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In kurzer und prägnanter Form wird in diesem kleinen Buch aus der Sicht eines Universitätsprofessors auf zentrale Tätigkeitsbereiche von Professor*innen eingegangen. Es werden Tipps zum konkreten Handeln in den einzelnen Bereichen gegeben - manchmal durchaus mit einem Augenzwinkern. Dieses Buch wurde für mehrere Zielgruppen geschrieben, für die es jeweils unterschiedliche Bedeutung haben kann: Professor*innen: Sie kann das Buch zur Reflexion eigenen Handelns und zu dessen Optimierung anregen. Personen, die Professor*in werden möchten: Sie erfahren in dem Buch, welche spannenden und herausfordernden Tätigkeiten Sie in Ihren Kernaufgaben (Forschung und Lehre) und darüber hinaus (Strukturaufbau) erwarten. Mitarbeiter*innen von Professor*innen: Ihnen kann das Buch dabei helfen, die Handlungen Ihrer Vorgesetzten bzw. Ihres Vorgesetzten besser zu verstehen und einzuschätzen. Personen, die sich für die Tätigkeiten von Professor*innen interessieren: Ihnen bietet das Buch einen kleinen Einblick in das Aufgabenfeld und den "Alltag" von Professor*innen. Professor*innen, die strukturell etwas aufbauen möchten: Sie können sich durch das Buch zur strategischen Planung, Reflexion und Optimierung des eigenen Aufbau-Handelns anregen lassen. Vom Aufbau betroffene Personen: Ihnen kann das Buch dabei helfen, die Handlungen der aufbauenden Professor*innen einordnen zu können. Personen, die sich für den Aufbau von Einrichtungen außerhalb der Universität interessieren: Sie kann das Buch zu einem Transfer spezifischer Strategien in den außeruniversitären Kontext anregen.
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Seitenzahl: 241
Prof. Dr. Thomas Götz (Promotion und Habilitation im Fach Psychologie) ist Professor für Bildungspsychologie und gesellschaftliche Veränderungen an der Universität Wien; zudem ist er Adjunct Professor an der McGill University in Montreal (Kanada). Sein Forschungsschwerpunkt sind Emotionen im Lern- und Leistungskontext mit einem Schwerpunkt auf Langeweile.
Vorwort
TIPPS FÜR ANGEHENDE PROFESSOR*INNEN
Bewerbungen, Verhandlungen, Start
1. Vorsingen.
2. Berufungs- und Bleibeverhandlungen
3. Start
Forschung
4. Publizieren.
5. Kongresse
6. Drittmittel! Drittmittel? Drittmittel..
Lehre
7. Lehre – für viele ein „notwendiges Übel“.
8. Den Zeitaufwand für Lehre optimieren.
9. Koordination der Lehrveranstaltungen
Einstellungen
10. Die Dinge nicht persönlich nehmen
11. Das passende Ausmaß an Distanz finden
12. Paranoia ist spannend – aber nicht empfehlenswert
13. Hierarchie – formal und gelebt
14. Sensibilität für Rollenkonflikte entwickeln
15. Ethik und Moral im Universitätsalltag
16. Gender – Tiefenstrukturen des Denkens und Handelns
Arbeits- und Verhandlungsstrategien
17. Sitzungen – Strategien durchschauen und anwenden
18. Zerstreuungen zerstreuen
19. @E-Mail-Flut@
20. EDV – nicht zu unterschätzen
21. Überforderungen vorbeugen.
22. “Quitting can be good for you” I – Generelles zum Beenden
23. Das Lenkrad ausreißen
24. Vorbereitet sein, wenn man den vertrauten Kontext verlässt
25. Präsenz bei offiziellen Anlässen.
26. Der Umgang mit dem Verwaltungsapparat
27. Die 10 Gebote des Zugfahrens
Arbeitsgruppe
28. Visionen und Konzepte entwickeln – Leaders Have Visions
29. Innovative Impulse setzen – Innovative Leaders
30. Führung von Mitarbeiter*innen
31. Kein*e Nothelfer*in sein
32. Delegieren – aus mehreren Gründen
33. Personalverantwortung übertragen – Perspektivenwechsel
34. Gruppengefühl stärken.
35. Bewerbungsgespräche
36. Die Außendarstellung der Arbeitsgruppe
37. Arbeitsgruppensitzungen.
38. Mitarbeiter*innen als Freunde?
39. „Du“ und „Sie“ in Arbeitsgruppen.
40. Loben! Loben?
41. Danken
42. Anreize schaffen! Anreize schaffen?
43. Mit Mitarbeiter*innen über eigene Strategien sprechen
44. Kleine individuelle Aufmerksamkeiten
45. Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten klar definieren
46. Informelle Treffen – immer eine Herausforderung
47. Damit Arbeitsaufträge nicht im Sande verlaufen
48. Phasen der Abwesenheit
49. Wenn Zielvereinbarungen nicht eingehalten werden
50. Wie beim Chor – alle paar Jahre eine neue Arbeitsgruppe.
51. Gelder für die Teambildung
TIPPS FÜR AUFBAUENDE PROFESSOR*INNEN
Kommunikation und Information beim Aufbau
52. Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation
53. Kommunikationslogistik
54. Informationslogistik und-medium.
55. Die Bedeutung von TOPs
56. Das milde Licht der Langfristigkeit.
57. Mit konstruktiven Menschen aufbauen
Hierarchien und Entscheidungen beim Aufbau
58. Vogelperspektive und Perspektivenwechsel.
59. Durchsetzungsmacht und Verhinderungsmacht
60. Entscheidungslogistik – sich kein offizielles „Nein“ einhandeln
61. Schafseckel-Zulage
62. Entscheidungen auf höheren Ebenen – nicht nur die eigene Welt sehen.
63. Alles hat seine Zeit
Probleme beim Aufbau lösen und verhindern
64. Immunity to Change und Change Management
65. Sich auf andere Ebenen begeben, um Probleme zu lösen
66. Den Wald entwickeln – sich nicht an einzelnen Bäumen abarbeiten.
67. Nicht mit der Feile, sondern mit der Motorsäge rangehen
68. Wenn etwas Negatives eingebrannt ist.
69. Agency – sich des Wechselspiels von Engagement bewusst sein.
Einstellungen beim Aufbau
70. Seinen Idealen treu bleiben
71. Gremien ernst nehmen und nutzen
72. Die (eigentlichen) Motive anderer erkennen
73. Auffällige Verweildauern der Kamera erkennen
74. Von der Gefahr, verbittert zu werden
75. Offenheit und/oder Hidden Agenda?
Individuelles Handeln beim Aufbau
76. Aufbauen – oder es lassen?.
77. Widerstände antizipieren und damit umgehen
78. Sich einarbeiten, sich coachen lassen, sich Mentor*innen suchen
79. Offensiv/defensiv – quasi unlösbar
80. Nicht in Aktionismus verfallen – aber auch nichts versäumen
81. “Quitting can be good for you” II – Ausstieg aus dem Aufbau
Strategien, die man erkennen, aber nicht anwenden sollte
82. Sich nicht äußern
83. Nicht vorhandene Unterstützung signalisieren
84. Einen Negativ-Diskurs eröffnen
85. Destruktives als Konstruktives framen
86. Zielaffin paraphrasieren
87. CC – BCC-Criticism
88. AFM – Aggressive Forward Mails.
89. Etwas so einfädeln, dass andere denken, die Idee käme von Ihnen
90. Eine (scheinbar) neue Position einführen.
91. Kompetenzaushöhlung.
92. Good Guy, Bad Guy.
93. Eine Hidden Agenda (HA) oder auch mehrere HAs haben
94. Auf Zeit spielen
Ein aufbauendes Schlusswort
Dieses kleine Buch besteht aus zwei Teilen, die ich in unterschiedlichen Phasen meiner beruflichen Tätigkeiten als Universitätsprofessor verfasst habe. Der erste Teil stellt eine Überarbeitung, Aktualisierung und deutliche Erweiterung meines 2013 online veröffentlichten Manuskripts „Professor für Anfänger: Tipps für (angehende) Professorinnen und Professoren“ dar. Dieses Manuskript ist auf großes Interesse gestoßen – es gab bis Ende 2020 mehr als 43.000 Downloads. Ich habe zahlreiche Mails mit Rückmeldungen zu dem Buch erhalten und sie bei der vorliegenden Version eingearbeitet. Einzelne Rückmeldungen zitiere ich in dieser 2. Auflage wörtlich, selbstverständlich anonymisiert und mit Einverständnis der Verfasser*innen. Die wörtlichen Zitate wurden von mir, falls nicht ohnehin bereits so verfasst, im Sinne eines gendergerechten Sprachstils möglichst wenig eingreifend umformuliert.
Beim zweiten Teil des Buches handelt es sich um eine Neuveröffentlichung im Sinne einer Fortführung von „Professor für Anfänger“. Die Textteile des zweiten Teils entstanden primär zwischen 2016 und 2020.
Den Schwerpunkt beider Teile bilden konkrete Tipps zum Handeln an der Universität (bzw. in anderen, vergleichbaren Einrichtungen, wie z.B. Pädagogischen Hochschulen oder Fachhochschulen). Da ich die Strukturen und Prozesse in nichtuniversitären Einrichtungen nicht im Detail kenne, beziehe ich mich im Buch immer auf die Universität. So manches ist aber sicherlich übertragbar. Die Inhalte der beiden Teile lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Teil 1 – Tipps für angehende Professor*innen
Dieser Teil bezieht sich primär auf die Anfangsphase der Tätigkeit als Professor*in. Er beginnt mit dem Thema der Bewerbung und beinhaltet dann zahlreiche Facetten, die insbesondere zu Beginn der beruflichen Tätigkeit hilfreich sein können, wie beispielsweise die Gestaltung guter individueller Arbeitsstrategien und den Aufbau der eigenen Arbeitsgruppe.
Teil 2 – Tipps für aufbauende Professor*innen
In diesem Teil geht es vor allem um den Aufbau neuer Strukturen innerhalb einer Universität – wie beispielsweise von neuen Instituten, neuen Fakultäten, zentralen wissenschaftlichen Einrichtungen, Graduiertenschulen usw. Diesen Dingen widmet man sich in der Regel nicht gleich zu Beginn der Tätigkeiten als Professor*in. Während in den ersten Blöcken dieses Teils konstruktive Hinweise gegeben werden, führe ich im letzten Block einige in gewissem Maße üble Strategien auf, die man nicht anwenden, jedoch kennen sollte, um gegebenenfalls rechtzeitig und entsprechend reagieren zu können.
Gelegentlich werden in beiden Teilen ähnliche Aspekte angesprochen – jedoch sind sie in einem jeweils anderen Rahmen dargestellt. Da sie in einem unterschiedlichen Kontext (z. B. Aufbau der Arbeitsgruppe vs. Aufbau eines Instituts an der Universität) eine deutlich unterschiedliche Bedeutung haben können, habe ich mich entschlossen, diese z. T. etwas redundanten Aussagen beizubehalten.
Die in den beiden Teilen formulierten Tipps sind somit primär für die folgenden Zielgruppen gedacht:
Zielgruppe
Bedeutung für die Zielgruppe
Professor*innen
Möglichkeit der Reflexion und Optimierung des eigenen Handelns.
Personen, die Professor*in werden möchten
Wissen dazu erwerben, welche spannenden und herausfordernden Tätigkeiten sie in ihren Kernaufgaben (Forschung und Lehre) und darüber hinaus (Strukturaufbau) erwarten.
Mitarbeiter*innen von Professor*innen
Hilfestellung, die Handlungen ihrer Vorgesetzten besser verstehen oder einschätzen zu können.
Personen, die sich für die Tätigkeiten von Professor*innen interessieren
Einen kleinen Einblick in das Aufgabenfeld und den „Alltag“ von Professor*innen zu bekommen.
Professor*innen, die strukturell etwas aufbauen möchten
Anregungen zur strategischen Planung, Reflexion und Optimierung des eigenen Aufbau-Handelns.
Vom Aufbau betroffene Personen
Hilfestellung, die Handlungen der aufbauenden Professor*innen einordnen zu können.
Personen, die sich für den Aufbau von Einrichtungen außerhalb der Universität interessieren
Anregung zum Transfer spezifischer Strategien in den außeruniversitären Kontext.
Fast alles hier Geschriebene basiert auf eigenen Erfahrungen (Fortbildungen, Coachings, Gesprächen mit Kolleg*innen, konkrete Aufbau-Arbeiten). Auch Gelesenes (z. B. aus dem Bereich „Führung von Arbeitsgruppen“ und „Change Management“) ist in diese Texte selbstverständlich eingeflossen. Die einzelnen Kapitel sollen vor allem zur Reflexion anregen. Bei vielen Aspekten gibt es sicherlich z. T. sehr unterschiedliche Perspektiven. Meine Sicht kann z. B. ein Ausgangspunkt zur individuellen Reflexion des entsprechenden Themas sein. Vielleicht lösen die von mir genannten Aspekte auch Gespräche und Diskussionen zu den jeweiligen Themen aus, was sehr erfreulich wäre. Bei meiner eigenen Tätigkeit als Professor für Empirische Bildungsforschung bzw. für Bildungspsychologie und gesellschaftliche Veränderungen und Sprecher einer School of Education haben sich die hier formulierten Tipps bewährt. Und von den angeführten üblen Strategien im letzten Block von Teil 2 des Buches habe ich einige, zum Glück jedoch nicht alle, live er- bzw. durchlebt. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz, sodass man sie mit relativ wenig Zeitaufwand lesen kann.
Über Kritik, Verbesserungsvorschläge und Anregungen jeder Art würde ich mich freuen. Schreiben Sie mir einfach – ich werde Ihre Kommentare bei der nächsten Auflage auf jeden Fall wieder berücksichtigen und mit Ihrem Einverständnis auch teilweise wieder wörtlich zitieren. Zum Schluss noch – und ganz wichtig: Vielen herzlichen Dank all jenen, die dieses kleine Buch vorab gelesen und mir wertvolle Rückmeldungen gegeben haben.
Wien, im Januar 2021
Thomas Götz
Vorsingen ist immer aufregend und interessant – sowohl, wenn man seine erste Professur anstrebt, als auch, wenn man sich von einer Professur, die man inne hat, auf andere Professuren bewirbt (sei es, weil man tatsächlich die Uni wechseln möchte, oder sei es aus rein strategischen Gründen – weil man seine Arbeitsbedingungen vor Ort durch einen Ruf verbessern möchte). Unangenehm ist Vorsingen dann, wenn man nicht genau weiß, was dabei auf einen zukommt und was von einem erwartet wird. Manche Berufungsverfahren sind sehr transparent, andere weniger. Bei manchen hat man Ansprechpartner*innen vor Ort („Pat*innen“ – m. E. eine ausgezeichnete Sache), bei anderen ist man größtenteils auf sich allein gestellt.
Eines zeigt sich immer wieder: Je mehr Informationen man hat, desto besser kann man sich auf das Vorsingen vorbereiten und auf die Situation einstellen – und desto ruhiger kann man das Vorsingen angehen. Es ist je nach Verfahren unterschiedlich schwierig, Informationen im Vorfeld einholen zu können. Entweder, man kennt jemanden in der Kommission (falls man die Namen der Kommissionsmitglieder überhaupt erfährt) oder man nimmt Kontakt mit der*dem Kommissionsvorsitzenden auf. Hier macht man sehr unterschiedliche Erfahrungen: von sehr entgegenkommenden und offenen Gesprächen im Vorfeld, bis hin zu „Was fällt Ihnen überhaupt ein, mich als Kommissionsvorsitzende*n einfach anzurufen?!“. Auch kann man Kolleg*innen an der Universität, an der man sich beworben hat, kontaktieren, die evtl. noch wertvolle Informationen haben. Wichtige Informationen sind:
Wer ist Mitglied der Kommission?
Gibt es bestimmte „Lager“ innerhalb der Kommission?
Wer ist außer mir noch zum Vorsingen eingeladen?
Welches Profil haben die anderen Kandidat*innen? (Dieser und der vorherige Punkt können z. B. zeigen, welche inhaltlichen Erwartungen in der Kommission vorherrschen).
Wie ist die Professur exakt denominiert?
In welche Strukturen ist die Professur eingebunden (z. B. Institut)?
Sind spezifische Vernetzungen erwünscht (z. B. innerhalb des Fachbereichs oder
über diesen hinaus; gibt es Sonderforschungsbereiche und/oder Forschungsgruppen)?
Was wird von mir bezüglich Forschung, Lehre und akademischer Selbstverwaltung erwartet?
Mit welchen Fragen ist zu rechnen?
Werden eher qualitative oder quantitative Forschungsansätze gerne gesehen? (Diese Frage kann über Disziplinen hinweg stark variieren).
Wie sieht der Raum aus, in welchem das Vorsingen stattfindet? (Wenn möglich, vorher mal ansehen).
Auf potenzielle Fragen sollte man sich sehr gut vorbereiten und gute Antworten parat haben (z. B. zukünftiges Forschungsprogramm, mögliche Kooperation mit Kolleg*innen vor Ort, Ideen für innovative Lehre, Ideen zur Frauenförderung in der Wissenschaft, Ideen zur Nachwuchsförderung, „Würden Sie auch wirklich im Falle einer Ruferteilung zu uns kommen?“, usw.). Was das Auftreten anbelangt, so sollte dieses sicherlich selbstbewusst, aber auf keinen Fall überheblich wirken. Alle Fragen sollte man sehr ernst nehmen (und sie vielleicht z. T. sogar belohnen – „Eine wirklich spannende Frage“). Nicht auf alle Fragen muss man eine eindeutige Antwort haben – dies kann man offenlegen und evtl. seine persönliche Meinung zu der Angelegenheit äußern. Fast immer hat man auch die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen. Diese sollte man sich sehr gut vorab zurechtlegen, da sie jenseits der tatsächlich für einen wichtigen Informationen, viel über die eigene Motivation und das Ausmaß an Vorbereitung auf das Vorsingen aussagen. Sehr nachteilig ist es sicherlich, wenn man keinerlei Fragen am Ende stellt – dadurch entsteht auch häufig eine eher peinliche Situation des Schweigens. Und noch eine Sache ist wichtig: Zu den anderen Bewerber*innen sollte durch die Konkurrenzsituation das Verhältnis nicht getrübt werden. Man will in der Regel ja langfristig mit diesen zusammenarbeiten, und es wäre schade, wenn Bewerbungssituationen Verhältnisse trüben würden.
Noch ein paar Sätze dazu, wie oft man sich von einer festen Professur aus bewerben sollte. Rufe sind in der Regel eine schöne Sache, aber wenn man nicht wirklich weg will, dann macht man sich durch zu viele Rufe unglaubwürdig – und irgendwann lässt einen die Uni-Leitung einfach gehen, was peinlich sein kann, wenn man eigentlich nicht weg möchte. Man sollte sich also sehr gut überlegen, wie oft und wo man sich bewirbt. Und man sollte sich, wenn strategische Überlegungen im Vordergrund stehen, nur auf Stellen bewerben, von denen anzunehmen ist, dass sie besser ausgestattet sind als die eigene Stelle. Zu beachten ist auch, dass Bewerbungen immer auch mit unter Umständen hohen Kosten einhergehen: z. B. Zeit, Geld, anstehende Entscheidungen, emotionale Ressourcen (z. B. Hoffnung, Enttäuschung im Falle einer negativen Rückmeldung) oder Unsicherheiten für die eigene Arbeitsgruppe (es spricht sich häufig herum, wenn man sich bewirbt – spätestens beim Vorsingen). Zum anderen sind Bewerbungen auch immer eine gute Möglichkeit, die Situation vor Ort zu reflektieren und zu optimieren – selbst falls man keinen Ruf erhalten sollte.
Bei Berufungs- und Bleibeverhandlungen ist man den Verhandlungspartner*innen fast immer strategisch (maßlos) unterlegen. Während man solche Verhandlungen in der Regel nicht allzu oft im Leben führt, ist es für die Rektor*innen, sowie die Kanzler*innen ein Alltagsgeschäft. Daher ist es ratsam, sich gut auf die Verhandlungen vorzubereiten. Folgendes kann hierbei hilfreich sein:
Der Deutsche Hochschulverband (DHV) unterstützt
. Der DHV bietet für seine Mitglieder eine kostenlose telefonische Beratung an (20 bis max. 30 Minuten – man kann dies auch mehr als einmal im Rahmen einer Verhandlung in Anspruch nehmen). Eine längere individuelle Beratung ist gegen Bezahlung (für eine Stunde ca. 180,- € plus MwSt) möglich. Beratungen durch den DHV sind absolut empfehlenswert. Der Hochschulverband sendet auf Anfrage auch wertvolle Materialien zu (z. B. auf welche Aspekte man beim Verhandeln achten sollte: Etwa auf ein unbefristetes, dynamisiertes und ruhegehaltsfähiges Gehalt; welche Möglichkeiten/bisherige Erfahrungen es bezüglich Dual Career Couples gibt; auch bei Rufen aus dem Ausland haben sie viele und wertvolle Informationen und Expert*innen für die unterschiedlichsten Länder).
Kolleg*innen fragen
. Kolleg*innen an der Uni, an welche man berufen wurde (im Falle von Berufungsverhandlungen) bzw. an der eigenen Uni (im Falle von Bleibeverhandlungen) zu fragen, ist ebenfalls ratsam. Sie können in der Regel auch gut über die „Atmosphäre“ und den Ablauf der Verhandlungsgespräche berichten. Über das Gehalt zu sprechen, ist häufig eine heikle Sache. Aber wenn man Kolleg*innen hat, mit denen man offen darüber sprechen kann, dann ist es sehr hilfreich, eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, was die anderen an der Fakultät so verdienen. Hierbei ist auch zu beachten, dass für Bleibeverhandlungen manche Bundesländer eine Regelung haben, nach der das Bleibeangebot bezüglich des Gehalts nicht über dem Angebot der Universität liegen darf, an welche man einen Ruf erhalten hat. Dies ist insofern wichtig, da es peinlich ist, wenn man mehr fordert und dies rein formal gar nicht möglich ist.
Informationen über die Verhandlungspartner*innen einholen
. Je mehr Informationen man über die Verhandlungspartner*innen hat, desto besser. So gibt es z. B. von den meisten Rektor*innen an Universitäten Videos auf YouTube. Anhand derer kann man sich vorbereiten. So ist es z. B. hilfreich, wenn man die entsprechenden Personen schon mal vorab „in Aktion“ gesehen und gehört hat – die ohnehin spezielle Situation der Verhandlung kann dadurch dann „vertrauter“ wirken. Zudem kann man aus solchen Videos oder auch anderen Informationsquellen (z. B. Gespräch mit Personen, welche die Verhandlungspartner*innen kennen) etwas einschätzen, in welcher Logik die Verhandlungspartner*innen argumentieren (z. B. primär aus einer Forschungs- oder Ressourcenlogik heraus). Auch der DHV (s. oben) kann z. T. gute Auskünfte über die Verhandlungspartner*innen geben, was überaus hilfreich sein kann (z. B. Ruf, beim Gehalt in der ersten Verhandlungsrunde ein sehr sparsames Angebot zu machen; Ruf, keine Nachverhandlungen mehr zu führen; Ruf, sehr detaillierte Rückfragen zur Begründung der Ausstattungswünsche zu stellen, usw.).
Mit dem*der Dekan*in sprechen
. Vorgespräche mit dem*der Dekan*in der jeweiligen Fakultät sind ebenfalls sehr empfehlenswert – meist verhandelt man mit ihm*ihr ja vorab über die sachliche Ausstattung.
Vorab Dokumente senden
. Empfehlenswert ist es, vor den Verhandlungen dem Rektorat ein Dokument zukommen zu lassen, in welchem die eignen Leistungen der vergangenen Jahre aufgeführt sind – insbesondere Leistungen in Forschung (z. B. Publikationen, Drittmittel, internationale Kooperationen, Zitationsraten – sicherlich fachspezifisch mehr oder weniger sinnvoll) und Lehre (z. B. Evaluationsergebnisse, Auszeichnungen, Preise). Zudem kann besonderes Engagement in verschiedenen Bereichen genannt werden (z. B. Engagement beim Aufbau eines neuen Studiengangs). Schließlich sollten konkrete Wünsche bezüglich Ausstattung (Räume, Mitarbeiter*innen, …) und Gehalt genannt werden.
Sich in der Mitte treffen?
Generell gilt bei Verhandlungen: Man trifft sich in der Mitte. Sicherlich trifft man sich manchmal in der Mitte – aber z. B. beim Gehalt den doppelten Betrag an Zulagen zu nennen, den man anstrebt, dürfte in vielen Fällen sehr gewagt sein. Eine solche „Flohmarktstrategie“ ist an Universitäten häufig nicht angemessen. Ehrlicher und wohl auch vielversprechender ist es, glaubhaft und gut begründet diejenigen Dinge zu nennen, die man tatsächlich benötigt bzw. die angemessen sind. Sicherlich kann man strategisch ein wenig darüber gehen bzw. ein paar potenzielle „Streichposten“ nennen, so dass die andere Seite Kürzungsmöglichkeiten hat. Allerdings sollten sich diese „Streckungs- und Kürzungsposten“ sehr in Grenzen halten. Wichtig ist es, dass die Ausstattungswünsche bezüglich Mitarbeiter*innen und der Sachmittel gut nachvollziehbar begründet sind (z. B. anhand eines klar skizzierten Forschungsplans und einer klaren Darstellung der Geräte, die man z. B. benötigt, um diesen zu realisieren).
Kompromisse einplanen
. Manche Dinge bekommt man einfacher als andere: Einmalige Gelder (z. B. für ein konkretes Forschungsprojekt, einen Auslandsaufenthalt) bekommt man einfacher als dauerhafte Zuwendungen (z. B. jährliches Budget für Forschungstätigkeiten) – einmalige Zuwendungen sind in der Regel für die Universität kostengünstiger und besser kalkulierbar. Falls es in manchen Bereichen auf Kompromisse hinauslaufen sollte, so ist eine entsprechende Vorbereitung empfehlenswert, d. h., man sollte zu den einzelnen Bereichen Ideen zu möglichen Kompromissen auf Lager haben.
Reihenfolge-Effekte
. Man sollte sich die Reihenfolge, in der man die Forderungen auflistet, gut überlegen. Es könnte argumentiert werden: „Nun sind wir Ihnen in so vielen Dingen entgegengekommen, hier geht es beim besten Willen nicht mehr“. Dies ist natürlich dann ungünstig, wenn die eigentlich wichtigen Dinge am Ende kommen. Das heißt, sehr Wichtiges sollte man in der Regel nicht an das Ende stellen.
Sehr vieles ist Verhandlungssache (z. B. Stellen für Mitarbeiter*innen, Räume, Forschungsmittel, Forschungsfreisemester, …) und man sollte sich unbedingt eine Liste mit „Verhandelbarem“ machen. Berufungs- und Bleibeverhandlungen stellen die aussichtsreichste Möglichkeit dar, sich bezüglich Ausstattung und Gehalt zu verbessern bzw. zumindest den Status quo bei sich verringernden Gesamtressourcen erhalten zu können. Allerdings sind sie auch zeitaufwändig und anstrengend. Und es besteht die Gefahr, dass man sich unglaubwürdig macht – z. B., wenn man einen Ruf an eine andere Universität nicht annimmt, obwohl diese ein besseres Angebot gemacht hat als die eigene Universität. Oder wenn die andere Uni sehr wenig bietet, man allerdings die eigene Uni bereits über den Ruf informiert hat. Verhandlungen mit der eigenen Uni können dann sehr eigenartig sein. Natürlich sind Rufe toll – auch für das Renommee. Das Standing erhöht sich sofort. Häufig ist es auch eine heikle Angelegenheit, die man unbeschadet und selbstverständlich mit Gewinn überstehen sollte. Generell ist bei Verhandlungen auf ein gutes „Klima“ zu achten. Man verhandelt mit dem (zukünftigen) Rektorat – mit ihm will man ja schließlich auch in Zukunft (bzw. weiterhin – bei Bleibeverhandlungen) auf eine konstruktive, effektive und angenehme Art und Weise zusammenarbeiten.
Je nach Universität und Fachbereich wird man als Professor*in beim Start unterschiedlich intensiv „an die Hand genommen“ – das gilt sowohl für die erste Professur als auch für einen Wechsel an eine andere Universität. Bei manchen Universitäten gibt es ein standardisiertes Verfahren der Einführung, bei anderen so gut wie gar nichts. Hier ein paar Punkte, die für den Start hilfreich sein können:
Strukturen kennen.
Es ist sehr wichtig, die Strukturen an der Universität möglichst schnell kennenzulernen. Wer ist für was zuständig? Welche Hierarchien gibt es? Welche Dienstwege sind einzuhalten? Es ist empfehlenswert, möglichst früh (wenn durchführbar schon vor Dienstantritt) eine Person zu kontaktieren, die sich mit den Strukturen auskennt und die einen diesbezüglich einführt (z. B. könnte dies der*die Fachbereichsreferent*in sein). Das kann so manche Irrwege im Uni-Labyrinth ersparen.
Vorstellungsrunde machen
. Bei Dienstantritt sollte man sich möglichst schnell bei denjenigen Personen/Stellen vorstellen, mit denen man voraussichtlich viel zu tun haben wird. Ideal wäre es, dabei von jemandem „an die Hand“ genommen zu werden – d. h., eine Person, die die Strukturen kennt, führt einen zu den einzelnen Personen/Stellen und stellt einen dort vor. Auch hier wäre z. B. der*die Fachbereichsreferent*in geeignet. Wichtige Personen/Stellen sind beispielsweise der*die Dekan*in, der*die Fachbereichssprecher*in, das Fachbereichssekretariat, Personen in der Haushaltsabteilung, Drittmittelstelle, Personalabteilung, Bibliothek, das Gleichstellungsreferat, der Forschungssupport – und die Universitätswerkstatt (gibt es tatsächlich an manchen Universitäten). So ein Rundgang ist ein Zeichen der Wertschätzung anderer Personen, und der persönliche Kontakt kann viele weitere Schritte erleichtern – man hat sich schon mal gesehen und gesprochen.
Sich positionieren.
„Wie man sich bettet, so liegt man“ – und auch an der Universität sind Anfangspositionierungen wichtig. Sehr schnell wird einem eine bestimmte Rolle/ Einstellung zugeschrieben, und man sollte gerade am Anfang sehr bewusst eine Position einnehmen, hinter der man steht. Attribute, die einem schnell zugeschrieben werden sind z. B. der*die Kreative, Kritische, Unkritische, Immer-Ja-Sagende, Immer-Nein-Sagende, Einzelkämpfer*in, Forschungsorientierte, Lehrorientierte, Schnell-Auf-Mails-Antwortende, Höfliche, Förmliche, …
Sich kein allzu großes Arbeitszimmer wählen.
Meist werden einem an der Universität mehrere Räume zugewiesen – für einen selbst, das Sekretariat, die Mitarbeiter*innen, die Hilfskräfte, für Labore, usw. Häufig arbeiten Professor*innen im größten Büro der Arbeitsgruppe. Viele Professor*innen freuen sich darüber einfach und reflektieren dies nicht, zumal es angenehm ist, ein großes Zimmer zu haben und es nach außen scheinbar gut und „machtvoll“ wirkt, in einem großen Raum zu arbeiten (bzw. zu residieren). An fast allen Universitäten herrscht jedoch Raumnot und Mitarbeiter*innen müssen oft auf engstem Raum zusammenarbeiten. Man sollte sich stets vor Augen halten, wie es wirkt, wenn z. B. ein*e Mitarbeiter*in, die in einem kleinen Raum zusammen mit fünf anderen Personen arbeitet, dann zu einem Gespräch in das riesige Zimmer kommt, in welchem der*die Professor*in tätig ist – das offensichtlich gar nicht so groß sein müsste. Als Professor*in benötigt man in der Regel keine großen Büros – die allermeisten Unterlagen sind ohnehin elektronisch verfügbar (Stichwort „papierloses Büro“) und es ist relativ sicher zu behaupten, dass man in alten, verstaubten und riesigen Zimmern von Professor*innen 90% der dort gelagerten Dinge einfach wegschmeißen oder ins Archiv oder die Bibliothek bringen könnte – meiner Erfahrung nach verleiten solche großen Räume zum Aufbewahren von Dingen, die man gar nicht mehr benötigt. Als Professor*in setzt man durch die Raumwahl ein wichtiges Zeichen und die Wahl eines kleineren Büros ist sehr kollegial gegenüber den Mitarbeiter*innen.
Kooperationen eingehen.
Wenn man neu an eine Universität kommt, werden einem in der Regel viele Kooperationen angeboten – das ist schön und wertschätzend, aber auch gefährlich. Nur allzu schnell geht man Kooperationen ein, die nur am Rande mit den eigenen Forschungsthemen zu tun haben – und schnell verzettelt man sich. Man will ja als Neue*r nicht gleich „Nein“ sagen. Allerdings sind Kooperationsangebote häufig auch nur ein positives Signal von Kolleg*innen, und meist ist es unproblematisch, nicht sofort Feuer und Flamme für jedes Kooperationsangebot zu sein. Man sollte sich genau überlegen, mit wem und zu welchem Thema man kooperiert – in der Regel geht man Verpflichtungen über Jahre ein. Man sollte auch nicht allzu reagierend, sondern vielmehr agierend sein, indem man Ausschau nach Kooperationspartner*innen an der Universität hält und diese aktiv anspricht.
Mentor*in suchen.
Gut wäre es, sich in der Anfangsphase für eine gewisse Zeit (z. B. ein Jahr) im Rahmen eines Mentorings (z. B. durch eine*n Kollegen*Kollegin) unterstützen zu lassen. Das kann durchaus jemand aus einem anderen Fachbereich sein. Eventuell ist jemand aus einem anderen Fachbereich sogar besser, um potenzielle Rollenkonflikte zu vermeiden (z. B., wenn der*die Mentor*in aus dem eigenen Fachbereich in Kommissionen anderer Meinung ist als man selbst). Und später kann man sich dann ja selbst mal als Mentor*in zur Verfügung stellen.
Der Start an einer Universität ist eine große Herausforderung – die formellen, aber auch die informellen Strukturen und die Standards der Kommunikation (z. B. gelebte Hierarchie) zu erkennen, benötigt Zeit. Dies gilt insbesondere auch bei einem Wechsel in ein anderes Land – so sind z.B. die Kommunikationsstrukturen in der Schweiz und in Österreich in vielen Bereichen deutlich anders als in Deutschland (z. B. ist es Standard in der Schweiz, sich bei Sitzungen am Anfang die Hand zu geben und sich immer bei der Begrüßung beim Namen zu nennen). Man kann in der Startphase viele Fehler machen; sich gerade am Anfang beraten zu lassen (eben idealerweise durch Mentor*innen), ist von unschätzbarem Wert.
Es ist sicherlich nicht falsch zu sagen, dass Publikationen der wichtigste Indikator für den wissenschaftlichen Erfolg sind (manchmal dicht gefolgt von den Drittmitteln – aber das ist eine andere Sache). Und für die Karriere sind sie ohnehin entscheidend. Nun ist es immer eine Frage von Qualität und/oder Quantität: Publiziert man bei beschränkten zeitlichen Ressourcen relativ wenige Manuskripte in sehr guten Journals (d. h. mit hohem Impact-Faktor – in der Psychologie mindestens > 1 als Daumenregel) oder eher relativ viele Manuskripte in weniger guten Journals? Und was ist mit den Buchpublikationen bzw. mit der Publikation von Kapiteln in Herausgeberbänden? Sicherlich ist dies von der jeweiligen Disziplin abhängig. In der Psychologie sind hochkarätige Publikationen in internationalen Journals die erste Wahl. Allerdings wird bei Bewerbungsverfahren (je nach Fach) oft nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf die Quantität geachtet, sodass es ratsam ist, nicht nur in High-Impact-Journals zu publizieren – zumindest nicht in der Qualifikationsphase. Für das Fach Psychologie ist eine gute Mischung wohl das beste Rezept: Primär Publikationen in High-Impact-Journals anstreben, das Ganze mit weiteren, weniger hochkarätigen Publikationen „strecken“ und hin und wieder auch ein Buchkapitel schreiben. Seit ein paar Jahren gibt es einen deutlichen Trend, dass Quantität zunehmend weniger geschätzt wird - d. h., lieber weniger, aber dafür qualitativ sehr hochwertig publizieren (z. B. Multi-Study-Papers, in welche Replikationen eingebaut sind oder ein Thema anhand unterschiedlicher methodischer Herangehensweisen bearbeitet wird). In der Tat beeinflussen sich Qualität und Quantität oft (aber selbstverständlich nicht immer). Für qualitativ sehr hochwertige Arbeiten benötigt man in der Regel mehr Zeit.
In der Psychologie ist es eine gute Daumenregel, ca. 75% der Publikationen in englischer Sprache zu verfassen. Zudem sollten (je nach Disziplin) einzelne Publikationen deutliche Praxisbezüge haben (z. B. in der Pädagogischen Psychologie) – hier bieten sich vor allem Buchkapitel an. Praxisbezüge aufweisen zu können, ist bei bestimmten Fächern in Bewerbungsverfahren oft günstig (z. B. Pädagogische Psychologie, Empirische Bildungsforschung, Schulpädagogik, Fachdidaktik, Bereiche der Sozialpsychologie), da es fast immer Kommissionsmitglieder gibt, die Wert darauf legen. Abgesehen davon macht es meist auch Spaß, hin und wieder etwas mit Praxisbezug zu schreiben – auch wenn es je nach Disziplin oft schwierig ist und man sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen möchte. Und selbstverständlich – und vielleicht sogar am wichtigsten: Praxisbezüge sind wichtig für die Praxis. Was die „Form“ der Publikationen anbelangt, so sind Open-Access-Publikationen (kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich) sicherlich sehr empfehlenswert, da der Zugriff auf Publikationen einen unschätzbaren Wert im wissenschaftlichen Kontext darstellt. Open-Access-Publikationen sind zwar oft mit Kosten verbunden; diese werden allerdings meist von der Bibliothek der eigenen Universität übernommen. Allerdings sollte man sich je nach Disziplin sehr genau informieren, welchen Status Open-Access-Publikationen dort haben. So gibt es in einzelnen Fächern die Sichtweise, sie seien „pay to publish journals“ – in einem solchen Fall sollte man sie evtl. eher meiden oder zumindest wenig in solchen Journals publizieren. Schwierig ist die Einschätzung z. T. deshalb, weil es innerhalb eines Fachs oft sehr unterschiedliche Bewertungen der Open-Access-Journals gibt. Hier gilt es, im Austausch mit Kolleg*innen einen guten individuellen Publikationsweg zu finden.