung soll der geheime Stützpunkt von WABE 1000 werden, deshalb können wir nicht riskieren, Fremde dorthin zu führen.«

Zum ersten Mal hörte Saedelaere den Namen ihres Zieles.

WILD MAN in der Tolot-Ballung.

Doch was bedeutete schon ein Name? Welche Vermutungen Alaska jetzt auch anstellte, sie konnten sich letzten Endes alle als falsch erweisen.

»Setzen Sie einen Funkspruch ab und fordern Sie die Besatzung des unbekannten Schiffes zur Identifikation auf!«, befahl Rhodan den Raumfahrern in der Funkzentrale. »Außerdem möchte ich ein Gespräch mit Gucky und Fellmer Lloyd führen.«

Wenige Augenblicke später wurden die Gesichter Guckys und Lloyds auf einem Bildschirm sichtbar. Fast alle Mutanten waren während des Fluges an Bord des Tenders DINO-386 übergewechselt.

»Habt ihr das Fremdraumschiff in der Peilung?«, erkundigte sich Rhodan.

»Ja«, sagte Lloyd ruhig.

»Telepathische Impulse?«

»Nichts«, sagte Gucky. »Wir haben uns sofort auf das Schiff konzentriert, aber es ist nichts zu erkennen. Vielleicht ist es robotgesteuert.«

»Ich glaube viel eher, dass die Besatzung sich abschirmen kann«, fügte Lloyd hinzu.

»Ras und ich könnten 'rüberspringen und nachsehen«, schlug der Ilt vor.

»Dazu besteht keine Veranlassung«, lehnte Perry Rhodan ab. »Wir wollen vorsichtig sein und abwarten, wie die Unbekannten auf unseren Funkspruch reagieren.«

Doch zehn Minuten verstrichen, ohne dass eine Antwort erfolgte. Da das Fremdraumschiff keine gefährlich wirkenden Manöver ausführte, schien kein Grund zur Beunruhigung zu bestehen. Trotzdem fühlte Alaska Saedelaere in zunehmendem Maße eine Spannung, die er immer dann in sich feststellte, wenn Gefahr drohte.

»Wir verlieren Zeit!«, stellte Roi Danton fest. Er ließ keine Gelegenheit vergehen, seinen Vater auf die politischen Notwendigkeiten hinzuweisen. »Vielleicht sollten wir das Schiff ignorieren. Es ist immerhin möglich, dass es wieder verschwindet, wenn wir unseren Flug fortsetzen.«

»Ich habe eine andere Idee«, sagte Waringer, der inzwischen in die Zentrale gekommen war. »Wenn dies ein halutisches Schiff ist, muss die Besatzung nicht unbedingt Interkosmo sprechen. Daher schlage ich vor, dass Tolot einen Funkspruch in halutischer Sprache an dieses Schiff durchgibt.«

»Würden Sie das tun?«, wandte Rhodan sich an den Haluter.

Der Koloss zögerte. Das Verhalten des Haluters gab Saedelaere Anlass zu der Vermutung, dass Tolot mehr über dieses mysteriöse Schiff wusste, als er zuzugeben bereit war.

Aber weshalb schwieg er?

Es war unsinnig, an Tolots Loyalität zu zweifeln. Oft genug hatte er bewiesen, dass er auf der Seite der Terraner stand. Schließlich konnte es andere Gründe für das Verhalten Tolots geben.

»Fragen Sie den Kommandanten des fremden Schiffes, warum er uns beobachten lässt«, forderte Rhodan die Haluter auf.

Widerstrebend begab Tolot sich an die Funkanlage. Er setzte einen Funkspruch ab. Saedelaere bedauerte, dass er den Inhalt nicht verstehen konnte. Es dauerte nur Sekunden, bis eine Antwort eintraf.

Tolot drehte sich um.

»Es ist ein Haluter«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Er befindet sich in der Zeit der Drangwäsche. Er hat sich das Gebiet der Tolot-Ballung für seine Operationen ausgesucht. Durch die Gravitationsstürme ist er vom Kurs abgekommen und hat uns entdeckt.«

»Wie kam er ausgerechnet in die Tolot-Ballung?«, fragte Korom-Khan erstaunt.

»Dort gibt es ein paar verlassene halutische Stützpunkte.« Tolots Erklärung wirkte lahm. »Wir brauchen uns wegen Tondor Kerlak keine Sorgen zu machen. Er wird uns nicht behelligen.«

»Während der Zeit der Drangwäsche sind Haluter unberechenbar«, erinnerte sich Waringer. »Können Sie sicher sein, dass er keine Schwierigkeiten machen wird?«

»Ja«, sagte Tolot lakonisch.

Rhodan und Danton tauschten einen Blick, der Saedelaere nicht entging.

»Ich möchte mit diesem Tondor Kerlak sprechen«, forderte Rhodan. »Laden Sie ihn ein, an Bord der MARCO POLO zu kommen.«

Tolot hob einen Arm.

»Das halte ich für unnötig.«

»Laden Sie ihn ein!«, forderte Rhodan noch einmal.

Saedelaere konnte spüren, dass es zwischen Tolot und den übrigen Besatzungsmitgliedern in der Zentrale zu Gegensätzen gekommen war, die Spannung erzeugten. Der Maskenträger fragte sich, warum Tolot dem Sicherheitsbedürfnis der Terraner keine Rechnung tragen sollte.

Inzwischen hatte Tolot sich wieder über Funk mit Tondor Kerlak in Verbindung gesetzt.

»Er nimmt die Einladung an!« Saedelaere glaubte Betroffenheit aus der Stimme des Haluters herauszuhören. »Er wird sich jetzt ausschleusen und an Bord kommen.«

Obwohl jeder an Bord der MARCO POLO wusste, dass Haluter aufgrund ihres Metabolismus auch ohne Beiboot und Schutzanzug im Weltraum überleben konnten, war es für Saedelaere doch eine Überraschung, als er eine einsame Gestalt in der Nähe des halutischen Schiffes im Weltraum auftauchen sah. Mit Hilfe einer Rückstoßpistole erreichte Tondor Kerlak schnell eine Geschwindigkeit, die es ihm erlaubte, die Entfernung zwischen seinem Schiff und der MARCO POLO in dreißig Minuten zurückzulegen.

An Bord des Flaggschiffs wurden keine besonderen Vorbereitungen getroffen. Gucky kam mit einem Teleportersprung vom Tender zurück.

Tolot versicherte, dass keine Gewaltanwendung zu befürchten war.

Saedelaere fühlte sich von einer eigenartigen Spannung befallen. Allein die Art, wie das schwarze Schiff aufgetaucht war, machte ihn misstrauisch. Kerlak musste schwerste Gravitationsstürme überstanden haben, aber nichts deutete auf Beschädigungen an seinem Schiff hin.

Icho Tolot hatte viel zu wenig Kontakt mit seiner Heimatwelt und seinem Volk, um über alles unterrichtet zu sein, was sich während seiner Abwesenheit zugetragen hatte. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, war Tondor Kerlak ein völlig Fremder.

»Tolot übernimmt die Begrüßung!«, entschied Rhodan. »Wir wollen nur sicher sein, dass Kerlak uns nicht in die Tolot-Ballung folgen wird.«

Saedelaere war jetzt sicher, dass Rhodan und Waringer nach einigen Beratungen mit Icho Tolot beschlossen hatten, WABE 1000 mit den Altmutanten an Bord in einem ehemaligen Einflussgebiet der Haluter zu stationieren. Durch das Auftauchen eines einzigen Haluters wurde dieser Plan gefährdet, denn Rhodan konnte sich nicht erlauben, die geplante Para-Bank an einer anderen als an einer völlig geheimen Stelle einzurichten.

Die Idee der Para-Bank konnte nur in einem so genialen Gehirn wie Waringers geboren werden. Der Wissenschaftler wollte die Bewusstseinsinhalte der Altmutanten in Zukunft als mächtige Waffe für die Menschheit einsetzen. WABE 1000 mit ihren PEW-Metalladern würde den Bewusstseinsinhalten der Mutanten als ständiger Lebensraum dienen. Im Bedarfsfall würden USO-Agenten und Spezialisten der SolAb die benötigten Bewusstseinsinhalte von der Para-Bank abberufen und auf diese Weise die Fähigkeiten der übernommenen Mutanten erlangen. Waringer musste nur noch einen Weg finden, die zeitlich begrenzte Übernahme risikolos für Bewusstseinsinhalte und Träger zu machen. Um auf jeden Fall zu verhindern, dass Unbefugte in den Besitz von Bewusstseinsinhalten kamen, wollte Perry Rhodan WABE 1000 an einen geheimen Ort bringen.

Saedelaere wurde in seinen Überlegungen unterbrochen, denn Tondor Kerlak hatte inzwischen den Verband erreicht und schwebte in eine offene Schleuse der MARCO POLO hinein. Rhodan und Tolot hatten die Zentrale verlassen, um den Besucher bereits bei der Schleusenkammer zu empfangen. Saedelaere wusste, dass ein Dutzend Kampfroboter, drei Schirmfeldprojektoren und alle an Bord gebliebenen Mutanten ebenfalls bereitstanden, um bei einem Zwischenfall sofort eingreifen zu können. Diese Kampfkraft eines Haluters war genügend bekannt, ein einziges Wesen dieses Volkes konnte die MARCO POLO vernichten.

Auf einem Bildschirm des Interkoms konnten die in der Zentrale Wartenden beobachten, was im Hangar geschah. Sie sahen Rhodan und Tolot nebeneinander vor der Schleusenkammer stehen. Beide trugen keine Waffen. Rhodan hatte sogar auf einen IV-Schirm verzichtet.

Die innere Schleusenwand glitt auf.

Saedelaere sah, dass Rhodan einen Schritt vortrat. Tolot machte eine Bewegung, als wollte er dem Terraner folgen, verharrte aber dann wie angewurzelt an seinem Platz. Die Kleinigkeiten alarmierten Alaska und ließen ihn wie gebannt auf den Bildschirm blicken. Atlan, Danton und Korom-Khan würden im Ernstfall die Abwehrmaßnahmen einleiten. Auch diese drei Männer, das konnte der Transmittergeschädigte mit einem schnellen Seitenblick feststellen, beobachteten gespannt die Vorgänge im Hangar.

Tondor Kerlak trat aus der Schleusenkammer.

Bis auf eine polierte Metallkappe über einem seiner Augen war der Haluter nackt. Seine Haut war tiefschwarz, wies aber ein paar dunkelbraune Flecke auf. Er war nicht ganz so groß wie Tolot, aber wesentlich massiver gebaut. Sein Körper wies zahlreiche Risse und Vertiefungen auf, von denen Alaska annahm, dass es sich um Wunden handelte, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie ein Haluter sich solche Verletzungen zuziehen konnte. Die Rachenpartie des Ankömmlings wirkte wesentlich furchterregender als die Tolots.

Saedelaere sah auf den ersten Blick, dass Tondor Kerlak ein furchtloser Kämpfer und rücksichtsloser Eroberer war. Diesen Eindruck vermittelte nicht allein das Aussehen des Besuchers, sondern auch die Art, wie er sich bewegte. Tondor Kerlak wirkte angespannt wie eine Stahlfeder, er war von einer Aura der Kampfbereitschaft und Angriffslust übergeben.

»Seht euch diesen Bolzen an!«, stieß Atlan impulsiv hervor. Er ahnte nicht, dass er damit einen Namen für Kerlak geprägt hatte, den dieser für die Zeit seines Zusammenseins mit den Terranern behalten sollte.

Kerlak sah sich um, er schien förmlich einen Grund für eine handfeste Auseinandersetzung herbeizusehnen, aber die Roboter waren so gut versteckt, dass er sie nicht entdecken konnte.

Saedelaere wünschte, diese unerträgliche Spannung würde sich lösen, bevor es im Hangar zu einer Explosion kommen konnte.

»Ein Kind des Friedens ist das nicht!«, stellte Danton fest. »Viel eher glaube ich, dass wir uns einen reißenden Wolf an Bord geholt haben.«

Atlan unterdrückte ein Grinsen.

»Ich bin gespannt, wie Perry sich diesmal aus der Affäre ziehen wird.«

»Willkommen an Bord!«, klang Rhodans Stimme aus dem Interkomlautsprecher.

Tolot übersetzte.

Kerlak streckte sich. Unwillkürlich wartete Saedelaere darauf, dass der mächtige Körper des Haluters vor innerer Kraft platzen würde. Kerlak war Kraft und Kampf zugleich, in dieser Haltung erinnerte er eher an einen Kriegsgott als an ein reales Wesen.

»Ich spreche Interkosmo!«, donnerte Kerlaks Stimme durch den Hangar. »Bevor ich rede, sehe ich mich um.«

Er schien sich nicht dafür zu interessieren, ob seine verwirrten Gastgeber mit seiner Handlungsweise einverstanden waren, sondern stampfte rücksichtslos voran. Rhodan musste ihm ausweichen. Tolot hob warnend die Hand.

»Sollen wir die Roboter 'rausschicken?«, fragte Danton.

Atlan strich sich über das Kinn.

»Nein«, sagte er gedehnt. »Ich hoffe, dass sie so mit ihm fertig werden.«

Kerlak durchquerte den Hangar und schien dabei unsichtbare Wände einzureißen. Er fuhr immer wieder ruckartig hin und her, blickte in Nischen, riss Türen auf und blickte über Brüstungen. Die Kontrolle der gesamten Umgebung nahm etwa drei Minuten in Anspruch. Während dieser Zeit schien Kerlak die Anwesenheit Rhodans und Tolots vergessen zu haben.

Saedelaere wunderte sich, dass Rhodan so gelassen blieb. Immerhin bestand die Gefahr, dass Tondor Kerlak die Roboter fand.

Abrupt, wie er die Durchsuchung des Hangars begonnen hatte, brach Kerlak sie auch wieder ab.

Er blieb vor Rhodan stehen.

»Gut!«, schnaubte er. »Jetzt reden wir.«

Seine Art zu reden, passte zu seinem Aussehen und seinem Verhalten so gut, dass es Saedelaere erstaunt hätte, wenn Kerlak weniger laut und unfreundlich gesprochen hätte.