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Seitenzahl: 260
Eine DorfgeschichtevonFriedrich Gerstäcker.
Zweiter Band.
Leipzig,Georg Wigand's Verlag. 1849.
Seite
Erstes Kapitel.
Die Kaffeegesellschaft
1
Zweites Kapitel.
Plan und Gegenplan
47
Drittes Kapitel.
Marie und Sophie
61
Viertes Kapitel.
Die Wilddiebe
79
Fünftes Kapitel.
Das Gefängniß
96
Sechstes Kapitel.
Ein Republikaner
115
Siebentes Kapitel.
Wie es in Horneck aussah
134
Achtes Kapitel.
Das Geständniß
154
Neuntes Kapitel.
Die Schulvisitation
170
Zehntes Kapitel.
Die Verabredung
206
Elftes Kapitel.
Wahlert und Kraft
220
Zwölftes Kapitel.
Die Begegnung
251
Die kleine Gesellschaft bestand bis jetzt erst aus vier Personen, und zwar aus der Frau Oberpostdirector von Gaulitz – erst seit wenigen Monaten vermählt – aus des Pastors rosigem Töchterlein Sophie, und den beiden Schwestern des Herrn Geheimeraths Seiffenberger aus der Residenz, und das bis jetzt nur über Putz- und Modesachen geführte Gespräch hatte schon einen recht erfreulichen Aufschwung genommen.
Indessen eilten aber, um den freundlichen kleinen Zirkel zu vermehren, zwei andere Damen rasch dem Rittergute zu – nämlich unsere alte Bekannte »Fräulein Schütte nebst Mutter«, wie sie Poller bald darauf so eigenthümlich als bezeichnend anmeldete.
»Aber Anna,« keuchte die Mutter endlich, die fortwährend ein nicht unbeträchtliches Stück hinter ihrer flüchtigeren Tochter zurückgeblieben war, »Du läufst ja, daß man gar nicht zu Athem kommen kann – wenn Du so rennen willst, so geh' allein, ich bin's nicht länger im Stande.«
»Komm nur, Mutter,« bat aber Anna, als jene, dem Wort die That folgen lassend, wirklich stehen blieb, um nur einmal ordentlich Athem zu schöpfen – »es ist wahrhaftig schon drei Uhr vorbei, und Oberpostdirectors sollen immer so früh Kaffee trinken – die werden gar nicht wissen, wo wir bleiben.«
Die Mutter setzte sich wieder langsam in Bewegung, und Anna, ihren Schritt auch etwas mäßigend, daß sie an ihrer Seite blieb, fuhr – augenscheinlich nur ihre bisherigen Gedanken laut aussprechend – fort:
»Nein Mutter, ich kann mich gar nicht darüber zufrieden geben, daß sich der alte Oberpostdirector doch noch hat von der jungen hübschen Frau scheiden lassen, um das ungebildete Ding, seine Wirthschaftsmamsell, zu heirathen – das ist auch ein alter Sünder, der noch einmal, und hoffentlich auf dieser Welt schon, wenn er es am wenigsten erwartet, seinen Lohn kriegt. Na, die kann sich gratuliren, denn besser wie er seine anderen Frauen behandelt hat, wird er's mit der auch nicht machen. Ueberhaupt die Frommen, das ist so die rechte Art – vor den Leuten beten sie, und zu Hause sind's nachher Tyrannen, und Gott weiß was für Hallunken. – Wenn ich nicht so neugierig wäre, zu sehen, wie sie sich zusammen vertragen, ich käme dem Herrn wahrhaftig mit keinem Fuße über die Schwelle.«
»Hat denn seine Frau ihr jüngstes Kind wirklich hergeben müssen?« frug die Mutter, und griff fast unwillkürlich nach der Tochter Arm, die eben schon wieder in größeren Schritten vorauseilen wollte.
»Nun natürlich,« erwiederte diese, »weißt Du denn das nicht? Nicht des Kindes wegen, denn das wird dem alten Geizhals wohl kaum am Herzen liegen, aber der Welt wegen – der gute Mann, sollen die Leute sagen, kann nicht ohne sein Kind leben – was für eine Vaterliebe – siehst Du Mutter, ich wünsche keinem Menschen gern 'was Böses, aber wenn ich den Schuft könnte hängen sehen –«
»Schrei nur nicht so,« sagte die Mutter, »Deine Stimme hört man so über drei Straßen hinüber – da oben steht wahrhaftig der Oberpostdirector am Fenster.«
Und sich freundlich verbeugend und grüßend traten sie in's Haus, wo ihnen Frau von Gaulitz mit höflichem Willkommen entgegen kam und sie den anderen beiden Damen, Fräulein Melinde und Josephine Seiffenberger, Töchter des Herrn Geheimenraths Seiffenberger, vorstellte.
Gegen diese beiden Damen verneigte sich Anna Schütte auf das Förmlichste, dann flog sie aber, wie aus einer Pistole geschossen, Sophie Scheidler um den Hals, nannte sie ihr liebes herziges Soph'chen und rief, sich darauf im ganzen Zimmer umschauend:
»Nein aber, wie Sie reizend wohnen, Frau Oberpostdirector – das ist zu herrlich, zu göttlich – ach, so einen Stuhl habe ich mir schon lange gewünscht – nein der ist doch zu wonnig – und die Aussicht – ach die Berge da im Hintergrunde – das möcht' ich malen können – und der wunderschöne Flügel – das ist wohl ein Bretschneider? – spielen Sie denn auch?«
Frau von Gaulitz wurde blutroth, antwortete aber nach kurzem Zögern:
»Ein Bischen – nur sehr wenig – aber bitte, wollen Sie nicht Platz nehmen? – Louise, schenk doch den Damen ein.«
»Den Augenblick, meine Gnädige,« sagte Anna, ließ sich vor dem geöffneten Flügel nieder und griff einige Accorde – »nein, was das Instrument für einen reizenden Ton hat – wundervoll.«
Und ohne vorherige Warnung legte sie sich plötzlich in die Tasten und raspelte der auf's Aeußerste erstaunten Zuhörerschaft mit unzähligen falschen Griffen – armer Karl Maria – Webers Aufforderung zum Tanz herunter. Die beiden Geheimenrathstöchter und Frau von Gaulitz waren auch über die Ausführung wirklich entzückt, lobten wenigstens das Spiel auf das Angelegentlichste, und fragten nur, ob Fräulein Schütte nicht auch singen könne.
»Nur wenig,« entschuldigte sich diese, »ich bin lange heiser gewesen, und muß mich jetzt noch sehr schonen.«
»Nun nach dem Kaffee erfreuen Sie uns vielleicht mit einem Liede,« sagte der Oberpostdirector, der fest entschlossen war, nach dem Kaffee einige wichtige und unaufschiebbare Geschäfte zu haben.
Die Neuangekommenen nahmen nach dieser Wendung und auf nochmaliges Nöthigen ihre Sitze ein. Fräulein Schütte erhielt den Platz zwischen den beiden Geheimenrathstöchter und Freundschaft war auch bald unter diesen dreien geschlossen. Im Anfange schweifte dabei das Gespräch, da man sich ja doch nicht näher kannte, natürlich nur über allgemeine und ziemlich gleichgültige Dinge hin, Wetter und Jahreszeit, beabsichtigte Lustfahrten und die reizende Lage der hiesigen Gegend mußten den Grundstoff liefern, zu dem die verschiedenen Parteien die Variationen ausarbeiteten; nicht lange dauerte es aber, so fing es an, auf einzelne Individuen oder Punkte seinen Stachel hinzulenken, und wurde dadurch, wie sich das von selbst versteht, nur interessanter.
»Sie sind also voriges Jahr auch in Dresden gewesen?« frug Melinde auf eine von Fräulein Schütte geäußerte Bemerkung.
»Ei ja wohl, beinahe fünf Monate, mein Fräulein – es ist doch eine herrliche Stadt – und so billig – nein Sie glauben gar nicht, wie billig und doch angenehm man dort wohnen kann.«
»Wo haben Sie denn eigentlich gewohnt, es wundert mich, daß uns nie das Vergnügen zu Theil geworden.«
»In der Pirnaischen Gasse, im Ploßfeld'schen Hause – Sie kennen es wohl?«
»Das Ploßfeld'sche Haus? – ei gewiß, das ist dasselbe, Josephine, wo früher Mehlheims wohnten.«
»Ach, die,« sagte Fräulein Josephine mit einem so bedeutungsvollen, wenn auch etwas höhnischen Lächeln, daß es augenblicklich die vollkommene Aufmerksamkeit der Familie Schütte erregte.
»Was sind das für Mehlheims?« frug Anna rasch.
»Kennen Sie die Mehlheims nicht?« sagte Fräulein Melinde erstaunt – »Professor Mehlheims, die erst vor zwei Jahren von Breslau zu uns kamen? – Sie stammen aus Dresden.«
»Nein, von denen habe ich nie gehört«
»Hm, das wundert mich, lieber Gott, sie ist eine Schwester der Regierungsräthin Hertig – die kennen Sie doch.«
»Hertig? Hertig? Sind die etwa mit den Hertigs in Plauen verwandt?«
»Das weiß ich nicht, aber ihre Mutter war eine geborene Jähn, von Assessor Jähn's die Tochter.«
»Ach, die kenne ich ganz gut,« fiel hier die Frau Commerzienräthin ein, »die haben uns einmal ein halbes Jahr lang schräg über gewohnt – also mit denen sind die Mehlheims verwandt; aber was wollten Sie denn vorhin erzählen?«
»O gar nichts von Bedeutung weiter,« sagte Melinde, »ich meine nur, sie hatten alle Ursache aus dem Logis zu ziehen, denn in solchem Schmutz und Unrath hätten sie doch nicht länger fortbestehen können.«
»Aber das begreif' ich gar nicht,« fiel hier der Oberpostdirector, der sich bis dahin am Gespräch mit keiner Sylbe betheiligte, sondern nur manchmal aus dem Fenster nach dem erwarteten Pastor geschaut hatte, ein – »gerade die Professorin Mehlheim ist als eine vortreffliche Frau und gute Wirthin bekannt, und ich selbst bin schon oft bei ihnen gewesen, und weiß, daß ich mich sogar über die dort herrschende Sauberkeit sehr gefreut habe.«
»Lieber Herr Oberpostdirector,« fiel ihm hier die jüngste Fräulein Seiffenberger in's Wort – »Sie können sich darauf verlassen, bei Mehlheims ist eine schauerliche Wirthschaft – ich weiß das aus ganz sicherer Quelle, und was die Professorin selber als Wirthschafterin betrifft, so nehmen Sie mir das nicht übel, davon versteht sie gar Nichts. Nein, die gelehrte Dame will sie gern spielen, den ganzen Tag sitzt sie auf dem Sopha, und liest Bücher und Journale und draußen in Küche und Speisekammer geht's drunter und drüber, und die Kinder dürfen Alles herrichten, wie es ihnen gerade Spaß macht.«
»Unser Mädchen hat auch, ehe sie zu uns zog, bei Mehlheims gedient,« sagte die Schwester, »und uns schöne Geschichten von dort erzählt – den Wein konnte sie nur so wie sie wollte aus dem Keller nehmen, da war sie förmlich daran gewöhnt.«
»Aber die Mädchen reden auch manchmal mehr, als sie sollen und verantworten können,« sagte Sophie Scheidler, »man darf wahrlich nicht Alles glauben, was die sagen; ich weiß, was nur allein hier in Horneck schon für häßliche Sachen aus solchem unbegründeten Nacherzählen entstanden sind.«
»Nun da kommen wir wieder auf unser Kapitel, liebes Sophiechen,« nickte ihr Anna zu – »das weiß der liebe Gott, die Noth, die man mit den Dienstboten jetzt hat, ist entsetzlich – unsere Rieke, das ist soweit ein ganz gutes Mädchen, aber das Klatschen – das liebe Mundwerk steht ihr den ganzen Tag nicht still, und schickt man sie gar einmal aus, so kann man sich nur fest darauf gefaßt machen, daß sie in der ersten Stunde nicht wieder kommt.«
»Das machen sie alle so,« nahm hier Fräulein Melinde die Sache auf, »ich hatte einmal ein Mädchen, das durfte ich Abends gar nicht aus den Augen lassen, und selbst im hellen Sonnenschein verging kaum ein Tag, wo sie nicht irgend ein Bruder aus der Provinz, manchmal Soldat, manchmal Civil, besucht hätte. Und kein Fertigwerden mit ihr; zum Aufwasch brauchte sie manchmal drei volle Stunden.«
»Nun ich dächte« fiel ihr hier Josephine in's Wort, »darin leistete unsere jetzige auch etwas – denken Sie sich, neulich Abends nach dem Essen hatte sie Nichts mehr zu thun, als das Bißchen Messing und Kupferzeug zu putzen, den Vorsaal und die Küche zu scheuern, und uns noch eine Kleinigkeit von Taschentüchern und Kragen zu waschen, und wissen Sie bis wie lange sie dabei das theure Oel verbrannt hat? – bis Morgens um zwei Uhr – das ist denn doch wahrhaftig zum krank ärgern, und da hilft auch kein Reden und Sagen.«
»Der muß es aber bei uns wie im Himmel sein,« nahm hier Fräulein Melinde die Unterhaltung wieder auf, – »denn vorher war sie bei der Frau Hauptmann Kohlwitz in Dienst gewesen, und die sollen Dienstleute wirklich wie die Sclaven behandeln.«
»Nun, den Ruf hat sie wenigstens,« fügte, wenn das irgend noch nöthig gewesen wäre, Fräulein Schütte als Bestätigung hinzu – »wissen Sie, meine Gnädige, – ach, die Frau Oberpostdirector war ja nie in Dresden – wissen Sie, Fräulein Seiffenberger, wie der Hauptmann damals das Duell mit dem alten Bergcommissar hatte – ich war gerade in der Zeit auf ein paar Tage zu Besuch oben, da kam eine gute Freundin von der Frau Hauptmann manchmal zu uns, und die hat uns entsetzliche Geschichten von ihr erzählt –«
»Und kleiden thut sich die Frau,« setzte Fräulein Josephine hinzu – »das ist fabelhaft, man kann ihr doch recht gut nachrechnen, was ihr Mann eigentlich zu verzehren hat, denn das Gerücht mit dem amerikanischen Onkel war doch ein Bißchen gar zu plump, und sollte wahrscheinlich die Gläubiger etwas geduldiger machen, – und trotzdem giebt sie allein mehr für seidene Kleider und Hüte aus, wie – das weiß ich aus ganz sicherer Quelle – ihr monatliches Wirthschaftsgeld beträgt.«
»Wissen Sie denn, wer jetzt – erst etwa vor zwei Stunden, in Horneck eingetroffen ist?« frug Fräulein Schütte plötzlich, aber mit leiser Stimme, als ob sie irgend ein wichtiges Geheimniß mitzutheilen habe. Die Frage verfehlte ihre Wirkung denn auch keineswegs, die Damen fuhren blitzesschnell mit den Köpfen zusammen, und ein erstauntes »wer denn?« lief durch die Reihe.
»Die Frau Ministerin von Herchenthal mit Mutter und Tochter?« rief triumphirend Anna und ein erstauntes »ist es denn möglich?« war ihr Lohn.
»Was muß aber da nur vorgegangen sein?« frug Fräulein Melinde rasch.
»Vorgegangen?« sagte Sophie Scheidler – »weshalb soll da gerade etwas vorgegangen sein; die Frau Ministerin – ist seit drei Jahren jeden Sommer herausgekommen.«
– »Aber nicht mit der Mutter, mein Herz,« fiel ihr Anna Schütte rasch in's Wort – »nicht mit der Mutter und einem Reisewagen voll Koffer, als ob sie ihre Winterquartiere beziehen wollten; und nicht Anfang April, sondern Ende Mai, wenn die Tage ganz warm und schön waren. Nein, richtig ist die Sache nicht, darauf wollte ich mein Leben einsetzen.«
»Das geschieht ihr aber ganz recht« versicherte in's Blaue hinein und ungewiß, auf was sich das »nicht richtig« eigentlich bezöge, Fräulein Josephine und hielt der Wirthschaftsmamsell zum fünften Mal ihre Tasse hin – »einen solchen Hochmuth wie die Leute gehabt haben – nein das ist ganz unglaublich; ich wünsche keinem Menschen etwas Böses, aber das gesteh ich, das könnte mir ordentlich einen frohen Tag bereiten, wenn ich erführe, daß es denen einmal nach Verdienst gegangen wäre.«
»Was will denn die aber auf dem Lande?« frug Melinde – »von der Wirthschaft versteht sie denn doch nicht so viel. Kaskelts, die dicht neben an gewohnt haben, und ihnen gerade in den Hof sehn konnten, versicherten mich oft es sei wirklich traurig wie es bei Denen zu gehe – einen Hasen haben sie einmal drei ganze Wochen vor dem Küchenfenster hängen gehabt, bis er gar nicht mehr zu genießen war, denken Sie sich, den hatten sie rein vergessen und was die allein den vier kleinen Bologneser Hunden füttern, die sich die Frau Ministerin hält, davon könnten zwei arme Menschen anständig leben. Das sollte denn doch wahrhaftig nicht sein, und selbst in der theueren Zeit hat sie nicht einen einzigen abgeschafft.«
Eine kurze Unterbrechung entstand hier durch das Eintreten des Pastors, der übrigens keinen Theil an der Unterhaltung nahm, sondern sich mit dem Oberpostdirector in die Ecke des Zimmers auf ein kleines Seitensopha setzte, und dort mit diesem einiges sehr angelegentlich zu besprechen schien. Das so interessante Gespräch der Damen wurde aber auch jetzt, als ob sie die Gegenwart des geistlichen Herren scheuten, mit etwas leiserer Stimme, sonst jedoch mit keineswegs vermindertem Eifer, fortgesetzt. Die beiden liebenswürdigen Schwestern Seiffenberger schienen sich übrigens der Unterhaltung mehr und mehr zu bemächtigen und Fräulein Schütte wurde einsylbiger als man das sonst wohl von ihr gewohnt war – sie brannte nämlich darauf irgend ein brillantes Gesangstück vorzutragen und hoffte bis jetzt nur noch immer auf eine erneute Einladung als zündende Lunte – obgleich sie im entgegengesetzten Fall dennoch fest entschlossen war, von selber los zu gehn.
Die Dämmerung brach indessen an, es wurde dunkel in dem, von ein paar hohen Kastanienbäumen stark beschatteten Gemach – der Oberpostdirector und Pastor waren in ihrer düsteren Ecke kaum noch zu erkennen, ebenso verschwammen Fräulein Schüttes Umrisse, die vom Tisch aufgestanden – leise zu dem Fortepiano geschwebt war und sich dort schwärmerisch sinnend auf dem kleinen gestickten Sessel niedergelassen hatte, mit dem fahlen Hintergrund der Tapete.
Da öffnete Poller die Thür, schaute herein und sagte:
»Der Herr Schriftsetzer Strohwisch wünschen die gnädige Frau zu sprechen.«
»Schriftsetzer?« riefen Fräulein Melinde und Josephine wie aus einem Athem – »hahaha – das ist göttlich – das ist himmlisch – Schriftsteller meinen Sie – das ist eine reizende Verwechselung – Herr Strohwisch ist humoristischer Schriftsteller – das hätte sich ja gar nicht besser treffen können, der liefert charmante Sachen.«
»Wird mir sehr angenehm sein« sagte, während aus der Ecke in der der Oberpostdirector saß, ein leiser Seufzer emporstieg, Frau von Gaulitz zum Bedienten gewandt. Dieser verschwand – die Thür that sich auf und herein trat, im schwarzen Frack und mit den unausweichbaren papageigrünen Glacéhandschuhen, unter denen hervor ein Stück der derben, fest zusammengepreßten blutrothen Hand sichtbar wurde, in großcarrirten Unaussprechlichen, die Haare allem Anschein nach noch kürzer als gewöhnlich geschnitten, ebenso die Nase, wenn das möglich gewesen wäre, noch stumpfer, die Augenbrauen noch mehr heraufgezogen, die Augen noch stierer und größer, die Stirn noch schmaler, die weit abstehenden Ohren noch feindlicher gegen einander gesinnt – die Sporen noch klirrender, die Reitpeitsche noch graciöser in der Hand, Feodor Strohwisch, mit einem freundlichen Lächeln auf den breiten Zügen.
Die Begrüßung war kurz, Strohwisch schien nicht gewohnt lange Complimente zu machen – ubi bene, ibi patria, ob sich das patria nun eben so wohl um ihn herum fühlte, galt ihm ziemlich gleich.
Fräulein Schütte hatte er übrigens in ihrer dunklen Ecke noch gar nicht erkennen können, und selbst nach dem Sopha, auf dem die beiden Herren saßen warf er, als diese sich aus ihrer Stellung nicht bewegten, einen mistrauischen Blick, ohne jedoch im Stande zu sein, die Identität ihrer Personen zu bestimmen.
Frau von Gaulitz wollte Licht bringen lassen, dem widersetzten sich aber die beiden Damen Seiffenberger »o es war jetzt zu reizend, zu herrlich hier in dem düsteren dämmernden Stübchen, – wie schauerlich schön wehte und rauschte die Kastanie draußen vor dem Fenster, und wie wunderhübsch war das, daß man von einander nur die Umrisse der Gestalten, gar nicht einmal die Gesichtszüge erkennen konnte.« Frau von Gaulitz fügte sich, und Feodor Strohwisch wurde bald der Mittelpunkt des Gesprächs, indem er den Faden der Unterhaltung, den bis dahin die Damen Seiffenberger und Schütte in Händen gehalten, fast allein für sich usurpirte.
Vor allen Dingen berichtete er ziemlich ausführlich über den Zustand des Wetters draußen, und gab seine Vermuthungen an, was er davon für morgen erwarte, wunderte sich über das »famose« Frühjahr und versicherte der älteste Mann in Horneck wisse sich, wie er das aus dessen eigenem Munde vernommen, einer solchen Jahreszeit gar nicht zu erinnern.
»Denken Sie sich« fuhr er dann zur Bestätigung des Gesagten fort, »oben in der Schenke sitzt Alles, bis noch zu diesem Augenblick, im Freien – Anfang April – das ist fabelhaft. – Aber was mir da einfällt – ich habe eben drüben etwas gehört, das ich hier in Horneck wahrlich nicht erwartet hätte.«
»Und das wäre?« frag Fräulein Melinde rasch.
»Eine Sängerin, wie ich sie selbst in den ersten Städten Europas (Schäker – die größte Stadt die er je gesehen, war Dresden) nicht getroffen. Ein Mädchen – zwar, allem Anschein nach in höchst mittelmäßigen Umständen, auch etwas zu bleich und krankhaft von Aussehn, um gerade schön genannt zu werden, aber eine Stimme – famos – glockenrein, und weich wie Sammet – und eine Höhe! – Sie sang zuerst ein paar ernste Sachen – recht brav, das muß man sagen; aber später trug sie ein humoristisches Lied vor – nein, meine Damen, ich habe nie etwas Aehnliches gehört!«
»Aber warum erfährt man das erst jetzt?« frugen Melinde und Josephine »warum giebt sie nicht irgend eine Matinee, ein Concert.« –
»Es ist liederliches Gesindel, das im Lande umherzieht« – mischte sich hier der Pastor in's Gespräch, und Feodor schnellte von seinem Sitze auf, um sich nach der Ecke hin, aus welcher die Stimme tönte, zu verbeugen – »sie wollten auch heute, am Sonntag Morgen schon singen, das hab ich mir aber verbeten; die Welt wird wahrlich immer schlimmer. – Das hätte einmal in einer früheren Zeit einem Christenmenschen einfallen sollen, an einem Sonntag komische Lieder zu singen, – er wäre gesteinigt worden; jetzt findet man das aber ganz in der Ordnung.«
»Und es ist ein böses Zeichen für die gottesfürchtige Gesinnung des Ortes,« pflichtete ihm hier der Oberpostdirector seufzend bei, »daß so etwas auch in unserem Orte einzureißen scheint oder die Menschen nur überhaupt Gefallen daran finden.«
»Bitte um Verzeihung, meine Herrn,« setzte sich aber hiergegen Feodor Strohwisch – der auch nach der zweiten Stimme hin seine Verneigung gemacht, zur Wehr, denn das hieß seine Existenz zugleich angegriffen – »von gemeiner Komik darf und kann hier nicht die Rede sein, der Humor aber ist das Salz und die Würze des Lebens, und eben so wenig wie wir an einem Sonntag das Salz entbehren mögen, eben so wenig ist das glaub ich, mit dem Humor der Fall – hahahahaha!«
Fräulein Schütte hatte sich auf die Tasten niedergebogen, um diese besser erkennen zu können, legte dann die Finger einzeln aber geräuschlos auf, und griff jetzt schwärmerisch einige Moll Accorde. Einer von diesen klang nicht ganz rein und Feodor warf einen mistrauischen Blick nach der, von geheimnißvollem Dämmerschein umflossenen Gestalt hinüber, schien aber gegenwärtig auf ein viel zu interessantes Kapitel gerathen zu sein, um davon so leicht wieder abspringen zu können.
»Ist denn die Sängerin allein oder in Begleitung hier?« frug Sophie.
»Ein alter Mann, wahrscheinlich ihr Vater ist bei ihr« – sagte Feodor, »er trug einzelne Piecen sehr hübsch vor, und accompagnirte besonders das letzte Lied reizend – nun – wo hab' ich es denn eigentlich – hin – gesteckt? – na das wäre ein schöner Spaß« – Er befühlte sich am ganzen Körper in immer größerer Hast, wie Einer, nach dem geschossen ist, und der nur noch nicht recht weiß, ob ihm die Kugel in der Schulter oder im Beine sitzt.
In dem Augenblick ging die Thüre auf, und Poller trat mit der großen Schraubenlampe herein, die er mitten auf den Tisch stellte und zugleich das Kaffeegeschirr mit fortnahm.
»Haben Sie etwas verloren?« frugen die beiden Fräulein Seiffenberger besorgt.
»Bitte – bemühen Sie sich nicht – es muß sich schon wieder finden – es war nur das humoristische Gedicht, das von dem Mädchen so wundervoll vorgetragen wurde – ich glaubte es wäre vielleicht für Sie interessant zu – ah, hier ist es – nein doch nicht – das ist etwas anderes – nun das schadet Nichts – hahahaha – das ist auch ein so kleines scherzhaftes Ding was ein sehr guter Freund von mir gemacht hat – prachtvoller Humor darin – es kommt mir immer, wenn ich es so ansehe vor, wie eine Schachtel voll Knallerbsen – hahaha!«
»Hihihi« kicherten die beiden Fräulein Seiffenberger und die Frau Oberpostdirectorin – und die Mollaccorde wurden weicher und wehmüthiger – Feodor saß übrigens den Rücken dem Clavier zugewandt, und konnte deshalb die Spielende nicht sehn.
»Ach bitte, tragen Sie uns etwas vor« bat Melinde.
»Ich habe schon einiges von Ihnen gelesen« setzte Josephine hinzu – »nein, zu reizend; todt könnte man sich darüber lachen – ›Possen aus Nossen‹ war, glaub' ich, der Titel – ist dieß auch von Ihnen?«
»Von mir? – nein« – lächelte Feodor verlegen, und eine eigenthümliche Bescheidenheitsröthe verlieh seinem Antlitz etwas Zinnoberartiges – »ein sehr guter Freund von mir – er ist noch – er ist noch Dilettant – Sie – Sie werden Nachsicht mit ihm haben müssen.«
»O bitte, bitte lesen Sie« baten die Damen.
»Aber es eignet sich in der That gar nicht zum Vorlesen« versicherte Feodor – »es sind nur einzelne, epigrammatisch gehaltene abgerissene Strophen, ohne Zusammenhang – es sollte – wie mir mein Freund gesagt hat, ein Versuch sein, einen Vers auf das ernsthafteste, tragischeste zu beginnen, und dann urplötzlich ganz humoristisch zu schließen – es ist das eine ungeheuer schwere Aufgabe, und ich weiß wirklich nicht« –
»Oh bitte, bitte« – lautete die einzige Antwort.
»Nun, wenn Sie denn nicht anders wollen, aber zürnen Sie mir nicht, wenn ich Sie langweile – ahem – ahem!« –
»Wollen Sie sich die Lampe nicht etwas weiter hinübernehmen?« frug Frau von Gaulitz.
»Oh ich danke, meine Gnädige – ich kann herrlich hier sehen – also ahem – wenn Sie denn Nachsicht mit mir haben wollen – ahem:«
Feodor rückte noch einige Male räuspernd auf dem Stuhl herum, hielt das Manuscript etwas gegen das Licht und begann dann mit ernster, feierlicher Stimme, die ein ernsthaft schmachtender Blick nach des Pastors Töchterchen hinüber aber Lügen strafte:
»Hahaha.«
»Hahaha« lachten die Damen Seiffenberger und von Gaulitz und auch Poller, der in der Thüre stehn geblieben war, verzog den breiten Mund von einer Seite zur andern. Der humoristische Schriftsteller fuhr fort:
»Hahahaha – sehr gut vortrefflich!«
»Sehr wahr – sehr wahr« kicherten die Damen Seiffenberger – Feodor lächelte und fuhr fort:
Ich will die Geduld des Lesers nicht durch noch mehr von diesen Versen auf die Probe stellen. – Die Damen, Fräulein Scheidler und Schütte ausgenommen, amüsirten sich übrigens vortrefflich und riefen, als der junge Mann das Gedicht seines sehr guten Freundes beendigt, wie im Chor: –
»O, das ist sehr drollig – das ist allerliebst!«
»So abgerissen,« lachte Fräulein Josephine – »erst glaubt man Wunder was für ein ernster wehmüthiger Vers kommt, und dann schließt es so pikant und reizend – ha ha ha ha!«
»Der Ernst verleiht dem Humor gerade den höchsten Reiz,« versicherte Feodor, während er das Gedicht in die Westentasche zurückschob. »So hätten Sie nur zum Beispiel sehen sollen, mit welchem unerschütterlichen Ernst das junge Mädchen heute mein – das humoristische Lied sang – es war zu komisch, und ich – ha wahrhaftig – da ist es – nun hab' ich es doch in allen Taschen gesucht –«
Ein paar angeschlagene Accorde ließen den Sehnsuchtswalzer ahnen – aber kurz abgebrochen wurden sie, als ob ein furchtbarer Schmerz selbst jedes Sehnen unterdrücke.
»Sie wollten uns ja ein Lied singen, mein Fräulein,« sagte aber jetzt der Oberpostdirector, der nicht mit Unrecht eine Fortsetzung solch literarischer Thätigkeit fürchtete.
»Ach ja, liebe Anna,« bat auch Sophie, zu ihr tretend, »Du kannst gewiß irgend ein kleines Lied auswendig, singe nur etwas.«
Feodor hatte die zweite Auflage seiner Humoristik schon wieder zum vollständigen Angriffe bereit, da aber die Bitte zum Singen auch von einer der Damen, noch dazu von Fräulein Scheidler unterstützt wurde, so konnte er dagegen doch nicht gut ankämpfen – er legte das Papier vor sich nieder, und nahm sein Taschentuch heraus.
»Ich weiß nicht – meine Stimme ist heute so belegt,« sträubte sich Anna, und Strohwisch fuhr bei den Lauten blitzesschnell herum – das war seine Hausgenossin mit ihrer gellenden Stimme – ha, selbst bis hierher verfolgte ihn sein Geschick.
»Es wird schon gehen,« ermunterte sie aufstehend der Oberpostdirector, und schien nur eine günstige Gelegenheit abzuwarten, um das Zimmer zu verlassen.
»Vielleicht könnten Sie uns irgend ein geistliches Lied singen?« schlug mit gewinnendem Lächeln der Pastor vor.
Feodor war bei der Nachfrage nach einem Liede fast unwillkührlich wieder mit der Hand an die Tasche gefahren, die aller Wahrscheinlichkeit nach noch einen Schatz von solchen in ihren Falten barg, dieser letzte Vorschlag ließ ihn aber in Verzweiflung davon abstehen. Weiteres Ueberlegen half jedoch auch gar Nichts, denn Fräulein Schütte schien plötzlich zu einem Entschluß gekommen zu sein; sie rückte sich wenigstens den Stuhl zurecht – präludirte ein wenig, und –
schwoll mit steigender Bewegung durch die stillen Räume des Saales.
Die Gnadenarie stöhnte Strohwisch leise vor sich hin, und sank vernichtet in seinen Stuhl zurück. Und die Gnadenarie war es auch wirklich, die Anna, trotz der belegten Stimme, in schmetternden Tönen, bald einen Viertelton zu hoch, bald einen halben zu tief, aber regelmäßig aus dem Tact, und fast bei jedem Satze stecken bleibend, vortrug.
»Wenn ich nur meine Noten hätte,« entschuldigte sie sich fortwährend dabei – Feodor aber nahm gar keine Entschuldigung an – bleich und lautlos saß er am Tisch, und nur einmal flüsterte er leise mit unter der Decke gefalteten Händen: »Ich leide unschuldig!«
Unten im Hof aber war es indessen lebhaft geworden, und der Oberpostdirector an's Fenster getreten, wo er hinter den zur Seite geschobenen Rouleaux hervor hinabsah. Dunkle Männergestalten schritten dicht bei einander über den gelben Kies.
»Sie haben ihn,« sagte er, die Gesellschaft ganz vergessend, gegen den Pastor gewandt, wenn aber auch Sophie Scheidler den Kopf wandte, so schien doch sonst Niemand die Bemerkung gehört zu haben, der Pastor aber verließ rasch mit dem Gutsherrn das Zimmer.
»Sie haben ihn?« flüsterte Sophie, und unwillkührlich überlief ein kaltes Frösteln ihre Glieder – »wen? – großer Gott, wenn es möglich wäre.«
Sie glitt rasch an's Fenster, und sah hinaus – gegenüber, wo das kleine Gebäude stand, in welchem zu Zeiten, obgleich sehr selten, Missethäter eingesperrt wurden, standen eine kleine Gruppe Menschen, ihr Vater trat mit dem Oberpostdirector eben zu ihnen; dieser gab einige Befehle.
»Das ist Tyrannei, und wird seine Strafe finden – der Tag des Gerichts ist nahe!« donnerte eine Stimme vom Hofe aus, daß sie selbst hinter dem geschlossenen Fenster die Worte deutlich verstehen konnte. Auch die Uebrigen mußten etwas davon vernommen haben, denn die Fräulein Seiffenberger drehten sich rasch nach dem Fenster um, und Frau von Gaulitz trat zu Sophien, um hinaus zu sehen. Nur Anna Schütte ließ sich nicht stören.
tönte ihre gellende Stimme durch das ganze Haus; selbst die Mägde, die eben mit den Aeschen, in denen sie ihre Abendsuppe geholt, aus der Küche kamen, blieben erstaunt stehen, und horchten hinauf, »wem denn da oben etwas fehle.« Feodor aber saß noch immer in dumpfes düsteres Brüten versenkt.
Gleich darauf schloß sich die Thür wieder drüben, Schlüssel klapperten, und der Oberpostdirector kam mit dem Pastor in das Haus zurück.
schloß Anna ihre schmetternde Bravourarie, und »herrlich!« »göttlich!« riefen die Fräulein Seiffenberger wie aus einem Munde.
»Wirklich schön!« sagte Herr Strohwisch, und machte einen schwachen Versuch zu applaudiren – »sehr schön, mein Fräulein – ich habe – ich habe auch schon früher das – Vergnügen gehabt, Sie singen zu hören –«
Weitere Complimente wurden unnütz, denn Melinde wie Josephine gingen auf Fräulein Schütte zu, preßten sie in die Arme, küßten sie, und nannten sie einen »süßen melodischen Engel.«
Der Oberpostdirector trat mit dem Pastor in's Zimmer, »so will ich Ihnen das andere kleine Gedicht noch vorlesen – mit Musik macht es sich freilich besser – alle meine Gedichte sind fast componirt – wundervoll – schön!«
»Um Gotteswillen, Vater, was ist da draußen eben geschehen?« frug aber Sophie, die neue Kriegserklärung gar nicht beachtend, in Todesangst ihren Vater, so wie dieser die Schwelle nur überschritten hatte.
»Nichts, mein Fräulein, beruhigen Sie sich,« nahm da Herr von Gaulitz die Antwort auf – »Nichts, was Sie ängstigen dürfte, im Gegentheil etwas Freudiges – wir haben den Burschen aufgespürt, der von der Residenz aus steckbrieflich verfolgt ist, und Sie selber sogar gestern im Walde angefallen hat.«
Sophie hatte eine Stuhllehne erfaßt, und es bedurfte aller ihrer Geistesgegenwart, sich in diesem Augenblick nicht zu verrathen.
»Den haben Sie erwischt?« rief da Anna Schütte fröhlich dazwischen – »Gott sei Dank, jetzt kann man doch wieder vor die Thüre gehen, ohne fürchten zu müssen, angefallen zu werden. Was geschieht nun mit dem erschrecklichen Menschen?«
»Aber er hat uns ja gar nicht angefallen!« betheuerte Sophie, denn gewaltsam raffte sie sich zusammen, da sie recht gut fühlte, wie es jetzt an der Zeit sei, dem Unglücklichen, was er auch sonst immer verbrochen haben mochte, wenigstens von dieser Anklage zu reinigen – »nur vom Waldrand her, wo er wahrscheinlich gesessen, trat er auf uns zu, als ihn auch schon das Blei des Jägers traf – und er ist – er ist verwundet.«