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Ein Telepath kommt an Bord der K-262 - und mit ihm kommt das namenlose Grauen... Ehe Perry Rhodan, der Administrator des Solaren Imperiums, nach weiteren Wegen sucht, um der Druuf-Gefahr Herr zu werden, die alles Leben in der Milchstraße bedroht, will er sich den Rücken freihalten. Mit anderen Worten: Perry Rhodan will wissen, ob etwa sein alter Widersacher und scheinbarer Bundesgenosse, der Robotregent von Arkon, inzwischen geheime Stützpunkte gebaut oder auf fremden Planeten Agenten abgesetzt hat, die der Erde gefährlich werden könnten. Die Expedition der K-262 nach Eppan ist eine reine Routinefahrt im Sinne dieser weitgespannten Kontrollaufgabe, die gleichzeitig noch von vielen anderen Teams der solaren Raumflotte erledigt wird. Was aber die Männer der K-262 erleben, ist keine Routine - es ist DAS GRAUEN...
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Nr. 74
Das Grauen
Ein Telepath kommt an Bord der K-262 – und mit ihm kommt das namenlose Grauen ...
von WILLIAM VOLTZ
Ehe Perry Rhodan, der Administrator des Solaren Imperiums, nach weiteren Wegen sucht, um der Druuf-Gefahr Herr zu werden, die alles Leben in der Milchstraße bedroht, will er sich den Rücken freihalten.
Mit anderen Worten: Perry Rhodan will wissen, ob etwa sein alter Widersacher und scheinbarer Bundesgenosse, der Robotregent von Arkon, inzwischen geheime Stützpunkte gebaut oder auf fremden Planeten Agenten abgesetzt hat, die der Erde gefährlich werden könnten.
Die Expedition der K-262 nach Eppan ist eine reine Routinefahrt im Sinne dieser weitgespannten Kontrollaufgabe, die gleichzeitig noch von vielen anderen Teams der solaren Raumflotte erledigt wird.
Die Hauptpersonen des Romans
Colonel Marcus Everson – Kommandant der K-262.
Walt Scoobey – Erster Offizier der K-262.
Goldstein – Ein junger Telepath, der auf dem Planeten Eppan erstmals zum Einsatz kommt.
Mataal – Ein Gladiator von Eppan.
Kadett Ramirez
1.
Der Gestank von Schweiß, Blut, Dreck, Tieren und aufgewühlter, feuchter Erde; eine aus Kulis, Beamten, Würdenträgern, Händlern, Schmugglern, Arbeitern, Soldaten und Adeligen zusammengewürfelte Zuschauermasse und der Lärm der Kämpfe, das Knirschen von Leder, das Aufeinanderklirren von Waffen, das Brüllen verwundeter Tiere, die fanatischen Schreie der Besucher – das war die Arena von Rapmaag.
Walt Scoobey, der in der Maske eines Eppaners den spaßigen Eindruck eines übergroßen Gartenzwerges machte, stieß Marcus Everson an.
»Wie sollen wir hier unseren Kontaktmann finden, Sir?«, fragte er. Er ließ einen bezeichnenden Blick über das weite Rund der Arena schweifen, wo die wogende Masse des Publikums ein farbenprächtiges Bild bot. Nur wenige Plätze waren freigeblieben.
Oberst Marcus Everson, dessen Maskerade bei einer Körperlänge von 1,90 Meter nicht viel glücklicher als die seines Begleiters wirkte, sah sich vorsichtig um.
»Er wird Verbindung mit uns aufnehmen«, antwortete er. »Ich empfehle Ihnen jedoch, Ihre Stimme etwas zu dämpfen. Auf keinen Fall darf man auf uns aufmerksam werden. Ich hoffe nur, dass Goldstein ebenfalls daran gedacht hat.«
Ein Fanfarenstoß hinderte ihn an weiteren Erklärungen. Die Kampfspiele begannen. Sechs muskulöse Zugtiere schleppten einen Käfig auf das Hauptfeld des Stadions. Ein saurierähnliches Tier war darin gefangen.
»Sollte es tatsächlich einen solchen Narren geben, der gegen dieses Monster kämpfen will?«, murmelte Scoobey ungläubig.
Seine Stimme ging im begeisterten Geheul der Zuschauermenge unter.
Einige Helfer waren auf der Kampfbahn aufgetaucht, um die Zugtiere vom Käfig zu lösen und sie hinauszuführen. Kaum waren sie in Sicherheit, wurde der Zwinger mit einem langen Seil vom Rande des Platzes aus geöffnet. Zögernd streckte das Untier den schlangenähnlichen Hals ins Freie. Das Brüllen des sensationslüsternen Volkes schien es zu verwirren.
Die Wärter kehrten zurück und stachen mit langen Stangen auf das Monster ein. Sie hatten Erfolg. Blind vor Wut raste das Ungeheuer aus seinem Gefängnis. Wolken roten Staubes wirbelten auf. Entsetzt flüchteten die Zuschauer in den unteren Reihen nach oben, wenn das Tier zu dicht an die Umrandung kam.
Unterhalb der Königsloge öffnete sich eine Tür. Vom Beifallssturm der Menge empfangen betrat ein Eppaner die Arena. Für eppanische Begriffe war er groß, fast so groß wie Everson. Seine Schlitzaugen waren fest zusammengekniffen, um den aufgewirbelten Staub abzuhalten. Die großen, abstehenden Ohren wurden von wallendem Haar bedeckt. Der Kämpfer trug einen leichten Lederpanzer. Seine rechte Hand hielt ein Schwert mit breiter Klinge.
»Will er vielleicht mit diesem Zahnstocher auf das Ungeheuer los?«, stieß Scoobey fassungslos hervor. »Er wird tot sein, bevor er die Waffe heben kann. Man könnte das schon als Selbstmord bezeichnen.«
Ohne seinen Blick von den Vorgängen unter ihnen zu lösen, erwiderte Everson: »Das wäre sehr bedauerlich, Walt. Der Verrückte dort unten ist unser Kontaktmann, der uns zu Goldstein führen wird.«
Scoobey wurde nervös. Seine Hand tastete unter den weiten, farbigen Umhang, welchen er an Stelle der Raumuniform des Solaren Imperiums trug. Everson umschloss blitzschnell seinen Arm.
»Waffe weg!«, zischte er. »Wollen Sie uns mit einem Schuss aus Ihrer Waffe verraten?«
Scoobeys Hand tauchte wieder auf.
»Sind Sie sicher, dass es unser Mann ist, der dort unten sein Leben riskiert, Sir?«
Everson nickte entschieden.
»Sehen Sie den Gürtel, den er trägt? Es sind Halbmonde darauf gestickt. ›Halbmond in der Arena‹, das sollte unser Hinweis sein.«
Inzwischen hatte der eppanische Gladiator den König begrüßt. Er begab sich in die Mitte des Kampffeldes und wartete darauf, dass sein riesiger Gegner ihn erblickte. Die sichtbaren Teile seines Körpers waren von Narben übersät.
Ein langgezogener Schrei der Herausforderung brach aus dem Munde des Kämpfers. Die kleinen, dummen Augen des Tieres spähten zu ihm herüber. Der Schlangenhals fuhr herum. Mit vorgerecktem Kopf preschte das Monster auf den Einsamen zu. Tonnen von Fleisch und Muskeln ließen den Boden erbeben. Ein Entsetzensschrei hallte von der Tribüne herüber, als der Gigant den Eppaner erreichte und ihn zu Boden zu schleudern drohte. Aber einen Moment zuvor schnellte der Mann mit einem phantastischen Sprung zur Seite. Das Tier raste an ihm vorüber, unfähig, seine Masse so rasch zu kontrollieren. Blitzschnell richtete sich der Eppaner wieder auf. Nahe der Begrenzungsmauer kam sein Gegner zum Stehen, um einen neuen Angriff zu starten.
Everson hörte Scoobey verhalten stöhnen. Der Erste Offizier saß weit vorgebeugt auf der Bank und hatte den Kopf in beide Hände gestützt. Der Eppaner, der dort unten um sein Leben rang, rannte nun ebenfalls auf die Umrandung zu.
»Ist es nicht unmenschlich?«, knurrte Scoobey.
»Es geschieht alles auf freiwilliger Basis«, wandte Everson ein. »Niemand wird gegen seinen Willen zu einem Kampf gezwungen. Die Gladiatoren werden besser bezahlt als die Staatsminister. Wahrscheinlich sind sie auch populärer. Dafür setzen sie den höchsten Wert ein, den sie besitzen – ihr Leben!«
»Goldstein hätte mit uns sofort Verbindung aufnehmen sollen«, sagte Scoobey voller Ungeduld. »Er trägt die gleiche Maske wie wir. Diese Mutanten sind mir manchmal ein Rätsel.«
Everson lächelte leicht. Er kannte Scoobeys Mentalität. Ohne beruhigenden Einfluss glich der Offizier einer Stange Dynamit, die ständig zu explodieren drohte.
»Goldstein ist noch jung. Es ist sein erster Einsatz. Außerdem sind diese Telepathen sehr sensibel und vorsichtig. Sehen Sie doch!«
Eversons Aufschrei galt den Vorgängen auf dem Kampfplatz. In gebückter Haltung stand ihr Kontaktmann mit dem Rücken gegen die Umrandung. Er hielt sein Schwert halbhoch und blickte dem heranrasenden Unheil gelassen entgegen. Blindlings warf sich das Untier über das kleine Wesen, das es wagte, ihm die Stirn zu bieten. Der Eppaner tauchte in den schützenden, toten Winkel, den ihm die Einfassung bot. Von dort führte er den ersten Hieb. Schräg von unten traf er das riesige Tier am Hals. Wahnsinnig vor Schmerz und Überraschung prallte das Ungeheuer gegen die raue Lehmwand. Ein gellender Aufschrei der flüchtenden Zuschauer hallte über den Platz. Everson fragte sich im stillen, warum gerade die unteren, gefährlichen Plätze so teuer waren.
Der Eppaner, dieser Mann voll kalter Ruhe und tollkühnem Mut, kam um seinen größenmäßig weit überlegenen Widersacher herum. Geschickt wich er dem peitschenden Schwanz aus. Das Tier hatte ihn aus den Augen verloren. Schwaden roten Staubes stiegen vom Kampfplatz empor. Die knallgelbe Einfriedung der königlichen Loge färbte sich dunkel. Das Geschrei der Menge brandete wieder auf. Everson gestand sich widerwillig ein, dass trotz der primitiven Instinkte, um deretwillen dieser Kampf ausgetragen wurde, etwas Erregendes an der Situation war.
Der Gladiator kämpfte mit Entschlossenheit und Umsicht. Er nutzte die Langsamkeit und Schwerfälligkeit des Tieres geschickt aus. Seine Waffen waren Intelligenz und Nerven aus Stahl – das Schwert in der Hand nur ausführendes Organ.
»Er schafft es!«, stieß Scoobey hervor. »Bei allen Planeten! Nie wird mir jemand diese Geschichte glauben. Man wird mich einen Lügner nennen.«
Er sah Everson wehmütig an. Nur mit Mühe verkniff sich der Colonel die Bemerkung, dass Scoobey viel unglaubwürdigere Geschichten mit ernster Miene unter den Kadetten der Raumakademie verbreitet hatte. Ja, im Endeffekt würde der Offizier diesen sagenhaften Kampf ausschmücken und sich eine tragende Rolle innerhalb des Geschehens reservieren.
Das »Duell« ging seinem Ende entgegen. Die Bewegungen des Monsters wurden langsamer. Es blutete aus mehreren Wunden. Der Eppaner hingegen bewegte sich mit der Präzision einer nie ermüdenden Maschine weiter. Der letzte Teil des Kampfes erschien Everson erniedrigend, und er empfand Ekel. Schließlich sank das mächtige Tier in den Staub, und sein Blut färbte den Boden dunkel. Der unglaubliche Streiter trat vor die königliche Loge und hob den Arm zum Gruß. Der König stand auf – eine kleine, rundliche Gestalt, mit kurzen Armen und hastigen Bewegungen. Frenetischer Beifall überschüttete den Sieger.
Everson fühlte einen schalen Geschmack im Mund. Hunderte von Eppanern stürmten die Arena. Auf den Schultern einer begeisterten Menge wurde der Gladiator hinausgetragen.
»Es ist vorbei«, sagte Scoobey. »Was schlagen Sie vor?«
»Es wird bestimmt schwierig sein, zu ihm zu kommen«, gestand Everson. »Seine Verehrer werden ihm noch einige Zeit zusetzen. Ich glaube, dass er die Hauptattraktion dieser Schau war. Vielleicht sehen wir uns inzwischen ein wenig in der Nähe des Königs um.«
»Wozu?«, fragte Scoobey. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten der Ungeduld. »Wollen Sie dem dicken Kerl zujubeln?«
Everson wies hinüber zu der Loge. Die gesamte Prominenz hatte sich erhoben. Der König wurde von den meisten seiner Begleiter um Kopfeslänge überragt. Everson fragte sich, was der mächtigste Mann Eppans wohl dazu gesagt hätte, wenn er von der Anwesenheit dreier Männer gewusst hätte, die von einem über 10.000 Lichtjahre entfernten Planeten hierhergekommen waren. Welche Gedanken hätte sich der Herrscher gemacht, wenn er die unweit der Stadt in ödem Gebiet gelandete Kaulquappe gesehen hätte?
»Angenommen, Sie wären Agent einer fremden Macht«, griff Everson die Frage seines Begleiters auf, »wo würden Sie sich aufhalten?«
»Sie haben natürlich recht, Sir«, stimmte Scoobey zu. »Wenn irgendwer auf diesem Planeten Fuß fassen will – oder es bereits getan hat – dann wird er sich nicht mit dem einfachen Mann von der Straße abgeben. Nun, Goldstein hatte Zeit genug, um herauszufinden, ob bereits Agenten einer fremden, raumfahrenden Rasse hier aufgetaucht sind. Wenn es der Fall ist, können wir nur hoffen, dass er vorsichtig war.«
Everson richtete sich langsam auf. Seine imposante Gestalt war selbst unter der eppanischen Maskerade beeindruckend. Die überragenden Fähigkeiten der Arkoniden auf dem Gebiet der Biologie und ihre außergewöhnlichen pharmazeutischen Mittel ließen diesen 85jährigen Mann als kräftigen Fünfziger erscheinen. Der Colonel konnte bis zu 140 Jahre alt werden.
»Also, versuchen wir unser Glück«, entschied Everson.
Sie schoben sich gemeinsam aus ihrer Sitzreihe und strebten dem Ausgang zu. Ein kleiner, vertrocknet aussehender Eppaner trat ihnen entgegen.
»Ihr wollt wohl schon gehen, nachdem Mataal gekämpft hat?«, fragte er.
Seine Stimme klang schrill und piepsend, ein gehässiger Unterton schwang in ihr mit.
Everson, der zusammen mit Goldstein und Scoobey eine Hypnoschulung des eppanischen Dialektes hinter sich gebracht hatte, antwortete freundlich: »Wir sind begeistert von Mataals Mut. Unsere Heimat liegt weit im Norden, in der Nähe von Aplaag. Unsere Arena hat nichts Gleichwertiges zu bieten – dieser Mataal ist einmalig.«
Ein Lächeln erschien auf dem eingefallenen Gesicht des Eppaners. Seine Augen glänzten voll Stolz. Everson neigte seinen Kopf vertraulich zu dem Mann und schob ihm mehrere Münzen in die Tasche.
»Wir müssen bald zurück nach Aplaag, mein Freund. Zuvor möchten wir Mataal sehen und mit ihm sprechen. Sicher können Sie uns helfen.«
Der Mann sah ihn listig an und schüttelte den Kopf.
»Ich kann hier nicht weg«, sagte er bedauernd. »Ich muss den Eingang bewachen, damit niemand ohne Eintrittsbon hereinkommt. Wenn ich diesen Platz verlasse, verliere ich meinen Posten.«
Er war ein kleiner Mann mit einem winzigen Machtbereich, der ihn stolz und wichtig machte. Er klopfte gestenreich gegen die Tasche, in der Eversons Münzen verschwunden waren. Der Colonel steckte ihm weitere Geldstücke zu.
»Ich habe eine Idee«, sagte der Kleine prompt. »Gehen Sie zurück in die Arena. Kurz vor den Zuschaueraufgängen finden Sie die Tore, die zu den Aufenthaltsräumen der Kämpfer führen. Sie werden von Orgabaas bewacht, einem Freund meiner Frau.«
Scoobey stieß Everson mit dem Ellenbogen an und grinste.
»Lassen Sie das jetzt!«, fuhr der Colonel auf.
»Orgabaas wird Ihnen weiterhelfen«, versprach der Eppaner. »Natürlich nur ...« Ein neuerliches Klopfen gegen die Tasche folgte.
Everson bedankte sich und zog Scoobey mit sich davon. Sie gingen den Weg zurück und fanden die bezeichneten Eingänge. Ein alter, krummbeiniger Eppaner mit unwahrscheinlich gelber Haut versperrte ihnen den Weg.
»Wohin wollt ihr?«, brummte er unfreundlich.
Everson ließ wortlos einige Münzen in die Hände des Mannes gleiten. Der unwillige Ausdruck in dessen Gesicht verschwand.
»Die halbe Galaxis ist bestechlich«, murmelte Scoobey erbittert.
Everson machte sich erneut zum Sprecher: »Wir möchten zu Mataal. Wir kommen von Aplaag und möchten den großen Kämpfer vor unserer Heimreise kennenlernen.«
Schweigend wies Orgabaas auf eine der Türen. Everson bedeutete seinem Ersten Offizier, davor zu warten und trat ohne anzuklopfen ein. Ein beißender Geruch nach schlecht getrockneter Farbe schlug ihm entgegen. Der Raum war mit Eppanern überfüllt. Irgendwo in diesem Knäuel war Mataal verborgen. Alle Anwesenden redeten aufeinander los, und es schien ihnen vollkommen gleichgültig zu sein, ob ihnen jemand zuhörte. Everson drängte eine Gruppe junger Eppaner zur Seite, um weiter in das Innere des Raumes zu gelangen.
Dann sah er Mataal. Der Gladiator lag auf einer blauen Matte, den Lederpanzer hatte er abgelegt. Seine Augen waren geschlossen. Um ihn herum standen, hockten, lagen oder knieten die Fanatiker und gestikulierten wie Irre. Rücksichtslos gebrauchte Everson seine starken Arme und drängte sich bis zur Matte vor. Wütende Blicke wurden ihm zugeworfen. Er grinste unverbindlich und beugte sich zu Mataal hinab.
»Halbmond in der Arena«, flüsterte er dem Eppaner ins Ohr.
Mataal öffnete die Schlitzaugen. Sie waren schwarz und unergründlich. Everson hatte das Gefühl, dass er sich in diesen Augen spiegeln konnte, wenn er nur nahe genug herankam. Er hielt dem prüfenden Blick stand. Das Stimmengewirr wurde lauter, und jedermann hielt den Zeitpunkt für gekommen, wo er mit speziellen Wünschen und Fragen über den berühmten Arenakämpfer herfallen konnte.
»Meine Freunde«, sagte Mataal mit sanfter Stimme, die jedoch bis in den entferntesten Winkel des Raumes drang, »geht bitte!«
Erstaunt beobachtete Everson, wie das Zimmer blitzartig geräumt wurde. Als seine Anhänger alle verschwunden waren, sagte Mataal: »Sie sind wie Kinder, finden Sie nicht?« Seine Stimme war wohlklingend und verriet Bildung. Sicher hatte dieser Mann andere Möglichkeiten, sein Geld zu verdienen – ohne sein Leben in Gefahr zu bringen. Everson war jedoch nicht geneigt, sich in eine Diskussion über Mataals Bewunderer einzulassen.
»Wo ist Goldstein?«, fragte er knapp.
Mataal legte beide Hände auf die Schultern des Colonel. Everson fühlte die unvergleichliche Kraft dieser Arme.
»Ich werde Sie zu ihm führen«, sagte der Eppaner bereitwillig. »Der Junge ist jedoch in anderer Verfassung, als Sie sich das vorstellen.«
Es war eine hintergründige Bedeutung in diesen Worten, die Everson bestürzte.
»Ist er krank?«, fragte er mit belegter Stimme.
»Ich muss Ihnen gestehen, dass ich es nicht weiß«, entgegnete Mataal. »Ich finde ihn verändert, aber er redet nicht davon. Nach seiner Ankunft war er oft Tage verschwunden. Ich kenne die Aufgabe nicht, die Sie ihm übertragen haben, aber als er vor wenigen Tagen zurückkehrte, war er verstört. Er wurde schweigsam und teilnahmslos. In den letzten Tagen hat er mein Haus nicht mehr verlassen.«
Everson stellte fieberhafte Überlegungen an. Was konnte dem jungen Mutanten zugestoßen sein? War er auf fremde Agenten gestoßen? Oder hing es mit Mataal selbst zusammen, der für einen Eppaner außergewöhnlich intelligent erschien?
»Hat Goldstein irgendwelche Äußerungen gemacht, die darauf schließen lassen, dass sein ungewöhnliches Verhalten mit dritten Personen zusammenhängt?«
»Er spricht nicht davon«, wiederholte Mataal. »Sie werden sich selbst davon überzeugen können. Glauben Sie mir, dass Ihrem Freund nichts fehlt und dass er alle Vorzüge eines Gastes genießt.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Wenn Sie es wünschen, können wir nun gehen.«
Everson nickte, und Mataal schritt an ihm vorüber zur Tür. Als er sie öffnete, streckte Walt Scoobey seinen rotgefärbten Schädel herein.
»Hallo, Sir!« Er blickte Mataal von der Seite her an. »Hier ist vor kurzem eine ganze Armee herausmarschiert. Waren die etwa alle da drinnen?«
»Walt«, sagte Everson gepresst und ließ die eppanische Sprache fallen. »Dieser Kerl hat mir gerade erzählt, dass etwas mit Goldstein nicht in Ordnung ist. Angeblich ist er verändert.«
Scoobey kratzte seine künstlich vergrößerten Ohren. Von allen Seiten eilten Zuschauer herbei, um Mataal ihre Bewunderung zu zeigen. Mit Orgabaas' Hilfe gelang es dem Kämpfer, sich rasch von ihnen zu befreien. Sie verließen gemeinsam die Arena, und Mataal führte sie in die Stadt.
Die einzelnen Gebäude, an denen sie vorüberkamen, waren je nach Reichtum des Besitzers mehr oder weniger prunkvoll aus Lehm, Holz und roh geklopften Steinen erbaut. Pferdeähnliche Tiere, die ovale Karren hinter sich her über holprige Straßen zogen, dienten als Transportmittel. Mataal wurde wiederholt ehrerbietig begrüßt. Wortlos schritten sie nebeneinander her.
Vor einem Gebäude, das sich von den anderen durch seine auffallende Größe unterschied, machte Mataal halt.
»Dies ist mein Haus«, verkündete er. Er ging voraus. Einige farbenprächtig gekleidete Diener öffneten die Türen vor ihnen. Ein kurzes Lächeln erschien in Mataals gelbem Gesicht.
»Der sichtbare Erfolg des Kämpfers«, sagte er. »Oder sein Aushängeschild, wenn Sie wollen.«
Durch einen Innenhof betraten sie ein geschmackvoll eingerichtetes Zimmer.
Mataal blickte von Everson zu Scoobey.
»Möchten Sie eine Erfrischung?«
»Bringen Sie uns zu Goldstein«, forderte Everson.
Mataal lächelte nachsichtig und führte sie in einen kleinen, sauberen Raum, in dem ein flaches Holzbett stand. Ein junger Mann ruhte auf der Liege. Seine Augen waren weit geöffnet.