Play with me 9: Ich bin hier! - Julia Will - E-Book

Play with me 9: Ich bin hier! E-Book

Julia Will

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Beschreibung

Mike hat eine Leidenschaft. Role-Play-Games, kurz RPGs. Und am liebsten spielt er zusammen mit Chain. Er kennt ihn schon seit eineinhalb Jahren, aber eigentlich weiß er überhaupt nichts von ihm. Nur … Je näher Mike und Leon sich kommen – und inzwischen waren sie sich schon echt verdammt nah – desto weiter rückt Chain in den Hintergrund. Ganz vergessen kann Mike ihn aber nicht. Sehr zum Leidwesen von Leon. Eifersüchtig …? Sieht scharf danach aus. Aus der zweimonatlich erscheinenden Serie von Julia Will sind erschienen: Band 1: Der Prinz auf der Erbse Band 2: Feuer frei Band 3: Streng geheim Band 4: Ungeküsst Band 5: Dance with me Band 6: Verbotene Früchte Band 7: Deja-vu Band 8: Happy birthday

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Play with me

Band 9

Ich bin hier!

Julia Will

© 2020 Amrûn Verlag Jürgen Eglseer, Traunstein

Lektorat: Susanne Pavlovic, TextehexeUmschlaggestaltung: cover & books Buchcoverdesign

Alle Rechte vorbehalten

ISBN TB – 978-3-95869-1551Print: Bookpress

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amrun-verlag.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar

v1 20

Mike

Die Polizei erlaubt uns schließlich zu gehen, aber es dauert noch ewig, bis Nick und ich uns endgültig auf den Heimweg machen. Wir haben die Hoffnung, die Sache zwischen Tim und Nick zu klären, wenn erst mal alle Gäste weg sind, aber da ist nichts zu machen. Fiona ist fix und fertig und schlussendlich wirft Tim uns mehr oder weniger raus. Nicht schön.

Jetzt laufen wir schweigend nebeneinander her in Richtung U-Bahn. Es ist schweinekalt. Der Regen, der vor ein paar Minuten eingesetzt hat, macht es nicht gerade besser. Während also meine viel zu dünne Jacke langsam durchweicht, schweifen meine Gedanken immer wieder zu Leon. Ob die Auseinandersetzung mit seinem Vater sehr schlimm war? Kurz bevor wir losgegangen sind, habe ich ihn angeschrieben, aber bisher hat er die Nachricht noch nicht mal gelesen. Ich habe sogar schon kurz darüber nachgedacht zu ihm zu fahren, aber das macht seine Situation vermutlich eher schlimmer als besser.

Doch so beschissen das alles ist, kann ich nicht bereuen, was zwischen Leon und mir passiert ist. Erst dieser unglaubliche Blowjob auf der Treppe und dann der Sex im Büro. Es war einfach der Wahnsinn! Leons vollkommene Hingabe, die Geräusche, die er dabei gemacht hat, dieses tiefe, zufriedene Stöhnen ...

Ich darf nicht zu viel daran denken, sonst werde ich direkt wieder hart. Er ist die Erfüllung meiner sexuellen Phantasien ...? Gut, wir haben im Prinzip nicht viel gemacht und es ist wahrscheinlich dumm, von einmaligem Sex direkt auf alles zu schließen, aber ich glaube, dass da etwas Besonderes zwischen uns ist. Fast wie zwischen Chain und mir, wenn wir unsere Lemons schreiben. Nur, dass es echt ist. Dass ich ihn wirklich sehen, anfassen und vor allem auch riechen und küssen kann. Fuck, Leon riecht echt so gut.

»Alles in Ordnung?«

Ich brauche einen Moment bis ich realisiere, dass ich gemeint bin. Gut, wer auch sonst, außer uns ist um diese Uhrzeit ja keine Sau mehr unterwegs.

»Eh ... Ja, warum?«

»Du hast grade voll komisch das Gesicht verzogen. Wie so ne halb bekiffte Katze, die nicht von ihrer Katzenminze wegkommt.«

»Oh Gott, du bist so blöd!« Leise lachend schüttle ich den Kopf.

»Auch nicht blöder als du.« Wieder wird es still zwischen uns und die bedrückenden Gedanken von vorhin sind wieder da. Vor allem der Streit mit Tim.

»Sag mal ... Meinst du, dass es möglicherweise wirklich Kai gewesen ist, der die Polizei gerufen hat?«

Nick seufzt schwer.

»Ich weiß es nicht. Ich will es nicht glauben. Das wäre selbst für Kai zu extrem, aber komplett ausschließen kann ich es nicht und das frisst mich an. So richtig.« Ich nicke und lehne mich gegen ihn, weil mir inzwischen echt erbärmlich kalt ist, obwohl ich eigentlich eine gute innere Heizung habe.

»Das stimmt. Aber es war auch nicht fair von Tim, dir die Schuld zu geben. Selbst wenn Kai es gewesen sein sollte, bist du dafür nicht verantwortlich.«

»Ich weiß. Den Schuh ziehe ich mir auch nicht an, aber ich wäre selbst von ihm enttäuscht. Und was Tim angeht ... Ich verstehe ihn ja. Die ganze Lage ist richtig beschissen für Fiona, aber ich find´s kacke von ihm, dass er mich mit reinzieht. Am See hat er selbst noch mit Kai getrunken und gefeiert. Ich hab gesagt, dass ich ihn nicht auf der Party haben will.« Er schnaubt wütend, dann wiegt er den Kopf. »Vorrangig, weil ich keinen Bock hatte, dass er wieder Kevin mitschleppt, aber ich wette, Tim hätte kein Problem gehabt, wenn Kai gekommen wäre.« Ich nicke. Die zwei werden wahrscheinlich niemals beste Freunde, aber sie kamen ganz gut miteinander klar.

»Ich glaube, er hat einfach nur Angst um seine Freundin.«

»Ist mir egal. Und hör auf, ihn zu verteidigen. Zu dir war er auch scheiße und man darf einem Freund böse sein, wenn er sich scheiße verhält.«

»Ja, schon, aber ... hm.« Wir erreichen die U-Bahnstation und ich bin heilfroh, dass wir zumindest aus dem Regen raus sind. Die nächste Bahn in meine Richtung kommt laut Anzeige in sieben Minuten.

»Nichts hm. Ihr sollt euch ja nicht auf ewig hassen, aber ihr seid seit hundert Jahren befreundet, und du kannst ja wohl bitte gar nichts für das, was passiert ist.«

Ich nicke langsam, weil ich weiß, dass er eigentlich Recht hat. Aber trotzdem. Es ist Tim. Er hat es bestimmt nicht so gemeint.

»Tut mir leid, dass er dich so angegangen ist.«

»Ey, du musst dich nicht entschuldigen. Auch dafür bist du nicht verantwortlich.«

»Ich weiß.«

»Dann red kein dummes Zeug. Sag mal, kann ich mit zu dir? Daheim fällt mir garantiert die Decke auf den Kopf und dann lieg ich nur ewig wach.«

»Klar, komm.«

Eine Dreiviertelstunde später sind wir endlich bei mir und als ich vor der Tür gerade meinen Schlüssel aus der Hose fische, muss ich niesen. Mir ist so krass kalt …

»Ach fuck. Ich hoffe, ich werde nicht krank.«

»Ich hoff´s auch. Gib her.«

Ich zittere inzwischen so sehr, dass er mir den Schlüssel abnimmt. Er sperrt auf, wir gehen rein und in mein Zimmer. Sofort ziehe ich das nasse Zeug aus und drei trockene Oberteile übereinander an. Fuck, es ist immer noch so kalt! Bibbernd und jammernd krabble ich unter meine Bettdecke und sehe Nick furchtbar leidend an. Es schüttelt mich richtig.

»Kannst du mich liebhaben? Ich erfriere!«

»Ja, warte, lass mich Schlafsachen anziehen!« Er schmunzelt amüsiert und holt sich zielsicher eine weite Jogginghose und ein graues Schlafshirt aus meinem Schrank. Dann legt er sich endlich zu mir. Ich kuschle mich fest in seine Arme, immer noch leicht zitternd, aber langsam geht es wieder.

»Du, sag mal«, fange ich schließlich an und warte, bis er leise brummt. Ich war nicht sicher, ob er vielleicht schon schläft.

»Was denn?«

»Denkst du, Leon ist okay? Ich hab ihm vorhin geschrieben, aber er hat die Nachricht noch nicht mal gelesen.«

»Wegen seinem Dad, meinst du?« Ich nicke.

»Hast du das Gesicht von seinem Dad gesehen? Ich wollte Leon am liebsten festhalten.«

»Shit. Ist es so schlimm bei ihm?«

»Hannah hat hin und wieder mal erwähnt, wie streng und konversativ sein Vater ist.«

»Konservativ.«

»Ist dasselbe«, motze ich und er lacht kurz.

»Meinst du, dass er ihm was tut?«, frage ich leise.

»Glaubst du echt, dass da was passieren könnte?« Er klingt ehrlich schockiert.

»Ich weiß nicht. Ich mach mir halt Sorgen.«

»Hm. Aber was willst du denn machen?«

»Na ja, nichts. Ich kann ja nichts tun.«

»Er wird sich schon melden.«

»Hm.«

Wirklich besser fühle ich mich damit nicht. Aber Fakt ist: Ich kann Leon nicht helfen.

»Mal was anderes. Habt ihr´s jetzt getan? Also wirklich? Oder kam die Polizei euch zuvor?«, fragt er und ich spüre es direkt in meinem Magen kribbeln.

»Nein, wir hatten ...« Eigentlich sollte ich nicht so zufrieden in den Kragen meines Pullis grinsen. Die Lage ist echt beschissen gerade, aber wie könnte ich nicht? Ich meine, der Sex war einfach nur der Oberhammer!

»Uuund?« Nick grinst auch, das höre ich.

»Wahnsinn!«

»Echt? Besser als mit mir?« Bevor ich antworten kann, kichert er los und drückt mich noch etwas fester an sich. »War nur Spaß, wehe, du antwortest da drauf!«

»Du weißt doch gar nicht, was ich sagen will!«

»Trotzdem! Aber du kannst mir sagen, wie geil er war und wie ihr´s gemacht habt.«

»Sehr, sehr, sehr geil und wir waren im Büro von Fionas - oh fuck! Wir konnten nicht saubermachen, weil die Polizei uns quasi direkt eingesackt hat. Shit! Ihr Vater wird nicht glücklich sein. Tim bringt mich um.« Mir wird richtig flau im Magen. Ich muss Fiona morgen unbedingt schreiben und mich entschuldigen! Für den Moment hat sich das mit dem Frieren definitiv erledigt, denn mein Gesicht glüht vor lauter Scham, während Nick amüsiert vor sich hin kichert.

»Ist das dein Ernst? Ihr habt Sauerei gemacht und es einfach so gelassen?«

»Was hatten wir denn für ne Wahl!? Entschuldigung, wir kommen gleich, wir müssen nur schnell noch die Wichse wegwischen?«

»Oh Gott, wie geil!« Es schüttelt ihn richtig vor lauter Lachen und ich muss niesen. Und nochmal. »Gesundheit! Nochmal, dann darfst du dir was wünschen!«

»Geht nicht mehr.« Super. Jetzt läuft mir die Nase.

»Gibst du mir bitte ein Taschentuch?«

»Ja, Sekunde.«

Während Nick in meinem Nachtschränkchen wühlt, ziehe ich den ersten Pullover aus. Anschließend legen wir uns wieder hin, jetzt aber mit etwas Abstand, sodass ich Nick ansehen kann. Er grinst immer noch. Wahrscheinlich wegen der Wichse im Büro von Fionas Vater.

»Hör auf zu grinsen, das ist nicht lustig.«

»Du grinst ja selbst, du Esel. Aber hey, vielleicht kriegt sie´s ja weg, bis ihr Vater wiederkommt.«

»Weil das so viel weniger peinlich ist, wenn Fiona Leons Wichse wegwischen muss ...«

»Oh Mann, wir müssen echt das Thema wechseln, sonst lache ich da die ganze Nacht drüber!«

»Du bist scheiße«, brumme ich, versuche nicht dabei zu lachen, aber das ist gar nicht so einfach. Trotz aller Peinlichkeit.

»Nein, ihr seid scheiße! Das arme Mädchen, ey!«

»Halt die Klappe!«

»Ne, es ist zu lustig! Aber gut ...« Er kichert nochmal kurz, dann hat er sich wieder gefangen und ich muss schon wieder niesen. Mist ...

»Gesundheit. Also ist es jetzt was Ernstes mit Leon und dir?«

»Huh? Warum? Inwiefern, ernst?«

»Na ja ... Das sah schon niedlich aus, wie ihr da Händchen gehalten habt. Ich dachte, dass da vielleicht mehr ist?«

Der zweite Pullover muss weichen. Mir wird langsam echt verdammt warm.

»Öh ... Ich weiß nicht. Darüber haben wir nicht gesprochen. Ich weiß nicht, wie er das sieht.« Warum muss er jetzt damit kommen? Wir haben gevögelt, nicht geheiratet!

»Ja, gut, und was willst du? Du magst ihn doch?«

»Dich mag ich auch. Und wir hatten regelmäßig Sex, und das hat doch auch gereicht.«

Geschlagene drei Sekunden sieht er mich einfach nur an.

»Dein Ernst? Das mit dir und mir, war was komplett anderes. Das sieht ein Blinder mit Krückstock!«

»Was soll man da sehen?«

»Maaann, Mike, jetzt stell dich nicht dümmer als du bist! Man sieht mehr als deutlich, dass ihr voll aufeinander steht! So richtig! Und das seit Monaten! Nur ihr Zwei rafft das irgendwie nicht.«

»Das stimmt doch gar nicht.«

Langsam wird mir richtig heiß. Muss er damit jetzt anfangen? Leon und ich ... Das geht nicht. Das ist total lächerlich.

Also, ja, ich finde ihn wirklich wahnsinnig heiß. Der Sex heute war absolut phänomenal und allein der Gedanke, dass Leon genau das mit jemand anderem tun könnte, macht mich rasend – okay ... okay, ahm ... unter Umständen ... ganz vielleicht ... wäre es eventuell möglich, dass ich tatsächlich auf Leon von Falkenberg stehe. Fuck. Wie konnte das denn passieren?

»Kennst du diesen geschockten Katzensmiley? So siehst du grade aus. Als hätte dir jetzt endgültig jemand deine Katzenminze weggenommen. Manchmal liebe ich dein Gesicht.«

»Halt den Mund. Ich … muss damit jetzt erst mal klarkommen«, stammle ich verwirrt, drehe mich auf den Rücken und starre hoch an die Decke.

»Womit? Dass deine Minze weg ist?«

»Damit, dass ich Leon ne ganze Ecke toller finde als gedacht ...«

***

Am nächsten Morgen habe ich das Gefühl, als würde das Sterben losgehen. Männergrippe. So richtig. Nick lacht mich aus, seit ich die Augen aufgemacht und angefangen habe zu jammern.

Aber fuck, mir geht´s so furchtbar schlecht! Meine Nase ist zu, mein Hals kratzt, ich hab Fieber! Bestimmt! Noch nicht gemessen, aber ich hab unter Garantie welches! Und mir tut alles weh!

»Na komm jetzt, aufstehen! Ich hab Hunger!«

»Du nervst, geh weg! Ich bin krank«, jaule ich gequält und drehe mich auf die Seite, aber der Blödarsch kennt kein Erbarmen. Er packt mich an der Schulter und schüttelt mich.

»Gib mir Esseeen!«

»Mahaaann, Nick! Hab Mitleid!«

»Neeein! Ich muss was essen!«

»Du weißt doch, wo alles ist, hol dir was und bring mir auch was mit!«

»Nö, ich bin Gast! Steh auf jetzt! Wer ficken kann, kann auch Frühstück machen!«

»Ich hasse dich.«

»Macht gar nichts. Auf jetzt.«

Elegant wie ein Walross wälze ich mich zum Bettrand, angle nach der flauschigen Kuscheldecke am Bettende, wickle mich hinein und stehe schwankend auf. Meine Nase läuft. Obwohl sie zu ist und ich keine Luft bekomme. Was für eine Verarsche. Seufzend putze ich sie und schlurfe dann hinter Nick her in die Küche, wo ich auf einen der Küchenstühle falle. Ich will wieder ins Bett.

»Boah, du stellst dich so an. Was willst du haben?«

»Ich will ... Ich ... Ich weiß nicht.« Wieder muss ich die Nase hochziehen, zwei Sekunden später niesen.

»Aufwischen. Also, ich backe mir Brötchen auf. Willst du auch? Gesundheit.«

»Danke. Ja. Zwei Brötchen und ein Ei. Nein, zwei Eier.«

»So krank kannst du nicht sein, wenn du solchen Hunger hast.«

»Niiick, ich sterbeee!« Verzweifelt sinke ich auf den Tisch. Meine Hände hängen dabei rechts und links über die Tischkante. Durch den Mund atmen ist scheiße.

»Ich weiß. Mist, nur noch drei Bötchen - wooaaaah, da sind Croissants!« Triumphierend holt er beides aus dem Eisfach und hält die Tüten hoch.

»Ich will auch Croissants«, hauche ich leidend.

»Dann nur ein Brötchen?«

»Hjaa.«

»Gott, du bist echt schlimm.«

»Männergrippe ist tödlich für Männer!«

»Ich weiß. Armer Kerl.«

»Lach nicht! Hhhtschi! Aua!«

Jetzt hab ich mir den Kopf am Tisch gestoßen.

»Oh Mann!« Er lacht einfach weiter, der gemeine Blödmann! Immerhin macht er Essen.

»Kann ich Kakao haben?«

»Mit Milch oder Wasser?«

»Milch!«, rufe ich entrüstet. Wie kann er nur sowas fragen? Er zuckt nur grinsend die Schultern.

»Ja, keine Ahnung, jeder macht das anders.«

»Kakao mit Wasser ... Bäh.« Ich schüttle mich angewidert und sinke erschöpft zurück auf den Tisch. Mir geht´s so schlecht. Brummelnd bleibe ich einfach so liegen und lausche den Geräuschen, die Nick macht, während er unser Frühstück zubereitet. Er macht das echt gut. Er muss mich nicht mal mehr fragen, was er wo findet, aber er war inzwischen ja auch oft genug hier.

»Du, übrigens, wir haben gestern noch gewichtelt. Während ihr oben wart. Wir waren ja nicht sicher, ob ihr überhaupt nochmal runterkommt. Wobei ich nicht glaube, dass wir die Lose überhaupt noch brauchen, so wie die Lage aktuell aussieht.« Erschrocken zucke ich hoch. Bin ich nochmal eingeschlafen? Was wollte er jetzt? Ach ja, das Wichteln.

»Ich fürchte es auch.« Leon. Sofort breitet sich ein sehr ungutes Gefühl in meiner Magengegend aus.

Vorhin war ich noch zu verschlafen, um aufs Handy zu schauen. Ich mache mir echt Sorgen. Eigentlich blöd, denn was soll sein Vater denn schon tun? Leon ist schließlich erwachsen.

»So, hier, bitte schön.«

Nick schiebt mir einen Teller zu.

Ächzend richte ich mich auf.

»Fuck, ich liebe dich, echt jetzt.« Ich werde zwar nicht mal die Hälfte davon schmecken, aber scheiß doch drauf! Ich weiß, dass es theoretisch geil schmecke würde! Vor allem der Speck, den er noch angebraten hat und den ich echt gern gerochen hätte.

»Ich weiß. Guten Hunger.«

Wieder oben in meinem Zimmer checke ich als erstes mein Handy und das dumpfe Drücken in meinem Bauch wird nicht besser. Leon hat meine Nachricht immer noch nicht gelesen. Gerade will ich mein Handy wieder weglegen, da fällt mir ein, dass ich gestern vollkommen vergessen habe, Chain zu antworten. So lange lasse ich ihn normalerweise nicht warten. Sofort fühle ich mich noch schlechter.

Während Nick im Bad ist, kuschle ich mich zurück ins Bett und öffne den Chat.

›War ziemlich cool, bis die Polizei kam. Lärmbelästigung und Verdacht auf Drogenbesitz und dann haben die auch noch wirklich was gefunden. War weniger geil. Wie war dein Wochenende bisher?‹

Abgeschickt.

Oh, ich habe eine Antwort von Hannah auf meine Sprachnachricht bekommen.

›Hihihi, ich wusste, dass du dich freust! XD Ich saß bestimmt zwei Stunden bei deiner Mum und hab mit ihr Fotos rausgesucht, als du arbeiten warst. Es war sooo lustig! Ich wäre echt zu gern dabei gewesen! XD Wie ist es sonst so?‹ Die Nachricht ist noch von heute Nacht. Gegen halb zwölf. Das müsste gerade die Zeit gewesen sein, in der ich ihren Ex gevögelt habe. Boah, wie das klingt ... Und dabei war es für mich tatsächlich mehr als nur einfach Sex. Mir wird direkt wieder heiß, wenn ich an gestern Nacht denke, und das kommt mit Sicherheit nicht vom Fieber. Ich höre die Badezimmertüre und schreibe schnell eine Antwort.

›War ziemlich geil! Nick hat mir nen Stripper besorgt und Fionas Haus ist echt der Wahnsinn! Bis die Polizei kam, wars echt ein voller Erfolg!‹

»Hat Leon sich gemeldet?«, fragt Nick, als er ins Zimmer kommt und mich am Handy sieht. »Gesundheit.«

»Danke.« Schniefend ziehe ich die Nase hoch und angle nach einem Taschentuch. »Ne, bisher nicht.«

»Hm. Nicht so geil. Aber vielleicht schläft er auch einfach noch? Ist ja erst halb zehn.«

»Wäre möglich. Kann ja nicht jeder so ne Nervensäge haben, die einen Sonntag morgens todkrank aus dem Bett wirft und einen zwingt, Frühstück zu machen.«

»Frühstück zu machen, aha?«

»Ja ... du Unmensch.«

»Ja, ja, ich Unmensch. Rutsch rüber, mir ist kalt. Was machen wir jetzt? Netflix?« Er geht schon rüber zu meinem Schreibtisch, um meinen Laptop zu holen. Ich nicke. Warum auch nicht. Wirklich groß bewegen kann und will ich mich heute nicht.

»Okay. Aber kannst du mir noch Tee machen? Bitte?« Ich gucke lieb und er lacht.

»Du bist echt anstrengend, wenn du krank bist.«

»Ich bin nicht einfach krank. Ich sterbe!«, schmolle ich, nehme ihm den Laptop ab und hätte ihn dann fast vom Bett geworfen, weil ich so heftig niesen muss.

»Gesundheit.«

***

Neun Folgen ›Suits‹ später liegen wir immer noch in meinem Bett. Zwischenzeitlich bin ich nochmal eingeschlafen und habe den Anschluss in der Serie verpasst, aber nach dem Nickerchen ging es mir schon ein bisschen besser.