Perry Rhodan Neo 11: Schlacht um Ferrol - Michael Marcus Thurner - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan Neo 11: Schlacht um Ferrol E-Book und Hörbuch

Michael Marcus-Thurner

4,0

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Beschreibung

Sommer 2036: Perry Rhodan und seine Begleiter folgen einem Notruf, der aus dem nahen Wega-System kommt. Dort geraten sie zwischen die Fronten zweier ungleich starker Gegner: Die echsenartigen Topsider greifen die Ferronen an. Nachdem ihr Raumschiff von den Topsidern abgeschossen wurde, stranden die Menschen auf dem Planeten Ferrol. Die Überlebenden schlagen sich zur Hauptstadt Thorta durch. Denn nur von dort kann noch Rettung kommen. Währenddessen geht der Krieg weiter. Trotz der aussichtslosen Lage hat Perry Rhodan ein Ziel: Er muss das Gemetzel um jeden Preis stoppen. Gelingt ihm das nicht, droht auch den Bewohnern der Erde ein schreckliches Schicksal ...

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Zeit:6 Std. 7 min

Sprecher:Hanno Dinger
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Band 11

Schlacht um Ferrol

von Michael Marcus Thurner

Sommer 2036: Perry Rhodan und seine Begleiter folgen einem Notruf, der aus dem nahen Wega-System kommt. Dort geraten sie zwischen die Fronten zweier ungleich starker Gegner: Die echsenartigen Topsider greifen die Ferronen an.

Nachdem ihr Raumschiff von den Topsidern abgeschossen wurde, stranden die Menschen auf dem Planeten Ferrol. Die Überlebenden schlagen sich zur Hauptstadt Thorta durch. Denn nur von dort kann noch Rettung kommen.

1.

Perry Rhodan

über Ferrol

Es krachte und klirrte. Er hatte Mühe, seine Blicke auf die Holos zu fokussieren. Er wurde in seinem Stuhl hin und her geworfen. Immer wieder versagte die künstlich erzeugte Schwerkraft der GOOD HOPE, dieses Wunderwerks aus arkonidischer Fertigung.

Jemand schrie erschreckt auf. Eine Frau: Anne Sloane oder Darja Morosowa. Ein Mensch flog durch die Zentrale. Er prallte gegen die Seitenwand, rutschte wie in Zeitlupe daran ab und blieb reglos auf dem Boden liegen.

Perry Rhodans Zähne klapperten, all seine Wahrnehmungen waren gestört. Vibrationen, die die Schiffshülle erfasst hatten, durchdrangen seinen Körper. Er fühlte selten gekannte Übelkeit und Kopfschmerzen.

Du bist Testpilot! Du hast schon schlimmere Situationen gemeistert und weißt damit umzugehen!

Doch diesmal war alles anders. Er war zum Stillhalten verdammt, während die Arkonidin Thora ihr Möglichstes tat, um das Raumschiff unter Kontrolle zu behalten.

»Sie müssen raus, Rhodan!«, rief die Frau. »Wir haben nicht mehr viel Zeit!«

Er wandte sich ihr zu. Thora ruhte in ihrer Konturliege. Sie ließ die Hände über die virtuellen Steuerkonsolen wandern, während ihre Blicke von einem Holo zum nächsten wanderten.

Rhodan nahm die Bilder in sich auf, die einen Planeten namens Ferrol zeigten. Er sah eine von Wasserflächen und beeindruckenden Dschungellandschaften überzogene Planetenoberfläche. Rote Punkte markierten Ansiedlungen, Zivilisationspunkte und besondere Merkmale, die zur Orientierung dienen sollten.

Selbst jetzt, da die GOOD HOPE abstürzte und kaum mehr als ein Wrack war, funktionierte das Schiff besser als alles, was irdische Ingenieure jemals konstruiert hatten.

Thora wirkte ruhig und konzentriert. Unbeeindruckt von den Geschehnissen ringsum unternahm sie alles, um das Schiff zu retten. Bewundernswert ...

Die GOOD HOPE ächzte und stöhnte. Metall verwand sich, irgendwo brach etwas in sich zusammen. Weitere Schadensmeldungen flackerten über die Holos; sie besagten, dass die Statik des Raumers gefährdet war. Beunruhigend viele Lichter flammten auf den holografisch erzeugten Konsolen vor Thora auf. Der Schutzschirm brach zusammen.

»Ich vertraue Ihnen!«, sagte Rhodan. »Ich weiß, dass Sie es schaffen können!«

Für einige Sekunden kehrte Ruhe ein, selbst die Vibrationen ließen nach. »Das Schiff wird aufgegeben«, sagte Thora ruhig und winkte in Richtung Ras Tschubais. »Ihre Leute sollten tun, wofür sie da sind.«

Ein Holo zeigte ihren Verfolger. Einen 800-Meter-Riesen aus arkonidischer Fertigung, bemannt mit Topsidern, der sich nicht abschütteln ließ.

Die Stille machte einem Knirschen und Krachen Platz, das noch lauter als zuvor klang. Es ging zu Ende. Die Titanic sinkt, sagte sich Rhodan, das Unvorstellbare geschieht.

Er konzentrierte sich. »Tako, du kümmerst dich um Anne und Darja. Ras, nimm Wuriu und Alexander mit dir. Ihr ladet sie auf Ferrol ab und kehrt sofort hierher zurück. Verstanden?«

Beide nickten und lösten sich aus ihren Liegen. Ein weiterer Ruck warf sie von den Beinen. Der Japaner fing sich mit einem Geschick ab, das auf einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn und perfekte Körperbeherrschung schließen ließ. Der muskulöse Sudanese stürzte, rollte sich ab, kam in einer fließenden Bewegung wieder auf die Beine.

»Sie dürfen unter keinen Umständen Ihre Kampfanzüge anbehalten!«, mahnte Thora. »Sobald Sie die Planetenoberfläche betreten haben, ziehen Sie sie aus und zerstören oder verstecken sie. Die Topsider würden Sie andernfalls aufspüren.«

»Verstanden.«

Kakuta packte Anne Sloane und zog sie mit sich, hin zu Darja Morosowa, die aus ihrem Sessel geschleudert worden war und mit glasigen Augen vor sich hin stierte. Er atmete tief ein und verschwand dann, gemeinsam mit den beiden Frauen.

Wuriu Sengu ergriff die von Tschubai dargebotene Hand, während Alexander Baturin zögerte und vor dem Teleporter zurückwich. Der Sudanese entblößte sein makelloses Gebiss. Es konnte als Lächeln, aber auch als eine Drohung verstanden werden – und der Russe glaubte offenbar an Zweiteres. Er stützte sich hoch und berührte Tschubai an dessen Schulter.

Weg waren sie. Einfach so, wie von Zauberhand, kraft ihrer Bewusstseine.

Weitere Explosionen erschütterten das Schiff, weitere Funktionen versagten. Die Notbeleuchtung ersetzte das etwas zu grelle, den arkonidischen Bedürfnissen angepasste Licht in der Zentrale. Ätzender Geruch erfüllte den Raum und reizte zum Husten. Aus einem verkapselten Aggregat drang eine Stichflamme. Sie wurde von Schaum des über schmale Düsen gesteuerten Löschsystems erstickt.

Wo blieben Ras und Tako? Waren sie vom Sprung zu erschöpft, um in die GOOD HOPE zurückzukehren? Konnten sie das Schiff mit ihren sonderbaren Sinnen etwa nicht erfassen?

Der Japaner tauchte unmittelbar neben ihm aus dem Nichts auf. Wie immer zuckte Perry Rhodan zusammen.

Tako Kakuta torkelte und stützte sich an ihm ab. Sein linkes Auge war blutunterlaufen. Eine Ader im Weiß war geplatzt, wohl als Resultat der Anstrengung, der sich der Mutant mit den beiden Sprüngen ausgesetzt hatte.

Rhodan stützte ihn, bevor er aus dem Gleichgewicht geriet. »Du musst Rod und Conrad mitnehmen«, schrie er dem Mutanten ins Ohr. »Schaffst du das?«

»Hai.« Der Japaner sah mit glasigem Blick an ihm vorbei und deutete eine Verbeugung an. Während rings um sie das Chaos immer größere, immer beunruhigendere Ausmaße annahm, torkelte er auf die beiden Raumfahrer zu, fasste sie am Arm und setzte zu einem weiteren Teleportationssprung an.

Mach schon, bring sie weg von hier! Rhodan sah wie gebannt zu, an den Geschehnissen ringsum kaum interessiert. Wichtig war einzig und allein, dass die Besatzungsmitglieder der GOOD HOPE gerettet wurden.

Der Japaner ballte die Hände zu Fäusten, schloss die Augen – und öffnete sie gleich wieder. Irritiert schüttelte er den Kopf. Es gelang ihm offenbar nur unzulänglich, zur notwendigen Konzentration zu finden.

Er nahm einen zweiten Anlauf – und schaffte es diesmal. Die drei Menschen verschwanden.

Ras Tschubai erschien. Auch er wirkte angeschlagen, auch er hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Doch er wehrte Rhodans zur Hilfeleistung ausgestreckten Hände ab und zeigte ein müdes Lächeln. »Alles in Ordnung!«, rief er.

»Jetzt Chaktor und Thora!«, wies Rhodan ihn an.

»Perry ...«

»Mach schon! Es ist keine Zeit für Diskussionen.«

»Nach diesem schaffe ich keinen weiteren Sprung. Ich benötige zumindest einige Minuten Ruhe.« Das Lächeln war verschwunden. Die Haut des Sudanesen wirkte fahl, tiefe Furchen gruben sich in sein Gesicht.

Rhodan nickte. Er hatte geahnt, dass es so kommen würde. Die Kräfte der beiden Teleporter waren keineswegs unerschöpflich. Einer von ihnen würde zurückbleiben müssen.

»Sie gehen!«, sagte Thora, ohne ihren Blick zu heben. »Ich kann die GOOD HOPE noch für eine Weile in der Luft halten, womöglich sogar notlanden.«

Die Vibrationen waren kaum mehr auszuhalten, ebenso der ätzende Gestank brennenden Kunststoffs. Sekret rann über die Wange der Arkonidin nach unten, ihre Hände waren um die Seiten der Konturliege gekrampft. Sie log. Sie wusste nicht mehr weiter.

»Abgelehnt«, sagte Rhodan bestimmt. »Du nimmst Thora mit dir, Ras ...«

»Sie sind wichtig, Perry.« Thora begegnete seinen Blicken mit merkwürdiger Offenheit. »Sie haben eine Vision zu erfüllen. Das Schicksal einer Arkonidin ist bei Weitem nicht so wichtig wie das Ihre.«

Woher rührten Thoras altruistischen Anwandlungen? Hatte sie sich bislang verstellt, hegte sie ihm gegenüber weitaus mehr Sympathie als vermutet?

Explosionen. Gestank. Rauch. Das Ende der GOOD HOPE näherte sich mit Riesenschritten. Rhodan, der längst gelernt hatte, die auf arkonidische Sinne abzielenden Warnsignale zu verstehen, erkannte, dass sich der Kugelraumer nur noch kurze Zeit würde halten können.

Wo war der Verfolger? – Der riesige Kugelraumer war auf keinem einzigen Holo mehr auszumachen. Hatten sie ihn etwa abgeschüttelt, jetzt, da es ohnedies keine Rolle mehr spielte?

»Du nimmst Chaktor und Thora mit dir«, sagte Rhodan zum Teleporter. »Das ist ein Befehl. Hast du mich verstanden?«

»Ja.« Ras Tschubai musterte ihn. Und fügte dann hinzu: »Es tut mir leid, Perry.«

Der Schwinger des kräftigen Schwarzafrikaners in den Magen überraschte ihn völlig und raubte ihm die Luft. Er klappte mit dem Oberkörper nach vorne, rang nach Luft. Hustete. War hilflos. Konnte sich gegen den Griff Ras Tschubais nicht wehren. Konnte nicht mehr protestieren. Er wurde fortgerissen, weg von Thora, hin zum Ferronen Chaktor.

Und dann war da nur noch der Schmerz des Sich-Auflösens.

»Nein!«, wollte er schreien. Doch der Ruf verhallte weitgehend ungehört über die Wipfel gewaltiger Urwaldriesen, die ihn mit einem Mal umgaben.

Rhodan stand in knietiefem Sumpfwasser. Ihm war übel, der Magenschwinger noch längst nicht verdaut. Doch er durfte nicht stehen bleiben, nicht hier, in einer unbekannten Umgebung mit vielen unbekannten Gefahren.

Schmatzende Geräusche ertönten, als er die Beine hochzog und sich langsam, Schritt für Schritt, einer winzigen Felseninsel inmitten einer Einöde aus Grau und fahlem Grün näherte.

Er hustete angestrengt. Seine Lunge fühlte sich belegt an, ein jeder Atemzug fiel ihm schwer.

Ras Tschubai befand sich in unmittelbarer Nähe, ebenso Chaktor. Der klein gewachsene Ferrone zog den Teleporter mit ungewöhnlicher Leichtigkeit hinter sich her. Der Sudanese bekam kaum Luft, er wirkte völlig erschöpft.

Keuchend erreichte Rhodan die Felseninsel. Zweimal rutschte er zurück ins brackige Wasser, bevor er seinen Tritt fand und die bloß einen Meter hohe Böschung hochklettern konnte.

Er stemmte die Beine gegen den Boden und streckte den Arm aus, um Chaktor hochzuhelfen. Der Ferrone ignorierte ihn. Ohne erkennbare Anstrengung kletterte er an Rhodans Seite, Ras Tschubai weiterhin im Schlepptau.

»Du musst Thora holen!«, befahl Rhodan dem Afrikaner. »Jetzt gleich!«

Tschubai blickte ihn verständnislos an. Er schien kaum zu wissen, wo er war und wie er hierher gelangt war.

Rhodan schüttelte ihn durch. Ras Tschubai reagierte nicht darauf, ganz im Gegenteil: Er sank haltlos in sich zusammen. Rhodan hatte Mühe, den Sturz seines Begleiters zu dämpfen.

Donnergetöse. Explosionsgeräusche. Windböen, die die Baumwipfel beiseitebogen, sie teilweise umknickten oder gar entwurzelten.

Rhodan duckte sich instinktiv. In einer Höhe von etwa 500 Metern zog die GOOD HOPE über ihre Köpfe hinweg, zwischen den Baumkronen zu erahnen wie Bilder, die im Licht einer Stroboskoplampe zu sehen waren. Das Schiff bewegte sich scheinbar in Zeitlupentempo. Irgendetwas brach weg, in einem Feuerwerk aus gelben und roten Flammen, und trudelte in die Tiefe, um in sicherer Entfernung in den Sumpf zu stürzen. Das Getöse einer weiteren Explosion, die sich an Bord der GOOD HOPE ereignete, erreichte sie mit einer Verzögerung von vielleicht zwei Sekunden. Eine Sturmböe knickte weitere Bäume, sie fegte Rhodan und selbst den Ferronen von den Beinen.

Jemand verfolgte die GOOD HOPE. Topsidische Jäger. Kleinsteinheiten, die durch den wolkenverhangenen Himmel rasten und unmöglich wirkende Haken schlugen. Sie waren wie Insekten, die ihrer Beute folgten, um sich auf sie zu stürzen und sie bis auf den letzten Tropfen Blut auszusaugen.

Blitze zuckten über den Horizont. Strahlschüsse. Todbringende Energien, die nach der GOOD HOPE griffen, um sie gänzlich zu vernichten.

Die Geschehnisse verlagerten sich, weg von ihrem Standort. Binnen weniger Sekunden hatten Jäger und Gejagte zig Kilometer zurückgelegt. Die topsidischen Einheiten und die GOOD HOPE waren nicht mehr zu sehen.

Die Erde bebte mit einem Mal. Ein Etwas zog eine Schneise der Vernichtung durch den Dschungel. Es kam auf sie zu, holpernd und mit Bocksprüngen, die über Dutzende Meter oder mehr durch die Luft führten. Noch bevor Rhodan reagieren konnte, war das Ding auch schon an ihnen vorbei.

Wasser und Erdreich spritzten auf sie, begruben sie unter sich. Fels sprang, zerfetzt von diesem haushohen Metallbrocken, der womöglich einmal Teil der Außenwandung der GOOD HOPE gewesen war. Bläuliche Flammen wie von Elmsfeuer tanzten über den Boden, erloschen gleich wieder, rasten Lianen und Baumstämme hoch, bis zu den Wipfeln jener Bäume, die dieses Armageddon überstanden hatten.

Rhodan ächzte und krallte sich fest, irgendwo, irgendwie. Eine Faust aus komprimierter Luft drückte ihn tiefer und tiefer in den Schlamm. Einzig und allein der Kampfanzug schützte ihn vor dem Ersticken.

Der Lärm verebbte, der Wind ließ nach, die Flammen erstickten. Unheimlich anmutende Ruhe folgte. Sie belastete Rhodans Sinne fast mehr als jene Kakophonie, die er eben erst über sich hatte ergehen lassen müssen.

»Stehen Sie auf!«, hörte er Chaktors tiefe Stimme. »Wir sollten die anderen suchen. Und dann von hier verschwinden. So rasch wie möglich.«

Rhodan befreite sich mühsam aus dem Erdreich und kam auf die Knie, dann auf die Beine.

Ras Tschubai lag unmittelbar neben ihm auf dem Rücken, nur noch als körpergroße Erhöhung zu erkennen, die sich auf der vermeintlich sicheren Felseninsel gebildet hatte.

Rhodan wischte das schlammbedeckte Visier des Schutzanzugs seines Begleiters frei und starrte in flackernde, sich stetig von links nach rechts und wieder zurück bewegende Pupillen.

»Was ist los mit ihm?«, fragte Chaktor.

»Ich weiß es nicht genau«, gestand Rhodan. »Vielleicht so etwas wie ein hypertonischer Schock. Ein erhöhter Druck in den Blutgefäßen, der mit der Überanstrengung durch die Teleportationen zu tun hat.«

Chaktor blinzelte zweimal, dreimal – und öffnete dann den Mund, um zu ... gähnen.

Oder?

Rhodan tat sich schwer, die Gestik des Ferronen zu deuten. Sie war ihm völlig fremd. Die physischen Übereinstimmungen ihrer beiden Völker hingegen war frappant. Irgendwann einmal würde er sich darüber seine Gedanken machen müssen. Doch nicht jetzt.

»Thora meinte, dass wir die Kampfanzüge so rasch wie möglich loswerden müssten. Wir sollten ihrem Rat folgen.«

Dem Rat einer Frau, die womöglich bereits tot ist.

Auch diesen Gedanken schob Rhodan beiseite. Er musste sich aufs Überleben konzentrieren. Aufs Überleben in einer Umgebung, die ihm gänzlich unbekannt war und die gewiss mit Gefahren aufwartete, an die er jetzt noch nicht einmal dachte.

Er quälte sich aus dem Anzug, mit einem Auge immer in Richtung Ras Tschubai blinzelnd. Der Teleporter atmete flach. Das Flackern seiner Augen ließ allmählich nach. Die Hände zuckten, als wollte er nach etwas greifen. Als wiederholte er im Geist einen seiner durch Gedankenkraft verursachten Sprünge.

Müdigkeit überfiel ihn, sobald er sich aus dem Anzug geschält hatte. Eine ungeheure Last lag auf seinen Schultern, sein Stand war unsicher. Selbst geringste Bewegungen trieben ihm Schweißperlen auf die Stirn. Die erhöhte Schwerkraft Ferrols. Einskommavier Gravos. Statt achtzig Kilo schleppst du nun einhundertzwölf mit dir herum.

»Wo sind wir?«, fragte er Chaktor und wischte sich Schweiß von der Stirn.

»Derrwash«, meinte der Ferrone kurz angebunden. »Im Sumpf von Derrwash, der weiter nördlich in die gleichnamige Feuchtebene übergeht.«

»Das bedeutet?«

»... dass wir uns in einem weitgehend unbesiedelten Gebiet befinden, das lediglich von den Warani durchstreift wird.«

»Und die Warani sind ...?«

»Sumpfferronen. Angehörige eines Stammes meines Volkes, die sich selbst Nahina nennen. Sie haben nur wenig Interesse an den weltlichen Dingen des Lebens und leben zurückgezogen in den Sümpfen der Nordkontinente. Die durch den Thort, dem Oberhaupt meines Volkes, ausgeübte Staatsgewalt hat für sie bloß periphere Bedeutung. Sie akzeptieren ihn, aber kein anderes Mitglied des Ministerrats, geschweige denn einen Angehörigen der Grafschaftsverwaltung von Porean, der sie theoretisch untergeordnet sind.«

»Werden sie uns helfen?«

»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Sumpfferronen gelten als unberechenbar.«

Perry Rhodan nahm an Ausrüstung an sich, was ihm von Nutzen sein konnte. Nahrung, Wasser, ein Messer, Verbandszeug, weitere Kleinigkeiten – und den Translator. Dieses Instrument war für den Kontakt mit den Ferronen unerlässlich.

Ein zylindrisches Luftfahrzeug kreuzte durch den Himmel. Es zog gelb leuchtende Spuren hinter sich her. Der Eindruck eines zornigen Insekts verstärkte sich weiter. Der topsidische Jäger suchte das Land zweifellos nach Überlebenden des Absturzes ab.

Nach ihnen.

Rhodan nestelte am Verschluss von Ras' Anzug. Es dauerte wertvolle Sekunden, bis er den Öffnungsmechanismus desaktiviert hatte und beginnen konnte, den Teleporter aus dem Anzug zu schälen. Weiße Pünktchen tanzten vor seinen Augen, und er war dankbar, als Chaktor ihn bei seiner schweißtreibenden Arbeit unterstützte.

»Weg mit den Dingern«, sagte Rhodan, kaum dass sie den benommenen Ras Tschubai aus dem Anzug befreit hatten. »Wir versenken sie am besten in dieser Brühe, und das möglichst tief.«

»Ich übernehme das.« Chaktor nahm die Kombinationen an sich, sprang von der Felseninsel und entfernte sich mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Mit weiten Sprungschritten, die für einen Menschen lächerlich anmuteten – und dennoch seltsame Eleganz vermittelten.

Bald war er aus Rhodans Blickfeld verschwunden. Rings um ihn herrschte Totenstille, die plötzlich von einem energischen Vogelkrächzen durchbrochen wurde. Er zuckte zusammen und sah sich alarmiert um. Selbst das kleinste Insekt oder der winzigste Räuber mochte Gefahr für ihn und Ras Tschubai bedeuten.

Rhodan fröstelte. Und dann erst jene Gefahren, die wir nicht sehen können. Bakterien. Wasser, das für unseren Metabolismus nicht geeignet ist. Übertragbare Krankheiten ...

Tschubai richtete sich abrupt auf. Er stöhnte, zeigte ein schmerzverzerrtes Gesicht und legte eine Hand auf die rechte Seite seines Brustkorbs. »Was ...«

»Bleib ruhig, es ist alles in Ordnung«, log Rhodan. »Wir sind sicher auf Ferrol gelandet.«

Der Teleporter sah sich um, wollte sich orientieren. »Ich kann mich an den Sprung hierher erinnern. Aber die Umgebung wirkt verändert. Zerstört.«

Rhodan erzählte ihm mit wenigen Worten, was während der letzten Minuten geschehen war. Er vermied es trotz allen Ärgers, auf die Befehlsverweigerung Ras Tschubais in der GOOD HOPE einzugehen. Er hätte Thora hierher schaffen sollen, nicht mich!

»Wie soll's weitergehen?« Der Sudanese kam auf die Beine. Er keuchte vor Anstrengung.

»Wir suchen die anderen. – Erinnerst du dich, wo du Wuriu und Alexander abgesetzt hast? Und weißt du, in welche Richtung Tako gesprungen ist?«

Ras Tschubai drehte sich im Kreis. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe beide Sprünge so nahe wie möglich aneinandergesetzt.« Er zuckte hilflos die Achseln. »Ich kann's nicht erklären, warum ich das weiß – aber ich vermute, dass die beiden keinen Kilometer von hier entfernt sind. Ich muss mir einen Überblick verschaffen. Wenn ich auf einen der noch stehenden Baumriesen teleportiere und mich von dort aus umsehe ...?«

»Das lass mal schön sein. Du schonst deine Kräfte für den Notfall.«

»Aber wie möchtest du unsere Leute dann finden? Ohne Funkgerät, ohne Ortungssystem?«

»In früheren Zeiten hat man sich durch Rufen verständigt.« Rhodan grinste, obwohl ihm keinesfalls danach zumute war.

Chaktor kehrte zurück. Sein Körper war über und über mit Schlamm bedeckt, die Haare standen kreuz und quer. Seine stämmigen Beine tauchten kaum ins Brackwasser ein. Als er die Felseninsel erreichte, atmete er um keinen Deut rascher als zuvor. »Alles erledigt«, sagte er. »Ich habe die Anzüge versorgt.«

»Wo?«

»In einem Tümpel. Tief genug, dass sie nicht mehr angemessen werden können.«

»Sie sind getaucht?«

»Schlammtauchen ist ein beliebter Sport bei Jugendlichen.«

Der Umgang mit dem Ferronen erwies sich einmal mehr als verwirrend. Ihre Sitten, Gebräuche, Verhaltensweisen, ihr ganzer Habitus – je länger Rhodan mit Chaktor zu tun hatte, desto fremdartiger wirkte er. Selbst Thora und Crest erschienen ihm im Vergleich mit dem Ferronen wie gute alte Bekannte.

Thora ...

Hatte sie überlebt? Hatte Tako Kakuta die Kraft gefunden, an Bord der GOOD HOPE zurückzukehren und sie in Sicherheit zu bringen?

Platsch. Platsch. Platsch.

Chaktor deutete ihnen, sich flach auf den Boden zu ducken. »Räuber!«, flüsterte er und drehte sich im Kreis. »Womöglich Laifah!«

Platsch. Platsch. Platsch.

Was, zur Hölle, waren Laifah? – Rhodan blickte sich um, im Schlamm hockend und frierend. Da und dort meinte er Bewegungen zu sehen. Eine sich kräuselnde Wasseroberfläche, Lianen und Äste, die mit einem Mal in andere Richtungen hingen, als noch vor Sekunden.

Seine Phantasie spielte Rhodan die wildesten Streiche. Er meinte, ein mit Hunderten Zähnen bewehrtes Monster vor sich aus dem Schlamm auftauchen zu sehen, das sein Maul weit aufriss und ihn verschlang ...

Platsch. Platsch. Platsch.

Chaktor wirkte irritiert. Unsicher. Er hielt einen Stein in der Hand. Eine Waffe, die lächerlich anmutete angesichts der Gefahren, die hier drohen mochten.

»Perry! Endlich!«

Zwei Gestalten schoben sich hinter einem der umgestürzten Urwaldriesen hervor, glitten über sein Wurzelwerk hinweg und kamen auf sie zu, teils schwimmend, teils hüfthoch durch den Schlamm watend.

Alexander Baturin und Wuriu Sengu. Der Russe gab sich reserviert, der Japaner zeigte sein übliches geheimnisvolles Lächeln.

Chaktor richtete sich auf und warf den Stein achtlos beiseite. Er fletschte die Zähne, wohl als Zeichen seiner Erleichterung.

Rhodan sprang ins Wasser und watete den beiden Menschen entgegen, froh, die beiden Begleiter am Leben zu wissen. »Wie habt ihr uns gefunden?«, rief er ihnen zu.

»Frag den Burschen da!« Baturin deutete auf Wuriu Sengu. »Er hat euch gesehen.«

Rhodan nickte. Er hätte es wissen müssen. Der Japaner besaß die einzigartige Gabe, Materie mit seinen Blicken durchdringen zu können. Er nahm Bäume, Felsen und Schlamm wie Gazevorhänge wahr, die seine Sicht einschränkten, und je weiter er sah, desto verschwommener die Sicht. Doch es hatte gereicht, um sie in dieser Dschungellandschaft ausfindig zu machen.

Er hielt Wuriu Sengu eine Hand hin und zog ihn hinter sich her. Der Mutant wirkte völlig erschöpft. Nicht nur der Marsch hierher schien ihn mitgenommen zu haben. Wahrscheinlich hatte er sich durch Ausnutzung seiner Orterfähigkeit über alle Gebühr angestrengt.

Die vier Menschen umarmten einander. Es war ein Augenblick selten gekannter Intimität. Sie lebten. Und sie waren nicht allein auf dieser fremden Welt. Sie konnten einander Kraft schenken.

»Konntest du Tako und die anderen sehen?«, fragte Rhodan nach einer Weile.

Wuriu Sengu schüttelte den Kopf.

»Schade.« Rhodan verbarg seine Enttäuschung, so gut es ging. »Dann suchen wir sie eben.« Er wandte sich Chaktor zu. »Wir müssen das Wrack der GOOD HOPE finden. Vielleicht ...«

Etwas zog mit irrwitziger Geschwindigkeit über ihre Köpfe hinweg, so schnell, dass Rhodan seine Form gerade noch als zylinderförmig erahnen konnte. Noch bevor er in irgendeiner Art und Weise reagieren konnte, stand wenige hundert Meter von ihnen entfernt der Wald in Flammen. Dann kam der Lärm einer Explosion, dann kam die Druckwelle.

Er fühlte sich mit einem Mal leicht, so leicht ... Er flog durch die Luft, überschlug sich, prallte gegen irgendetwas, das unter seinem Gewicht brach, womöglich der Ast eines Baumes, um dann zu fallen, immer rascher, viel rascher, als es unter irdischen Bedingungen der Fall gewesen wäre.

Er landete im Sumpfwasser. Wurde von ihm aufgenommen. Schlamm schlug über ihm zusammen. Er meinte, den Boden zu berühren – und sank dann noch tiefer. Rhodan spürte ungeheuren Druck auf seinem Brustkorb. Er wollte husten, wollte Atem holen. Doch er steckte fest in dieser verdammten Brühe, die ihn nicht freigeben wollte. Noch schlimmer: Er hatte jegliche Orientierung verloren. Wo war oben, wo unten?

Schreckliche Angst befiel ihn. Nicht das erste Mal an diesem Tag.

Bloß keine Panik, Perry! Du wurdest wegen deiner Bedachtsamkeit für die Mondmission ausgesucht. Und weil du dich in den unmöglichsten Situationen zurechtzufinden weißt.

Unter ihm war Unruhe. Geblubber. Wellenschlag. Er schlug die Arme seitlich und veränderte seine Position, so, dass unten zu oben wurde. Seine Lunge brannte, gierte nach frischem Sauerstoff. Er hatte nicht mehr viel Zeit, zumal das Gewicht, das auf seinem Körper lastete, scheinbar immer weiter zunahm.

Er tastete mit seinen Beinen nach Grund. Doch da war nichts. Er musste schwimmen. Musste sich mit kräftigen Arm- und Beinschlägen nach oben kämpfen. Wenn er wenigstens die Augen öffnen und sich orientieren könnte! Doch die Masse rings um ihn war zu massiv, zu dicht, um irgendetwas zu erkennen.

Rhodan streckte die Hand aus. Sie stach ins Freie! Er hatte es gleich geschafft!

Mit einer Anstrengung, die er nicht mehr für möglich gehalten hätte, schob er seinen Kopf ins Freie. Rang nach Luft. Hustete. Missachtete dabei die glühende Hitze rings um ihn, ließ die Arme kreisen und strampelte weiterhin mit den Beinen, um nur ja nicht wieder in die Tiefe zu sinken.

Er orientierte sich. Rechts von ihm war eine Flammenwand. Glühende Funken fielen allerorts ins Schlammwasser, wie die Reste eines explodierten Feuerwerkskörpers. Auch Asche regnete nieder und Schlammklumpen, die weit und hoch in die Luft geschleudert worden waren.

Die Felseninsel war links von Rhodan, kaum mehr als solche zu erkennen. Der torpedoförmige Körper hatte es auf jenes Schiffsteil abgesehen gehabt, das an ihnen vorbeigerast war. Die Topsider – er ging davon aus, dass es die Echsenwesen waren, die sie verfolgten – gingen nicht das geringste Risiko ein. Sie vernichteten alles, was mit der GOOD HOPE in Zusammenhang stand.

Rhodan klammerte sich an einer Luftwurzel fest und holte tief Atem. Der Baum mit einem Durchmesser von gewiss drei Metern war in einer Höhe von nicht einmal fünf Metern wie ein Zündholz abgebrochen worden, der Stamm lag quer vor ihm im Schlamm.

Eine weitere Explosion ertönte. Irgendwo über den Wipfeln zeigte sich eine Feuerblume. Rhodan klammerte sich – so gut es ging – am Wurzelwerk fest. Unter seinen Beinen entstand eine Strömung, unweit von seinem Standort gluckste es in einem immer größer werdenden Trichterschlund.

Die Topsider entfesselten rücksichtslos Gewalten, die die Natur dieses Planeten schwer schädigten. Sie zeigten sich unbarmherzig.

Flammen erloschen, der Sog an seinen Beinen ließ allmählich nach. Rhodan presste eine Hand gegen die Nase und blies durch, um diesen beständigen Druck von seinen Ohren zu nehmen, den er seit der Notlandung auf Ferrol spürte. Benommenheit und Kopfschmerzen ließen ein wenig nach – das Chaos ringsum blieb.

»Ras? Wuriu?« Er rief nach seinen Gefährten, rief einen Namen nach dem anderen. Er hörte seine Stimme kaum. Sie tönte wie aus weiter Ferne. Das Knacksen erkaltenden Holzes sowie die Blubbergeräusche der Schlammströme erschwerten es ihm, etwas zu hören.

»Hier!«

Rhodan drehte sich zur Seite. Etwa fünfzig Meter entfernt machte Chaktor auf sich aufmerksam. Er balancierte auf einem weiteren umgeknickten Baumriesen, der von Rhodan wegtrieb. Der Ferrone hatte zwei Menschen bei sich, die sich eben benommen aufrichteten. Ras Tschubai und Alexander Baturin.

Wieder raste ein Torpedo über sie hinweg. Rhodan war zu müde, um zu reagieren oder auch nur darüber nachzudenken, was er gegen die Gewalten tun konnte, die die Echsenähnlichen entfesselten. In aller Demut schloss er die Augen und wartete auf das Unvermeidliche. Auf Krach und Schallwellen und aufgewühlten Schlamm, der ihn verschluckte und niemals mehr wieder hergeben würde.

Doch es geschah nichts. Die Topsider unternahmen allem Anschein nach nur einen Erkundungsflug. Womöglich suchten sie nach Wärmesignalen. Ein schwieriges Unterfangen angesichts der vielen Glutnester ringsum, die erst allmählich erloschen – und der Tatsache, dass Rhodan wie auch seine Begleiter über und über mit kühlendem Schlamm bedeckt waren.

Dann herrschte Stille. Todesähnliche Stille, wie sie in Gebieten absoluter Zerstörung vorkam. Wenn hier noch etwas lebte, dann verhielt es sich ruhig.

»Ihre Gefährten sind wohlauf«, rief ihm Chaktor nach einer Weile zu. »Auch Ihr Freund mit der seltsamen Haarpracht lebt. Ich habe ihn dort« – er deutete hinter sich – »aus dem Nahrungsnass geborgen.«

Nahrungsnass – was für ein seltsamer Begriff. Offenbar scheiterte der Translator an einer adäquaten Übersetzung.

»Holen Sie ihn. Ich komme ebenfalls rüber.«

Chaktor bestätigte mit einem Laut, der einem Rülpser ähnelte. Rhodan hangelte sich von einer Wurzel zur nächsten. Das eine Ende des Baumstamms, auf dem Tschubai und Baturin saßen, war nicht weiter als zehn Meter von ihm entfernt. Mit den Zehen tastete er nach festem Untergrund – und hatte Glück. Da war Boden. Rhodan stand hüfthoch im Schlamm. Wenn er sich anstrengte und sorgfältig einen Schritt vor den anderen setzte, konnte er die anderen rechtzeitig erreichen, bevor sich der umgeholzte Baum wegdrehte.

Jeder Schritt wurde zur Qual. Schweiß drang in Rhodans Augen, vermengte sich mit kratzigem Sand und behinderte seine Sicht. Er sah kaum noch, wohin er sich bewegte. Die Arme waren schwer, seine Brust schmerzte.

Der Baum trieb an ihm vorbei, langsam und behäbig. Tschubai war bis an sein Ende gerutscht und streckte eine Hand nach ihm aus, er selbst wurde vom russischen Kosmonauten festgehalten.

Und dennoch fehlte ein Meter. Rhodan stak fest. Seine Beine ließen sich nicht mehr aus dem Boden befreien. Ihm fehlte die Kraft, um auch nur einen einzigen Schritt zu tun.

Was habe ich hier bloß zu suchen? Warum bin ich nicht auf der Erde geblieben, dort, wo man mich viel dringender braucht, um die Vision einer geeinten Menschheit so rasch wie möglich Realität werden zu lassen?

Etwas – oder jemand! – platschte neben Rhodan ins Wasser. Chaktor. Er kümmerte sich nicht darum, dass er rasch einsank und dass der Schlamm dem Kleineren bald bis zum Kinn reichen würde. Er packte Rhodan mit jener urtümlichen Kraft, die der höheren Schwerkraft geschuldet war, in der er aufgewachsen war.

Mühelos riss Chaktor ihn an sich und schob ihn hin zum Stamm, auf dem mittlerweile auch Wuriu Sengu Platz gefunden hatte. Rhodan wuchtete sich in die Höhe, wiederum mit Unterstützung des Ferronen, und griff dankbar nach Ras Tschubais Armen.