Pulsar - Josef Peters - E-Book

Pulsar E-Book

Josef Peters

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Beschreibung

Mathias Schneider lebt ein normales Leben in einem normalen Job. Wäre da nur nicht das ständige Mobbing. Aber nachts..., nachts driftet er in die Traumwelt der 'Pulsar'. Ein spannender Roman um Psychologie, Science Fiction und luzidem Träumen.

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Interessieren Sie sich ein wenig für Psychologie und Science-Fiction?

Interessieren Sie sich ein wenig für luzides Träumen?

Haben Sie einfach nur Lust auf Spannung?

Dann ist ‘Pulsar’ genau die richtige Lektüre!

Der Autor

Josef Peters, Jahrgang 1963, lebt in Aachen. Er ist Diplom-Kaufmann und Studiendirektor an einem Berufskolleg. Sein erstes Buch, ein Schulbuch zur DV-gestützten Finanzbuchhaltung, veröffentlichte er bereits im Jahr 2003. Seine ersten beiden Romane „Paradox“ und „I’m dreaming“ erschienen 2009 und 2014. Mit diesem Buch erscheint nun sein dritter Roman.

Für Vera, Sara und Jana

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 1

Mathias Schneider saß an seinem Schreibtisch. Über ihm die hellen Büroleuchten, vor ihm sein DV-Arbeitsplatz und rechts von ihm ein großes Fenster, dass ihm einen Blick über weite Teile der Altstadt erlaubte. Wenn die Sonne schien, konnte er das Fenster durch Rollos abdunkeln. Auf der Fensterbank hatte Schneider ein paar Pflanzen, Hydrokulturen um die er sich liebevoll kümmerte. Ansonsten befanden sich in dem Raum zwei Aktenschränke und ein paar Regale für Aktenordner. Der Teppichboden verlieh dem Raum eine gewisse Wärme. An der einzigen freien Wand hatte Schneider ein Bild aufgehängt. Es zeigte als Poster eine Aufnahme, die das Hubble-Teleskop vom Pferdekopfnebel gemacht hatte. Routiniert griff er nach der Mappe, die links neben seinem Schreibtisch auf einem Rollwagen lag.

Er öffnete die Mappe, entnahm die Unterlagen und las sich in die umfangreiche Situation ein. Er war Mitarbeiter im Projektmanagement eines großen Bauunternehmens. In anderen Unternehmen nannte man seine Funktion vielleicht Projektmanager oder Controller, hier bei BauCom hieß seine Funktion einfach Sachbearbeiter im Projektmanagement. BauCom war mittlerweile zu einem der führenden Bauunternehmen in der gesamten EU geworden. Öffentliche Großprojekte, die mit enormen Fördermitteln der EU unterstützt wurden gehörten ebenso zu seinen Projekten wie Großaufträge von Banken und Versicherungen, die millionenschwere Hochhauskomplexe errichten ließen. Oder aber auch Aufträge von Industrieunternehmen, die sich von BauCom ganze Produktionsstätten bauen ließen.

Im Moment beschäftigte Schneider sich mit ‚Infinity‘, einem Industriegroßprojekt. Seine Funktion als Sachbearbeiter umfasste unter anderem die Aufgaben Budgetverwaltung, Terminplanung, Kostenkontrolle, die buchhalterische Erfassung aller möglichen anfallenden Belege und Koordination bestimmter Teilaufgaben für bestimmte Projekte. Eigentlich hätte man seine Tätigkeit auch Projektleitung nennen können, vermutlich verzichtete man aber darauf, da die Bezeichnung Projektleitung eventuell mit der Forderung nach einer höheren Bezahlung einhergegangen wäre. Seine Kollegen hatten das gleiche Aufgabenspektrum für andere Projekte. Ganz schön umfangreich und arbeitsintensiv fand Schneider, insbesondere für das Gehalt, das für seine Verhältnisse in einem krassen Missverhältnis zu seinem Aufgabenspektrum stand. Er liebte seinen Job nicht besonders. Nicht, dass er sein Aufgabengebiet nicht ordentlich bewältigt bekäme, aber routinierte Buchhaltungsaufgaben, Zahlenkolonnen addieren, Excel-Tabellen auswerten und interpretieren, Belege verwalten, das war ihm alles nicht spannend genug. Auch die Terminplanung und die Koordination von Aufgabenbereichen waren aus seiner Sicht zu sehr mit Verwaltung verbunden. Er sah sich selbst eher als den Kreativen, den Denker, den Macher. Leider nahm ihn seine Umwelt etwas anders wahr. Letztlich konnte er froh sein, bei BauCom diese Arbeitsstelle bekommen zu haben. Hier hatte er wenigstens einen sicheren Arbeitsplatz und ein geregeltes Einkommen, das ihm zumindest in finanzieller Hinsicht ein relativ sorgenfreies Leben ermöglichte.

Mittlerweile war Schneider fünfunddreißig Jahre alt. Er war klein und von untersetzter Statur. Da er unter einer starken Fehlsichtigkeit litt, trug er immer eine Brille. Sah man ihn an, wirkten seine Augen durch die Brillengläser stark vergrößert. Sein Haupthaar war schon deutlich zurückgewichen. Er war sich dessen bewusst, dass er keine besonders attraktive Erscheinung war.

Seine Eltern waren früh verstorben, so dass er bereits mit zweiundzwanzig Jahren als Einzelkind völlig auf sich alleine gestellt war. Er war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Im Moment war auch weit und breit keine Partnerschaft in Aussicht. Langfristige Freundschaften aufzubauen war ihm Zeit seines Lebens nie gelungen. Vielleicht, weil er es auch zu wenig wollte. Er sah sich eher als den ‚Lonely Wolf‘, der sich ganz alleine durchs Leben schlägt. Er wohnte in einer kleinen Zweizimmerwohnung am Rande der Großstadt in der dritten Etage eines anonymen Wohnblocks.

Die Bürotür wurde geöffnet und Frank Baumann trat ein. Baumann war der Abteilungsleiter des Projektmanagements.

„Ah, das tapfere Schneiderlein bei der Arbeit,“ eröffnete Baumann das Gespräch. Schneider hatte Baumann schon öfter angedeutet, dass es höflicher sei, vor dem Eintreten anzuklopfen. Baumann war aber als Abteilungsleiter recht arrogant und ignorierte diesen Wunsch regelmäßig. Dazu kam noch, dass er Schneider öfters mit ‚Schneiderlein‘ oder ‚tapferes Schneiderlein‘ titulierte. Das war neben der Verunstaltung seines Vornamens Mathias zu ‚Mathes‘ noch eine Stufe unangenehmer. Noch dazu kam, dass sich im Unternehmen herumsprach, dass Baumann ihn so nannte. So kam es, dass auch andere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihn, teilweise lächelnd, mit ‚Schneiderlein‘ ansprachen.

Aber er würde es ihnen allen schon noch zeigen. Irgendwann.

„Herr Baumann, was kann ich für Sie tun?“, fragte er höflich.

„Tja, Schneider, ich habe mir Ihre Vorgänge der letzten zwei Wochen angeschaut. Nicht, dass ich Sie kontrollieren wollte, aber ab und zu muss ich doch einen prüfenden Blick auf alles werfen.“

Schneider schwante nichts Gutes.

„Und dabei ist Ihnen etwas aufgefallen?“, fragte er vorsichtig.

„Ja, sehr gute Arbeit, Schneider, aber…“

„Ist etwas nicht in Ordnung?“

„Na ja, eigentlich alles in Ordnung, …außer beim Projekt ‚Infinity‘, und beim Projekt ‚Modul‘.“

Das waren die zwei Großprojekte, die Schneider zurzeit im Wesentlichen alleine bearbeitete.

„Und was stimmt nicht?“, fragte er nach.

„Hier bei ‚Infinity‘ stimmt die Budgetierung in Phase drei und Phase vier offenbar nicht. Ich bin alle Unterlagen durchgegangen, habe nachgerechnet und bin auf Differenzen im sechsstelligen Bereich gestoßen… Vergleichen Sie einfach mal diese Unterlagen mit Ihren Ergebnissen.“ Er legte ihm zwei prall gefüllte Arbeitsmappen auf den Schreibtisch“. „Und hier bei ‚Modul‘ wurden zwei falsche Kreditoren mit erheblichen Beträgen gebucht. Damit stimmen die Kostenstellen, die Projektnummern und damit auch die Projektzuordnungen nicht mehr. Schneiderlein, Schneiderlein, wo sind Sie nur mit ihren Gedanken?“

Schneider war völlig verstimmt. Erstens musste er überprüfen, ob die Angaben von Baumann stimmten. Vielleicht hatte sich Baumann vertan und er doch alles richtiggemacht. Zweitens ärgerte er sich darüber, überhaupt wieder auf Fehler angesprochen zu werden. Das kam in letzter Zeit zu häufig vor. Und dann wieder dieses ‚Schneiderlein‘. Er kochte innerlich.

„Herr Baumann, ich werde das in Ruhe überprüfen. Falls sich die Fehler bestätigen sollten, werde ich das selbstverständlich korrigieren.“

„In Ruhe? Ich bitte darum, dass das schnellstmöglich passiert“, erwiderte Baumann und verließ grußlos das Büro.

Aber tatsächlich hatte Baumann Recht gehabt. Es waren ihm gravierende Fehler unterlaufen. Vielleicht lag es an seinem zurzeit zunehmenden Schlafdefizit, dachte er. Darunter konnte die Konzentration schon leiden. Zum Glück waren die Fehler rechtzeitig aufgefallen, so dass noch kein Schaden entstanden war und er die Fehler relativ schnell beheben können würde. Relativ schnell bedeutete immerhin, dass er mindestens drei ganze Tage dafür benötigen würde, so dass die Arbeit, die er sich für diese Woche eigentlich vorgenommen hatte, liegen blieb. Also begann er mit der Arbeit. Zunächst einmal in das Thema einlesen, Zusammenhänge erkennen, Zahlen vergleichen…

Es klopfte an seiner Bürotür. „Herein!“, rief Schneider. Die Tür öffnete sich und Tobias Meier trat ins Büro. Meier war zwei Jahre älter als Schneider und arbeitete in derselben Abteilung wie Schneider. Mit Meier kam Schneider ganz gut zurecht. Er war kompetent und freundlich. „Kommst du mit in die Kantine?“, fragte Meier. Schneider schaute auf seine Uhr: 12:15 Uhr. Er war so in seine Arbeit vertieft gewesen, dass er beinahe die Mittagspause verpasst hätte. „Ja, Augenblick, ich komme sofort.“ Er speicherte zwei geöffnete Dateien, schloss sie und sperrte den Rechner gegen unbefugten Zugriff. Dann verließen die beiden das Büro und gingen zur Kantine. Da Schneider alleinstehend war, war er froh, mittags eine ziemlich anständige Mahlzeit, noch dazu für geringes Geld, erhalten zu können. Für sich alleine kochte er nämlich überhaupt nicht. Vielleicht hätte es ihm gemeinsam mit einer Partnerin Freude bereitet, aber für sich alleine? Gemüse putzen, Salat waschen, Fleisch braten… alleine machte ihm das keinen Spaß. Und wenn, dann müsste er damit es sich lohnen würde, Portionen für mehrere Tage kochen. Dann wäre er aber auch gezwungen, mehrere Tage lang dasselbe zu essen. Er könnte auch Portionen einfrieren, aber dann müsste er später Aufgetautes essen. Nein, da zog er vor, in der Kantine zu essen und sich am Wochenende hin und wieder ein Essen in einem Restaurant zu gönnen.

Sie gingen den Flur der fünften Etage, auf der sich ihre Abteilung befand, entlang und bogen am Ende des Gangs rechts zu den Aufzügen ab. Meier erzählte Schneider dabei von den Fußballergebnissen des letzten Wochenendes. Meier liebte Fußball, Schneider interessierte sich überhaupt nicht dafür. Dennoch hörte er geduldig zu. Sie brauchten nicht lange zu warten, bis der Aufzug kam. Schneider drückte auf den Knopf für das Erdgeschoss. Fast lautlos schlossen sich die Aufzugtüren und der Aufzug glitt nach unten. Auf der zweiten Etage hielt der Aufzug an. Die Türen öffneten sich und Julia Sander bestieg den Aufzug. Man grüßte sich kurz mit einem neutralen ‚Hallo‘. Julia Sander war Mitte zwanzig und seit ungefähr zwei Jahren bei BauCom beschäftigt. Mit ihrer schlanken Figur, ihren langen blonden Haaren und ihrem hübschen Gesicht war sie eine überaus attraktive Person. In der kurzen Zeit bei BauCom hatte sie es bereits weit in Schneiders Abteilung gebracht. Neider fragten sich, mit welchen Qualifikationen sie diese schnelle Karriere wohl hingelegt haben mochte. Sander war sich ihres Aussehens und ihrer Wirkung auf Männer sehr bewusst und spielte gerne damit. Schneider verglich sie gerne mit einer Sonne. Wo sie auftrat war sie der strahlende, warme Mittelpunkt und die Männerwelt kreiste wie Planeten um sie herum. Ihm gegenüber verhielt sie sich bisher jedoch eher neutral bis distanziert. Sie stellte sich den beiden Männern gegenüber und der Aufzug setzte seine Fahrt nach unten fort. Unten angekommen verließen sie den Aufzug und gingen wortlos zur Kantine. Noch auf dem Weg zur Kantinentür überholte sie ein junger Mann um Sander die Tür aufzuhalten. Sander erhielt zuerst ihr Essen, steuerte damit auf den einzigen noch freien Tisch zu und nahm Platz. Meier und Schneider folgten ihr. Höflich fragte Schneider: „Dürfen wir uns zu Ihnen setzen?“ „Oh, welch eine Ehre“, sagte Sander, „an einem Tisch mit dem Schneiderlein!“ und lachte sichtlich vergnügt über ihren eigenen Scherz. Schneider war darüber alles andere als vergnügt. Auf diesen kurzen Dialog beschränkte sich dann auch die gesamte Konversation mit Julia Sander. Schneider ließ sein Essen fast unberührt stehen und ärgerte sich innerlich über diese Situation. Er unterhielt sich nur ein wenig mit Meier über Belangloses.

Schneider würde es ihnen allen schon noch zeigen. Irgendwann.

Gegen siebzehn Uhr machte Schneider Feierabend. Er war mit den Korrekturen noch nicht so weit vorangekommen, wie er es sich gewünscht hatte, aber für heute hatte er genug gearbeitet. Er speicherte alle Daten, vergewisserte sich, dass alle elektronischen Geräte ausgeschaltet waren, nahm seine Jacke und verließ das Büro. Mit seiner Chipkarte für die elektronische Zeiterfassung checkte er aus. Draußen angekommen schloss er seine Jacke bis oben, denn an diesem späten Herbsttag war es um die Uhrzeit bereits recht kühl. Er ging zweihundert Meter zur Bushaltestelle, von wo aus er mit der Linie 14, ohne den Bus wechseln zu müssen, nach Hause fahren konnte. Ganz in der Nähe seiner Wohnung befand sich ein asiatischer Imbiss. Da er heute Mittag so gut wie nichts gegessen hatte, nahm er hier eine Portion ‚Curryhuhn‘ zu sich. Etwas scharf aber sehr lecker.

Zu Hause angekommen zog er seine Jacke, seine Schuhe, Hemd und Krawatte aus und zog sich bequeme Freizeitkleidung an. Seine Wohnung war einfach eingerichtet. Schlichte Möbel, einfache weiße Tapeten, die nur durch ein paar Hubble-Fotos Farbakzente erhielten. Er liebte den Weltraum und die grandiosen, farbenprächtigen Bilder aus dem All. In seinem Wohnzimmer gab es eine kleine Sitzgruppe mit Tisch, einen großen Fernseher und eine teure Musikanlage. Außerdem hatte er in diesem Zimmer einen kleinen PC-Arbeitslatz eingerichtet. Die Wände waren, bis auf eine, mit weißer Raufasertapete beklebt. Diese eine Wand war mit einer wie er fand hässlichen Streifentapete beklebt. Auch das zweite Zimmer, sein Schlafzimmer, war schlicht und funktional eingerichtet. In seinem Wohnzimmer hatte er einige wenige Topfpflanzen, die keiner großen Pflege bedurften und nur hin und wieder gegossen werden mussten. Immerhin kümmerte er sich gerne um sie. An der gesamten Wohnung erkannte man deutlich, dass es die Wohnung eines männlichen Singles war.