Perry Rhodan 601: Die falschen Mutanten - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 601: Die falschen Mutanten E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Sie kämpfen um ihr Leben - auf der Erde und im All Perry Rhodan gelang etwas, das niemand mehr für möglich gehalten hatte! Der Großadministrator kehrte in buchstäblich letzter Sekunde nach Terra zurück und wurde am 1. August 3444 durch das Votum der wahlberechtigten Bürger des Solaren Imperiums erneut mit beeindruckender Mehrheit in seinem Amt bestätigt. Seit diesem denkwürdigen Tag, der den Abschluss der turbulenten Geschehnisse mit den Altmutanten, den Asporcos und den Paramagnetiseuren bildete, sind inzwischen etwas mehr als zwölf Jahre vergangen. Man schreibt auf Terra Ende August des Jahres 3456. Zwei weitere Wahlen haben stattgefunden, und Perry Rhodan ist nach wie vor Großadministrator. Seine alte und vertraute Mannschaft - die unsterblichen Aktivatorträger eingeschlossen - steht ihm treu zur Seite. Im Solaren Imperium gibt es weder politische noch militärische Schwierigkeiten. Handel und Industrie, Wissenschaft und Technik blühen, Fortschritte auf vielen Gebieten bahnen sich an. Und im Zuge eines dem raumfahrttechnischen Fortschritt dienenden Experiments hat Perry Rhodan die "unsichtbare Grenze" überschritten. Mit der MARCO POLO und 8500 seiner Gefährten gelangte der Großadministrator überraschend in ein Paralleluniversum und auf eine parallele Erde, die wie das Privatgefängnis eines brutalen und machtgierigen Diktators wirkt oder gar wie die Inkarnation des Bösen schlechthin. Die MARCO POLO konnte der Albtraumwelt Terra II entfliehen. Nur ein Mutant blieb zurück, während sein negatives Ebenbild auf Perry Rhodans Flaggschiff gelangte. An ihren gegenwärtigen Aufenthaltsorten sind beide DIE FALSCHEN MUTANTEN ...

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Nr. 601

Die falschen Mutanten

Sie kämpfen um ihr Leben – auf der Erde und im All

von WILLIAM VOLTZ

Perry Rhodan gelang etwas, das niemand mehr für möglich gehalten hatte! Der Großadministrator kehrte in buchstäblich letzter Sekunde nach Terra zurück und wurde am 1. August 3444 durch das Votum der wahlberechtigten Bürger des Solaren Imperiums erneut mit beeindruckender Mehrheit in seinem Amt bestätigt.

Seit diesem denkwürdigen Tag, der den Abschluss der turbulenten Geschehnisse mit den Altmutanten, den Asporcos und den Paramagnetiseuren bildete, sind inzwischen etwas mehr als zwölf Jahre vergangen. Man schreibt auf Terra Ende August des Jahres 3456.

Zwei weitere Wahlen haben stattgefunden, und Perry Rhodan ist nach wie vor Großadministrator. Seine alte und vertraute Mannschaft – die unsterblichen Aktivatorträger eingeschlossen – steht ihm treu zur Seite.

Im Solaren Imperium gibt es weder politische noch militärische Schwierigkeiten. Handel und Industrie, Wissenschaft und Technik blühen, Fortschritte auf vielen Gebieten bahnen sich an.

Und im Zuge eines dem raumfahrttechnischen Fortschritt dienenden Experiments hat Perry Rhodan die »unsichtbare Grenze« überschritten. Mit der MARCO POLO und 8500 seiner Gefährten gelangte der Großadministrator überraschend in ein Paralleluniversum und auf eine parallele Erde, die wie das Privatgefängnis eines brutalen und machtgierigen Diktators wirkt oder gar wie die Inkarnation des Bösen schlechthin.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator sucht Verbündete im Paralleluniversum.

Perry Rhodan II – Der Großadministrator macht Jagd auf sein Gegenstück.

Ras Tschubai – Der Teleporter kämpft um sein Leben.

Ras Tschubai II – Der Teleporter plant den Mord.

Gucky II – Eine Bestie in Mausbibergestalt.

Bount Terhera II

DIE STUNDE DRÄNGT, GUT UND BÖSE KLOPFEN AN UNSERE TÜR; WIR MÜSSEN UNS ENTSCHEIDEN.

Norbert Wiener

1.

Zwei Linien laufen parallel durch die Unendlichkeit.

Auf jeder dieser Linien bewegt sich ein Mann.

Jeder dieser Männer heißt Ras Tschubai.

Jeder dieser Männer sieht wie Ras Tschubai aus.

Jeder dieser Männer ist Ras Tschubai.

Das ist ihr Problem.

*

Ein nasser Lappen klatschte in sein Gesicht, aber der Schock, der Ras Tschubai zusammenzucken ließ, wurde nicht von der Berührung ausgelöst, sondern von einem bösartigen Gelächter, das ihr vorausging. Obwohl er gerade erst aus tiefer Bewusstlosigkeit erwacht war, erkannte Tschubai das Wesen, das da lachte, sofort.

Es war Gucky.

Tschubai schlug die Augen auf. Er lag auf einem flachen, aber breiten Bett inmitten eines hell beleuchteten Raumes, von dessen Decke ein paar verschlungene Kabel herabhingen.

Neben dem Bett standen Fellmer Lloyd, Balton Wyt, Irmina Kotschistowa und Gucky.

»Hallo!«, sagte Ras matt.

Er schloss die Augen wieder, um sich zu konzentrieren. Er befand sich nicht an Bord der MARCO POLO. Seine Gedanken eilten in die Vergangenheit zurück. Er erinnerte sich, dass es zu einem Feuergefecht zwischen Besatzungsmitgliedern der MARCO POLO und ihren Ebenbildern gekommen war. Im Verlauf des Kampfes war Tschubai von einem Paralysatorschuss seiner eigenen Freunde versehentlich getroffen worden.

Was war inzwischen geschehen?

»Du hast jetzt genug geschlafen!«, klang Guckys Stimme auf.

Tschubai war sensibel genug, um die unterschwellige Angriffslust in der Stimme des Ilts herauszuhören. Er begriff sofort, dass er nicht den liebenswerten Gucky vor sich hatte, den er seit Jahrhunderten kannte. Das Wesen neben seinem Bett war Gucky II.

Daraus konnte er schließen, dass die drei anderen Mutanten ebenfalls zur Parallelwelt gehörten.

Tschubai lag mit klopfendem Herzen da. Er war von Fremden umgeben.

Eine Frage drängte sich immer heftiger in sein Bewusstsein: Wo war Ras Tschubai II?

Er öffnete die Augen und starrte in die Gesichter der vier Wesen, die ihn beobachteten. Wussten sie, dass er nicht der Ras Tschubai war, den sie kannten?

Tschubai hoffte, dass dies nicht der Fall war, sonst würde er nicht mehr lange leben. Er musste ihnen glaubhaft machen, dass er der Mann war, den sie für Ras Tschubai hielten. Ras Tschubai II war ebenso bösartig wie alle Menschen auf der Parallelerde. Das bedeutete, dass Ras Tschubai I versuchen musste, für einen bestimmten Zeitraum Ras Tschubai II zu sein.

Das konnte natürlich nur so lange funktionieren, bis der echte Ras Tschubai II wieder auftauchte.

Unwillkürlich hielt Ras den Atem an. Er befand sich in einer ungewöhnlichen und gefährlichen Lage.

»Hast du die Sprache verloren?«, erkundigte sich Gucky.

Tschubai griff sich an die Stirn.

»Nein«, antwortete er zögernd. »Ich habe Kopfschmerzen.«

Lloyd trat dichter an das Bett heran.

»Großadministrator Rhodan will Sie sehen. Er ist sehr enttäuscht, dass Sie Ihr Ziel nicht erreicht haben.«

Mein Ziel?, überlegte der Teleporter. Was hatte Rhodan II Tschubai II befohlen? Ras wusste, dass er es herausfinden musste, bevor er vor den Parallel-Rhodan trat.

»Ich ... ich kann mich nur schwer erinnern«, sagte er schwerfällig. Er durfte jetzt keinen Fehler machen, wenn seine wahre Identität nicht frühzeitig erkannt werden sollte. »Was ist eigentlich passiert, nachdem ich bewusstlos wurde?«

»Niemand weiß genau, wann du bewusstlos wurdest«, sagte Gucky. Er ging breitbeinig vor dem Bett auf und ab. Der Mausbiber der Parallelwelt wirkte nicht liebenswürdig, sondern arrogant und boshaft. »Wir nehmen an, dass du in ein Energie- oder Psi-Feld geraten bist, das die anderen zum Schutz ihrer MARCO POLO errichtet hatten. Du wurdest zurückgeschleudert.«

Tschubai I wusste jetzt, dass der andere Tschubai von Rhodan II den Befehl erhalten hatte, an Bord der MARCO POLO Sabotageakte zu verüben.

Er lag wie erstarrt auf dem Bett.

Die Erkenntnis, was geschehen war, lähmte ihn. In diesem Augenblick hätte er sich fast verraten.

Tschubai II hatte seinen Befehl ausgeführt. Er musste sich an Bord der MARCO POLO I befinden. Da Tschubai I auf der Erde zurückgeblieben war, konnte Tschubai II das tun, was auch Tschubai I vorhatte: Die Rolle des Doppelgängers übernehmen.

Ras konnte ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. Auf der MARCO POLO befand sich jetzt ein Mann mit seinem Aussehen und seinen Fähigkeiten, der entschlossen war, Perry Rhodan zu töten und die MARCO POLO zu vernichten.

»Wenn du Schmerzen hast, holen wir einen Arzt«, sagte Gucky. »Aber ich rate dir, zunächst einmal mit Rhodan zu sprechen. Er ist sehr zornig über die gelungene Flucht der anderen MARCO POLO, zumal unser eigenes Flaggschiff während des Kampfes einen Treffer erhielt und jetzt repariert werden muss.«

Immerhin, dachte Tschubai erleichtert, war seinen Freunden die Flucht gelungen.

Aber wohin sollten sie sich wenden? Sie befanden sich in einem Paralleluniversum. Man würde überall Jagd auf sie machen.

»Ich brauche keinen Arzt!«, sagte der Teleporter schroff. Es fiel ihm nicht schwer, den Wütenden zu spielen.

»So gefallen Sie uns schon besser!«, grinste Lloyd. Er spuckte auf den Boden und stützte beide Arme in die Hüften. Um seine Lippen lag ein grausamer Zug.

Ein Sadist!, dachte Tschubai bestürzt.

Er schwang die Beine vom Bett. Die anderen setzten wahrscheinlich voraus, dass er genau wusste, wo er sich befand. Er hatte diesen Raum jedoch noch nie gesehen, obwohl es ihn auch in seinem Universum geben musste. Wahrscheinlich brauchte er nur auf den Korridor zu gehen, um sich orientieren zu können. Er vermutete, dass er sich in Imperium-Alpha befand.

Als er sich aufrichtete, stieg ihm das Blut in den Kopf. Unwillkürlich suchten seine Hände nach einem Halt.

»Ziemlich wacklig auf den Beinen, was?«, fragte Irmina Kotschistowa spöttisch.

Sie sah ihn erwartungsvoll an. Sie hätte sicher ihren Spaß daran gehabt, wenn er jetzt hingestürzt wäre.

Was für eine Welt!, dachte Tschubai verzweifelt.

»Ich soll dich zu Rhodan bringen!«, verkündete Gucky. »Wenn du schlau bist, trinkst du vorher noch einen Schnaps. Du wirst es brauchen können.«

Tschubai stieß einen derben Fluch aus, aber die anderen nahmen keinen Anstoß daran.

»Komm jetzt!«, sagte Gucky ungeduldig.

Sie verließen den Raum. Draußen auf dem Korridor fand Tschubai seine Vermutung bestätigt, dass sie sich in Imperium-Alpha befanden. An den Leuchtzeichen an Wänden und Decken erkannte Ras, dass er sich in einer kleineren Krankenstation im Westflügel aufgehalten hatte.

Ein Magnetwagen kam ihnen entgegen. Der junge Mann, der ihn steuerte, erkannte Gucky II und Ras zu spät und musste heftig bremsen.

»Du Idiot!«, schrie der Ilt. Er setzte seine telekinetischen Fähigkeiten ein und ließ den Unglücklichen unter die Decke schweben. Dort entließ er ihn aus dem Psi-Feld. Der Fahrer stürzte mit einem Aufschrei in die Tiefe und prallte auf den Boden, wo er wimmernd liegen blieb.

Tschubai ballte die Hände zu Fäusten.

»Großartig!«, sagte er mit rauer Stimme zu Gucky. »Du hast ihm gegeben, was er für seine Dummheit verdient hat.«

Der Fahrer versuchte aufzustehen, aber er hatte sich ein Bein gebrochen.

Gucky kicherte und setzte den Magnetwagen mit einem telekinetischen Impuls in Bewegung. Der Wagen rollte auf den jungen Mann mit dem gebrochenen Bein zu. Die Augen des Fahrers waren weit aufgerissen. Verzweifelt versuchte er sich aus der Reichweite des Wagens zu schleppen.

Tschubai stand wie gelähmt dabei. Er konnte nicht glauben, was er da sah.

»Das ist langweilig!«, sagte er gepresst. »Außerdem kann ich diese feigen Kerle nicht mehr sehen.«

»Du hast recht!«, stimmte Gucky zu. Er wandte sich noch einmal an den Mann, der jetzt schwer atmend vor dem Wagen lag. »Die Krankenstation ist gerade gegenüber, du hast es also nicht weit.«

Das halte ich nicht aus!, dachte Tschubai. Er wusste jedoch, dass er durchstehen musste. Jede falsche Reaktion würde einem Selbstmord gleichkommen. Diese Bestie, die wie Gucky aussah, würde sofort misstrauisch werden.

Tschubai hatte den Wunsch, laut zu schreien und um sich zu schlagen. Er wollte hinausbrüllen, was er von den Menschen der Parallelwelt hielt. Irgendwo auf der Erde musste es doch Terraner geben, die diese Bezeichnung auch verdienten.

»Träumst du?«, herrschte Gucky ihn an.

Sie gingen weiter. Wie Ras vermutet hatte, begaben sie sich zum nächsten Transmitteranschluss.

»Wir hätten auch teleportieren können«, erklärte der Ilt verdrossen, »aber du weißt ja, was er davon hält.«

»Hm!«, machte Tschubai.

»Du gefällst mir nicht! Bist völlig verändert, Schwarzer!«

Tschubai war alarmiert.

»Mir dröhnte immer noch der Schädel.« Es kam ihm vor, als würde seine Erklärung ziemlich lahm klingen. Wenn er in kurzer Zeit vor Perry Rhodan II stand, durfte ihm kein Fehler unterlaufen.

Gucky justierte den Transmitter, dann traten sie gemeinsam durch den dunklen Torbogen. Sie kamen in einem hallenähnlichen Vorbau zum Bürotrakt heraus. Die Einrichtung unterschied sich seltsamerweise von der der anderen Erde. Überall hingen dreidimensionale Fotografien, die Rhodan II in großartigen Posen zeigten. Ein Bild bestürzte Tschubai besonders; es zeigte Rhodan mit der Waffe in der Hand neben ein paar erschossenen Blues. Im Hintergrund brannte eine Stadt.

Wie mochte es um die Psyche eines Mannes bestellt sein, der sich in einer solchen Situation fotografieren ließ?, überlegte Tschubai.

Am Eingang zum Bürotrakt standen mehrere bewaffnete Wächter. Gucky und Ras mussten ihre ID-Karten zeigen, dann erst durften sie passieren. Im Korridor, den sie nun betraten, waren Akonen, Springer und Antis damit beschäftigt, den Fußboden mit kleinen Lappen zu polieren. Für Gucky war dieser Anblick offenbar normal, Ras dagegen fand ihn im höchsten Maße schockierend. Er vergaß alle guten Vorsätze und blieb wie angewurzelt stehen.

»Was ist jetzt schon wieder los?«, wollte Gucky II wissen, der glücklicherweise gar nicht auf den Gedanken kam, dass jemand Anstoß an den arbeitenden Fremdintelligenzen nehmen könnte.

»Ich komme!«, brachte Tschubai nur hervor.

Überall standen Wächter mit Schockpeitschen. Wenn einer der Gefangenen nicht schnell genug arbeitete, wurde er geschlagen. Beim Vorbeigehen versetzte Gucky den Arbeitenden Tritte oder riss ihnen mit telekinetischen Impulsen die Wischlappen aus den Händen.

Ein Albtraum!, dachte Tschubai.

Er hielt die Blicke starr geradeaus gerichtet, denn er konnte die versklavten Fremden zu seinen Füßen nicht mehr sehen. Es kostete ihn große Anstrengung, nicht einfach auf einen der mit Peitschen ausgerüsteten Wächter loszugehen und ihn anzugreifen. Aber damit hätte er nichts gewonnen, sondern sich einer ähnlichen Behandlung ausgeliefert.

Sie passierten einen bewachten Durchgang und hatten damit Rhodans Hauptbüro erreicht. Im Vorraum arbeiteten ein paar Frauen und Männer. Sie blickten nicht einmal auf, als Ras und Gucky II eintraten.

»Hier wimmelt es von hochintelligenten Speichelleckern«, sagte der Ilt verächtlich. »Er hat sie nach einem raffinierten Verfahren ausgesucht. Jeder dieser Hampelmänner wäre bereit, ihm die Stiefelsohlen zu lecken – und das zehnmal am Tag.«

Er sprach mehr zu sich selbst, so dass Tschubai keine Antwort zu geben brauchte, was ihm unter diesen Umständen auch bestimmt nicht leicht gefallen wäre.

»Er ist jetzt da«, erklärte der Mausbiber. Ras fragte sich, warum Gucky II es vermied, Rhodans Namen zu nennen. »Lass dich anmelden.«

Tschubai sah ihn misstrauisch an.

»Warum bist du überhaupt bis hierher mitgekommen? Dachtest du, ich wurde es nicht finden?«

Der Ilt machte eine unbestimmte Bewegung.

»Du kennst ihn doch! Vielleicht argwöhnte er, du könntest Strafe fürchten und nicht hierher kommen.«

Tschubai zuckte mit den Schultern. Der Ilt kümmerte sich nicht mehr um ihn, sondern verließ den Vorraum. Ein paar der Frauen und Männer, die hier arbeiteten, waren Ras Tschubai bekannt. Ein junger Mann kam auf ihn zu. Tschubai kannte ihn. Der Mann hieß Latroche. Er verbeugte sich vor Ras.

»Ich habe Ihre Ankunft bereits gemeldet, Sir.«

Fast hätte Tschubai gegen das devote Verhalten Latroches protestiert, doch er biss sich noch rechtzeitig auf die Unterlippe. Er musste jede Handlung und jeden Satz überlegen.

Auf dem Bildschirm über der Tür wurde jetzt Rhodans Gesicht eingeblendet. Tschubai erschrak. Irgendwie hatte er erwartet, dass es zwischen Rhodan I und Rhodan II auch einen äußeren Unterschied geben würde. Doch das war nicht der Fall.

»Er soll seine Waffen ablegen und hereinkommen!«

Rhodan sprach leise, aber jedes seiner Worte schien eine Drohung zu enthalten. Es war eine unmenschliche Stimme.

Tschubai legte seinen Gürtel ab und trat vor die Tür. Er wurde von unsichtbaren Strahlen am ganzen Körper nach Waffen abgetastet. Dann öffnete sich die Tür.

Er blickte genau auf Rhodan II, der im Hintergrund des Raumes in einem mächtigen Sessel saß, der zusammen mit einem schweren Schreibtisch auf einem Podest stand. Das gesamte Podest lag unter einem Schutzschirm. Zu beiden Seiten standen Robotwachen. Ihre Waffen waren auf Tschubai gerichtet.

An der Wand lehnte Reginald Bull und blickte Tschubai mit spöttischen Blicken entgegen. Rhodans Blicke waren auf ein Schriftstück in seinen Händen gerichtet.

Tschubai wollte auf Rhodans Tisch zugehen, doch er besann sich eines Besseren und blieb in unterwürfiger Haltung an der Tür stehen.

»Herkommen!«, rief Bull schließlich.

Tschubai setzte sich in Bewegung. Das Gefühl, in der Anwesenheit von Rhodan II ersticken zu müssen, wurde immer stärker in ihm. Er zwang sich zur Ruhe. Der geringste Verdacht konnte dazu führen, dass man ihn schrecklichen Verhören aussetzte, um die Wahrheit zu erfahren.

Ohne Tschubai zu beachten, lehnte Rhodan sich im Sessel zurück und klopfte mit einem Handrücken auf das Papier.

»Sorge dafür, dass der Schwachsinnige, der das verfasst hat, hinausgeworfen wird«, sagte er zu Bull. »Außerdem wird es ihm sicher recht sein, wenn wir ihn nicht länger der Gefahr aussetzen, ähnliche Fehler zu begehen. Seine ID-Karte erhält einen Vermerk, damit niemand in Versuchung kommt, ihm Arbeit zu geben.«

Unvermittelt wandte er sich an Ras.

»Wissen Sie, dieses Pamphlet wurde von Kosmopsychologe Targat verfasst. Er schlägt tatsächlich vor, auf einen Frieden mit den Blues hinzuarbeiten.«

»Es wird Zeit, dass wir sie ausrotten«, hörte Ras sich sagen. »Dann brauchen sich unsere Wissenschaftler keine Gedanken mehr zu machen.«

Erst jetzt hob Rhodan II den Kopf und sah Tschubai an. Der Blick war abschätzend und lauernd.

»Kühne Worte!«, sagte Rhodan II spöttisch. »Ihre Entschlossenheit scheint Sie jedoch ab und zu zu verlassen, Ras Tschubai.«

Tschubai senkte den Kopf.

»Ich weiß, dass ich versagt habe. Die Mutanten der Gegenseite rechneten jedoch offenbar mit meinem Angriff und bildeten einen parapsychischen Abwehrblock, von dem ich zurückgeschleudert wurde. Dabei wurde ich paralysiert. Als ich zu mir kam, war dieses seltsame Schiff bereits verschwunden.«

Rhodan II krümmte die Hände und beobachtete seine Fingerspitzen. Er ließ sich Zeit mit einer Antwort.

»Mir drängt sich der Verdacht auf, dass Ihr Versagen auch psychologische Gründe haben könnte.«

Tschubai heuchelte Bestürzung.

»Wie soll ich das verstehen, Sir?«

»Immerhin«, sagte Rhodan II zynisch, »sieht der Mann, den Sie töten sollten, genauso aus wie ich. Ich weiß, dass Sie mich lieben. Deshalb ist es Ihnen schwer gefallen, diesen Mann anzugreifen.«

Für einen Augenblick war Ras zu verwirrt, um antworten zu können.

Das höhnische Gelächter des Großadministrators ließ ihn zusammenzucken.

»Sie befanden sich in einer seelischen Krise, Ras Tschubai.«

»Ich war entschlossen, Sir!«