Pygmalion alias My Fair Lady - Bernard Shaw - E-Book

Pygmalion alias My Fair Lady E-Book

Bernard Shaw

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Beschreibung

Oscar- und Literaturnobelpreisträger Bernard Shaw erklärte unmissverständlich, warum er für Pygmalion – Literaturvorlage für den Film und das Musical My Fair Lady – Wien, Berlin und München vor London bevorzugte: „Es ist zu einer Tradition der englischen Presse geworden, nach einer Uraufführung meines neuen Theaterstücks in die ganze Welt hinauszuposaunen, dass es kein Bühnenstück sei – dass es langweilig, blasphemisch, unpopulär und finanziell erfolglos sei. Die Nachrichten werden postwendend nach Berlin und Wien telegrafiert, mit dem Ergebnis, dass Intendanten dort gezwungen waren, Aufführungen zu verschieben. Deswegen haben die Intendanten mich gebeten, dass ich meine Bühnenstücke zuerst von ihnen aufführen lassen sollte. Ich bin dieser Bitte schließlich nachgekommen. “ Pygmalion ist das berühmteste Theaterstück von George Bernard Shaw (26.07.1856 – 02.11.1950), uraufgeführt 1913. Die Idee für diese Komödie entlieh dem Dramatiker der griechischen Mythologie. Der Bildhauer Pygmalion von Zypern erschuf eine weibliche Elfenbeinstatue, schließlich verliebte er sich in sie. Die Göttin der Liebe Venus beseelte Elfenbein und erweckte die Statue zum Leben, später wurde sie Galatea (aus dem Griechischen „ Milchweiße“) genannt. Pygmalion ist in Shaw's Version Henry Higgins, milchweiße Galatea ist Eliza Doolittle. Mit Pygmalion ist Shaw ein wahrer Geniestreich gelungen, der sich auch als Kassenschlager erwiesen hat. „Pygmalion ist meine beständigste Einnahmequelle: Das Stück hat mich vor dem Ruin während des Krieges bewahrt und bringt weiterhin jede Woche eine beträchtliche Summe ein“, schrieb Shaw schon 1921. Aber um was geht es in diesem Theaterstück und was wissen wir über die Haupthelden? Wir erzählen die wahre Geschichte über Henry Higgins (Pygmalion) und Eliza Doolittle (Galatea). Henry Higgins, der Pygmalion Henry Higgins war ein vierzigjähriger Professor für Phonetik und Autor eines bekannten Buches „Higgins’ Universalalphabet“. Der ausgewiesene Experte für Dialekte konnte „den Geburtsort jedes Mannes respektive jeder Frau innerhalb eines Radius von unter sechs Meilen erkennen, in London innerhalb eines Radius von zwei Meilen, manchmal innerhalb von zwei Straßen.“ Higgins verdiente sein Geld, indem er neureichen englischen Unternehmern und amerikanischen Millionärinnen beibrachte, wie man Englisch richtig spricht. Der gute Mann war also beruflich sehr erfolgreich und gut vernetzt, folglich genoss er national und international einen exzellenten Ruf.

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Oscar- und Literaturnobelpreisträger

Bernard Shaw

Pygmalion

Eine Romanze in fünf Akten

Aus dem Englischen übersetzt

von Vitaly Baziyan

Die vorliegende Übersetzung folgt der im Jahr 1920

erschienenen Auflage der englischen Edition

Androcles and the Lion, Overruled, Pygmalion,

Constable and Company Ltd, London 1920

Den Bühnen und Vereinen gegenüber Übersetzung.

Aufführungsrecht nur durch den Übersetzer zu erwerben

Copyright © 2022 Vitaly Baziyan

Printed by Amazon Fulfillment

All rights reserved

Lieber Leser und Leserinnen!

Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Zuschriften

an [email protected]

Kommentar des Übersetzers

Oscar- und Literaturnobelpreisträger Bernard Shaw erklärte unmissverständlich, warum er für Pygmalion – Literaturvorlage für den Film und das Musical My Fair Lady – Wien, Berlin und München vor London bevorzugte: „Es ist zu einer Tradition der englischen Presse geworden, nach einer Uraufführung meines neuen Theaterstücks in die ganze Welt hinauszuposaunen, dass es kein Bühnenstück sei – dass es langweilig, blasphemisch, unpopulär und finanziell erfolglos sei. Die Nachrichten werden postwendend nach Berlin und Wien telegrafiert, mit dem Ergebnis, dass Intendanten dort gezwungen waren, Aufführungen zu verschieben. Deswegen haben die Intendanten mich gebeten, dass ich meine Bühnenstücke zuerst von ihnen aufführen lassen sollte. Ich bin dieser Bitte schließlich nachgekommen. “

Pygmalion ist das berühmteste Theaterstück von George Bernard Shaw (26.07.1856 – 02.11.1950), uraufgeführt 1913. Die Idee für diese Komödie entlieh der Dramatiker der griechischen Mythologie. Der Bildhauer Pygmalion von Zypern erschuf eine weibliche Elfenbeinstatue, schließlich verliebte er sich in sie. Die Göttin der Liebe Venus beseelte Elfenbein und erweckte die Statue zum Leben, später wurde sie Galatea (aus dem Griechischen „ Milchweiße“) genannt. Pygmalion ist in Shaw’s Version Henry Higgins, milchweiße Galatea ist Eliza Doolittle. Mit Pygmalion ist Shaw ein wahrer Geniestreich gelungen, der sich auch als Kassenschlager erwiesen hat. „Pygmalion ist meine beständigste Einnahmequelle: Das Stück hat mich vor dem Ruin während des Krieges bewahrt und bringt weiterhin jede Woche eine beträchtliche Summe ein“, schrieb Shaw schon 1921.

Aber um was geht es in diesem Theaterstück und was wissen wir über die Haupthelden? Wir erzählen die wahre Geschichte über Henry Higgins (Pygmalion) und Eliza Doolittle (Galatea).

Henry Higgins, der Pygmalion

Henry Higgins war ein vierzigjähriger Professor für Phonetik und Autor eines bekannten Buches „Higgins’ Universalalphabet“. Der ausgewiesene Experte für Dialekte konnte „den Geburtsort jedes Mannes respektive jeder Frau innerhalb eines Radius von unter sechs Meilen erkennen, in London innerhalb eines Radius von zwei Meilen, manchmal innerhalb von zwei Straßen.“ Higgins verdiente sein Geld, indem er neureichen englischen Unternehmern und amerikanischen Millionärinnen beibrachte, wie man Englisch richtig spricht. Der gute Mann war also beruflich sehr erfolgreich und gut vernetzt, folglich genoss er national und international einen exzellenten Ruf. Er konnte sich viel leisten, und zwar in einem mehrstöckigen Haus im Zentrum von London zu wohnen, ein modern ausgerüstetes Sprachlabor in seinem Hause zu unterbringen und Homeoffice zu arbeiten. Zudem beschäftigte er eine Hausangestellte. Seine Mutter war auch vermögend, wohnte in einer mehrstöckigen Wohnung mit dem Blick auf die Themse, hatte ein Dienstmädchen. Über seinen Vater gibt es keine Angaben. Im Umgang mit Frauen war Higgins kein Schürzenjäger: „Für mich sind meine weiblichen Unterrichtenden wie Holzklötze und ich bin selbst kalt wie ein Fisch ihnen gegenüber.“ Er verliebte sich „niemals in jemanden unter fünfundvierzig“. „Ich stehe nicht auf jungen Frauen. Ich habe ein ganz festes Ideal von meiner Traumfrau: Sie muss dir [Mutter] möglichst ähnlich sein.“ Summa summarum befand sich Higgins in einem freudig-bewegten Zustand, wenn man die ersehnten ideellen und materiellen Güter erlangt hat: „Ich bin Phonetiker. Das ist mein Beruf und mein Hobby. Glücklich ist der Mann, der von seinem Hobby leben kann!“

Eliza Doolittle, die Galatea

Eliza Doolittle war „ein fesches, gut geformtes, rotbäckiges Ding, achtzehn oder vielleicht neunzehn Frühling alt, der Typus einer Evastochter, die sich ihres eigenen Wertes bewusst ist.“ Von Beruf war Eliza ein Blumenmädchen, also eine Straßenverkäuferin, die am Covent Garden Markt Blumen einkaufte und im Londoner Zentrum, vorwiegend auf der Covent Garden Piazza oder am Bahnhofplatz Tottenham Court Straße weiterverkaufte. Sie benutze weder angesagte Markenkleidung noch Kosmetikprodukte. Wenngleich waren ihre Gesichtszüge genauso fein wie die Gesichtszüge der Damen, den sie Blumen verkaufte. Eliza war ein außereheliches Kind eines Müllmannes, ihre Mutter starb. Sie wohnte in einer kleinen Einzimmerwohnung.

Die Wette

Und so kam die Wette zustande: Higgins traf Eliza zufällig auf der Covent Garden Piazza. Solange sie unter einem Kirchenportal Schutz vor dem Regen fanden, machte er unbemerkt Notizen von ihrem Cockney-Dialekt sowie von Dialekten anderer Umstehenden. Da kam er mit Hauptmann a. D. Pickering ins Gespräch, der gerade aus Indien ankam, um Higgins kennenzulernen. Pickering interessierte sich hobbymäßig für Fremdsprachen, er hat ein Buch „Gesprochenes Sanskrit“ geschrieben. Higgins erzählte Pickering, dass er jedem und jeder, gegebenenfalls Eliza, eine solche perfekte Aussprache beibringen könnte, dass sie als Herzogin auf einer Gartenparty des Botschafters einer Großmacht empfangen wird. Eliza bekam von diesem Gespräch mit, dass Higgins der Richtige ist, um ihr Cockney in feine englische Sprache zu verwandeln, damit sie als Floristin arbeiten kann und wo er wohnt. Am nächsten Tag erschien sie unangemeldet bei ihm, um Unterrichtsstunde zu nehmen. Aus Spaß nahm Higgins die Herausforderung an und wettete mit Pickering, dass er in drei Monaten Eliza als Herzogin ausgibt.

Das Stichwort „aus Spaß“ ist entscheidend, denn Higgins’ Vita zeigt eindeutig, dass er keine Bestätigung seiner Professionalität von einem zufälligen Bekannten, nämlich Hauptmann Pickering brauchte, sondern gegenteilig, wie es im Stück steht, die Verwandlung eines Blumenmädchens in eine Herzogin, diskret halten wollte.

Higgins und Pickering übernahmen alle Ausgaben im Wert von umgerechnet mehreren Tausend Euro für Eliza: Sie wurde ins Higgins’ Haus einquartiert, bekam ein Zimmer mit Vollpension, modische Klamotten, Taschengeld und wurde von Higgins nach seiner patentierten Methode phonetisch unterrichtet.

Mission erfüllt

Professor Higgins erfüllte sein Versprechen. Auf dem Empfang eines Botschafters sorgte Eliza mit ihrer Aussprache für Furore und wurde wie eine salonfähige Prinzessin gefeiert. Statt Bildhauerei führte Higgins eine Spracherziehung durch und verwandelte Eliza’s Cockney-Dialekt in makelloses Englisch. Aber er hatte aus obengenannten Gründen nicht vor, sich in seine herrliche Schöpfung zu verlieben, geschweige denn zu heiraten. Warum sollte er? „Doch, doch. Er muss!“, mehrten sich die Stimmen der Medien und beanspruchten für sich die Deutungshoheit über das Stück. „Es wäre sehr spannend gewesen, nach meinem Tod über meine musikalischen Vorlieben und Abneigungen zu erfahren, besonders deswegen, weil ich meine Meinung darüber sehr selten öffentlich geäußert habe“, scherzte russischer Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowsky.

Shitstorm

Nach der Uraufführung des Stücks erntete Bernard Shaw einen Shitstorm. Ein Sturm der Entrüstung brach landesweit los. Zahlreiche wichtigtuende Journalisten, Rezensenten und Literaturexperten, an deren Namen größenteils keiner mehr jetzt erinnert, entrüsteten sich routinemäßig über Bernard Shaw. Alle Sünden in Eine münden: Sein angeblicher Charmeur und Schikaneur Higgins sei gefühlskalt, selbstherrlich, egozentrisch, versnobt, grobschlächtig und geltungssüchtig. Er triebe eine Bildung durch Dressur ohne die menschliche Achtung, betrachtete Eliza nicht als gleichwertig an, weigerte sich, sie als fühlendes Wesen zu behandeln, nahm Eliza als Person nicht wahr, ignorierte ihre menschlichen Bedürfnisse, indem er ihre Liebe nicht erwiderte. Tathandlungen, die zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung der Lebensgestaltung des Opfers führten, wurden prompt aufgelistet: Der Professor hat Eliza sozial entwurzelt und gedankenlos ihre Zukunft zerstört. In der Summe sei das Stück schwarzhumorig.

Wieso schlug eine Empörungswelle Bernard Shaw entgegen?

Bernard Shaw war eine widersprüchliche Persönlichkeit: „Unter den vielen, die nie lesen, was ich schreibe, und es nicht verstehen könnten, wenn sie es lesen würden, habe ich bereits vom Hörensagen einen Ruf als lebendes Paradoxon.“ Er hatte ambivalente Einstellungen gegenüber Monarchie, der britischen Rolle im Ersten Weltkrieg, Trotzki, Lenin, Mussolini und Hitler. 1931 reiste er nach der Sowjetunion, feierte da sein 75-jähriges (!) Jubiläum und traf mit Stalin. Shaw war wie viele andere Intellektuelle für Stalins Propaganda empfänglich, aber er war kein Untergrundkämpfer, sondern Dramatiker und Publizist. Seine politische Tätigkeit begrenzte sich an gesellschaftskritische und regierungskritische Artikel – BBC lehnte es ab, eine Rede von Shaw zu senden, die an seinem siebzigsten Geburtstag bei einem Abendessen gehalten wurde, und zwar mit der Begründung, dass sie politisch kontrovers sein könnte – und Engagement für die Fabianische Gesellschaft. Wie der Name verrät, war diese britische sozialistische intellektuelle Bewegung keine revolutionäre Bewegung. Der Name stammt von dem römischen General Fabius Maximus, der den Spitznamen Verzögerer (auf Lateinisch Cunctator) hatte. Er befreite Rom von Hannibal ohne militärischen Eingriff durch bloßes Zuwarten. Dementsprechend wollten Fabianer auf dem Wege von Reformen, Bildung und durch Zwischenschritte eine sozialistische Gesellschaft errichten. Aus der Fabianischen Gesellschaft ist die heutige Labour Party hervorgegangen.

Naturgemäß fand Bernard Shaw dank seiner Ambivalenz nicht nur Bewunderer, sondern auch Opposition. Die Letzteren versuchten, ihre Antipathie gegen Shaw zum Ausdruck zu bringen, indem sie ihn sowohl persönlich als auch indirekt mit unberechtigter Kritik an seine Theaterstücke angriffen. Nach dem Motto, wenn er so „schlecht“ sei, könnten seine Werke nicht gut sein. Der Aufschrei der Entrüstung hallt bis heute weltweit in den verschiedenen Artikeln, Enzyklopädien und Lexika.

Entstehung von Fakes News

Und so entstanden Fakes News. „I have been kicking my heels here for months faking news [!] for my people when there was no news”, offenbarte Shaw’s Antiheld, Journalist von Beruf, in seinem Bühnenstück Geneva, uraufgeführt 1929. Zeitungsschreiber verbreiteten Fakes News über Pygmalion und seinen Autor, selbst wenn sie gleichzeitig dialektische Theorien ihrer Zeitgenossen priesen. Zur Erinnerung: In seinem 1896 erschienenen Buch „Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen“ urteilte der deutsche Philosoph und Gesellschaftstheoretiker Friedrich Engels, dass die Abtrennung der Menschen von ihren affenähnlichen Vorfahren mit Weiterentwicklung des Kehlkopfs und Entstehung der Sprache zusammenhängt. Darum seien Sprachübungen und gemeinsame Arbeit für die geistliche Entwicklung der Menschen entscheidend. 1894 und 1895 erschienen zwei Dschungelbücher des britischen Autors Rudyard Kipling über Maugli. Mehrere Erfahrungsberichte über Kinder und Jugendliche, die sich im Dschungel verloren haben und ohne Sprache unterentwickelt zurückkamen, waren in aller Munde. Das Sprachenlernen fördert also die Kreativität, erhöht die Gehirnleistung, steigert das Erinnerungsvermögen. Diese geistigen Entwicklungen werden übrigens passieren, wenn man Dialekten wie Bayerisch, Berlinisch oder Kölsch lernt.

Eliza hat sich nicht nur als Persönlichkeit weiterentwickelt, sondern auch in allen Aspekten von Higgins’ Einmischung in ihr Leben profitiert. Sie hat einen netten Mann geheiratet und ist eine stolze Besitzerin eines Blumenladens im Zentrum von London geworden. Was will man noch mehr?

Trotzdem ebnete die Empörungswelle gegen Higgins nicht ab. Wir nehmen schmunzelnd zur Kenntnis, dass einige Journalisten/innen, Literaturkritiker/innen und Theaterwissenschaftler/innen auch heute noch über Bernard Shaw sehr empört bleiben. „Ein Genie auf seine Missdeutung zu reduzieren, ist ein typisches Charaktermerkmal eines beschränkten Menschen“, sinnierte Shaw’s Leidensgenosse Komponist Tschaikowsky.

Man kann bekanntlich nicht alles haben

Na gut, „Eliza hatte geheime, schelmische Momente, in denen sie sich wünschte, ihn [Higgins] allein, weg von allen Bindungen, auf eine einsame Insel zu bekommen, wo man auf gesellschaftliche Konventionen pfeifen kann, und ihn einfach mal von seinem Podest in die Büsche herunterzuzerren, um sich Gewissheit zu verschaffen, dass er wie jeder gewöhnliche Mann den Geschlechtsverkehr ausübt. Wir alle haben unsere eigenen Fantasiebilder dieser Art.“ Aber wenn es um eine konkrete Umsetzung geht, driften beide Welten schnell auseinander, denn nicht jede Fantasie muss unbedingt umgesetzt werden. Nach Duden Wörterbuch ist Liebe eine auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen, verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein und Hingabe. Higgins wollte mit Eliza und Hauptmann Pickering als drei Singles in einer Hausgemeinschaft zusammenleben. Er hat seinen Wunsch in die Tat mit einer kleinen Korrektur umgesetzt: statt drei Singles – nur zwei Singles und Eliza mit ihrem Gatten Freddy. Letztendlich war es vorprogrammiert, dass es mit einer körperlichen, geistigen, seelischen Anziehung hundertprozentig nicht klappen wird: Es war gleich am Anfang des Theaterstücks handfest, dass Higgins ein ewiger Junggeselle war.

Fazit: Im Einzelfall lohnt sich die Weiterbildung und führt zum Privatglück.

Siegeszug von Pygmalion

Die ersten Theateraufführungen von Pygmalion fanden im deutschsprachigen Raum statt:

• 16.10.1913 fand eine Weltpremiere im Wiener Hofburgtheater in der Regie von Hugo Thimig mit Lili Marberg und Max Paulsen in den Hauptrollen. Folglich erlebte das Bühnenstück 25 Vorstellungen.

• 01.11.1913 wurde Pygmalion im Lessingtheater in Berlin in der Regie von Victor Barnowsky mit Tilla Durieux und Albert Steinrück in den Hauptrollen aufgeführt. Es feierte mehr als 100 Vorstellungen.

• 23.11.1913 inszenierte Albert Steinrück das Stück am Residenztheater in München mit Albert Steinrück als Higgins und Helena Ritscher als Eliza. Es hatte 39 Vorstellungen.

Verfilmungen nach dem gleichnamigen Schauspiel

Die erste Verfilmung des Theaterstücks Pygmalion war ein deutscher Spielfilm. Das Schauspiel wurde 1935 verfilmt und am 2. September 1935 im Berliner Capitol-Kino uraufgeführt.

Besetzung

Henry Higgins — Gustaf Gründgens

Liza Doolittle — Jeny Jugo

Hauptmann Pickering — Anton Edthofer

Frau Pearce — Käthe Haack

Alfred Doolittle — Eugen Klöpfer

Frau Higgins — Hedwig Bleibtreu

Frau Eynsford Hill — Olga Limburg

Clara Eynsford Hill — Karin Evans

Freddy Eynsford Hill — Vivigenz Eickstedt

Filmstab

Produktion — Eberhard Klagemann/ Der Klagemann Film

Regie — Erich Engel

Drehbuch — Heinrich Oberländer, Walter Wassermann

Musik — Theo Mackeben

Kamera — Bruno Mondi

Schnitt — Rene Matain

Die zweite Verfilmung des Theaterstücks Pygmalion war ein britischer Spielfilm. Das Schauspiel wurde 1938 verfilmt und am 6. Oktober in London uraufgeführt.

Besetzung

Henry Higgins — Leslie Howard

Liza Doolittle — Wendy Hiller

Hauptmann Pickering — Scott Sunderland

Frau Pearce — Jean Cadell

Alfred Doolittle — Wilfrid Lawson

Frau Higgins — Marie Lohr

Frau Eynsford Hill — Everley Gregg

Clara Eynsford Hill — Leueen MacGrath

Freddy Eynsford Hill — David Tree

Filmstab

Produktion — Shaw’s langjähriger Vertrauter Gabriel Pascal

Regie — Anthony Asquith, Leslie Howard

Drehbuch — Bernard Shaw

Musik — Arthur Honegger

Kamera — Harry Stradling

Schnitt — David Lean

Bernard Shaw wurde 1939 für die Drehbuchadaption mit einem Oscar ausgezeichnet. Für dieses Drehbuch hat Bernard Shaw einige zusätzliche Auftritte, Sprechtexte und Regieanweisungen geschrieben, die in der Originalfassung des Theaterstücks nicht vorkommen. In dieser Publikation sind diese Teile mit drei Sternchen ***gekennzeichnet. Sie stammen aus dem Buch The Collected Screenplays of Bernard Shaw, herausgegeben von University of Georgia Press, 1980.

Aus Pygmalion wurde My Fair Lady

• Die Musicaladaption unter dem Namen My Fair Lady wurde mit Julie Andrews und Rex Harrison in den Hauptrollen 1956 in New York uraufgeführt. Das Musical My Fair Lady hatte ab 15.03.1956 bis 29.09.1962 insgesamt 2717 Vorstellungen am Broadway.

• 1964 erschien eine amerikanische Musicalverfilmung My Fair Lady mit Audrey Hepburn und Rex Harrison in den Hauptrollen in der Regie von George Cukor.

Hundertjährige Erfolgsgeschichte

Pygmalion ist ein Klassiker der Weltliteratur und Kassenmagnet. Das Meisterwerk hat mehrere tausend Theatervorstellungen, zwei Filmadaptionen, eine Musicaladaption und eine Musicalverfilmung, erfolgreich überstanden und Millionen Theaterbesucher, Zuschauer und Leser begeistert. Mehrere Millionen gedruckte Exemplare von Pygmalion wurden weltweit verkauft. Kritik und Unterstellungen jeder Couleur, die wie Tsunamis und Taifune den Autor viele Jahre heimsuchten, haben sich insofern als Fake News entpuppt. Darauf freuen wir uns sehr und daher werden wir ihnen keine Beachtung mehr schenken, unabhängig davon, wer sie verbreitet.

Über diese Übersetzung

Bei dieser Übersetzung wurde der unerschöpfliche Reichtum der deutschen Sprache nicht außer Acht gelassen, die unter anderem durch individuelle, soziale oder regionale Abstufung gekennzeichnet ist. Da eine lokale Abstufung in Deutschland praktisch nicht vorkommt – die aber in Pygmalion der Fall ist – wurde bei Übertragung der Sprache von Eliza Doolittle und ihrem Vater auf regionale Sprachvarietäten der deutschen Standardsprache, nämlich Dialekte, zurückgegriffen. Dementsprechend wurde von einer alternativen Lösung Abstand genommen, die wäre, dass die beiden kauderwelschen oder Sätze vorwiegend mit verschiedenen grammatikalischen Fehlern wie Konjugationsfehler, Verwechslung von Pronomen, Adjektiv statt Adverb, fehlende Kongruenz in Numerus oder Person, doppelte Verneinung, Kontraktionen und so weiter aussprechen.

Um zu verdeutlichen, dass englische Personennamen im Genitiv stehen, bekamen nicht nur Eigennamen einen Apostroph, deren Nominativform auf einen s-Laut wie z.B. Higgins’ endet (geschrieben: -s, -ss, -ß, -tz, -z, -x, -ce), sondern auch wurde der Apostroph vor der Genitiv-Singular-Endung anderer Vor- und Nachnamen (z.B. Eliza’s bzw. Clara’s) gesetzt.

Für den vorliegenden Dramentext wurde eine traditionelle deutsche Vorlage benutzt, die für die meisten Schillers Dramen auch verwendet wurde. E-Book-Cover ist unter Verwendung von dem Gemälde des britischen Dichters und Malers Dante Gabriel Rossetti gestaltet.

Erster Akt

Die Covent Garden Piazza in London. Sommer. Spät am Abend, kurz vor Viertel nach elf. Es regnet in Strömen. Taxis hupen wild in alle Richtungen. Fußgänger laufen zu Markthallen des Covent Garden Marktes und zur St.-Paul-Kirche [nicht zu verwechseln mit der St.-Pauls-Kathedrale], um Zuflucht unter ihrem Fassadenvorbau mit Säulen zu finden. Unter ihnen sind eine Frau und ihre Tochter in Abendkleidern. [Viele Theater sind nur einen Katzensprung von hier entfernt.] Alle Umstehenden starren die vom Himmel stürzenden Regenströme düster an, außer einem Mann, der mit dem Rücken zu den anderen steht und gänzlich mit seinem Notizbuch beschäftigt ist, in dem er etwas niederschreibt.

Die Kirchturmuhr schlägt Viertel nach elf.

DIE TOCHTER (steht im Raum zwischen den mittleren Säulen, näher an der linken): Ich bin völlig durchgefroren. Was macht Freddy die ganze Zeit? Er ist seit guten zwanzig Minuten gegangen.

DIE MUTTER (rechts von der Tochter): Um fair zu sein, etwas weniger als zwanzig, aber er hätte schon ein Taxi für uns finden können.

EIN NASEWEISER UMSTEHENDER (rechts von der Mutter): Er wird kein Taxi bis halb zwölf finden, Madam, alle Theatergäste wollen jetzt nach Hause.

DIE MUTTER: Aber wir brauchen ein Taxi. Wir können nicht bis halb zwölf hier herumstehen. Das wäre schrecklich.

DER NASEWEIS: Tja, da kann man nichts machen, Madam.

DIE TOCHTER: Wenn Freddy nicht so ein Waschlappen wäre, hätte er eins gleich an der Theatertür geschnappt.

DIE MUTTER: Was willst du von dem armen Jungen?

DIE TOCHTER: Andere Leute bekamen Taxis. Warum konnte er es nicht?

Freddy eilt aus dem Regen aus der Southampton Straße unter den Fassadenvorbau und schließt seinen Regenschirm, von dem das Wasser runterläuft. Freddy ist ein junger Mann von zwanzig Jahren. Er trägt einen Sakkoanzug, weißes Hemd und Krawatte. Seine Hose ist bis zu den Knien durchnässt.

DIE TOCHTER: Hast du kein Taxi gefunden?

FREDDY: Man kann keines finden. Nicht für Geld und gute Worte.

DIE MUTTER: Oh Freddy, da muss irgendwo ein Taxi sein. Du hast es nicht gut genug versucht.

DIE TOCHTER: Ich fühle mich mies und müde. Erwartest du von uns, dass wir selbst auf die Suche gehen?

FREDDY: Ich sage dir, sie sind alle besetzt. Der Regen hat so plötzlich angefangen, dass jeder ein Taxi nehmen musste. Ich bin zuerst in Richtung U-Bahnhof Charing Cross und dann in die gegenseitige Richtung fast bis zur Straßenkreuzung Ludgate Circus gegangen: Kein freies Taxi war zu sehen.

DIE MUTTER: Hast du am Trafalgar Square versucht?

FREDDY: Am Trafalgar Square gab es auch keines.

DIE TOCHTER: Hast du es versucht?

FREDDY: Ich bin bis zum U-Bahnhof Charing Cross gegangen. Erwartest du von mir, dass ich bis zum Hammersmith Viertel gehe?

DIE TOCHTER: Du hast es nicht einmal versucht.

DIE MUTTER: Du bist wirklich sehr hilflos, Freddy. Versuche es erneut und komm nicht zurück, bis du ein Taxi findest.

FREDDY: Ich werde umsonst bis auf die Haut nass sein.

DIE TOCHTER: Und was ist mit uns? Sollen wir hier im Wind in den Abendkleidern die ganze Nacht herumstehen? Du egoistisches Schwein –

FREDDY: Okay, Okay: Ich gehe nun in Richtung Strandstraße, ich gehe. (Er eröffnet seinen Regenschirm, macht ein paar Schritte und prallt mit einem Blumenmädchenzusammen, das unter den Fassadenvorbau vom Regen hineilt. Dabei schlägt er ihr den Blumenkorb aus den Händen. Krachender, heftiger Donner und grelle Blitze runden den Vorfall ab)

DAS BLUMENMÄDCHEN: Bisd du bled, Freddy? Pass doch auf, wo du hiläufst, Schatzi.

FREDDY: Es tut mir leid. (Er eilt davon)

DAS BLUMENMÄDCHEN (hebt ihre verstreuten Blumen und legt sie wieder in den Korb): Saudepp mid Krawatte! Zwoa Sträuße Veilchn san in den Schmutz gefoin. (Das Blumenmädchen setzt sich auf einen Säulensockel und sortiert ihre Blumen. Es ist ein fesches, gut geformtes, rotbäckiges Ding, achtzehn oder vielleicht neunzehn Frühling alt, der Typus einer Evastochter,die sich ihres eigenen Wertes bewusst ist. Ob ihre Kleider aus ihr eine Schönheit machen,ist reine Geschmackssache: Ihre Stiefel sind stark abgetragen und haben bessere Tage gesehen. Ihr brauner Rock ist lang und breit, ihre Schürze aus grobem Stoff ist bunt. Sie ist offensichtlichaus ihrem schäbigen und sehr eng anliegenden schwarzen Mantel herausgewachsen,der ihr kaum bis zu den Knien reicht. Ihr kleiner Matrosenhut aus schwarzem Stroh wurde sehr lange dem Londoner Staub und Ruß ausgesetztund sehr selten, wenn überhaupt, gebürstet. Äußerlich macht sie momentan keinen guten Eindruck: Ihr Haar muss dringend gewaschen werden. Seine mausgraue Farbe kann kaum natürlich sein. Sie ist so sauber, wie sie es sich leisten kann, aber im Vergleich zu den umstehenden Damen ist sie ein Dreckspatz. Ihre Gesichtszüge sind genauso fein, aber die Gesichtshaut ist niemals gepflegt worden und ihr Zustandlässt zu wünschen übrig. Außerdem braucht sie eine professionelle Zahnreinigung und zahnärztliche Behandlung)

DIE MUTTER: Woher weißt du, dass mein Sohn Freddy heißt, bitte?

DAS BLUMENMÄDCHEN: Oh, is ea Ihr Bua? Oiso, wenn ea richtig eazogn wurde, wenn Sie Ihre Pfliachd ois Muada eafüllt hätdn, häd ea si wohl dreimoi übalegt, bevoa ea de Bleame des arma Madls beschmutzt hod und ohne Bezoiung davogelaffa is. Zoin Sie fia ihn? (Man muss gleich bedauerlicherweise gestehen, dass jeder verzweifelte Versuch, ihren Dialekt außerhalb von London ohne phonetisches Alphabet zu verstehen, ein für alle Male aufgegeben werdenmuss)

DIE TOCHTER: Ich würde es an deiner Stelle nicht tun, Mutter. Keine gute Idee!

DIE MUTTER: Bitte mische dich nicht ein, Clara. Hast du Kleingeld?

DIE TOCHTER: Nur eine Sixpence Münze.

DAS BLUMENMÄDCHEN (voller Hoffnung): I konn Ihna Wexlgejd gebn, nette Dame.

DIE MUTTER (zu Clara): Gib sie mir. (Clara gehorcht widerwillig) Hier.(zu dem Mädchen) Das ist für deine Blumen.

DAS BLUMENMÄDCHEN: Vuin Dank, de Dame.

DIE TOCHTER: Lass sie dir das Wechselgeld geben. Ein Strauß dieser Dinge kostet nur einen Penny.

DIE MUTTER: Sei still, Clara. (zum Mädchen) Du kannst das Wechselgeld behalten.

DAS BLUMENMÄDCHEN: Oh, vuin Dank, de Dame.

DIE MUTTER (neugierig): Jetzt sag mir, woher du den Vornamen des jungen Herrn kennst.

DAS BLUMENMÄDCHEN: Kenn i ned.

DIE MUTTER: Ich habe gehört, dass du ihn bei seinem Vornamen genannt hast. Versuche nicht, mich zu belügen.

DAS BLUMENMÄDCHEN (protestierend): Warum soiad i Sie belügn? I hob ihn Freddy oda Charlia genannt, genauso wia ’s Sie seibsd aa wahrscheinlich doa, wenn Sie mid am Fremdn redn und vasuchn, höflich zua sei.

DIE TOCHTER: Der Sixpence ist umsonst weggeworfen! Wirklich, Mama, es ist zu viel, um deinen Wissensdurst zu stillen. (Sie zieht sich verärgert hinter die Säule zurück)

Ein älterer, liebenswürdiger Gentleman von militärischem Typus eilt unter den Fassadenvorbau und schließt seinen tropfenden Regenschirm. Er hat wie Freddy unter der Misere mit dem Regen gelitten: Seine Hosenenden sind hochgekrempelt und er ist bis auf die Knochen nass. Er trägt einen Sakkoanzug und einen Trenchcoat. Der Gentleman nimmt einen Platz links von der Mutter ein, den die Tochter frei gemacht hat.

DER GENTLEMAN: Puh!

DIE MUTTER (zu dem Gentleman): Verzeihung, Sir, gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass der Regen bald aufhört?

DER GENTLEMAN: Ich fürchte, nein. Es begann seit ungefähr zwei Minuten noch stärker als früher zu regnen. (Er geht zum Säulensockel neben dem Blumenmädchen, stellt seinen Fuß darauf und bückt sich, um seine Hosenenden runterzukrempeln)

DIE MUTTER: Oh Gott! (Sie schließt sich frustriert ihrer Tochter an)

DAS BLUMENMÄDCHEN (nutzt die Nähe zum liebenswürdigen Militär, um eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen): Wenn ea stärka werd, is’s a Zeichn dafia, dass ’s fast voabei is. Oiso Kopf houch, oida Kriegsmo, und kaffn Sie a Bleamal vo am arma Madl.

DER GENTLEMAN: Es tut mir leid, ich habe kein Kleingeld bei mir.

DAS BLUMENMÄDCHEN: I konn Ihna Wexlgejd gebn, alter Kriegsmann.

THE GENTLEMEN: Wechselgeld für eine Half Crown Silbermünze, die zweieinhalb Schilling wert? Ich habe nichts weniger.

DAS BLUMENMÄDCHEN: Aba freilich! Keman Sie, alter Kriegsmo! Kaffn Sie vo ma a Bleamal. I konn a hoibe Crown wexln. Nehma Sie de fia zwoa Penny.

DER GENTLEMAN: Sei nicht so schwierig, sei ein braves Mädchen. (Er versucht, in seinen Taschen Kleingeld zu finden) Ich habe wirklich keine kleineren Münzen.

---ENDE DER LESEPROBE---