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Fotografieren bei Unwetter, Schnee und Nebel - Gewitter und Stürme mit einem Storm Chaser fotografieren - Meteorologische Kenntnisse für optimale Fotos - Spektakuläre Beispielfotos und -projekte - Bildbearbeitung und Kombination von Multishot-Aufnahmen in Lightroom und Photoshop Für Landschaftsfotografen ist das Wetter eine unerschöpfliche Quelle für spannende Fotomotive. Denn Wetter hat viele Gesichter – vom stimmungsvollen Morgennebel mit Sonnenharfen bis hin zum gewaltigen Wolkenbruch, von der pastellfarbenen Himmelskulisse bis zur vom Schnee verwehten Landschaft. Stürme, Tornados und Gewitter zählen zu den größten Herausforderungen für Wetterfotografen und garantieren gleichzeitig spektakuläre Aufnahmen. In seinen Grundlagenkapiteln vermittelt der Autor das erforderliche meteorologische Wissen und zeigt Ihnen, wie Sie mit Tools im Internet und als Apps Wettersituationen lokalisieren und Ihre Touren planen können. In den Praxiskapiteln nimmt er Sie mit auf seine packend erzählten Jagden, die nicht selten in einem Wettlauf mit der Zeit enden. Aus dem Inhalt: - Inspiration, Bildidee und Vision - Meteorologie des Gewitters – Gewitterarten und Wolkenstrukturen - Praxis – Superzellen, Wallclouds und Tornados - Meteorologie des Nebels - Praxis – Wald- und Bodennebel, Sonnenharfen, Schnee und Eis - Equipment, Bildgestaltung und Belichtung - Bildoptimierung und Montage von Panoramen und Fokusstapeln
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Foto: KrabMedia B. V.
Gijs de Reijke arbeitet als Geografielehrer in den Niederlanden. Spektakuläres Wetter ist seine große Leidenschaft. Um eine Superzelle abzufangen, scheut er keine Mühen und fährt dafür bis nach Frankreich. Auch Locations mit dichtem Nebel oder Schnee sind beliebte Fotoziele. Als ausgebildeter Pädagoge versteht es Gijs wie kein anderer, sein Wissen und seine Erfahrungen in diesem Buch zu vermitteln.
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Gijs de Reijke
Dramatische Fotos von Gewittern, Sturmfronten,Nebel und Schnee aufnehmen
Übersetzung aus dem Niederländischen von Rolf Dräther
Gijs de Reijke
gijs.de.reijke
Lektorat: Rudolf Krahm
Lektoratsassistenz: Friederike Demmig, Julia Griebel
Übersetzung: Rolf Dräther
Copy-Editing: Friederike Daenecke, Zülpich
Layout & Satz: Birgit Bäuerlein
Herstellung: Stefanie Weidner
Umschlaggestaltung: Eva Hepper, unter Verwendung von Fotos des Autors
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
978-3-86490-973-3
978-3-98890-098-2
ePub
978-3-98890-099-9
1. Auflage 2024
Translation Copyright für die deutschsprachige Ausgabe © 2024 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17
69123 Heidelberg
Copyright der niederländischen Originalausgabe © 2022 by PiXFACTORY
Copyright Fotos: Gijs de Reijke
Titel der Originalausgabe: Weatherscapes – Handboek spectaculaire weerfotografie
PiXFACTORY, Watergoorweg 104, 3861 MA Nijkerk
ISBN: 978-90-79588-43-5
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Einleitung
1Vision
1.1Inspiration aus der Natur
1.2Wissen ist der Schlüssel
1.3Der begeisterte Spinner
1.4Unterfüttert durch Wissen
1.5Praxisbeispiele sind anregend
1.6Ich nehme Sie mit in meine Geschichten
1.7Auf zum Waldnebel
2Gewitter – Theorie
2.1Mit Gewittern arbeiten
2.2Aufsteigende Luft – Konvektion
2.3Ladungsverteilung und Blitze
2.4Blitzarten
2.5Gewitterarten
2.5.1Windscherung
2.5.2Wolkenstrukturen
2.5.3Einzelzellen (Single Cells)
2.5.4Impulsgewitter
2.5.5Multizellen (Multicells)
2.5.6Superzellen
2.5.7Bogenechos (Bow Echoes)
2.6Wolkenstrukturen
2.6.1Wallclouds
2.6.2Arcus-Wolken
2.6.3Mammatuswolken
2.7Eine Wettervorhersage erstellen
2.7.1Wettermodelle
2.7.2Aktuelle Wetterdaten
2.8Die Landschaft einbeziehen
2.9Sicherheit
3Gewitter – Praxis
3.1Modelldaten und die Realität
3.2Target Commitment
3.3Pech und Dusel: Aufgeben oder dranbleiben
3.4Spiel mit dem Feuer
4Nebel – Theorie
4.1Nebel schafft Stimmung
4.2Nebelentstehung – etwas Theorie
4.3Feuchtigkeit – Wasserdampf und Kondenswasser
4.4Die Temperaturverteilung in der Atmosphäre
4.5Luftfeuchtigkeit
4.6Wind
4.7Das Gelände
4.8Niederschlag
4.9Zusammenfassung … und dann an die Arbeit
4.10Die aktuelle Situation
5Nebel und Winterwetter – Praxis
5.1Nebel – Von der Vorhersage zur Realität
5.2Holländische Morgenstunden – Bodennebel
5.3Dampfendes Wasser
5.4Waschküchenwetter – ab in den Wald
5.5Berge und Täler
5.6Sonnenharfen
5.7Winterwetter
6Wetterfotografie
6.1Lernen durch Praxis
6.2Die Wahl des Equipments
6.3Die Kameras
6.4Die Objektive
6.5Die Stative
6.6Das Zubehör
6.7Eine Drohne
6.8Foto-Praxis: Fotografieren mit Blick auf die Bildbearbeitung
6.8.1Die Wahl der Komposition
6.8.2Die Belichtung
6.8.3Mehrere Fotos für ein Bild aufnehmen
7Bildbearbeitung
7.1Bildbearbeitung schafft einen eigenen Stil
7.2Erste Bearbeitung der Raw-Daten – ein Blitzfoto
7.3Fotos zusammenfügen
7.4Bilder aufräumen
7.5Ein fertiges Bild
7.6Erste Bearbeitung der Raw-Daten – Nebelfotos
Index
Danksagung
Auge in Auge mit der drohenden Sturmfront
Landschaft und Wetter gehören für mich zusammen. Gewitter und Nebel sind meine beiden größten Leidenschaften. Auf der Jagd nach diesen Phänomenen ist Wissen unverzichtbar – und das teile ich gerne.
Alte Eichen voller Charakter in den schottischen Highlands im Oktober 2019. Die grellorangen Blätter und das Moos an den bizarr geformten Zweigen erregen Aufmerksamkeit, doch ohne dichten Nebel wäre dieses Foto nicht halb so interessant.
»Sie würden sicher gern mal in den Vereinigten Staaten chasen, also jagen gehen, oder?« – Wenn ich jedes Mal, wenn mir diese Frage gestellt wird, einen Euro bekäme … Mein Lehrerherz ist meistens recht zufrieden, wenn der Fragesteller nicht von Hurrikans anfängt. Es gibt aber tatsächlich Stormchaser, die sich für so etwas begeistern und extra in die südlichen und östlichen Bundesstaaten der USA reisen, um das Auge eines solchen mächtigen Tiefdruckgebietes zu sehen. Meistens dreht sich das Gespräch dann um »diese Serie von Discovery Channel oder so«, die Menschen aus der Zeit von 2007 bis 2011 kennen. »Schließlich machen die Leute in der Serie das ja auch. Also man muss schon in die USA reisen, um Tornados zu sehen, die gibt es ja hier nicht.« Dann denke ich: »Sie müssen es ja wissen …« Und manchmal spreche ich es auch aus.
Vielleicht entsteht jetzt der Eindruck, dass mir die Art und Weise, wie das Thema zur Sprache gebracht wird, unangenehm ist, doch meist ist dem gar nicht so. Offenbar ist ja etwas hängen geblieben – beeindruckende Bilder, ein wenig geografisches Wissen oder ein Hauch der Atmosphäre, die man mit dem Erlebnis einer Sturmjagd verbindet. Das spricht für ein gewisses Interesse an einem Hobby, dem ich und eine begrenzte Anzahl anderer Menschen nachgehen. Mir gibt das die Gelegenheit, Menschen von Dingen zu erzählen, die sie nicht erwartet hätten. Sowohl beim Unterrichten als auch beim Schreiben dieses Buches bin ich immer bestrebt, andere zu verblüffen, anzuregen und zu inspirieren.
Ich habe lange über den Schwerpunkt dieses Buches nachgedacht. Worüber will ich wirklich schreiben – und worüber nicht? Muss der Teil zum Thema Meteorologie sehr technisch werden? Vielleicht sollte der Fokus auf der Fotografie selbst liegen? Oder sollte ich eher Anekdoten zum Besten geben, um den Lesern etwas von dem zu vermitteln, was ich vor Ort erlebe? Am Ende war die Entscheidung einfach: Alle diese Themen müssen zur Sprache kommen. Wissen ist oft von grundlegender Bedeutung, denn zu wissen, was wo und wann passieren kann, macht für mich den Unterschied aus, ob ich von einer Foto-Tour erfolgreich nach Hause komme oder mit leeren Händen. Was noch hinzukommt: Manche Dinge, die ich mache, sind nicht besonders sicher. Auto fahren bei gefährlichen Wetterverhältnissen ist die normalste Sache der Welt, und doch werde ich oft gefragt: »Haben Sie denn keine Angst vor Blitzen?« Die Antwort ist ein uneingeschränktes »Ja, doch«, und das gilt nicht nur für Blitze. Das Spiel mit dem Wetter ist auch ein Spiel mit den Risiken, die untrennbar mit den Wetterphänomenen verbunden sind, die als Motiv sehr fotogen sind oder, wenn das Motiv ein Objekt in der Landschaft ist, Atmosphäre schaffen.
Grelle Sonnenharfen an einem nebligen Herbstmorgen im Speulderbos im November 2020
In den ersten Monaten dieses Buchprojekts habe ich mir vor allem über eine Sache Gedanken gemacht: Was ist hilfreich für jemanden, der sich mit dem Wetter als wichtigem Bestandteil eines Landschaftsfotos beschäftigen will? Dabei wurde mir schnell klar, dass es nicht möglich ist, ein »Handbuch Stormchasing« zu schreiben, denn das erforderliche Maß an Theorie und vor allem der Schwierigkeitsgrad würden für viele begeisterte Menschen einen Schritt zu weit gehen. Zudem werde ich nicht auf alle Wetterbedingungen eingehen, die zu einem schönen Foto beitragen können. Schlimmer noch – neben der Jagd nach Gewitterfotos gehe ich lediglich auf einen einzigen anderen Wettertyp ausführlich genug ein, um ihn zum Hauptthema zu machen: Nebel. Dieses Buch ist auch kein Grundkurs zur Landschaftsfotografie und kein Komplettpaket von Bildbearbeitungsanweisungen. Was ist es denn dann? Eigentlich ein bisschen von allem. Nicht genug, um Sie im Handumdrehen und zu einem Spottpreis mit allem erforderlichen Wissen zu versorgen, aber doch genug, um zwei andere Dinge zu erreichen.
Das Allerwichtigste ist Inspiration. Gehen Sie raus, seien Sie kreativ und finden Sie eine Verbindung zu dem, was es zu sehen und zu fotografieren gibt. Vielleicht ist das nicht ganz ungefährlich, wenn es um ein Naturphänomen wie Gewitter geht. Deshalb teile ich meine Erfahrungen eher, um Ihnen Einblick in meine Arbeitsweise zu geben, und nicht so sehr, um Sie zum Nachahmen zu ermuntern. Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass jemand vom Blitz getroffen wird, nachdem ich ihn ermuntert habe, Gewitter zu jagen … Mit Nebel verhält es sich anders. Zudem ist dieses Phänomen auch einfacher zu erklären.
Das andere ist Ehrlichkeit in Bezug auf das, worauf es ankommt. Das Wissen um die Zusammenhänge in der Natur und wie Sie effektiv Fotos davon aufnehmen und bearbeiten, ist von grundlegender Bedeutung, wenn Sie mit diesem Hobby regelmäßig Erfolge erleben wollen. Das gilt genau genommen für alles, wofür jede Menge Motivation erforderlich ist. Dieses Buch ist kein wirkliches Handbuch, sondern will mit seiner Herangehensweise Ihnen einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen. Betrachten Sie es als einen ersten kleinen Schritt auf einer Entdeckungsreise, bei der vor allem Ihre Eigenverantwortung im Mittelpunkt steht, und weniger meine Art, die Dinge zu erleben und anzupacken. Natürlich schreibe ich etwas zu Ausrüstung und Kameraeinstellungen. Und es gibt auch ein paar ganz konkrete Tipps zur Bildbearbeitung. Meine Absicht ist es jedoch, Sie zum Nachdenken anzuregen, nicht zum Kopieren.
Also … würde ich nun gern in den Vereinigten Staaten auf Gewitterjagd gehen? Superzellen und Tornados jagen? Ja sicher, aber es ist nicht unbedingt erforderlich, denn die gleichen Phänomene lassen sich auch in den Niederlanden oder den umliegenden Ländern beobachten. Das trifft auf viele Dinge zu, die die Natur zu bieten hat. Ich investiere mein Geld, meine Zeit und vor allem meine Hoffnung lieber in andere fotografische Ziele. Wenn es mir mit diesem Buch gelingt, Menschen zu inspirieren, ihnen Wissen zu vermitteln und sie anzuregen, ein wenig genauer hinzusehen, dann sind meine Ziele erreicht. Die Geschichte hinter jedem Foto ist das, was zählt, und jedes Foto ist somit ein Stück Beweismaterial für diejenigen, die ihrer Naturerfahrung mehr Tiefe verleihen möchten.
Reif hängt nach einer nebligen, frostigen Nacht an den Zweigen einer jungen Birke. Hohes Venn, Belgien, Februar 2020
Heidelandschaft mit Felsenbirne im sonnendurchfluteten Nebel
Leidenschaft und Disziplin sind für mich zwei wesentliche Elemente beim Fotografieren. Eine unentbehrliche Hilfe im Streben nach dem besten Foto ist es, Wissen und Erfahrung zu sammeln. Damit lassen sich am Ende auch schwierige Ziele erreichen. Um zu vermitteln, was mich antreibt, erzähle ich Geschichten – Geschichten mit Bildern – die mich und Sie inspirieren sollen.
Wetter als Motiv, Wetter als Stimmungsmittel. Gibt es da eigentlich einen Unterschied? Das hängt davon ab, worauf ich in einem Foto den Fokus legen möchte. Oft bevorzuge ich die Arbeit mit Kombinationen. Meiner Erfahrung nach gibt es keinen Unterschied zwischen einem Wetter- und einem Landschaftsfotografen. Ganz gleich, ob Fotos einfach oder komplex sind, wichtig ist, dass sie immer einen guten Eindruck davon vermitteln, was mich in der Natur inspiriert: Das Besondere zu entdecken – sowohl im Alltäglichen als auch in selteneren Phänomenen. Ich möchte die Umstände, unter denen sich Schönes zeigen kann, so gut es geht verstehen. Nicht nur die Wetterverhältnisse, sondern auch das, was in Flora und Fauna und hoch oben in der Atmosphäre vor sich geht – und vielleicht sogar noch darüber hinaus. Wann findet man einen Blütenteppich ganz spezieller Waldblumen vor? Wann färbt sich das Laub von Lärchen, Birken und Buchen? Kann ich in diesem Jahr einen Meteorschauer ohne störendes Mondlicht fotografieren? Wo ist der richtige Ort, um ein schönes Foto von einem Kometen oder der Milchstraße aufzunehmen?
Gut Fußball spielen, kochen, unterrichten, tanzen oder singen zu können – das bekommt man nicht geschenkt, und Talent allein reicht nicht aus. Leidenschaft ist enorm wichtig, um schwierige Ziele zu erreichen. Sie ist die Triebkraft, die einen nach einem Sturz immer wieder aufstehen lässt. Die Disziplin, die sich daraus entwickelt, macht den Unterschied zwischen hartgesottenen Profis und Amateuren aus. Letzteren sind in Bezug auf das, was sie zu investieren bereit sind, engere Grenzen gesetzt. Zu erzählen, man wolle etwas erleben und tun, ist etwas anderes, als tatsächlich die richtigen Investitionen zu tätigen. Gelegenheiten, die sich zu einem bestimmten Augenblick und an einem spezifischen Ort bieten, ergeben sich manchmal noch ein zweites Mal, allerdings häufig erst viel später oder überhaupt nicht mehr.
Es kommt verhältnismäßig oft vor, dass etwas, wofür man sich total begeistert, mal nicht so toll ist. Das gilt auch für die Wetter- und Landschaftsfotografie. Damit meine ich nicht, in eiskalten Winternächten früh aufzustehen oder eine Party für das eine besondere Foto sausen zu lassen. Ich rede davon, alles zu geben und zu tun, was in diesem Augenblick möglich ist, und dennoch zu scheitern. Irgendwo draußen, erschöpft und aller Hoffnungen beraubt von der Erkenntnis, dass all das nicht genügt hat. Solche Situationen können alles verändern. Aufgeben? Es noch einmal versuchen? Es demnächst noch einmal in Erwägung ziehen? Leidenschaft kennt keine Grenzen, und wenn man nahezu obsessiv etwas erreichen will, erkennt man vielleicht, dass sich Chancen nicht ergeben, sondern dass man sie sich verschafft. Noch ein kleines Stück weiterfahren, noch ein wenig länger durchhalten, noch ein bisschen länger mit einer Mahlzeit warten.
Irgendwer hat mir einmal gesagt, dass ich Talent zum Fotografieren habe. Aber was soll das sein? Etwas Angeborenes zum Erkennen von Kompositionen? Die Geschwindigkeit, mit der ich die Fototechnik handhabe? Das Erlernen der Theorie von Wetter und anderen Naturaspekten? Ich habe nicht nur nicht verstanden, was damit gemeint war, sondern es frustrierte mich sogar, da meines Erachtens der Schlüssel zum Erfolg »hart arbeiten« bedeutet. Aber vielleicht besteht ja genau darin das Talent, wenn auch anders interpretiert. Den Punkt zu überschreiten, ab dem etwas für die meisten anderen Menschen nicht mehr normal ist. Als begeisterter Spinner lebt es sich durchaus bequem, da die Ziele fast heilig sind und alle erforderlichen Anstrengungen dazu beitragen, das Abenteuer noch intensiver zu erleben.
Allerwichtigstes Hilfsmittel im Ringen um Ziele ist zweifelsohne Wissen – erworben sowohl durch Theoriestudium als auch aus Erfahrungen. Wie lernt man, einen Ball in der Luft zu halten? Wie lässt man die Kupplung im Auto kommen, ohne den Motor abzuwürgen? Um das hinzubekommen, lernen Körper und Geist gemeinsam, die erforderliche Balance zu erspüren. Eine Harmonie zwischen Wissen und Fühlen. Bei der Wetterfotografie liegt der Fokus eindeutig auf dem Wissen, das man erlangt, wenn man mittels kognitiver Fähigkeiten reine Informationen in nützliche Fertigkeiten überträgt. Wissen entsteht erst, wenn Informationen Relevanz erlangen und man etwas aus eigenem Antrieb bzw. aus »intrinsischer Motivation« erreichen will. Wenn nicht nur das Ergebnis zählt, sondern auch, dass man es sich verdient hat.
Keine der meteorologischen Informationen, die ich in Wissen umwandeln konnte, stammt von mir. Meteorologen, Klimatologen und Stormchaser, oft in der Forschung tätig, haben fortgeschrittenen Amateuren wie mir all ihr Wissen zur Verfügung gestellt. Oft unwissentlich. Manchmal aber auch im vollen Bewusstsein, welchen Unterschied sie für abenteuerlich eingestellte Typen mit Kamera bedeuten. Das Gleiche gilt für meine Rolle als Geografielehrer am Gymnasium. Ich nutze sie und gebe sie wieder, aber all die klugen, bahnbrechenden Gedanken stammen von Menschen, die sich gut mit den Zahlen, also der Mathematik hinter den verschiedenen Wissenschaften auskennen. Vor allem ohne meteorologisches Wissen wäre ich als Stormchaser und Wetterfotograf völlig verloren.
Eine bereits schwächer werdende, aber noch immer gefährlich aussehende Superzelle über der Hügellandschaft nordöstlich von Reims, Frankreich, 19. Juni 2021
Sonnenharfen sorgen für eine warme Atmosphäre an einem Frühlingsmorgen auf dem Landgut Mariënwaerdt.
Was will ich Ihnen mit diesem Buch vermitteln? Jedes kleine meteorologische Detail, das sich bei der Jagd nach Gewittern anwenden lässt? Viel zu komplex. Wo und wann Nebel zu erwarten ist? Oder Schnee und Reif? Schon etwas einfacher, aber auch darum geht es nicht. Wie sieht es mit Wissen über die Landschaft aus? Mit genauen Standorten, Zeitpunkten und Bedingungen im Verlauf des Jahres, die das Verhalten von Vegetation und Tierarten beeinflussen? Ich werde regelmäßig interessante Fakten einstreuen, aber es ist nicht mein Ziel, eine Checkliste von Faktoren zu liefern.
Im Laufe der Jahre habe ich den Schwerpunkt meines Unterrichtsstils auf das große Ganze verlagert. Die Aufgaben sind verteilt: Was mache ich, was machen die Schüler? Ich lasse meine Schülerinnen und Schüler gern einen Teil selbstständig bearbeiten, zum Beispiel sich Begriffe erarbeiten, doch sie dürfen dabei immer um Hilfe bitten. Meine wichtigste Aufgabe ist, mit klaren Beispielen den Stoff zum Leben zu erwecken und den Fokus auf das Warum des Stoffes zu richten. Warum behandeln wir diesen Stoff in Form eines Kapitels? Warum müssen die einzelnen Abschnitte logische, annähernd mundgerechte Stücke sein … oder warum sollten sie es zumindest sein? Wie zeigt sich die Theorie in der realen Welt, insbesondere in der eigenen Umgebung und zum aktuellen Zeitpunkt? Anregen, inspirieren und zusammenfassen – im Gespräch mit dem einzelnen Schüler oder der gesamten Klasse. Da das ein Buch ist, fällt es mir schwer, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen. Dennoch möchte ich dasselbe erreichen: vermitteln, welche Informationsquellen es gibt, wie sie zu interpretieren sind, und was das für konkrete, zukünftige Situationen bedeuten kann. Das sind die wichtigsten Fähigkeiten, mit denen man sowohl Schulstoff verstehen als auch effektiv lernen kann, mit dem Wetter als wesentlichem Faktor in der Landschaftsfotografie umzugehen: Welche Theorien gibt es zur Entstehung bestimmter Gewitterarten? Inwieweit spiegeln sie sich in den Daten von Wettermodellen wider? Lässt sich daraus ableiten, was an einem konkreten Ort zu einer bestimmten Zeit in naher Zukunft passieren wird? Welche Erfahrungen ziehe ich hinzu, um mein Vorwissen zu erweitern und fehlerhafte Annahmen zu korrigieren? Kurzum: Ich verwende Praxisbeispiele, um den Lernprozess zu stimulieren und effizienter zu machen, anstatt jedes wettertechnische Detail zu beleuchten. Auf das große Ganze kommt es an, die Detailarbeit bleibt denjenigen überlassen, die darauf mit der eigenen Fotografie eingehen wollen.
Im Osten des Landes stehen alte, charaktervolle Bäume häufig allein mitten auf Äckern und Weiden. Dichter Nebel lässt die Umgebung völlig unsichtbar werden, und so haben Sie die Möglichkeit, ein minimalistisches Bild aufzunehmen.
Ich möchte anderen das Unerwartete zeigen, es sie miterleben lassen. Das ist meine Motivation, Geschichten zu erzählen, sei es nun visuell, verbal oder schriftlich. Meistens muss man nicht zu fernen, populären Locations fliegen, um die schönsten und beeindruckendsten Naturphänomene, insbesondere meteorologische, mit eigenen Augen beobachten zu können. Gleich vor der eigenen Haustür lässt sich für alle, die es wahrnehmen können und wollen, eine Menge erleben. Dieses Buch ist voller Fotos und Geschichten. Als kleiner Vorgeschmack folgt hier eine erste Anekdote, in der meine beiden liebsten Wetterarten eine Rolle spielen.
Betrachten wir ein Luxusproblem. Laut den Wetterkarten einiger ziemlich zuverlässiger Wettermodelle könnte sich vor der Küste Zeelands in den Niederlanden über Nacht ein Gewitterkomplex entwickeln, möglicherweise mit fotogenen Blitzen. In den Regionen Achterhoek und Twente hat es vor Kurzem über einem Gebiet einige kurze Regenschauer gegeben, ohne dass ein Gewitter entstanden ist. Etwas später soll es dort windstill werden und der Himmel soll aufklaren. In den östlichen Provinzen weisen also die Bedingungen alle in eine Richtung: Nebel. Ein Dilemma ist entstanden. Was soll ich fotografieren?
Ich muss mich entscheiden, denn die Entfernung zwischen Zeeland und dem Achterhoek ist zu groß, als dass man sie vor Sonnenaufgang bewältigen könnte. Es ist Juli 2019. Ein Gewitter ist zu dieser Jahreszeit keine Seltenheit. Eine massive Schicht aus dichtem Nebel im Wald hingegen schon. Meine erste ernsthafte Inspiration bezüglich Waldfotografie liegt etwa zwei Jahre zurück, und in der Fotomappe gibt es noch kaum Sehenswertes, das auch nur annähernd dem nahekommt, was ich gern fotografieren würde. Zudem lässt sich Nebelbildung etwas einfacher anhand von Modelldaten und aktuellen Messwerten vorhersagen.
Zum ersten Mal gebe ich Nebel den Vorrang vor Gewitter. Nach einer sehr kurzen, unruhigen Nacht von höchstens ein paar Stunden Schlaf steige ich mit einer Mischung aus Enthusiasmus und Anspannung ins Auto und fahre dorthin, wo Nebel sein soll. Die Messstationen nahe der Foto-Location geben ausreichend Anlass zu Hoffnung, aber keine Sicherheit. An einer Tankstelle auf der Veluwe, an der ich kurz halten muss, schaue ich in die Live-Blitzortungs-App. Gewitter vor Zeelands Küste. Für alle, die mich etwas besser kennen: Ich neige dazu, unter sicheren Bedingungen kreative Kombinationen von Schimpfwörtern zu äußern – und das war so ein Moment. »Ach, vielleicht ist das Gewitter ja gar nicht so fotogen.« Nun, es gibt eine deutsche Website, die nicht nur anzeigt, wo Blitze auftreten, sondern auch, ob nur Entladungen innerhalb der Wolke oder auch zwischen Wolke und Boden stattfinden. Fast immer überwiegt Letzteres, so auch jetzt. Glücklicherweise. Nicht dass das an meiner Situation etwas geändert hätte. Zeeland ist zu weit weg, und die Dämmerung war bereits angebrochen. Ohne zu zögern, setzte ich den Weg nach Osten fort und fand bei meiner Ankunft genau das vor, worauf ich gehofft hatte. Der Schauer vom Vorabend war winzig und kurz gewesen und daher sehr lokal, jedoch genau über der von mir gewählten Foto-Location. Der Wald ist klatschnass, kein Lüftchen regt sich und der Himmel ist klar und kalt. Vom Auto aus schaue ich in eine lange, imposante Buchenallee, die ich unter anderem aus den brillanten Fotoarbeiten von Martin Podt kenne. Somit besteht zwar keine Chance auf eine wirklich authentische Aufnahme, wenn es so etwas überhaupt gibt, aber doch auf ein atmosphärisch dichtes Bild von einem außergewöhnlich schönen Ort.
Die Entscheidung für Nebel statt Gewitter wird schon vor Sonnenaufgang belohnt.
Das Ende der Baumkathedrale ist kaum zu erkennen. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Das grüne Laub und der bläuliche Nebel geben dem Ganzen eine düstere Stimmung. Die Feuchtigkeit hat die herabgefallenen Buchenblätter rot verfärbt. So entsteht eine bunte, jedoch aufgrund des fehlenden direkten Sonnenlichts zarte Farbpalette. Die Texturen und Farben an den Stämmen der Bäume, die an einer offenen Stelle weiter vorn in der Allee stehen, sind durch das dort intensiver einfallende Umgebungslicht besser sichtbar. Ich baue meine Kamera in Bodennähe auf, im Hochformat und ausgestattet mit einem Telezoomobjektiv. Nach mehreren Aufnahmen beschließe ich, tiefer im Wald nach weiteren Kompositionen zu suchen. Ich bin mit dem, was ich habe, bereits zufrieden, aber eine Chance auf mehr lasse ich nicht einfach so sausen. Inspiriert vom Anblick, der sich mir bietet, will ich das Erlebnis noch durch etwas Audio verstärken. In meiner Hosentasche stecken Handy und Ohrhörer. Im Augenblick ist niemand sonst in der Nähe, sodass ich, ohne jemanden zu stören, tun und lassen kann, wonach mir der Sinn steht. Als ich »Balin’s Tomb« abspiele, einen der vielen brillanten Titel, die Howard Shore für »Der Herr der Ringe« komponiert hat, laufen mir Schauer über den Rücken. Vor allem das erste Stück, das in »Der Herr der Ringe: Die Gefährten«, dem ersten Teil der Filmtrilogie, zu hören ist, als die Reisegesellschaft durch Moria zieht, passt nahezu perfekt zur Umgebung und Stimmung in der nebligen Buchenallee. Fans des Films verstehen sicher, was ich meine.
Der wirklich dichte Nebel hält sich nicht lange, aber doch lange genug, um noch ein paar weitere Fotos machen zu können.
Die Musik endet, als ich etwas weiter entfernt eine Stelle entdecke, an der sich vielleicht ein schönes Foto aufnehmen lässt. Wieder bin ich am Beginn einer Allee, dieses Mal aus Douglastannen. Mir fällt eine kleine Gruppe Farne am Fuße eines der Stämme ins Auge. Es ist noch neblig genug, um damit zu arbeiten, aber das wird sich sicher schnell ändern, wenn die Sonne, die nun sicher bereits über dem Horizont steht, die Luft immer weiter erwärmt und dadurch die Bedingungen für Nebel schwinden. Ich gehe schnell und konzentriert vor, arbeite innerhalb der Tannenallee und um sie herum mit ein paar Kompositionen und mache mich dann auf den Rückweg zum Auto, um von dort zu einer anderen, etwa 10 Fahrminuten entfernten Foto-Location aufzubrechen. Als ich dort ankomme, hat sich der Nebel schon ziemlich gelichtet, aber da ich nun mal hier bin, ist Herumstreifen und Erkunden die logischste Entscheidung. Hier und da gelingt mir noch ein Foto, aber nichts, was mit den Bildern von früher am Morgen vergleichbar wäre. Der Schlafmangel und die gelaufenen Kilometer machen sich bemerkbar. Es ist genug. Zeit, nach Hause zu fahren.
Unter den Buchen eines fotogenen Landguts packe ich meine Kamera in die Tasche und höre dabei etwas, das nicht zum ruhigen, stabilen Wetter eines nebligen Morgens passt: Donner! Direkt über mir hängt in diesem Moment ein kleines Gewitter, von dem kaum ein Tropfen durch das Blätterdach des Waldes dringt. Das Grummeln stammt von einigen Entladungen direkt innerhalb der Wolke, weit oberhalb des grauen Nebels, in dem ich im Augenblick stehe. Angesichts der Umstände – strukturlose Wolken und keinerlei sichtbare Blitzkanäle, die man fotografieren könnte – beschließe ich, statt zu fotografieren lieber den Klängen zu lauschen, durchaus mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Ich hatte mich entschieden, das Wetter als Stimmungsverstärker für die Waldfotografie statt als Motiv für Gewitterfotografie zu nutzen, doch es ist ein besonderes Erlebnis, beiden Phänomenen mehr oder weniger zum selben Zeitpunkt zu begegnen.
Gewitter über der violetten Heide des Herikhuizerveld. Durchaus mal etwas anderes als ein Sonnenaufgang.
Die Rotation der Windräder wirkt bei einer Belichtungszeit von 2 Sekunden dynamisch.