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Ich will mein eigener Chef sein
Wie kann mein Traum von der Selbstständigkeit Wirklichkeit werden? Wie gehe ich konstruktiv mit möglichen Bedenken um, die den Weg zu meinem persönlichen Herzensprojekt begleiten?
Vera Bartholomay zeigt mit praktischen Anregungen, Visualisierungen und Reflexionsübungen, wie man gestärkt durch die unterschiedlichen Phasen der beruflichen Neuorientierung kommt, Hürden gut bewältigt und einen Lebenstraum erfolgreich umsetzen kann. Dieses Buch begleitet Sie auf dem Weg in ein erfülltes berufliches Leben.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 227
Vera Bartholomay, geboren in Norwegen, gehört zu den führenden europäischen Lehrerinnen der körpertherapeutischen Methode »Heilsame Berührung – Therapeutic Touch« und hat dazu ein Buch geschrieben. Ihre Seminare, in denen es auch um Themen der persönlichen Entwicklung und um Herzensprojekte geht, finden in ganz Deutschland, in Norwegen und in der Schweiz statt. In ihrem Blog schreibt sie regelmäßig über unterschiedlichste Lebensthemen. Sie lebt heute in Saarbrücken und Norwegen.
Vera Bartholomay
Projekt Sehnsucht
Ein Mutmachbuch für alle, die von der Selbstständigkeit träumen
Kösel
Inhalt
Einleitung
Teil I:Eine Idee entsteht
Was genau möchte entstehen?
Teil II: Reifezeit
Hilfreiche persönliche Eigenschaften
Was macht Sinn für dich?
Eine innere Klärung
Stärkung
Die notwendige Leichtigkeit
Teil III: Vorbereitende Schritte
In Bewegung kommen
Das passende Umfeld
Unmögliches möglich machen
Die regelmäßige Verbindung mit deinem Projekt
Teil IV: Dein Traum wird Wirklichkeit
Die passende Vermarktung
Achtung Stolpergefahr! Erste Hindernisse überwinden
Auf stabilen Füßen
Von Herzen Danke
Konkrete Herzensprojekte
Einleitung
Erkennst du es schon? Die große Transformation hat längst begonnen. Unsere Gesellschaft verwandelt sich, es entstehen neue Strukturen und Werte. Menschen verändern sich, sie entwickeln neue Bedürfnisse und Dringlichkeiten. Vieles geht einfach nicht mehr. Oder nicht mehr so wie bisher. Alles ist in Bewegung.
Seit einigen Jahren beobachte ich, wie immer mehr Menschen ganz persönliche Träume und Visionen von einem besseren Leben entwickeln. Und immer mehr von ihnen wollen nicht länger warten, diese Träume auch Wirklichkeit werden zu lassen. Sie haben keine Lust mehr auf einen Arbeits- oder Lebensalltag, der nicht wirklich befriedigt und glücklich macht. Sie wollen ihr eigenes Ding machen, haben oft tolle und außergewöhnliche Ideen, wissen aber nicht immer, wie sie es anpacken sollen. Wissen nicht, ob sie sich trauen können, fühlen sich oft allein und lassen sich vielleicht entmutigen.
Für manche sind es kleinere Veränderungen – etwa das Bedürfnis, ein kreatives Hobby stärker oder gar halbprofessionell auszubauen und dafür Zeit im Alltag zu finden. Andere wollen gleich den Beruf wechseln oder neben ihrem aktuellen Beruf ein zweites Standbein entwickeln und vielleicht eine Yogaschule aufmachen, ein Atelier oder eine Praxis.
Und ich sehe Menschen mit wunderbaren Ideen viel zu früh aufgeben. Ich sehe aber auch Gesetzmäßigkeiten und Konsequenzen, die zu unterschiedlichsten Projekten und Phasen passen.
Mit diesem Buch möchte ich dir eine Hilfe an die Hand geben, damit du klarer erkennst, wie deine Vision Realität werden kann. Damit du die Schritte deutlicher vor dir siehst, deine Unsicherheiten abgebaut werden und du deinen Mut und deine Ausdauer behältst. Gleichzeitig lasse ich außergewöhnliche und erfolgreiche Menschen zu Wort kommen, die uns allen von ihren Erfahrungen berichten können. Sie lassen uns an ihrem umfangreichen Wissen teilhaben und machen uns Mut. Mit solchen Menschen habe ich für dieses Buch persönliche Gespräche geführt.
Projekt Sehnsucht soll dir auf dem Weg in die Selbstständigkeit verlässlich zur Seite stehen – als Handbuch, Arbeitsbuch und Mutmachbuch.
Am Anfang ist es eine vage Sehnsucht. Vielleicht noch ganz ohne Worte, ohne greifbare Inhalte. Es will etwas entstehen, und es lässt dir keine Ruhe. Mag sein, dass du dich dagegen wehrst, hinzuhören oder hinzuschauen. Du hast gerade keine Zeit, anderes ist so viel wichtiger, ach, es ist ja sowieso alles nur eine Spinnerei, du kannst doch so etwas gar nicht. Oder was deine innere Stimme auch immer sagen mag …
Doch die Sehnsucht erwischt dich immer wieder in ungesicherten, offenen Augenblicken. Und nach und nach nimmt sie immer mehr Gestalt an.
Auch dieses Buch war einmal eine solche Sehnsucht – eine ganz zarte Idee. Entstanden aus Begeisterung und Bewunderung für Menschen, die ungewöhnliche und mutige Projekte in die Welt gebracht haben, die ihre Träume und Visionen ernstgenommen haben. Ich wollte wissen, was sie anderen zeigen können, wo sie Mut machen können. Ich wollte meinen eigenen beruflichen Weg klarer sehen und besser verstehen. Wollte hilfreiche Parallelen und genaue Regeln erkennen. Aus meinen eigenen und den Erfahrungen anderer schöpfen. Wollte den Menschen in meinem beruflichen Umfeld, die immer wieder vor entscheidenden Schritten und Lebensveränderungen stehen, eine klare Hilfe und intensive Begleitung an die Hand geben.
Wie komme gerade ich dazu, dir etwas über den Entstehungsweg von Herzensprojekten sagen zu wollen?
In Norwegen geboren und aufgewachsen bin ich mit 18 Jahren von einer Insel an der Südküste Norwegens allein in das für mich sehr große und fremde Ausland gegangen – und bin nie ganz zurückgekehrt. Damals war so etwas ein recht mutiger und ungewöhnlicher Weg.
Nach einem Sprachstudium in Deutschland wagte ich in meinem ersten Beruf als Übersetzerin gegen alle Prognosen und Ratschläge den Schritt in die Selbstständigkeit – und hatte Erfolg. In den folgenden 25 Jahren war ich eine der gefragtesten Fachübersetzerinnen für Norwegisch. Zu meinem Kundenstamm gehörten die ganz großen Namen der deutschen Industrie.
Zusammen mit anderen Kollegen baute ich ein Netzwerk für skandinavische Übersetzer auf, damit wir uns gegenseitig unterstützen konnten. Bis heute ist es eines der aktivsten und erfolgreichsten Netzwerke für Übersetzer in Deutschland.
Dann traten nach und nach ganz andere Themen in den Vordergrund. Durch die Erfahrung von persönlicher Hilfe und Heilung entdeckte ich die energetische Körpertherapie »Heilsame Berührung – Therapeutic Touch«. Erst aus rein privatem Interesse, so wie man vieles im Leben lernt und vielleicht auch bald wieder zur Seite schiebt. Aber diese für mich neue Art der Begegnung mit Menschen berührte etwas tief in meinem Inneren. Die »Heilsame Berührung« rief immer öfter nach mir und wurde nicht leiser. Im Gegenteil, ich fühlte mich in dieser Arbeit zunehmend zu Hause, und es erfüllte mich so viel mehr als meine Übersetzungen. Immer mehr Menschen wollten von mir behandelt werden, und ich habe recht bald im Nebenberuf eine eigene Praxis gegründet.
Und zwar nicht einfach irgendwo, sondern als Teil einer »Kultur- und Werkhof«-Gemeinschaft in Saarbrücken, in der viele kleine Projekte und Firmen neue Wege des Arbeitens und des Kreativseins miteinander ausprobieren und reflektieren. Seit 25 Jahren besteht diese Gemeinschaft schon und setzt sich mit den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen auseinander. Von den vielen Gesprächen und Diskussionen dort habe ich eine Menge gelernt.
Mit der Zeit wollten auch immer häufiger Leute von mir erfahren, wie man die »Heilsame Berührung« selbst erlernen kann. So entstand über die Jahre ein immer größer werdendes Seminarangebot. Heute bilde ich Menschen in ganz Deutschland, Norwegen und der Schweiz in der »Heilsamen Berührung« aus. Und habe damit so viel zu tun, dass ich meinen ersten Beruf ganz aus meinem Leben gestrichen habe.
Und ich habe über diese Körpertherapie ein Buch geschrieben. Mein allererstes. Todesmutig. Ein gewagter Schritt in ein neues Berufsverständnis. Denn zu ähnlichen Themen gab es schon so viele Bücher. Es hätte auch fürchterlich scheitern können. Das Buch traf jedoch auf ganz viel Resonanz. Schon in den ersten Monaten waren Tausende Exemplare verkauft. Eine große Anzahl der Leser nahm persönlich Kontakt auf und wollte noch mehr lernen. Ich konnte mein Seminarangebot stetig ausbauen.
Was wie eine »einfach so entstandene« Entwicklung wirken mag, war dennoch von großen inneren und natürlich auch äußeren Schritten begleitet. Es hat Mut gekostet, viele Ängste mussten durchgestanden werden, Selbstzweifel haben mir immer wieder schlaflose Nächte bereitet. Und immer war ich dabei allein. Wusste nie, »wie man so etwas macht«. Ich habe Dinge ausprobiert. Mal ist es gelungen, mal gründlich gescheitert. Wenn es gescheitert ist, dachte ich immer, es läge nur an mir, ich wäre nicht klug genug, mir würde es an Fähigkeiten und Geschick mangeln.
Erst über die Jahre habe ich verstanden, dass nicht nur ich ganz allein solche Wege gehe und vor so vielen Fragen stehe. Dass es Gesetzmäßigkeiten gibt. Deshalb fing ich an, mein Wissen und meine Erfahrungen aufzuschreiben, damit sie auch für andere eine Hilfe sein können.
Das Ergebnis ist das vorliegende Buch.
Für dieses Buch bin ich selbst noch einmal durch alle hier beschriebenen Entwicklungen gegangen und habe die Gefühle und Bedenken der einzelnen Stufen nochmals durchlitten, aber auch genossen. So habe ich dieses Buch nicht nur für dich, sondern auch für mich geschrieben.
Wollen wir ein Stück gemeinsam gehen?
Teil I: Eine Idee entsteht
Was genau möchte entstehen?
Hier beginnt deine Reise. Erst im Inneren. Später folgen äußere Schritte. Aber zuerst lernst du deinen Traum und deine Beweggründe etwas besser kennen.
Vielleicht magst du dir richtig schönes Arbeitsmaterial für diese Reise gönnen. Ein großes, schönes Notizbuch und einen Stift, der wirklich gut in deiner Hand liegt. Oder du gestaltest dir einen besonderen Ort, an dem du dich wohlfühlst und wo es dir leichtfällt, über die Themen in diesem Buch nachzudenken.
Ich werde dir auf den folgenden Seiten immer wieder empfehlen, deine Gedanken schriftlich festzuhalten. Das hat eine ganz andere Wirkung, als wenn du nur darüber nachdenkst, denn unsere Gedanken sind sehr flüchtig und gehen leicht wieder verloren. Und mit den Entwicklungsstufen in diesem Buch möchtest du ja irgendwann etwas Greifbares und sehr Konkretes in die Welt bringen.
»Wenn der Traum leuchtend genug ist, kann man etwas wagen, wovon es eigentlich schon genug gibt.«
Anita Maas – Verlegerin
Deine Arbeit sollte dein Herz berühren. Denn deine Berufung findest du dort, wo deine große Freude und deine Leidenschaft auf die Bedürfnisse deiner Umgebung treffen. Kläre also zuerst, was du wirklich liebst.
Beispiel:
Anna-Maria Lösche – Tanz- und Weiblichkeitspädagogin:
»Mir war es selbst viele Jahre nicht bewusst, dass das, was mich im Innersten bewegte, die Sehnsucht war, weibliche Energie in ihrer ganzen Fülle freizusetzen. Nicht nur die Kriegerin, nicht nur die Starke und Unabhängige, die so gut ins männlich geprägte Gesellschaftssystem hineinpasst, sondern gerade aus den weiblichen Facetten heraus leben zu können, die mit Sanftheit, Nachgiebigkeit und Empfänglichkeit zu tun haben. Mit Verletzlichkeit, Anmut und Schönheit.«
Beschränke diese erste Klärung nicht auf das Projekt, das du vielleicht schon im Planungsstadium hast, sondern stelle dir einige grundsätzliche Fragen zu dir als Person. Gönne dir reichlich Zeit. Es ist nicht unbedingt notwendig, alles zu beantworten, sondern lasse dich von den Fragen antreiben, die dich sofort ansprechen. Bitte beantworte diese Fragen am besten schriftlich:
Als zweiter Schritt schaust du dir deine Antworten genau an. Zu welchen Antworten würdest du ein »naja, geht so« oder »ganz nett« sagen, wozu könntest du ein kleines »ja« sagen oder wozu ein ganz großes »JA!«. Schreibe diese Kommentare zu deinen Antworten. Was fällt dir dabei auf? Sind überraschende Erkenntnisse dabei?
Beispiele:
Der Komödiant Ewald Blum erzählt, dass er schon als kleines Kind gern vor Verwandten aufgetreten ist. Er hat alles gemacht – vom Witzeerzählen bis zum Vorführen von Zaubertricks. Später hatte er viele Jahre lang Rollen im lokalen Karnevalsverein. Ständig sprudelten neue, verrückte Ideen für kleine Showeinlagen aus ihm hervor. Ein Beruf wurde erst später daraus, als er merkte, dass er über eine bestimmte Laienebene nicht hinauskommen würde, wenn er nicht wesentlich mehr Zeit in die Vorbereitung seiner Stücke steckte. Und um diese Zeit zu ermöglichen, musste er auch Geld damit verdienen.
Die Künstlerin Tina Stein:
»Man sollte ein Projekt auch nicht nur ein bisschen wollen, sondern das ganze Eigene sollte dahin streben. Also nicht nur denken, dass es jetzt ein schickes Angebot wäre, oder eine Alternative für mich, weil ich nicht mehr in meinem bisherigen Beruf arbeiten will. Es muss im Inneren gewachsen sein und wirklich aus dem Herzen kommen. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass alles, was im Herzen gereift ist – also unser Herzensweg –, immer gelingen wird. Man wird nicht immer reich dabei, und der Weg ist bestimmt auch steinig, aber das Herzensthema wird mit Sicherheit Resonanz finden.«
Die treibende Kraft hinter manchen Träumen ist am Anfang oft eher das, was du nicht mehr willst. Dein altes Leben gefällt dir nicht mehr. Vielleicht macht es dich weder glücklich, noch hast du das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles zu tun.
Es ist ganz wichtig zu erkennen, was für dich nicht mehr geht. Dabei solltest du allerdings wissen, dass ein »nein« zu deinem bisherigen Arbeitsleben nicht als alleinige Grundlage für eine positive Veränderung ausreicht, sondern dir lediglich einen Schubs für einen ersten Schritt in etwas Neues hinein geben kann.
In meiner Gymnasialzeit gab es einen Mitschüler, der Gedichte geschrieben hat. Sein Name ist Håvard Rem. Ein Jahr vor dem Abitur beschloss er, seine Schulzeit vorzeitig zu beenden, denn für das, was er in seinem Leben wirklich machen wollte, brauchte er seiner Meinung nach weder Abitur noch ein Universitätsstudium. Er wollte nur Gedichte schreiben und sonst gar nichts. Natürlich hat man ihn für einen Träumer und Spinner gehalten. Lehrer, Eltern und Freunde haben alles getan, um ihn von diesem Schritt abzuhalten. Er ließ sich aber nicht beirren, packte eine Schreibmaschine, Zelt und Schlafsack ein und zog für die nächsten Monate nach Südfrankreich, wo er pausenlos geschrieben hat.
Vielleicht glaubst du jetzt schon zu wissen, wie diese Geschichte ausgegangen ist? Dass er gleich oder einige Jahre später vollkommen desillusioniert aufgegeben hat? Aber nein, es kam ganz anders. Er kehrte nach diesen Monaten zurück – mit seiner ersten Gedichtsammlung. Es fand sich auch gleich ein Verlag dafür. Und ich muss sagen, der Gedichtband war richtig gut. Ein Exemplar davon steht immer noch in meinem Bücherregal. In den folgenden Jahren schrieb er immer weiter, gab bislang über 50 sehr unterschiedliche Bücher heraus und wurde einer der wenigen norwegischen Lyriker, die so erfolgreich sind, dass sie tatsächlich von dieser Arbeit leben können. Sein Gefühl, von einer klassischen Schulbildung eher aufgehalten zu werden, hat für ihn durchaus gestimmt.
In meiner Vorstellung existiert irgendwo in diesem Universum ein magischer Raum. Dort hüpfen lauter Ideen, Gedanken und Sehnsüchte herum wie kleine Kugeln, die nur noch darauf warten, endlich entdeckt und mitgenommen zu werden.
Solche virtuellen Räume können wir dafür nutzen, uns über das Wesentliche in einer gerade entstehenden Vision klar zu werden. Dabei ist es ganz entscheidend, nicht zu logisch zu denken oder gar zu werten, sondern sich ganz spielerisch einer anderen Wahrnehmung zu überlassen.
Magst du es ausprobieren?
Übung: Raum der ungeborenen Ideen
Zuerst solltest du dir die Frage stellen: »Worum geht es mir wirklich in meiner Vorstellung des Herzensprojekts?« Rufe dabei aber keinesfalls zu viele Details zu deinem Projekt wach, denn es geht jetzt erst einmal nur um den Fokus deiner Gedanken und um das übergeordnete Wesen deiner Sehnsucht.
In dieser Übung beschreibe ich dir meinen Weg in diesen magischen Raum hinein. Das soll aber nur eine Anregung sein. Vielleicht ist dein magischer Raum an einer anderen Stelle besser zu finden.
In meiner Vorstellung müssen wir für diese Visualisierungsübung den irdischen Boden für eine Weile verlassen. Stelle dir vor, wie du ganz entspannt an einem schönen Sommertag den blauen Himmel betrachtest, an dem sich einzelne kleine, leichte Wolken befinden. Lass deine Aufmerksamkeit sanft zu einem solchen Wolkengebilde treiben und stelle dir vor, dort regelrecht hineinzugehen. Du bist umgeben von hauchdünnen Wolkenschleiern. Sie sind weißlich-grau, zarthellblau oder lila. Du kannst auf sie zugehen und ohne Mühe durch sie hindurchschreiten. Nun tauchen weitere Wolkenschleier auf, die du auch durchstreifst. Diesen Weg solltest du sehr langsam gehen. Manchmal musst du dich auch einige Stufen höherziehen lassen und dort weitere Wolkenschleier durchschreiten. Aber irgendwann betrittst du tatsächlich so etwas wie einen Raum und darfst dich darin umsehen. Hier ist es wichtig, sich viel Zeit zu lassen. Was hier geschieht, kannst du nicht bewusst steuern, sondern du musst deinem Unterbewusstsein und deiner Intuition etwas Spielraum gönnen.
Hier ist der Raum der noch ungeborenen Ideen- und Gedankenfragmente, die sich in meiner Vorstellung als Kugelformen mit Worten und Begriffen zeigen. Nicht immer zeigen sie sich sofort. Aber irgendwann fangen die leichten Kugelgebilde an, sich im Raum zu bewegen. Und manche signalisieren ein Gefühl, einen Wunsch, eine Aufforderung. Vielleicht sind Begriffe schon fast wie Namensschilder darauf geschrieben, oder sie vermitteln nur eine Ahnung von einem Gefühl. Manche schweben ganz leicht, fast wie Seifenblasen. Andere springen kräftig und so richtig mit Schwung, wie kleine Bälle. Sie sind unterschiedlich groß und haben verschiedene Formen und Farben.
Wenn du diesen Raum betrittst, stehst du inmitten der Kugeln und darfst sie eine Weile betrachten. Einige erscheinen nur ganz flüchtig, und du kannst sie nicht richtig »be-greifen«. Diese Wünsche und Ideen sind wohl noch nicht so weit, »mitgenommen« werden zu wollen. Andere hüpfen ganz fröhlich vor dir herum, als wollten sie dir signalisieren: »Nimm mich, nimm mich.« Das Bild wechselt ununterbrochen, läuft vor deinem inneren Auge ab wie ein kleines Schauspiel.
Denk nicht darüber nach, was du dort wahrnimmst. Es muss nicht logisch sein. Auf gar keinen Fall solltest du es jetzt schon werten. Sammele nur, was hier gerade zu dir spricht.
Wenn es für dich ohne zu große Ablenkung von der Übung gut möglich sein sollte, dann schreibe während deiner Übung auf, was du wahrnimmst, damit du die einzelnen Fragmente nicht vergisst. Du kannst auch ein Aufnahmegerät bereithalten und dort die gesehenen Begriffe hineinsprechen oder alles erst nach der Übung schriftlich festhalten.
Karla L. hatte eine »spinnerte« Idee. Sie träumte davon, einen Tante-Emma-Laden in einem kleinen Stadtviertel zu betreiben. In ihrer Kindheit war ein solches Geschäft ein ganz wichtiger Alltagsanker. Dort trafen sich die Leute aus der Nachbarschaft, plauderten miteinander und kauften fast täglich dort etwas ein. Ein sozialer Treffpunkt, der gleichzeitig die Versorgung mit Lebensmitteln sicherstellte. Karla wusste aber, dass solche Läden heute kaum noch überlebensfähig sind, und hat deshalb alle Vorstellungen davon gleich wieder beiseitegeschoben. Zumal sie weder die finanzielle Grundlage eines solchen Projekts sicherstellen konnte noch zeitlich allein in der Lage war, die in dieser Branche üblichen langen Öffnungszeiten zu bewältigen.
Die Übung mit dem Raum für kreative Ideenfragmente machte sie aber mit, und ihre »Kugeln« zeigten sich sehr schnell und klar. Einige waren deutlich mit Begriffen beschriftet, andere waren begleitet von flüchtigen Ahnungen von Gefühlen und Sehnsüchten. Es zeigten sich »Wärme«, »Gemeinschaft«, »Versorgt sein«, »Mal eben schnell«, »Nicht allein«, »Alltag«, »Gespräche«.
Alles ziemlich logisch für ihre Idee mit dem Tante-Emma-Laden. Beim Nachdenken über die wahrgenommenen Begriffe wurde Karla aber klar, dass es hierbei gar nicht unbedingt um einen Tante-Emma-Laden gehen muss, sondern dass diese Wünsche genauso gut – oder gar besser – zu anderen Projekten passen könnten. Rein zufällig hörte sie kurze Zeit später von einer Gruppe von Frauen, die ein Café aufmachen wollten und noch Leute suchten, die dieses Projekt mittragen wollten. Und es sollte nicht irgendein Café sein, sondern ein Raum mit ganz lockerer Atmosphäre, mit großen Tischen, so dass die Gäste auch leicht miteinander ins Gespräch kommen konnten, mit bezahlbaren Preisen, damit man öfter mal »einfach so« im Alltag reinschneien könnte, eine Kleinigkeit essen oder nur was trinken. Ein Raum für Begegnung, Kommunikation, ja, fast schon ein kleines zweites Zuhause für manche Menschen.
Alles in allem die perfekte Lösung für Karlas Herzenssehnsucht. Nun stand sie nicht mehr vor der Aufgabe, einen Laden ganz allein stemmen zu müssen, sondern konnte in einer größeren Gemeinschaft ihre ursprünglichen Ziele wahrscheinlich sogar besser erreichen.
Bevor du handfeste Pläne machen kannst, brauchst du Zeit zum Träumen. Damit meine ich so richtig »tag-träumen« oder »herumspinnen«. Ohne praktische Einschränkungen, kritische Stimmen oder realistische Einwände. Bevor etwas Neues in der Wirklichkeit entstehen kann, muss es seinen Anfang im Denken und in den Gefühlen finden. Wir brauchen einen guten Platz für die Sehnsucht.
Übung: Die Wahrnehmung deiner Vision
Sorge für eine ungestörte Zeit und setze oder lege dich bequem hin. Mit geschlossenen Augen könnte die folgende Übung eventuell einfacher sein.
Stelle dir vor, alles, was du erreichen möchtest, wäre schon da. Unabhängig davon, ob diese Pläne dir wirklich realistisch erscheinen oder nicht. In deiner Vorstellung sind sie schon Wirklichkeit geworden.
Du kannst in diese neue Wirklichkeit hineingehen und sie dir anschauen. Wie sieht es dort aus? Was hörst du? Was riechst du? Was nimmst du sonst noch wahr? Versuche, alles so plastisch wie möglich aufzunehmen. Wie ist die Luft, die Temperatur? Gibt es Bäume oder Pflanzen? Nimmst du einen besonderen Raum wahr? Bist du allein oder von Menschen umgeben? Gibt es viele Menschen oder ist eine einzelne Person bei dir? Wo befinden sich die Menschen genau, was machen sie? Wie geht es dir dabei? Was tust du dort? Was ist deine Aufgabe? Was ist hier möglich?
Wenn dir diese Vorstellung jetzt noch nicht so gut gelingt, solltest du sie dennoch immer wieder ausprobieren. Du wirst sehen, mit der Zeit fällt es dir leichter, in eine immer plastischere Vorstellung zu gehen. Und von jetzt an solltest du diesen »Raum« deiner schon verwirklichten Vision regelmäßig besuchen. Dadurch verbindest du dich ständig neu damit und kannst darin auch Kraft schöpfen für die nächsten Aktivitäten. Dort spürst du, warum es sich lohnt.
Beispiel:
Anna J. wollte eine körpertherapeutische Praxis aufmachen. Bei ihrer Übung kam dieses Bild:
»Ich wusste gleich, wo sich mein Traum befindet. Es war ganz schnell vor meinem inneren Auge greifbar. Ein mittelgroßer Raum mit gelb gestrichenen Wänden und leichten weißen Vorhängen mit Blick hinaus auf große Bäume. Der Raum strahlte eine große Ruhe aus. In der Mitte standen eine bequeme Behandlungsliege und ein Hocker für mich daneben. Auf der Liege lagen farblich abgestimmte, weiche Decken und ein Kissen. Nur wenige Gegenstände schmückten den Raum, aber alle waren meinem Herzen besonders nah, weil ich sie mit besonderen Situationen oder Empfindungen verband. In einer Ecke standen zwei bequeme Sessel und ein Tisch mit einer brennenden Kerze.
Als ich mir vorstellte, wie ich mich jetzt schon in diesem Raum befand, ging es mir so gut wie selten. Ich war ganz gelassen und zuversichtlich. Eine Klientin kam lächelnd herein und sprach sehr offen und vertrauensvoll mit mir, bevor sie sich für die körperliche Behandlung auf die Liege legte. Während der Behandlung wusste ich immer, was ich als Nächstes tun musste, damit es meiner Klientin wirklich gut ging und ihre Beschwerden gelindert werden konnten.
Ich war so richtig zu Hause und an der richtigen Stelle in meinem Leben. Diese Art, mit Menschen zu arbeiten, gab meinem Leben einen neuen Sinn und machte mir große Freude. Ein Gefühl von tiefer Dankbarkeit breitete sich in mir aus.«
Bestimmt hast du schon eine ungefähre Vorstellung davon, welche Menschen du mit deinem neuen Projekt erreichen möchtest, wer deine sogenannte Zielgruppe ist. Ganz entscheidend ist dabei aber, dass diese Vorstellung nicht vage bleibt, sondern du dir ganz deutlich klarmachst, wen du eigentlich ansprechen möchtest, für wen du dieses Angebot schaffst. Nicht um andere Möglichkeiten auszuschließen, sondern um deinen aktuellen Fokus präziser herauszustellen. Eine große Klarheit in dieser Frage entfaltet eine mächtige Sogwirkung. Wenn du genau weißt, zu wem du innerlich gerade sprichst, wen du einlädtst, werden genau solche Menschen auf unterschiedlichste Weise von dir angezogen. Wie so etwas funktioniert, müssen wir nicht immer verstehen. Hauptsache, es wirkt …
Um in diesem Punkt eine größere Klarheit zu gewinnen, kannst du verschiedene Wege gehen. Wahrscheinlich wird sogar eine Mischung dieser unterschiedlichen Möglichkeiten für dich sinnvoll sein.
Übungen: Deine Zielgruppe finden
Möglichkeit 1:
Du kannst dich in Ruhe hinsetzen und schriftlich einige Eigenschaften der Personen festhalten, die du erreichen möchtest.
Welche Menschen stellst du dir vor? Sind es Frauen oder Männer? Junge oder alte Menschen? Wo leben sie? Womit beschäftigen sie sich? Was brauchen sie? Was ist ihre Motivation, gerade zu dir und deinem Projekt zu kommen?
Diese Liste kann natürlich mit der Zeit ergänzt oder verändert werden.
Möglichkeit 2:
Du stellst dir gedanklich einen einzelnen absoluten Lieblingskunden vor, der als richtige Persönlichkeit mit all seinen Eigenschaften und Sehnsüchten vor deinem inneren Auge erscheint. Und mit dieser Person wirst du später immer wieder geistig in Kontakt treten und Fragen und Bedürfnisse klären.
Möglichkeit 3:
Du selbst bist deine beste Zielgruppe. Natürlich sollst du nicht dein realer Kunde werden, das würde ja keinen Sinn ergeben. Aber du weißt ganz genau, was du brauchst, was du suchst, welche Sehnsüchte und Bedürfnisse du hast. Es ist nicht der schlechteste Weg, ein Angebot so zu gestalten, dass es genau das anbietet, was du dir immer schon gewünscht hast oder immer noch wünschst. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass andere Menschen genau die gleichen Bedürfnisse haben.
Bei meinen vielen Seminarangeboten fahre ich damit am allerbesten. Wenn ich ein neues Thema entwickele, frage ich zuallererst mich, worauf ich denn gerade total viel Lust hätte. Was bewegt mich zurzeit? Worüber würde ich gerne mehr wissen und in welches Thema würde ich tiefer einsteigen wollen? Und siehe da, in den meisten Fällen zeigen die Anmeldungen und die Rückmeldungen, dass es genau das Thema ist, das auch sehr viele andere Menschen gerade beschäftigt.
Möglichkeit 4:
Es gibt aber auch noch eine weitere Variante, bei der unser bewusstes Denken ein wenig in den Hintergrund geschoben werden darf. Denn unsere Logik und unsere Reflexionsfähigkeit sind nicht immer die besten Berater.
Möchtest du mit mir ein kleines Experiment machen? Dafür brauchst du wieder einmal einen ungestörten Moment.
Stelle dir vor, wie du auf einem kleinen Weg durch eine fremde Gegend wanderst. Hinter einem Hügel taucht ein ganz altes, schon fast herrschaftliches Anwesen vor deinen Augen auf. Offenbar ist es im Moment nicht bewohnt. Die große Eingangstür steht aber offen, so dass du eintreten kannst. Zuerst betrittst du eine große Empfangshalle, von der viele einzelne Türen abgehen. Wähle eine dieser Türen und gehe hindurch. Dahinter entdeckst du einen langen Korridor mit weiteren Türen auf beiden Seiten. Schlendere diesen Gang entlang, so lange wie du magst, und warte, bis du dich von einer bestimmten Tür besonders angezogen fühlst. In deinem Inneren weißt du jetzt, dass die Menschen, die du mit deinem Herzensprojekt ansprechen möchtest, sich in dem Raum hinter dieser Tür befinden. Dann öffnest du diese Tür behutsam. Lass dich überraschen, wen du dort vorfindest. Es kann sein, dass es andere sind, als du erwartet hast.
Ist es eine Menschengruppe oder siehst du einzelne Personen? Wie alt sind sie? Sind es Frauen oder Männer? Haben sie besondere Fragen oder Bedürfnisse? Gibt es ein gemeinsames Thema?