Pflanzen veredeln für Einsteiger: Die Komplettanleitung zur Pflanzenveredelung durch Pfropfen, Okulieren & Kopulieren bei Rosengewächsen, Obst- & Ziergehölzen - inkl. Anleitung zur Gemüseveredelung - Joost Langnitz - E-Book

Pflanzen veredeln für Einsteiger: Die Komplettanleitung zur Pflanzenveredelung durch Pfropfen, Okulieren & Kopulieren bei Rosengewächsen, Obst- & Ziergehölzen - inkl. Anleitung zur Gemüseveredelung E-Book

Joost Langnitz

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Beschreibung

Pflanzen veredeln: Mit traditioneller Gärtnerkunst zu robusten, ertragreichen und bildschönen Gartengewächsen Der eigene Garten ist ein ganz persönliches Paradies und wer Hobbygärtner mit Leib und Seele ist, der will das Maximum aus seiner grünen Oase herausholen. Das geht ganz hervorragend mit der Profi-Methode Veredelung: Das Beste zweier Pflanzen vereint in einem perfekten Gewächs, und wie Ihnen das ganz einfach auch Zuhause gelingt, finden Sie in diesem Buch heraus! Schwaches Wurzelwerk, Krankheitsanfälligkeit oder der Erhalt besonderer Pflanzen – die Motivation für die Veredelung eines Gewächses kann unterschiedlich sein, die Vorteile hingegen überzeugen in jedem Fall: qualitativ hochwertige, robuste, ertragreiche Pflanzen und dazu noch Zeitersparnis oder die Möglichkeit, geschwächte Kandidaten zu retten. Die traditionelle und unschätzbar wertvolle Gärtnertechnik folgt dabei dem einfachen Prinzip, zwei Pflanzen der gleichen Gattung künstlich zu einer zu vereinen. Wie das gelingt, bei welchen Pflanzen sich die unterschiedlichen Methoden anbieten und welche Möglichkeiten der Veredelung Sie für Obstbäume, Rosensträucher & Co. haben, erfahren Sie sofort anwendbar und wissenschaftlich fundiert in diesem Ratgeber. Sie sind noch nicht so der Profi-Gärtner? Kein Problem! Denn mit den präzisen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, leicht verständlichen Hintergrundinformationen sowie praxiserprobten Expertentipps gelingt auch frisch gebackenen Pflanzenfreunden die Veredelung, die Sie mit außergewöhnlichen Ergebnissen in Ihrem grünen Paradies belohnt. Grundkurs Pflanzen-Veredelung: Von der Entwicklung der Technik über benötigte Materialien bis hin zu den vier grundlegenden Arbeitsschritten machen Sie sich mit den Basics vertraut und werden in kürzester Zeit zum Pflanzenflüsterer. Verschiedene Methoden: Ob Geißfuß-Pfropfen, Kopulation oder Augen-Veredelung – lernen Sie die einzelnen Techniken kennen und erfahren Sie, wann welche Methode das Mittel der Wahl ist. Was, wann, wie? Finden Sie heraus, welche Gewächse sich eignen, welche Rolle die Vegetationsperioden spielen und worauf es beim erfolgreichen Veredeln wirklich ankommt. Tipps vom Profi: Wundverschluss und Nachsorge, Zwischen-Veredeln oder die optimale Passung von Edelreis und Unterlage – mit den wichtigsten Expertentricks klappt es auch in Ihrem Garten von Anfang an wie am Schnürchen. Dieses Buch führt Sie systematisch und praxisorientiert in die schöne Kunst der Pflanzenveredelung ein und hilft Ihnen, Ihren Garten zu einem ganz besonderen Blickfang zu machen. Ob Sie die Ernte Ihres Apfelbaums vergrößern, eine besonders schöne Rosensorte erhalten oder einem angeschlagenen Flieder zu neuer Widerstandskraft verhelfen möchten – hier finden Sie die perfekte Unterstützung für jedes Veredelungs-Projekt. Also worauf warten Sie noch? Klicken Sie nun auf "In den Einkaufswagen" und beeindrucken Sie schon bald Nachbarn, Familie und Freunde mit einzigartiger Gartengestaltung!

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Pflanzen veredeln für Einsteiger

Die Komplettanleitung zur Pflanzenveredelung durch Pfropfen, Okulieren & Kopulieren bei Rosengewächsen, Obst- & Ziergehölzen

Joost Langnitz

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Pflanzen veredeln für EinsteigerCopyright © 2023 Joost Langnitzwww.edition-lunerion.de

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Über-setzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Foto-kopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Auflage 2023

Inhalt

Vorwort

Ein althergebrachtes Kulturgut

Veredelung von Pflanzen

Die Königin der Gärtnerei – das Veredeln von Pflanzen

Grundregeln für das Veredeln

Benötigte Materialien für die Veredelung

Edelsorte und Unterlage: Ein starkes Duo

Exkurs: Vegetative Vermehrungsmethoden

Die Grundlagen der Veredelung in 4 Schritten

Aufbau und Funktion einer Pflanze

Schritt 1

Schritt 2

Schritt 3

Schritt 4

Übersicht Veredelungsmaßnahmen

Grundvoraussetzungen und Vorbereitungen

Die Methoden im Überblick

Geissfuss-Pfropfen

Kopulation

Rinden-Pfropfen

Spalt-Pfropfen

Augen-Veredelung (Okulation)

Nachbereitung der Veredelung

Zusammenfassung

Weiterführende Methoden der Veredelung

Obstbäume selbst veredeln

Umveredeln und Mehrsorten-Bäume

Veredeln von Ziergehölzen

Veredeln im Kreislauf der Natur

Methoden innerhalb der Ruhezeit der Pflanzen

Methoden innerhalb der Vegetationsperiode

Der Pflanzenguide: Welche Pflanzen kann ich veredeln?

Voraussetzungen für eine erfolgreiche Veredelung

Veredelung von Obstgehölzen

Veredelung von Ziergehölzen

Veredelung von Rosengewächsen

Die 7 besten Tipps und Tricks für das erfolgreiche Veredeln

#1: Die optimale Passung von Edelreis und Unterlage

#2: Passendes Material immer griffbereit

#3: Die richtige Methode für die richtige Pflanze

#4: Auf die Natur hören

#5: Wundverschluss und Nachsorge

#6: Geduld

#7: Zwischenveredeln und umveredeln

Bonus: Gurke, Aubergine, Paprika – Gemüse erfolgreich veredeln

Tomaten, Auberginen und Paprika

Gurken

Das Wissen der Gärtner

Vorwort

In diesem praxisnahen Ratgeber dreht sich alles um die erlesenste Form der Pflanzenvermehrung: die Pflanzenveredelung. In diesem Buch erfährst Du alles, was Du über die Königin der Gärtnerei wissen musst. Angefangen bei den Grundlagen der Veredelung über das erforderliche Handwerkszeug bis hin zu den feinen Handgriffen lernst Du Schritt für Schritt, wie Dir das Veredeln gelingen kann.

Dieses Buch ist nicht nur mit dem Ziel geschrieben worden, über das Veredeln zu informieren. Vielmehr soll es Dir helfen, auch selbstständig eine Veredelung im heimischen Garten durchführen zu können und deine Fähigkeiten als Hobbygärtner zu erweitern. Schritt-für-Schritt-Anleitungen, übersichtliche Tabellen und Darstellungen sollen Dir das nötige technische Wissen und Geschick geben, um erfolgreich Bäume, Ziergehölze und andere Gewächse zu veredeln.

Erfahre in diesem Buch, wann Pflanzen veredelt werden können, mit welchen Methoden dies möglich ist und wie Du diese ertragreich umsetzen kannst. Mit ein wenig Übung und Geduld wird auch Dir deine Veredelung ganz schnell gelingen.

Ein althergebrachtes Kulturgut

Die Pflanzenveredelung ist eine der ältesten künstlichen Vermehrungsformen von Obst- und Ziergehölzen. Seit Jahrtausenden wird sie praktiziert und hat bis heute nicht ihren Mehrwert verloren. Das Prinzip der Veredelung ist ganz einfach: Zwei Pflanzen werden miteinander verbunden, um eine neue, stärkere Einheit zu bilden. Auf diese Art können alte Obstsorten erhalten, Zierpflanzen vermehrt und schwache Pflanzen gestärkt werden. Die Pflanzenveredelung ist daher eine wahre Schatztruhe für jeden Gärtner.

In diesem Buch soll sich alles um die Veredelung, der Königin der Gärtnerei, drehen. Dazu werden Dir alle wichtigen Grundlagen der Pflanzenveredelung vorgestellt. Du wirst lernen, wann die Veredelung ihre Anwendung findet und unter welchen Voraussetzungen sie angewandt werden kann. Erfahre, welche Materialien für die Veredelung benötigt werden und über welche Eigenschaften die Veredelungspartner verfügen müssen, um erfolgreich veredelt werden zu können.

Im zweiten Kapitel kannst Du Dir grundlegendes Wissen über die biologischen Abläufe von Pflanzen aneignen. Wie genau verbinden sich zwei Pflanzen miteinander? Was hat Wundverschluss mit Pflanzenveredelung zu tun? Was ist Kambium und warum ist es so wichtig für eine gelungene Veredelung? Diese und mehr Fragen werden beantwortet und Dein Verständnis von Pflanzenveredelung wird nachhaltig bereichert.

Alle Veredelungsmaßnahmen werden Dir in praxisnahen Schritt-für-Schritt-Anleitungen präsentiert, so dass Du Dich gleich ans Üben machen kannst. Vom Rinden-Pfropfen über die Kopulation bis hin zur Augenveredelung ist alles dabei. Außerdem wirst Du auch mehr über die spezielleren Anwendungsmöglichkeiten der Veredelung erfahren, wie zum Beispiel der Pfropfung eines Mehrsortenbaumes.

Zum Abschluss wartet auf Dich eine nützliche Übersicht der geläufigsten Obst- und Ziergehölze sowie Rosengewächse inklusive Informationen dazu, wann und mit welchen Methoden sie jeweils veredelt werden können. In einem Bonus-Kapitel erfährst Du, wie sogar heimisches Gemüse mithilfe der Veredelung vermehrt werden kann.

Mithilfe dieses Buches soll Dir also ein Werkzeug gegeben werden, mit welchem Du die Kunst der Pflanzenveredelung selbstständig lernen kannst – damit auch Dein Garten von der traditionsreichen Gärtnerkunst profitieren kann!

Veredelung von Pflanzen

Die Veredelung von Pflanzen ist eine jahrhundertealte Tradition, um Bäume und Sträucher zu vermehren. Anders als bei der natürlichen Vermehrung werden dabei zwei verschiedene Pflanzen künstlich vom Gärtner zusammengeführt. Auf diese Art und Weise entsteht eine veredelte Neupflanze, welche die positiven Eigenschaften der Ursprungspflanzen in sich vereint. Damit eine Veredelung glückt, muss es sich bei den zu veredelnden Pflanzen um verschiedene, aber miteinander verwandte Arten handeln. Ganz dem Begriff nach werden und wurden Pflanzen veredelt, um eine bessere, also edlere neue Pflanze zu ziehen.

Durch die Veredelung werden streng genommen keine neuen Sorten gezüchtet, da es zu keiner Kreuzung der Arten kommt. Stattdessen werden die Eigenschaften miteinander kombiniert, ohne dabei zum Beispiel die Sorte der Früchte zu verändern.

Beispiel:

Ein Apfelbaum der Sorte Gala, der mit einem anderen Baum veredelt wird, wird weiterhin die Apfelsorte Gala tragen. Allerdings kann man ihn durch die Veredelung mit einem widerstandsfähigen Baum resistenter machen und so eine veredelte Form des Ursprungsbaumes erzielen.

Die Veredelung wird von daher nicht eingesetzt, wenn eine neue Pflanzensorte gezüchtet werden soll, sondern vielmehr dann, wenn eine Pflanzensorte erhalten werden soll.

Ziel der Veredelung ist es somit, positive Eigenschaften bei der Vermehrung der Pflanzen beizubehalten. Die natürliche, generative Fortpflanzung über Samen kann dies nicht verlässlich gewährleisten und erzielt meist ungewisse Ergebnisse. Die dadurch entstehenden Neupflanzen können dabei, ähnlich wie menschliche Geschwister, in ihrem Aussehen und ihren Merkmalen durchaus unterschiedlich sein. Die geschlechtliche Vermehrung der Pflanzen kombiniert genau wie beim Menschen die Erbanlagen der „Eltern“-Pflanzen: die sichtbaren und verdeckten Anlagen der Mutterpflanze und die sichtbaren und verdeckten Anlagen der (pollenspendenden) Vaterpflanze. Das führt dazu, dass eine Vielzahl von unterschiedlichsten sichtbaren und verdeckten Ausprägungen der „Kinder“ auftreten kann.

Eine so gezüchtete Tochterpflanze muss der Mutterpflanze in keiner Art und Weise ähneln. Pflanzenveredelung ist also eine künstliche Methode, um alte Sorten zu vermehren. Daraus ergibt sich, dass die Methode nicht dazu gedacht ist, neue Pflanzen zu züchten. Eine Veredelung ist also nur angebracht, wenn es das Ziel ist, bestehende Pflanzensorten in ihrem Aussehen, Geruch oder Geschmack zu erhalten und zu vervielfältigen. Darüber hinaus können nur Pflanzen veredelt werden, die verholzt sind – dazu gehören Nacktsamer und zweikeimblättrige Pflanzen. Neben der Zucht bereits bestehender Pflanzen ist die Veredelung außerdem das Mittel der Wahl, wenn die gewünschten Pflanzen zu lange für die Stammbildung brauchen, den Boden nicht vertragen oder krankheitsanfälliges und schwaches Wurzelwerk besitzen.

Die Veredelung ist eine Form der ungeschlechtlichen Vermehrung (vegetativ). Statt einer Mutter- und einer Vaterpflanze werden Teile einer Mutterpflanze vermehrt. Die daraus entstehenden Nachkommen sind identisch: Die Erbanlagen im verwendeten Gewebe verändern sich nicht. Daher kann man diese Nachkommen auch als „Klone“ bezeichnen. Die veredelte Pflanze gleicht damit genetisch exakt ihrer Mutterpflanze und birgt daher keine (ungewollten) Überraschungen für den Gärtner. Sie ist eine sogenannte Chimäre.

Definition: Chimäre

Eine Chimäre ist ein Organismus, der aus mehr als einem unterschiedlichen Gewebe besteht, aber insgesamt ein einheitliches Individuum bildet. Ein Austausch von genetischen Informationen findet zwischen den beiden Individuen nicht statt.

In der Vergangenheit war das Wissen über die Veredelung einer Pflanze noch weit verbreitet und als Handwerk anerkannt. Besonders in Baumschulen wurden Obstbäume veredelt, was zu dem heutigen Erhalt an verschiedenen Obstsorten geführt hat. Auch unter Blumen hat die Veredelung ihre lange Tradition: Besonders Rosen und Tulpen wurden schon in der frühen Neuzeit durch Veredelung in ihrer Schönheit erhalten und vermehrt. Gemüse, beispielsweise Gurken oder Tomaten, zählt ebenfalls zu den veredelbaren Pflanzen.

Die Veredelung von Pflanzen hat viele Vorteile:

Es werden qualitativ hochwertige Pflanzen geschaffen, die besonders stark, gesund und robust gegen Infektionen sind.Veredelte Pflanzen sind häufig ergiebiger in der Ernte als unveredelte.Alte Obst- und Strauchsorten können erhalten bleiben.Auch geschwächte Pflanzen können am Leben erhalten und „neu geboren“ werden.Veredelung spart Zeit, da sie schneller ist als die Aufzucht eines neuen Baumes aus einem Sämling.

Je nach Pflanze und Jahreszeit gibt es verschiedene Methoden der Veredelung.

Sie erfordert zwar etwas Geduld und auch ein gewisses gärtnerisches Geschick, ist aber auch von Hobbygärtnern anwendbar.

Definition: Veredelung

Veredelung bedeutet nichts anderes als die Befestigung von Zweigen einer Pflanze an einer anderen, mit dem Ziel, die Äste zu klonen. Die positiven Eigenschaften der Zuchtpflanze werden dabei nicht nur erhalten, sondern auch vermehrt.

Es gibt auch eine natürliche Form der Veredelung. Die Wurzeln einiger Bäume, wie beispielsweise der Ulme, wachsen manchmal zusammen, wenn sie die Wurzeln eines anderen Baumes berühren. Die Bäume leben dann in einem symbiotischen Verbund, in welchem sie über das gemeinsame Wurzelsystem Mineralien und Wasser teilen.

Definition: Symbiotischer Verbund / Symbiose

Man spricht von einem symbiotischen Verbund, wenn zwei Lebewesen zusammenleben und sich so gegenseitig nutzen. Ein klassischer symbiotischer Verbund ist der gegenseitige Austausch von Biene und Blume. Bienen nutzen die Pollen als Nahrung und zur Herstellung von Waben, während die Pflanze davon profitiert, dass die Biene ihre Pollen weiter rausträgt und sie sich so vermehren kann.

Dies ist vor allem für schwächere Pflanzen ein Vorteil. Wie im Falle der Ulme ist es aber auch so, dass über dieses gemeinsame Wurzelsystem Krankheiten (Ulmensterben) übertragen werden. Zusammengewachsene Büsche, Äste von Bäumen und Kletterpflanzen stellen auch eine Form von natürlicher Veredelung dar.

Die Königin der Gärtnerei – das Veredeln von Pflanzen

Veredelung wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch „Pfropfen“ genannt.

Definition: Pfropfen

Der Prozess des Pfropfens zählt zu den Methoden der Veredelung. Da das Pfropfen aber die geläufige Form der Veredelung ist, werden diese Begriffe auch austauschbar verwendet. Beim Pfropfen wird ein Stück Zweig einer Pflanzensorte auf den Stamm einer anderen gesetzt („gepfropft").

Die Veredelung oder das Pfropfen von Obstgehölzen wird oftmals als die „Königsdisziplin“ im Gartenbau gehandelt. Dabei wurde sie nicht nur schon seit Urzeiten verwendet, sondern war auch eine ganze Zeit lang geläufige Handwerkskunst. Auch heute noch können Hobbygärtner mit dem richtigen Werkzeug und den entsprechenden biologischen Grundkenntnissen diese mit wesentlich weniger Aufwand durchführen, als oftmals suggeriert wird.

Die (durch den Menschen durchgeführte) Veredelung als solche entstand, als die Menschen sesshaft wurden und Tiere und Pflanzen zu domestizieren begannen. Angetrieben durch den Wunsch, besonders langlebige oder aussichtsreiche Pflanzen zu erhalten und zu vermehren, entstand so der Brauch, sie zu veredeln. Dabei geht die Veredelung angeblich sogar bis zur vorchristlichen Zeit zurück. So lässt beispielsweise die Interpretation des Livitikus 19:19 (1400 v. Chr.), „[Das hebräische Volk] soll sein Feld nicht mit gemischtem Samen besäen ...", einen Hinweis auf das Pfropfen als ‚vermischte Samen‘ zu, auch wenn es unter Gelehrten umstritten ist. Allerdings wird das Pfropfen auch im Neuen Testament erwähnt: So wird in Römer 11:17 über das Veredeln von wilden Ölbäumen in Bezug auf die Beziehung zwischen Juden und Heiden gesprochen.

Auch in China wird die Veredelung schon seit Jahrhunderten durchgeführt, angeblich sogar schon seit 2000 v. Chr. In Jia Sixies landwirtschaftlichem Traktat Qimin Yaoshu („Essential Skills fort the common people“), das etwa 600 n. Chr. entstand, werden Techniken des Pfropfens beschrieben. So findet man hier beispielsweise genaue Anleitungen dazu, wie Birnenzweige auf Zierapfel-, Jujube- und Granatapfelunterlagen aufgepfropft werden können. Die Texte, auf die sich das Traktat bezieht, sind zwar leider verschollen, angesichts der Tatsache, wie ausgeklügelt die Taktiken in diesem beschrieben werden, ist allerdings davon auszugehen, dass sie schon mehrere Jahrhunderte praktiziert wurden.

Auch aus Griechenland und dem alten Rom gibt es Hinweise, dass Propfung schon mehrere Jahrhunderte vor Christus praktiziert wurde. So verfasste der römische Texter Marcus Porcius Cato etwa 160 v. Chr. den Text „De Agri Cultura“ („Über den Ackerbau“) und beschreibt dort die verschiedensten Veredlungsmethoden. In den islamischen Regionen war es im Mittelalter darüber hinaus üblich, üppige Gärten anzulegen und sich unter den Herrschern daran zu messen, wie fruchtbar diese waren. Dazu wurden auch Zierpflanzen verwendet, anhand derer sich erkennen lässt, dass die Veredelung schon ihren Einzug in die Gesellschaft gehalten hat.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches überlebte das Pfropfen in den christlichen Klöstern Europas, bis es in der Renaissance wieder an Popularität gewann. Durch den Buchdruck wurden Gartenbücher, die Informationen erhielten, noch weiter verbreitet und über ganz Europa verteilt.

Beispiel.:

“A New Orchard and Garden: Or, the Best Way for Planting, Graffing, and to Make Any Ground Good for a Rich Orchard, Particularly in the North.“ (1618 von William Lawson)

Während die Veredelung in Europa im achtzehnten Jahrhundert weiter zunahm, wurde sie in den Vereinigten Staaten als unnötig angesehen, da der Ertrag von Obstbäumen größtenteils entweder zur Herstellung von Apfelwein oder zur Fütterung von Schweinen verwendet wurde.

Die Veredelung spielte auch eine ganz besondere Rolle während der französischen Weinepidemie 1864. Zu dieser Zeit versagten die Weinreben in ganz Frankreich, da sie von einer aus Nordamerika eingeschleppten Reblaus befallen waren. Als dies erkannt wurde, beschloss man, eine aus Nordamerika übliche Rebart zu importieren, um diese als Unterlage für eine veredelte Rebe zu nutzen. Diese Methode der Pfropfung setzte sich sogar gegen teure Pestizide durch, die zunächst noch von einigen Bauern bevorzugt wurden. Die amerikanischen Unterlagen hatten Schwierigkeiten, sich an den hohen pH-Wert des Bodens in einigen Regionen Frankreichs anzupassen, sodass die endgültige Lösung der Pandemie in der Kreuzung der amerikanischen und französischen Varianten bestand.

Bis heute hat sich die Veredelung aber als Prinzip bewährt, um so Pflanzen widerstandsfähiger zu machen und dabei ihre Vorzüge zu behalten. Kein Wunder also, dass sie sich so einer großen Beliebtheit erfreut. Es erfordert neben den Grundkenntnissen und Werkzeugen nur ein wenig Übung, diese Disziplin auch im heimischen Garten zu etablieren.

Im nächsten Abschnitt wollen wir uns von daher eben jenen Grundregeln widmen, die für das Pfropfen unerlässlich sind.

Grundregeln für das Veredeln

Die meisten Pflanzen lassen sich veredeln. Besonders bei Obst steht der Geschmack der Früchte bei der Veredelung im Vordergrund. Bei Zierpflanzen wird dagegen meistens versucht, die äußeren Merkmale beizubehalten, bei anderen Gewächsen die Farbe der Blüte, des Laubs oder die Wuchsform.

Mit welcher Technik und zu welcher Jahreszeit veredelt wird, ist immer von den veredelten Pflanzenarten abhängig. In der Ruhephase, also im Spätwinter oder Frühjahr, werden Kopulation, Geißfuß-Veredelung oder Anplatten verwendet. Der beste Monat dazu ist der Januar. Für die Okulationsmethode wird im Frühjahr oder im Sommer veredelt. Die einzige Veredelungsmethode, die ganzjährig durchführbar ist, ist die Chip-Veredelung. Darüber hinaus gelten außerdem einige Grundregeln.

Zunächst einmal ist es wichtig, dass nur Pflanzen einer Gattung (miteinander) veredelt werden können. Das heißt, dass diese Pflanzen zumindest nah miteinander verwandt sein müssen.

Beispiel:

Ein Apfelbaum wird nur mit einem Apfelbaum veredelt, Rosen mit Rosen. Birnen können aber beispielsweise auch auf anderem Gehölz veredelt werden, nämlich auf der nahe verwandten Quitte. Im Gegenzug werden Quitten aber auf Weißdorn veredelt. Kirschen, Aprikosen und Pflaumen können jeweils miteinander veredelt werden, da es sich hierbei um Steinobstgewächse handelt. Eine Kirsche und einen Apfel oder eine Aprikose und eine Birne würde man nicht miteinander veredeln.

Damit eine Veredelung erfolgreich verlaufen kann, sollte es außerdem trocken sein. Regenwetter ist grundsätzlich schlecht für die Veredelung, weil bei hoher Feuchtigkeit eher Krankheiten an den Schnittstellen entstehen. Aus demselben Grund solltest Du immer sauber arbeiten und eine glatte Technik entwickeln. Die Schnittstellen sollten auch mit bloßem Finger nicht berührt werden, sondern wie fleischliche Wunden sauber und in Ruhe gelassen werden. Zu trocken darf es natürlich auch nicht werden, da der Baum selbst sonst vertrocknet – sollte also lange Zeit kein Regen in Sicht sein, muss der Baum oder die Pflanze gut bewässert werden.

Prüfe, bevor Du mit dem Veredeln beginnst, immer, ob Deine Sorten miteinander kompatibel sind und ob für den gewünschten Zweck eine Veredelung hilfreich ist. Sie ist das Mittel der Wahl, wenn die Ursorte geklont werden soll, die zu veredelnde Obstsorte Probleme hat, trotz fruchtbarer Umstände Früchte zu tragen, oder Zierformen gewünscht sind.

Definition: Ursorte und Unterlage