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Durch bürokratische Widrigkeiten, ist Tom gezwungen seine Wahlheimat Kanada wieder zu verlassen und zurück nach Deutschland zu kehren. Dort findet er sich jedoch nicht mehr zurecht und gerät in eine Mentale Sackgasse. In der Hoffnung, sich aus dieser zu befreien, entschließt er sich nach Saint-Jean-Pied-de-Port zu fahren. Um von dort aus auf dem Jakobsweg ins circa 800 Kilometer entfernte Santiago de Compostela zu pilgern. Eine Reise bei der Tom immer wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, und die ihn wieder und wieder an seine Physischen und Mentalen Grenzen bringt. In seinem filmartigen Erzählstil lässt Matthias Unverdorben den Leser in fesselnder Art und Weise an Toms Erlebnisse auf dieser Reise teil haben, und bis zum Schluss die Frage offen, wird er es schaffen sein Ziel zu erreichen?
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Seitenzahl: 187
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Manchmal zeigt sich der Weg erst, wenn man anfängt ihn zu gehen....
Paulo Coelho
Es war an einem Samstag Ende Juni, und Tom mal wieder dabei, über den kleinen Trödelmarkt an der Oranien-Galerie zu schlendern. Als Ihn plötzlich ein mit Büchern voll gestopfter Stand förmlich dazu einlud in ein paar Kisten zu schmökern.
„Den Typen kenne ich doch.!“ dachte sich Tom als er das Buch in die Hand nahm. „Ich bin dann mal!“ „Das ist doch der…. ja genau!“ Interessiert fing er sofort an zu lesen. Als Ihn plötzlich eine Stimme mit den Worten:
„Isn schönit Buch Junge, kann ick dir nur empfeln. Kost och blos nen Euro. Und wenn it dir nich jefällt jipst dit halt wieder weg wa.“, unterbrach.
Er schaute nach oben und sah hinter dem Stand eine alte Frau sitzen. Die in ihrer bunten Pluderhose, der roten Wattejacke und dem blaugelben Kopftuch aussah wie die Hexe aus irgendeinem Märchen. „Wat überlechst de denn so lange, man nim mit dit Ding Junge.“
„Na ja, was solls.“ dachte Tom, und gab ihr den Euro. „Schönit Wochenende meen Junge und viel Spass uff Dener Reise wa. Du wirst dit nich bereujen, dit verspreche ick dir.“
Was Tom nur mit einem: „Ja ja. Alles klar“ kommentierte und weiter ging. Allerdings wollte Ihm die Frau nicht mehr aus dem Kopf gehen. Und so fragte er sich auf dem Weg nach Hause: „Was meinte die Alte, mit ihren Wünschen zu meiner Reise? Ich hab nicht vor zu verreisen.“ Am späten Nachmittag setzte er sich, in seinen Lese-Sessel, schnappte sich das Buch und fing an zu lesen. Irgendwann meinte seine Frau Lisa: „Ich gehe ins Bett, mach nachher das Licht aus.“
„Ja ja, mach ich.“
Er las das Buch in einer Nacht durch und traf einen Entschluss. Als Lisa Ihn am nächsten Morgen mit einem: „Guten Morgen na, wie war dein Buch?“, in der Küche begrüßte, antwortete er: „Ich gehe Wandern.“
„Wie, du gehst wandern? Wohin denn?“ „Nach Santiago de Compostela.“
„Wo ist das denn?“
„In Spanien.“
„In Spanien?“
„Ja ich glaube, ich muss das machen.“
„Okay, wenn du glaubst das du das machen musst. Ich komme aber nicht mit!“
In den nächsten Tagen organisierte er sich einen Rucksack, ein paar neue Wanderschuhe und dann konnte es auch schon los gehen.
Am Tag der Abreise kam Lisa in die Küche, schaute Ihm beim Packen zu und meinte: „Ich glaube in Spanien ist jetzt auch Sommer! Oder? Denkst du wirklich das du zwei warme Pullover und die langen Hosen brauchst?“
Er schaute sie an und sagte: „Ja du hast recht. Außerdem ist das alles bloß unnützer Ballast! Das Ding ist jetzt schon so schwer.“
Also holte er die langen Klamotten wieder raus, und beschränkte das ganze auf eine zusätzliche Shorts und ein paar T-Shirts. Nachdem alles gut verstaut war, fragte Lisa: „Hast du Alles?“
„Ich denke ja und wenn nicht komme ich halt noch einmal zurück.“
Sie verabschiedeten sich an der Tür und so startete, Tom Planlos ohne Plan los, in ein neues Abenteuer. Auf dem Weg zur S-Bahn ging er gedanklich noch einmal seinen Packzettel durch und sagte auf einmal: „Verdammt, ich habe mein Ladekabel in der Küche liegen lassen. Na super, dass fängt ja schon mal Gut an!“ und lief zurück zur Wohnung. Als er kurze Zeit später wieder dort auftauchte, meinte Lisa: „Na was haben wir denn vergessen? Oder haste es dir anders überlegt?“
„Nein habe ich nicht! Ich habe nur festgestellt das ich mein Ladekabel vergessen habe.“
Worauf sie etwas sarkastisch antwortete:
„Oh je, das geht ja gar nicht! Na dann hoffe ich mal das du jetzt alles hast!“
„Ja ja keine Sorge, werde ich schon. Also mach es gut. Ich melde mich wenn ich in Frankreich bin.“
„Ja alles klar, mach das. Gute Reise und viel Spaß.“
Er schloss die Tür und machte sich erneut auf den Weg. Diesmal nutze er aus Zeitmangel aber die Abkürzung durch den Park.
Am Bahnhof angekommen, hörte er schon den Aufruf: „Am Gleis fünf steht für Sie bereit, die S sieben nach Wannsee.“ und das Signal zum Einsteigen. Er rannte die Treppe hoch und erwischte die Bahn gerade noch rechtzeitig. Wie üblich wählte er den Fensterplatz, hinter der Tür in Fahrtrichtung, atmete tief durch, nahm seine Kopfhörer aus der Tasche und hörte etwas Musik.
Nun ging es für Ihn mit der S-Bahn nach Berlin und von dort aus mit Bus und Bahn weiter, bis nach Saint-Jean-Pied-de-Port, einem kleinen Ort in Frankreich. Wo offiziell seine Pilgerreise startete. Durch seine Musik war Tom so abgelenkt, dass ihm erst nicht auf fiel das die Bahn übermäßig lange an der nächsten Haltestelle stand.
Bis eine Stimme sagte: „Werte Fahrgäste, die Weiterfahrt verzögert sich um einige Minuten, da eine andere Bahn unser Gleis blockiert.“ Als er das hörte dachte er: „Na super! Hoffentlich verpass ich jetzt nicht meinen Bus!“ Trotz
der kleinen Verzögerung erreichte er achtzehn Uhr dreißig immer noch pünktlich den Zentralen Omnibus Bahnhof in Berlin.
Da seine Abfahrt nicht auf der großen LED-Tafel angezeigt wurde fragte er am Infoschalter nach der Haltestelle. Im Anschluss holte er sich bei MC Donalds einen Kaffee und einen Blaubeermuffin, setzte sich auf eine Bank und beobachtete die Leute. Während er die Menschen so umher rennen sah, stellte er sich auf einmal die Frage: „Ob die eigentlich alle den wahren Zweck ihrer Existenz kennen Tom?“ Bei dieser Frage erinnerte er sich wieder an das Schild, das er am S-Bahnhof Wannsee gesehen hatte! Auf dem Stand: „Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?“
„Genau!“ dachte er: „Was ist eigentlich der Sinn des Lebens? Tag für Tag Dinge zu tun die einem keine Freude bereiteten? Sich für andere zu verbiegen, um zu gefallen und es jedem Recht zu machen? Wohl kaum!“
Pünktlich um neunzehn Uhr dreißig kam der Bus. Beim einsteigen zeigte, er einem der bei den Fahrer, sein Ticket, suchte sich einen Platz und schlief kurz darauf ein. Der Bus verließ Berlin über die Avus und erreichte gegen zweiundzwanzig Uhr Braunschweig, wo Tom kurz wach wurde. Er schaute aus dem Fenster und beobachtete die Leute beim Einsteigen. Als sich der Bus wieder im Bewegung setzte, machte er es sich wieder gemütlich und schlief weiter.
So gegen fünf Uhr wurde er durch ein: „Hallo, Hallo, Passkontrolle, Ihren Pass bitte!“, geweckt. Nachdem er die Augen geöffnet hatte, sah er, das der Bus auf einem Rasthof an der holländischen Grenze stand. Zollbeamte hatten diesen von der Autobahn geholt und kontrollierten nun die Fahrgäste. Was den Fahrern, angesichts ihrer genervten Gesichter, scheinbar nicht wirklich gefiel. Laut Fahrplan sollten der Bus ja bereits um neun Uhr den Busbahnhof Gallieni in Paris erreichen.
Was überhaupt nicht mehr zu schaffen war und Tom zu der Frage brachte: „Warum sind wir erst in Holland?“ Er aber zu müde war dies in Erfahrung zu bringen. Nach der Kontrolle ging es über Antwerpen und Brüssel weiter. Zweihundertfünfzig Kilometer vor Paris, stoppten die Fahrer nochmal für eine kurze Zigarettenpause, was Tom dazu nutzte sich einen Kaffee zu holen. Kurz nach dreizehn Uhr erreichte der Bus Paris. Nach der Ankunft am Busbahnhof, schnappte er sich seinen Rucksack, und machte sich auf die Suche nach den Ticketschaltern. Diese fand Tom kurze Zeit später im Untergeschoss. Er reihte sich in eine der Schlangen mit ein, und wartete geduldig bis er an der Reihe war. Am Schalter angekommen fragte er: „Wann geht der nächste Bus nach Bordeaux und was kostet mich das Ticket?“ Das Ganze natürlich in Englisch, da er kein Französisch sprach. Was zu seiner Verwunderung sehr gut funktionierte, denn die Dame antwortete sofort auf Englisch: „Der nächste Bus geht um vierzehn Uhr, und das Ticket kostet sie neunzehn Euro!“
Da er noch eine Stunde Zeit hatte, verließ er den Bahnhof und lief ein wenig umher. Die Gegend war allerdings nicht sehr einladend und so ging er zurück, setzte sich auf eine Bank und beobachtete die Leute. Es war richtig was los. In einer Tour kamen neue Busse aus den verschiedensten Ecken Europas an. Als er so in die Menge schaute tauchte vor Ihm ein kleiner alter Mann, mit etwas längerem Bart und Hut auf. Irgendwie erinnerte er Ihn an Rumpelstilzchen und sofort musste er an seine Tante Marta denken, laut ihrer Aussage hatte er als Kind vor dem immer Angst.
„Ob das was zu bedeuten hat?“ fragte er sich. Da der Alte aber so schnell wie er aufgetaucht war, auch wieder verschwand, dachte Tom nicht weiter darüber nach, schaute auf seine Uhr und machte sich auf den Weg zum Bus. Als er es sich gerade im selbigen gemütlich gemacht hatte, stieg auch der alte Mann mit Hut ein.
Obwohl es von Paris nach Bordeaux über fünfhundert Kilometer waren verging die Fahrt wie im Flug. Dort angekommen, fuhr der Bus quer durch die Stadt und stoppte in einer Seitenstraße, wo weit und breit kein Bahnhof in Sicht war.
Etwas überfordert schnappte sich Tom seinen Rucksack, und verließ den Bus. Draußen fragte er den Busfahrer, der gerade das Gepäck raus gab, auf Englisch wie er zum Bahnhof kommt. Der verstand Ihn allerdings nicht. Auf einmal stand der alte Mann mit Hut hinter Ihm und sagte auf Englisch: „Komm mit ich weiß wo wir hinmüssen!“ So machten Sie sich gemeinsam auf den Weg. Am Bahnhof angekommen waren die Ticketschalter schon geschlossen. Nur die Info war besetzt, also fragte Tom:
„Können Sie mir sagen wann der nächste Zug, nach Saint-Jean-Pied-de-Port fährt?“
Die Dame schaute in ihren Computer und meinte: „Um sieben Uhr und fünfundvierzig Minuten, die Ticketschalter öffnen aber schon um sechs Uhr.“ Auf seine Frage, ob er wenigstens im Bahnhof warten könnte, erhielt er von ihr sofort ein klares: „Nein! Wir schließen den Bahnhof von ein bis vier Uhr.“
Etwas enttäuscht verließ Tom das Gebäude, und traf draußen erneut auf den alten Mann mit Hut. Dieser hatte es sich auf einer Bank gemütlich gemacht. Er ging zu ihm und setzte sich dazu.
„Wie heißt du und wo kommst du her?“, wollte dieser wissen.
„Ich bin Tom und komme aus Deutschland.“
„Interessant! Da war ich auch schon mal. In München auf dem Oktoberfest. Ach übrigens, ich heiße Pablo.“
Dabei streckte er Ihm freundlich die Hand zur Begrüßung entgegen.
„Und wo willst du hin Tom?“
„Ich bin auf dem Weg nach Saint-Jean-Piedde-Port um von dort aus auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela zu pilgern.“
„Ich selbst bin mal von Lissabon nach Santiago gepilgert.“
„Von Lissabon aus? Bist du Portugiese?“
„Ja bin ich.“
„Was machst du hier? Ich hab dich schon in Paris gesehen!“
„Ich komme gerade von einem Trip durch Russland und der Mongolei zurück und bin auf dem Weg nach Hause.“
Auf einmal kam ein älterer Mann angelaufen. Dieser stützte sich auf einen Stock ab und legte sich wie selbstverständlich auf eine, etwas abseits stehende Bank.
„Was macht der denn da?“ dachte sich Tom. Schenkte dieser Sache aber keine weitere Beachtung. Wenig später tauchten noch drei junge Südländer am Bahnhof auf und unterhielten sich recht laut.
Das Gelaber der Drei schien dem Mann auf der Bank aber irgendwann zu stören denn er rief immer wieder etwas, auf Französisch, zu ihnen rüber. Bis einer von denen richtig sauer wurde, zu dem Mann rüber ging, sich vor ihm aufbaute und ihn anbrüllte.
Da Tom nichts verstand aber merkte, das Pablo durch diese Situation sehr angespannt war, fragte er ihn: „Verstehst du worum es da drüben geht? Ich spreche kein Französisch! Was hat der alte Mann eben gesagt?“, ohne den Blick von dem alten Mann abzuwenden ant wortete er: „Der Alte hat die Drei als Kameltreiber betitelt und hat ihnen gesagt, dass sie endlich die Fresse halten und verschwinden sollen.“
„Was echt? Das hat er gesagt? Und was hat der Andere gesagt?“
Klischeehaft meinte Pablo etwas abwertend: „Der Andere ist Marokkaner und hat den Alten aufgefordert zu wiederholen was er gesagt hat und gedroht ihn umzubringen!“
Pablo war schon drauf und dran dazwischen zu gehen.
Aber da hob der alte Mann nur seinen Stock, streckte diesen zuweisend dem Marokkaner entgegen, zog den Ärmel seiner Jacke hoch, zeigte auf sein Tattoo was sich dort befand und brabbelte etwas in einer fremden Sprache. Es war weder Französisch noch Englisch, es hörte sich orientalisch an und zeigte seine Wirkung! Denn danach zogen die Drei sichtlich eingeschüchtert wieder ab und die Sache war erledigt. Durch diesen nächtlichen Krimi unter freiem Himmel verging die Zeit natürlich wie im Flug.
Als um vier Uhr der Bahnhof wieder öffnete schnappten sich Pablo und Tom Ihre Rucksäcke und betraten das Bahnhofsgebäude. Wo Pablo es sich gleich wieder auf eine der Bänke im Wartebereich gemütlich machte. Tom lief ein bisschen umher und entdeckte im Untergeschoss einen bereits geöffneten Kiosk.
Natürlich nutzte er die Gelegenheit gleich für ein kleines Frühstück und ein koffeinhaltiges Heißgetränk. Im Anschluss holte er sich sein Ticket und machte sich um sieben Uhr fünfundvierzig auf den Weg nach Bayonne, wo er so gegen Mittag ankam. Dort hatte er noch einmal eine Stunde Aufenthalt.
Also besorgte er sich etwas zu Essen, schaute sich ein bisschen die Gegend um den Bahnhof an, machte ein paar Bilder und genoss dabei die Sonne.
Zurück am Bahnhof suchte er ein bisschen orientierungslos nach seinem Zug, da die Bimmelbahn nach Saint- Jean-Pied-de-Port nicht an der Anzeigetafel auftauchte.
Aber auch diese Hürde war mit Hilfe eines Schaffners schnell genommen. Das Ding war wirklich eine Bimmelbahn, denn der Zug bestand nur aus zwei Wagen, plus Lok. Tom bestieg den zweiten Wagen und machte es sich gemütlich. Wobei Ihn gleich jemand von hinten anquatschte. Es war eine junge, blonde Frau, mit einer Schüttelfrisur. Er drehte sich um und meinte: „Hi ich bin Tom, was gibt’s?“
„Hi, Ich bin Bea und komme aus Neuseeland.“
Neuseeland! Ich komme aus Deutschland.“ Währenddessen bestieg ein älterer Herr das Abteil und blieb mit seinem Rucksackträger an der Lehne von Toms Sitz hängen. Dabei rutschte dem Mann das Ding von der Schulter und landete auf dem Boden.
„Warte ich helfe dir. Woher kommst du?“, meinte Tom und half ihm den großen Rucksack wieder aufzuheben.
„Ich heiße Josef und komme aus Wien.“
„Hallo Josef, ich bin Tom und komme aus Deutschland! Freut mich dich kennen zu lernen! Das da ist übrigens Bea sie kommt aus Neuseeland.“
Dann ertönte auch schon die Trillerpfeife des Schaffners und der Zug setzte sich in Bewegung. Tom drehte sich zu Bea um und fragte: „Ist es deine erste Wanderung auf dem Camino oder warst du schon einmal hier?“
Freudig meinte sie daraufhin: „Nein! Das ist meine erste Wanderung, ich bin auch schon total aufgeregt! Und du Tom, warst du schon mal hier?“
„Nein für mich ist es auch das erste Mal auf dem Weg.“
Nach einer Stunde erreichten Sie den Bahnhof von Saint-Jean-Pied-de-Port. Nun ging es für Tom und die anderen Pilger zum Pilgerbüro, um sich anzumelden. Der Weg dorthin führte durch die Stadt und dauerte ungefähr fünfzehn Minuten. Dort angekommen erwartete Sie bereits eine Schlange wartender Pilger. Tom und die anderen reiten sich mit ein, und als er so zehn Minuten später im Büro angekommen, vor einem der vier großen alten, nebeneinander stehenden Schreibtische stand, forderte Ihn eine junge Frau mit einer Handbewegung auf, sich zu setzten und fragte:
„Wie ist dein Name? Und woher kommst du?“ „Ich heiße Tom und komme aus Deutschland!“ „Gehst du zu Fuß oder fährst du mit dem Fahrrad.“
„Ich gehe zu Fuß.“
Nachdem die Formalitäten erledigt waren erhielt Tom sein Pilgerheft und nutzte gleich noch die Möglichkeit seinen Rucksack im Büro zu wiegen. Das Ding brachte doch tatsächlich sechzehn Kilogramm auf die Waage. Woran wohl unter anderem nur die Spiegelreflexkamera Schuld sein konnte, die er ja unbedingt mitschleppen wollte. Bea tauchte kurz nach Ihm im Büro auf, erledigte alles und schnüffelte danach noch in ein Paar Kisten die auf dem Boden standen. Sie holte zwei Muscheln, so groß wie eine Handfläche raus, drückte Tom eine davon in die Hand und meinte: „So, jetzt bist du ein richtiger Pilger.“
Im Anschluss schnappten die beiden sich Ihre Rucksäcke, und machten sich auf der Suche nach einer Unterkunft für die Nacht wieder auf den Weg. Was nicht viel Zeit in Anspruch nahm, denn unmittelbar neben dem Pilgerbüro befand sich eine Herberge. Wo die beiden in einem zwanzig Betten Zimmer, jeder ein Bett bekamen.
Als Tom den Raum betrat rümpfte er allerdings sofort die Nase, denn da drinnen stank es nach Käsefüße und Schweiß. Sie hatten allerdings Glück, denn Sie bekamen ein Doppelstockbett direkt am Fenster. Nachdem Sie Ihre Rucksäcke auf den Betten abgelegt hatten, entschlossen sie sich dazu, den Start Ihrer Pilgerreise gleich mit einem kalten Bier zu feiern. Und so machten sich die zwei gleich wieder auf den Weg in ein Café.
Auf dem Weg dorthin blieb Bea plötzlich stehen, schaute Tom an und sagte: „Komm her, ich habe etwas für dich.“
Sie griff in ihre Tasche und holte eine schwarze, geflochtene Kette, mit einem dunkelgrünen Anhänger heraus, legte Tom diese um den Hals und sagte: „Der Anhänger ist ein Glücks bringer der Maori und wird dich auf deinem weiteren Lebensweg beschützen!“
Tom bedankte sich bei ihr, umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Kurz darauf suchten Sie sich in einem Eckcafé, ein schattiges Plätzchen, und bestellten sich zwei Bier. Nach dem der Kellner Ihnen diese gebracht hatte, prosteten Sie sich mit einem „Cheers.“ zu und nachdem Tom einen ordentlichen Schluck genommen hatte, stellte er sein Glas ab, wischte sich den Schaum vom Mund und fragte: „Was machst du eigentlich beruflich Bea?“
„Ich bin Polizistin!“
„Du Bist was?“
„Ich bin Polizistin!“
„Du bist was?“ hakte er noch einmal nach! Denn durch ihren neuseeländischen Akzent verstand er Sie nicht richtig. Bea schaute Ihn etwas fragend an und meinte: „Tom ich bin Polizistin!“
„Ach du bist ein Cop! Ich hatte dich wirklich nicht verstanden. Sorry!“
Sie nahm es gelassen, und Tom kam zu der Feststellung das Bea, von ihrer Art her, auf jeden Fall die coolste Polizistin war, die er bis dahin kennen gelernt hatte.
Tom nahm sein Glas und fragte: „Sag mal, wenn du aus Neuseeland kommst, wie lange warst du hierher Unterwegs?“
„So circa fünfunddreißig Stunden!?“
„fünfunddreißig Stunden? Wie bist du denn geflogen?“ „Ganz einfach! Von Neuseeland nach Australien, von Australien nach England und von England nach Frankreich!
Dieser Ausflug hier ist nur Teil eines mehrmonatigen Urlaubstrip durch Europa. Ich dachte, wenn ich schon mal hier bin kann ich auch gleich mal den Camino laufen!“
Dadurch doch etwas irritiert fragte Tom: „Urlaubstrip?“
„Ja genau! Ich hab für den Weg drei bis vier Wochen geplant und danach geht es für mich rüber nach Barcelona an den Strand und danach weiter nach Süd Frankreich und Italien.“ „Wie viel Urlaub hast du denn?“
„Oh ich habe meinen kompletten Jahresurlaub von acht Wochen genommen und noch mal acht Wochen unbezahlten Urlaub.“
„Nicht schlecht.“
„Warum bist du hier Tom?“
„Na ja weil ich mich irgendwie verrannt habe und hoffe das der Camino mir helfen wird wieder auf den richtigen oder besser gesagt auf meinen Weg zurück zu finden.“
„Okay!“ Sie nahm ihr Glas, trank einen Schluck und meinte: „Dann hoffe ich für dich das du Erfolg hast.“
Tom schaute kurz auf die Straße und sagte: „Das hoffe ich auch.“
Danach saßen die zwei noch ein wenig wortlos in dem Café und beobachteten die Leute auf der Straße, bis Bea auf einmal meinte: „Diese Hitze macht mich fertig! Nimm es mir nicht übel Tom aber ich würde jetzt gerne wieder zurück gehen und mich etwas hinlegen! du weißt ja, der Jetlag!“
Woraufhin Tom nur meinte: „Kein Problem ich bin auch ganz schön Müde. Die Fahrt mit Bus und Bahn hierher war doch ganz schön anstrengend.“
Und so bezahlten Sie und liefen zurück zur Herberge. Dort angekommen haute sich Bea gleich aufs Bett. Tom entschied sich allerdings dazu, erst einmal unter die Dusche zu springen. Danach legte er sich auch etwas aufs Ohr. Gegen achtzehn Uhr dreißig weckte Ihn das Knurren seines Magens. Also machte er sich noch einmal auf den Weg in den Supermarkt und holte sich ein Baguette, eine Packung Käse und Tomaten, setze sich damit vor dem Supermarkt, auf eine Bank und machte sich ein leckeres Sandwich. Nachdem er sich et was gestärkt hatte, schaute er sich noch ein bisschen das Burggelände, neben der Herberge, an. Als er jedoch den Innenhof der Burg betreten wollte, wurde er sofort von einer Dame mit einem „No, No, No.“ gestoppt. Sie zeigte strafend auf ein Durchgang verboten Schild. Zurück in der Herberge verstaute Tom sein restlichen Proviant im Rucksack, legte sich ins Bett und schlief irgendwann ein.
Bereits um kurz vor fünf wurde er am nächsten Morgen, durch raschelnde Plastiktüten und nervös umher rennende Pilger, geweckt. Es machte den Eindruck als wären bereits alle wach. Etwas genervt kletterte er im Dunkeln über die schmale Leiter aus dem Bett und dachte: „Wenn sowieso schon Alle wach sind und Krach machen, warum macht eigentlich keiner das scheiß Licht an?“
Er schnappte sich seinen Rucksack und verließ das Zimmer in Richtung Waschraum.
Zu seinem Glück hatte er diesen wenigstens für sich alleine. In der Küche sah es schon ganz anders aus.
An dem riesigen Tisch, der von einer Wand zur anderen reichte, war kein Platz mehr zu finden! Alle saßen wie die Ölsardinen, dicht an dicht und Kaffeetassen gab es auch keine mehr. Eine Pilgerin schien Mitleid mit Tom zu haben. Sie kam auf Ihn zu, grinste, hielt Ihm ihre Tasse hin und sagte: „Hier du kannst meine haben!“
„Oh Danke!“, antwortete er, spülte kurz die Tasse aus, goss sich einen frischen Kaffee ein und machte sich auf den Weg nach draußen. Doch als er vor die Tür trat, dachte er nur: „Echt jetzt!“
Es war nebelig, kalt, und zu allem Überfluss regnete es auch noch. Tom drehte sich sofort wieder um und setzte sich im Flur auf die Treppe. Doch als er den ersten Schluck Kaffee zu sich nahm, wusste er warum sie Ihm so bereitwillig die Tasse überlassen hatte.
Das Zeug, was sich da in seiner Tasse befand, war ungenießbar! Schlecht gelaunt ging er zurück in die Küche, schüttete die braune Brühe in den Ausguss, holte seine Regenjacke aus dem Rucksack, und machte sich auf den Weg. Wo er draußen vor der Tür, direkt Bea in die Arme lief und sie mit einem: „Hi Bea, auch schon wach?“ begrüßte.
„Ja natürlich! Aber sag mal was ist denn das für ein scheiß Wetter Tom?“
„Ja du sagst es!“