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Welche Fliegenrute braucht man zum Einstieg wirklich und warum sollten Fliegenrollen möglichst wenig glänzen? Welche absolut sichere Verbindungen zwischen Fliegenschnur und Vorfach gibt es und wie stellt man sie her? Was gehört auf alle Fälle in die Fliegenweste, von welchen Faktoren hängt die optimale Präsentation einer Trockenfliege ab und muss sich ein Vorfach auf dem Wasser unbedingt völlig strecken? Wie motiviert man Fische auch an Hitzetagen, darf man sich zum Fliegenfischen hinsetzen und wie ist man nach einem Standortwechsel blitzschnell wieder einsatzbereit, um einem Fisch zielgenau die Fliege zu servieren? Das sind nur einige wenige von insgesamt 111 Problemen und Fragestellungen, die in diesem Büchlein übersichtlich, systematisch und prägnant diskutiert und beantwortet werden. Eine wertvolle Unterstützung und Hilfe auf dem Weg zum erfolgreichen Fliegenfischer. Mit stimmungsvollen Fotos, detaillierten Grafiken, praktischen Tipps und einzigartigem Zusatzwissen.
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Seitenzahl: 223
© 2019 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeglicher Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Lektorat: Sonja Forster
Umschlagkonzeption und -gestaltung: Christine Paxmann, München
Herstellung: Ruth Bost
Layoutkonzept Innenteil: Christine Paxmann, München
Layout/DTP: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-8354-6270-0
2. Auflage 2019
Bildnachweis
Alle Fotografien von Hans Eiber, außer >: Stefan Binner
Grafiken: Hans Eiber
Umschlagfoto: fotolia
Syndication: www.seasons.agency
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Das vorliegende ebook wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im ebook vorgestellten Informationen resultieren, eine Haftung übernehmen.
Kann man ein so umfassendes, vielschichtiges Thema wie Fliegenfischen in einzelne Schritte zerlegen, diese einfach durchnummerieren und in ein Buch mit 176 Seiten packen? Etliche Begegnungen mit Fliegenfischern, Einsteigern wie Experten, über vier Jahrzehnte hinweg haben mich dazu angeregt, es zu versuchen und mein Wissen sowie die Erfahrungen vieler anderer Fliegenfischer in genau 111 ausgesuchten Problemstellungen und den dazugehörigen möglichen Lösungsvorschlägen zusammenzufassen.
Der Themenkatalog ist sicher unvollständig. Die Materie ist natürlich zu komplex, um es in einem Ratgeberbüchlein dieses Formats erschöpfend abhandeln zu können. Betrachten Sie bitte die hier ausgewählten Inhalte als Anleitung für Einsteiger und als Anregung, selbst weiter zu forschen und die Sachverhalte zu vertiefen. Nach meiner Erfahrung sind Fliegenfischer grundsätzlich interessierte und wissbegierige Menschen. Wer möchte, findet Ausführlicheres auch in meinen beiden anderen beim BLV-Verlag erschienenen Büchern Das ist Fliegenfischen und Das Praxisbuch Fliegenfischen.
Das Büchlein wird niemanden mit einem Schlag zu einem perfekten Fliegenfischer machen, ihn aber möglicherweise auf dem Weg dorthin ein gutes Stück weit voranbringen und den einen oder anderen nützlichen Tipp oder Kniff von »alten Hasen« vermitteln und damit den Spaß am Fliegenfischen fördern.
Mein diesbezügliches Lieblingszitat stammt vom verstorbenen amerikanischen Fliegenfischer und Wurfinstruktor Mel Krieger: »Fliegenfischen ist wie Treppensteigen, hat man eine Stufe erreicht, sieht man schon die nächste und möchte hinauf.«
Die folgenden Seiten sollen Ihnen helfen, auf den Stufen so wenig wie möglich zu stolpern.
Tight Lines
Hans Eiber
Aschach, März 2018
Solides Handwerkszeug ist die Basis, um die aktive Fangtechnik des Fliegenfischens von einer bloßen Freizeitbeschäftigung zur echten Passion werden zu lassen. Neben Anschaffungsfragen von der Rute bis zur Vorfachspitze finden sicher nicht nur Anfänger viel Wissenswertes zur Auswahl und Pflege der Fliegen und der Zusammenstellung von Watzeug, Sichthilfen und Co.
Die Rute ist die Basis einer gelungenen Präsentation der Fliege. Das Fliegenfischen mit seinen Trickwürfen und feinen Bewegungsweisen von Trockenfliege, Nymphe und Co. ist eine sportliche Angelegenheit. Ähnlich wie beim Golf sollte man sich also ein Gerät zulegen, das einem selbst optimal entgegenkommt. Wie Sie die für Sie ideale Rute nebst Zubehör wählen, pflegen oder anpassen, finden Sie im folgenden Kapitel.
Einsteiger tun sich bei der Auswahl ihrer ersten Fliegenrute oft schwer. Das Angebot an verschiedenen Schnurklassen, Längen und Aktionen ist enorm und damit auch verwirrend. Welche Rute ist also die richtige für den Anfang?
Es gibt keine echten »Allroundruten«, allerdings so etwas wie »Allroundbedingungen«, an denen sich gute Einsteigerruten bemessen lassen. Gehen wir von folgender Voraussetzung aus: Zielfische von etwa 90 % aller Fliegenfischer sind vor allem Forellen und Äschen sowie andere Arten in »Normalgröße«, also Längen zwischen 30 und 40, vielleicht 50 cm. Die dazu aufgesuchten Bäche und Flüsse sind zwischen 5 und 20 m breit, in Einzelfällen auch breiter. Watfischen wird ausgeübt. 99 % aller Fische werden, vom Angler aus gemessen, in einer Distanz zwischen 5 und 15 m gefangen. Zum Einsatz kommen in erster Linie Trocken- und Nassfliegen, Nymphen und leichtere Streamer. Achten Sie außerdem bei jeder Rute auf eine saubere Verarbeitung und eine solide Ausstattung.
Schnurklasse und Länge: Fliegenruten werden leistungsmäßig nach Schnurklassen (nach AFTMA >) in den Kategorien 1 bis 12 (15) eingeteilt. Dabei sind die Klassen 4 und 5 für das leichte Fliegenfischen sehr universell. Kleine Muster können damit noch entsprechend delikat auf der Wasseroberfläche präsentiert werden, aber auch größere, buschige Muster, beschwerte Nymphen sowie kleinere Streamer lassen sich gut werfen. Als Erstrute empfehle ich die Schnurklasse 5. Die meisten legen sich später noch eine Rute in Klasse 4 zu.
Aktion: Die Aktion, also das Biegeverhalten unter Belastung, kann man ausreichend gut beurteilen, wenn man die Rute in die Hand nimmt und ein anderer die Rutenspitze nach unten zieht.
Eine vollparabolische Rute biegt sich dabei bis kurz oberhalb des Handgriffs. Sie wirkt etwas langsam und behäbig. Auf kurze Distanzen ist sie zwar recht angenehm zu fischen, präzise weitere Würfe gestalten sich mit ihr jedoch relativ schwierig. Positiv wiederum: Einen gehakten Fisch würde sie beim Drill sehr sanft und nachhaltig ermüden.
Eine schnelle Rute biegt sich dagegen nur im Bereich ihrer Spitze. Erfahrene Werfer können damit weit werfen und die Fliege exakt ablegen. Das geht ein bisschen in Richtung Extremsport. Für unsere durchschnittlichen Wurfdistanzen halte ich eine schnelle Aktion für suboptimal. Außerdem hatte ich auch das Gefühl, dass manche Fische durch das etwas ruppige und sprunghafte Verhalten der Spitze im Drill leichter vom Haken abkamen. Wenn man aus irgendeinem Grund doch eine zu »hart« erscheinende Rute fischen muss, lässt sich das Wurfgefühl etwas geschmeidiger gestalten, wenn man die Schnur eine Klasse höher als angegeben wählt.
Die mittelschnelle oder halbparabolische Aktion ist ein guter Kompromiss, um die Vor- und Nachteile der beiden erstgenannten Varianten auszugleichen. Unter Belastung biegt sie sich von der Spitze her auf rund um ihrer Länge. Im unteren, härteren Bereich sitzt die Kraft, die starke Fische müde macht und beim Werfen entsprechende Schnurbeschleunigung bringt. Diese Ruten sind sehr angenehm zu führen, denn die Fliegen können einerseits im Nahbereich delikat serviert werden, andererseits sind auch weitere Würfe (15 m!) möglich. Und die geschmeidige, aber trotzdem kraftvolle Aktion verzeiht so manchen kleinen Wurffehler und drillt die Fische am sichersten. Klare Kaufempfehlung!
Korkgriff: Allgemein werden 2 Griffformen unterschieden. Der sogenannte Full-Wells, der genau auf den Daumengriff (>) zugeschnitten ist. Man findet diese Form heute in erster Linie auf stärkeren Ruten ab Schnurklasse 7, für die mehr Kraft nötig ist.
Auf leichten Ruten sollte man hingegen nur umgekehrte Half-Wells, also zigarrenförmige Griffe akzeptieren, die sich nach vorne hin deutlich verjüngen. Sie sind eigentlich auf den Zeigefingergriff (>) zugeschnitten, der besonders zielgenaues Werfen ermöglicht. Trotzdem kann man, wenn man will, in den Daumengriff wechseln. Sie können einen »falschen« Griff übrigens ganz einfach umbauen (>).
Rollenhalter: Die Rolle wird bei einer Fliegenrute wegen des besseren Gleichgewichts immer hinter dem Handgriff am Rutenende angebracht. Wird der vordere Rollenfuß dabei etwas unter dem Korkgriff eingeschoben, spricht man vom Up-Locking-System. Das hat Vorteile: Der Handballen liegt mehr über der Rolle und die Rute ist beim Werfen besser im Gleichgewicht (>). Wenn man die Rute auf den Boden stellt, hat die Rolle etwas Abstand und ist vor Verschmutzung oder Kratzern besser geschützt als beim selten gewordene Down-Locking-System. Man findet es mitunter an billigeren beziehungsweise älteren Ruten. Dunkle oder mattierte Rollenhalterbeschläge sind besser als glänzende helle (>). Möglicherweise achtet man beim Kauf einer Fliegenrute nicht unbedingt auf diese Details. Ich halte sie aber für wichtig.
Art und Größe der Führungsringe: Vor Erfindung der Kunststoffschnüre Anfang der 50er-Jahre kamen ausschließlich dünne Seidenschnüre zur Anwendung, und die Führungsringe konnten sehr klein gehalten werden. Hin und wieder verwenden manche Hersteller immer noch die gleichen Ringe wie vor 50 Jahren, vielleicht weil sie glauben, sie würden besonders elegant aussehen. An manchen Ruten sind sie zu klein, dadurch steigen beim Werfen mit den verhältnismäßig dicken Kunststoffschnüren die Reibungsverluste.
Achten Sie beim Kauf einer Rute auf angemessen große Führungsringe. Der Leitring über dem Rutengriff ist eigentlich immer ein Stegring mit mindestens 12 mm ∅ und einer Kunststoff-, manchmal auch Keramikeinlage. Der Rest besteht meist aus verchromten Schlangenringen. Eine einfache, aber bei Fliegenruten seit vielen Jahrzehnten bewährte Ringform. Am oberen Ende sollte der Spitzenring, bei nicht zu stark abgeflachter Stellung, mindestens so groß sein wie der letzte Führungsring.
Material: In der Regel handelt es sich beim Blankmaterial um Kohlefaser. Das ist die richtige Wahl für Einsteiger. Ruten aus Fiberglas, eigentlich das Vorgängermaterial von Kohlefaser, kann man sich als Fortgeschrittener ansehen. Auch mit einer gespließten Fliegenrute aus Tonkinrohr wird man sich vermutlich erst später beschäftigen. Eine gute Gespließte ist eine tolles, stilvolles Werkzeug. Aber es gehört nicht in die Hände eines Einsteigers. Nicht zuletzt muss man sich auch bei der Handhabung ein wenig umstellen und dem Naturmaterial anpassen.
Aber falls Sie einmal damit in Berührung kommen sollten, hier in loser Reihenfolge ein paar wichtige Punkte zur besonderen Wartung und Pflege dieser edlen Teile:
1. Risse in der Rutenlackierung müssen gegen eindringende Feuchtigkeit unbedingt zügig repariert werden.
2. Nasse Ruten immer gründlich trocknen und trocken aufbewahren.
3. Rutenteile der Länge nach vertikal abhängen, damit sie gerade bleiben.
4. Metallhülsen mit etwas Alkohol reinigen. Danach die Hülse leicht über die Nase oder den Stirnansatz reiben, um sie mit dem Hautfett gleitfähiger zu machen.
5. Metallverhülsungen beim Zusammenfügen und Auseinandernehmen nur in gerader Linie schieben oder ziehen, auf keinen Fall verdrehen, sonst würden sich die Hülsen lockern.
6. Die Rute unter Belastung, also beim Drill eines größeren Fisches, immer wieder drehen, sodass jede Seite möglichst gleichmäßig belastet wird und es nicht zum Set, also zu einer festsitzenden Verformung des Blanks kommt.
Unterschiedliche Rutenaktionen für verschiedene Einsatzzwecke
Fliegenruten aus unterschiedlichen Materialien, in verschiedenen Längen, Schnurklassen und Aktionen. Gut geeignet für den Anfang auf Forelle und Äsche: Kohlefaser, 8 bis 9 Fuß, AFTMA 4 bis 5, mittelschnelle Aktion.
An manchen hübschen leichten Fliegenruten, die man besser mit dem Zeigefingergriff auskosten kann (>), stört der weit verbreitete, trompetenartig nach vorne auslaufende Full- oder Half-Wells-Griff.
Mit etwas handwerklichem Geschick und ein paar Werkzeugen, die die meisten ohnehin besitzen dürften, gelingt es ganz einfach, einen angenehm konisch nach vorne verjüngt laufenden Handgriff zu formen. Kork kann mithilfe von Schleifpapier wunderbar in Form gedrechselt werden. Nicht jeder hat eine professionelle Drehbank im Bastelkeller. Die braucht es aber gar nicht zwingend.
Benötigte Werkzeuge: Pflicht ist eine Handbohrmaschine mit Feineinstell-Schräubchen zum Kontrollieren der Umdrehungsgeschwindigkeit (gelber Knopf am Handgriff) und eine entsprechende Halterung für die Bohrmaschine. Dagegen sind die auf den Bildern zu sehenden, zur Stützung und Führung des Blanks verwendeten beiden kugelgelagerten Lünetten ein väterliches Erbe und heute schwer zu bekommen. Bastler finden eine andere Lösung in Form von Stehlagern oder ähnlichen Rollenaggregaten. Auch einfache, selbstgebaute Stützen aus Holz sind denkbar. Grundsätzlich reicht eine dreieckig ausgeschnittene, gepolsterte Einlagemöglichkeit, in der sich der Blank drehen kann, ohne durchzuhängen oder zu verkratzen. Ein Helfer könnte den Blank in einem solchen offenen Lager zusätzlich halten und führen. Dazu kommen noch Malerkrepp und Gewebeklebeband und mehrere etwa 3 cm breite Schleifpapierstreifen in den Körnungen 80 und 120.
Der Bereich vor und nach dem Korkgriff wird zum Schutz vor Schleifspuren mit Malerkrepp umwickelt. Maschinenhalterung und Rollenständer nach Anbringen an der Tischkante mit gelockerten Befestigungsschrauben nochmal genau in eine waagrechte Linie bringen.
Korkgriffe lassen sich ganz einfach selbst umformen. Der obere Griff hat es noch vor, der untere bereits hinter sich.
1 Vorbereitung:Die Mitte des Rutenfußes möglichst exakt am drehbaren Bohrmaschinenkopf fixieren, um die Unwucht beim Drehen so gering wie möglich zu halten. Mit Gewebeklebeband um den Maschinenkopf und den Rollenfuß wird eine möglichst feste Verbindung hergestellt.
2 In Form bringen:Drehgeschwindigkeit auf »zügig«, aber nicht zu schnell stellen. Einen 80er-Schleifpapierstreifen in beide Hände nehmen und von der anderen Seite leicht gegen den Griff ziehen. Dabei den Streifen ständig etwas in Längsrichtung hin und her bewegen. Der abschließende Feinschliff erfolgt mit der 120er-Körnung.
Was sind die wichtigsten Kriterien beim Kauf einer Fliegenrolle für das normale, »leichte« Fliegenfischen auf Forellen, Äschen und ähnliche Fischarten? Auch wenn wir beim Fliegenfischen eher selten kurbeln, die Qualität sollte stimmen.
Eine Fliegenrolle hat beim leichten Fliegenfischen in erster Linie die Aufgabe eines Schnurdepots, das schnell Leine liefern, aber auch wieder aufnehmen soll.
Spule: Die Spule soll sich ruckfrei drehen können. Heute sind es vor allem Großkernrollen, die durch den stärkeren Spulenkern grundsätzlich eine schnellere Einholgeschwindigkeit ermöglichen.
Bremse: Eine einfache Klickbremse verhindert, dass beim schnellen Abziehen der Schnur von der Rolle die Spule unkontrolliert nachläuft und auf der Rolle ein reichlich aufgeplusterter Schnurverhau, fachsprachlich Perücke genannt, entsteht. Ein fein verstellbares Bremssystem, durchaus sinnvoll für kampfstärkere Fischarten, ist aber auch nicht schädlich (>).
Oberfläche und Farbe: Silber- oder goldfarbene Fliegenrollen sind für ihren Besitzer eine Augenweide. Allerdings sollte man sich von diesem schönen Schein nicht blenden lassen: Vor allem bei Sonnenschein und sehr klarem Wasser können die Fische durch Blitz- und Spiegeleffekte auf einer glänzenden Rolle gewarnt und verschreckt werden. Dann nützen auch die vorsichtigste Uferpirsch und die gelungensten Würfe nichts. Beim Kauf einer neuen Fliegenrolle sollte man also auf eine dunklere, gedeckte Farbe und eine matte Oberfläche achten. Gesichtspunkte, die man auch für die Schnurwahl berücksichtigen kann (>). Wenn die Rolle diese Kriterien in etwa erfüllt und mechanisch gut funktioniert (hierbei ist die Seite, auf der sich die Kurbel befindet, nicht unwichtig >), muss das gewählte Modell nicht teuer sein.
Metallisch glänzende Rollen können bei sonnigem Wetter zur regelrechten »Warnblinkanlage« für Fische werden. Dunkle oder matte Oberflächen haben Vorteile.
Beim Kauf einer Fliegenrolle mit Bremssystem bemerkt man hin und wieder, dass die Kurbel auf Rechtshandbetrieb ausgelegt ist. Die meisten Rechtshänder wollen aber die Rute mit rechts führen und links kurbeln. Wer hat recht? Hersteller oder Anwender?
Links oder rechts? Wie kommt es zu der seitenverkehrten Einstellung? Sie beruht auf einer Tradition, die bis heute nicht abgelegt wurde. Früher wurden alle Rollen mit rechts bedient. Man glaubte, die Gebrauchshand, bei den meisten die rechte, wäre in der Lage, schneller zu kurbeln als die linke. Das mag sogar so sein, allerdings hält man die Rute beim Werfen auch in dieser Hand. Hakt man nun einen Fisch, muss man die Rute in die linke Hand übergeben, um mit der rechten die Rollenkurbel bedienen zu können. Drillen und Führen des Fisches, vor allem wenn er sich recht wehrhaft verhält, fällt aber einem Rechtshänder mit der rechten Hand bedeutend leichter. Dadurch entwickelt sich ein reges »Bäumchenwechsel-dich«-Spielchen zwischen beiden Händen, das einen erfolgreichen Drill eher stört als fördert.
Die Rolle individuell umstellen: Ich halte es für eindeutig besser, als Rechtshänder die Kurbel auf der linken Seite zu haben. Wer ebenfalls dieser Meinung ist, muss die Rolle gegebenenfalls umstellen. Das ist eigentlich bei allen Modellen möglich, das Vorgehen wird in der Gebrauchsanleitung detailliert erläutert.
Es kommt vor, dass man je nach Rollenmodell diverse Schräubchen und winzige Einzelteile lösen muss. Um diese nicht zu verlieren und wieder in der richtige Reihenfolge einbauen zu können, kann man rund 10 cm doppelseitiges Klebeband auf einem kleinen Frühstücksbrettchen anbringen. Darauf werden die Kleinteile in der Reihenfolge des Ausbaus fixiert und umgekehrt wieder aufgenommen und zurückgebaut.
Die restlichen noch zu lösenden Kleinteile können nach- und nebeneinander auf dem Klebeband sicher abgelegt werden.
Eine Fliegenrute scheint auf den ersten Blick relativ wenig Wartung zu erfordern. Die meisten werden sie nur bei auffälliger Verschmutzung schnell einmal mit einem weichen Tuch abreiben. Zu wenig für die optimale Funktionalität und Lebensdauer ihrer Rute.
Festsitzenden Rutenhülsen vorbeugen: Kerzenwachs oder Graphit von einem weichen Bleistift dünn auf der sauberen Steckverbindung verreiben.
Bei den Nickelverhülsungen gespließter Ruten sollte man sogar nur kurz über die eigene Stirn reiben. Das Hautfett reicht als Schmiermittel aus. Die Steckverbindungen gespließter Ruten werden nur in gerader Linie auseinandergezogen und zusammengesteckt. Sollten die Hülsen doch einmal festsitzen >.
Tuning der Schnurbeschleunigung: Beim Werfen gleitet die Schnur durch die Ringe am Rutenblank entlang. Selbst wenn die Schnur sauber und ohne Memory (>) ist, können die Länge des Blanks und daran anhaftende Schmutzpartikel sie mehr oder minder stark abbremsen. Um diese Reibung weiter zu reduzieren, polieren Sie den Blank mit Autohartwachs. Danach flitzt die Leine mit zusätzlicher Leichtigkeit durch die Ringe.
Rute trocken halten: In der Regel werden Fliegenruten nach dem Fischen zerlegt und kommen in ein Futteral und ein Schutzrohr. Ist die Rute noch feucht, sollte man sie zu Hause aus dem Rohr nehmen und gut trocknen lassen. Sonst könnte es vor allem im Bereich des Korkgriffs zur Schimmelbildung kommen.
Ringkontrolle: Kontrollieren Sie regelmäßig die Beringung und wechseln Sie schadhafte Ringe konsequent aus. Idealerweise haben Sie das erforderliche Material in Ihrer Notfall-Reparaturbox (>)
Ein weicher Bleistift ist oft das beste Pflegemittel für eine Steckverbindung.
Manchmal lassen sich Steckverbindungen nach dem Fischen nicht mehr durch einfaches Auseinanderschieben von Spitzen- und Handteil lösen. Mit Gewalt wird die Rute sicher Schaden nehmen. Auf die richtige Methode, nicht auf Kraft kommt es jetzt an.
Wer jetzt an die ober- und unterhalb der Verbindung befestigten Rutenringe zugreift, um mehr Kraft beim Drehen zu haben, wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch die Ringe beschädigen. Am besten ist natürlich Vorbeugung (>). Es gibt allerdings auch schonende und effektive Methoden für mehr Kraft. In 99 % der Fälle führen die ersten beiden Methoden zum Erfolg, in Härtefällen die »Kälteschock-Therapie«.
Methode 1: Steht kein Helfer zur Verfügung, gehen Sie leicht in die Knie und umfassen Sie die Rute mit beiden Händen hinter sich auf Höhe der Kniekehlen. Halten Sie beide Teile fest (aber Finger weg von den Ringen!) und pressen Sie mit den Beinen seitwärts gegen ihre Hände. Selbst sehr festsitzende Verbindungen geben diesem verstärkten Druck nach.
Methode 2: Ist man zu zweit, stellt man sich gegenüber auf und jeder umfasst mit einer Hand das eine Rutenteil und mit der anderen Hand das gegenüberliegende (siehe Foto). Auf Kommando zieht beziehungsweise schiebt man in die entgegengesetzte Richtung. So wird ein für den Ruten-Blank gefährliches Abwinkeln der Rutenteile vermieden. Eine sehr starke Methode.
Methode 3: Versagen beide Methoden, gibt es noch eine etwas aufwendigere Option: Zerstoßenes Eis in einen Beutel geben und diese Packung unterhalb der Hülse um das innenliegende Steckteil legen (alternativ: Sportkühlspray). Die Überschubhülse mit der bloßen Hand umfassen. Die Handwärme weitet diese Hülse geringfügig auf, während der innenliegende Rutenteil sich durch die Kälte zusammenzieht. Jetzt müsste es gehen.
Sie und ein Helfer greifen die Rutenteile versetzt mit beiden Händen. So ist dem gefährlichen Abwinkeln der Teile noch besser vorgebeugt als bei der Knie-Hebel-Methode.
Fliegenschnüre unterscheiden sich erheblich von herkömmlichen Angelschnüren, denn Gewicht und Form der Schnur bestimmen, wie sich mit ihr die Wurfenergie übertragen und der Service lenken lässt. Es gibt Schwimm- oder Sinkschnüre, verschiedene Gewichtsklassen und Verjüngungsformen, die zur Rute und zum Wunschservice passen müssen. Fragen zur Auswahl, zum Einsatz und zur Pflege finden Sie in diesem Kapitel.
Auf der Rolle befindet sich hinter beziehungsweise unter der Fliegenschnur noch die Nach- oder Rückschnur, gemeinhin auch als Backing bekannt. Das Backing ist aber definitiv mehr als eine »Reserveschnur« für große Fische.
Verlängerung: Grundsätzlich wird das Backing als Verlängerung angesehen, falls bei der Flucht eines starken Fisches die Fliegenschnur nicht ausreichen sollte. Denn diese selbst misst »nur« 27 bis 30 m und wir alle befürchten, dass ein großer davonstürmender Fisch diese Länge sofort aufbrauchen würde. Beim sogenannten schweren Fliegenfischen auf große Fische, Lachse oder kampfstarke Meeresfische, steht die Funktion des Backings als notwendiger Verlängerung außer Zweifel. Denn bei einem Kontakt mit solchen Schwergewichten kann es durchaus vorkommen, dass die gesamte Fliegenschnur in Sekundenschnelle abgezogen wird. Im Bereich des normalen Fliegenfischens auf Forellen und Äschen wird man das Backing hingegen fast nie zu Gesicht bekommen. Es wäre sogar kontraproduktiv, einen Fisch absichtlich oder unabsichtlich einfach bis ins Backing laufen zu lassen (>).
Unterlage: Nur weil man diese Verlängerung besser nicht nutzen sollte, ist einfach weglassen aber keine Option: Denn die grundsätzliche Funktion der Nachschnur als geschmeidige Unterlage für die Fliegenschnur und als Helfer, um die Rolle optimal mit Schnur zu füllen (>), ist nicht zu unterschätzen.
Wenn man eine Rolle frisch mit Nach- und Fliegenschnur bestückt, ist die Länge der unten liegenden Nachschnur nicht ganz einfach zu bestimmen. Schätzt man zu wenig, bleibt Leerraum, nimmt man zu viel, »klemmen« die letzten Meter der Fliegenschnur auf der Rolle.
Wer sich bei der Länge der Backing genannten Nachschnur verschätzt, kann unfreiwillig fleißig wieder von vorne anfangen und hat im schlimmsten Fall das Backing zu kurz abgeschnitten. Die richtige Länge misst man am einfachsten ganz genau ab:
Schritt 1: Legen Sie die Spitze der Fliegenschnur um den leeren Kern der Rolle, eventuell muss sie mit etwas Klebeband fixiert werden. Spulen Sie die Leine einigermaßen straff bis zum Ende auf (>).
Schritt 2: Nun verbinden Sie Fliegenschnur und Backing mit einem Knoten (>) oder einer Schlaufenverbindung (>+>). Dann rollen Sie das Backing ein, bis nur noch ein Freiraum von etwa ½ cm zum Spulenrand bleibt. Damit haben Sie die richtige Füllung erreicht. Jetzt das Backing abschneiden.
Schritt 3: Gehen Sie auf eine große Wiese oder einen Sportplatz, ziehen Sie die beiden verbundenen Schnüre in möglichst gerader Linie ab, wandern an der ausgelegten Leine entlang ans andere Ende und binden nun das Ende des Backings an den Spulenkern.
Schritt 4: Jetzt die ganze Länge wieder einrollen. Damit befindet sich die zur Rolle passende Länge an Backing unter der Fliegenschnur und die Rolle ist optimal gefüllt.
TIPP: Passt die Rollengröße zur Klasse der Fliegenschnur, kommen meistens zwischen 50 und 100 m Backing auf die Spule.
Die Länge der Schnur steht fest. Kommt sie beim Nachschnur-Abmessen zuerst auf die Rolle, sieht man auf den ersten Blick, wie viel Backing nötig und möglich ist.
Verschiedene Einsatzbereiche und Angeltechniken erfordern mitunter unterschiedliche Fliegenschnüre. Könnte ja sein, dass man doch einmal von einer Schwimm- auf eine Sinkschnur wechseln möchte. Ohne befüllte teure Wechselspulen ein langwieriges Unterfangen?
Da man meist nicht für jede Rolle eine entsprechende Ersatzspule mit der gerade gewünschten Leine parat hat, braucht man ein passendes »Schnellwechselsystem«. Auch eine neue Fliegenschnur lässt sich so in weniger als 5 Minuten aufziehen. Man lagert sein Set an mit Schlaufen versehenen Wechselschnüren »verkehrt herum«, also mit der Spitze unten auf Schnurcontainern. Die jeweils gewünschte Schnur wird mittels einer Steckschlaufenverbindung (>) mit dem auf der Rolle befindlichen Backing verbunden, das ebenfalls mit einer Schlaufe versehen ist.
Backingschlaufe: Der Anfang des Backings wird zu einer Schlaufe von etwa 20 cm Länge geknotet. Einfach 2 Überhandknoten in das gedoppelte Ende knüpfen, fertig ist die bekannte Chirurgenschlaufe (>).
Schnurschlaufe: Am Ende der Fliegenschnur genügt eine sehr viel kleinere Schlaufe. Dazu sollte man ein Stück vom Schnurmantel entfernen, sonst fällt der Knoten zu stark aus. Man kann den Mantel auf circa 15 cm Länge in etwas Aceton aufweichen und dann mit den Fingernägeln oder mit einer um den Kunststoffmantel gelegten, sich selbst schließenden Schlaufe aus etwa 0,30 mm starkem Monofil in einem Zug abschälen. Danach knüpft man in die freiliegende Fliegenschnurseele eine 2 bis 3 cm lange Chirurgenschlaufe.
Steckschlaufenverbindung: Die kleine Schlaufe der Fliegenschnur über die große Backingschlaufe führen, dann den Plastikcontainer durch diese Schlaufe stecken 1. Beide Schlaufen zusammenziehen, schon sind Fliegenschnur und Backing sicher verbunden.
Am besten bedient beim Abrollen eine zweite Person die Vorratsspule, um gegebenenfalls durch Bremsen ein Überlaufen zu vermeiden. Als Rotationsachse dient ein durch das Mittelloch gesteckter Bleistift.
Das Wechselschnur-Depot: Auswechselschnüre deponiert man auf alten Verkaufsspulen, deren Hälften sorgfältig verklebt wurden, damit sie sich beim Einsatz nicht voneinander lösen 2. So kann man, etwa auf einem Angeltrip, verschiedene Schnüre mitführen, ohne auf teure und schwerere Ersatzspulen (Fluggepäck!) angewiesen zu sein. Zusätzlich braucht man noch einen so vorbereiteten leeren Plastikcontainer, der die ausgewechselte Schnur aufnehmen kann.
Die alte Schnur abnehmen: Soll die Schnur gewechselt werden, muss zuerst die auf der Rolle befindliche Schnur abgenommen werden. Dazu den Anfang der Leine mit ein paar Handwicklungen auf der Plastikleerspule festlegen. Dann wieder einen Bleistift ins zentrale Mittelloch und einen zweiten als Kurbel in die weiter an der Seite exzentrisch angebrachte Lochung stecken. Am besten geht das natürlich wieder zu zweit, aber es funktioniert auch alleine. In diesem Fall bietet es sich an, die Rolle am Handteil der Rute zu belassen und die Schnur durch den Leitring zu führen (möglicherweise benötigt man bei einer vierteiligen Rute noch den zweiten Teil mit dem Leitring, der Rest der Rute ist unnötig und nur hinderlich). Das Handteil der Rute wird nun so gegen einen Stuhl gestellt oder auf den Boden gelegt 3, dass die Rolle frei rotieren kann. Darauf achten, dass die Rollenbremse nur sanft gegen Überlaufen der Spule eingestellt ist. Jetzt lässt sich die Schnur in Windeseile von der Rolle auf den leeren Plastikcontainer umspulen. Dort wird sie verbleiben, bis man sie wieder benötigt. Vergessen Sie aber auf gar keinen Fall, die Schnurart und Schnurklasse mit wasserfestem Filzstift auf dem Container zu vermerken. Die beiden ineinander gesteckten Schlaufen müssen noch im umgekehrten Vorgang wie vorher beschrieben voneinander gelöst werden. Dann den Container mit der gewünschten Schnur aufnehmen, deren Ende wieder mit dem Backing verbinden und die Leine auf die Rolle ziehen. Fertig. Der leere Container dient bei der nächsten Wechselaktion als neue Leerspule. Das Auswechseln einer Fliegenschnur dauert auf diese Weise keine 5 Minuten.
1Die Steckschlaufenverbindung ist eine einfache und sichere Methode zum Anbringen der Fliegenschnur. Siehe dazu auch >. In diesem Fall muss der Schnurcontainer noch durch die große gelbe Schlaufe gesteckt werden. Dann einfach zusammenziehen.
2Eine Verkaufsspule lässt sich ganz einfach zum Depot für Wechselschnüre umfunktionieren.
3Mit 2 Bleistiften wird der Schnurwechsel zum Kinderspiel.
Eine neue Fliegenschnur, frisch auf die Rolle gezogen, gleitet in der Regel wie geölt durch die Ringe. Ohne die richtige Pflege ist es aber schnell vorbei mit Schusskraft und Schwimmfähigkeit. Idealerweise arbeitet man hierbei vorbeugend.
Schon während eines einzigen Fischtages sammelt sich auf der Schnuroberfläche, abhängig von der Qualität des Wassers, unterschiedlich viel frischer Schmutz in mikroskopischer Größe an. Wird er nicht entfernt, geht neben dem guten Schussvermögen auch zunehmend die Schwimmfähigkeit der Schnur verloren. Und am schönsten wäre es doch, wenn die Schnur immer »wie neu« funktionieren würde.
Eine größere Reinigungsaktion wird zwar irgendwann ohnehin notwendig werden (>), aber sie lässt sich hinauszögern. Jedenfalls sollte man die frischen Ablagerungen gar nicht erst richtig eintrocknen lassen, sondern immer gleich zum Abschluss eines jedes Fischtages entfernen. Das geht am einfachsten, wenn man die noch nasse Leine beim Aufrollen nach dem letzten Wurf des Tages durch ein frisches Papiertaschentuch führt, das man mit der freien Hand direkt vor die Rolle hält. Erstaunlich, welche Rückstände da sichtbar werden. Zusätzlicher Vorteil: Die Leine wird durch diese »Führung« sorgfältiger aufgespult und durch das Taschentuch kommt sie auch noch im trockenen Zustand auf die Spule.
Während der Saison kann man auch ein handelsübliches Pflegemittel für Fliegenschnüre aufbringen. Hinterher fliegt die Schnur bei gleichem Energieaufwand um einige Meter weiter.
Die dunklen Streifen zeigen, wie schmutzig die Leine war. Vielleicht sollte man sie gleich noch einmal durchziehen?
Wie geht man mit älteren Fliegenschnüren um, bei denen die regelmäßige Reinigung nach jedem Einsatz (>) vernachlässigt wurde? Bekommt man die mit der Zeit besonders hartnäckigen Verschmutzungen wieder ab, oder ist die Schnur hoffnungslos verloren?
Der beste Zeitpunkt, um bei älteren, vernachlässigten oder im letzten Jahr viel strapazierten Leinen eine »Generalüberholung« anzugehen, wäre das Saisonende.
Sanfte Reinigung: In so einem Fall geht nichts über ein gründliches Bad in einfacher, lauwarmer und milder Lauge aus Schmierseife oder Haar-shampoo. Lassen Sie die Schnur einige Zeit darin liegen und ziehen Sie sie anschließend an dieses Bad mit leichtem Druck wiederholt durch einen weichen Stofflappen.
Aber bitte verwenden Sie kein Geschirrspülmittel, sie hätten zwar einen deutlichen Reinigungseffekt, aber die wegen der hochaktiven Fettlöser und Weichmacher aggressiven Mittel können den Schnurmantel angreifen. Die Schmutzablagerungen werden sich auch mit normaler Seife oder eben einem milden Shampoo lösen, und die Leine wird hinterher wieder so gut wie neu aussehen.
Intensive Pflege: Zum Abschluss wird sie mit einem handelsüblichen Pflegemittel nachbehandelt, um die Oberfläche zum Schutz und für optimale Wurfeigenschaften (geringer Reibungswiderstand in den Ringen) zu versiegeln. Jetzt könnte man die Schnur für die nächsten Monate aber statt zurück auf die Rolle in ein spezielles Winterlager geben, das gleich im Anschluss (>) beschrieben wird. Eine mögliche, aber zugegebenermaßen etwas aufwändige Methode, die man vermutlich nur mit seinen Lieblingsschnüren durchführen wird.
Die Schnur im Shampoobad. Sorgfältig und systhematisch vorgehen, dann gibt es in den Behältern keinen Schnurverhau.
Bleibt die Fliegenschnur auch während einer längeren Angelabstinenz (Winter) auf der Rolle, kann es passieren, dass sie beim Abziehen von der Rolle kringelt und sich mehr oder weniger in Spiralform ablegt.
Die Fliegenschnur hat sich durch den langen Aufenthalt auf der Spule an deren Rundung gewöhnt. Diese Verformung sollte man vor dem Fischen beseitigen, sonst macht das Werfen keinen besonderen Spaß.
Memory beseitigen: Zu zweit geht es wieder besonders einfach. Während der eine die Rute am Griff festhält, zieht der andere etwa 20 m Schnur von der Rolle. Dann wird diese Länge bei gesenkter Rute auf beiden Seiten fixiert. Nun geht einer der beiden Beteiligten langsam 2 bis 3 Schritte zurück. Die Schnur wird nun gedehnt und etwa 10 Sekunden unter Spannung gehalten. Dann wird die Schnur wieder langsam entspannt. Nun sind alle Spiralen verschwunden und sie wird wieder kerzengerade durch die Rutenringe schießen. Steht uns kein Helfer zur Verfügung, können wir die Schnur um einen Zaunpfosten oder einen Baumstamm herumführen, dann einige Meter zurückgehen und die Leine beidhändig entsprechend spannen. Bei rauer Pfosten- oder Stammoberfläche legt man ein unempfindliches Kleidungsstück oder ein Handtuch unter die Schnur.
Memory vorbeugen: Fliegenschnüre über den Winter auf einen umgedrehten Eimer winden. Achtung! Den aufgestellten Eimer mit der Rolle umkreisen und dabei die Schnur abwickeln. Damit vermeidet man das Verdrehen der Schnur. Die Schnurenden mit Tesafilm gegen Verrutschen fixieren. So kommen die Schnüre im nächsten Frühjahr ganz ohne Memory auf die Rolle. Die Leinen abrollen, nicht in Klängen vom Eimer abnehmen, das würde sie verdreht auf die Spule bringen.
Ideales Winterlager für Fliegenschnüre: Den Eimer an einem dunklen, nicht zu warmen Ort (nicht neben der Heizung!) aufbewahren.
Die Schnurklasse muss zur Rute passen. Es gibt zahlreiche Schnurklassen in feinen Abstufungen, die aber in der Praxis durchaus ins Gewicht fallen können. Auch wenn sie sich optisch schwer eindeutig zuordnen lassen. Wie also den Überblick behalten?
Die Schnurklassen im Überblick: Fliegenschnüre werden nach dem Gewicht der ersten 30 Fuß (9,14 m) als relevanter Wurfmasse nach den Standards der AFTMA (American Fishing Tackle Manufactures Association), heute eigentlich ASA (American Sportfishing Association) eingeteilt. Je höher die Zahl, desto höher das Gewicht, desto stärker die Rute.
Ordnung auf den 1. Blick erhält man mit dem in der Grafik erklärten Markierungssystem. Besitzt man erst einmal mehrere Ruten, wächst auch die Klassenvielfalt des Schnurlagers.
Mit einem wasserfesten Stift ein etwa 2 cm breites Band oberhalb der Schnurspitze anzeichnen. Es steht für die Schnurklasse 5. Für höhere Klassen oberhalb dieser Markierung, also zur Rute hin, für jede Klasse mehr ein weiteres schmales Bändchen anbringen. Alle niedrigeren Klassen analog zur Schnurspitze hin kennzeichnen.
Gerade das Aufziehen der Fliegenschnur durch die kleinen Führungsringe der Rute hat so seine Tücken. Greift man nur die Spitze des ohnehin schon sehr dünnen Vorfachs, können 2 Dinge passieren: Man verfehlt einzelne Ringe oder das Vorfach entwischt.
Man verfehlt mit dem hauchdünnen Vorfach gerne einen der kleinen Ringe und führt die Schnur an ihm vorbei. Meist bemerkt man dies erst, wenn schon einige Meter der Schnur in der Luft schwingen und man sich wundert, warum die Schnur nicht so schön durch die Ringe gleitet, wie man es eigentlich gewohnt ist.
Und selbst wenn das Auffädeln fehlerlos fast bis zur Rutenspitze gelingen sollte, ist die Chance, dass einem das dünne Vorfachende kurz vor dem Ziel entschlüpft, relativ hoch. Das Monofil gleitet dann absolut erbarmungslos durch alle Ringe zurück und sammelt sich hämisch in einem kleinen Häufchen neben der Rolle. Man darf von Neuem beginnen …
Die einfachere und sichere Methode: Ziehen Sie das Vorfach und etwas Fliegenschnur von der Rolle. Legen Sie die Schnur zu einer Schlaufe um und führen diese Ring für Ring nach oben. Das Vorfach folgt der gut sichtbaren umgelegten Leine automatisch. Sollte nun auch diese ohnehin schon besser zu handhabende Schnurschlaufe einmal den Fingerspitzen entgleiten, spreizt sie sich auf und rutscht nur bis zum nächsten Ring zurück. Dort bleibt sie hängen und kann erneut aufgenommen werden. Eine ziemlich narrensichere Sache. Ich komme gut damit zurecht.
So kann die Schnur nicht durch die Ringe zurückrutschen.
Das Angebot an Schwimmschnüren ist verwirrend groß. Für den Einsteiger ist es nicht einfach, sich unter den verschiedenen Kürzeln wie DT, WF oder TT zurechtzufinden. Welcher Variante sollte man grundsätzlich als Einsteiger den Vorzug geben?