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Februar 2037: Überall auf der Erde tauchen Menschen mit besonderen Begabungen auf, die sogenannten Mutanten. Perry Rhodan, der mit einigen von ihnen schon zusammenarbeitet, möchte ihre Fähigkeiten fördern. In Terrania, der neuen Hauptstadt der Erde, wird das Lakeside Institute eingerichtet, eine Heimstatt für Mutanten. Zu Rhodans Gefährten zählen Tako Kakuta, der Teleporter, und Wuriu Sengu, ein Späher. Die beiden Freunde reisen nach Chittagong, in die wuchernde Metropole in Bangladesch, wo sie weitere Parabegabte suchen. Dort herrscht ein mächtiger Warlord: ein Mann mit beängstigenden und irritierenden Kräften. Seine Aktionen bedrohen die Terranische Union - und damit die ganze Menschheit ...
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Band 39
Der König von Chittagong
von Michael Marcus Thurner
Februar 2037: Überall auf der Erde tauchen Menschen mit besonderen Begabungen auf, die sogenannten Mutanten. Perry Rhodan, der mit einigen von ihnen schon zusammenarbeitet, möchte ihre Fähigkeiten fördern. In Terrania, der neuen Hauptstadt der Erde, wird das Lakeside Institute eingerichtet, eine Heimstatt für Mutanten.
Zu Rhodans Gefährten zählen Tako Kakuta, der Teleporter, und Wuriu Sengu, ein Späher. Die beiden Freunde reisen nach Chittagong, in die wuchernde Metropole in Bangladesch, wo sie weitere Parabegabte suchen.
Ich suche mir meinen eigenen Weg. Mach's gut.
1.
Im Schatten der Monster
Tako Kakuta und Wuriu Sengu betraten den Markt der verdorbenen Hoffnung. Er war zwischen erbärmlich aussehenden Hütten versteckt, es stank fürchterlich, die Menschen waren erbärmlich gekleidet. Sie hielten Augen und Ohren offen, fragten herum. Die Translator-Injektionen ließen sie Bengali verstehen und sprechen.
Da waren diese alten Weiber. Sie keiften und stritten untereinander, sie keiften und stritten mit ihren Kunden.
Kakuta verbeugte sich höflich, murmelte Begrüßungsworte und fragte dann: »Kennt ihr Sandhya, das Schattenkind?«
Sie schauten ihn misstrauisch an, ihn und Sengu. Sie beide waren die Reichen, die Ausländer, die hier nichts zu suchen hatten.
»Er war hier!«, sagte eine Frau nach einer Weile.
»Der Schatten hat Wunder bewirkt«, ergänzte ihre Nachbarin.
»Er verwandelt Luft in Wasser und Metall zu Staub«, murmelte die dritte und verneigte sich mehrmals gen Norden. »Er wird uns aus dem Elend holen. Er wird uns den Stolz zurückgeben. Er wird uns wohlhabend machen.«
»Ach, ihr seid bloß dumme, alte Weiber, die jeden Quatsch glauben.« Ein junger Mann drängte sich neben Kakuta. Er nahm eine Frucht vom Tisch, wischte sie an seinem T-Shirt mit dem überdimensionierten Smiley ab, biss herzhaft hinein und schnippte eine Münze in die Hände einer der Frauen. »Es gibt keinen Sandhya. Es wird niemals einen geben. Ihr seid in Chittagong gefangen bis ans Ende eurer Tage.« Er kicherte und entblößte ein fehlerhaftes Gebiss. Einer der oberen Schneidezähne war ausgeschlagen, die Lippe frisch genäht. »Wobei das bei euch dreien hoffentlich nicht mehr allzu lange hin ist.«
Die Weiber beschimpften den Mann und drohten ihm eine Tracht Prügel an, sollte er sich nochmals hier blicken lassen. Doch sie wirkten wenig überzeugend, und schon bald versanken sie wieder in Apathie, um dann erneut das Loblied auf Sandhya anzustimmen. So, wie sie es wohl mehrmals am Tag taten, um sich selbst von ihrem Elend abzulenken.
Sengu gab ein Zeichen. Kakuta verabschiedete sich von den Obstfrauen, sie schlenderten dem jungen Mann hinterher.
»Ich habe ihn mir näher angesehen, ihn durchleuchtet«, sagte Sengu leise. »Er ist bewaffnet. Er trägt ein Messer, einen Totschläger und eine Pistole bei sich, vermutlich chinesischer Fertigung.«
»Darauf hätte ich wetten können. Er ist ungewöhnlich selbstbewusst für einen Chittagonger. Er steht im Dienst eines der hiesigen Warlords.«
»Es wird Zeit, dass wir uns einen von ihnen zur Brust nehmen. Ich habe es satt, einen Touristen auf Abenteuersuche zu mimen.«
Der Bewaffnete drehte sich nicht um. Er grüßte nach links und nach rechts, klatschte Hände ab und strahlte übertriebene Fröhlichkeit aus. Jene, mit denen er redete, überreichten ihm dünne Rollen mit Geld. Sie wandten sich angewidert und mit Gesichtern voll Hass ab, sobald er weitergegangen war.
Kakutas Pod summte. Das Funknetz brach wieder einmal zusammen. Hier im Südwesten des Stadtkonglomerats Chittagong mussten sie immer wieder mit Einschränkungen der technischen Hilfsmittel rechnen. Die Städter waren ihnen gegenüber im Vorteil: Sie wussten genau, wo sie stehen und wie sie sich drehen mussten, um eine ausreichend gute Verbindung zustande zu bekommen.
»Der Smiley-Mann kassiert Schutzgelder.« Kakuta steckte seinen Pod ein und zuckte die Achseln. »Er ist bloß ein kleines Rad im Getriebe. Lassen wir ihn in Ruhe.«
Der Smiley-Mann blieb an einem Ramschladen stehen. Er nahm zwei Plasma-Äcker zur Hand und verschränkte sie ineinander. Die rechteckigen Spielflächen glänzten zuerst nur matt, reagierten aber dann doch. Zig Bildelemente zeigten sich an der Oberfläche. Der Bewaffnete verschob sie mit beachtlichem Geschick, und schon bald hatte er eine kleine virtuelle Siedlung errichtet, die von mehreren Dutzend virtueller Menschen bewohnt wurde. Er lächelte glücklich wie ein kleines Kind – und zerstörte dann, was er errichtet hatte, mit einer einzigen Handbewegung. Er warf die Plasma-Äcker achtlos in den Plasmakorb zurück, aus dem er sie genommen hatte.
Kakuta konnte sich gut an derartige Spielekonsolen erinnern. Er hatte eine besessen und seine Basiselemente mit denen von Freunden ausgetauscht. Die Interaktionen hatten neue Figuren, neue Landschaften, neue Charaktere hervorgebracht. Je öfter man getauscht und ergänzt hatte, desto komplexer waren die Spielelandschaften geworden.
Die Zeit der Plasma-Äcker war lange vorbei, zumindest in den Wohlstandsstaaten. In Chittagong jedoch übten sie nach wie vor eine große Faszination auf Jung und Alt aus.
»Er könnte uns zu seinem Boss bringen«, gab Sengu zu bedenken. »Und von dort sollte es nicht mehr weit sein zu diesem Sandhya.«
Sandhya, der Schatten. Ein mutmaßlicher Mutant, dem sie hinterherjagten. Der Grund ihres Hierseins in Chittagong, der Werftstadt. In Bangladesch, dem überbevölkerten Land, zwar Mitglied der Terranischen Union, aber von der UNO mit dem Siegel eines failed state bedacht. Ein Land, in dem es kaum funktionierende politische Strukturen gab, Warlords das Sagen hatten und die Korruption besser funktionierte als alles andere.
»Lassen wir ihn laufen«, beharrte Kakuta. »Es sieht so aus, als hätte er seine Runde durch das Geschäftsviertel eben erst begonnen. Es könnte Stunden dauern, bis er seine Geldbündel abliefert.«
»Dann beschleunigen wir die Sache! Ein paar Ohrfeigen bewirken oftmals Wunder.«
»John Marshall hat uns eingeschärft, vorsichtig zu sein und bloß nicht zu viel Staub aufzuwirbeln.«
»Es gibt hier gar keinen Staub.« Sengu umtänzelte eine Lache aus Matsch – und musste vor der nächsten kapitulieren. Sie umfasste die gesamte Breite der Straße. Also tapste er hinein, wie alle Chittagonger, die gleich ihnen den Markt bevölkerten.
»Ein bisschen Geduld schadet nichts. Wir haben schon Hunderte Menschen nach Sandhya befragt. Irgendwann wird man hellhörig werden und auf uns zukommen.«
»Geduld ist schön und gut – aber mittlerweile sind drei Tage vergangen, seitdem wir Terrania verlassen haben.«
»Du hast wohl Sehnsucht nach der Heimat.«
»Ja. Und du weißt auch, warum.«
Kakuta schwieg. Der Mann mit dem Smiley verlor sich irgendwo zwischen den Ständen. Sie schlenderten weiter, nun wieder ohne Weg und Ziel.
Wuriu Sengu kniff die Augen zusammen, sah sich um und deutete dann nach links. »Hier entlang.«
»Hast du was gespäht?« Kakuta folgte dem Freund.
»Nein. Aber würden wir nach rechts gehen, gerieten wir in eine Sackgasse.«
»Wie banal ...«
»Meine Gabe ist banal im Gegensatz zu deiner. Was würde ich dafür geben, von einem Ort zum nächsten teleportieren zu können!«
»Es wäre nicht sonderlich gut für deine Figur.« Kakuta klopfte Sengu auf den Bauch und zog die Hand hastig wieder zurück.
Was machte er da? Derartige Vertraulichkeiten gingen zu weit. Womöglich fasste der Freund die Anspielung auf seine untersetzte Statur als Beleidigung auf.
Plötzlich ein lautes Tosen. Es kam von oben. Die Chittagonger kümmerten sich kaum darum. Sie gingen ihren Beschäftigungen nach, als wäre nichts geschehen. Kakuta sah sich um, einerseits beunruhigt, andererseits froh über die Ablenkung. Er starrte in den Himmel, in diesen kleinen Ausschnitt aus Blau und Grau, der an allen Seiten von Wellblechdächern begrenzt wurde.
Da war nichts zu sehen. – Doch! Ein Lichtreflex, der sich auf silbrigem Metall spiegelte.
»Das ist womöglich eine der Starshine-Raketen«, sagte Wuriu Sengu mit zusammengekniffenen Augen. »Ich habe gehört, dass sie bis tief in den südostasiatischen Raum hinein getestet werden.«
Starshine – eines von vielen Projekten, das derzeit mit Unsummen lanciert wurde, finanziert mit Geldern aus den schier unerschöpflichen Quellen Homer G. Adams' und der Finanziers, die weniger die Vision Perry Rhodans vor Augen hatten als die Hoffnung auf ein gutes Geschäft.
Starshine war Raketen- und Raumschiffstechnologie, die menschliche Ingenieurskunst mit außerirdischem Know-how verband. Tausende Modelle wurden derzeit angedacht; nur jedes zehnte schaffte es über eine vage Idee hinaus, und bestenfalls jedes hundertste wurde in Form eines Prototypen umgesetzt. Starshine war wie ein Suppentopf, in den man wahllos unbekannte Zutaten hineinwarf und darauf hoffte, etwas besonders gut Schmeckendes zu erhalten.
Das Tosen verklang in der Ferne. Sie gingen weiter; vorbei an unzähligen kleinen Läden, deren Aufschriften in Bengali gehalten waren und unerklärlich blieben. Gelegentlich fanden sich Schmierereien in Englisch. Free State of Chittagong war öfter mal zu lesen, daneben der Name Gnao, jenes Warlords, der eine Armee Bewaffneter anführte, aber auch für neue Sozial- wie Bildungseinrichtungen und eine Art Genossenschaftsbund stand. Ab und zu konnte man auch Chittagong Defense lesen. Die Defense war ihren Informationen nach kleiner und schlechter organisiert als der Free State.
Hinter den Tresen der Geschäfte saßen Menschen, die am Grün frischer Blätter knabberten und mit leeren Augen in die Welt hinausstierten.
»Wenn man sich hier umsieht, könnte man meinen, dass Cocabetta niemals verboten worden war«, sagte Tako Kakuta bedrückt.
Cocabetta ... das Rohprodukt war eine genetisch veränderte Abart der Coca-Pflanze, die in riesigen Plantagen im südchinesischen und indischen Raum gezüchtet und über dunkle Kanäle vertrieben wurde. Ein Teufelszeug, das betäubte und die Nutzer rasch in eine Suchtabhängigkeit trieb, aber an jeder Ecke für wenig Geld zu haben war.
»Verbote?« Wuriu Sengu schüttelte den Kopf. »Du vergisst wohl, wo wir sind.« Er wich einer bunt schillernden Lache aus. »Wer sollte die Einhaltung von Regeln und Vorschriften denn kontrollieren? Etwa die da?«
Er nickte in Richtung zweier Beamter, die bunte Uniformen trugen und lässig gegen den Tresen eines Imbissstandes lehnten. Sie tranken eine klare Flüssigkeit und unterhielten sich mit Männern, deren Sonnenbrillen verspiegelt, deren Körper vernarbt und deren Waffen offen sichtbar waren. Nachdem die Männer ausgetrunken hatten, tauschten sie Dinge aus. Geld gegen weiße Päckchen. Weiße Päckchen gegen gebündelte Unterlagen. Gebündelte Unterlagen gegen Datenträger. Datenträger gegen Geld. Und das in aller Öffentlichkeit, ohne sich um die Menschen in ihrer Umgebung zu scheren.
Kakuta sagte nichts. Er kannte Kreaturen wie diese zur Genüge. Er hatte eine erbärmliche Kindheit gehabt und war in den nuklearverseuchten Regionen der Präfektur Fukushima aufgewachsen. Der Abschaum einer ganzen Generation war dort groß geworden.
Er fühlte Angst. Diese Leute waren bereit, jedem eine Kugel in den Kopf zu jagen. Oder ein Messer zu werfen, mit Schleuder und Steinmurmel zu töten, jemandem mit einem angeschliffenen Stück Metall den Schädel vom Rumpf zu trennen.
»Wir fallen auf«, flüsterte Wuriu Sengu. Er wischte sich immer wieder Schweiß von der Stirn, obwohl das Februarklima noch lange keine tropischen Temperaturen mit sich brachte.
»Wir müssten die Schuhe ausziehen, uns im Dreck wälzen und uns ein paar Zähne ziehen lassen, um annähernd so verlottert auszusehen wie die hiesigen Einwohner.« Kakuta schüttelte den Kopf. »Man würde uns dennoch auf den ersten Blick ansehen, dass wir nicht von hier sind. Die zu helle Haut ...«
»... und vor allem die aufrechte Körperhaltung«, ergänzte Sengu. »Diese armseligen Leute sind die Kinder moderner Sklaven, und sie werden niemals etwas anderes sein.«
Wann hatte der Bürgerkrieg in den Chittagong Hill Tracts, im weitgehend urwaldbelassenen Hügelland westlich der Stadt, seinen Höhepunkt erreicht? Wann hatte Bangladeschs Militär, angeführt von nationalistischen Generälen, einen Genozid an den dort ansässigen indigenen Jumma verübt? – Es war keine zehn Jahre her. Entwurzelte Flüchtlinge waren in die Provinzstadt geströmt. Hatten Zuflucht gesucht oder sich rächen wollen. Hatten aufgebaut oder zerstört, hatten den Kämpfen entkommen wollen und einen Bürgerkrieg entfacht.
Als Kakuta vor seiner Abreise das nüchtern gehaltene Dossier über Bangladesch gelesen hatte, war ihm übel geworden. So viele Tote, so viel Gewalt, so viel Hass. Wie sollte man in einer derartigen Atmosphäre jemals Frieden schaffen?
Wir könnten es schaffen!, ergänzte Kakuta in Gedanken. Wir. Jene, die Perry Rhodans Vision von einer geeinten Menschheit verinnerlicht haben und daran glauben, eine Zukunft im großen, weiten Ozean der Sterne zu finden. Und nicht nur dort, sondern auch hier. Geben wir den Menschen etwas, woran sie sich klammern können. Geben wir ihnen Glauben an eine Zukunft. Das ist, was ich hier am allermeisten vermisse.
Ein Junge lief ihnen entgegen. Er trug den zerlumpten Rest einer Jeans, die um seine dünnen Beine schlackerte. Er zerrte an Kakutas Hemdsärmel und piepste aufgeregt: »Jana gana mangal dayak! Jana gana mangal dayak!« Immer wieder, immer drängender.
»Tut mir leid, Junge; ich versteh dich nicht«, log Kakuta auf Englisch und begleitete seine Worte durch die entsprechenden Gesten. Der injizierte Translator hatte keinerlei Probleme, den Slang des etwa Zwölfjährigen zu übersetzen. Doch das brauchte der nicht zu wissen.
Der Kleine wiederholte seinen Sprechgesang auf Bengali, so lange, bis er verstand, dass er so nichts erreichen würde. »Master!«, sagte er dann mit einem grässlichen Akzent. »Herr! Du bist Glücksbringer! Ich bringen dir alles du möchtest haben! Ich dir und Freund helfen viel wichtig. Mir vertrauen mächtig!«
»Sieh mal an. Unser kleiner Freund beherrscht das Englische.« Kakuta lächelte knapp. »Damit schlägst du all deine Kameraden, die zuvor versucht haben, uns einige Taka aus den Hosentaschen zu ziehen.«
»Ich brauchen Geld wenig, bietete aber mächtig viel. Rabindranath geschickter Organisierer.«
Das Zupfen ließ nicht nach, und der Junge ließ sich auch nicht beirren, als sie aus der breiten Straße in ein schmales Gässchen einbogen. Es ging Richtung Potenga Road, hinab zum Karnaphuli River. Kakuta konnte das braungrüne Gewässer zwar nicht sehen, aber riechen.
»Wir brauchen nichts«, sagte er. »Wir kommen ganz gut allein zurecht.«
»Du solltest ihn fragen, was wir wissen möchten«, raunte ihm Wuriu Sengu auf Japanisch zu.
»Ich vertraue ihm nicht. Er war in Gesellschaft einiger halbwüchsiger Jungs, bevor er auf uns zugelaufen kam. Solchen, denen ich nicht einmal ein vollgeschnäuztes Taschentuch anvertrauen würde.«
»Es wäre einen Versuch wert.«
»Ihr sprecht mächtig Komisches«, beschwerte sich Rabindranath. »Aber jetzt sagt, was ihr haben möcht.« Er lachte breit. »Frauen? Kenne gutes Hotel mit mächtig sauberen Betten. Mädchen? Habe eine Schwester, so alt wie mich, aber viel hübsch. Oder Bruder? Ist jung, aber weiß zu tun, was ihr wollt. Macht auch, wie sagt ihr, macht blasen! Mächtig gut!«
Kakuta löste die Hand des Jungen von seinem Hemd und schubste sie beiseite. »Du verkaufst deine eigene Schwester?« Er hob die Hand, wollte zuschlagen, voll Zorn, wollte diese perversen Ideen aus dem Kopf Rabindranaths rausprügeln und ließ es dann bleiben. »Du gehst jetzt besser«, sagte er mühsam beherrscht. Er griff in eine Hosentasche, zog eine Kupfermünze hervor und schnippte sie in Richtung des Burschen, der sie geschickt auffing. »Kauf dir etwas zu essen. Denk darüber nach, was du mir eben angeboten hast. Wie es wäre, wenn deine Eltern oder deine Geschwister dich angeboten hätten?«
Rabindranath beäugte die Münze misstrauisch, spuckte drauf und nickte dann, nachdem er sich von der Echtheit des Geldstücks überzeugt hatte. »Sie haben«, sagte er mit plötzlichem Ernst. »Normal ist und bringt vieles Geld. Haben mir kaufen können Kleidung von Elements und von Burton. Aber jetzt Rabindranath ist sich mächtig zu alt für ficken. Touristen, die kommen und suchen, sagen, dass wollen junges Fleisch. Und dann lachen. Viel lachen. Sind mächtig lustig, Touristen. Nicht wahr? Ihr seid wenig lustig. Seid etwa keine Touristen ...?«
Die Worte versiegten, das Gesicht des Jungen verlor an Farbe. Wähnte er sich in Gefahr? Offensichtlich. Denn er lief davon, als wäre ein Yõkai hinter ihm her, ein nipponscher Tierdämon.
»Wir hätten uns besser vorbereiten müssen«, sagte Kakuta betroffen. »Ich wusste nicht, dass Chittagong ein Reiseziel für Pädophile ist.«
»Solche Informationen wirst du in den wenigsten Internetführern finden. Wir hätten uns dem hiesigen Sicherheitsapparat anvertrauen müssen, um mehr über Chittagong zu erfahren. Was wiederum bedeutet hätte, dass unsere Suche noch mehr erschwert worden wäre, als sie ohnedies schon ist.«
Die Suche. Dieses Wort hatte die letzten Wochen ihrer Arbeit beherrscht.
Sie spürten Informationen über seltsame Gegebenheiten hinterher. Früher hätte man sie »Wunder« genannt. Allan Mercant, Koordinator für Sicherheit der Terranischen Union, nannte sie »Berichte, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf die Manifestation von Paragaben hindeuten«. Solche, die man mit dem Auftreten von Mutanten in Verbindung bringen konnte.
Um diese zu finden, ihre Begabungen auszuloten und sie für die Ziele Perry Rhodans zu gewinnen – und sie andererseits vor abergläubischen Zeitgenossen zu schützen, die in einem Biotop wie diesem hier einen ausgezeichneten Nährboden fanden.
Tako Kakuta drehte sich um die eigene Achse. Rabindranath war verschwunden. In der schmalen Gasse, die hinab zur Potenga Road führte, reihte sich eine Wellblechhütte an die nächste. Dazwischen häuften sich Schlammberge an, die von Metallteilen, Glasscherben, Drähten, Plastiksplittern und anderem Abfall durchsetzt waren. Wasser tropfte von den Dächern, einerlei, ob es regnete oder nicht.
Menschliche und tierische Exkremente vermengten sich in dunklen Ecken und wurden mehr schlecht als recht beiseitegeräumt, meist von Kindern mit bloßen Händen, um, in Plastiksäcken dem Sonnenlicht ausgesetzt, getrocknet und als Heizmaterial verkauft zu werden. An der einzigen Wasserstelle stellten sich Dutzende Frauen und Kinder an, um Zweiliterflaschen oder kleinere Behälter gefüllt zu bekommen.
Ein Kind hatte seinen Plasma-Acker gegen das Blech einer Behausung geklebt. Er war auf Sparmodus geschalten und zeigte verwackelte Nachrichtenbilder. Perry Rhodans Gesicht wurde mehrmals eingeblendet, dann das von Crest. Kakuta hatte Mühe, ruhig zu bleiben, als Porträts einiger bekannter Mitglieder des Mutantenkorps gezeigt wurden. Sein Gesicht stand an prominenter zweiter Stelle.
Der Junge sah desinteressiert zu, blickte ihm ins Gesicht und dann gleich wieder weg.
Niemand erkannte ihn. Er trug eine neue Frisur, die Haare waren leicht getönt, der Dreitagebart vervollständigte die Tarnung. Niemand erwartete, dass der geheimnisvolle Tako Kakuta in Chittagong herumschleichen würde.
Sie ließen sich treiben. Lauschten den Gesprächen. Suchten nach Spuren des Jungen namens Sandhya. Kakuta hieb nach Mücken, die ihn umschwirrten. Die Viecher begleiteten jeden der hier Ansässigen. Die Bewohner von Chittagong wurden von Schwärmen umgeben geboren und wurden die Plagegeister bis zu ihrem meist viel zu frühen Tod nicht mehr los.
Was er in der Stadt zu sehen bekam, machte betroffen. Hier war von der schönen, neuen Welt, die Perry Rhodan den Bewohnern der Erde versprochen hatte, nichts zu erkennen. Diese armseligen Gestalten waren Verlierer der Globalisierung. Der Anstieg des Meeresspiegels während der letzten Jahre hatte nahezu ein Viertel der Gesamtfläche Bangladeschs unter Wasser gesetzt, und da weder Geld noch Interesse der Weltgemeinschaft vorhanden gewesen waren, um für Schutz zu sorgen, waren Abermillionen Einwohner gestorben oder umgesiedelt oder in bitterste Armut getrieben worden.
»Ich hasse es«, murmelte Sengu, und Kakuta wusste nur zu gut, was mit diesem es umschrieben werden sollte.
»Wir werden es ändern. Es geht bloß nicht so rasch voran, wie wir es uns wünschen.«
»Meinst du wirklich, dass sich das hier besiegen lässt?« Sengu beschrieb mit der Hand einen Bogen, die die ganze Umgebung umfassen sollte. »Kann man diese Monstren namens Armut und Not jemals kleinkriegen?«
»Ja«, antwortete Kakuta im Brustton der Überzeugung. »Weil es bislang bloß Ausweglosigkeit gab – und wir mit dem Weg zu den Sternen eine Alternative anbieten. Eine Vision. Neue Kraft. Gib den Leuten ihren Glauben an eine bessere Welt zurück – und sie wird entstehen.«
Sie gingen weiter, gaben sich so unauffällig wie möglich, hörten und sahen sich um. Stets darauf bedacht, einander den Rücken freizuhalten und Gefahren, die in den Schatten lauerten, rechtzeitig zu bemerken.
Und dennoch wurden sie überrascht.
Es waren die Frauen. Dünne, ausgemergelte Weiber mit ledriger Haut, wie sie im Straßenlabyrinth Chittagongs und seiner Vororte allgegenwärtig waren. Sie kümmerten sich um Kinder oder Enkel, unterhielten sich angeregt in ihrer Singsang-Sprache oder erledigten vor den Eingängen zu bescheidenen Hütten ihren Haushalt. Die Frauen wurden mit einem Mal zu laut kreischenden Furien. Sie schwangen Hieb- und Stichwaffen. Stumpfe Küchenmesser, rostige Metallstücke, Prügel aus bizarr verschmolzenen Kunststoffteilen. Mit lautem Geschrei kamen die Frauen auf die zwei Männer zu.
Ein Fischernetz bedeckte Kakuta, dann noch eines. Nur Sengus schneller Reaktion war es zu verdanken, dass er kurz darauf wieder freikam. Eine der Frauen, etwa vierzig Jahre alt, stach mit einer Glasscherbe nach Kakutas Gesicht. Er wich instinktiv aus und hieb ihr mit der Handkante gegen den Unterarm, prellte ihr die primitive Waffe aus den Fingern. Packte sie, nutzte ihren Schwung aus, schleuderte sie im Halbkreis von sich, auf andere Angreiferinnen zu. Verschaffte sich Respekt und Platz. Um nachzudenken. Sollte er gemeinsam mit Sengu die Flucht ergreifen? Teleportieren?
Der Freund, der eben die Köpfe zweier Frauen zusammenkrachen ließ, erahnte seine Gedanken. »Nein«, keuchte er und zog Kakuta mit sich, auf das vermeintliche Ende der schmalen Gasse zu. »Hier gibt's einen unbewachten Ausgang.«
»Dort ebenfalls.« Kakuta deutete nach links auf einen Trampelpfad zwischen zwei Wellblechhütten. Dahinter ließ sich ein kleines Stück blaugrauen Himmels erahnen.
»Nein. Dorthin wollen sie uns treiben.« Sengu trat einer heranstürmenden Frau gegen die Hüfte; sie stolperte zurück und hielt die Nachdrängenden für weitere Sekunden auf. »Hinter den Hütten warten Halbwüchsige. Ich kann sie sehen. Sie und ihre Messer.«
Kakuta fühlte Wut hochsteigen. Sie waren auf der Suche, und sie wollten helfen! Warum überfiel man sie, warum wollte man sie verletzen oder töten? Was hatten sie den Bewohnern dieses Elendsviertels bloß getan?
Wir tragen Kleidung. Wir besitzen Bildung. Wir können diesen Ort jederzeit verlassen. Wir hatten heute eine warme Mahlzeit, tranken sauberes Wasser, konnten uns waschen. Durften uns auf den Tag freuen, ohne Angst um unser Überleben haben zu müssen. – Braucht es denn noch mehr Gründe, um uns zu beneiden?
Wuriu Sengu setzte sich in Bewegung, auf jene Lücke zu, die er erspäht hatte. Sehr zur Enttäuschung ihrer Verfolgerinnen. Die Frauen kreischten und fluchten, schleuderten Steine und andere Dinge in ihre Richtung, liefen ihnen hinterher – und gaben auf, sobald sie beide durch ein Loch eines Verschlags gestiegen waren, das ihnen ein Entkommen in einen anderen Teil des städtischen Durcheinanders von Chittagong gewährleistete.
Nur zwei der Frauen waren mutig genug, ihnen nachzuschlüpfen. Doch auch sie wirkten unentschlossen. Verängstigt überblickten sie das ungewohnte Terrain und zogen sich rasch wieder zurück. Hier verlief womöglich eine Grenze, die sie nicht überschreiten durften.
Kakuta blieb in sicherem Abstand zu den beiden Furien stehen und hieß Sengu, ebenfalls anzuhalten. »Warum ausgerechnet die Frauen?«, fragte er.
»Sie sind die letzten und schwächsten Mitglieder in einer Hierarchie der Armut«, sagte sein Begleiter keuchend. »Sie hungern. Sie schützen sich selbst in der Gruppe. Machen untereinander Geschäfte, die sonst den Männern vorbehalten sind. Oder aber sie sehen eine Chance, unkompliziert an zwei große Portionen Frischfleisch zu gelangen.«
»Du redest von Kannibalismus? Das kann wohl nur ein Scherz sein.«
»Vielleicht.« Sengu wirkte blass. Das sonst so freundliche, pausbäckige Lächeln, das er gern zeigte, wollte nicht gelingen.
Hatte er dank seines Spähblicks etwas gesehen, was er Kakuta nun vorenthielt? Um ihn, den Freund, zu schonen?
»Wir sind auf der Suche nach Sandhya keinen Schritt weiter«, sagte Kakuta, um das Gespräch auf ein anderes Thema zu lenken. Er entdeckte zwei Jugendliche, die das sattsam bekannte Smiley-Symbol auf die Oberarme tätowiert hatten. Sie grüßten freundlich nach links und rechts. »Wir müssen jemanden um Hilfe bitten. Oder aber wir hauen auf den Busch.«
»Du möchtest Gewalt anwenden?«
»Ich möchte unsere Überredungskünste anwenden.«
»Du argumentierst mit Spitzfindigkeiten.«
Sie redeten, um sich vom eben erst erlittenen Schrecken abzulenken. Die Frauen ... sie waren wie Furien über sie hergefallen. Trotz all ihrer Vorsicht wären Sengu und er beinahe in einen Hinterhalt geraten.
Der Pod sprach an. Kakuta betrachtete den Stadtplan. Sie befanden sich in Süd-Halishahar, einem Viertel, das früher einmal dem Handel vorbehalten gewesen war. Halishahar war sauberer als jener Bezirk, den sie eben verlassen hatten. Es roch kaum nach Exkrementen, und einige Hütten besaßen sogar ein festes Fundament. Eine gepflasterte Straße, die Gafur Road, führte zu einer der südlichsten Abrisswerften der Stadt hinab. Läden links und rechts boten technische Gimmicks an, die einstmals in privaten Haushalten Verwendung gefunden hatten.
Hier lagen Handys übereinandergestapelt, die bereits vor zwanzig Jahren aus der Mode gekommen waren. Dort hatte man Akkus aller Art in eine Schütte geschmissen, gleich daneben rosteten Rechnergehäuse vor sich hin. Undefinierbare Bestandteile, Kabel, Gebläse, Festplatten, Rechner. Vietnamesische Pods aus Billigfertigung, deren Gehäuse von miserabler Qualität waren. Elektronische Spielsachen aus den Kinderfabriken Birmas, Stofffiguren aus Pakistan, islamische Kalender mit den Gebetsterminen der letzten Jahre.
Kondensatoren, die das immens wertvolle Metall Tantal enthielten, waren nirgends zu sehen; auch Kupferdrähte fehlten. Kakuta erinnerte sich an die Liste jener Hightechgeräte, die er in seiner Kindheit rings um Fukushima wegen ihrer wertvollen Metalle gestohlen und zerlegt hatte: Fotovoltaik-Elemente wegen des darin verwendeten Indiums und Galliums. Solarzellen wegen des Germaniums. Katalysatoren und beschichtete Elemente in der Hochindustrie wegen des Rhodiums. Niob. Kobalt. Palladium. Mangan ...
Er hatte früh gelernt, dass manche Rohstoffe gutes Geld brachten, und hier, Tausende Kilometer entfernt, dachte man ebenso. Was in diesem Viertel angeboten wurde, wirkte beeindruckend – und war dennoch wertloser Tand. Jener Handel, bei dem viel Geld verdient wurde, fand woanders statt.
»Du wirkst so nachdenklich«, sagte Sengu.
»Ich habe mich an etwas erinnert.«
»Du solltest dich auf unsere Aufgabe konzentrieren.«
»Das tue ich doch. Ich höre mit einem Ohr zu, was die Händler zu erzählen haben. Vielleicht haben sie etwas von unserer Zielperson gehört.« Kakuta log. Er war in früheste Erinnerungen abgeglitten, in eine Zeit, da er noch nicht im Camp Specter kaserniert gewesen war.
Die Zielperson. Ihren Informationen nach handelte es sich um einen zehnjährigen Jungen, der Metall durch seinen Blick schmelzen lassen konnte und der von einem regenbogenartigen Schimmer umgeben wurde. Sandhya wurde von einer wachsenden Anzahl Chittagonger verehrt.
Ein Mann näherte sich ihnen. Er lächelte verschmitzt und rückte das schmuddelige Kopftuch zurecht, während er sie einholte und neben ihnen herging mit der Selbstverständlichkeit eines Touristenführers.
»Ihr braucht Hilfe«, sagte er in prononciertem Englisch. »Und Bankim bringt Hilfe.«
»Welche Art von Hilfe meinst du?«, fragte Kakuta.
»Keine Frauen, keine Kinder, keine Knaben«, versuchte Bankim ihr Misstrauen zu zerstreuen. »Ich weiß, dass ihr bereits mit Rabindranath gesprochen habt. Um ehrlich zu sein, war er es, der mich auf eure Spur gesetzt hat. Er meinte, mit euch ließe sich mächtig viel Geld verdienen. – Hat er denn recht, der kleine Hosenscheißer?«
Kakuta wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Es widerstrebte ihm, mit einem Bekannten Rabindranaths Geschäfte zu machen. Andererseits hatten die Geschehnisse des heutigen Tags bewiesen, dass sie in einer Umgebung wie dieser kaum zurechtkamen. Sie brauchten Hilfe.
»Wir sind nicht reich. Aber wir werden dich angemessen entlohnen, solltest du uns Informationen beschaffen.«
»Angemessen ist ein Wort, das sich nach allen Seiten dehnen lässt, das man drehen und strecken kann, wie man möchte.« Bankim verbeugte sich. »Aber ich bin noch hier, und das bedeutet: Ich möchte euch glücklich machen und euch helfen.«
»Wie schön«, brummelte Wuriu Sengu.
»Wir suchen eine bestimmte Person«, sagte Tako Kakuta. »Eine Person, deren Namen hier oft genannt wird und über die man trotzdem so gut wie nichts zu wissen scheint.«
»Wenn es sich um einen der Starken Männer handelt, bleiben meine Lippen versiegelt.«
Kakuta überlegte den Sinn des Begriffs Starker Mann. Es waren wohl die Warlords gemeint, die sich mit den offiziellen Regierungsorganen der Stadt Chittagong arrangiert hatten.
»Kein Starker Mann, Bankim. Wir suchen einen Jungen. Etwa zehn Jahre alt. Er streift angeblich hier umher wie ein Geist, ist nicht zu fassen, und doch scheint ihn jedermann zu kennen ...«
Ihr neuer Bekannter blieb abrupt stehen. »Ihr meint den Schatten«, sagte er mit zittriger Stimme. »Sandhya.«
»Ja.«
»Ich kann euch leider nicht helfen.« Bankim faltete die Hände vor seinem Gesicht und verbeugte sich zum Gruß.
»Wir haben uns noch nicht einmal über die Höhe deiner Belohnung unterhalten ...«
»Ich bin ein ehrlicher Betrüger, meine Freunde, und ich weiß, wann ich zurückstecken muss. Sandhya ist ein Geschöpf, das nicht existiert – und wenn doch, dann möchte ich nichts mit ihm zu tun haben.«
»Du fürchtest dich?«
Von einer nahen Moschee schallten die Aufrufe des Imam zum Nachmittagsgebet. Die Worte des Geistlichen ließen Bankim zusammenzucken. »Ja, ich fürchte mich. Hierbei geht es um Dinge, die mir zu groß sind – und euch ebenso. Lasst es bleiben, Fremde.«
»Tausend Taka für den richtigen Hinweis!«, rief Kakuta Bankim hinterher.
Der Mann blieb wie erstarrt stehen – und drehte sich dann um. Er zeigte einen verkniffenen Gesichtsausdruck. »Ihr bringt mich in eine Klemme«, sagte Bankim. »Das ist so viel Geld, dass es unmoralisch wäre, das Angebot abzulehnen. Andererseits könnte es meinen Tod bedeuten, würde ich euch helfen.«
»Es sieht so aus, als müsstest du eine schwere Entscheidung treffen.«
»Tausend Taka ... Das bedeutet Nahrung und Unterhalt für zwei Monate für die gesamte Familie. Schulgeld für meinen Bruder. Geld für die Beinoperation meines jüngsten Sohnes. Die Anzahlung für eine Reparaturwerkstätte im Zentrum Chittagongs, auf die ich schon seit Jahren ein Auge geworfen habe ...«
»Die Entscheidung liegt bei dir.« Kakuta bemühte sich wegzuhören. Er wollte nichts über Elend und Not dieser Leute hören und über ihre verzweifelten Versuche, sich freizustrampeln. Er vertrug es nicht. Nicht mehr.