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Haben Sie sich auch schon einmal beim Spazierengehen gefragt, wie eigentlich diese wunderschöne Blume am Wegesrand heißt? Oder was für ein Zapfen Ihnen im Wald auf den Kopf gefallen ist? Ganz egal, ob Sie aktiv losziehen, um Pflanzen zu bestimmen, oder einfach nur gerne wissen, was um Sie herum wächst, dieses Buch ist eine echte Hilfe. Frank Erdnüß bietet Ihnen eine verständliche Anleitung, mit der Sie ganz leicht und eindeutig Pflanzen bestimmen können. So finden Sie die richtige Herangehensweise und lernen die verschiedenen Pflanzenfamilien samt ihren spezifischen Merkmalen kennen. Übersichtliche Bestimmungsschlüssel für die wichtigsten deutschen Pflanzenarten sowie zahlreiche Abbildungen führen Sie schnell auf die richtige Spur. Nutzen Sie dieses Buch als Nachschlagewerk und lernen Sie die Pflanzenwelt ganz neu kennen.
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Seitenzahl: 394
Pflanzen bestimmen für Dummies
Blattformen von 33 heimischen Bäumen inklusive Maßstab; die 2-Cent-Münze hat einen Durchmesser von knapp unter zwei Zentimetern.
Waldkiefer
Fichte
Wacholder
Scheinzypresse
Douglasie
Lärche
Eibe
Weißtanne
Bergahorn
Rosskastanie
Schwarzerle
Birke
Hainbuche
Esskastanie
Rotbuche
Esche
Ginkgo
Walnuss
Kulturapfel
Zitterpappel
Graupappel
Vogelkirsche
Kulturbirne
Traubeneiche
Stieleiche
Robinie
Salweide
Bruchweide
Eberesche
Winterlinde
Feldulme
Feldahorn
Spitzahorn
Pflanzen bestimmen für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
1. Auflage 2021© 2021 Wiley-VCH GmbH, Weinheim
Wiley, the Wiley logo, Für Dummies, the Dummies Man logo, and related trademarks and trade dress are trademarks or registered trademarks of John Wiley & Sons, Inc. and/or its affiliates, in the United States and other countries. Used by permission.
Wiley, die Bezeichnung »Für Dummies«, das Dummies-Mann-Logo und darauf bezogene Gestaltungen sind Marken oder eingetragene Marken von John Wiley & Sons, Inc., USA, Deutschland und in anderen Ländern.
Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine Haftung.
Coverfoto: © orangutan007 / stock.adobe.comAlle Fotos und Grafiken: Frank Erdnüß (außer wenn gesondert gekennzeichnet)Symbol Totenkopf: © Serj Siźkov/stock.adobe.comSymbol Finger weg: © SiberianPhotographer/stock.adobe.comKorrektur: Frauke Wilkens
Print ISBN: 978-3-527-71428-5ePub ISBN: 978-3-527-82823-4
Dr. Frank Erdnüß studierte Biologie mit den Schwerpunkten Botanik und Naturschutz an den Universitäten Mainz und Marburg. Im Jahr 2000 wurde er im Fach Botanik an der Universität Koblenz-Landau promoviert. Seit 1995 ist er als freier Wissenschaftsjournalist, Autor und Übersetzer tätig. Seit 2001 arbeitet er als Scientific Writer unter anderem für die Universität Mainz. Seine Publikationen erscheinen in deutschen und internationalen Fachzeitschriften sowie in der Tagespresse.
Cover
Titelblatt
Impressum
Über den Autor
Einführung
Über dieses Buch
Konventionen in diesem Buch
Was Sie nicht lesen müssen
Törichte Annahmen über den Leser
Wie dieses Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht
Teil I: Grundlagen – was Sie über Pflanzen wissen sollten
Kapitel 1: Das Pflanzenreich
Was sind überhaupt Pflanzen?
Warum Pflanzenbestimmung?
Die wichtigsten Pflanzengruppen
Kapitel 2: Samenpflanzen
Der Aufbau einer Samenpflanze
Die Ausgestaltung der Blätter
Lebensformen von Samenpflanzen
Der Aufbau einer Blüte
Blütenstände
Samen und Früchte
Einteilung der Samenpflanzen
Kapitel 3: Die Pflanzenbestimmung – (k)eine Kunst?
Was ist für die Pflanzenbestimmung wichtig?
Hilfsmittel, die man braucht
Pflanzen richtig sammeln
Schwierigkeiten bei der Bestimmung von Pflanzen
Kapitel 4: Natur- und Artenschutz
Gründe für den Schutz der Natur und Artenvielfalt
Was kann man tun?
Kapitel 5: Pflanzensystematische Nomenklatur
Die Pflanzennamen
Ein Blick in die Geschichte
Der unverwechselbare Name
Was ist schon sicher?
A-G-F-O-K
Kapitel 6: Die Pflanzenfamilien
Teil II: An die Pflanze, fertig, los: Jetzt wird bestimmt
Kapitel 7: Bestimmung der Großgruppen
Bestimmungsschlüssel für die Großgruppen
Kapitel 8: Nadelgehölze
Bestimmungsschlüssel für Nadelgehölze
Kapitel 9: Laubgehölze: Bäume
Bestimmungsschlüssel für Laubbäume
Kapitel 10: Laubgehölze: Sträucher und Lianen
Bestimmungsschlüssel für Sträucher und Lianen
Kapitel 11: Kräuter: Blütenfarbe Blau oder Violett
Mit radiär aufgebauten Einzelblüten
Mit zygomorph aufgebauten Einzelblüten
Mit kompaktem Blütenstand aus winzigen Einzelblüten
Kapitel 12: Kräuter: Blütenfarbe Gelb oder Grün
Mit radiär aufgebauten Einzelblüten
Mit zygomorph aufgebauten Einzelblüten
Mit kompaktem Blütenstand aus winzigen Einzelblüten
Kapitel 13: Kräuter: Blütenfarbe Rot oder Rosa
Mit radiär aufgebauten Einzelblüten
Mit zygomorph aufgebauten Einzelblüten
Mit kompaktem Blütenstand aus winzigen Einzelblüten
Kapitel 14: Kräuter: Blütenfarbe Weiß
Mit radiär aufgebauten Einzelblüten
Mit zygomorph aufgebauten Einzelblüten
Mit kompaktem Blütenstand aus winzigen Einzelblüten
Teil III: Der Top-Ten-Teil
Kapitel 15: Zehn besondere Pflanzen
Nachtkerze
Berberitze
Wald-Sauerklee
Springkraut
Goldrute
Nestwurz
Mädesüß und Salweide
Hirtentäschel
Knoblauchsrauke
Birke und Pappel
Stichwortverzeichnis
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement
Kapitel 2
Tabelle 2.1: Lebensformen von Samenpflanzen
Tabelle 2.2: Fruchttypen
Kapitel 6
Tabelle 6.1: Ausgewählte Pflanzenfamilien mit ihren Artenzahlen in Deutschland un...
Kapitel 1
Abbildung 1.1: Die Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt. Die Zahlen in der Sp...
Kapitel 2
Abbildung 2.1: Samenpflanzen gliedern sich stets in die drei Grundorgane Wurzel, ...
Abbildung 2.2: Blätter von zweikeimblättrigen Pflanzen: a) Kirsche:...
Abbildung 2.3: Der Scharfe Mauerpfeffer (
Sedum acre
).
Abbildung 2.4: Links die Amerikanische Pfeifenwinde (
Aristolochia macrophylla
), r...
Abbildung 2.5: Einjährige Pflanzen, wie hier das Viermännige Schaumkraut (
Cardami
...
Abbildung 2.6: Gänseblümchen (
Bellis perennis
), Blütenstand aus gelben Röhren- un...
Abbildung 2.7: a) Blütendiagramm Buschwindröschen (
Anemone nemorosa
); radiär, sch...
Abbildung 2.8: Die Blüte des Buschwindröschens (
Anemone nemorosa
) ist radiär und ...
Abbildung 2.9: Die Blüte der Glockenblume (
Campanula spec
.) ist radiär und verwac...
Abbildung 2.10: Die Blüte des Judasbaums (
Cercis siliquastrum
) ist zygomorph und ...
Abbildung 2.11: Die Blüte des Leinkrauts (
Linaria spec
.) ist zygomorph und verwac...
Abbildung 2.12: Blütenstand des Löwenzahns (
Taraxacum officinale
); was aussieht w...
Abbildung 2.13: Blütenstand der Ackerkratzdistel (
Cirsium arvense
); was aussieht ...
Abbildung 2.14: Verschiedene Formen von Blütenständen, schematisch.
Abbildung 2.15: Typische Ginkgoblätter im Herbst
Abbildung 2.16: Der Palmfarn
Cycas revoluta
am Ufer des Lago Maggiore.
Abbildung 2.17: a) Die Wildtulpe (
Tulipa sylvestris
), ein bei uns ...
Abbildung 2.18: Der Klatschmohn (
Papaver rhoeas
) als Beispiel für eine zweikeimbl...
Kapitel 3
Abbildung 3.1: Taschenlupe
Kapitel 4
Abbildung 4.1: Plakat der Landeszentrale für Umweltaufklärung (LZU) Rheinland-Pfa...
Abbildung 4.2: Indisches Springkraut (
Impatiens glandulifera
)
Kapitel 5
Abbildung 5.1: Blutroter Hartriegel (
Cornus sanguinea
), gegenständige Blätter mit...
Kapitel 6
Abbildung 6.1:
Helianthus annuus
, die Sonnenblume, als Beispiel für ein Korbblüte...
Abbildung 6.2: Aprikose (Prunus armeniaca; links) und Apfelbeere (A...
Abbildung 6.3: Das Knäuelgras (
Dactylis glomerata
) ist ein typisches Rispengras a...
Abbildung 6.4: a) Roggen (
Secale cereale
), b) Gerste (
Hordeum vulgare
) und c) Wei...
Abbildung 6.5: Die Waldsegge (
Carex sylvatica
) mit zwei überhängenden, grünlichen...
Abbildung 6.6: Der Raps (
Brassica napus
) entwickelt Schoten.
Abbildung 6.7: Das Silberblatt (
Lunaria rediviva
) entwickelt Schötchen.
Abbildung 6.8: Typische Schmetterlingsblüte mit prominenter Fahne bei der Stauden...
Abbildung 6.9: Kriechender Hahnenfuß (
Ranunculus repens
) als Beispiel für radiäre...
Abbildung 6.10: Blüte der Akelei (
Aquilegia vulgaris
) mit gespornten Nektarblätte...
Abbildung 6.11: Links: Charakteristisch für die Vogelsternmiere is...
Abbildung 6.12: Die Lippenblüten des Salbeis (
Salvia officinalis
) stehen in (Sche...
Abbildung 6.13:
Anthriscus sylvestris
, der Wiesenkerbel, mit den typischen gefied...
Abbildung 6.14: a) Das Leinkraut (
Linaria vulgaris
) hat Blüten mit einem langen S...
Abbildung 6.15:
Epipactis helleborine (oben) und Dactylorhiza majalis
(unten)
Abbildung 6.16: Der halbparasitische Große Klappertopf (
Rhinanthus serotinus
) bet...
Abbildung 6.17: a)
Rumex acetosa
mit Früchten im August und b) die...
Abbildung 6.18: Beim Büschelschön (
Phacelia tanacetifolia
) ist der familientypisc...
Abbildung 6.19: a) Das Wiesen-Labkraut (
Galium mollugo
) blüht weiß ab Mai mit zah...
Abbildung 6.20: Die Wiesen-Schlüsselblume (
Primula veris
) wird auch Wiesen-Primel...
Abbildung 6.22: Blüten der Tomate (
Solanum lycopersicum
) mit den f...
Abbildung 6.23: Die weiblichen Blüten der Blaufichte (
Picea pungens
) bilden stehe...
Abbildung 6.24: Die reifen Zapfen der Douglasie (
Pseudotsuga menziesii
) hängen im...
Abbildung 6.25: Der Sommerflieder (
Buddleja davidii
), auch Schmetterlingsstrauch ...
Abbildung 6.26: Blühende Königskerze (
Verbascum spec
.).
Kapitel 15
Abbildung 15.1:
Abbildung 15.1:
Vollparasitischer Nestwurz
(Neottia nidus-avis)
...
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Grüne Pflanzen sind die Grundlage für all unser Leben auf der Erde. Sie produzieren Sauerstoff, ohne den weder Menschen noch Tiere leben können. Kein Wunder also, dass sich viele Leute für Pflanzen interessieren und sie teilweise auch gern im Garten oder Balkonkasten kultivieren – einfach so, nur weil sie schön sind. Die Vielfalt im Pflanzenreich ist gigantisch und selbst im vergleichsweise artenarmen Deutschland kommen circa 4.000 verschiedene Blütenpflanzen vor. Viele davon sind selten, aber andere begegnen uns Tag für Tag wieder in unserer Nachbarschaft. Da fragen oft nicht nur die Kinder: Was ist denn das?
Auch ich war als Kind in dem kleinen Dorf, in dem ich aufwuchs, von Pflanzen umgeben, habe mit ihnen gespielt und sie auf den Äckern wachsen sehen. Die Verwendung vieler Nutzpflanzen habe ich hautnah miterlebt, auch weil meine Großmutter einen großen Bauerngarten mit Gemüse und Kräutern unterhielt. Außerdem wuchsen dort viele Blumen. Von März bis Oktober blühte immer etwas und im Winter kamen die verschiedenen Koniferen zur Geltung. So lernte ich einige Blütenpflanzen schon früh kennen und auch die häufigsten Waldbäume waren mir geläufig. Ein Pflanzenbestimmungsbuch hatten wir nicht zu Hause – die Namen der Gewächse wurden mir von der Familie im Alltag beigebracht.
Als ich dann mit dem Biologiestudium begann, merkte ich schnell, dass ich zwar in Sachen Artenkenntnis einen Vorteil gegenüber manchen »Stadtkindern« hatte, aber die Sache eben doch etwas komplizierter war. Viele der mir bekannten Pflanzen hatten auch andere deutsche Namen, die mir geläufige Bezeichnung war keineswegs eindeutig. Unverwechselbar, so erklärte der Dozent, sei nur der lateinische Name, der sich stets aus zwei Wörtern zusammensetzt: dem Gattungs- und dem Artnamen. Diesen wissenschaftlichen Pflanzennamen mussten wir lernen und dazu brauchte es ein Buch – oder sogar mehrere.
Wichtige Gründe für die Benutzung einer exakten Bezeichnung sind Natur- und Artenschutz sowie die menschliche Nutzung der Pflanzen. Würde man sich nur auf das tradierte Wissen verlassen – so nach dem Motto: »Das ist doch die Kamille, die ist gut für den Magen« –, dann würde sicher die erwünschte Wirkung eines Heilkrauts gelegentlich ausbleiben. Denn viele Heilpflanzen, zum Beispiel die Kamille, haben Verwandte, die ganz ähnlich aussehen, aber andere Inhaltsstoffe haben. Andere Wildpflanzen, etwa den leckeren Bärlauch, sollte man zuverlässig vom giftigen Maiglöckchen unterscheiden können – sonst wird es gefährlich.
In Bezug auf den Erhalt der Artenvielfalt sieht es entsprechend aus: Nur wenn wir genau wissen, was in Wald und Flur wächst, können wir gegebenenfalls Maßnahmen zum Schutz seltener Arten ergreifen. Neben dem Erhalt der natürlichen Pflanzenbestände, kann auch die Kultur von Wildpflanzen im eigenen Garten dem Artenschutz dienen. Sie nützen der heimischen Tierwelt in vielfältiger Weise, wohingegen viele im Handel erhältliche Zierpflanzen für Bienen und Schmetterlinge oft völlig nutzlos sind. Sie haben entweder gefüllte Blüten, die keinen Nektar und Pollen bieten, oder unsere Insekten sind nicht an deren Blütenform angepasst.
Schließlich ist die Kenntnis der heimischen Pflanzenwelt – und um die geht es in diesem Buch – auch gut für das eigene Ego. Sehr oft schon habe ich es bei Spaziergängen erlebt, dass über den Namen einer hübsch blühenden Pflanze gerätselt wurde. Wer in solchen Situationen Bescheid weiß, erntet Anerkennung. Der zunehmende Trend hin zu alternativer Medizin spielt Pflanzenkennern dabei in die Karten. Zahlreiche heimische Gewächse können als Tee oder in Form von Auszügen eine heilende Wirkung entfalten (siehe Gesünder leben mit Heilpflanzen für Dummies). Man muss sie nur kennen.
Dieses Bestimmungsbuch behandelt die zahlenmäßig weitaus wichtigste heute existierende Pflanzengruppe, die Samenpflanzen. Aufgrund der großen Artenvielfalt kann es jedoch nicht umfassend sein. Es muss sich beschränken, sonst wäre es beim Spaziergang im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr tragbar. Selbst die nur etwa 4.000 Gefäßpflanzenarten, die in Deutschland heimisch sind, würden den Rahmen dieses Buches sprengen. Für die Auswahl der Gefäßpflanzenarten, die Aufnahme in dieses Buch gefunden haben, wurden die folgenden Kriterien berücksichtigt:
natürlicherweise heimisch in Deutschland
häufig im Flachland und in deutschen Mittelgebirgslandschaften
attraktiv für den Betrachter (auffallende Blüten)
landschaftsprägende Bedeutung (zum Beispiel Bäume)
hoher wirtschaftlicher Nutzen (zum Beispiel Obstgehölze)
Das heißt mit anderen Worten, dass Pflanzen an Sonderstandorten (wie etwa Mooren und Auen), Wasserpflanzen, viele Gräser mit unscheinbaren Blüten, Farne (das sind Sporenpflanzen) sowie die meisten nicht heimischen Zierpflanzen in diesem Buch keine Berücksichtigung finden. Ich habe häufige beziehungsweise für den Menschen wichtige Blütenpflanzen Deutschlands ausgewählt, sodass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, ihnen bei einem Spaziergang in der Natur zu begegnen.
Im Gegensatz zu vergleichbaren Werken beinhaltet dieses Buch auch mehr als 70 Holzpflanzen. Bäume und Sträucher sind nicht nur landschaftsprägend, sondern auch für Gärtner von großer Bedeutung. Sie zuverlässig, auch im Winter, zu identifizieren, ist nicht einfach, da sie vielfach unscheinbare Blüten haben und sich diese oft in unerreichbarer Höhe befinden. In den entsprechenden Kapiteln 8 bis 10 sind die Gehölze daher mit umfangreichem Bildmaterial beschrieben.
Zur Identifikation einer fraglichen Pflanze dienen einerseits einfache Bestimmungsschlüssel und andererseits mehr als 450 Farbfotos. Beginnen Sie mit dem Bestimmungsschlüssel zu den Großgruppen (Kapitel 7) und beantworten Sie die einfachen Fragen zum Aussehen; schnell gelangen Sie dann zu den entsprechenden Kapiteln 8 bis 14 in Teil II des Buches. Hier werden Nadelbäume (Kapitel 8), Laubbäume (Kapitel 9), Sträucher (Kapitel 10) und Kräuter (Kapitel 11 bis 14) in reich bebilderten Porträts beschrieben. In den Kapiteln zu den Holzpflanzen (Kapitel 8 bis 10) gibt es ebenfalls leichte Bestimmungsschlüssel, da farbige Blüten bei Bäumen oft fehlen. Die Kapitel 11 bis 14 sind dagegen nach Blütenfarben zusammengestellt, denn krautige Pflanzen lassen sich meist nur mithilfe der Blüten bestimmen. Farbfotos und detaillierte Beschreibungen helfen Ihnen, die richtige Art zu finden. Angaben zum Nutzen ergänzen die Porträts und sollen animieren, auch mal Pesto aus Giersch zu versuchen. Immerhin werden weltweit fast 10 Prozent aller bekannten Pflanzenarten in irgendeiner Form vom Menschen genutzt. Sie spielen zum Beispiel bei der Textilherstellung sowie als Baustoffe, Energiequelle, Nahrungsmittel oder Medizin eine wichtige Rolle.
Falls Sie Pflanzen zum Verzehr oder für medizinische Zwecke sammeln, achten Sie ersten stets darauf, die Pflanzenart an dem Standort nicht komplett zu vernichten, und zweitens vergewissern Sie sich doppelt, dass es keine Giftpflanze ist.
Außerdem finden Sie immer wieder Tipps für Experimente im Buch, die besonders mit Kindern Spaß machen und anregen, Pflanzen intensiver zu betrachten und zu erleben.
Dies ist das erste Bestimmungsbuch in der … für Dummies-Reihe, ein Prototyp sozusagen, sodass wir für jede konstruktive Kritik und Anregung für die Zukunft dankbar sind. Schreiben Sie uns oder geben Sie Ihre Rezension im Internet ab. Vielen Dank!
Dieses Buch richtet sich an interessierte Laien und ist daher bewusst leicht verständlich geschrieben. Dennoch kann auf Fachgriffe nicht ganz verzichtet werden. Damit Sie aber nicht im Internet oder einem Wörterbuch suchen müssen, werden die Fachworte beim ersten Auftreten direkt im Text erklärt und sind auch im Register (Stichwortverzeichnis) zu finden. Im Text erkennen Sie einen Fachbegriff sowie auch jeden wissenschaftlichen Pflanzennamen an der Kursivschrift.
Sowohl im allgemeinen Teil I als auch im speziellen Teil II finden Sie immer wieder Kästen mit spannenden Zusatzinformationen. Diese sind hoffentlich interessant, aber für das Verstehen des Kapitels und die Bestimmung einer Pflanze müssen sie nicht unbedingt gelesen werden.
Hinweise zu weiterführender Literatur sind nicht in einem eigenen Verzeichnis, sondern direkt im Text zu finden.
Manchmal wird Ihnen die Schreibweise einiger Pflanzen komisch vorkommen (zum Beispiel Peffer-Minze). Das liegt daran, dass die botanische Schreibweise sich häufig von der alltäglichen Schreibweise unterscheidet und ist beabsichtigt.
In den Kapiteln 8 und 9 werden Bäume beschrieben, bei denen Blattmerkmale für die Bestimmung sehr wichtig sind. Um die sehr unterschiedliche Blattgröße leicht erfassen zu können, sind die Blätter jeweils mit einem 2-Cent-Stück (Durchmesser knapp 2 Zentimeter) als Maßstab fotografiert.
Immer wieder finden Sie in Teil II Hinweise auf ähnliche Arten, mit denen eine porträtierte Pflanze unter Umständen verwechselt werden kann. Diese ähnlichen Arten – ich nenne sie oft »Schwesterarten«, da sie meist eng verwandt sind – konnten nicht immer mit einem eigenen Foto dargestellt werden. Lesen Sie daher auch stets die Beschreibung der Arten sorgfältig.
Dem absichtlich schlanken Design geschuldet ist die Tatsache, dass Sie manche nützlichen Informationen rund um die Pflanzenbestimmung nicht im Buch, sondern im Internet finden. So wurde zum Beispiel der Abschnitt aus Kapitel 3 »So legen Sie ein Herbar an« online ausgelagert. Folgen Sie dazu einfach der angegebenen URL zur Webseite https://www.wiley-vch.de/de/dummies/downloads und dem Stichwort »Zusatzmaterial«. Dort erhalten Sie die gesuchten Informationen.
Je nach Zeit und Interesse können Sie einzelne Kapitel des Buches auch überspringen. Wenn Sie zum Beispiel gleich mit der Bestimmung einer Pflanze loslegen möchten, steigen Sie direkt bei Kapitel 7 ein. Allerdings empfehle ich, zumindest Kapitel 3 und 6 zu überfliegen, da beide hilfreiche Grundlagen für die Pflanzenbestimmung beinhalten.
Vielleicht haben Sie auch schon den Namen einer Pflanze im Kopf und möchten nur die Richtigkeit überprüfen. Oder Sie möchten etwas zur Giftigkeit oder dem Nutzen einer Art erfahren. Dann schlagen Sie im Stichwortverzeichnis nach und finden dort schnell die richtige Seite.
Und wenn es einmal regnet und Sie Lust auf ein paar Hintergrundinformationen haben, laden Sie sich auf https://www.wiley-vch.de/de/dummies/downloads eine ausführlichere Version von Kapitel 1 herunter. Sie werden überrascht sein, welche Vielfalt es im Pflanzenreich zu entdecken gibt.
Dieses Buch ist nicht das erste seiner Art – Bestimmungsbücher gibt es zahlreich und in verschiedenen Schwierigkeitsgraden. So nenne ich es einmal, denn die Experten schauen naturgemäß genauer hin. Sie brauchen dicke Bücher gespickt mit Fachbegriffen und eventuell Zeichnungen der wesentlichen Merkmale, die alle Pflanzenarten samt Unterarten enthalten. Um Pflanzen mit solchen Büchern zu bestimmen, muss man botanisch vorgebildet sein.
Einfacher sind Bücher mit Farbfotos und kurzer Beschreibung – und genau so eines halten Sie gerade in den Händen. Sie beinhalten nicht alle Pflanzen, aber eben die häufigsten und damit sind sie für die meisten Gelegenheiten völlig ausreichend. Als ich das Konzept für dieses Buch entwickelt habe, dachte ich, dass eine der folgenden Eigenschaften auf Sie als Leser zutreffen könnte:
Als Laie, Hobbybotaniker, Koch oder Wanderer finden Sie Pflanzen schon immer spannend und möchten sich und Ihre Familie weiter darüber informieren.
Sie sind Student einer Naturwissenschaft oder der Medizin und möchten sich zusätzlich zu den klassischen Lehrbüchern in einfacher Form botanisch weiterbilden.
Wenn Sie in irgendeiner Form in der Patientenversorgung arbeiten und dabei auch Heilpflanzen verwenden, können Sie in diesem Buch einfache Pflanzenbeschreibungen für Ihre Patienten finden.
Wenn Sie gern mit Kindern in der Natur unterwegs sind, sei es als Eltern oder beruflich als Betreuungskraft, finden Sie in diesem Buch interessante Tipps für Experimente und viel Wissenswertes, um den Spaziergang kurzweilig zu gestalten.
Vielleicht sind Sie auch noch in der Schule und müssen beziehungsweise wollen sich Wissen über Pflanzen leicht verständlich aneignen oder ein Herbar anlegen.
Sie haben einen eigenen Garten und möchten diesen attraktiv und pflegeleicht gestalten. Dann hilft Ihnen dieses Buch bei der Auswahl der Gewächse. Für große Gärten ist es dabei ein Vorteil, dass mehr als 70 Gehölze beschrieben werden.
Dieses Buch ist in drei Teile gegliedert – sicher haben Sie das im Inhaltsverzeichnis bemerkt. Nachfolgend skizziere ich kurz den Inhalt dieser Teile.
Der allgemeine Teil I beginnt mit grundsätzlichen Ausführungen zum Pflanzenreich, zur Evolution und dann speziell zum Aufbau einer Blütenpflanze (Kapitel 1 und 2). Verschiedene Typen von Blatt, Blüte und Frucht werden erklärt. Anschließend widmet sich Kapitel 3 dem Handwerk der Pflanzenbestimmung. Kapitel 4 erläutert kurz und knapp, warum der Schutz unserer Natur so wichtig ist und wie man als Einzelner dazu etwas beitragen kann. In Kapitel 5 stelle ich kurz die pflanzensystematische Nomenklatur samt ihrer Entstehungsgeschichte dar. Kapitel 6 ist eines der wichtigsten im Buch, da es bei uns häufige Pflanzenfamilien mit ihren charakteristischen Merkmalen darstellt. Wenn Sie die dortigen Informationen in Erinnerung behalten, ist dies bei der Pflanzenbestimmung im Gelände immer ein Vorteil.
Der spezielle Teil II beginnt mit dem Bestimmungsschlüssel für die Großgruppen in Kapitel 7. Die dann folgenden Kapitel 8 bis 14 beinhalten die Beschreibung der einzelnen Arten mit Farbfotos und bilden somit das Herzstück dieses Buches. Die Kapitel 8 bis 10 behandeln Gehölze; sie verfügen über eine sehr umfangreiche Fotodokumentation auch der vegetativen Merkmale wie Rinde, Knospen und Blätter. Die krautigen Pflanzen sind in die Kapitel 11 bis 14 nach Blütenfarben (Blau, Gelb, Rot, Weiß) eingeordnet und in der Regel mit einem Bild der Blüten (und Blätter) beschrieben. Innerhalb einer Farbe werden zuerst Pflanzen mit radiären Blüten, dann solche mit zygomorphen Blüten und schließlich Pflanzen mit kompakten Blütenständen (zum Beispiel Korbblütler) aufgeführt. Um sich die Bestimmung so leicht wie möglich zu machen, sollten Sie also neben der Blütenfarbe auch den Blütenaufbau erkennen.
Teil III bringt zehn besondere Beispiele aus der heimischen Pflanzenwelt, die Sie vielleicht überraschen werden.
Wie in jedem … für Dummies-Buch finden Sie auch in diesem Werk verschiedene Symbole, die besonders erwähnenswerte Aussagen kennzeichnen.
Dieses Symbol erklärt sich von selbst. Hier lesen Sie Beispiele aus der Praxis, die zum besseren Verständnis gewisser Sachverhalte dienen.
Das Fernglas weist auf Hintergrundinformationen hin, die gut zu wissen, aber nicht unbedingt zum Verständnis des Textes notwendig sind.
Die Lupe weist auf Definitionen und Erklärungen von Fachbegriffen hin, die Sie zum Verständnis des Textes lesen sollten.
Dieses Symbol weist auf Ratschläge für die Bestimmungspraxis hin, macht Vorschläge für spannende Experimente, die Sie mit Pflanzen machen können, und gibt Tipps für den Garten.
Bei diesem Symbol ist Vorsicht geboten. Es weist auf mögliche Schwierigkeiten bei der Bestimmung oder auf Gefahren für Ihre Gesundheit hin (Giftpflanzen).
Dieser kleine Totenkopf neben dem Namen der Pflanze zeigt Ihnen an, dass manche oder alle Teile der Pflanze giftig sind und Sie vorsichtig sein sollten.
Dieses kleine Symbol neben dem Pflanzennamen zeigt Ihnen, dass die betreffende Pflanze unter Naturschutz steht und Sie sie keinesfalls pflücken dürfen.
Jetzt sind Sie mit dem Aufbau und Umfang des Buches vertraut – viel Spaß beim Lesen und Bestimmen. Falls Sie gerade sehr wenig Zeit haben, können Sie auch ein einzelnes Kapitel für sich studieren oder direkt bei Kapitel 7 mit der Bestimmung einsteigen. Die Kapitel sind zwar alle wichtig, bauen aber nicht zwangsläufig aufeinander auf. Und bitte scheuen Sie sich nicht, Anregungen für Verbesserungen beziehungsweise Ergänzungen kundzutun. Auch die Möglichkeiten und Methoden der Pflanzenbestimmung entwickeln sich weiter, man denke nur an die Fotodokumentation und Pflanzenbestimmungs-Apps für das Mobiltelefon. Verlag und Autor freuen sich auf Ihr Feedback.
Teil I
IN DIESEM TEIL …
In diesem Teil lesen Sie die Grundlagen, die für eine erfolgreiche Bestimmung von Blütenpflanzen wichtig sind. Neben einem sehr kurzen Abriss der pflanzlichen Entwicklungsgeschichte (mehr dazu lesen Sie im Internet) werden die Samenpflanzen als wichtigste Gruppe ausführlich vorgestellt. Für die Bestimmung wichtige Merkmale und Begriffe werden erläutert und Hilfsmittel vorgestellt. Auf die Beachtung von Richtlinien des Natur- und Artenschutzes wird hingewiesen und das pflanzensystematische System aus Art, Gattung, Familie, Ordnung und Klasse wird erklärt. Den Abschluss dieses Teils bildet die Beschreibung der wichtigsten Pflanzenfamilien mit ihren charakteristischen Merkmalen.
Kapitel 1
IN DIESEM KAPITEL
Was sind Pflanzen?Warum bestimmt man Pflanzen?Welche Gruppen von Pflanzen gibt es?Welche Pflanzengruppe behandelt dieses Buch?Als Pflanzen bezeichnet man diejenigen Lebewesen, die in der Lage sind, Fotosynthese zu betreiben. Das ist der Prozess, bei dem aus Kohlendioxid und Wasser Zucker und Sauerstoff entstehen – die Grundlage allen Lebens. Der Prozess funktioniert nur mithilfe von Sonnenlicht und nur innerhalb von Pflanzenzellen. Denn nur dort sind die hoch spezialisierten Strukturen vorhanden, die als Chloroplasten bezeichnet werden. Diese Zellorganellen enthalten den grünen Farbstoff Chlorophyll und sie sind mit seiner Hilfe in der Lage, die folgende chemische Reaktion auszuführen:
Sicher ist Ihnen diese Formel schon einmal begegnet. Sie ist auch der Grund dafür, warum zum Beispiel Bäume, allen voran der tropische Regenwald, so hoch geschätzt werden, wenn es um Fragen des Klimawandels (Treibhauseffekt) geht. Der Beitrag, den grüne Pflanzen zum Klimaschutz leisten, ist immens. Dabei spielen neben den großen Bäumen auch winzige Algen eine wichtige Rolle. Sie treiben in großen Mengen im Meer und verwandeln ebenfalls Kohlendioxid und Wasser mithilfe des Sonnenlichts in Zucker und Sauerstoff.
Eigentlich können Sie den Text hier getrost überspringen, denn Sie haben ja offensichtlich einen Grund gehabt, dieses Buch zu kaufen. Sie möchten es sich mit den Pflanzen nicht ganz so einfach machen wie der Blogger, dessen Einteilung ich kürzlich im Internet gelesen habe. Frei aus dem Englischen übersetzt heißt es da: »Es gibt nur vier Pflanzengruppen, solche, die man essen kann, solche, die uns umbringen können, solche, die uns berauschen, und den Rest.«
Natürlich ist die Sache komplizierter und mit der Systematik des Pflanzenreichs beschäftigt sich die botanische Wissenschaft schon lange. Das wichtigste Argument dafür kommt heute aus Richtung des Artenschutzes: Nur wenn man genau weiß, um was es sich handelt, kann man es erhalten. Grundsätzlich ist auch die Entwicklungsgeschichte des Lebens auf der Erde ohne Kenntnis der einzelnen Tier- und Pflanzenarten nicht zu verstehen. Erst die genaue Betrachtung der Verwandtschaftsbeziehungen auf Grundlage der anatomischen und morphologischen Merkmale der Arten und ihre systematische Ordnung in sogenannten phylogenetischen Reihen lassen uns heute nachvollziehen, wie das Leben auf der Erde entstanden ist. Abbildung 1.1 zeigt die Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt, wie wir sie uns heute aufgrund der bisher bekannten Forschungsergebnisse vorstellen. Dass solch ein Stammbaum nicht »in Stein gemeißelt« ist, zeigt ein Blick in ältere Biologiebücher. Die Entdeckung bisher unbekannter fossiler oder rezenter Arten kann auch heute noch neue Erkenntnisse liefern, die zur Korrektur der aktuellen Vorstellung führen.
Die Vielfalt im Pflanzenreich ist gewaltig. Forscher gehen derzeit von bis zu 400.000 Pflanzenarten weltweit aus, rund 350.000 sind wissenschaftlich beschrieben. Pro Jahr kommen etwa 2.000 neue hinzu, entweder neu entdeckte oder neu klassifizierte Arten. Etwa drei Samenpflanzenarten sterben neuesten Untersuchungen zufolge jährlich aus. Deshalb sollten die in diesem Buch genannten Artenzahlen als dynamisch angesehen werden. Es gibt winzige Vertreter, zum Beispiel manche Algen und Moose, und riesig große Pflanzen, wie etwa die Mammutbäume in Nordamerika. Aber für die Einteilung in Gruppen sind nicht die reine Größe, sondern die Art der Fortpflanzung und der Aufbau des Pflanzenkörpers maßgebend. Es geht um Verwandtschaft. Die entsprechenden Fachleute, Botaniker genannt, sind nämlich der Auffassung, dass sich die einzelnen Pflanzengruppen nacheinander entwickelt haben und voneinander abstammen (siehe Abbildung 1.1). Es gibt heute zahlreiche Belege dafür (Fossilien und aktuelle Beobachtungen), dass sich die ersten Lebewesen der Erde im Meer entwickelten, und erst als die Luft dann ausreichend Sauerstoff enthielt, war auch tierisches Leben an Land möglich. Diese Veränderung der Luftzusammensetzung wurde durch die sogenannten Cyanobakterien (Synonym: Blaualgen) herbeigeführt. Diese primitiven Einzeller, die ihr Erbgut nicht in einem Zellkern aufbewahren (Prokaryoten), waren die ersten fotosynthetisch aktiven Organismen. Durch ihre über Jahrtausende andauernde Fotosynthese reicherte sich die Erdatmosphäre mit Sauerstoff an und es konnte sich tierisches Leben auch an Land entwickeln.
Abbildung 1.1: Die Entwicklungsgeschichte der Pflanzenwelt. Die Zahlen in der Spalte »Erdzeitalter« bezeichnen den jeweiligen Beginn in Millionen Jahren vor heute.
Aus diesen Blaualgen haben sich dann die ersten eukaryotischen Algen entwickelt. Ihr Erbgut liegt in einem Zellkern und sie sind heute in einer großen Vielfalt in den Gewässern der Erde vertreten. Es gibt einzellige Grünalgen und meterlange Braunalgen mit Stützgewebe sowie alle möglichen Formen dazwischen. Die einzelligen Grünalgen spielen eine besondere Rolle, denn manche Arten können in Symbiose mit Pilzen leben und einen neuen Organismus bilden, die Flechte. Flechten sind also Doppelorganismen und keine echten Pflanzen, obwohl sie mithilfe der Grünalgen Fotosynthese betreiben. Ihre systematische Gliederung richtet sich nach dem jeweiligen Pilz, der auch das Aussehen einer Flechte bestimmt und die Reproduktionsorgane hervorbringt.
Im Verlauf der Erdgeschichte haben sich dann alle weiteren heute bekannten Pflanzengruppen entwickelt. Neben den Cyanobakterien (Blaualgen), Algen und Flechten sind dies die Moose, die als erste Landpflanzen gelten, sowie die Bärlappgewächse, die Farne und die Samenpflanzen. Letztere ist die bis heute erfolgreichste Gruppe und ihr widmet sich dieses Buch. Zu den Samenpflanzen gehören mehr als drei Viertel aller heute bekannten Pflanzenarten (rund 300.000 Arten). Zu ihnen gehören so gut wie alle Bäume und Sträucher (Gehölze) und jede Pflanze, die uns durch ihre schönen Blüten auffällt, ist ebenfalls eine Samenpflanze, genauer gesagt sogar ein Bedecktsamer (Synonym: Blütenpflanzen). Die andere Gruppe der Samenpflanzen, die Nacktsamer, haben kleine, unscheinbare Blüten. Aber das erfahren Sie im folgenden Kapitel.
Wenn Sie mehr über die genannten Pflanzengruppen erfahren möchten, die nicht in diesem Buch behandelt sind, können Sie unter https://www.wiley-vch.de/de/dummies/downloads »Pflanzen bestimmen für Dummies« auswählen und das Bonuskapitel 1 herunterladen. Es handelt sich dabei um eine ausführlichere Version dieses Kapitels.