Perry Rhodan 758: Die Einsamen von Terra - William Voltz - E-Book

Perry Rhodan 758: Die Einsamen von Terra E-Book

William Voltz

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Beschreibung

Begegnung in Terrania-City - ein Extraterrestrier trifft auf die letzten Menschen Gegen Ende des Jahres 3581, zu einer Zeit also, da die Erde längst aus dem Mahlstrom der Sterne im "Schlund" verschwunden ist, hat Perry Rhodan, zusammen mit Tausenden von Getreuen, nach einer mehr als vier Jahrzehnte währenden Odyssee, die das Raumschiff SOL vom Mahlstrom der Sterne durch kosmische Weiten führte, endlich die Milchstraße erreicht. Nachdem der Terraner sich über die im alten Heimatbereich der Menschen herrschende Lage informiert hat, entschließt er sich trotz Atlans Einspruch zur Durchführung des 80-Jahresplans, des von den Keloskern gesteuerten Befreiungsplans der galaktischen Völker vom Joch der Laren. Was dieser Plan bewirken wird, steht im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Sternen. Auf jeden Fall aber kann es - an den bisherigen Geschehnissen gemessen - bereits als sicher gelten, dass der Plan sich nicht ohne große Schwierigkeiten wird realisieren lassen können. Doch blenden wir um zum Schauplatz Erde! Der Planet ist nach dem Sturz durch den Schlund - gemeinsam mit Medaillon, Goshmos Castle und Luna - in einer unbekannten Region des Kosmos aufgetaucht und auf unerklärliche Weise entvölkert worden. Das hat Alaska Saedelaere, der Transmittergeschädigte, bereits herausgefunden - und dies hat auch Douc Langur, der Extraterrestrier, entdeckt, der auf der Erde gelandet ist. Aber der Planet ist nicht völlig ohne Leben, denn noch gibt es DIE EINSAMEN VON TERRA ...

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Nr. 758

Die Einsamen von Terra

Begegnung in Terrania City – Ein Extraterrestrier trifft auf die letzten Menschen

von WILLIAM VOLTZ

Gegen Ende des Jahres 3581, zu einer Zeit also, da die Erde längst aus dem Mahlstrom der Sterne im »Schlund« verschwunden ist, hat Perry Rhodan, zusammen mit Tausenden von Getreuen, nach einer mehr als vier Jahrzehnte währenden Odyssee, die das Raumschiff SOL vom Mahlstrom der Sterne durch kosmische Weiten führte, endlich die Milchstraße erreicht.

Nachdem der Terraner sich über die im alten Heimatbereich der Menschen herrschende Lage informiert hat, entschließt er sich trotz Atlans Einspruch zur Durchführung des 80-Jahresplans, des von den Keloskern gesteuerten Befreiungsplans der galaktischen Völker vom Joch der Laren.

Was dieser Plan bewirken wird, steht im wahrsten Sinne des Wortes noch in den Sternen. Auf jeden Fall aber kann es – an den bisherigen Geschehnissen gemessen – bereits als sicher gelten, dass der Plan sich nicht ohne große Schwierigkeiten wird realisieren lassen können.

Doch blenden wir um zum Schauplatz Erde! Der Planet ist nach dem Sturz durch den Schlund – gemeinsam mit Medaillon, Goshmos Castle und Luna – in einer unbekannten Region des Kosmos aufgetaucht und auf unerklärliche Weise entvölkert worden.

Das hat Alaska Saedelaere, der Transmittergeschädigte, bereits herausgefunden – und dies hat auch Douc Langur, der Extraterrestrier, entdeckt, der auf der Erde gelandet ist.

Die Hauptpersonen des Romans

Sante Kanube, Mara Bootes und Jan Speideck – Drei Einsame von Terra finden zueinander.

Douc Langur – Ein Extraterrestrier auf der Erde.

LOGIKOR – Langurs Dialogpartner.

Alaska Saedelaere

Hier ist nun zu berichten,

wie einst die Welt

in tiefem Schweigen schwebte,

in tiefer Ruhe schwebte,

in Stille verharrte,

sanft sich wiegte,

einsam dalag und öde war.

Popol-Vuh (Maya-Mythologie)

1.

Sante Kanube erwachte und stellte erleichtert fest, dass er noch immer immun war. Er hatte erwartet, dass die Ärzte in der staatlichen Heilanstalt etwas mit ihm taten, um ihn von den Auswirkungen der PILLE zu befreien. Er hatte zwanzig Tabletten geschluckt und war danach in eine Art Rauschzustand verfallen. Von diesem Zeitpunkt an hatte er nicht wie ein Aphiliker gedacht und gehandelt.

Ein Ka-zwo hatte ihn aufgegriffen und in die Heilanstalt gebracht.

Kanube hatte im ersten Augenblick befürchtet, dass man ihn hinrichten würde, doch dann hätte man den größten Teil der Bevölkerung von Terrania City umbringen müssen, denn die PILLE war praktisch an jeder Straßenecke angeboten worden.

Da er noch am Leben war, nahm Kanube an, dass der Sturz der Erde durch den Schlund des Mahlstroms noch nicht stattgefunden hatte.

Zum ersten Mal nach seinem Erwachen konzentrierte er sich auf seine Umgebung.

Es war still.

Die Stille übertraf alles, was Kanube bisher erlebt hatte – sie war total.

Erschrocken fragte sich Kanube, ob er als Folgeerscheinung einer brutalen Behandlung vielleicht sein Gehör verloren hatte. Er machte ein paar Schnalzgeräusche mit der Zunge.

Nein!, stellte er erleichtert fest. Er war nicht taub.

Wahrscheinlich hielt man ihn in einem lärmisolierten Raum fest. Das konnte zu der »Behandlung« gehören, die die Aphiliker ihm angedeihen ließen.

Ich will nicht mehr aphilisch werden!, dachte Kanube spontan. Alles, nur das nicht.

Sante Kanube war ein achtunddreißigjähriger Afroterraner. Er war knapp 1,70 Meter groß, fettleibig und sehr muskulös. Bevor es auf der Erde zu chaotischen Verhältnissen gekommen war, hatte Kanube für verschiedene Firmen als Erfinder und Organisator gearbeitet. Der untersetzte Mann verfügte über ein großes technisch-wissenschaftliches Allgemeinwissen, das er auf alle denkbaren Situationen anzuwenden verstand.

Vor einigen Jahren hatte Kanube die Erfindung Nr. 2436/77 zum Terranischen Patent angemeldet. Es handelte sich um das Anziehen von Schuhen mit sperrigen Verschlüssen (zum Beispiel Druckstiefel von Raumanzügen) in liegender Haltung. Dazu hatte Kanube eine besondere Form von Verschlüssen entwickelt.

Der Vorwurf, er würde solche Erfindungen nur seiner eigenen Bequemlichkeit zuliebe machen, traf Kanube nicht sehr.

Sante Kanube richtete sich von seinem Lager auf und sah sich um. Er spürte einen dumpfen Druck im Kopf, wahrscheinlich die Folge seines Rausches. Erstaunlich war, dass seine Immunität gegen den Waringer-Effekt ungebrochen war, obwohl die Wirkung der PILLE längst nachgelassen hatte.

Kanube befand sich allein in einem Dreibettzimmer. Um ihn herum sah es unaufgeräumt aus. Niemand schien sich um ihn zu kümmern. Es gab kein Fenster, nur eine ausgeschaltete Bildwand. Kanube entdeckte den Schalter dafür über dem Bett, aber als er ihn betätigte, geschah nichts. Er nahm an, dass die Bildwand defekt war.

Kanube schwang ächzend die Beine vom Bett. Er trug noch die Kleidung, in der ihn der Ka-zwo aufgegriffen hatte.

Über der Tür entdeckte Kanube eine Kalenderuhr. Sie war beleuchtet.

4. Januar 3582 las Kanube irritiert.

Er traute seinen Augen nicht. Es gab nur die Erklärung, dass die Uhr falsch eingestellt war.

Bereits am 2. September 3581, einen Tag, nachdem ihn der Ka-zwo aufgegriffen hatte, war nach Ansicht der Wissenschaftler der Augenblick gekommen, da die Erde in den Schlund stürzen würde.

Es war auch unvorstellbar, dass Kanube die ganze Zeit ohne Bewusstsein zugebracht hatte, ohne zu verhungern.

Die Uhr ging falsch!

Kanube umrundete sein Bett. Er war durstig und hungrig, aber auf keinem der Tischchen neben den Betten stand etwas.

Ohne zu zögern, begab Kanube sich zur Tür und öffnete sie. Er trat auf den Korridor hinaus. Niemand war in der Nähe. Die Stille begleitete den Neger vom Zimmer auf den Gang hinaus, sie hüllte ihn förmlich ein und begann an seinen Nerven zu zerren. Seine eigenen Schritte kamen ihm übermäßig laut vor.

Am Ende des Ganges befand sich ein großes Fenster, durch das Tageslicht hereindrang. Kanube blinzelte. Er wollte nicht glauben, was er sah. Aber eine Täuschung war nicht möglich.

Es schneite!

Der Erfinder war fassungslos.

Er ging ein paar Schritte weiter und öffnete die nächste Tür. Das Zimmer, in das er blicken konnte, war verlassen. Kanube inspizierte alle Zimmer bis zum Ende des Ganges, aber er fand nirgends einen Menschen. Schließlich blieb nur noch der Behandlungsraum. Kanube betrat ihn. Neben dem Eingang stand ein Ka-zwo, offensichtlich als Wächter gedacht. Kanube sah mit einem Blick, dass der Roboter desaktiviert war.

Der Behandlungsraum besaß ein Oberlicht. Es war an einer Stelle zerbrochen. Schneeflocken trieben herein. Kanube erschauerte. Es war kalt! Die Klimaanlage schien nicht zu funktionieren.

War die Heilanstalt vielleicht von einer Menge wütender Menschen gestürmt worden?, fragte sich Kanube.

Oder hatten die Patienten rebelliert und waren ausgebrochen?

Beide Vorstellungen kamen nur deshalb bedingt in Frage, weil sie Kanubes eigenes Schicksal nicht einwandfrei erklärten. Also musste irgend etwas anderes passiert sein.

Bei seiner Einlieferung hatte Kanube registriert, dass sein Zimmer in der vierten Etage lag. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es anderswo in der Anstalt noch Patienten oder Pflegepersonal gab. Das Haus war völlig verlassen, als seien alle Menschen vor einer unbeschreiblichen Gefahr geflohen.

Als Kanube sich umdrehte, fiel sein Blick unwillkürlich auf die Kalenderuhr über dem Eingang des Behandlungsraums.

Auch sie zeigte den 4. Januar 3582.

Vielleicht, dachte Kanube mit einem Anflug des Entsetzens, gingen die Uhren richtig.

Er ging zum Ende des Korridors und blickte aus dem Fenster. Viel konnte er von diesem Platz aus nicht erkennen, denn auf der anderen Seite der Straße erhob sich der mächtige Komplex des Welternährungszentrums in den Himmel. Alle Hochenergiestraßen in der Umgebung waren jedoch ausgeschaltet, und auf der Straße vor der Anstalt war kein einziger Mensch zu sehen.

Kanubes Blicke glitten über die Fenster des Welternährungszentrums, aber er vermochte keine Bewegungen auszumachen. Auch dort drüben, in Kanubes unmittelbarer Nachbarschaft, schien sich niemand mehr aufzuhalten.

Warum?, überlegte der Afroterraner angestrengt.

Hatte man vielleicht diesen Bezirk von Terrania City evakuiert?

Dann musste ein besonderer Grund dafür vorliegen.

Kanube verbannte alle diese Gedanken aus seinem Bewusstsein. Er durfte sich nicht in Spekulationen verlieren. Es kam für ihn darauf an, möglichst schnell die Wahrheit herauszufinden, damit er sich auf die Gegebenheiten einstellen konnte.

Auf der Straße standen ein paar Gleiter und Transportwagen, zwei davon waren umgekippt. Diese Feststellung half Kanube nicht weiter. Bereits vor seiner Einlieferung in die Anstalt war es in verschiedenen Stadtteilen zu schweren Zusammenstößen gekommen. Dabei hatte der Mob genug Zerstörungen ausgelöst.

Kanube verließ den Beobachtungsplatz am Fenster.

Er musste über die Nottreppe in die nächsttiefere Etage, denn der Lift funktionierte nicht. In der dritten Etage befanden sich die Büro- und Verwaltungsräume. Auch sie waren verlassen.

Die Menschen, die hier gearbeitet hatten, waren offenbar sehr schnell aufgebrochen.

Im Vorraum des Archivs entdeckte Kanube auf einem Tisch sieben Tabletten.

PILLEN!, dachte er überrascht. Selbst hier, in einer von Aphilikern aufgebauten Heilanstalt. Alle Kalenderuhren in den Büroräumen zeigten das Datum vom 4. Januar 3582.

Kanube fand ein paar Zeitungen. Sie alle datierten noch vom August 3581.

Im Aufenthaltsraum fand er eine Ausgabe von TERRANIA-CITY-UNIVERSAL. Erscheinungsdatum war der 1. September 3581. Die dreidimensionale Überschrift fragte:

FINDET DER WELTUNTERGANG MORGEN STATT?

– Wissenschaftler errechnen 2. September als Katastrophentag –

– An den Folgen der PILLE erkrankte Bevölkerung apathisch –

Kanube ließ sich in einen Sessel fallen und las die gesamte Zeitung. Sie beschäftigte sich ausschließlich mit dem bevorstehenden Ereignis. Zweifellos waren alle Artikel von Aphilikern verfasst worden, denn in allen Artikeln wurden die Menschen, die die PILLE nahmen, mit scharfen Worten verurteilt.

Zwischen den Zeilen konnte Kanube lesen, dass die Regierung nicht mehr in der Lage war, die Flut von PILLEN auf der gesamten Welt einzudämmen. In einem anderen Bericht wurde darüber spekuliert, ob es eine Möglichkeit des Weiterlebens nach dem Sturz in den Schlund gab. Der Verfasser war sehr pessimistisch.

Kanube faltete die Zeitung zusammen und warf sie auf den Tisch. Er schloss die Augen und dachte nach.

Ein phantastischer Gedanke durchzuckte ihn.

Hatte der Sturz der Erde in den Schlund des Mahlstroms vielleicht schon stattgefunden?

War tatsächlich bereits der 4. Januar 3582?

Der untersetzte Mann war sich darüber im klaren, dass er hier wahrscheinlich keine Antwort finden würde. Er rollte mit dem Sessel zu einem anderen Tisch und ergriff das Videophon. Alle Anschlüsse waren tot. Kanube versuchte, willkürlich Verbindungen in andere Städte zu bekommen. Niemand nahm seinen Anruf entgegen.

Kanube runzelte die Stirn. Er konnte sich seinen Misserfolg nur damit erklären, dass das Gerät defekt war.

Einer inneren Eingebung folgend, begab er sich zur Fernsehwand, die im Aufenthaltsraum installiert war. Er warf einen Blick auf die Uhren und zuckte mit den Schultern.

Er schaltete die Bildwand ein. Sie blieb dunkel. Entweder war auch sie defekt, oder es wurde kein Programm mehr ausgestrahlt.

Kanube merkte, dass er vor innerer Erregung zu zittern begann. Ein unglaublicher Gedanke steigerte sein Entsetzen.

Irgend etwas Schreckliches war geschehen, aber er, Sante Kanube, war aus unerklärlichen Gründen aus diesen Ereignissen ausgeklammert worden.

In diesem Augenblick erklang ein Geräusch.

Kanube zuckte zusammen.

2.

Der Schmerz, dachte Jan Speideck wütend und überrascht zugleich, reichte von der Kinnspitze bis zum Hinterkopf. Der Schlag, mit dem Cersivon Galt ihn getroffen hatte, war ein richtiger Knock-out gewesen – den ersten, den Speideck in seiner Laufbahn als Profiboxer hatte hinnehmen müssen.

(Das war im Grunde genommen nicht weiter verwunderlich, denn »Thor, der letzte Profiboxer«, wie Speideck sich auch nannte, hatte niemals einen wirklichen Kampf ausgetragen, sondern war immer nur gegen Sparringspartner angetreten).

Die Vorgänge im Mahlstrom hatten Galt offensichtlich ein bisschen unbeherrscht gemacht, sonst hätte er bestimmt nicht so hart zugeschlagen.

Jan Speideck hob mühselig den Kopf. Er lag auf dem Rücken im Ring. An der Wand hinter den Seilen hing ein von Speideck selbst gefertigtes Plakat, auf dem er mit nacktem Oberkörper und Boxhandschuhen in kämpferischer Haltung zu sehen war. In knallroten Buchstaben stand unter dem Bild:

THOR, DER LETZTE PROFIBOXER.

»Cersivon!«, flüsterte Speideck. »Komm her und hilf mir hoch!«

Als sich nichts rührte, sah Speideck sich im Ring um.

Galt war nicht da.

Speideck spie den Mundschutz aus und drehte langsam den Kopf. Er hörte seine Nackenwirbel knacken.

»Galt!«, rief er lauter, denn es war immerhin möglich, dass sein Sparringspartner bereits unter der Dusche stand. »Du rücksichtsloser Schläger.«

Komisch!, dachte Jan Speideck seltsam berührt. Begriffe wie »rücksichtslos« waren ihm bisher fremd gewesen.

Unwillkürlich lauschte er in sich hinein.

Irgend etwas war mit ihm geschehen.

Eine Veränderung!

Er empfand plötzlich Dinge als bedeutsam, über die er sich bisher niemals Gedanken gemacht hatte. Seine Betrachtungsweise hatte sich nicht in rationaler, sondern in emotionaler Form geändert.

Speideck begriff, dass er zu Gefühlen fähig war, die er bisher überhaupt nicht gekannt hatte.

Er fuhr hoch.

»Cersivon!« Jetzt schrie er. »Hat mir vielleicht irgend jemand eine PILLE verpasst, als ich nicht bei Bewusstsein war?«

Speideck hatte sich immer geweigert, die PILLE zu nehmen. Er hatte die letzten Tage vor dem Sturz in den Schlund auf seine Weise verbracht: Hier im Trainingslager des SWALLOP-HAUSES.

Trotzdem: Er war krank, er war nicht mehr aphilisch. Obwohl es dafür keine direkten Anhaltspunkte gab, fühlte Speideck, dass er an Non-Aphilie erkrankt war.

Seine Unruhe hielt nicht lange an, dann begann er Zufriedenheit über seinen neuen Zustand zu empfinden. Es war, als würde er sich selbst neu entdecken, als wären bisher die besten Seiten seines Wesens tief in seinem Innern verborgen gewesen.

Und so war es wohl auch!

Speideck erhob sich und taumelte durch den Ring. Sekundenlang hielt er sich an den Seilen fest, dann kletterte er über sie hinweg in die Halle.

Speideck war fast zwei Meter groß und muskelbepackt. Sein Gesicht sah gerötet aus, über den großen hellblauen Augen waren die Brauen nur andeutungsweise erkennbar. Jans Gesicht war breit, fast grobschlächtig und wirkte durch das von einer Hautfalte in der Mitte fast gespaltene Kinn wenig anziehend.

Speideck hatte seine strohblonden Haare, die ihm bis zu den Schultern reichten, mit einem Band aus Schlangenhaut zusammengebunden.

Speideck ging in dem ihm eigenen trottenden Schritt bis zum Baderaum und stieß die Tür auf. Galt war nicht da, es deutete auch nichts darauf hin, dass jemand in den letzten Stunden geduscht hatte.

Mit den Zähnen öffnete Jan die Verschlüsse seiner Handschuhe und zog sie von den Händen, dann nahm er die Bandagen von den Handgelenken ab.

Vielleicht hatte Cersivon Galt Angst bekommen, weil er so fest zugeschlagen hatte, und war gegangen.

Speideck sah durch das Fenster. Es war dunkel. Seltsam, dass draußen weder Licht noch das Glühen des Schlundes zu sehen war.

Als Speideck an der Tür vorbeiging, machte er eine seltsame Entdeckung. Der Schlüssel stak noch im Schloss. Es war von innen abgeschlossen.

Wenn Galt gegangen war – wie hatte er dann ohne Schlüssel von außen wieder die Tür verriegeln können?

»Cersivon!«, schrie Speideck. »Warum versteckst du dich?«

Er begann alle Nebenräume zu durchsuchen, aber er fand seinen Sportkameraden nicht. Aber Galt konnte nicht gegangen sein, dagegen sprach die verriegelte Tür.

War er, Speideck, vielleicht vorübergehend erwacht und hatte Galt hinausgelassen?

So sehr er sich auch anstrengte, Speideck konnte sich nicht an einen solchen Vorgang erinnern.

Aber Galt konnte sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben.