Point Zero - Michele Cassou - E-Book

Point Zero E-Book

Michele Cassou

4,6

Beschreibung

In Point Zero stellt Michele Cassou ihre neue Methode der Selbsterforschung vor, die uns durch Zweifel, Schwierigkeiten und kreative Blockaden hindurch in dieFreiheit kreativen Ausdrucks führt. Sie erklärt, dass uns der kreative Entdeckungsweg mit drei Drachen konfrontiert, die uns Spontaneität rauben, das Tor zum Unbekannten und wahrhaft Geheimnisvollen verschließen und mit ihrem Erklärungs- und Interpretationsbedürfnis unsere Intuition unterdrücken. Mit Hilfe der tiefgehenden Befragungsmethode, die Michele in diesem Buch vorstellt, können wir unsere Blockaden als Stufen in die Freiheit nutzen. Wenn wir uns der Energie stellen, die uns blockiert, können wir zum Nullpunkt - Point Zero - zurückkehren, der Quelle reiner und spontaner Kreativität. An diesem Ort der unbegrenzten Möglichkeiten ist die Kunst kein Mittel zum Zweck mehr. Sie ist eine Art zu sein, die uns das spirituelle Mysterium im Zentrum unseres eigenen Lebens enthüllt.

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Point

Zero

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

„Point Zero – Creativity without Limits“

bei Jeremy P. Tarcher / Putnam, New York.2001

Übersetzung: Christine Bolam

© Aurum in

J. Kamphausen Mediengruppe GmbH,

Bielefeld 2003

[email protected]

www.weltinnenraum.de

Lektorat: Hans-Jürgen Zander

Umschlag-Gestaltung,

Typografie/Satz: Wilfried Klei

Covermotiv: Michele Cassou

Deutsche Ausgabe:

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diesePublikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

8. Auflage 2015

ISBN Printausgabe: 978-3-89901-007-7

ISBN E-Book: 978-3-95883-014-1

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen undsonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabesowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

Point

Zero

– entfesselte

Kreativität

Frei und schöpferisch leben

Michele Cassou

Ins Deutsche übersetztvon Christine Bolam

Meinem SohnPhilippein Liebe gewidmet

Zu diesem Buch

Entfesselte Kreativität

Ein beseelter Zufluchtsort

Die Rose – der erste Schritt in die Kreativität

Geschichte einer Lehrerin

Zwei Wege zum Malen

Der kreative Weg

Die wundersame Reise

Point Zero

Ein Seinszustand

Wozu fragen?

Die Macht der Fragen

Wie man eine Frage formuliert

Drachen

Der Ergebnisdrache

Ich kann nicht malen!

Die eigene Freiheit finden

Die Intuition steht uns immer zur Seite

Brauche ich einen Plan?

Ich brauche keinen Grund

Technik entwickelt sich spontan

Konzepte sind leere Hüllen

Eine gute Frage richtet sich an das Herz

Über den Versuch, das Gemälde lebendig aussehen zu lassen

Müde und gelangweilt

Den eigenen Körper malen

Das Wachsfigurenkabinett in Ihrem Kopf

Kontaktpunkt

Eins mit dem Herzschlag der Schöpfung

Der Kontrolldrache

Prozess statt Kontrolle

Spontaner Ausdruck

Folgen Sie Ihren Gefühlen

Erfühlen Sie Ihre Fragen mit dem Körper

Anatomie der kreativen Blockaden

Zum Kern kommen

Essen und trinken Sie Ihre Frage

Sind Sie ein Kleinmacher?

Wiederholung – ein gutes Zeichen

Die eigenen Träume erforschen

Sexualität und Tabus

Die Erlaubnis, böse zu sein

Die Macht der Verlegenheit

Misstrauen gegenüber der Spontaneität

Der Bedeutungsdrache

Verwickelt in eine Geschichte

Inhalt als Verführung

Im Kampf mit dem Universum

Bis zum Ende gehen

Künstlich erzeugte Emotionen

Wohlwollende Dunkelheit

Die Alchemie der Schöpfung

Imagination oder Intuition

Verbunden sein

Aus dem Herzen malen

Schlechte Vorzeichen?

Die Künstlerecke

Würmer und Schönheit

Kreativität und Spiritualität

Intuition durchströmt mein Leben

Der Punkt ohne Wiederkehr

Einsichten

Gott oder eine Vorstellung von Gott?

Ein Zenmeister in der Westentasche

Der Seele begegnen

Natürliche Weisheit

Plötzlich zwei Welten

Der augenverschlingende Buddha

Die Ekstase des Malens

Die Verschiebung

Hinweise

Die zehn Grundregeln der Kreativität

Lehren zur Erinnerung

Farben, Abstraktionen und Vorlieben

Das fertige Bild ansehen

Die Bilder zeigen

Point Zero für alle Künste

Anhang

Pinsel, Farbe und Papier

Informationen und Kontakte

Danksagungen

Über die Autorin

Zu diesem Buch

Ich bin leidenschaftliche Malerin. Seit meinem zwanzigsten Lebensjahr hat das Malen mein Leben mit Freude erfüllt. Vor allem jedoch hat es mir ermöglicht, das Mysterium meiner Seele zu erforschen. Als ich zum ersten Mal entdeckte, welche Macht dem Malen innewohnt, fühlte ich mich sehr gesegnet – ich glaubte, den Zugang zur Kreativität beinahe verpasst zu haben. Sofort wollte ich meine Entdeckung mit anderen teilen, und meine Begeisterung ließ mich zur Lehrerin werden. Fast dreißig Jahre lang habe ich mit großer Freude beobachtet, wie Tausende von Menschen ihre Ängste überwanden, alte Muster durchbrachen und Zugang zu jenem wundervollen, mysteriösen Ort der Schöpfung und der Seelenerforschung fanden.

Von Beginn hatte ich bei meinem Unterricht das Gefühl, dass zu viel von mir abhing. Zu oft musste ich hören: „Ich kann nicht alleine malen! Ich verliere meine Freiheit und bin blockiert!“. Ich musste herausfinden, wie ich meinen Schülern beibringen konnte, sich ganz auf sich selbst zu verlassen.

In meinem ersten Buch, Life, Paint and Passion, hatte ich die Grundprinzipien kreativer Freiheit beschrieben. Ich hatte versucht, die Kreativität zu entmystifizieren und jedem verfügbar zu machen, unabhängig von Talent und Techniken. Ich hatte auch die kreativen Blockaden und ihre Auswirkungen detailliert beschrieben, aber noch keine praktische Möglichkeit zur Verfügung gestellt, mit ihnen umzugehen. In diesem Buch nun kann ich zu meiner Freude präsentieren, was ich in den letzten Jahren entdeckt habe: eine Methode, nach der jeder Mensch allein schöpferisch tätig sein und den Segen und die Freude erleben kann, die das intuitive Malen mit sich bringt.

Das vorliegende Buch stellt eine neue Methode vor, um das kreative Potenzial anzuregen und schöpferische Leidenschaft zu wecken. Es beschreibt praktische Verfahren zur Auflösung kreativer Blockaden, die auch die Inspiration beflügeln. Ich glaube, dass diese Nicht-Technik Ihre Einzigartigkeit, Ihre Originalität und Ihren persönlichen Stil fördert, ohne sie zu beeinflussen. Darüber hinaus weist dieses Buch nachdrücklich auf die Tiefe und spirituelle Schönheit der intuitiven Kraft hin – auf ihre heilenden und erweiternden Eigenschaften.

Point Zero gibt jedem, der schöpferisch tätig sein will, die praktischen Mittel in die Hand, um selbstständig alle Phasen des kreativen Prozesses zu meistern. Das Buch basiert auf einem tiefen Verständnis von Kreativität und zeigt dem Leser, wie er mit Hilfe einer Selbstbefragung Point Zero – die Quelle der Schöpfung – erreichen kann. Grundlage des Befragungsprozesses ist die Einsicht, dass Kreativität eines urteilsfreien, nicht zielorientierten Ansatzes bedarf, um zu blühen. Die vorgestellte Methode wird durch Fallbeispiele aus meinen Workshops und meiner eigenen Geschichte illustriert. Dieses Buch behandelt:

• die kreative Suche als leidenschaftlichen Forschungsweg in das Leben und den Geist (Spirit) sowie die dazugehörigen Hindernisse und erstaunlichen Entdeckungen,

• das Konzept von Point Zero, dem fruchtbaren Schoß der Schöpfung,

•die neue, nicht-invasive Selbstbefragungsmethode zum Umgang mit Zweifeln, Konflikten oder mangelnder Inspiration,

• die drei Drachen, die das Land der Kreativen Suche bevölkern – den Ergebnisdrachen, den Kontrolldrachen und den Bedeutungsdrachen –, und wie man ihnen am besten begegnet,

• die enge Verbindung und Beziehung zwischen Kreativität und Geist, die Macht der Kreativität, Herz und Seele zu erreichen, wo Sie Heilung und Weisheit finden.

Wenn Sie sich danach sehnen, schöpferisch tätig zu sein und die Kreativität zu einem Teil Ihres Lebens zu machen, wenn Sie das suchen, was authentisch an Ihnen ist, dann lade ich Sie ein, mir in das große Abenteuer der Schöpfung zu folgen – in eine Schöpfungskraft ohne Grenzen. Keine vorherige Erfahrung ist nötig. Sie brauchen nicht besonders inspiriert oder begabt zu sein. Begleiten Sie mich auf eine Forschungsreise in die Kreativität anhand der magischen Lehren von Point Zero.

1

Entfesselte Kreativität

Ein beseelter Zufluchtsort

Als Kind liebte ich das Schwindelgefühl, das entstand, wenn ich mich fragte: „Was befindet sich am Rande des Universums? Was findet man vor, wo alles andere aufhört?“ Ich versuchte oft, dort hinzugehen und herauszufinden was passiert, wenn die Materie zu Ende geht. Mein Verstand suchte in alle möglichen Richtungen, begierig, diesen Bereich zu erforschen und das Unbekannte zu erspähen. Ich gab erst auf, wenn ein merkwürdiges Wirbeln in meinem Kopf zu spüren war. Dann wusste ich, dass ich für dieses Mal so weit wie möglich gegangen war. Ich genoss diese mysteriöse Wahrnehmung, auf die – ganz von selbst – ein bekanntes, sanftes Schwindelgefühl folgte. Ich hatte mein Bewusstsein bis an seine Grenzen ausgedehnt. Immer wenn ich diese unglaubliche Stelle erreichte, kam sie mir völlig vertraut vor. Mit Sinnen, die sich in neue Dimensionen ausdehnten, erkannte ich, dass dies der Ort war, von dem ich kam – jenseits aller Begrenzungen wie Alter, Körper und Name, jenseits des engen Raumes, der mir als Mensch zustand. Indem ich versuchte, meine Frage zu beantworten, gelangte ich in eine Weite, die ich als mein Zuhause erkannte. Ich war angekommen.

Als ich Jahre später an den Punkt kam, wo ich mir erlaubte, mich völlig frei auszudrücken, entdeckte ich, dass kreatives Malen dieselbe Wirkung auf mich hatte. Immer wenn ich zuließ, dass meine Hand von einem inneren Impuls geführt wurde, kamen Energien ins Spiel, die meinen Willen oder mein Verständnis weit überstiegen. Ich betrat jenen ursprünglichen Ort am Rande der Materie, jene andere Seite der Wirklichkeit. Das Malen verlangsamte meine Verstandesaktivitäten oder schloss sie einfach kurz. Ich wurde in die große Weite geführt, wo sich das Bewusstsein von seinen Gedanken und seinem Wissen befreit. Geleitet von einem wahrscheinlich uralten Impuls verlor ich mein Zeit- und Raumgefühl. Es war egal, was da gemalt wurde. Mein Sein ritt still und sanft auf der Welle, und war sich kaum des kleinen Ausschnittes bewusst, in dem die Malerin ihr Bild malte. Alle Lebenssorgen lösten sich auf wunderbare Weise in Nichts auf. Mein vertrautes Selbst schien gar nichts zu tun, während ich malte. Es geschah alles von selbst. Ich erinnerte mich daran, dass mir dieses Gefühl, einer größeren Realität anzugehören, zutiefst vertraut war. Ich hatte das alles nur vergessen.

Kleine Kinder gehen regelmäßig zu jenem magischen Ort. Dort ruhen sie sich aus und tanken auf, um in der Welt des Wissens zurechtzukommen, in der täglich hunderte von Konzepten auf sie losgelassen werden, die ihnen allmählich die Fähigkeit rauben, diesen beseelten Zufluchtsort aufzusuchen. Ich merkte, wie verzweifelt es mich danach dürstete, mir selbst dort zu begegnen.

Unbändige Freude erfüllte mich, als ich die tiefe Bedeutung, die verborgene Schönheit und die Intelligenz erkannte, die dem schöpferischen Akt zugrunde liegen. Das geschah in einem Malatelier für Kinder: Plötzlich gab es keine Regeln und Erwartungen mehr, und ich entdeckte die unbegrenzte Macht meiner Intuition. Das, was ich vom Leben wollte, verlief nach keinem übergeordneten Schema mehr und erfüllte kein tieferes Ziel. Der Schöpfungsakt führte mich zwangsläufig über meine engen Grenzen, meine Gedanken und meine Selbstidentifikation hinaus. Er ließ nicht zu, dass ich an Bekanntem festhielt, sondern zerbrach meine Ketten und gab mir die Freiheit zu forschen.

Von da an war mein Vertrauen vollkommen. Was konnte ich mir sonst noch wünschen? Der schöpferische Strom floss von selbst den Berg hinab und bahnte sich seinen Weg durch Felsen, Erdschichten, Regen, Gewitterstürme und klares Wetter. Sein Flusslauf würde sich mit Sicherheit auf die harmonischste Weise – die einzig mögliche – entfalten. Ich hatte meine Führung gefunden, und diese Führung wurde von etwas für mich Unsichtbarem beseelt. Bislang hatte mein erwachsener Verstand nur einen kleinen Ausschnitt der Existenz wahrgenommen. Doch jetzt konnte mir der Schöpfungsakt dabei helfen, diese Begrenzungen zu überwinden. Im schöpferischen Tun konnte ich mich ausdrücken und an der Freiheit entzücken.

Als ich die Erwachsenen noch mit Kinderaugen betrachtete, hatte ich mich gewundert, warum sie das Wichtigste immer verpassten und nie die äußerste Grenze des Lebens berührten. Damals wurde ich zwischen zwei Welten hin- und hergezogen – der üblichen Welt der Dinge und Menschen, und jener anderen, weiten und mysteriösen Welt. Nun endlich begann die Kreativität der Schale meiner Überzeugungen Risse zuzufügen. Meine schöpferische Leidenschaft wurde zur Brücke zwischen dem Hintergrund aller Dinge und mir selbst. Ich erreichte den Ort, an dem es kein Zurück mehr gibt – den Punkt völligen Verschmelzens mit der Kreativität – und meine Leidenschaft richtete sich auf die Suche nach dem, was jenseits der Grenzen des Universums liegt. Und was mir dort begegnete, hatte ich schon als Kind fast berührt. Ich begegnete dem Geist (Spirit).

Die Rose – der erste Schritt in die Kreativität

Sonntags zog sich mein Vater gerne in sein Arbeitszimmer zurück, um schwarzweiße Familienfotos zu kolorieren. Das ist eine sehr präzise und feine Aufgabe, und er konnte Stunden damit zubringen, eine Farbschicht nach der anderen aufzutragen und den Bildern ein völlig neues Aussehen zu verleihen.

In jungen Jahren hatte mein Vater davon geträumt, Maler zu werden. Er liebte die Kunst, doch seine Eltern hatten ihm vor Augen geführt, wie wichtig es war, einen ordentlichen Beruf zu ergreifen, um seine zukünftige Familie zu ernähren. Er hatte klein beigegeben. „Sie hatten ja Recht“, sagte er oft am Mittagstisch und ließ seinen Blick gedankenvoll über uns – seine sieben Kinder – schweifen. Mein Vater war Ingenieur geworden, aber sein Traum war immer noch lebendig.

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