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Claus Dierksmeier

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Beschreibung

Gegen politische und religiöse Fundamentalisten verteidigt Claus Dierksmeier die Idee der Freiheit als Leitwert der Globalität. Individuelle Freiheit schließt aber Verantwortung für ihren sozial und ökologisch nachhaltigen Gebrauch ein. Dabei müssen wir abwägen, welche und wessen Freiheiten jeweils Vorrang erhalten sollen. Und hierbei, so zeigt Dierksmeier in historisch-systematischer Grundlegung, kommt es zuerst auf die Qualität - und nicht die Quantität - unserer Freiheiten an. Denn Freiheit heißt nicht, die Optionen einiger weniger zu maximieren, sondern die Chancen aller Weltbürger zu optimieren.

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CLAUS DIERKSMEIER

Qualitative Freiheit

Selbstbestimmung in weltbürgerlicher Verantwortung

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2016 transcript Verlag, Bielefeld

Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.

Umschlaggestaltung: Kordula Röckenhaus, Bielefeld Korrektorat: Jan Marquardt, Bielefeld EPUB-ISBN 978-3-7328-3477-8 E-Book-Konvertierung: Datagrafix publishing services, www.datagrafix.com

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de

Inhalt

HANS KÜNG: Vorrede

1     Einführung

1.1  Warum über Freiheit nachdenken?

1.1.1 Freiheit und Globalität

1.1.2 Freiheit und alltägliche Lebenswelt

1.1.3 Freiheit und akademische Philosophie

1.2  Warum nicht: Negative versus positive Freiheit?

1.2.1 Die Geschichte der Unterscheidung

1.2.2 Gegenwärtige Begriffsverwendung

1.2.3 Ausstehende Entwicklungen

1.3  Wie über Freiheit reden?

1.3.1 Metaphysische Freiheitstheorien

1.3.2 Quantitative Freiheitstheorien

1.3.3 Qualitative Freiheitstheorien

2     Metaphysik der Freiheit

2.1  Reflexive Freiheit (Immanuel Kant)

2.1.1 Wieviel Metaphysik braucht die Freiheit?

2.1.2 Äußere Freiheit: das Gute und das Recht

2.1.3 Soziale Rechte?

2.1.4 Gesellschaftliche Selbststeuerung

2.2  Direktive Freiheit (Johann Gottlieb Fichte)

2.2.1 Epistemologie und Rechtsmetaphysik

2.2.2 Sozialphilosophie

2.2.3 Wirtschaftsphilosophie

2.2.4 Sozialismus versus Sozialdemokratie

2.3  Partizipative Freiheit (Karl Christian Friedrich Krause)

2.3.1 Rezeption, Kontext und Methode

2.3.2 Freiheit der Natur und des Menschen

2.3.3 Privates und öffentliches Interesse

2.3.4 Prozedurale Politik in globaler Verantwortung

2.4  Resultate und Folgerungen

3     Quantitative Freiheit

3.1  Freiheitliche Allokation (Friedrich August von Hayek)

3.1.1 Genese des neoliberalen Freiheitsbegriffs

3.1.2 Geltung des neoliberalen Freiheitsbegriffs

3.1.3 Staats- und Politikphilosophie

3.1.4 Wirtschafts- und Sozialphilosophie

3.2  Freiheitliche Distribution (John Rawls)

3.2.1 Ansatz und Methode

3.2.2 Transzendentale oder transaktionelle Freiheit?

3.2.3 Relativistischer versus dogmatischer Liberalismus

3.2.4 Wessen Freiheit?

3.3  Resultate und Folgerungen

4     Qualitative Freiheit

4.1  Faire Freiheit (John Kenneth Galbraith)

4.1.1 Demokratisierte Ökonomik

4.1.2 Demokratische Ökonomie

4.1.3 Kritik der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft

4.1.4 Kritik der neoliberalen Wirtschaftspolitik

4.2  Verantwortliche Freiheit (Amartya Sen)

4.2.1 Kritik des neoklassischen Paradigmas

4.2.2 Kritk reduktionistischer Freiheitsbegriffe

4.2.3 Freiheit durch »capabilities«

4.2.4 Kosmopolitische Freiheit

4.3  Resultate und Folgerungen

5     Fazit

5.1  Rückblick

5.2  Einblick

5.3  Ausblick

6     Danksagung

7     Literaturverzeichnis

Vorrede

Prof. Dr. Claus Dierksmeier wurde Anfang 2012 zum Direktor des neu gegründeten Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen berufen. Zuvor hatte er als »Distinguished Professor for Globalization Ethics« in Boston gearbeitet und sich international als Forscher sowie als akademischer Direktor des Humanistic Management Centers einen Namen gemacht. Ihm kommt eine wichtige Rolle zu bei der Fortführung des Projekts Weltethos. Denn das von der Stiftung Weltethos gegründete Weltethos-Institut unterstützt in seiner Arbeit die Stiftung Weltethos dabei, dem Gedanken und den Werten des Weltethos weitere theoretische Fundierung und vor allem breitere praktische Wirkung zu verschaffen.

Das Weltethos-Institut konzentriert sich auf Fragen der Globalisierungs- und Wirtschaftsethik sowie des interkulturellen Dialogs. Für diese Aufgaben ist eine genauere Beschäftigung mit der Idee der Freiheit nicht nur hilfreich, sondern unerlässlich. Menschen können und sollen ja nicht zu Werten gezwungen werden. Wünschenswert wäre vielmehr die Übernahme von Verantwortung aus Überzeugung und das freiwillige Verfolgen von Werten. Schon darum kommt der Idee der Freiheit eine zentrale Bedeutung für die Begründung wie für die Umsetzung der Grundwerte eines Weltethos zu. Zudem erscheint eine gründliche Revision der vorherrschenden Freiheitsverständnisse dringend geboten, weil heute viele Menschen Freiheit als Freizügigkeit missverstehen, weil sie Freiheit und Werte oder auch Freiheit und Verantwortung als Gegensätze begreifen.

Claus Dierksmeier legt nun mit »Qualitative Freiheit« eine Studie vor, welche die moderne wie gegenwärtige Freiheitstheorie kritisch sichtet und zur säkularen Begründung des Weltethos nutzt. Dies schätze ich besonders. Zu oft habe ich in Diskussionen die Ansicht zu hören bekommen, es handele sich beim Projekt Weltethos vorrangig um ein religiöses und interreligiöses Unterfangen. Das ist falsch. Zwar hat die Stiftung Weltethos in gründlicher Arbeit die ethischen Konvergenzen der Weltreligionen aufgearbeitet, um dem Eindruck einer weltweiten moralischen Divergenz, eines »clash of civilizations« und eines unvermeidlichen Konflikts der Religionen entgegenzuwirken. Doch ebenso haben wir uns in den zurückliegenden Jahren bemüht, das Projekt Weltethos durch historische und politische, durch biologische genauso wie kulturelle, durch philosophische sowie soziologische Argumente zu stützen.1 Die Goldene Regel und das Prinzip der Mitmenschlichkeit, die Grundwerte der Ehrlichkeit und Partnerschaftlichkeit, der Gerechtigkeit und Friedfertigkeit können säkular genauso wie spirituell fundiert werden; sie können Nicht-Gläubigen wie Gläubigen gleichermaßen plausibel gemacht und vermittelt werden.

Der schiefe Eindruck, beim Weltethos handele es sich allenfalls um ein Projekt für religiöse Menschen, wird durch die Arbeit von Claus Dierksmeier zurechtgerückt. Er weist auf, dass Freiheit für Atheisten und Agnostiker ebenso wie für religiös beziehungsweise spirituell ausgerichtete Personen Gegenstand ihrer Selbstreflexion sein muss, beispielsweise und insbesondere bei der moralischen Legitimierung ihres Handelns. Damit ist die Basis geschaffen für einen Dialog über alle Grenzen hinweg, seien dies Grenzen der Nationen und Regionen oder Grenzen der Kulturen und Religionen, Grenzen des Geschlechts und der Abkunft oder solche der Einstellung und der Weltanschauung. So wird das Weltethos als eben jene kosmopolitisch einheitsstiftende Konzeption sichtbar, die es ist: als Grundlage und Anfang eines menschheitlichen Gesprächs über diejenigen Werte und Normen, die wir im Interesse heutiger und im Namen zukünftiger Generationen pflegen sollten.

Mir erscheint dabei ganz entscheidend, dass es Claus Dierksmeier gelingt, den alten Gegensatz von einer Freiheit-von und einer Freiheit-zu beziehungsweise von negativer versus positiver Freiheit zu überwinden. Beide Aspekte von Freiheit sind natürlich wichtig: der Wert der Freiheit von Fremdbestimmung ebenso wie die Werthaftigkeit der individuellen und kollektiven Selbstbindung. Aber sie dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, so als sei der eine Aspekt der Feind des anderen. Auf die Synthese beider kommt es an! Dass jene Synthese aber nur gelingen kann, wenn die in sie eingehenden Elemente richtig verstanden werden, liegt auf der Hand. Darum verschränken sich in diesem Buch die sachliche und sprachliche Aufklärungsarbeit. Wie wir über eine Idee reden, beeinflusst, wie wir über sie denken – und umgekehrt.

Es hat mich daher sehr überzeugt, wie Dierksmeier den Diskurs über Freiheit auf ein neues, integratives Begriffspaar umstellt: quantitative und qualitative Freiheit. Er konzentriert unser Augenmerk auf die unterschiedlichen, aber vereinbaren Strebungen nach viel und nach guter Freiheit. Er hebt damit die Debatte auf ein neues Niveau: Indem er ausführt, warum wir zunächst beantworten müssen, welche Freiheiten wir bevorzugt fördern wollen, ehe wir deren Vermehrung fordern können; indem er zeigt, dass die Frage nach der Güte dem Interesse nach der Menge, dass also die Qualität der Quantität vor- oder überzuordnen ist, macht Dierksmeier auch überzeugend klar, dass Freiheit nicht vollständig gedacht werden kann ohne die Werte, an die sie sich bindet, oder ohne die Verantwortung, die sie übernimmt. Wahre Freiheit besteht nicht in ungebundener Beliebigkeit; sie erfüllt sich vielmehr in den – auch und insbesondere moralischen – Bindungen, die sie eingeht. Wer die Idee der Freiheit theoretisch konsequent auslegt, muss sie praktisch in Formen kosmopolitischer Verantwortung ausführen: Freiheit und Weltethos – dies sind eigentlich nur zwei Seiten derselben Sache. Ohne den Bezug auf das Weltethos kann Freiheit nicht kohärent gedacht, ohne Freiheit kann ein Weltethos nicht konsistent gelebt werden.

Dierksmeier zeigt, dass die eine Idee der Freiheit mehrere Begriffe von lebensweltlichen Freiheiten zulässt, dass also Menschen Freiheit unterschiedlich ausleben – und dass die Differenz der Lebensstile, Traditionen und Kulturformen, in denen menschliche Selbstbestimmung sich vollzieht, die in ihnen wirkende Freiheit nicht schwächt, sondern stärkt. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur Entkrampfung der Debatte. Schablonenartigen Verzeichnungen eines »clash of civilizations«, wobei angeblich eine freiheitliche Kultur des Westens gegen den Rest der Welt antritt, stellt sich Dierksmeier entgegen. Keine Kultur hat die Idee der Freiheit für sich gepachtet, so dass sie rundweg jeden Einwand gegen ihre Lebensform als illiberalen Einspruch zurückweisen könnte. Vielmehr resultiert das Bild einer Menschheit, die sich gerade in und an der Verschiedenheit ihrer Lebensweisen und Freiheitsverständnisse zusehends ihrer Einheit bewusst wird: als einer um vernünftige Autonomie bemühten Schicksalsgemeinschaft.

Ich bin Claus Dierksmeier außerordentlich dankbar dafür, dass er mit seiner gewaltigen Denkarbeit das Projekt Weltethos in intelligenter und kreativer Weise in den säkular-philosophischen Raum hinein weiterentwickelt. Als Gründungspräsident der Stiftung Weltethos freue ich mich, dass das von der Stiftung Weltethos gegründete Weltethos-Institut unter der Leitung von Claus Dierksmeier der Weltethos-Idee so große Dienste leistet. Es hat eine große Zukunft vor sich.

Hans Küng

Tübingen, im Frühjar 2016

1 | Vgl. Hans Küng, Günther Gebhardt und Stephan Schlensog, Handbuch Weltethos: Eine Vision und ihre Umsetzung, München; Zürich 2012.

1 Einführung

Freedom is indivisible, and when one man is enslaved, all are not free. (John F. Kennedy)

A genuine liberal will emphasize as crucial the complete correlation between the means used and the consequences that follow. (John Dewey)

1.1WARUM ÜBER FREIHEIT NACHDENKEN?

Freiheit ist eine faszinierende Idee. Sie ermächtigt und ermutigt alle Menschen zu einem Leben in Würde. Immer mehr Individuen und Institutionen berufen sich auf die Freiheitsidee, um beengende Lebensverhältnisse aufzubrechen. Unterdrückten muss niemand den Wert der Freiheit erklären. Wo Freiheit in der Praxis fehlt, mangelt es selten an ihrer theoretischen Wertschätzung. Das institutionalisierte Bewusstsein der Freiheit, der politische Liberalismus, wächst daher zumeist an und mit den Widerständen, die sich der Freiheit entgegenstellen.

Aber Unfreiheit zu benennen und zu bekämpfen ist leichter, als erlangte Freiräume zu gestalten. Wo der konturscharfe Schatten der Unfreiheit beseitigt ist, bricht sich das weiße Licht der Freiheit in den Prismen unterschiedlichster Vorstellungen von Liberalität. Das Schwarz-Weiß der Befreiungskämpfer weicht den nuancierten ideologischen Farbpaletten offener Gesellschaften. In dieser Buntheit freiheitlicher Lebens- und Politikentwürfe liegt für den Liberalismus Chance und Krise zugleich. Der zuvor noch fraglose Drang zur Freiheit gerät innerhalb freiheitlicher Gemeinwesen zur drängenden Frage: Welche Freiheit und wessen Freiheit ist zu fördern, wenn die Freiheit der einen mit der Freiheit der anderen kollidiert?

Freiheit wird ja ständig angerufen, um bestimmte Konventionen mal auf- und mal abzuwerten, um individuelle, korporative und kollektive Verhaltensweisen zu verteidigen sowie zu verurteilen, um politische Systeme zu legitimieren und zu kritisieren. Nicht selten wird die Idee der Freiheit dabei sowohl von den Bewahrern als auch von den Kritikern des jeweiligen status quo in Anspruch genommen und befindet sich so gewissermaßen mit sich selbst in lebhaftem Widerspruch. Hat nun aber die Freiheit der Umweltschützer Vorrang vor der Freiheit der Wirtschaft oder umgekehrt? Die der Verfechter direkter Demokratie oder die der Freunde repräsentativer Parlamente? Die der Gläubigen vor jener der Nichtgläubigen? Der heute Lebenden vor der Freiheit zukünftiger Generationen? Wie ist mit den ökologischen Folgekosten und sozialen Nebenwirkungen umzugehen, welche wirtschaftliche Freiheit mit sich bringt? Wie verhalten sich wirtschaftliche und politische Freiheit zueinander? Benötigen und bestärken sie einander wechselseitig oder untergräbt die eine die andere? Gibt es ein Zuviel an bestimmten Freiheiten?

Diese Fragen regen zu grundsätzlicheren Überlegungen an: Ist, wenn man sie mit einem Weniger an Beschränkungen und einem Mehr an Freizügigkeit gleichsetzt, die Idee der Freiheit überhaupt zureichend begriffen? Oder hat sie immanente Grenzen? Müssen wir selbst Regeln der Fairness und Gebote der Verantwortung als ein Minus an Freiheit betrachten? Oder artikuliert sich darin vielmehr ein Verlangen nach Freiheit in und zu nachhaltigen Lebensformen? Sind freiwillige Selbstbindungen Negationen oder Manifestationen von Freiheit?

Sobald also Freiheit nicht mehr mit Zwang und Unfreiheit kämpft, ringt der Liberalismus mit sich selbst. Er hat vom Baum der Erkenntnis gegessen und die bittere Einsicht gewonnen, dass die Freiheit einiger die Voraussetzungen der Freiheit anderer – ja, aller – ruinieren kann. Dies raubt dem liberalen Denken seine Unschuld. Im Mangel an sozialer, moralischer und ökologischer Reflexion erkennt der heutige Liberalismus erschrocken seinen eigenen Sündenfall und sieht sich aus dem Paradies moralischer Eindeutigkeit vertrieben. Hastige Griffe nach ethischen Feigenblättern zeigen an, wie peinlich vielen Liberalen jene sittliche Blöße ist. Fortan haben die Freunde der Freiheit ihre Heimstatt in einer gerade auch durch Freiheit gefährdeten Welt zu bauen. Und dafür muss der Liberalismus nunmehr im Schweiße seines Angesichts arbeiten: an einer Reform seiner eigenen Leitvorstellung, der Idee der Freiheit. An dieser Reform mitzuwirken, ist das Ziel dieser Arbeit.

Es macht die Lektüre dieses Bandes leichter, wenn vorher klar ist, wohin die intellektuelle Reise gehen soll. Darum möchte ich gleich eingangs offenlegen, dass sich dieses Buch an verschiedene Zielgruppen richtet und deswegen auf unterschiedlichen Ebenen argumentiert. Je nachdem ändern sich die Ziele und der Ton der Darstellung. Zum einen möchte ich den akademischen Diskurs über Freiheitsphilosophie neu ausrichten. Dem widmet sich der Hauptteil des Buchs bis einschließlich Kapitel 4. Zum anderen möchte ich Impulse für einen moralisch, sozial und ökologisch nachhaltigen Liberalismus geben. Dem ist vor allem das letzte Kapitel dieses Buchs gewidmet. Beide Aspekte hängen inhaltlich zusammen. Der anwendungsorientierte Teil wird durch die akademische Fundierung legitimiert, und umgekehrt bedarf die Theorie der praktischen Anwendung, um ihre Relevanz unter Beweis zu stellen.

Da jedoch die Menschen, die sich theoretisch am philosophischen Liberalismus abarbeiten, nicht stets dieselben sind, die sich praktisch um das Wohl und Wehe des Liberalismus kümmern, habe ich diese Studie so verfasst, dass nicht jeder sie mit akademischer Akribie von vorne bis hinten durcharbeiten muss. In allen Theorie-Kapiteln findet sich ein Abschnitt, der die jeweiligen »Resultate und Folgerungen« heraushebt. Diejenigen, denen es in erster Linie darum geht, die praktischen Konsequenzen meines Ansatzes kennenzulernen, werden durch die Lektüre dieser Abschnitte gut auf deren Darstellung in Kapitel 5 vorbereitet.

Die akademische Zielrichtung des Buchs ist leicht angegeben, aber weniger schnell einzulösen: Ich möchte die Debatte um die Idee der Freiheit begrifflich verklaren, indem ich von der üblichen Unterscheidung negativer versus positiver Freiheit umstelle auf das dialektische Begriffspaar quantitativer und qualitativer Freiheit (dazu im Abschnitt 1.2 ausführlich). Ich bezeichne dieses Begriffspaar deshalb als dialektisch, weil eine nähere Betrachtung beider Kategorien zeigt, dass sich erstens bisherige Freiheitstheorien schlüssig auf diese Denkbestimmungen zurückführen lassen, wobei sich zweitens eine hierarchische Ordnung und Priorisierung der quantitativen und qualitativen Aspekte ergibt, so dass drittens klar wird, wie die eine und einheitliche Idee der Freiheit legitim ausdifferenziert werden kann in von Ort zu Ort sowie von Zeit zu Zeit unterschiedliche freiheitliche Lebensformen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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