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Sie kommen aus Andromeda - und landen im Mahlstrom der Sterne Im Frühling des Jahres 3460 terranischer Zeitrechnung existiert das Solare Imperium nicht mehr als politische Konstellation - und zwar seit dem Tag, da Terra und Luna, mit dem größten Teil der Solarier "an Bord", die Flucht durch den Sol-Transmitter antraten. Der Planet und sein Trabant rematerialisierten nicht, wie vorgesehen, in einer abgelegenen Region der Galaxis, sondern sie landeten in einem völlig fremden Kosmos, dessen erste Erkundung sich für die Terraner als sehr gefahrvoll und abenteuerträchtig erwies, wie die Erlebnisse mit den Feuerfliegern, Zeus, dem Rieseninsekt, und den Ploohns klar aufzeigten. Doch ebensowenig wie die in der Galaxis zurückgebliebenen Terraner ihren Kampf gegen Leticron und die Laren, die neuen Herren der Galaxis, aufgeben, ebensowenig lassen sich die im "Mahlstrom der Sterne" gestrandeten Solarier unter Perry Rhodans Führung beirren. Sie versuchen weiterhin mit aller ihnen zu Gebote stehenden Hartnäckigkeit, ihre Position im unbekannten Kosmos zu bestimmen und ihre neue Umgebung zu erkunden. Lordadmiral Atlan ist ebenfalls nicht untätig. Von Andromeda aus operierend, aktiviert er einen altlemurischen Sonnentransmitter, um so der verschwundenen Erde auf die Spur zu kommen. Dabei wird der Transmitter für vier terranische Raumfahrer zu einer Todesfalle oder zumindest zum Ausgangspunkt einer Reise ohne Wiederkehr - denn die Terraner folgen der FLOTTE DER TOTEN ...
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Nr. 686
Die Flotte der Toten
Sie kommen aus Andromeda – und landen im Mahlstrom der Sterne
von WILLIAM VOLTZ
Im Frühling des Jahres 3460 terranischer Zeitrechnung existiert das Solare Imperium nicht mehr als politische Konstellation – und zwar seit dem Tag, da Terra und Luna, mit dem größten Teil der Solarier »an Bord«, die Flucht durch den Sol-Transmitter antraten.
Der Planet und sein Trabant rematerialisierten nicht, wie vorgesehen, in einer abgelegenen Region der Galaxis, sondern sie landeten in einem völlig fremden Kosmos, dessen erste Erkundung sich für die Terraner als sehr gefahrvoll und abenteuerträchtig erwies, wie die Erlebnisse mit den Feuerfliegern, Zeus, dem Rieseninsekt, und den Ploohns klar aufzeigten.
Doch ebensowenig wie die in der Galaxis zurückgebliebenen Terraner ihren Kampf gegen Leticron und die Laren, die neuen Herren der Galaxis, aufgeben, ebensowenig lassen sich die im »Mahlstrom der Sterne« gestrandeten Solarier unter Perry Rhodans Führung beirren.
Sie versuchen weiterhin mit aller ihnen zu Gebote stehenden Hartnäckigkeit, ihre Position im unbekannten Kosmos zu bestimmen und ihre neue Umgebung zu erkunden.
Die Hauptpersonen des Romans
Stackon Mervan – Er kommt von Andromeda und landet im Mahlstrom der Sterne.
Zamahr Abartes, Ablither Greimoon und Tessen Amun – Mervans Begleiter und Leidensgenossen.
Alaska Saedelaere – Der Transmittergeschädigte übernimmt einen Suchauftrag.
Fronchie – Ein Mahsackener wird wiedererweckt.
Willpuhr Amph Taccatsch – Herrscher über ein kleines »Imperium«.
Mascotsch
1.
Stackon Mervan lehnte mit dem Rücken gegen das geschlossene Schott des lemurischen Wracks und beobachtete, wie Zamahr Neun Abartes, Tessen Amun und Ablither Greimoon in den völlig zerstörten Hangar hereingeschwebt kamen. Im Licht der Helmscheinwerfer sahen die drei Männer wie große grüne Fische aus.
»Ich glaube«, sagte Mervan, »dass wir unsere Aufgabe erledigt haben. Wir werden jetzt zurückkehren.«
Die Aufgabe, von der er sprach, hatte darin bestanden, eines von zahlreichen zerstörten lemurischen Schiffen in eine Abstrahlposition des lemurischen Transmitters Gercksvira zu bringen. Die Transmittertechniker Conschex und Thelnbourg hofften, mit einer simulierten Fehlabstrahlung jenen Punkt anpeilen zu können, wo vor vielen Jahrtausenden 22.000 lemurische Schiffe verschwunden waren. Von diesen Ortungsergebnissen wiederum erhoffte sich Atlan einen Hinweis auf das Gebiet, in dem sich die verschwundene Erde aufhalten konnte.
Mervan dachte daran, wie vage solche Hoffnungen waren. Dass sie dieses Manöver trotzdem durchführten, bewies, wie verzweifelt die Situation war.
Abartes ließ sich vor Mervan auf den Boden sinken. Der untersetzte, bullig wirkende Mann kam aus dem terranischen Bundesstaat Honduras und hatte indianisches Blut in den Adern. Er war dreiundvierzig Jahre alt und galt als ausgezeichneter Lemur-Technohistoriker. Sein breites Gesicht wurde von einer knolligen Nase und fleischigen Lippen beherrscht. Seine Stirn glänzte ebenso speckig wie sein schwarzes Haar, das in der Mitte gescheitelt war.
Mervan wusste, dass Zamahr Neun Abartes der am schwierigsten zu führende Mann seiner Gruppe war. Der neunte Sohn der Familie Abartes war aufbrausend und unterwarf sich nur sehr ungern Befehlen anderer.
Ganz im Gegensatz zu Abartes stand Tessen Amun, ein stiller, in sich gekehrter Mann von achtunddreißig Jahren. Der schlanke Positroniklogistiker mit den dunklen Haaren und den etwas hervorquellenden Augen würde niemals Schwierigkeiten machen.
Seinen dritten Begleiter, Ablither Greimoon, mochte Mervan am wenigsten. Greimoon war ein Sportsmann mit markanten Gesichtszügen und selbstsicherem Auftreten. Obwohl Greimoon gutmütig und hilfsbereit war, beschäftigte er sich in seiner Freizeit nach Mervans Ansicht zu sehr mit Frauen. Einem Gerücht zufolge trug Greimoon eine Unzahl von 3-D-Farbbildern mit sich herum, die alle anrüchige Widmungen enthielten. Der Programmierungsingenieur war in den Augen vieler Raumfahrer ein Playboy.
Abartes blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk.
»Wir haben noch Zeit«, wandte er ein. »In diesem Wrack gibt es bestimmt einige interessante Dinge zu sehen. Warum nutzen wir nicht die Gelegenheit und sehen uns ein bisschen um?«
»Ich bin für Zamahrs Vorschlag«, stimmte Greimoon sofort zu.
»Wir kehren zurück«, sagte Mervan unbeirrt. Er konnte in solchen Situationen unglaublich hartnäckig sein. Wer den hageren, über 1,90 Meter großen und schwächlich wirkenden Mathelogiker sah, hätte ihm auf Anhieb alle Führungsqualitäten abgesprochen.
»Es besteht kein Anlass, ein Risiko einzugehen«, fuhr er freundlich fort. »Wenn die Notwendigkeit bestehen sollte, eines der Wracks zu untersuchen, wird man uns sicher an Bord eines anderen Schiffes schicken. Dieses hier ist zur Abstrahlung bestimmt und kann uns daher in keinem Fall von Nutzen sein.«
Abartes starrte ihn an. Seine schwarzen Augen schienen unter dem blendfreien und transparenten Panzerplast des Schutzhelms zu glühen.
»Ich kann mir vorstellen, dass Sie nur ...« Er konnte den Satz nicht beenden, denn in diesem Augenblick begannen die Transmittertechniker in der Schaltstation von Gercksvira zu funken.
Mervan hörte die Stimme von Conschex in seinem Helmempfänger und glaubte im ersten Moment an eine Täuschung.
»Wir beginnen jetzt mit der Abstrahlung«, sagte Conschex gerade. »Die Ereignisse auf Peschnath lassen uns keine andere Wahl.«
Mervan riss den Arm hoch und beleuchtete den Zeitmesser. Der Zeitpunkt der Abstrahlung war erst in einer Stunde angesetzt.
»Haben Sie das gehört, Stackon?«, stieß Greimoon entsetzt hervor. »Wir müssen sofort dieses Schiff verlassen.«
»Es muss ein Irrtum sein«, stammelte Amun. »Sie können doch nicht anfangen, solange wir uns noch an Bord befinden.«
Mervan achtete nicht auf seine Begleiter, sondern schaltete sein Armbandfunkgerät ein. Er musste sofort mit Conschex und Thelnbourg Verbindung aufnehmen. Irgend etwas war schiefgegangen. Die vier Männer an Bord des lemurischen Wracks drohten Opfer eines Irrtums zu werden.
Da spürte Mervan, dass sich etwas in seinem Innern zusammenzog. Gleichzeitig schien sich die Umgebung um ihn herum aufzulösen. Abartes, Amun und Greimoon wurden zu schattenhaften Gestalten in einer unwirklichen Umgebung.
Mervan begriff, was das bedeutete.
Die Abstrahlung hatte bereits begonnen.
Abartes begann zu schreien.
»Verdammt, sie fangen an!«
Es war unbegreiflich.
Hatte man in der Schaltstation vergessen, dass sich noch vier Männer innerhalb des lemurischen Schiffes befanden? Oder handelte es sich um eine panikartige Reaktion, ausgelöst von Vorgängen, von denen die vier Technologen nichts ahnen konnten?
Was immer die Ursache sein mochte – die Wirkung war für die vier Betroffenen schrecklich.
2.
Greimoons erster Gedanke war: Ich lebe!
Um ihn herum begann all das wieder zu entstehen, was sich gerade erst aufgelöst hatte. Es war wie der Zeitraum zwischen zwei unmittelbar aufeinander folgenden Momentaufnahmen. Dieser Eindruck verführte Greimoon dazu, Erleichterung zu empfinden und zu hoffen, dass die Abstrahlung nicht funktioniert hatte. Spontan trat er auf Abartes zu und umarmte ihn.
»Wir sind gerettet!«, stieß er hervor. »Es hat nicht geklappt.«
Abartes stieß seine Arme weg. »Sie sind närrisch!«, sagte er.
Greimoon drehte sich zu Mervan um. Der dünne Mann lehnte noch immer am Schott, das den Weg vom Hangar ins Schiffsinnere versperrte. Sein langes Pferdegesicht vermittelte den Ausdruck tiefer Erschrockenheit.
»Glauben Sie ...?«, brachte Greimoon hervor.
»Ja«, sagte Abartes hart, als Mervan nicht antwortete. »Die Abstrahlung hat stattgefunden. Wir befinden uns an einem anderen Platz im Universum.«
»Wir können nicht weit von unserer Galaxis entfernt sein«, sagte Greimoon beschwörend.
Die anderen sahen ihn an. In diesem Augenblick entstand zwischen den vier Männern ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl, denn sie ahnten, dass sie mehr denn je aufeinander angewiesen waren.
»Wir müssen feststellen, wo wir sind«, sagte Stackon Mervan. Er stieß sich vom Schott ab und winkte den anderen zu.
Greimoon hatte plötzlich Furcht, den Platz im Hangar zu verlassen. Es war die Angst vor der Wahrheit; die Angst, zu erfahren, wo sie herausgekommen waren.
»Warum haben sie das getan?«, kam es über seine Lippen. »Warum waren sie so unvorsichtig?«
»Ich habe den beiden nie getraut«, warf Abartes ein. »Vor allem diesem Thelnbourg nicht. Er ist unzuverlässig.«
»Wir wissen nicht, wie es zu der verfrühten Abstrahlung gekommen ist«, sagte Mervan sachlich. »Es ist falsch, wenn wir den Wissenschaftlern Vorwürfe machen, die völlig unberechtigt sein können.«
Abartes sagte trotzig: »Ich glaube nicht, dass wir sie jemals wiedersehen, aber wenn es der Fall sein sollte, werde ich ihnen klarmachen, dass sie einen verdammten Fehler begangen haben.« Seine Stimme wurde schrill, und er hob die Fäuste. »Diese Narren! Sie haben uns auf dem Gewissen!«
»O Gott!«, brachte Amun hervor. »Warum sind Sie nicht still?«
Greimoon leuchtete ihm ins Gesicht und sah, dass er blass war. Die Augen schimmerten feucht.
Er wird gleich anfangen zu heulen!, dachte Greimoon bestürzt. Die ganze Zeit über war ihm Amuns psychische Schwäche bedeutungslos erschienen, jetzt wurde sie zu einer ungeheuren Belastung.
In diesem Augenblick sagte Abartes: »Ab sofort übernehme ich die Führung. Wir brauchen jetzt einen entschlossenen Mann, der sich nicht scheut, unpopuläre Maßnahmen zu ergreifen.«
Stille trat ein, und in diesen wenigen Sekunden, da keiner von ihnen sprach, zerbrach das Gefühl, aufeinander angewiesen zu sein. Jeder, begriff Greimoon erstaunt, kalkulierte seine eigenen Chancen. So resultierte Abartes' Führungsanspruch nicht aus dem Willen zur Macht, sondern aus der Überlegung heraus, dass er an der Spitze der Gruppe am meisten für seine eigenen Überlebenschancen tun konnte.
Das Verhalten des untersetzten Mannes war so leicht zu durchschauen, dass Greimoon Abscheu davor empfand. Er griff jedoch nicht ein, sondern wartete auf eine Reaktion von Stackon Mervan. Es lag jetzt an Mervan, irgend etwas zu tun.
Seltsamerweise war es Tessen Amun, der das Schweigen brach.
»Wir müssen an unseren Sauerstoffvorrat denken!«
Unwillkürlich warf Greimoon einen Blick auf seinen Anzeiger. Die Energien des Rückstoßaggregats im Tornisterpaket auf seinem Rücken waren unverbraucht, dagegen würde seine Frischluft nur noch für zweiundsechzig Stunden reichen. Er wusste, dass es bei den anderen nicht viel anders aussah.
Wo, fragte sich Greimoon, sollten sie ihren Sauerstoffvorrat ergänzen?
Seine Gedanken wurden abgelenkt, als Stackon Mervan sich in Bewegung setzte. Der Mathelogiker ging bis zur anderen Seite des Hangars und blieb vor der Schleuse stehen.
»Ich werde jetzt öffnen, um festzustellen, wo wir sind«, sagte er.
Greimoon beobachtete ihn abschätzend. Mervan hatte die Herausforderung Abartes' einfach ignoriert und die Initiative ergriffen.
Greimoon erkannte, dass es nun an ihm und Amun lag, die Führungsrolle zu verteilen. Wenn sie Mervan zur Schleuse folgten, anerkannten sie ihn als Anführer. Wenn sie auf dieser Seite des Raumes blieben, bei Abartes, bekam die Gruppe einen neuen Befehlshaber.
»Wir haben Wichtigeres zu tun«, klang Abartes' Stimme auf. »Es kommt darauf an, schnellstens Sauerstoff zu finden. Es ist durchaus möglich, dass in diesem Wrack noch Vorräte aufzutreiben sind. Wir müssen sofort mit der Suche beginnen.«
Greimoon zögerte. Er blickte zu Amun hinüber, empfing aber nur einen fragenden Blick. Amun würde sich ihm anschließen, für wen auch immer er sich entscheiden sollte.
»Sauerstoff können wir später suchen«, hörte Greimoon sich sagen. »Ich schätze, wir werfen einen Blick aus der Schleuse, wenn sie sich überhaupt öffnen lässt.«
»Wenn sie sich nicht öffnen lässt, kehren wir zu dem Leck zurück, durch das wir hereingekommen sind«, sagte Mervan ruhig.
Greimoon und Amun gingen zu Mervan.
Abartes blieb einen Augenblick stehen, dann stieß er eine Verwünschung aus und setzte sich ebenfalls in Bewegung.
»Sie sind verdammt schlau!«, sagte er zu Mervan. »Aber ich werde wachsam sein. Sie werden einen Fehler machen, dann bin ich an der Reihe.«
»Sicher«, sagte Mervan. »Außerdem sind Sie ein so guter Schütze, dass wir Sie bestimmt noch brauchen werden. Jetzt aber müssen Sie mir bei der Bedienung der manuellen Schaltungen helfen.«
Sie machten sich an den verschiedenen Hebeln zu schaffen. Alle vier kannten sich so gut in lemurischer Technik aus, dass es ihnen nicht schwer fiel, die richtigen Schaltungen durchzuführen. Da es innerhalb des Schiffes keine intakten Energiequellen mehr gab, konnten die Technologen nur hoffen, dass die Hydraulik funktionieren würde.
Die innere Schleusentür glitt auf.
Für die vier Männer in ihren flugfähigen Schutzanzügen bedeutete es kein Risiko, auch die äußere Tür zu öffnen. Zwischen dem offenen Weltraum und dem leckgeschlagenen Wrack gab es keine Druckunterschiede. Auch an Bord herrschte das Vakuum des Weltraums.
Trotzdem zögerte Mervan. Sein Verhalten war leicht zu erklären. Es war die Furcht vor dem Unbekannten, die ihn zögern ließ. Dann jedoch gab er sich einen Ruck und griff nach den Schalthebeln neben dem Tor.
Die stählerne Wand glitt zur Seite.
Die vier Männer blickten in durcheinanderwirbelnde Wolken kosmischer Materie, in der das Licht einiger Sterne nur schwach zu sehen war.
Amun griff nach Greimoons Arm. Aus seinem geöffneten Mund kam ein Stöhnen.
»Wo sind wir?«, fragte Zamahr Neun Abartes rau.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Stackon Mervan.
*
Der Schock, den ihnen der Anblick ihrer neuen kosmischen Umgebung bereitete, hielt nicht lange an. Mervan ließ die äußere Schleusentür wieder zugleiten und mit dem Verschwinden des beängstigenden Anblicks legte sich auch die Beklemmung der Verschollenen.
»Wir befinden uns innerhalb einer kosmischen Materiewolke«, sagte Amun mit zittriger Stimme. »Ich nehme an, dass in diesem Mahlstrom ein neuer Stern geboren wird, vielleicht sogar ein großes System.«
»Es gibt auch andere Erklärungen«, schwächte Mervan ab. »Ich befürchte allerdings, dass wir unter diesen Umständen unsere Position auch nicht annähernd bestimmen können. Jetzt beginnt für uns der Kampf ums Überleben.«
Er blickte sich im Hangar um.
»Ich schlage vor, dass wir hier unser vorläufiges Hauptquartier aufschlagen. Wir werden in zwei Gruppen das Wrack durchsuchen. Greimoon, Sie begleiten mich. Abartes und Amun bilden die zweite Gruppe.«
»Warum sucht nicht jeder von uns für sich?«, wollte Abartes wissen. »Das würde unsere Erfolgschancen verdoppeln.«
»Das ist richtig, aber wir dürfen nicht vergessen, dass in diesem alten Wrack viele Gefahren lauern. Es ist besser, wenn keiner von uns allein auf die Suche geht.«
Abartes erhob keine weiteren Einwände. Er ging davon, ohne sich zu vergewissern, ob Amun ihm folgte. Amun warf Mervan noch einen Blick zu, dann setzte er sich ebenfalls in Bewegung.
»Wir bleiben über Helmfunk ständig miteinander in Verbindung«, sagte Mervan.
Abartes und Amun verschwanden durch ein offenes Schott in einem Korridor.
Greimoon empfand zum ersten Mal die Einsamkeit, in die sie geraten waren. Wahrscheinlich waren sie unvorstellbar weit von ihrer eigenen Heimatgalaxis entfernt, ohne jede Chance auf eine Rückkehr. Ihr Kampf ums Überleben, den sie gerade erst aufgenommen hatten, war im Grunde genommen absurd. Auch wenn sie Sauerstoff fanden, konnten sie ihr Leben bestenfalls um ein paar Tage verlängern, denn in spätestens einer Woche würden ihre mitgeführten Nahrungsvorräte aufgebraucht sein.
Er sagte Mervan, was er von ihrer Situation hielt.
»Sobald wir unsere Atemvorräte ergänzt haben, werden wir über unsere nächsten Schritte nachdenken«, antwortete der Mathelogiker. »Wir werden um unser Leben kämpfen, auch wenn wir im Augenblick keinen Sinn in einem solchen Kampf erkennen können. Eine uns unbekannte Kraft hat uns in diesen Sektor verschlagen. Ich schließe daraus, dass wir uns an einem Bezugspunkt kosmischer Ereignisse befinden. Das wiederum schließt nicht aus, dass unerwartete Dinge geschehen.«
Die Art, wie Mervan ihn ansah, ließ Greimoon vermuten, dass der andere ihm keine besonderen Sympathien entgegenbrachte. Er selbst hatte nichts gegen Mervan, fand ihn aber auch nicht besonders sympathisch.
Als intelligenter Mann war Greimoon sich darüber im klaren, dass die Schwierigkeiten ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen sich mit jeder Stunde, die sie hier zusammen waren, vergrößern würden.
Etwas zu erkennen und doch nicht ändern zu können, empfand Greimoon als seine besondere Schwäche. Vielleicht war er tatsächlich zu oberflächlich, wie man ihm bereits wiederholt vorgeworfen hatte.