Podenco & Co - Judy Kleinbongardt - E-Book

Podenco & Co E-Book

Judy Kleinbongardt

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Beschreibung

Tauchen Sie ein in Judy Kleinbongardts Hundewelt und erleben Sie den "ganz normalen Alltag" mit den lustigen, peinlichen oder spannenden Situationen, in die die Autorin immer wieder mit ihren Hunden gerät und die sie auf humorvolle Art schildert. Nach einigen Büchern, in denen ausschließlich der Podenco die Hauptrolle spielte, stehen in dem vorliegenden Buch alle acht Tierschutzhunde zentral, mit denen die Autorin in den letzten Jahren zusammenlebte. Der Podenco-Fan wird jedoch nicht zu kurz kommen, denn auch in diesem Buch sind die Podencos würdig vertreten: Dunya und Maya sind trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch gut für so manches Abenteuer, wie es sich für Podencos gehört. 74 Kurzgeschichten, teilweise mit Fotos versehen, die zwischen 2009 und August 2016 entstanden sind, laden zu gemütlichen Lesestunden ein und werden Hundeliebhabern und bekennenden Podencofans ein Lächeln des Wiedererkennens aufs Gesicht zaubern. Ein Teil des Verkaufserlöses wird, wie bei der Autorin üblich, einem guten Hundezweck gespendet.

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Seitenzahl: 238

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Für Daisy

Danksagung

Ein herzliches Dankeschön an Christa Seifert, die auch dieses Manuskript Korrektur gelesen hat, und an Astrid Götz für die Teilkorrektur.

Ferner an die vielen Hunde, die im Laufe der Jahre mein Leben geteilt und bereichert und mir trotz ihrer teilweise traumatischen Vergangenheit ihr Vertrauen geschenkt haben. Von jedem einzelnen dieser Tiere habe ich lernen dürfen.

Nicht zu vergessen danke ich Tom van der Laan, der sich an mein „Hundeleben“ angepasst hat und mich nach Kräften unterstützt sowie meinen treuen Lesern, die mich immer wieder zum Schreiben ermutigen.

Inhaltsverzeichnis

Liebe Leser,

Darf ich vorstellen...

Wachgerüttelt!

Flits als „Therapiehund“

Dunya erzählt: Alte Hunde und neue Kissen

Ich mache “nichts” mit meinen Hunden

Dunya auf Achse

Nasenarbeit für Lilly

Abschied von Flits

Luca – ein Angsthund findet sein Zuhause

Spaziergang mit Hindernissen

Dunya erzählt: Gehorchen lohnt sich… manchmal

Daisy in der Großstadt

(Keine) Winterreifen

Schmutzfinken

Am Waldsee

Dunya erzählt: Beim Dogsitter

Bonita und die Tablette

Der Kong

Hundekenner?

Dunya erzählt: Ich soll mich schonen

Fünf Hunde sind zu viel … wenn einer davon Lilly heißt

Abschied von Bonita

Zittern auf Kommando

Ein (fast) normaler Morgen im Winter

Dunyas Meinung über Coursing

Toby hält Einzug

Intermezzo

Auf der Suche nach Dunya

Dunya erzählt: Oma Wurst

»Wir regen uns nicht auf!«

Was ist schlimmer als fünf Hunde auf den Spaziergang vorzubereiten?

Dunya erzählt: Zehn Jahre Podencozeitung

Das Fliegengitter

Das neue Hundebett

Abenteuer im Mais

Ich bin’s noch mal: Dunya

Abschied von Dunya

Wieder ein Podenco?

Leben in der Bude: Maya hält Einzug

Zähne putzen

Ein Morgen zum Knicken

Maya macht sich selbstständig

Toby und die Brötchen

Typisch Podenco!

Wie kommt ein Podenco aus einem abgeschlossenen Garten?

Nie mehr Freilauf?

Maya und das Spielzeug

Maya als Archäologin

Hunde kontra Pflanzen

Mayas erster Kurzurlaub

Garten tabu

Zweite Wahl?

Abschied von Daisy

Urlaub

Maya – Pipo

Der neue Fußboden

Toby wie er leibt und liegt

Podencoplumps

Werde ich Mayas Mensch?

Geschieht ihr recht!

Hund im Katzenklo

Hund im Graben

Silvester 2015

Tagsüber lesen?

Mayas Kommentar

Eisprinzessin und „Rollmops“

Maya auf dem Nudistenstrand

Maya erzählt

Unsichtbare Katze

Schlauer sein als dein Hund … ist manchmal gar nicht so einfach

Ein (fast) normaler Spaziergang

Luca und die Hunderampe

Hör auf deine Hunde!

Dumm oder schlau?

Noch einmal Urlaub

Spaziergang mit einem Anflug von Abenteuer

Liebe Leser,

Mein im Jahre 2008 erschienenes Buch “Alle Leinen los!” enthielt Geschichten über all meine Hunde. Die folgenden Bücher mit Kurzgeschichten - „Dunyas Blick auf die Welt“ und „Tornado auf vier Pfoten“ - waren ausschließlich meiner Podenca Dunya gewidmet. Ihre Artgenossen und Mitbewohner mussten sich mit Nebenrollen begnügen.

Jetzt ist es an der Zeit, ein Buch über die Abenteuer aller acht Hunde herauszugeben, die zwischen 2009 und Oktober 2016, dem Zeitraum, in dem die vorliegenden Geschichten entstanden sind, mein Leben teilten.

Die Podenco-Liebhaber werden jedoch nicht zu kurz kommen! In den ersten Geschichten ist Dunya noch vertreten; und nach ihrem Tod mischt seit November 2014 Podenco Maya mein Leben auf, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters ausreichend Stoff für neue Geschichten liefert, wie es sich für einen Podenco gehört. Sie ist also nicht nur in meinem Leben, sondern auch in den nachfolgenden Kurzgeschichten nachdrücklich vertreten.

Ich wünsche Ihnen viel Lesespaß - mit vielleicht ab und an einem Lächeln auf den Lippen, weil Sie Ihren eigenen Hund in den Geschichten wiedererkennen.

Judy Kleinbongardt

Februar 2017

Darf ich vorstellen...

Dies sind die Hunde, denen Sie in den nachfolgenden Geschichten begegnen werden:

Flits, einen Schäferhund-Mischling, habe ich 1996 als jungen Hund aus dem hiesigen Tierheim geholt. Er hat dreizehn Jahre bei mir gewohnt und war ein wunderbarer Hund, der alles toll fand, solange er dabei sein durfte. Flits ist jahrelang mein treuer Begleiter und Wachhund gewesen.

Dunya, Podenco Ibicenco, kam 1998 als junger Hund zu mir und hat mich 2014 im hohen Alter von sechzehn Jahren verlassen. Durch sie lernte ich das Phänomen „Podenco“ kennen, das mich nie mehr losgelassen hat.

Malteser Daisy trat 2000 als Welpe in mein Leben und war fünfzehn Jahre lang mein Schatten. Ein wunderbarer, unkomplizierter Hund, den ich noch immer vermisse.

2001 adoptierte ich Bonita, eine fünfjährige Greyhound-Hündin von der Rennbahn in Barcelona, die bei mir endlich leben durfte und die mein Leben mit ihrer ruhigen Art und ihrer Sanftmut bereichert hat.

Ein besonderer Hund, der einen besonderen Platz in meinem Herzen hat. Wir haben neun wunderbare Jahre miteinander verbringen dürfen.

Lilly, ein spanischer Gummiball, kam 2008 zu mir und ist inzwischen circa zwölf Jahre alt. Sie hängt sehr an mir und achtet stets darauf, wo ich bin. Ein kleiner Hund, aber ein großer Unruhestifter, der keine fremden Hunde mag und außer unseren Spaziergängen vor allem das Fressen liebt.

Mastin Español Luca stieß 2009 zu meiner kleinen Hundegruppe und ist inzwischen zehn Jahre alt.

Anfangs extrem ängstlich, hat sie gelernt, uns zu vertrauen und genießt inzwischen das Leben in vollen Zügen; und wir genießen mit ihr.

Sabueso Toby fand 2011 im Alter von neun Jahren seinen Weg aus einer spanischen Tötungsstation in mein Haus und Herz; mein gemütlicher „Opa“, dem seine Ruhe, Wärme, Fressen und Schnüffeln über alles geht. Ein unerschütterlicher Hund, der wirklich mit allem und jedem gut auskommt!

Podenco Canario Maya ist der „Neuzugang“ in unserer Hundefamilie. Sie kam im November 2014 aus Spanien. Mit ihren geschätzten dreizehn Jahren ist sie vor allem im Haus zwar ruhig, aber trotzdem noch genug „Podenco“, um Anlass zu so mancher Geschichte zu geben.

Auch Kater Krieltje lässt ab und zu von sich hören. Er kam 1997 als junges Kätzchen aus dem Tierheim und war neunzehn Jahre lang unumstrittenes Familienoberhaupt im Hause Kleinbongardt, wie es sich für eine Katze gehört.

Im Oktober 2016 hat er mich leider verlassen.

Wachgerüttelt!

Noch im Halbschlaf schrecke ich vom Geräusch einer Herde galoppierender Wildpferde hoch… na ja, zumindest galoppierender Shetlandponys. Bevor mein noch nicht ganz waches Gehirn das Geräusch einordnen konnte, war Lilly schon die Treppe hoch gestürmt, auf mein Bett gesprungen und wusste kaum, wie sie ihrer Freude Ausdruck verleihen sollte.

Jetzt war ich mit einem Schlag wach und konnte das Geschehen auch einordnen: Tom, mein Partner, sollte heute Morgen mit den Hunden spazieren gehen; ich durfte ausschlafen. Und als er die Tür von Lillys Zimmerzwinger öffnete, in dem sie damals noch schlief, musste sie natürlich sofort hoch zum Frauchen und ihr erzählen, dass sie wach ist und ganz dolle Lust auf den Spaziergang hat und ob ich auch wach bin und ob ich schon gesehen habe, was für ein tolles Wetter wir haben und ob ich auch solche Lust auf den neuen Tag habe…

Ihre Anhänglichkeit hat etwas Rührendes und wird lediglich von ihrer Fresssucht übertroffen.

Flits als „Therapiehund“

Flits ist jetzt beinahe dreizehn Jahre alt. Außer einer schwachen Hinterhand ist er gesundheitlich noch gut dabei.

Früher konnte er fremden Hunden, vor allem Rüden, recht unfreundlich begegnen. Oft verstärken sich im Alter ja bestimmte Charakterzüge bei Mensch und Tier. Daher hatte ich meine Bedenken, wie Flits' Verhalten sich im Alter entwickeln würde.

Meine Bedenken stellten sich jedoch als völlig unbegründet heraus: Flits ist milder geworden. Sein scharfes Macho-Gehabe ist etwas verblasst, und er ist noch liebenswerter, als er es schon in jungen Jahren war. Im Urlaub kann er jetzt problemlos über den Strand laufen, ohne mit anderen Hunden Streit anzufangen.

Heute sind wir einem Dackelwelpen begegnet. Seine Begleiterin fragte mich, ob meine Hunde freundlich sind, weil ihr Welpe - nach schlechten Erfahrungen mit großen Hunden – etwas ängstlich geworden ist.

Vertrauensvoll wählte ich für den Kontakt mit dem Welpen Flits aus. Und mein Vertrauen war gerechtfertigt. Der Welpe war etwa so groß wie Flits’ Kopf, aber Flits behandelte ihn so behutsam, dass das Schwänzchen von dem kleinen Ding begeistert zu wedeln anfing. Eine gute Sache, um den negativen Erfahrungen mit großen Hunden einige positive entgegenzusetzen. Für eine davon hatte Flits jetzt schon mal gesorgt, und die Begleiterin des Dackelwelpen dankte mir herzlich.

Das gleiche milde Verhalten zeigt Flits – und auch meine anderen Hunde – alten Menschen gegenüber. Unser Dorf ist oft Ausflugsziel für Senioren oder Gruppen geistig oder körperlich behinderter Menschen. Es tut mir immer wieder gut zu sehen, wie begeistert diese Leute auf meine Hunde reagieren und wie vorsichtig und lieb vor allem Flits und Bonita mit ihnen umgehen.

Flits zaubert bei einer Frau, die gerade noch brummig in ihrem Rollstuhl saß, ein Lächeln aufs Gesicht, als er sie begrüßt. Ein körperlich behinderter Junge ist ganz glücklich, als er Flits streicheln darf, und die etwas unkoordinierten Bewegungen des Jungen lässt Flits sich ruhig gefallen.

Eine alte Frau mit Gehhilfe verlässt ihre Gruppe, als sie uns sieht. Sie kommt zu uns und bückt sich runter zu Flits, der ihr freundlich das Gesicht ab schleckt. Vielleicht nicht hygienisch, aber die Frau strahlt übers ganze Gesicht und hat wieder einen glücklichen Moment erlebt.

Äußerlich mag Flits ein völlig unauffälliger Hund sein, aber charakterlich ist er etwas ganz Besonderes!

Dunya erzählt: Alte Hunde und neue Kissen

Flits ist immer der ruhende Pol in unserer Hundegruppe gewesen. Unverwüstlich. Lebhaft. Fröhlich wie ein Welpe und macho wie ein … na ja, wie ein Macho eben.

Aber jetzt scheint es doch abwärts mit ihm zu gehen. Er liegt gern im Flur vor der Haustüre, und manchmal kriegt er die Post auf den Kopf, weil er den Briefträger nicht hört. Letztens hörte er Herrchen nicht rein kommen, und das war echt das erste Mal in den zwölf Jahren seines Lebens, denn früher hörte er ihn schon, bevor er mit dem Auto in unsere Straße einbog.

Er rennt und springt auch weniger überschwänglich, solche Dinge halt. Im Alter geht es ja immer etwas schlechter, und Flits macht davon auf schändliche Weise Missbrauch.

Letzte Woche war er auf dem Spaziergang viel gerannt und hatte danach Probleme, auf den erhöhten Liegeplatz im Auto zu springen. Logisch, oder?!

Wenn mir das mal passiert – und das kommt nicht oft vor, kann ich euch sagen, da muss ich schon mindestens drei Stunden durch die Felder gedüst sein – dann ruft mein Mensch: »Stell dich nicht an, eigene Schuld. Hopp, springen!«

Nicht bei Flits. Er stellt seine Vorderbeine auf die Erhöhung und schaut den Menschen schmachtend an (ich bin mir sicher, den Blick hat er vorm Spiegel einstudiert!). Und sie fällt voll drauf rein. »Ach, mein armer Junge, hast du Probleme mit den Hinterbeinchen?« (igittigitt, wo ist der Spucknapf…).

Anschließend baut sie für den Typ den ganzen Bus um. Meinen großen Korb, der auf dem erhöhten Liegeplatz stand, hat sie in den niedrigen Teil des Busses gestellt, und da liegen jetzt die beiden Weicheier, Flits und Bonita, zusammen drin.

Und ich? Mir wird ein Mini-Hundekorb verpasst. Nun ja, ich kann natürlich schon noch ausgestreckt drin liegen, aber eben nicht mehr quer, wenn mir zufällig danach ist. Und neben mir steht jetzt der Reisekorb mit unserer überaktiven Lilly. Die ganze Fahrt habe ich jetzt also diese Nervensäge neben mir. Schon was anderes als Flits und recht gewöhnungsbedürftig.

Und Flits ist zwar alt, aber nicht blöd. Also kultiviert er seine Zipperlein und manipuliert unseren Menschen nach Strich und Faden.

Wenn sie irgendwo hin geht, wo wir eigentlich im Auto bleiben müssen, dann macht Flits dankbar Gebrauch von dem traurigen Blick, den er ja doch schon geübt hatte. Und prompt darf er mit.

Er ist schlau und weiß ganz genau, wie er unseren Menschen einwickeln muss. Wenn er einfach ungefragt aus dem Auto springen würde, dann gäb’s kein Pardon: Er würde sofort zurückgeschickt. Aber einem Flits, der brav sitzen bleibt und sie mit seinem Wer-weiß-wie-lange-ich-noch-da-bin-Blick an schmachtet, kann sie nicht widerstehen.

Trotzdem hoffe ich, dass unser Alter Grauer noch viele Jahre bei uns bleibt, denn … nun ja, man gewöhnt sich aneinander, nicht? Und vielleicht kann ich in der Zwischenzeit noch ein paar Tricks von ihm lernen. Die kann ich dann gebrauchen, wenn ich alt bin, so in fünf, sechs, sieben Jahren…

Und jetzt mal einen Sprung von alt nach neu: Mein Mensch hat ein neues Hundekissen für mein Bettchen, gekauft, weil ich das alte Kissen mit meinen Nägeln bearbeitet hatte. Recht erfolgreich übrigens, all die Schaumstoffflocken machten sich echt prima im Wohnzimmer. Es sah voll lustig aus. Dem Menschen gefiel das glaube ich nicht so super. Sie sagte etwas, das klang wie »Grrrmmffff…«. Na ja, über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.

Aber zurück zu dem neuen Kissen: Das war natürlich herunter gesetzt, und mein Mensch kann Sonderangeboten für Hundesachen meist nicht widerstehen. Davon haben wir schon oft profitiert.

Diesmal nicht. Das neue Kissen ist nämlich ein ganz dicker Pfropfen. »Das sackt auf die Dauer ein«, sagt mein Mensch, »wenn ihr erst mal eine Weile drauf gelegen habt.«

Soll sie sich doch solange selbst drauf legen, auf dem Ding liegt man nämlich alles andere als bequem! Unter uns gesagt, würde das Kissen bei ihrem Gewicht bestimmt viel schneller einsacken als bei uns zarten Hündchen. Aber mit so einem Vorschlag brauch ich meinem Menschen erst gar nicht zu kommen.

Vielleicht sollte ich da ja auch mal meine Nägel an dem Kissen wetzen und was von dem Schaumstoff raus kratzen? Dann wird es von selbst dünner…

Ich mache “nichts” mit meinen Hunden

Ich lebe zur beiderseitigen Zufriedenheit mit meinen fünf Hunden zusammen. Zumindest dachte ich das immer… bis ich wieder mal in einer Hundezeitschrift lese, wie viel meine Hunde zu kurz kommen. Gutes Futter, dito Versorgung, Spaziergänge und Streicheleinheiten sind nicht genug. Dein Hund braucht Hundekurse, Flyball, Agility, neben dem Fahrrad herlaufen, gemeinsam mit seinem Menschen über Baumstämme balancieren und über Gräben springen und natürlich zuhause die notwendigen Denkspiele und nicht zu vergessen das Training.

Und das mache ich alles nicht mehr. Die Zeiten, wo ich dreimal die Woche zur Hundeschule ging und auch zuhause noch viel mit den - damals noch jungen - Hunden gearbeitet habe, sind vorbei.

Sind meine Hunde trotzdem glücklich? Wenn ich denke, dass sie zufrieden in ihrem Körbchen schlafen, sind sie dann in Wirklichkeit nur apathisch, weil sie die Hoffnung aufgegeben haben, dass noch mal irgendetwas Schönes oder Spannendes in ihrem Leben passiert, wie der Artikel in der Hundezeitschrift mich glauben machen will? Wie sieht man den Unterschied?

Aber ich bin den ganzen Tag mit meinen Hunden zusammen, und so bekommen sie zwischendurch doch viel Aufmerksamkeit, gehen fast überall mit mir hin. Sie fahren mit in Urlaub. Zählt das nicht? Reicht das?

Schließlich liest man auch, dass manche Hunde mit so vielen Aktivitäten völlig überfordert werden und zu wenig Möglichkeiten haben, zur Ruhe zu kommen, weil ihre Menschen es „zu gut meinen“. Und meine Hunde sind ja auch keine Jungtiere mehr.

Wenn ich meine Mitbewohner so einzeln betrachte, komme ich zu unterschiedlichen Antworten: Flits und Bonita, meine altgedienten Zwölfjährigen, sind glaube ich ganz zufrieden. Stundenlange Spaziergänge brauchen sie nicht mehr. Aufmerksamkeit und kürzere Spaziergänge, auf denen sie schön schnüffeln können – und rennen, wenn sie Lust dazu haben -, frei, ohne Leine, das ist für die beiden genug. Über Baumstämme balancieren und über Gräben springen können sie, genau wie ich, mit ihren Gelenken sowieso nicht mehr, und ansonsten reicht ihnen ein gemütliches Plätzchen auf der Couch oder dem Hundekissen.

Daisy ist mit ihren acht Jahren für einen kleinen Hund noch jung und könnte bestimmt mehr als das, was ich zu bieten habe. Die vielen Kurse, die ich früher mit ihr besucht habe, haben ihr immer viel Spaß gemacht. Wahrscheinlich hätte sie auch jetzt noch Freude daran, anstelle der kurzen Übungen, die ich ab und zu auf den Spaziergängen mit ihr mache.

Aber ihr ist es am Wichtigsten, bei mir zu sein, egal was wir unternehmen. Und dieser Wunsch wird ihr erfüllt: Wir sind immer zusammen.

Dunya ist zwar zehn Jahre alt, aber auch für einen Podenco in dem Alter noch sehr abenteuerlustig. Ab und zu, wenn mich mein Schuldgefühl wieder mal plagt, probiere ich außer den Spaziergängen allerlei Dinge aus, um sie zu beschäftigen, wie Spurensuche und Nasenarbeit. Spurensuche kann ihr gestohlen bleiben, Nasenarbeit macht ihr Spaß. Aber nur kurz. Danach rollt sie sich wieder gern in ihrem Bett zusammen und schläft. »Gut, das war’s mal wieder«.

Bei Lilly bin ich mir ganz sicher, dass sie es toll fände in einer großen Familie, wo man stundenlang mit ihr spazieren geht, wo immer was los ist und man Kurse mit ihr besucht. Aber sie ist nun mal bei mir gelandet, in einer relativ ruhigen Lebensumgebung, und wir müssen beide das Beste daraus machen.

Dunya auf Achse

Wir gehen am Kanal entlang spazieren. Dort kann ich Dunya frei laufen lassen, weil es die meiste Zeit gut geht – außer wenn ich doch mal eine Stunde auf sie warten muss oder sie zu unserem Stammcafé im angrenzenden Dorf läuft.

Heute ist Dunya leider auf dem Rückweg abgehauen.

Das war um fünf Uhr heute Nachmittag, und abends hatte ich sie noch immer nicht gefunden. Nicht auf dem Weg oder in den angrenzenden Feldern, nicht im nächsten Dorf, und nach Hause gelaufen war sie auch nicht.

Um acht Uhr abends klingelt es an der Haustür. Mir völlig unbekannte Menschen stehen vor der Tür… mit Dunya. Sie hatten sie im nächsten Dorf gefunden und waren mit ihr zum Tierarzt gefahren in der Hoffnung, dass sie einen Chip hätte und ihre Menschen so gefunden werden könnten.

Der Tierarzt brauchte den Chip aber gar nicht auszulesen; denn als Dunya herein spaziert kam, rief er sofort: »Das ist Dunya!« Ja, meine Podenca ist inzwischen berühmt und berüchtigt.

Die Leute hatten sich gleich in Dunya verliebt und fanden sie „so einen reizenden Hund“. Ja, ja…

Die Begrüßung fiel weniger euphorisch aus, als man nach dieser langen Zeit erwartet hätte. Mehr so, als sei sie gerade mal zehn Minuten weg gewesen. Anscheinend hat ihr das Abenteuer ganz gut gefallen. Warum auch nicht? Die Leute waren nett, den Tierarzt kennt sie auch, also warum rum stressen? Das überlässt sie lieber mir… Und… wo ihr Abendessen blieb?

Ach, ein paar graue Haare mehr oder weniger fallen bei mir doch nicht weiter auf.

Nasenarbeit für Lilly

Lilly ist unglaublich verfressen und schlingt ihr Futter innerhalb weniger Sekunden in sich hinein, wenn sie es im Futternapf serviert bekommt. Um ihr Fressen etwas ruhiger zu gestalten und sie gleichzeitig zu beschäftigen, habe ich einen großen Karton mit allerlei Attributen eingerichtet, in denen ich Bröckchen verstecken kann und in dem sie für ihr Fressen „arbeiten“ muss – und darf! Eine Flasche, die sie nach unten drücken, einen Eierkarton, den sie öffnen muss.

Zwischendurch probiere ich auch das Aufspüren aus, wie ich dies manchmal mit Dunya tue. Dafür benutze ich drei umgedrehte Blumentöpfe und lege unter einen davon ein Leckerchen. Dunya erschnüffelt dabei immer sehr ruhig und konzentriert ihre Belohnung.

Lilly nicht. Es war eine fast unmögliche Aufgabe, die Leckerchen so hoch zu halten, dass mein Gummiball Lilly nicht dran kam, und gleichzeitig die Blumentöpfe mit dem Boden nach oben hin zu stellen, geschweige denn die Bröckchen unter die Töpfe zu legen. Alle drei Blumentöpfe waren schon durch den Garten gekickt, bevor ich die Gelegenheit dazu bekam.

Nach einigen vergeblichen Versuchen hat es dann doch noch geklappt. Beim ersten Mal schob Lilly den Blumentopf vor sich her; das dauerte ihr dann aber zu lange, und sie schlug ihn kurzerhand mit der Pfote um.

Nasenarbeit? Erschnüffeln, unter welchem Topf es was zu holen gibt? Aber nicht doch, einfach alles umschmeißen, das Futter findet man dann von selbst!

Aber immerhin, ein schönes Spiel, und sie braucht eine ganze Minute für ihre Mahlzeit anstelle von zwanzig Sekunden...

Abschied von Flits

Am 9. Juli 2009 habe ich Flits einschläfern lassen. Ich hatte ihn mit vier Monaten aus dem Tierheim geholt, und er ist dreizehn Jahre alt geworden.

Das Auffälligste an Flits ist all die Jahre seine unglaubliche Fröhlichkeit gewesen, sein Genuss der kleinen Dinge des Lebens. Genau wie Daisy war auch Flits am liebsten bei uns. Es machte ihm nichts aus, was wir unternahmen. Er fand alles prima, solange er mit durfte.

Wir haben in seiner Jugend viele Kurse bei der Hundeschule mit ihm besucht, Unterordnung – wie das damals hieß – und Agility. Und auch das fand er toll.

1999 hat Tom mit Flits an der „Drentse wandelvierdaagse“, teilgenommen, einer viertägigen Wanderung in unserer Umgebung. Und wie Flits das genossen hat! Vier Tage mit Herrchen unterwegs, Glück pur!

Nur wenn er sah, dass Urlaubsvorbereitungen getroffen wurden, lief er unruhig und unglücklich umher. Aber wenn ich dann rief: »Komm, Flits!«, sprang er ins Auto, und auch wenn er zwischen dem ganzen Gepäck nicht so viel Platz hatte, hat ihn das überhaupt nicht gestört.

Urlaub fand er prima, aber auch zuhause fühlte er sich wohl. Ich kann mich noch an einen Urlaub in einem wundervollen französischen Naturgebiet erinnern, wo Flits auch mit dabei war und wir weitschweifende Spaziergänge in die herrliche Umgebung unternommen hatten. Kaum wieder zuhause, heulte Flits im Auto vor Freude, als wir zum ersten Mal wieder zum Spaziergang in der vertrauten Umgebung aufbrachen. Es ist durchaus ein schönes Fleckchen Erde, unsere Provinz Drenthe, aber wir fanden es doch recht bescheiden, verglichen mit der phantastischen Natur, die wir in Frankreich gesehen haben.

Auch als Spürhund hat Flits sich seine Sporen verdient, wenn Dunya wieder mal selbstständig zu einem Spaziergang aufgebrochen war. Oftmals hat er sie dann wiedergefunden.

Zuhause lag Flits am liebsten bei der Haustür und hat uns und das Haus „bewacht“. Irgendwann habe ich es aufgegeben, ihn ins Wohnzimmer umziehen zu lassen und habe ein schönes dickes Kissen für ihn in den Flur gelegt.

Wenn man allein mit ihm spazieren ging, gehorchte Flits unglaublich gut. Ein Wort, eine Handbewegung reichten völlig aus. Waren wir jedoch mit allen Hunden unterwegs, mutierte er in das Musterbeispiel eines Schäferhundes, musste alles überwachen und uns beschützen... seiner Meinung nach. Dabei ging er mit fremden Hunden nicht gerade zimperlich um, was vor allem in den ersten Jahren seines Lebens oft für Probleme gesorgt hat.

Mit den Jahren ist er milder geworden. Aber auch als er schon alt war, genoss er so sehr unsere Spaziergänge und eigentlich alles, was man mit ihm unternahm.

Als er zwölf Jahre alt war, begann er etwas schwächer auf der Hinterhand zu werden, an sich noch kein Grund zur Sorge. Mit ein paar kleinen Anpassungen ging das prima. Für das Auto bekam er eine Einstiegshilfe; sein Liegeplatz im Auto wurde in die „untere Etage“ verlegt.

Im Laufe der Zeit wurden seine Hinterbeine jedoch immer schwächer, und irgendwann sahen wir die Kraft in den Hinterläufen beinahe täglich abnehmen. Er konnte nicht mehr lange traben, und wenn er langsam lief, rutschte er aus, lief überall dagegen, weil er sein Gleichgewicht nicht mehr halten konnte, fiel um oder sackte einfach durch die Hinterpfoten.

Der Grund war ein eingeklemmter Nerv, der so stark mit dem Bindegewebe verwachsen war, dass man auch operativ nichts daran machen konnte.

In seiner letzten Lebenswoche bekam Flits auch noch einen epileptischen Anfall, hatte Probleme, seinen Darm zu kontrollieren, und war alles in allem einfach am Ende.

Ab und zu sah ich noch den fröhlichen Flits von früher, aber das wurde immer seltener. Er schaute traurig in die Welt, und es tat mir weh zu sehen, wie er sich durchs Haus schleppte. Seine Zeit war gekommen. Er hatte Recht auf Würde und Ruhe.

Wie beschreibt man das Gefühl, dass man einen Hund gehen lassen muss, der dreizehn Jahre lang praktisch ständig um einen war? Flits war mein Kumpel, mein Fels in der Brandung.

Eine Bekannte hat mir etwas geschrieben nach Flits’ Tod, dass ich so ein schönes Bild finde, dass ich damit gern abschließen möchte:

»Ich glaube an die Regenbogenbrücke, was man sich von ihr erzählt! Ich bin überzeugt, dass Flits da nun seine Runden dreht mit Rubis, Pacho und Seronda! Sie werden im grünen Gras, unter einem Baum im Schatten liegen mit der Gewissheit des Wiedersehens, irgendwann, mit all ihren Lieben!

Immer wenn es regnet, wird auch einer der vielen Regentropfen jeweils von Flits, Rubis, Pacho und Seronda „nur für Sie“ geschickt worden sein… wenn die Sonne scheint, ein Sonnenstrahl… wenn es schneit, eine Schneeflocke… wenn der Wind weht, ein Hauch… und in der Nacht, wenn die Sterne am Himmel funkeln - ein Stern leuchtet von jedem Ihrer Lieben, nur für Sie allein…! Jeder einzelne hat einen festen Platz in Ihrem Herzen auf immer und ewig - umgedreht ist es ebenso, seien Sie dessen gewiss!

Liebe ist unvergänglich, egal auf welcher Ebene des Seins wir uns befinden!«

Luca – ein Angsthund findet sein Zuhause

Nach zwei Jahren ohne Herdenschutzhund hatte ich das Bedürfnis, wieder einen Hund aus dieser Rassengruppe aufzunehmen. Das wurde Luca, eine dreijährige Mastin Español-Hündin. Sie kam aus Spanien und wohnte seit einem Jahr bei einer deutschen Pflegefamilie. Laut der Beschreibung kam sie gut mit anderen Hunden aus, war stubenrein und ruhig im Haus. Auf den Spaziergängen konnte sie frei laufen und rannte gern und viel.

Warum war ein solcher Hund nach einem Jahr noch immer nicht adoptiert? Weil Luca extrem ängstlich war.

Ende Oktober 2009 fuhren wir nach Süddeutschland, um Luca kennenzulernen. Und es war beinahe Liebe auf den ersten Blick, zumindest von meiner Seite. Trotz ihrer Angst entschloss ich mich zur Adoption, und so machten wir uns – buchstäblich – auf eine lange Reise.

Anfangs zeigte Luca sich ab und zu aggressiv meinen anderen Hunden gegenüber, aber durch ein paar Anpassungen legte sich das Problem relativ schnell. Mit Kater Krieltje gab es keine Probleme.

Die Probleme waren von anderer Art. Luca ist wahrscheinlich nicht sozialisiert worden, und die Erfahrungen, die sie mit Menschen gemacht hat, sind wohl in ihren ersten Lebensjahren nicht die besten gewesen. Sie war so traumatisiert, dass sie anfangs auf dem Bauch an gekrochen kam, wenn ich sie rief, sich wochenlang auf den Rücken warf, wenn ich ihr Halsband und Brustgeschirr anlegen wollte, bei jeder Bewegung und jedem Geräusch zusammenzuckte und panisch wurde, wenn ich etwas in der Hand hielt, das größer war als eine Kaffeetasse.

Die ersten Monate konnte man nur nachts mit ihr auf die Straße gehen, und jede Veränderung in Haus oder Garten ließ ihre Ängste auch nach Jahren erneut aufleben.

Aber mit viel Geduld, Liebe, Verständnis und konsequentem Auftreten ist es gelungen, Lucas Vertrauen zu gewinnen und sie in ein glückliches Hundeleben zu begleiten.

Manche Dinge bleiben schwierig; Luca wird nie ein „ganz normaler“ Hund werden. Sie hat immer noch Angst vor zu viel Trubel, lauten Geräuschen und fremden Menschen und Situationen. Auch hasst sie jegliche Veränderung, was allerdings nicht nur an ihrer Angst liegt, sondern eine durchaus typische Charaktereigenschaft der Herdenschutzhunde ist. Ihre Verlassungsängste hat sie nicht verloren; sie kann nicht allein bleiben, außer – seltsamerweise – im Auto.

Im Laufe der Zeit habe ich mein Leben, meine routinemäßigen Tagesabläufe an Lucas Möglichkeiten und Einschränkungen angepasst. Und diese Investition ist sie mehr als wert.

Sie fährt gern im Auto mit, von Anfang an, und genießt unsere Spaziergänge. Sie liebt Wasser; kein Bach oder stinkender Graben ist vor ihr sicher. Schnee findet sie auch toll.

Luca gehorcht im Allgemeinen sehr gut; meist reicht eine leise vorgebrachte Bitte oder eine kleine Handbewegung.

Kurz: ein toller Hund, aber eben mit „Gebrauchsanweisung“.

Spaziergang mit Hindernissen

Ich fahre einen VW-Bus. Mein Dogmobil, ganz für die Hunde eingerichtet mit Transportkäfigen, Hundekörben, Haken für Leinen, Stauraum für Hundemäntel, Handtücher und was man sonst noch so alles braucht, wenn man täglich bei Wind und Wetter mit fünf Hunden unterwegs ist.

Jetzt ist der Bus in der Werkstatt. Aber die Hunde müssen doch Gassi gehen. Bis vor sechs Wochen wäre das kein Problem gewesen, denn dann wäre ich von zuhause aus spazieren gegangen. Aber seit ich Luca adoptiert habe, ist das nicht mehr möglich. Denn sie ist noch immer so ängstlich, dass ich mit ihr nicht auf die Straße kann. Autofahren ist kein Problem und laufen in der freien Natur auch nicht; sie kann also immer prima mit, solange wir im Auto zu der Stelle fahren, wo wir spazieren gehen wollen.

Aber wie soll das jetzt gehen, ohne mein Dogmobil? Zum Glück kann ich Toms Auto leihen, um doch mit den Hunden wegfahren zu können. Na ja, Auto… wenn man normalerweise einen Kleinbus fährt, ist ein kleiner Fiat doch recht gewöhnungsbedürftig.