Prinzessin Ilse - Marie Petersen - E-Book

Prinzessin Ilse E-Book

Marie Petersen

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Beschreibung

Dieses eBook: "Prinzessin Ilse" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Marie Luise Auguste Petersen (1816-1859) war eine deutsche Schriftstellerin. Marie Petersen litt schon kurz nach der Geburt an einer chronischen Rückgratverkrümmung, die auch Aufenthalte in orthopädischen Anstalten in Berlin nicht beheben konnten. Aufgrund ihrer körperlichen Erkrankung war Marie Petersen an ihre Heimatstadt gebunden. Im Jahr 1851 unternahm sie eine einzige Reise in den Harz, die Auslöser für ihre schriftstellerische Betätigung wurde. Ein Reisebrief, den sie an einen Verwandten geschickt hatte, wurde unter dem Titel Prinzessin Ilse. Ein Märchen aus dem Harzgebirge 1852 anonym veröffentlicht. Die Schrift wurde ein großer Erfolg, sodass von der 12. Auflage an auch ihr Name auf dem Titel genannt wurde. Aus dem Buch: "In seinen Augen, die so tief blickten, war Prinzessin Ilse eben Nichts als ein unartig Kind, und darum sagte er nicht "Hoheit" zu ihr und nicht "Durchlaucht", sondern ganz schlechtweg: "Liebe Ilses" "Liebe Ilses", sprach also der Engel, "wenn du aber aus eigner Wahl hier oben geblieben bist und es tief unter deiner Würde hieltest, mit den anderen Wassern in die Ebene zu ziehen, so mußt du ja ganz zufrieden hier oben sein, und ich begreife gar· nicht, warum du dich so anstellst und weinest und lamentirst."

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Seitenzahl: 55

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Marie Petersen

Prinzessin Ilse

Ein Märchen aus dem Harzgebirge

e-artnow, 2015
ISBN 978-80-268-4039-8

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

Liebe Leserin.

Vor allen Dingen möcht’ ich Dich bitten, mich nicht mit der Sage von der schönen Prinzessin Ilse zu verwechseln, die mit ihrem Schloß und ihren Schätzen vor langen, langen Jahren unter den Ilsenstein versunken ist und noch immer in früher Morgenstunde herauf steigt, in der Quelle zu baden, wie Dein Führer dir erzählen wird, wenn Du auf sicherem Maulthier über den Ilsenburger Schloßberg nach der schönen Klippe hinauf geritten bist, welche den Namen der Prinzessin und der Quelle trägt, die unten das Thal durchströmt. Ich bin nicht die Sage, bin blos das Märchen, schlicht und arm, ohne jegliche Berechtigung auf Deine Gunst, liebe Leserin, kann mich weder auf Tradition stützen, noch das in unseren Tagen so hoch gepriesene Verdienst der Volksthümlichkeit für mich in Anspruch nehmen.

Die Sage ist eine weitläufige Cousine von mir, viel vornehmer, als ich; und die Verwandtschaft mit mir und meinesgleichen ist ihr nie recht genehm gewesen. — Seit ihr nun gar in neuester Zeit die hohe Ehre widerfahren, von einem gottgesegneten Manne, dem größten Meister dieses Jahrhunderts und vieler Jahrhunderte, auf die Wand eines wunderherrlichen Kunsttempels abconcterfeit zu werden, wird sie mich gar nicht mehr ansehen. Wenn Du, liebe Leserin, vielleicht zufällig in der prächtigen Königsstadt wohnest oder doch gewesen bist, wo ein edler, kunstsinniger Monarch jenen Tempel aufbauen läßt, so wirst Du nicht versäumt haben, was Keiner versäumt: das entstehende Wunderwerk zu beschauen, und wirst also auch meine weitläufige Cousine kennen, wie sie da sitzt und auf die Raben horcht, die ihr in die Ohren schreien, und mit ihrem Stab in Schutt und Moder wählt, Kronen und Menschenknochen und alterthümliche Waffen zu Tage fördert. Sie braucht solche Raritäten, um sich bei den Menschen zu legitimiren, um ihren alten Adel und ihre Glaubwürdigkeit zu beurkunden. — Ich kann mich nun gar nicht legitimiren, bin nicht adlig und nicht einmal glaubwürdig, — und dennoch würde es mich bitter weh thun, wenn Du mich eine kleine Lügnerin schelten wolltest, liebe Leserin. Ich möchte Dir so gerne auch die Wahrheit erzählen, und gebe mir alle Mühe aber da ich nur eine kleine Landstreicherin bin, ohne jede ästhetische Erziehung, ja selbst ohne die allernothdürftigste Schulbildung, — wo soll da ’was Gescheutes herkommen? — Du mußt es mir also schon nachsehen liebe Leserin wenn ich nicht sehr historisch bin, wenn ich geographische geologische chronologische und andere Schnitzer mache. Gelernt habe ich gar Nichts und wissen thu ich folglich auch Nichts. Wie es gleich nach der Sündfluth im deutschen Vaterland ausgesehen, das hab ich mir von den Steinen erzählen lassen, die’s erlebt haben wollen; — und da Du nicht dabei gewesen bist, liebe Leserin, und ich auch nicht — und überhaupt kein Mensch der’s aufgeschrieben hätte, so können wir die Aussage der Steine hier wohl einmal gelten lassen.

Ich lauf durch das Land und schau’ mich um, — und wo mir eine Blume gefällt, oder ein altes Mauerwerk, ein Fels, oder ein Baum, - da klopf ich an und spreche „Du erzähl mir, was Dir passirt ist“, und drauf setz’ ich mich nieder· und schlafe ein; — und im Traume kommt’s denn auf mich herabgerieselt die bunten Bilder, eins nach dem anderen, wie ich sie Dir hier vorführe. Hab’ ich vor dein Einschlafen recht herzinnig zum lieben Herrgott gebetet, so fallen wohl bisweilen ein paar Körnlein Wahrheit hinein in das luftige Gespinnst; und das sollte mich am meisten freuen. liebe Leserin, wenn Du die auch heute bei der kleinen Ilse auffinden könntest. — Ich kann aber Nichts dazu thun und Nichts verantworten; — ich bin ein kleines, dummes Ding, und darum, liebe Leserin stell’ mich nicht zur Rede und frag’ mich nicht aus; — denn ich hab’ keine Antworten für kluge Leute. Nimm mit mir fürlieb, wie ich eben bin. Auf Deine gute Meinung kommt viel an, liebe Leserin; - d’rum, wenn’s Dir möglich ist, so hab’ mich bischen lieb.

Mit aller Demuth und Hochachtung

Dein treu ergebenesMärchen.      

Bei der Sündfluth, wo alle Wasser der Erde zusammen gelaufen waren, die Gebirge erstiegen haben und ihre wilden Wogen über die höchsten Berggipfel dahin fluthen ließen, da gab es eine gräuliche Verwirrung unter den Gewässern und als der Herr sich endlich der armen Erde erbarmte, das klare Himmelslicht die graue Wolkendecke durchbrechen ließ, und den Wassern gebot, von einander zu scheiden und den Heimweg in ihre Thäler zu suchen da hätte wohl kein Bach und kein Strom sein altes Bett wieder gefunden, wären nicht Scharen von guten Engeln auf die Erde herab gestiegen und hatten sie sorglich auf den rechten Pfad geleitet. —

So wie die langen Züge der Hochgebirge ans der Fluth empor tauchten, so kamen die Engel auf ihre Gipfel herab und fliegen von allen Seiten langsam in die Thäler, die Wasser vor sich her treibend. Und wie sie tiefer und tiefer herab kamen, so ordneten sie den Lauf der Ströhme und Bäche, steckten dem Meer seine Grenzen ab, und schlossen die Seen fest ein in zackige Felsenketten oder in grüne Wald- und Wiesengürtel Mit breiten Windfegern und Bürsten von Sonnenstrahlen hantirten sie dann auf der nassen Erde herum. bürsteten den Schlamm aus· dem Grase, trockneten das schwere Laub der Bäume und waren so geschäftig darüber her, daß der viele Wasserstaub, den sie aufgestört, wie duftige Nebelschleier in den Klüften des Gebirges hing.