Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten - Michael Marcus Thurner - E-Book

Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten E-Book

Michael Marcus-Thurner

4,5

Beschreibung

Das Jahr 2036: Seit ihrer Landung mit dem Raumschiff STARDUST sitzen Perry Rhodan und sein Freund Reginald Bull in der Wüste Gobi fest. Die beiden Astronauten werden durch eine Energiekuppel vor den Angriffen der chinesischen Armee geschützt. Aber langfristig scheinen die Belagerten keine Chance zu haben. Perry Rhodan hält an seiner Vision fest: Er will die Menschheit einigen, und er will den drohenden Weltkrieg verhindern. Nach wie vor hofft er darauf, die Technik der Arkoniden übernehmen zu können, die auf dem Mond gestrandet sind. Doch der einzige Arkonide, der sich auf der Erde aufhält, ist schwerkrank - und er sitzt in Äthiopien fest. In dieser Zeit formieren sich auf der ganzen Welt Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die sogenannten Mutanten. Einige von ihnen wollen Perry Rhodan unterstützen, andere haben sich einer anderen Gruppe angeschlossen. Dort werden sie ausgebildet - für einen tödlichen Konflikt, den sie noch nicht durchschauen können ...

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Band 5

Schule der Mutanten

von Michael Marcus Thurner

Das Jahr 2036: Seit ihrer Landung mit dem Raumschiff STARDUST sitzen Perry Rhodan und sein Freund Reginald Bull in der Wüste Gobi fest. Die beiden Astronauten werden durch eine Energiekuppel vor den Angriffen der chinesischen Armee geschützt. Aber langfristig scheinen die Belagerten keine Chance zu haben.

Perry Rhodan hält an seiner Vision fest: Er will die Menschheit einigen, und er will den drohenden Weltkrieg verhindern. Nach wie vor hofft er darauf, die Technik der Arkoniden übernehmen zu können, die auf dem Mond gestrandet sind. Doch der einzige Arkonide, der sich auf der Erde aufhält, ist schwerkrank – und er sitzt in Äthiopien fest.

1.

Das Schauspiel

8. Juli 2036

Feuerwerkskörper explodierten hoch oben im Himmel. Chinesische Feuerwerkskörper. Sie trugen konventionelle Sprengköpfe mit geringer Streustrahlung, und sie verfingen sich im Schutzschirm, der Perry Rhodan und die im Entstehen begriffene Stadt namens Terrania schützte.

Wahrscheinlich handelte es sich um Dongfeng-67B-Modelle mit Mikro-GPS-Systemen, einem Streukreisradius von nicht einmal zehn Metern und manövrierbaren Sprengköpfen. Jedes dieser Geschosse kostete ein Vermögen, und es diente keinem anderen Zweck als der Vernichtung.

Diese Bomben bildeten den wichtigsten, aber nicht den einzigen Bestandteil jenes Instrumentariums, das seit Tagen vergeblich dem arkonidischen Schutzschirm beizukommen versuchte. Unterstützt wurden sie von konventionellen Marschflugkörpern der DH-Klasse, die seit Jahren in chinesischen »Verteidigungs«-Strategien eine große Rolle spielten und im Westen aufgrund ihres beeindruckenden Manövriervermögens gefürchtet waren. Die Trägheitsnavigationssysteme der Geschosse galten darüber hinaus als die besten der Welt.

Perry Rhodan blickte müde und besorgt gleichermaßen nach oben. Es war niemand da, dem er Zuversicht vorheucheln musste. Das Trommelfeuer ermüdete ihn. Das stetige Ba-Bamm, das mit der üblichen Schallverzögerung erklang, zehrte an seinen Nerven.

Ba-Bamm. Ba-Bamm. Ba-Bamm.

Die so massiv wirkenden arkonidischen Roboter waren seit einigen Tagen seine einzigen Gesellschafter. Keine sonderlich guten allerdings. Er benötigte Ansprache. Er musste wissen, was in der Welt um ihn vorging. Derzeit war er von allen Informationskanälen abgeschnitten. Die Chinesen hatten ringsum leistungsstarke Störsender installiert. General Bai Jun verstand zweifelsohne etwas von seinem Handwerk. Er setzte der überlegenen Technik Rhodans eine Zermürbungstaktik und asiatische Langmut entgegen.

Rhodan wischte sich den Schweiß von der Stirn – und stutzte. Etwas änderte sich soeben. Der Beschuss des Schutzschirms ließ nach. Die Start- und Transportbehälter der Marschflugkörper, meist LKW mit achtachsigen Anhängern des Typs HY-664, wurden wohl unweit von hier neu positioniert und auf ein Ziel ausgerichtet, das sich jenseits des Horizonts befand.

Auf die STARDUST.

»Das terranische Schiff kehrt heim«, sagte der nächststehende Arkonidenroboter in einem verschliffen klingenden Englisch.

»Du hast Funkkontakt?«, fragte Rhodan.

»Nein. Allerdings kann ich Teile des Equipments anmessen, das aus der AETRON stammt. Ich habe bruchstückhaften Kontakt mit baugleichen Robot-Einheiten. Der irdische Pilot vollführt einige seltsame, wenig zielführende Manöver.«

Die STARDUST wurde beschossen. Und die Angreifer hatten gute Chancen auf einen Treffer. Das Landemanöver mit diesem in der irdischen Atmosphäre so träge reagierenden Schiff nahm wesentlich mehr Zeit in Anspruch als ein Start.

»Ablenkungsmanöver wie geplant!«, befahl Rhodan.

Augenblicklich setzten sich zwei der Roboter in Bewegung, wie auch eine der riesenhaften Arbeitsmaschinen. Sie eilten mit Höchstgeschwindigkeit auf den Schutzschirm zu, hin zu jener Seite, die seit Tagen dem heftigsten Beschuss ausgesetzt wurde. Strukturlücken entstanden, die drei arkonidischen Geräte verließen den energetischen Kokon. Sie marschierten auf mutmaßliche Stellungen der Chinesen zu. Rhodan hatte sie konditioniert, ein möglichst auffälliges Theater zu veranstalten und sich, bevor sie in Gefahr gerieten, von einem der mächtigen Geschosse ihrer Feinde vernichtet zu werden, selbst in die Luft zu sprengen.

Für einen Augenblick herrschte Stille. Vier Kondensstreifen zeigten sich wie parallel verlaufende Striche über dem östlichen Himmel; sie glichen den Kratzspuren eines Rechens.

Rhodan schlüpfte in seinen Schutzanzug, in dieses so wundersam wirkende Gewand aus arkonidischer Fertigung, das wahre Wunderdinge zu leisten imstande war. Er besaß mittlerweile einiges Geschick im Umgang damit und schaffte es in weniger als dreißig Sekunden, unterstützt vom beeindruckend intelligenten Positronikrechner.

Es gab kein Nachdenken mehr, kein Zögern. Er wusste, was zu tun war. Dieses ganz bestimmte Gefühl der Sicherheit, das Richtige zu tun, machte sich in ihm breit. Er reagierte nicht mehr, er agierte. Ahnte, wie die Chinesen vorgehen würden, noch bevor sie es selbst wussten.

Perry Rhodan wurde seinem Ruf als Sofortumschalter gerecht. Er erhob sich in die Lüfte, bereit für die Auseinandersetzung. Bereit, das Schlimmste zu verhindern.

Da war die STARDUST, in einer Höhe von etwa zwei Kilometern. Eine neue Geschoss-Armada aus chinesischer Fertigung bewegte sich aus allen Himmelsrichtungen auf dieses so klein wirkende Ziel zu. Das Schiff bewegte sich mit etwa 700 Stundenkilometern.

Bull leitete Ausweichmanöver ein, mit einer Bravour, die Rhodan von seinem Freund kannte. Auch wenn er niemals dieselbe Pilotenfertigkeit wie er selbst erlangen würde, so besaß Bull dennoch beeindruckende Fähigkeiten im Umgang mit der STARDUST.

Einige der Raketen schossen am Ziel vorbei, andere explodierten frühzeitig. Eine Äquivalentdosis im Bereich von mehreren hundert Mikro-Sievert würde den Luftraum in einem Umfeld von mehreren Kilometern zeitweise vergiften; dieses Problem, so traurig dies auch klang, war nicht vorrangig.

Wichtig war, dass Bull überlebte. Dass Rhodan irgendwie dafür sorgte, dass die STARDUST heil zum Boden herabkam.

Er stieg in die Höhe, bis knapp unter das »Dach« des Energieschirms, und sah sich um. Die drei arkonidischen Maschinen waren mittlerweile tief in das von chinesischen Militäreinheiten besetzte Land vorgedrungen. Sie wirbelten Sand Dutzende Meter hoch, um weitere Aufmerksamkeit zu erregen und die auf der gegnerischen Seite zum Einsatz kommenden Drohnen zu verwirren.

Sollte er weitere Arkonidenroboter für den Einsatz umpolen? Nein. Die Zeit reichte nicht. Über ihm, im Himmel, nahm die Geschossdichte drastisch zu. Die Chinesen hatten ihre erste Überraschung überwunden.

Details an der STARDUST wurden mit freiem Auge sichtbar. Rhodan beobachtete und zog seine Schlüsse. Wie auch immer Bull irdische mit arkonidischen Antriebselementen vermengt hatte – es zeigte sich, dass die beiden Komponenten nur schwer miteinander in Einklang zu bringen waren. Die Stummelflügel des Schiffs tanzten unruhig hin und her, konnten kaum unter Kontrolle gehalten werden. Schubkraft, die der Pilot anwandte, half ihm zwar, den chinesischen Angriffen zu entkommen, sorgte aber andererseits für weitere Destabilisierungen. Die an den Tausenden Sensoren erfassten telemetrischen Daten, so ahnte Rhodan, würden nicht mehr rasch genug verarbeitet werden können.

Die STARDUST ist eine bleierne Ente, dachte er. Und noch dazu eine ohne Flügel.

Einer der arkonidischen Roboter meldete die bevorstehende Selbstvernichtung. Gleich darauf erblickte Rhodan eine gewaltige Sandfontäne, gefolgt von einer Druckwelle und einem gewaltigen Rums. Hundertschaften chinesischer Infanteristen stürzten zu Boden oder wurden wie Blätter umhergewirbelt.

Der Beschuss der STARDUST indes hielt an. Die Führungsriege unter Bai Juns Oberbefehl ließ sich nicht beirren.

»Alle Roboter zu mir hoch!«, befahl Rhodan, der das Schlimmste befürchtete.

Die Maschinenwesen gehorchten. Wie riesige Insekten wirkten sie, den Gesetzen der Schwerkraft Hohn spottend, als sie immer mehr an Höhe gewannen. Hin zu ihm. Hin zu mehreren Strukturlücken, die Rhodan öffnen ließ.

Er raste vorneweg und durchbrach die energetisch gesicherte Grenze. Hoch, immer höher, auf die STARDUST zu und dieses dreidimensionale Minen- und Bombenfeld. Ohne an seine eigene Sicherheit zu denken. Ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahren zu verschwenden. Ein Freund benötigte seine Hilfe.

Da war jene Rakete, die für den Blattschuss sorgen würde. Rhodan ahnte, fühlte, wusste es. Sie war der Nachzügler einer ganzen Serie an Geschossen, die in knappen Abständen auf gut Glück abgefeuert worden waren. Eine Dongfeng, wie er befürchtet hatte. Er meinte, sogar den Sprengkopf identifizieren zu können. Der Typus hieß Xiè. Harmonie. Er beförderte eine Megatonne Äquivalent-TNT ins Ziel. Er würde die STARDUST vom Himmel blasen, sodass nicht einmal Staub übrig blieb.

»Robot Drei – Geschoss abfangen! Alle anderen machen sich für den Einsatz am Schiff bereit. Wir holen Bull raus!«

Drei machte sich auf den Weg. Er beschleunigte und jagte auf sein Ziel zu. Seine Flugkurve brachte ihn nahe, viel zu nahe an die STARDUST heran. Rhodan hielt den Atem an, während er selbst beschleunigte und mithilfe der Anzugpositronik auf sein Schiff zuhielt. Es war Wahnsinn, was er da tat – und dennoch gab es keinen Zweifel an der Richtigkeit seines Vorgehens.

Drei war nur noch ein winziger Punkt, der mit der Spitze des mehr als 15 Meter langen Raketenkörpers kollidierte. Im selben Moment erfolgte die Explosion. Rhodan schloss die Augen um einen winzigen Moment zu spät. Der Abdruck von weißem Licht prägte sich in die Netzhäute ein, so intensiv, dass er meinte, hinter diesem stecknadelkopfgroßen, aus der Wahrnehmung gestanzten Punkt niemals mehr wieder etwas erkennen zu können.

Einerlei.

Licht. Hitze. Luftschwall. Druck. Strahlung, die den Anzug alarmierende Signale geben ließ. Störungen in der Steuerung. Alles drehte sich um ihn. Himmel und Erde wurden zu beliebigen Begriffen. Es gab kein Oben, gab kein Unten mehr. Übelkeit befiel ihn, seine Ohren klingelten.

»Stabilisieren!«, ächzte er ins Mikrofon. Die Sprachsteuerung war unbedingt notwendig, eine intuitive, durch Körperbewegungen geförderte Befehlsweitergabe an den Anzug war derzeit nicht möglich.

Das Durcheinander endete. Rhodan unterschied wieder zwischen dem Hellgrau der Sandwüste und dem Blau des Himmels.

Ein Metallteil stürzte unmittelbar neben ihm in die Tiefe. Ein geborstenes Rohr; wohl ein Element der Festtreibstoff-Stufe der Dongfeng.

Der Himmel verdunkelte sich. Rhodan reckte den Kopf nach oben. Etwa 500 Meter über ihm war die STARDUST. Oder das, was von ihr übrig geblieben war. Eine aufgerissene Kapsel, aus der Schläuche wie Innereien heraushingen und die immer mehr Bestandteile verlor.

Einer davon war ein menschlicher Körper.

»Bull!«, rief er, und steuerte direkt auf den Stürzenden zu. Um bald darauf einen weiteren menschlichen Leib zu sehen, der haltlos in die Tiefe trudelte. Auf den Boden zu, der sich einen Kilometer unter ihnen befand.

»Die Menschen sichern!«, befahl Rhodan.

Er dachte nicht weiter darüber nach, wer oder was an Bord der STARDUST gewesen war. Von nun an lief alles intuitiv ab. Das Ergreifen des schlaffen Körpers, seine Sicherung, das Wegtauchen unter der Trümmerwolke des Schiffes. All diese blitzschnellen Manöver, die teils von der Positronik ausgeführt wurden und teils aufgrund seiner Befehle geschahen.

Etwas traf ihn am Arm. Er fühlte einen kurzen Schmerz. Der Anzug gab Fehlermeldungen ab und empfahl eine rasche Notlandung.

Unter ihm folgten weitere Explosionen aufeinander. Die Roboter seines Ablenkungsmanövers vergingen in gewaltigen Feuerlohen.

Ein Augenblick absoluter Ruhe kam nach dem doppelten Explosionsknall, und er wollte nicht mehr enden. Keine Abwehrrakete der Chinesen zeigte sich mehr am Himmel, auch auf der Erde herrschte Stille. Es war, als genösse Rhodan den Vorgeschmack auf jene Ruhe, die einem Toten gewährt wurde.

Dann begriff er: Er war taub! Immer mehr Funktionen des Anzugs versagten, so auch der Gehörschutz.

Der Mann in seinen Armen wirkte mit einem Mal unendlich schwer. Das Eigengewicht des arkonidischen Erzeugnisses machte sich bemerkbar. Rhodan trug eine hoch technisierte Ritterrüstung an seinem Leib, die mindestens 50 Kilogramm schwer war.

»Notsysteme aktiviert!«, hörte er eine quäkende Stimme. »Notlandung wird vorbereitet.«

Es roch verschmort. Rhodan meinte zu fühlen, dass sich auf seinem Rücken ein Feuer ausbreitete. Dass Metall schmolz und siedend heiß am Schutzanzug nach unten rann. Entladungsblitze drangen aus dem wuchtigen Brustteil. Die positronisch gesteuerte Künstliche Intelligenz gab optische und akustische Warnungen ab.

Noch waren es etwa 500 Meter bis zum Boden. Die Wucht der Detonation hatte ihn beiseitegeweht, hin zu den Camps, in denen sich jene Zivilisten aufhielten, die Rhodan mit seiner Ansprache vor einigen Tagen in die Wüste Gobi gelockt hatte. Hunderte Menschen deuteten mit ausgestreckten Armen auf ihn. Er meinte, das Raunen und die Entsetzensschreie zu hören.

So viele Eindrücke. So viele Bilder. Sie verwirbelten und vermengten sich, und es fiel ihm schwer, angesichts all dessen zu entscheiden, was richtig, was sinnvoll war.

Er versuchte, sich zu orientieren. Ein einziger Roboter befand sich in unmittelbarer Nähe. Eine Kennung tauchte im Helmdisplay auf. »Fünf – zu mir!«, befahl Rhodan. »Nimm mir den Mann ab!«

Das Maschinenwesen kam herangerast. Mal war es über, mal unter Rhodan.

Rauch hüllte ihn ein. Rauch, der von seinem Rücken stammte. Der Antigrav setzte ein, bremste den Fall ein wenig – und starb gleich wieder ab.

Rhodan trudelte unkontrolliert dem Erdboden entgegen. Ein Rendezvous mit dem Roboter erschien unmöglich. Er ließ den Mann in seinen Armen fallen, einfach so. Roboter Fünf tat, wie er es ihm aufgetragen hatte, und kümmerte sich um den Bewusstlosen. Er tauchte unter Rhodan weg, fing ihn auf, brachte ihn in Sicherheit. Er flog einen Zickzackkurs, vorbei an Teilen und Trümmern der zerstörten STARDUST.

Noch etwa 300 Meter. »Strukturlücken schaffen, die Menschen in Sicherheit bringen!«, befahl er seinen Robotern. Und, an den Anzug gewandt: »Notfallmodus aktivieren!«

Eine Art Joystick wuchs aus dem linken Handschuh. Mit der Rechten tat er, was er während der letzten Tage immer wieder trainiert hatte: Er griff in die Steuerung des arkonidischen Hochleistungsprodukts ein, überprüfte die Funktionsroutinen, glitt tiefer ins Steuerungsmenü, überbrückte positronische Steuerkreise, leitete Energien um.

Er gab den Antigravs so viel Kraft wie möglich, ließ die Trudelbewegungen auspendeln und schaltete auf Gegenschub. Das Manöver war dem eines bestens geschulten Kampfpiloten der US Navy würdig.

Unter ihm wurden die Felsen immer größer. Er nahm seinen eigenen Schatten wahr, der stetig wuchs, vom streichholzgroßen Punkt zu einem deutlich sichtbaren Fleck, unregelmäßig geformt ... Der Antigrav setzte ein, gerade noch rechtzeitig! Er bremste die Fallgeschwindigkeit – und ließ zugleich Gravitationswerte durchschlagen, die ihm die Luft aus den Lungen pressten, die ihn an den Rand seiner körperlichen Belastbarkeit brachten.

Rhodan atmete gierig ein und blinzelte den Schweiß vor seinen Augen weg. Ihm war übel. Nur nicht übergeben, nicht jetzt! Er unterdrückte den Reiz, so gut es ging, und brachte sich in eine aufrechte Position.

Der Energieschirm war etwa hundert Meter von ihm entfernt. Rhodan landete mithilfe der Joystick-Steuerung und setzte unsanft auf. Zentimetertiefe Abdrücke blieben zurück, als er sich in Bewegung setzte. Als weithin leuchtende, brennende Fackel.

Hinter ihm waren Menschen. Angehörige der Camps; sicherlich auch chinesische Soldaten. Sie liefen hinter ihm her, die Wahnsinnigen! Die einen, weil sie ihn einfangen wollten; die anderen, weil sie ihn bewunderten oder ihm helfen wollten.

Der Anzug erstarrte immer mehr in seinen Funktionen. Rhodan meinte, ein Knirschen zu hören. So als rieben mechanische Teile aneinander und als würden sie sich ineinander verhaken. Jede Bewegung wurde zur Tortur.

Der Schutzschirm. Noch zwanzig Meter. »Strukturlücke öffnen!«, befahl er – und wundersamerweise reagierte die Positronik. Sie sandte das entscheidende Kennungssignal ab, Rhodan schleppte sich hin zum britzelnden Torbogen, in Sicherheit ...

Etwas traf ihn. Die verirrte Kugel eines chinesischen Scharfschützen musste ihn erwischt haben! Sie schlug in seinem rechten Schulterblatt ein. Schmerz machte sich breit.

Er warf sich nach vorn, durch das Tor, gab den Befehl zum Schließen, wälzte sich auf dem Sand hin und her. Er musste das Feuer ersticken, musste sich so rasch wie möglich vom Schutzanzug befreien, dessen Signalmeldungen nach und nach erloschen. Ein einziges Signal blieb bestehen – und es kündete vom totalen Systemzusammenbruch. Rhodan desaktivierte die letzten Funktionen und löste sich aus dem Ding. Er ließ es liegen und eilte davon, eine Explosion befürchtend ...

Sie kam nicht. Der Anzug verformte sich, war für eine Weile in einer bläulich schimmernden, hochenergetischen Wolke gefangen – und schrumpfte dann zu einem unansehnlichen, angeschwärzten Haufen Metall zusammen.

Rhodan blieb keuchend stehen und stützte die Arme auf den Knien ab. Nicht nur, um zu Atem zu kommen, sondern auch, um diesen Augenblick zu nutzen und Ordnung in das Durcheinander in seinen Gedanken zu bringen.

Seine Schulter schmerzte, doch die Kugel hatte den Anzug nicht durchdrungen. Eine Prellung würde ihn für eine Weile als Souvenir seines Ausflugs in die Region außerhalb des Schutzschirms begleiten. Sein Kopf dröhnte, doch das war ein Effekt, an den er sich längst gewöhnt hatte. Seine Beine waren wie Gummi, die Armmuskulatur völlig übersäuert. Das Gehör kam allmählich zurück, auch sein Verstand begann wieder zu arbeiten.

»Alles in Ordnung, alter Knabe«, sagte er leise zu sich selbst.

Nein. Nichts war in Ordnung! Knapp außerhalb des Schutzschirms drängten sich Hunderte Menschen. Chinesische Soldaten hatten alle Hände voll zu tun, um die nachdrängenden Massen vor einem Sturz in die Energieblockade zu bewahren. Dieses eine Mal war Rhodan dankbar, dass die Armeekräfte konsequent gegen die Zivilisten vorgingen.

Sie alle hatten sein Versagen beobachtet.

Sie alle hatten gesehen, wie die STARDUST explodiert war und ein arkonidischer Schutzanzug ausgeglüht war. Der Nimbus, der mächtigsten Armee der Erde unbefristet lange Widerstand leisten zu können, bekam immer längere und immer deutlicher sichtbar werdende Risse.

Nicht grübeln!, mahnte sich Rhodan. Andere Dinge sind wichtiger. Viel wichtiger.

Er blickte sich um. Vor ihm lagen mehrere riesige Trümmer der STARDUST. Sie glühten oder waren bis zur Unkenntlichkeit zerschmolzen. Einige Teile wiesen Wesensmerkmale arkonidischer Technik auf. Jene Künstliche Intelligenz, die den Schutzschirm aufrechterhielt, hatte Strukturlücken geschaffen, um diese Teile einzufangen.

Und da waren andere Menschen. Sie bildeten seltsame Pärchen mit arkonidischen Robotern. Bull kam auf ihn zugestapft; fluchend, Teile seines Anzugs von sich schleudernd. Auch dieses wundersame Teil einer fremden Technik war wohl irreparabel beschädigt.

»Willkommen zurück«, sagte Rhodan. »Es hätte ruhig ein weniger melodramatischer Auftritt werden können.«

»Sei nicht so steif, Alter.« Bull grinste und wischte sich Blut aus dem Gesicht. Eine wenige Zentimeter lange Narbe kam auf der linken Wange zum Vorschein; eine weitere zierte die Stirn, von der linken Augenbraue bis zum Haaransatz nach oben reichend.

»Du siehst grässlich aus.«

»Du bist auch nicht unbedingt eine Schönheit, Perry.«

Männliches Gockelgehabe. Alle Probleme und Sorgen überspielen. Nur ja keinen Schmerz, keine Verwundbarkeit zeigen ... »Du hast Gäste mitgebracht?«

»Eher unfreiwillig.« Bull deutete auf zwei Männer in amerikanischen Uniformen, die eng beisammenstanden und sich umblickten. »Du kennst Deringhouse und Nyssen. Und bei dem netten Pärchen handelt es sich um großrussische Freunde. Darja Morosowa und Alexander Baturin.«

Russen und Amerikaner, die einander misstrauisch beäugten und mit den Entwicklungen hier unten auf der Erde nichts anzufangen wussten. Die durch eine Fügung des Schicksals in die entstehende Stadt Terrania geraten waren. Rhodan würde intensive Gespräche mit den vier Gästen führen müssen – und darauf hoffen, dass er seine Überzeugungskraft nicht verloren hatte.

Warum fühlte er keine Erregung, keine Überraschung? Er nahm die Namen der Astronauten und Kosmonauten hin, ohne darüber zu grübeln. Er ahnte, was auf dem Mond geschehen war. Bully würde es ihm in Details schildern, sobald die Zeit reif dafür war. Vorerst benötigte er all seine Kraft, um die Enttäuschung zu verarbeiten. Die STARDUST war vernichtet. Sie waren eines Teils ihrer Ausrüstung beraubt. Alles lag in Trümmern.

2.

Der Kreis

4. Juli 2036

Die Cottages hießen Lúcás Ó Ceallaigh, Ciarán Burke, Barney McKenna oder Ránall Ó Draoi; es waren Namen, die John Marshall nichts sagten und die ihn auch nicht sonderlich kümmerten. Sie waren bloß Teil einer Inszenierung, in die er geraten war und die er nicht verstand. Und, wenn er ehrlich war, auch nicht verstehen wollte.

Wichtig war einzig und alleine der Junge, der im Schlafzimmer von Lúcás Ó Ceallaigh lag, jenem Haus, das einen ungewöhnlichen Rotton in seiner Strohbedachung aufwies.

Eine heftige Windböe fuhr über John hinweg. Er stolperte einen Schritt nach vorne, fing sich wieder und stellte sich breitbeiniger als zuvor hin. Er hasste den Wind, der in diesen frühen Vormittagsstunden heftiger wehte als zuvor. Er hasste diese Weite, die sich vor ihm ausbreitete.

Falsch.

Er hatte Angst vor ihr. Sie war so ganz anders als das, was er in Amerika kennengelernt hatte. Hier war Gras, so kräftig grün, dass es in den Augen schmerzte. Schlickige, salzkrustige Algen, die zum Trocknen auf einem Streifen ausgebreitet waren. Ein winziger Einschnitt im Gelände, eine Art Spur, die, wie ihm Mercant erzählt hatte, eine Reihe von vor einigen Jahren gestochenem Torf markierte.

Dann der Sandstreifen, von weiteren, angeschwemmten Algen bedeckt. Und das Meer. Schaumgekrönte Wellen, die gegen den winzigen Flecken Land donnerten und brüllten, als wollten sie das Eiland abtragen, nicht über die Jahrmillionen hinweg, sondern gleich, jetzt gleich ...

Andererseits genoss er die Distanz zu den Menschen. Ihre gedanklichen Stimmen, die er in letzter Zeit immer deutlicher vernommen hatte, waren derzeit bloß wie ein Rauschen zu vernehmen. Fernab, undeutlich, monoton.

Dieses winzige Eiland war so ganz anders als alles, was er bislang kennengelernt hatte. Während in der ganzen übrigen Welt über die Rückkehr Perry Rhodans aus dem All diskutiert wurde, die Aktienkurse an den wichtigen Börsen abstürzten, die Scharfmacher mit ihren Säbeln rasselten und entrückte Fanatiker das Hohelied des bevorstehenden Weltuntergangs anstimmten, herrschte auf Owey Island im Nordwesten Irlands paradiesische Ruhe. So als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Und das war sie wohl auch ...

»Woran denkst du?«

John Marshall zuckte zusammen. Er hatte Sue nicht kommen hören. Seltsam.

»Daran, dass wir kleine Nichtse sind«, antwortete er nachdenklich. »Dass wir noch immer so anmaßend sind zu glauben, Herrscher über diesen wundervollen Planeten zu sein – und im Begriff sind, ihn in all unserer Respektlosigkeit zu vergiften und zu zerstören.«

»Ich versteh nicht, was du meinst«, meinte Sue, und es klang ängstlich. Überfordert.

»Ach, ich weiß es ja selbst nicht.« John wandte sich dem Mädchen zu und musterte es von oben bis unten. »Du siehst gut aus.«

»Meinst du?« Sie quittierte sein kleines Kompliment mit einem scheuen Lächeln.

»Gäbe es auf dieser Insel Jungs in deinem Alter, müsste ich dich irgendwo einsperren, damit du vor ihren Annäherungsversuchen sicher wärst.«

»Du schwindelst.« Ein weiteres Lächeln, gleich darauf überschattet von diesem stetigen Misstrauen, dem sie niemals entkommen würde. »Du machst dich eh nicht lustig über mich?«

»Nein«, sagte John voll Ernst. »Ich finde dich wunderhübsch.«

Ja, das tat er. Trotz ihres Körpers, der zu einem zehnjährigen Kind passte – und nicht zu einer Fünfzehnjährigen. Und trotz des verkrüppelten linken Arms, der in einem kaum beweglichen Stumpf endete. Dieses Mädchen, das seine Tochter sein könnte, besaß eine unglaubliche Ausstrahlung. Eine, die womöglich nur er sehen und in Ansätzen begreifen konnte.

Sue lief rot an, von den Haarwurzeln abwärts. Sie zog den Kopf zwischen die Schultern, als empfände sie Angst vor seiner Bewertung.

»Sollen wir nach Sid sehen?«, fragte John.

»J... ja.« Das junge Mädchen wirkte noch unsicherer als sonst. Sie hatte Sid nicht helfen können. Trotz der Begabungen, die sie besaß. Es verunsicherte sie, ausgerechnet bei einem ihrer besten Freunde zu versagen.

Er hakte sich bei ihr unter, fühlte den leichten Widerstand, der rasch schwand, und zog sie mit sich. Hin zu Lúcás Ó Ceallaigh. »Mal schauen, wie es unserem Sorgenkind geht.«

Mit der nächsten Windböe kam Regen, plötzlich und unvermutet. Ein Schauder fuhr über John hinweg. Er hinterließ einen leichten Salzgeschmack, zerwühlte die Haare, durchtränkte ihre Westen. Die Hosen hingegen blieben bis auf einige wenige Spritzer trocken.

Das Wasser schmeckte bitter.

»An dieses Wetter könnte ich mich niemals gewöhnen«, sagte Sue und drängte sich näher an ihn.

»Man sagt, dass es auf den irischen Inseln kein Wetter gibt. Es gibt bloß Zeiten, in denen es wirklich regnet, und jene, in denen der Regen ab und zu von einigen Sekunden Trockenheit unterbrochen wird.«

»Die Menschen hier müssen einen seltsamen Sinn für Humor haben«, bemerkte Sue, und John war sich sicher, dass sie diesen Satz in einem alten Kindle-Roman gelesen hatte.

»Sie sind Kummer gewohnt. Zumal sich die Zustände auf ihrer Insel durch den Klimawandel nochmals verschlechtert haben. Und dann die Finanzkrise ...« John brach ab. Dies waren Themen, die ihn in einem früheren Leben beschäftigt hatten. Damals, als er hatte wissen müssen, welche irrwitzigen Faktoren Börsenkurse beeinflussten.

Sie erreichten das hölzerne Tor zu Lúcás Ó Ceallaigh. Es war moosüberzogen. Die eiserne und geschwärzte Türschnalle quietschte, als er sie nach unten drückte. Der Besitzer dieser Anlage – und der gesamten Insel Owey Island – besaß offenbar einen etwas verqueren Bezug zur Romantik, der ganz und gar nicht zu seinem sonstigen Verhalten passte.

Sie betraten den Hauptraum. Ein Mann in weißem Kittel packte eben seinen Koffer zusammen. John nickte ihm zu und erntete einen ebensolchen stummen Gruß. Der Arzt war einer jener Helfershelfer, die Homer G. Adams um sich geschart hatte. Ein weiterer saß in der dunkelsten Ecke des Raumes, besaß das Aussehen eines gut gefütterten Wandschranks, mit dem er im Übrigen die Eigenschaft teilte, niemals ein Wort zu sagen.

»Können wir den Jungen sehen, Doktor?«, fragte John in Richtung des Weißkittels.

»Natürlich.« Der Arzt warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Er kennt Sie beide?«

»Besser als jeden anderen hier«, wich John einer direkten Antwort aus.

»Dann sind Sie womöglich die beste Medizin für Sid. Reden Sie mit ihm. Sorgen Sie dafür, dass sein Geist fokussiert bleibt. Bei Ihnen.«

»Ich verstehe nicht ...«

Der Arzt seufzte. »Aus medizinischer Sicht ist der Junge gesund. Geschwächt, aber gesund. Was auch immer er hat und ihn davon abhält, gesund zu werden – es hat seinen Ursprung in Sids Psyche. In einem Bereich, der mir nicht zugänglich ist.«

»Dann müssen sich Therapeuten um ihn kümmern ...« John Marshall erschrak vor seinen eigenen Worten. Wie konnte er bloß so anmaßend sein und weitere Hilfestellung von ihrem – mutmaßlichen! – Wohltäter fordern?

Homer G. Adams hatte sich als generöser Gastgeber erwiesen. Als Retter in der Not. Als Philanthrop, der es gewagt hatte, sich der mächtigen US-amerikanischen Homeland Security entgegenzustemmen und wohl bald die Konsequenzen dafür zeitigen würde. Was sollte er noch alles von diesem Mann verlangen?

Oder war alles ganz anders? Waren sie auf ihrer Flucht bloß vom Regen in die Traufe geraten und würden bald eine gesalzene Rechnung präsentiert bekommen?

Nein. John vertraute Adams. Er hatte etwas an sich, was ... was gut schmeckte. Oder roch. Oder wie auch immer man jene Wahrnehmungen nennen wollte, mit denen er sich seit geraumer Zeit verstärkt herumschlagen musste.

»Geben Sie ihm Kraft«, unterbrach der namenlose Arzt Johns Überlegungen. »Und seien Sie vorsichtig bei allem, was Sie sagen. Die Psyche ist ein weites Land. Trotz aller Kenntnisse, die wir während der letzten Jahrzehnte über den Geist des Menschen gewonnen haben, wissen wir viel zu wenig über die Mechanismen, die ihn steuern.«

»Ja.«

»Mister Adams befindet sich beim Patienten. Sprechen Sie mit ihm. Er wird Ihnen weitere Informationen geben können.«

»Adams ist bei Sid?«, hakte Sue nach. Sie wirkte verwirrt.

»Bereits seit den frühen Morgenstunden. Wenn Sie mich nun entschuldigen – mein Hubschrauber wartet ...« Er verließ den großen Wohnraum, nicht, ohne ein weiteres Mal zu nicken, und ließ sie zurück. Allein mit dem schweigenden Wandschrank, der keinerlei Anstalten machte, von seiner Hauptbeschäftigung aufzusehen, der intensiven Reinigung seiner Fingernägel, die er mithilfe eines Schweizermessers neuester Generation vollzog.

»Dann gehen wir mal rein«, sagte John.

»Ja.« Sue, die sich längst aus seinem Griff befreit hatte, drängte nun wieder näher. »John?«

»Was denn, Kleines?«

»Ich habe eine Scheißangst! Um Sid. Vor Adams. Vor der Zukunft. Es ist alles so ... so ... durcheinander und unverständlich.«

»Ich mag diese Ausdrucksweise ganz und gar nicht.« John bemühte ein Lächeln. »Aber ich habe ebenfalls eine Scheißangst. Dagegen können wir nur eines tun.«

»Und zwar?«

»Wir müssen uns ihr stellen. Oder möchtest du davonlaufen?«

»Da würden wir nicht weit kommen, oder? Entweder ertrinken wir im Ozean oder schon davor, in diesem verdammten Regen.«

»Na, siehst du! Es gibt nur diese eine Richtung. Nach vorne.«

John durchquerte den Wohnraum, mit Sue im Schlepptau. Die Tür zum Krankenzimmer war angelehnt. Er trat ein, in jenen Raum, in dem Sid aufgebahrt lag, als würde er ihn niemals mehr wieder verlassen.

Er schlief. Schweiß stand auf seiner Stirn. Aus dem Fleisch oberhalb seines linken Schulterblattes stachen mehrere dünne Nadeln. Gewiss reichten sie tief in seinen Körper, um Sids Körperfunktionen zu regulieren.

Homer G. Adams saß neben dem Jungen und tupfte seinen Kopf mit einem feuchten Tuch ab. Der alte Mann blickte ihnen erwartungsvoll entgegen. Wenngleich ihm keinerlei Müdigkeit anzusehen war, so fühlte John doch, dass auch dieser sagenhaft reiche Mann am Rande der Erschöpfung entlangtaumelte.

»Ich habe früher mit Ihnen gerechnet«, sagte er.

»Wir hatten einigen Schlaf nachzuholen.«

»Falsch. Sie hatten Angst vor diesem Augenblick.«

»Das auch«, gab John unumwunden zu.

»Es geht Sid den Umständen entsprechend gut, meinte der Arzt. Wobei er sich nicht näher darüber ausließ, was er mit den Umständen eigentlich meinte.«

»Wir sind ihm begegnet.«