Pretty Savage - Süßer als Verrat - Tami Fischer - E-Book

Pretty Savage - Süßer als Verrat E-Book

Tami Fischer

0,0
12,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Nichts ist süßer Verrat – außer wenn du selbst dabei zerbrichst …

Nach allem, was Sarah in New York erlebt hat, weiß sie nicht mehr, wem sie noch glauben kann. Selbst Monroe und ihrer eigenen Zwillingsschwester Payton misstraut sie. Zudem muss sich Sarah eingestehen, dass sie mehr als nur Freundschaft für ihren Nachbarn Holden zu empfinden beginnt. Um ihre Rachepläne nicht zu gefährden, beschließt sie, die skrupellosen Spielchen der High-Society-Clique weiter mitzuspielen. Was sie nicht weiß: Jemand hat sich an ihre Fersen geheftet und droht, weit mehr als nur ihre wahre Identität zu lüften …

Mit Playlist im Buch!

Nie war der Enemies-to-Lovers-Trope skandalöser – Die Manhattan-Elite-Reihe bei Blanvalet:
Band 1: Pretty Scandalous – Heißer als Rache
Band 2: Pretty Savage – Süßer als Verrat
Band 3: Pretty Shameless – Gefährlicher als Liebe

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 745

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Buch

Nach allem, was Sarah in New York erlebt hat, weiß sie nicht mehr, wem sie noch glauben kann. Selbst Monroe und ihrer eigenen Zwillingsschwester Payton misstraut sie. Zudem muss sich Sarah eingestehen, dass sie mehr als nur Freundschaft für ihren Nachbarn Holden zu empfinden beginnt. Um ihre Rachepläne nicht zu gefährden, beschließt sie, die skrupellosen Spielchen der High-Society-Clique weiter mitzuspielen. Was sie nicht weiß: Jemand hat sich an ihre Fersen geheftet und droht weit mehr als nur ihre wahre Identität zu lüften …

Autorin

Tami Fischer wurde 1996 geboren und lebt zusammen mit ihrer Familie und zwei faulen (aber niedlichen) Katzen in Hessen. Die gelernte Buchhändlerin ist Autorin von mehreren SPIEGEL-Bestsellerromanen, arbeitet neben dem Schreiben als Hörbuchsprecherin und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit Reisen, dicken Büchern, gutem Essen oder einem Serienmarathon. Auf Instagram und TikTok tauscht sie sich zudem gern mit ihren zahlreichen Leser*innen aus und gibt Einblicke in ihren kreativen Alltag.

Weitere Informationen unter: www.instagram.com/tamifischer/www.tiktok.com/@tamifischerr

Von Tami Fischer bereits erschienen Pretty Scandalous

TAMI FISCHER

Süßer als Verrat

Roman

MANHATTAN ELITE BAND 2

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Originalausgabe 2024 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright © 2024 by Tami Fischer

Redaktion: Angela Kuepper

Umschlaggestaltung: Anke Koopmann | Designomicon

Umschlagmotiv: © Elm Haßfurth | birbstudio.com

DK · Herstellung: sam · DiMo

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-30166-8V001

www.blanvalet.de

Liebe Leser*innen, dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Deshalb findet sich am Ende des Buchs eine Triggerwarnung.Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.Wir wünschen allen das bestmögliche Leseerlebnis.Tami Fischer und der Blanvalet Verlag

Für Rebecca

Playlist

Babylon – Barns Courtney

Wanted – Todrick Hall

Pretty Savage – BLACKPINK

Anti-Hero – Vitamin String Quartet (Taylor Swift)

Venus Fly Trap – MARINA

god sent me as karma – emlyn

Eat Your Young – Hozier

Mount Everest – Labrinth

All For Us – Labrinth, Zendaya

Fucked My Way Up To The Top – Lana Del Rey

Big Mouth – Santigold

Creator – Santigold

Dysmorphia – girli

Thriving – UPSAHL

FU In My Head – Cloudy June

ROLLINGSTONE – Brent Faiyaz

Phases – Majid Jordan

Learn from Each Other – Majid Jordan

Venus in Gemini – DEZI

BOYCRAZY – Nicky Buell

Out Of My System – Louis Tomlinson

Call U After Rehab – Devon Cole

I Really F**ked It Up – girli

How Villains Are Made – Madalen Duke

Prolog Aller Anfang ist (un)schuldig

Payton

Ein Jahr zuvor, Sommer

Es war einmal ein seltsames Mädchen, das vor den altehrwürdigen Toren einer Eliteuniversität stand und in Tränen ausbrach. Nicht weil es traurig war – sonst hätten all die jungen Leute, die an ihm vorbeiliefen und den Campus betraten, es nicht mit derart neugierigen Blicken bedacht. Sondern weil es sein Glück kaum fassen konnte. Denn es wusste, dass nun ein neues Leben beginnen würde. Dass es an dem Ort seiner Träume angekommen war.

Dieses Mädchen war ich.

Schniefend tupfte ich mir die Augenwinkel ab. Für meinen ersten Tag an der Columbia hatte ich Make-up und Wimperntusche aufgetragen, was ich sonst echt selten tat, weil beides so teuer war. Auf keinen Fall wollte ich es gleich verschmieren. Außerdem hatte ich für den heutigen Anlass mein Lieblingssommerkleid angezogen, das ich vor einigen Wochen in einem Secondhandladen gefunden hatte. Es war knielang und kornblumenblau, mit dünnen Trägern und einem schmalen Gürtel. Die Verkäuferin hatte regelrecht darauf bestanden, dass ich es nahm, und mir sogar zwei Dollar Nachlass gegeben, weil der Farbton meiner hellbraunen Haut angeblich so schmeichelte und weil dieser tolle Schnitt wohl wie für mich geschaffen war.

Ich atmete tief durch und fuhr mir durch die langen dunkelbraunen Wellen. Ok, Payton, du schaffst das. Heute beginnt dein neues Leben!

Und dann tat ich es: Ich betrat das Gelände der Columbia University. Euphorie erfüllte mich von Kopf bis Fuß und kribbelte bis in meine Fingerspitzen. Nicht wieder heulen! Du willst doch nicht den Rest des Tages wie ein Panda herumlaufen!

Der Weg zwischen Kent Hall und Hamilton Hall war von dichten Bäumen gesäumt, durch die ein beinahe magisches grünes Licht fiel. Unzählige Studierende strömten wie ich auf den Campus, und ich wurde Teil des wuseligen Stroms. Manche schienen sich zu kennen, lachten und redeten miteinander oder sprangen sich in die Arme, als hätten sie sich den ganzen Sommer über nicht gesehen. Andere wirkten etwas verloren und schienen mithilfe ihrer Handys herausfinden zu wollen, wo sie hinmussten. Ich saugte alles wie ein Schwamm in mich auf. Dann legte ich den Kopf in den Nacken, um in die Kronen der alten Bäume hinaufzuschauen. Der sanfte Sommerwind ließ die Blätter tanzen und die Sonne immer wieder durchblitzen. Die braunroten Gebäude zu beiden Seiten hatten etwas Majestätisches an sich. Sie waren so hoch. So riesig. Mit wunderschönen Details und Säulen aus weißem Kalkstein. Wirklich kunstvoll, mit unglaublich viel Liebe zum Detail, besonders um die Fenster an den Untergeschossen und um die Portale herum. Es juckte mich in den Fingern, von absolut allem, was ich sah, Fotos zu schießen. Aber ich musste sparsam sein, nicht nur mit meinem begrenzten Speicher, sondern auch mit meinem Akku.

Ich kam mir ein wenig albern vor, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu grinsen, während ich weiterhin gegen die Tränen ankämpfte. Hoffentlich waren meine Augen nicht verquollen. Ich wollte nicht grinsend und verheult den ersten Tag meines Architekturstudiums starten. Aber sei es drum. Dann war ich eben die seltsame Studentin in meinen heutigen Kursen.

Ich richtete den Riemen meiner alten Tasche auf der Schulter und öffnete auf meinem Handy die Karte des Campus. Dabei entdeckte ich, dass meine Zwillingsschwester Sarah mir schon auf meine letzte Nachricht geantwortet hatte, und das trotz des Zeitunterschieds zwischen New York und San Francisco.

Hab du auch einen tollen ersten Tag!! Wir rocken das. Auch wenn wir nicht am selben Campus sein können. Lass uns später facetimen, ja? Ich vermisse dich jetzt schon.

Meine Finger huschten über das Display und tippten eine rasche Antwort.

Ich vermisse dich auch schon so! Und erzähl mir später alles von dem süßen Typen, der in dem Bagel-Laden nahe eurer WG arbeitet. Ich wünschte, ich könnte bei euch sein. Ich wünschte, du, Laurel und ich könnten gemeinsam in einer WG leben, das wäre so cool.

Ich blieb stehen und runzelte die Stirn, dann löschte ich die letzten beiden Sätze. Sarah hatte es schon schwer genug, dass sie nicht auch an der Columbia angenommen worden war. Es lag zwar nicht an mir, dass wir nicht zusammen studieren konnten, dennoch wollte ich kein Salz in die Wunde streuen. Deshalb fügte ich bloß ein paar Emojis hinzu und schickte ein GIF von einer klatschenden Taylor Swift hinterher, ehe ich die Nachricht sendete.

Im nächsten Moment ploppte eine Warnmeldung auf, dass mein Akkustand sich unter zehn Prozent befinde. Ich unterdrückte ein Stöhnen. Dieser verdammte kaputte Akku! Die eineinhalb Stunden von meiner kleinen WG in Brooklyn bis hierher hatte ich unentwegt Musik gehört und Bilder durch das dreckige Fenster in der Subway geschossen, wann immer die Skyline von Manhattan hinter dem glitzernden East River aufgeblitzt war. Und jetzt hatte ich den Salat. Wie zum Teufel sollte ich heute ohne Handy zurechtkommen? Und wie hatte ich nur vergessen können, eine Powerbank mit nach New York zu nehmen? Meine Mom hatte ja so recht gehabt, als sie mich ungefähr hundert Mal vor meinem Abflug gefragt hatte, ob ich auch wirklich alles eingepackt hätte, was ich brauchte. Sie hatte wie immer gewusst, dass ich etwas Wichtiges vergessen würde. Typisch. Mein altes Handy machte mir ja auch nicht erst seit Kurzem Probleme. Ich war so ein Schaf. Dann würde ich wohl in eine Powerbank investieren müssen. Das war fürs Erste zumindest günstiger als ein neues Handy.

Ich öffnete wieder meine Karte und suchte ein Gebäude namens Avery Hall. Okay. Sie befand sich an der Low Memorial Library. In Avery Hall und in Fayerweather Hall, die offenbar gleich daneben war, würden die meisten Kurse und Veranstaltungen meines Studiums stattfinden. Alles klar, das konnte ich mir merken. Ich würde mich schon nicht verlaufen. Wenn ich außerdem Glück hatte, gab es irgendwo physische Campuspläne. Die Columbia University war gigantisch. Sie sah aus wie eine eigene Stadt mitten in der Stadt, und der Hauptcampus erstreckte sich über mehrere Blöcke. Die Gebäude aus braunrotem Backstein und ihre unglaublichen türkisfarbenen Dächer aus angelaufenem Kupfer nahmen fast den gesamten Stadtteil Morningside Heights ein. Zwischen ihnen gab es gepflegte Grünflächen mit uralten Bäumen und rot gepflasterte Wege.

Mein Herz schlug so schnell wie die Flügel eines Kolibris. Ich steckte das Handy ein, tupfte mir noch einmal die Augenwinkel trocken und trat unter den Bäumen des breiten Weges in gleißendes Sonnenlicht – und mit ihm in eine andere Welt. Und wieder überkam mich ein Schwall Gefühle. Ich faltete die Hände über dem Herzen zusammen. Da war sie, die imposante Butler Library! Auf der anderen Seite der Grünfläche ragte die strahlend weiße Low Memorial Library in den Himmel, mit ihrem eindrucksvollen Kuppeldach und der breiten Treppe, auf der die bronzene Alma-Mater-Statue stand! Zwischen den beiden Bibliotheken lag ein grün gesäumter, breiter Weg und der Low Plaza, das Zentrum des Campus mit Rasenflächen, Springbrunnen und den weiß-roten geometrischen Formen auf dem Boden …

Gott, in natura war das alles noch so viel wundervoller, als ich es mir erträumt hatte. Wieder wollten mir Freudentränen in die Augen schießen, diesmal hielt ich sie jedoch mit aller Kraft zurück. Schluss mit dem Rumgeheule, Payton!

Vor der Low Memorial blieb ich stehen und sah mich um. Zur Rechten befanden sich mehrere Gebäude mit jeder Menge Treppen und verwinkelten Zugängen, die ich auf der Karten-App gar nicht gesehen hatte. Ich blinzelte. Welches davon war nun Avery Hall?

Ich holte erneut mein Handy heraus. Der Lockscreen mit einem Foto von Sarah, unserer besten Freundin Laurel und unserem Berner Sennenhund Nacho leuchtete mir entgegen. Im nächsten Moment wurde der Bildschirm jedoch schwarz, und das Gerät schaltete sich aus.

»So ein Mist«, murmelte ich. Aber was sollte schon schiefgehen? Mir blieb noch über eine halbe Stunde bis zur Willkommensfeier der Erstsemester und ich hatte mir die Position des Fakultätsgebäudes ja eingeprägt. Also straffte ich die Schultern und lief los.

Selbstbewusst steuerte ich eines der Gebäude zu meiner Rechten an. Das musste es sein! Ich war mir ziemlich sicher. Doch dann entdeckte ich ein Schild und dort stand nicht Avery Hall, sondern Buell Hall.

Ein Seufzen entfuhr mir. So viel zum Einprägen.

Ich drehte mich um und lief zurück auf den roten Steinweg, der seitlich an der Low Memorial entlangführte.

Da ging mir ein Licht auf, das augenblicklich meine Laune besserte. Wieso machte ich mir eigentlich so einen Kopf? Ich brauchte keine Karte. Ich konnte doch einfach jemanden fragen!

Ein Stück vor mir lief ein großer, schlaksiger Typ mit zerzausten schwarzen Haaren. Er hatte einen federnden, selbstbewussten Gang drauf.

Ich beschleunigte meine Schritte, setzte ein Lächeln auf und tippte ihm auf die Schulter.

»Hi!«, sagte ich, während er sich umdrehte. »Tut mir leid, wenn ich störe, ich habe mich nur gefragt, ob …« Meine Stimme erstarb. Oh.

Mit freundlicher Neugier sah er mich an und blieb stehen so wie ich. Doch ich bekam keinen weiteren Laut mehr über die Lippen. O Gott. Er war attraktiv. Nein. Er war absolut umwerfend. Seine Augen fielen mir als Erstes auf und waren von einem unglaublichen Sturmgrau. Er war weiß, hatte ein markantes Gesicht und schmale, schöne Lippen. Und verdammt, er war mindestens einen Kopf größer als ich.

Plötzlich wurde mir heiß vor Verlegenheit. Ich hatte ihn einfach angesprochen!

Seine Mundwinkel hoben sich – und das machte es definitiv nicht besser.

»Hey, du störst nicht. Was hast du dich denn gefragt?«, meinte er mit einer angenehm klaren, weichen Stimme. Tief, aber nicht zu tief.

Jetzt hör schon auf zu starren, Payton! Er war ja kein Außerirdischer. Er war einfach nur ein hübscher Kerl.

Ich räusperte mich und strich mir hastig die Haare hinter die Ohren. »Ich, äh, ich finde mein Fakultätsgebäude nicht. U-und mein Handy hat gerade den Geist aufgegeben. Der Akku ist kaputt.«

»Welches Gebäude suchst du denn?«, fragte er, während er sein Handy aus seiner braunen Umhängetasche zog. Er trug schöne Kleidung – eine lockere schwarze Leinenhose und ein weißes Poloshirt, das sich schmeichelhaft an seine blassen, drahtigen Arme, die breiten Schultern und seine Brust schmiegte.

Ich senkte den Blick auf meine Füße – auf meine Lieblingssandalen, durch die meine weiß lackierten Fußnägel zu sehen waren. Er trug braune Segelschuhe. Auch hübsch.

»Äh, Avery Hall«, sagte ich schnell und biss mir auf die Unterlippe. Ich war so was von schlecht darin, mit attraktiven Männern zu sprechen. Es war jedes Mal das Gleiche! Von jetzt auf gleich wurde ich nervös und komisch und seltsam. Total peinlich.

»Oh, da muss ich auch hin! Studierst du Kunstgeschichte? Oder Architektur?«

Mein Blick schoss vor Überraschung wieder nach oben. »Architektur! Heute ist mein erster Tag.«

Ein hinreißendes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er betrachtete mich. Ziemlich eingehend sogar. Auf eine intensive Art und Weise, die mich dazu bringen wollte, den Bauch einzuziehen und hastig mein Kleid glatt zu streichen, um die bestmögliche Figur vor ihm zu machen. Aber das tat ich natürlich nicht – ich unterdrückte es, genauso wie den Impuls, mit meinen Haaren zu spielen und eine lockige Strähne um den Finger zu wickeln.

Die schnellen Herzschläge, die vergingen, während keiner von uns etwas sagte, sondern den anderen nur betrachtete, ließen meine Wangen brennen. Und vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich glaubte zu sehen, dass sich seine hohen Wangen ebenfalls leicht gerötet hatten.

»Ich auch«, sagte er schließlich. »Also, Architektur. Äh, heute ist auch mein erster Tag.«

»Oh!«, sagte ich erfreut und strahlte ihn an. »Dann habe ich ja richtig Glück gehabt. Die erste Person, mit der ich hier spreche, studiert dasselbe wie ich. Wollen wir zusammen zu Avery Hall laufen?«

Sein Lächeln wurde breiter, irgendwie verschmitzt. Er fuhr sich durch die unordentlichen schwarzen Haare. »Klar, los geht’s. Ich bin übrigens Donovan«, sagte er und streckte mir die Hand entgegen. Donovan. Das war ein wirklich schöner Name. Ich schob meine Hand in seine und drückte sie kurz. Plötzlich fühlte ich mich so viel zierlicher, weil er mich nicht nur überragte, sondern auch seine Hand größer war als meine. Sie war kühl, und er hatte lange Finger und einen sehnigen Handrücken. Irgendwie stand ich total auf schöne Männerhände.

»Payton«, erwiderte ich, mit einem Mal schüchtern. Doch ich konnte das Strahlen nicht von meinem Gesicht vertreiben. »Freut mich, dich kennenzulernen.«

Wir machten uns auf den Weg und liefen nebeneinanderher.

»Wo kommst du her, Payton?«, fragte er neugierig. »Bist du für das Studium in die Stadt gezogen?«

Ich nickte hastig. »Ja, genau. Ich komme aus Mill Valley, das ist ein kleiner Vorort von San Francisco. Und du?«

»San Francisco! Ich liebe die Stadt. Ich bin in Manhattan geboren und aufgewachsen.«

»Wie cool! Irgendwelche Tipps für einen Neuling wie mich?«

Er wandte mir im Gehen den Kopf zu, und seine Augen leuchteten auf. »Unzählige. Es würde vermutlich Stunden dauern, sie dir alle zu nennen, und es kommt auch natürlich ganz drauf an, wofür du dich interessierst. Warst du schon oft hier?«

Nun tat ich es doch – ich wickelte eine Haarsträhne um meinen Finger. »Nein, ich bin zum ersten Mal in New York.« Ich konnte nicht anders, als bei den Worten über das ganze Gesicht zu grinsen. Ich war wirklich in New York. Ich lebte jetzt hier! »Ich kann’s kaum erwarten, Manhattan so richtig zu erkunden. Und Brooklyn. Da wohne ich jetzt.«

Donovan öffnete den Mund, als wollte er instinktiv etwas darauf erwidern, stoppte sich dann jedoch. Er senkte den Blick und rieb sich mit einer Hand über den Nacken. Es war eine süße, irgendwie verlegene Geste.

»Wenn du Fragen hast, kannst du dich jederzeit an mich wenden«, meinte er dann.

»Ehrlich?«, fragte ich, vielleicht etwas zu begeistert.

Wir blieben stehen und wandten uns gleichzeitig einander zu. Um uns herum strömten andere Studierende vorbei, liefen geschäftig von A nach B. Ich konnte kaum den Blick von Donovan abwenden. Wieder fiel Sonnenlicht durch alte Bäume und tanzte auf seinem Gesicht und seiner großen Gestalt.

»Ja, sicher«, sagte er und vergrub die Hände in den Taschen seiner Leinenhose. »Und wenn du ein genauso großer Architektur-Nerd bist wie ich, kann ich dir ganze PowerPoints zu gewissen Gebäuden machen.«

Ich lachte auf. »Du hast ja keine Ahnung. Ich bin vermutlich der größte Nerd, dem du je begegnet bist.«

»Das wage ich zu bezweifeln. Aber du darfst mich gerne vom Gegenteil überzeugen.«

»Oh, das werde ich«, sagte ich leichthin.

Erheitert legte er den Kopf schief. »Wir sind angekommen.«

Überrascht sah ich auf. Tatsächlich! Da stand es, in großen Lettern auf einem wunderschönen mehrstöckigen Gebäude. Avery Hall. Das Sonnenlicht spiegelte sich in majestätischen Fenstern, und das Eingangsportal war imposant und mit Säulen versehen. Vor den Treppenstufen befanden sich zu beiden Seiten steinerne Bänke und kleine Grünflächen mit getrimmten Büschen. Mein Herz wurde laut und viel zu groß. Avery Hall. Ich fühlte mich, als stünde ich einem Promi gegenüber. »Wow«, hauchte ich.

Hier war er, der Sitz der GSAPP – der Graduate School of Architecture, Planning and Preservation.

Nach einem Moment kehrte mein Blick zu Donovan zurück – und ich erwischte ihn dabei, wie er mich anstarrte. Plötzlich wirkte er ertappt, doch er schmunzelte, als täte es ihm gar nicht leid. Ein aufgeregtes Flattern wirbelte durch meine Brust. Sein Lächeln war wirklich entzückend. Und da war sogar ein kleines Grübchen, oder?

»Lust, noch einen Kaffee zu trinken, bevor es losgeht?«, fragte er plötzlich und wippte auf den Füßen vor und zurück. »Ich glaube, die Veranstaltung beginnt erst in einer knappen halben Stunde. Dabei könnte ich dir mehr über die Stadt erzählen. Und du mir mehr über San Francisco.«

Mein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Eigentlich hatte ich gar keine Lust auf Kaffee, weil ich schon aufgedreht genug war und bei dem warmen Wetter lieber etwas Kaltes getrunken hätte. Aber ich hätte vermutlich auch dann euphorisch Ja gesagt, wenn Donovans Vorschlag gewesen wäre, mit ihm zusammen auf einem Betonklotz rumzukauen.

Ich umklammerte die Riemen meiner Tasche. »Ja! Okay. Ich meine, nichts lieber als das. Gerne.« Oh Mann. Ich war wirklich nicht gut darin, mit Typen wie ihm zu sprechen. Wieso wurde ich immer so unbeholfen?

Er wirkte ehrlich erfreut und nickte. »Schön! Na, dann komm mit.«

Und das tat ich. Ich folgte Donovan und war einmal mehr an diesem Morgen verzaubert. Nicht nur vom traumhaften Campus der Columbia University, sondern auch von meinem allerersten Kontakt hier. Einem hinreißenden jungen Mann, der mich einfach so auf einen Kaffee einlud.

Kapitel 1 Game Over, Sarah

Sarah

Meine Füße waren taub. Mein Kopf war taub. Ziellos bewegte ich mich durch Manhattan. Ich wusste nicht, wie lange schon. Ich wusste nicht einmal, wo ich war. Ich ging einfach weiter.

Ein Schritt. Noch ein Schritt.

Irgendwie kam ich zur Upper East Side. Ein winziger Teil von mir erkannte die Park Avenue wieder. Doch ich konnte nicht denken. Nur atmen.

Noch ein Schritt. Dann noch einer.

Ein lautes Schluchzen entfuhr mir, als die Bilder von heute Nacht sich erneut in meinem Kopf abspulten, wie schon Hunderte Male zuvor, seit ich umherlief. Ich presste eine Hand auf meinen Mund. Nicht denken. Nur atmen.

Doch je näher ich der Wohnung kam, der Wohnung, in der ich nicht sein wollte, nicht sein konnte, desto mehr bekam das Eis in meinen Adern Risse. In meinen Ohren dröhnte es, und mein Puls raste derart, dass sich alles vor mir drehte wie im tiefsten Rausch.

Kurz vor der Kreuzung brach ich auf dem verlassenen Gehweg zusammen. Meine Tränen erstickten mich. Das Bild von Monroe und Cameron vor meinem inneren Auge wollte einfach nicht verschwinden.

Ich weinte immer heftiger und konnte die Tränen nicht unterdrücken. Ich spürte meine Beine nicht mehr und scherte mich nicht darum, dass meine Stirn auf den Gehweg sank. Alles um mich herum war zerbrochen, und nun zerbrach ich. Es war genau das passiert, was auch meiner Schwester passiert war. Diese Menschen hatten mich gefressen und wieder ausgespuckt.

Sie hatten mich zerstört.

Er hatte mich zerstört.

Und jetzt gab es keinen Ort mehr in dieser Stadt, an dem ich sicher war.

Ich glaubte zu hören, wie neben mir ein Auto hielt.

Sekunden später schlossen sich warme Arme um mich.

Ich wusste nicht, wer es war. Alles, was ich wusste, war, dass ich kaum noch Luft bekam und wenige Augenblicke später in einem warmen Wageninneren saß, wo die noch wärmeren Arme mich hielten.

Jemand wiegte mich. Sprach beruhigend auf mich ein. Streichelte über meinen Kopf. Strich meine Tränen fort.

Ich atmete tief ein. Und wieder aus. Ich wiederholte es so lange, bis das Rauschen in meinen Ohren schwächer wurde.

»So ist gut«, murmelte eine tiefe Stimme an meinem Ohr. »Tief durchatmen, Payton.«

Ich blinzelte gegen Stoff. Langsam hob ich den Kopf.

Und Holden erwiderte meinen Blick.

Wir fuhren nicht. Das Auto stand. Und es kostete mich einige Augenblicke, bis ich realisierte, dass wir vor unserem Wohnhaus parkten.

Er half mir beim Aussteigen. Doch meine Knie gaben augenblicklich nach, und ich spürte einen heftigen Schmerz in meinen Füßen. Ein Wimmern entfuhr mir.

Holden fing mich auf, bevor ich fiel.

Er trug mich die Stufen hoch und über die Schwelle.

Dann waren wir im Aufzug. Die Türen schlossen sich, und Stille umgab uns. Wir bewegten uns nicht vom Fleck, da Holden mit mir auf den Armen nicht an den Knopf kam.

»Kannst du stehen?«, fragte er.

»Die Schuhe«, wisperte ich.

»Winkel die Beine an, dann komm ich ran.«

Ich tat, was er sagte. Seine Hand unter meinen Kniekehlen rührte sich. Er drückte mich gegen die Wand der Kabine, dann löste er eine Hand von mir und zog mir die Schuhe aus.

Ein scharfes Zischen entfuhr mir, und ich kniff vor Schmerz die Augen zusammen.

»Besser?«

»Ja«, flüsterte ich.

»Kannst du jetzt stehen?«

»Ja.«

Langsam setzte er mich ab, und ich glitt zwischen seinem Körper und der Kabinenwand nach unten, bis meine Füße den Boden des Aufzugs berührten.

Holden ließ mich nicht los. Stattdessen hob er mit einem Finger mein Kinn an und suchte mit zusammengezogenen Brauen meinen Blick. Erkenntnis trat in seine Augen, gefolgt von kalter, ruhiger Wut.

»Er war das. Habe ich recht?«

Eine Träne löste sich von meinen Wimpern und rollte über meine Wange. Meine Hände krallten sich in seine Schultern. Ich konnte nicht mehr denken. Ich wollte das Gesicht an Holdens Brust vergraben und die Welt vergessen, obwohl er eigentlich ein nahezu Fremder für mich war.

»Ja«, flüsterte ich erstickt. Er sah aus wie ein Racheengel, so schön, dass es wehtat. Ich zog ihn zitternd näher an mich und spürte das Beben seiner Wut am ganzen Körper.

»Ich habe dir doch gesagt, dass nichts mit den Darlingtons gut endet, Payton.«

Ich starrte auf seinen Mund. Meine Stimme bebte, als die nächsten Worte aus mir hervorbrachen: »Ich bin nicht fucking Payton. Mein Name lautet Sarah.«

Holden sah mich an, runzelte verwirrt die Stirn. Er wollte etwas erwidern, doch er konnte nicht, denn ich presste meine Lippen auf seine.

***

Ich küsste ihn. Ich küsste meinen Nachbarn.

Holdens Lippen waren weich, und ich wollte mich in dem Gefühl verlieren. Alles war zerstört worden, genau wie ich, und ich sehnte mich danach, zu vergessen, zu fliehen, die ganze Welt um mich herum auszublenden. Ich konnte nicht denken. Besonders nicht … als Holden den Kuss erwiderte. Oder bildete ich mir das nur ein?

Einen Herzschlag später erstarrte er, wurde vollkommen regungslos.

Ich wich zurück und öffnete die verquollenen Augen. Dabei begegnete ich geradewegs seinem Blick. Holden starrte mich an, auf seinem markanten dunklen Gesicht zeichnete sich Fassungslosigkeit ab. Er öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder und wirkte mit jeder verstreichenden Sekunde perplexer. Schwer atmend starrte ich zurück. Die erdrückende Enge der Shapewear unter den vielen Schichten meines schulterfreien Abendkleids schien mir nun erst recht die Luft abzuschnüren.

Er räusperte sich. »Das war … Ich meine …«

Einen nach dem anderen löste ich die verkrampften Finger von seinen Schultern und wich seinem Blick aus. Du hast ihn geküsst. Fahrig rieb ich mir Tränen von den glühenden Wangen.

Endlich drückte Holden einen der Aufzugknöpfe. Keiner von uns sprach auf dem Weg nach oben ein weiteres Wort. Er blieb genau dort stehen, wo er war, und stützte neben meinem Kopf die Hände gegen die polierte Messingwand der Kabine. Ich konnte nichts weiter tun, als mich auf meinen Atem zu konzentrieren und den pulsierenden Schmerz in meinen wunden Füßen auszublenden, auch wenn das nahezu unmöglich war. Gott, ich musste aussehen wie ein Wrack. Das schmutzige Abendkleid, die zerzausten Haare, das vom Heulen verquollene Gesicht … Lägen meine Nerven nach diesem Horrorabend nicht vollkommen blank, hätte es mich vermutlich gekümmert.

Ein sanftes Klingeln erklang. Die Kabine kam zum Stehen, die Türen öffneten sich – und ich bekam keine Luft mehr. Neunundvierzigstes Stockwerk.

Holden trat zurück, um mir Platz zum Aussteigen zu machen, aber ich konnte mich nicht rühren. Plötzlich drehte sich wieder alles.

Game Over, Sarah.

Game Over, Sarah.

Game Over, Sarah.

Tränen schossen mir in die Augen, als ich an die ganzen Zettel in der Wohnung dachte, auf denen genau das stand: Game Over, Sarah. Jemand war bei mir eingebrochen. Das gesamte Apartment war verwüstet worden, und man hatte mir all diese Warnungen hinterlassen. Game Over, Sarah. Jemand, der wusste, dass ich nicht Payton war, hatte es auf mich abgesehen.

Das Rauschen in meinen Ohren wurde erneut lauter, und mein Magen krampfte sich zusammen. Gott. Ich konnte das nicht. Ich konnte nicht dorthin zurück.

»Payton?«, fragte Holden leise. »Willst du nicht …«

Ich schüttelte den Kopf und vergrub die Finger im Tüll meines Kleides. Komm schon, komm schon, komm schon. Tief ein- und ausatmen.

»Ich kann nicht«, wisperte ich. »Ich kann nicht in diese Wohnung zurück. Ich …« Meine Stimme erstarb, als die Erkenntnis mir plötzlich den Hals zuschnürte. Ich konnte nirgendwo mehr hin. An keinen verdammten Ort in dieser Stadt.

»Payton, was ist passiert?«, presste Holden hervor. Er schien sich zu bemühen, sanft zu klingen, auch wenn das offensichtlich nicht klappte.

Ein Schluchzen entwich mir, und ich verstärkte den Griff um den Stoff meines Kleides. »Jemand war dort«, keuchte ich. »Ich … Ich bin da nicht mehr sicher.«

Er berührte meinen Arm. »Dort im Sinne von eingebrochen? War jemand in deiner Wohnung? Hast du die Polizei kontaktiert? Irgendjemanden?«

Erneut schüttelte ich den Kopf und biss mir fest auf die Unterlippe.

Holden fluchte. Er zog eine Plastikkarte aus der Tasche seines Jacketts, hielt sie neben das Tastenfeld des Aufzugs und drückte wieder auf einen der Knöpfe. Die Türen schlossen sich, und die Kabine setzte sich erneut in Bewegung – nach oben.

Zwei Herzschläge später hielten wir an, und die Türen öffneten sich erneut. Ich machte einen Schritt, doch da schoss auch schon ein bestialischer Schmerz durch meine Füße. Ich heulte auf, und meine Knie gaben nach. Doch ich fiel nicht zu Boden.

Holden hielt mich fest.

Im nächsten Moment hob er mich auf seine Arme, und ich …

Ich ließ es einfach geschehen.

Sekunden später waren wir in seinem Apartment, und er schaltete per Sprachbefehl die Lichter an.

Zu jedem anderen Augenblick hätten mich die funkelnde Panoramaaussicht auf Midtown Manhattan und die riesige Penthousewohnung für sich eingenommen. Die gewundene schwarze Treppe, die nach oben führte, und auch die erlesene Einrichtung im warmen Lichtschein. Doch gerade konnte es mich nicht weniger kümmern.

Holden setzte mich auf einem Ledersofa ab, so sanft, als würde ich andernfalls zerbrechen.

»Warte«, sagte ich, als er sich wieder aufrichtete. Ich beugte mich vor und fasste mir an den Rücken, doch ich bekam den Verschluss nicht zu fassen. »Diese verdammte Shapewear. Ich kriege keine Luft.«

Ohne ein Wort stützte er ein Knie neben mir auf dem Sofa ab, griff um mich herum und zog den Reißverschluss in einer einzigen Bewegung auf. In mir krampfte sich etwas zusammen, als seine warmen Fingerknöchel an meinen Schulterblättern entlangfuhren. Er öffnete das Korsett der Shapewear Haken für Haken.

Und dann war ich endlich davon befreit. Gierig nahm ich einen tiefen Atemzug. Süße, süße Luft. Noch nie war Atmen schöner gewesen.

»Fuck, tut das gut«, stöhnte ich und sank in die Kissen.

Holden betrachtete mich einen Moment. »Tee?«, fragte er dann.

Ich rieb mir mit beiden Händen über das Gesicht – mein Make-up war sowieso schon lange hinüber. »Hast du was Stärkeres? Egal was. Nur keinen Tee.«

Er schnaubte. »Ich setze eine Kanne auf. Darf ich mich danach in deinem Apartment umsehen?«

Schlagartig wurde mir eiskalt. Das Apartment.

Game Over, Sarah.

Ich schluckte. »Okay.«

Ich hörte die sich entfernenden Schritte seiner Schuhe auf dem Parkett. Das Rauschen in meinen Ohren nahm ein wenig ab, jetzt, wo ich wieder durchatmen konnte. Nun spürte ich auch die Schwere in meinen Beinen von dem langen, ziellosen Herumirren durch Manhattan. Auch das Pochen in meinen Fußsohlen drang nun stärker zu mir durch, der brennende Schmerz meiner zerschnittenen Füße und blutenden Blasen. Außerdem war meine Nase verstopft, und ein dumpfer Kopfschmerz hämmerte in meinen Schläfen. Wenn er wenigstens die Bilder in meinem Kopf zerstören würde. Aber sie blieben viel zu greifbar bestehen.

Während Holden Tee aufsetzte und anschließend die Wohnung verließ, schloss ich die Augen. Schwere Erschöpfung überkam mich und legte sich auf mich wie eine muffige Decke. In den vergangenen Stunden war so viel passiert. Erst Celias Festnahme auf der Party, weil Rosie ihr Drogen untergejubelt hatte, dann der öffentliche Eklat zwischen Monroe und Peter. Mein Liebesgeständnis an Monroe. Der Einbruch. Und danach …

Monroe. Mit Cameron Reid, Peters Freundin, die vor ihm gekniet hatte.

Meine Unterlippe begann zu beben, und ich kniff die Augen fester zusammen. Der Verrat riss ein klaffendes Loch in meine Brust. Das konnte doch nicht real gewesen sein. Monroe würde das niemals tun. Es durfte nicht real sein. Nicht nach allem, was zwischen uns war. Nicht an demselben Abend, an dem ich ihm endlich gesagt hatte, dass ich ihn auch liebte. Dem Abend, an dem er sich öffentlich, vor der versammelten High Society von Manhattan, gegen seinen eigenen Bruder gestellt hatte. Für mich.

Hast du es immer noch nicht geschnallt? Peters Worte geisterten mir durch den Kopf. Das Ganze war nicht echt! Glaubst du ernsthaft, jemand wie Monroe Darlington könnte sich auch nur ansatzweise für eine billige Schlampe wie dich interessieren? Verkriech dich in das Loch, aus dem du gekommen bist, und lass dich nie wieder in Manhattan blicken. Hör lieber auf mich, sonst wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein, sobald ich mit dir fertig bin …

Mit einem Mal war mir so schlecht, dass ich die Hände zu Fäusten ballte und mich konzentrieren musste, um mich nicht zu übergeben. Das alles ist nicht real, Sarah. Das ist nicht echt. Monroe wird es dir erklären können, und dann ist alles wieder gut. Alles ist gut.

Alles ist gut.

***

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Holden zurückkehrte. Er drückte mir eine dampfende Tasse in die Hand, deren Inhalt verdächtig nach Pfefferminze roch. Erst wollte ich das Gesicht verziehen, doch als mir der Dampf in die Nase stieg, beruhigte mich der Duft.

»Wie fühlst du dich?«, fragte Holden und setzte sich neben mich.

Ich pustete auf den Tee. »Die höfliche oder die ehrliche Antwort?«

Einer seiner Mundwinkel zuckte. »Raus mit der Sprache. Die ehrliche Antwort.«

Ich seufzte erschöpft und starrte in die Luft. »Beschissen. Sehr, sehr beschissen.«

»Ich würde gerne die Polizei rufen, ist das okay für dich?«

»Ja. Sicher.«

Zaghaft berührte Holden meine Schulter. Es war nicht viel, doch die Wärme seiner Hand spendete mir Trost. »Ich werde auch an der Rezeption anfragen, ob es Aufnahmen der Überwachungskameras gibt«, sagte er mit einer erstaunlichen Ruhe. »Es sollte nicht allzu schwer sein, herauszufinden, wer das getan hat. Ich werde als dein Anwalt fungieren. Heute werde ich dich mit nichts mehr behelligen, aber du solltest morgen eine Aussage zum Einbruch machen und Anzeige erstatten.«

»Okay«, murmelte ich und nippte am Tee, obwohl sich mein Hals zuschnürte. Wieder verschleierten mir Tränen die Sicht. Ich hob den Blick und sah Holden an. »Du hattest recht«, flüsterte ich.

Er runzelte die Stirn. »Womit hatte ich recht?«

»Ich … ich hätte mich von den Darlingtons fernhalten sollen.«

Holden erwiderte nichts darauf. Das musste er auch gar nicht.

Eine Weile schwiegen wir, und ich nippte immer wieder an der Tasse, obwohl der Inhalt noch viel zu heiß war. Das unbezahlbare Kleid, das mir nicht einmal gehörte, war vollkommen hinüber. Der Saum des altrosafarbenen Stoffs war braun verfärbt und hatte einige Risse und Löcher. Außerdem stand es wenig vorteilhaft von meiner Brust ab, da Holden den Reißverschluss am Rücken runtergezogen und die Shapewear geöffnet hatte.

Ich stellte die Tasse auf dem kleinen Tisch neben mir ab und versuchte aufzustehen. Doch schon bei der ersten Berührung mit dem Boden sackte ich keuchend wieder auf das Sofa. »Fuck«, zischte ich mit zusammengekniffenen Augen und legte den Kopf zurück. Die Tränen rannen meine Schläfen hinab, hinein in meine zerstörte Hochsteckfrisur. Was sollte ich jetzt tun? Wo sollte ich hin? Wo konnte ich noch hin?

»Ich habe ein Gästezimmer«, sagte Holden leise, fast so, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Morgen kümmern wir uns um alles andere.«

Mit geröteten Wangen starrte ich an die hohe Decke. »Danke.«

»Nichts zu danken.«

Wieder wurde es still. Diesmal fühlte sich die Stille jedoch unangenehm an. Holden war in Paytons Wohnung gewesen, hatte die Zettel gesehen. Und bevor ich ihn geküsst hatte, hatte ich ihm gesagt, dass ich … nicht Payton war. Je klarer mir diese Tatsache wurde, desto dröhnender wurde die Stille.

Gerade als ich den Mund öffnete, um etwas zu sagen, um mich irgendwie zu erklären, weil er noch immer keine einzige Frage gestellt hatte und ich dieses Schweigen nicht aushielt, legte Holden mir plötzlich einen Arm um die Mitte. Den anderen schob er unter meine Knie, und im nächsten Moment hob er mich auch schon wieder hoch und lief mit mir durch das Apartment.

Beschämt hielt ich den Blick gesenkt, während ich mich an seinen Schultern festklammerte. Er schnaufte nicht einmal, sondern atmete ruhig und gleichmäßig. Und das wusste ich nur, weil wir uns viel zu nah waren.

Mein Blick blieb an seinen Lippen hängen, doch ich wandte ihn hastig ab. Gott, wieso hatte ich ihn geküsst? Wieso hatte ich das getan?

Das Gästezimmer war groß, viel größer als Laurels und mein Wohnzimmer zu Hause in San Francisco. Bis auf ein Himmelbett mit weißen Vorhängen, zwei Nachttischen und einer Kommode gab es hier allerdings nichts. Die Vorhänge waren zudem zugezogen, und kein einziger Lichtstrahl der noch immer von Leben erfüllten Stadt drang in den Raum.

Holden setzte mich auf dem Bett ab, dann ging er vor mir in die Hocke und umfasste mit seiner warmen Hand meinen rechten Knöchel. Es war nicht gerade die Stimmung für Small Talk, weshalb es gespenstisch still wurde.

Auch als er das Zimmer verließ und mit einem dunkelblauen T-Shirt und einem Erste-Hilfe-Set zurückkam, blieb es still. Der Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase, dann sog ich zischend die Luft ein, als er die Wunden an meinen Füßen abtupfte. Das Brennen war unerträglich, doch ich bohrte bloß die Finger in meine Knie und harrte aus.

Nachdem er die offenen Stellen mit Pflastern bedeckt hatte, richtete er sich wieder auf und brachte mir ein Glas Wasser und eine Schmerztablette, was er beides auf dem rechten Nachttisch platzierte.

»Ich lege dir ein Handtuch und eine Zahnbürste ins Badezimmer, erste Tür links von dir. Kommst du ab jetzt alleine klar?«

Ich blinzelte ihn an. Dann folgte ich seinem Blick zum Shirt neben mir auf dem Bett. Er meinte doch nicht etwa …

Ein kraftloses Schnauben entfuhr mir. »Umziehen schaffe ich selbst.«

Seine Lippen umspielte ein Schmunzeln, seine Augen jedoch blieben ernst. Er trat zur Tür. »Dann … gute Nacht. Wenn etwas sein sollte, ruf einfach, mein Schlafzimmer ist nur eine Tür weiter.«

Sein Schlafzimmer. Ich war wirklich in Holden Sutherlands Wohnung und würde in seinem Gästezimmer übernachten.

Ich zog eine Grimasse, die in einem anderen Leben vielleicht ein Lächeln gewesen wäre. Eigentlich wollte ich nicht allein sein. Konnte es nicht, nicht jetzt, nicht nach allem, was geschehen war. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob er nicht hier bei mir schlafen könnte. Aber wir waren uns praktisch fremd, und ehrlich gesagt, war ich mir ziemlich sicher, dass das eine bescheuerte Idee wäre. Ich vergrub die tobenden Gefühle tief in mir und schloss sie ein.

»Danke, Holden. Für alles. Ich meine …« Mir fehlten die Worte und ich hatte nicht die Energie, um mich auf die Suche nach ihnen zu machen.

Der Ausdruck auf seinem Gesicht wurde weicher, und er lehnte sich an den Türrahmen. »Schlaf dich aus. Morgen sehen wir weiter, ja?«

Dann ging er, löschte das Deckenlicht und schloss die Tür hinter sich. Nur der warme, sanfte Schimmer der Nachttischlampe spendete noch Licht.

Mit einem Mal war ich allein.

So allein, dass sich in mir ein schwarzes Loch auftat und mich zu verschlingen drohte.

Wie ferngesteuert streifte ich mir das Ballkleid und die Shapewear ab, indem ich auf dem Bett herumrobbte, und schlüpfte in das zu große Shirt. Der angenehme Duft, der daran haftete, war mir fremd und erinnerte mich schmerzlich daran, wo ich war. Warum ich hier war. Wie schief der heutige Abend gelaufen war.

Alles tat mir weh, als ich mich unter der Bettdecke zusammenrollte und das Gesicht im Kissen vergrub. Mein ganzer Körper schmerzte. Mein Herz war gebrochen.

Alle. Sie alle.

Noch nie hatte ich mich meiner Zwillingsschwester verbundener gefühlt.

Und noch nie hatte ich sie mehr verabscheut.

Kapitel 2 In der Not frisst der Teufel Kaviar

Sarah

Wie zu erwarten hatte ich mies geschlafen. Ich fühlte mich, als hätte mich ein Laster überfahren. Mein Nacken war steif und ich hatte Kopfschmerzen. Zunächst hatte ich keine Ahnung, wo ich mich befand, und starrte desorientiert an dem Baldachin vorbei an die fremde Decke. Dann kamen die Bilder von letzter Nacht zurück. Wie sie mich zerstört hatten. Wie Holden Sutherland mich schließlich von der Straße aufgelesen und sich um mich gekümmert hatte.

Mit aufgerissenen Augen starrte ich auf die drapierten weißen Vorhänge des Himmelbetts. Mein Atem ging ruhig, und doch fühlte es sich an, als würde schon wieder nicht genug Luft in meine Lunge gelangen. Ich krallte die Hände in die Leinendecke und schluckte schwer. Der Verrat, der Betrug, der Einbruch … das alles war wirklich passiert. Es war kein furchtbarer Albtraum gewesen, sondern die Wirklichkeit. Ich war … gebrochen. Er hatte mich gebrochen. Der Mann, von dem ich geglaubt hatte, er würde mich lieben. Der mir die Hoffnung gegeben hatte, alles könnte zwischen uns auch dann gut werden, wenn ich ihm erst einmal die Wahrheit über mich gesagt hätte – dass ich nicht Payton war, sondern ihre Zwillingsschwester Sarah, die nur deshalb nach New York gekommen war, um sich an all denen zu rächen, die ihre Schwester zugrunde gerichtet hatten. Ich hatte nicht geplant, mich zu verlieben, schon gar nicht in Peter Darlingtons großen Bruder. Den Bruder der Person, die auf meiner Abschussliste an erster Stelle stand. Weil er Payton wehgetan hatte. Ich sah sie wieder vor mir, wie sie im Sommer plötzlich vor meiner Tür gestanden hatte und zusammengebrochen war, mit Blutergüssen am ganzen Körper. Besonders die an den Handgelenken in der Form seiner Finger. Sie hatte Peters Namen nur unter zahlreichen Tränen und mit Horror in den Augen aussprechen können, während sie total high gewesen war.

Meine Schläfen pulsierten. Payton war nicht nur meine Zwillingsschwester, sondern auch meine beste Freundin gewesen. Und nun hatte sie mich verraten. Denn nur Payton konnte diejenige gewesen sein, die in die Wohnung eingedrungen war und all diese Zettel verteilt hatte. Immerhin hatte sie mir in ihren letzten Textnachrichten deutlich gemacht, dass ich mich aus ihren Angelegenheiten raushalten sollte. New York oder die Drogen oder was auch immer hatten sie verändert. Sie war zu einem Menschen geworden, der andere verletzte und belog. Und jetzt hatte sie mich verraten. Sie und auch Monroe.

Ich presste die Lippen zusammen, um nicht loszuheulen, und schloss die Augen. Wie sollte ich weitermachen? Noch nie hatte mein Herz so sehr wehgetan wie in diesem Augenblick. Noch nie war ich dermaßen hintergangen worden, und das gleich von zwei so wichtigen Menschen in meinem Leben. Am liebsten wollte ich mir die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen, nur um der Realität zu entfliehen. Für immer.

Allerdings hatte ich Durst und brauchte dringend die Schmerztablette vom Nachttisch.

Also setzte ich mich auf und griff nach dem Wasserglas. Während ich die Tablette schluckte, sah ich mich um. Nur ein Schlitz zwischen den Vorhängen ließ ein wenig Licht in den Raum eindringen. Es reichte, um das zusammengeknüllte Tüllkleid am Boden auszumachen. Außerdem hatte Holden meine pinkfarbene Clutch auf den Nachttisch gelegt. Ein Wunder, dass ich sie letzte Nacht nicht verloren hatte.

Meine Schultermuskeln verspannten sich. Ich griff nach der Tasche und nahm das große iPhone heraus, auf dessen schwarzer Hülle in großen Lettern »P.Q.« prangte. Payton Quinn. Zögerlich starrte ich den kratzerfreien Bildschirm an.

Komm schon. Wie das Abreißen eines Pflasters.

Noch auf dem Sperrbildschirm wurden mir mehrere verpasste Anrufe und Nachrichten angezeigt.

Allesamt von Monroe.

Adrenalin schoss durch mich hindurch, gefolgt von Übelkeit. Nicht dran denken. Nicht dran denken. Doch alles, was ich hören konnte, war sein Stöhnen. Und alles, was ich sehen konnte, war, wie Cameron vor ihm kniete und ihm einen blies. Sein Gesichtsausdruck dabei, so kalt und kontrolliert.

Mit zittrigem Atem entsperrte ich das Handy und klickte die Nachrichten an.

Guten Morgen, Baby. Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, ich habe mein Handy im Wagen liegen gelassen.

Warum bist du doch nicht gekommen? Ist alles in Ordnung?

Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Vermisse deinen Geruch. Und deine Lippen. Und in dir zu sein.

Ich könnte vorbeikommen und Frühstück mitbringen.

Ungläubig starrte ich auf die Nachrichten. Dann lachte ich auf. Er hatte keine Ahnung. Er hatte keine Ahnung, dass ich ihn und Cameron gesehen hatte. Dass er sein Handy nicht im Wagen vergessen, sondern dass Peter es sich genommen hatte, um mir Nachrichten zu schreiben und mich in Monroes Wohnung zu locken. Er … hatte doch keine Ahnung, oder? Verdammt, das war schwer einzuschätzen. Vielleicht steckte er ja mit Peter unter einer Decke, mittlerweile konnte ich gar nichts mehr ausschließen.

Ich zwang mich dazu, mich zu konzentrieren. Wenn Monroe tatsächlich nicht wusste, dass ich ihn mit Cameron gesehen hatte, hatte Peter vermutlich unsere Nachrichten von letzter Nacht gelöscht, in denen er so getan hatte, als wäre er sein Bruder. Andernfalls würde Monroe gewiss nicht so entspannt und sorgenfrei klingen. Frühstück. Er schlug Frühstück vor, als wäre verdammt noch mal nichts gewesen! Oder spielte er wirklich nur mit mir? Das hatte Peter letzte Nacht mir gegenüber behauptet. Dass alles nur ein Spiel sei. Aber falls dem so war, dann war die Katze ja aus dem Sack. Wieso führte Monroe das Spiel dann noch fort? Was zum Teufel ging hier vor sich?

Mit zitternden Fingern und rasendem Herzen schrieb ich ihm zurück.

Ich brauche kein Frühstück. Melde mich später bei dir, bin heute beschäftigt. XX

Ich knabberte an meinem Daumennagel. Sollte ich die beiden Küsschen am Ende löschen? Er hatte sie nicht verdient. Wie auch, wenn er mir das Herz gebrochen hatte?

Ich stieß ein verächtliches Schnauben aus. Ob Spielchen oder nicht, er war ein verlogener Mistkerl und ich wollte ihn nie wieder sehen oder hören.

Ein Stich fuhr mir ins Herz. Ich brauchte Antworten. Für mich und meinen Seelenfrieden. Ich musste wissen, ob irgendetwas zwischen Monroe und mir echt gewesen war. Es hatte sich für mich so angefühlt. Konnte ein Mensch ein derart guter Schauspieler sein, um einem solche Blicke vorzuspielen? All die kleinen Berührungen? Die Art und Weise, wie er mit mir sprach und lächelte, als würde die Sonne aufgehen, wenn er mich sah? Oder lief das mit Cameron schon länger? Die ganze Zeit schon?

Ein Schluchzen entfuhr mir. Ich schickte meine Nachricht ab, klickte auf die Tastensperre und rollte mich wieder im Bett zusammen. Die Leere in meiner Brust, dort, wo einst mein Herz gewesen war, zerrte an mir. Ich weinte still in das fremde Kissen hinein. Weinte und weinte und ließ zu, dass jedes Schluchzen mich voll und ganz erfüllte. Ließ zu, dass der Schmerz meinen Körper erbeben ließ.

Es fühlte sich an, als würde ich nie wieder zu etwas anderem in der Lage sein.

***

Ein Klopfen erklang.

Stöhnend kniff ich die Augen zusammen und drehte mich zur Tür herum. Die Decke verdeckte fast meinen ganzen Kopf. War ich wieder eingeschlafen?

Im Raum wurde es heller, als sich eine Tür zu öffnen schien, und ich hörte zwei Schritte.

»Payton?«, erklang Holdens tiefe Stimme.

»Bin wach«, ächzte ich. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich mit meinem Nachbarn sprach, der kein Freund, sondern eher ein Fremder war. Ich war immer noch hier in seinem Apartment, in seinem Gästezimmer.

Ich riss die Augen weit auf und setzte mich auf. »Tut mir leid! Es ist bestimmt schon spät, und du musst sicher irgendwohin. Ich belagere deine Wohnung nicht länger.«

Mein Gesicht glühte, als ich zu ihm sah. Erdboden, bitte öffne dich und lass mich versinken. Ich wollte gar nicht wissen, was für einen furchtbaren Anblick ich bot.

Holden lehnte am Türrahmen und hatte die Arme locker verschränkt. Es war seltsam, ihn mal nicht in seinem Business-Aufzug zu sehen. Er trug schwarze Jeans und ein graues Sweatshirt, das um seinen Bizeps herum spannte – und sah dabei leider ein wenig zu gut aus.

Er neigte den Kopf und zog die Augenbrauen hoch. »Dir auch einen guten Morgen. Eigentlich ist es erst neun. Und ich wollte dich fragen, ob du Hunger hast.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich. »Ich habe Frühstück gemacht.«

»M-morgen. Es ist erst neun?«, fragte ich lahm und schlang die Arme um mich. Dann registrierte mein noch immer schlafendes Hirn, was er sonst noch gesagt hatte. »Frühstück. Ja. Klingt gut. Hab Riesenhunger.« Keine Ahnung, ob ich wirklich Hunger hatte, aber mir fiel nichts Besseres ein.

Ein erheiterter Ausdruck umspielte seinen Mund. Er nickte. »Einen Moment. Ich hole dir etwas.«

Er verließ das Zimmer. Wenige Augenblicke später kehrte er mit einem Morgenmantel in der Hand zurück. Er reichte ihn mir und hob mein Kleid und die Shapewear vom Boden auf. Peinlich! Eigentlich hätte ich einen schrägen Kommentar erwartet, irgendeine typische Neckerei wie sonst auch, wenn wir uns im Fahrstuhl begegnet waren. Doch er schwieg, als er die Kleidung auf das Bettende legte.

»Ich mache gerade Kaffee, willst du auch einen?«

Wie ein Trüffelschwein bei einem Fund hob ich den Kopf. »Ich würde töten für einen Kaffee.«

Holdens Grinsen war verboten attraktiv, besonders mit den Bartstoppeln auf seinem dunklen Gesicht. Dann verließ er das Zimmer, damit ich in den Morgenmantel schlüpfen konnte. Er war aus marineblauer Seide und viel zu groß für mich. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie Holden ihn trug …

Nur dass ich es jetzt natürlich doch tat. Großartig.

Ich atmete tief durch. Dann schob ich die Beine über die Bettkante. Mein Blick blieb an den vielen Pflastern an meinen Füßen hängen. Mit einem leisen Winseln zog ich einen Fuß ungelenk zu mir, um ihn zu inspizieren. Autsch. Das waren ziemlich viele blutige Blasen, besonders dort, wo sich die Riemen der Jimmy Choos befunden hatten, die ich gestern getragen hatten, sogar an den Ballen.

Ich wappnete mich gegen den Bodenkontakt. Dann trat ich auf.

»Oh Scheiße!«, stieß ich hervor und biss fest die Zähne zusammen. Wie zur Hölle sollte ich mit den Schmerzen laufen?

So gut ich konnte, verlagerte ich mein Gewicht auf die Fersen.

Holden eilte zu mir, gerade als ich das Gästezimmer verließ. »Alles in Ordnung?«, fragte er alarmiert.

Ich stakste auf ihn zu. »Es sind nur meine Füße. So eine verdammte …« Ich ließ den Fluch lieber in der Luft hängen.

Mitgefühl trat auf sein Gesicht. Er hielt mir seinen Arm hin. So, wie auch Monroe es gestern Abend getan hatte, als ich das St. Regis Hotel erreicht hatte.

Wieder fuhr mir ein Stich in die Brust. Nicht an ihn denken. Nicht jetzt.

Ich ergriff Holdens Arm, um mich abzustützen, und murmelte ein »Danke«. Ich kam mir absolut lächerlich vor, wie ich so neben ihm auf meinen Fersen lief.

Für einen Moment vergaß ich den Schmerz, als ich sein Apartment erblickte. Bei Tageslicht war es wirklich eindrucksvoll. Groß und elegant und dennoch gemütlich. Letzte Nacht hatte ich kaum etwas wahrnehmen können. Wie auch in Paytons Wohnung, bestanden seine Fenster vom Boden bis zur Decke aus Glas. Von hier aus blickten wir jedoch nicht auf den Central Park, sondern auf den Rest von Manhattan sowie den East River und den Hudson River. Obwohl es bewölkt war und zu nieseln schien, war die Aussicht atemberaubend.

Widerwillig riss ich den Blick los und sah mich stattdessen im Apartment um. Es war ein offener Raum. Die Ledercouch stand auf einem gemusterten Teppich in Korallenrot, es gab einen breiten Couchtisch, einen riesigen Fernseher auf einer TV-Konsole aus glänzendem Holz, ein großes Bücherregal in der Wand und ein paar kleine Lampen, die letzte Nacht für warmes Licht gesorgt hatten. Die Tür, die wohl zum Aufzug führte, verbarg sich in einer Nische, um die Ecke befand sich eine große weiße Küche und daneben ein langer Esstisch aus hellem Holz für etwa sechs Personen. Eine schwarze Wendeltreppe, die mir gestern schon aufgefallen war, führte in eine weitere Etage.

In der Luft lag ein würziger Duft von Kaffee, Butter und Ei. Das Frühstück stand bereits auf dem Tisch. Es gab sogar Blutorangensaft in einer Glaskaraffe. Ob er eine Haushaltshilfe hatte, die ihm sogar die Orangen auspresste? Mein Blick fiel auf einen Korb mit dunklem Brot und Croissants. Hätte ich doch bloß Appetit, es sah nämlich fantastisch aus.

Holden ließ mich los, als wir den Tisch erreichten. Nachdem ich mich gesetzt hatte, nahm er mir gegenüber Platz. Ich zupfte den Morgenmantel zurecht.

»Das sieht toll aus«, sagte ich.

»Hier, dein Kaffee.«

Normalerweise mochte ich ungesüßten schwarzen Kaffee nicht besonders, aber ich traute mich nicht, nach Milch zu fragen, als Holden mir eine Tasse voll reichte.

»Danke«, murmelte ich. Dann begannen wir, zu essen.

Mein Blick löste sich dabei kein einziges Mal von meinem Teller, denn die Stimmung war furchtbar angespannt. Du hast ihn geküsst. Du hast ihn geküsst, einfach so.

Das Omelette schmeckte genauso himmlisch, wie es aussah, aber selbst jetzt hatte ich keinen Appetit. Ich hätte ebenso gut Erde in mich reinschaufeln können. Dennoch gab ich mein Bestes, so viel wie möglich von meiner Portion zu essen.

»Also«, sagte Holden kauend und belud seine Gabel. »Letzte Nacht hat die Polizei Fotos von deinem Apartment gemacht und die Beweise gesichert. Es ist noch ein wenig verwüstet, aber ich habe mein Bestes getan, um das Schlimmste aufzuräumen.« Ein harter Ausdruck trat in seine Augen. »Wer auch immer das war, wollte dir wohl einen Schrecken einjagen. Aber wir bekommen die Person dran, da bin ich mir sicher. Ich habe außerdem den Portier informiert und die Aufnahmen der Überwachungskamera angefragt. Ich würde vorschlagen, dass wir gleich nach dem Essen losfahren, damit du deine Aussage machen kannst.«

Mein Kopf schoss hoch, und mein Puls beschleunigte sich. Ich sollte jetzt gleich aufs Polizeirevier? Darauf war ich mental noch gar nicht vorbereitet. Das würde ja bedeuten, dass ich alles offenlegen müsste – meine Geheimnisse, die Machenschaften der Clique an der Columbia, meine Identität. Ich hatte nicht einmal meinen eigenen Ausweis hier. Wie sollte ich das anstellen? Und dann auch schon so bald? Wie sollte ich so schnell eine Entscheidung treffen?

»Wir?«, fragte ich, obwohl mir hundert andere Fragen durch den Kopf schossen. »D-du musst nicht mitkommen, das weißt du.«

Ein schiefes Lächeln erschien auf seinen Lippen, und er lehnte sich zurück. »Als dein Anwalt sollte ich das wohl.«

»Aber du musst nicht mein Anwalt sein.« Ich zog eine Grimasse. »Ehrlich, ich habe deine Zeit schon genug beansprucht. Nicht zu vergessen deine Großzügigkeit.«

Er zuckte mit den Schultern und griff nach seiner Tasse. »So ein Pech aber auch. Ich habe der Polizei bereits gesagt, dass ich dein Anwalt bin, sonst hätte ich das letzte Nacht nicht managen können, ohne dich aus dem Bett zu holen. Mach dir deswegen keine Gedanken.«

Ich biss mir auf die Unterlippe. »Das ist … Danke, Holden.«

»Gern geschehen. Sarah.«

Meine Miene entgleiste. Wie auf Knopfdruck richtete ich mich auf. Fuck. Richtig, ich hatte ihm meinen echten Namen gesagt. Ich bin nicht fucking Payton. Ich bin Sarah. Außerdem hatte er ja auch noch all die Zettel in der Wohnung gesehen, auf denen mein Name gestanden hatte. Game Over, Sarah.

Holden beobachtete mich und meine Reaktion aufmerksam.

Ich trank vom Kaffee, denn meine Kehle war plötzlich staubtrocken. Meine Gedanken rasten. »Hast du … Hast du es der Polizei gegenüber erwähnt?«, fragte ich leise.

Er schwieg einen Moment. Dann trank er einen Schluck Saft. »Also stimmt es wirklich. Du bist nicht Payton. Letzte Nacht hatte ich erst gedacht, dass es nur so dahergesagt war, aber dann habe ich die Zettel entdeckt.«

Auf meinen angespannten Gesichtsausdruck hin fügte er hinzu: »Und nein, ich habe es der Polizei gegenüber nicht erwähnt. Du wirst vermutlich deine Gründe haben.«

Die ich dir sicher nicht mitteilen werde, schoss es mir durch den Kopf. Obwohl Holden mir half, obwohl er netterweise als mein Anwalt fungierte, konnte ich ihm nicht trauen. Ich konnte niemandem trauen. Nie mehr. Nicht wenn erst meine eigene Zwillingsschwester mich betrog und dann … Monroe.

Ich sank gegen die Stuhllehne und starrte auf das Essen auf meinem Teller.

»Hast du denn schon irgendeine Vermutung, wer dahinterstecken könnte?«, fragte Holden.

Meine Mundwinkel verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Ja«, sagte ich leise. Dann zögerte ich. Wie viel konnte ich ihm gegenüber preisgeben? Ich wollte ihm eigentlich gar nichts erzählen. Aber … musste er als mein Anwalt nicht irgendwelche Anhaltspunkte von mir bekommen? Ich stieß hart die Luft aus und sah ihn an. »Ich glaube, ich weiß, wer hinter dem Einbruch stecken könnte.«

Erwartungsvoll hob er die Brauen. »Ach ja?«, fragte er nach einem Moment. »Und wer soll das sein?«

Ich schob mir fahrig die Haare hinter die Ohren. Was, wenn ich mein Schweigen brach und er das irgendwie, irgendwann gegen mich verwendete?

»Sarah«, sagte er sanft – und der Klang meines Namens aus seinem Mund war so fremd, dass ich zusammenzuckte. »Du kannst mir vertrauen. Wenn nicht auf persönlicher Ebene, dann auf geschäftlicher. Als dein Anwalt darf ich keine persönlichen Informationen an Dritte weitergeben. Alles, was du mir sagst, ist bei mir sicher.«

Ein gequälter Laut entwich mir, und ich ließ die Hände in meinen Schoß fallen. Verdammt. Das war ein Fehler. Ich konnte es spüren. Ihm zu vertrauen, konnte nichts weiter als ein Fehler sein.

»Payton«, wisperte ich und ignorierte sämtliche Alarmglocken. Ich musste das hier tun. Egal, was meine Erfahrung der letzten Wochen mir sagte.

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und biss die Zähne zusammen. »Ich glaube, es war Payton. Sie muss diejenige sein, die eingebrochen ist. Nur Payton hätte unauffällig am Portier vorbeigekonnt, ohne auf seiner Besucherliste zu landen. Sie … und Peter Darlington. Er steckt da irgendwie mit drin. Peter war auch auf der Party im St. Regis, er hätte keine Zeit gehabt, um zum Apartment zu kommen, aber … es passt einfach so gut.«

»Sicher? Peter Darlington?«, fragte Holden ungläubig.

»Absolut. Peter hat damit zu tun, ich bin mir sicher«, sagte ich bestimmt. »Er und Payton müssen einfach unter einer Decke stecken, es gibt keine andere Erklärung.«

»Du hast hoffentlich gute Gründe, Darlington zu verdächtigen. Oder deine Schwester. Es ist gefährlich, sich mit den Darlingtons anzulegen. Wenn du seinen Namen nennst, musst du handfeste Beweise haben.« Holden runzelte die Stirn und rieb sich über das Kinn. »Diese Familie hat Einfluss, auch bei der Polizei und bei einigen Richtern. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, sie für den Dreck dranzukriegen, den sie am Stecken haben. Und das haben sie alle. Glaub mir, viele haben es schon versucht, und alle sind gescheitert.« Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. Da war etwas in seinen Augen, was mir verriet, dass mehr hinter seinen Worten steckte. Hatte er etwa selbst schon die Darlingtons für etwas drankriegen wollen?

Na schön, vielleicht musste ich noch ein wenig weiter ausholen. Wenn Holden als mein Anwalt wirklich verpflichtet war, meine Geheimnisse zu wahren … Dann war das meine Chance, mir alles von der Seele zu reden. Und wenn nicht – Holden war irgendwas um die dreißig. Was interessierten ihn schon die Machenschaften von Studierenden Anfang zwanzig?

Ich fasste einen Entschluss, fuhr mir durch die zerzausten Haare und trank noch einen großen Schluck vom heißen Kaffee.

»Payton und Peter hatten eine Affäre«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was genau da zwischen ihnen lief, aber sie haben ihre Partner betrogen – Payton ihren Freund und Peter seine Freundin. Außerdem hat Payton irgendeinen anonymen Geldgeber. Und ich spreche von Millionen von Dollar. Sie hat ihr ganzes Leben hier in New York vor mir und unserer Familie geheim gehalten und es geschafft, vor den Leuten hier so zu tun, als wäre sie reich, obwohl unsere Familie echt nicht viel Geld hat. Peter muss etwas damit zu tun haben. Er hat mir letzte Nacht gedroht, dass es nicht gut für mich enden würde, wenn ich Manhattan nicht auf der Stelle verließe.«

Mit einem Mal schien Holden hellwach. Und irgendwas an seinem Blick brachte mich dazu, ihn einzuweihen. Das und die Leere in mir, die Einsamkeit, die in den letzten Wochen ihre Krallen in mich geschlagen hatte, weil hier in New York niemand außer Paytons Exfreund Donovan wusste, wer ich war.

»Die Rollen zu tauschen, war unser Ding«, sagte ich leise. »Payton und ich haben das früher oft gemacht, nur so zum Spaß und in der Schule bei Tests. Im Sommer ist Payton dann bei mir in San Francisco aufgetaucht und war zugrunde gerichtet, wegen Peter Darlington und seiner Clique. Es erschien mir wie das Natürlichste auf der Welt, wieder die Rolle mit meiner Schwester zu tauschen. Um mich an ihnen … für sie zu rächen.« Mein Hals schnürte sich zusammen, und ich hasste mich dafür. Ich wollte keinen Schmerz empfinden, sondern nur Wut.

»Und das hast du getan?«, fragte Holden. »Du hast Rache genommen?«

Ich nickte. »Ich habe eine Liste angefertigt. Ich wollte sie alle nacheinander gesellschaftlich ruinieren. Für Payton. Gott, ich war so dumm.«

»Das warst du nicht«, sagte er und klang erschreckend einfühlsam. »Du liebst deine Schwester, das kann ich hören. Und das kann ich sehen, denn du bist hier und hast für sie dein Leben auf den Kopf gestellt. Das ist nicht dumm. Du hast selbstlos und aus Liebe heraus gehandelt.«

Ich sah ihn an, mit einem Mal tief berührt. »Das … das stimmt wohl.« Mein Körper konnte sich nicht entscheiden, ob er in Panik verfallen oder erleichtert sein sollte, endlich ein paar Geheimnisse losgeworden zu sein. Dann überwog die Angst. Ich erinnerte mich noch zu deutlich an diese Frau. Die Rothaarige im Fahrstuhl, die angedeutet hatte, dass Payton und Holden miteinander geschlafen haben mussten. Ob das bedeutete, dass er doch irgendwie mit drinsteckte? Andererseits war ich es leid, ständig misstrauisch zu sein. Das war immerhin nicht mein Leben! Was hatte ich jetzt noch zu verlieren? Ich würde zurück nach San Francisco fliegen, zu meiner besten Freundin Laurel und unserer WG, zu meinem Studium, zu meinen Eltern. Das Spiel war vorbei. Jetzt erst recht, nach dem, was Monroe mir angetan hatte.

Ich exte meinen Kaffee und stellte die Tasse mit zittriger Hand ab. Ein Großteil meines Frühstücks blieb übrig, weil ich einfach nichts mehr hinunterbekam.

»Vielleicht sollte ich … gehen. Und mich fertig machen.« Ich deutete Richtung Fahrstuhl. Es war unerträglich, ihm nach dem großen Geständnis ins Gesicht zu blicken. Unerträglich, dass ich mich schon wieder jemandem anvertraute. Was geschehen war, fühlte sich an wie eine riesige offene Wunde. Und mit meinem Vertrauen hatte ich Holden die Möglichkeit in die Hand gegeben, sie noch weiter aufzureißen.