Quentin Tarantino - Robert Fischer - E-Book

Quentin Tarantino E-Book

Robert Fischer

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Quentin Tarantino ist der wohl bedeutendste und berühmteste Regisseur der letzten zwei Jahrzehnte. Nach seinem Debüt mit "Reservoir Dogs" gelang dem Regisseur das Meisterstück, mit einem einzigen Film Kultstatus zu erlangen, wie einst dem jungen Orson Welles: "Pulp Fiction" gilt als einer der Schlüsselfilme der 90er Jahre. Doch neben den Regiefilmen belegen auch Tarantinos übrige Arbeiten, die Drehbücher (für "True Romance" und "From Dusk Till Dawn") und Produzententätigkeit, seinen nachhaltigen Einfluss auf das Kino der Gegenwart. Die vierte Auflage des Standardwerks beginnt mit einem Interview mit Tarantino. Danach ergründet Peter Körte - so der Titel seines ausführlichen Porträts - die "Geheimnisse des Tarantinoversums" und verfolgt Tarantinos "Wege vom Videoladen zum Weltruhm". Robert Fischer analysiert detalliert alle Filme bis "Kill Bill" (über "Inglourious Bastards" hat der Bertz + Fischer Verlag dann ein eigenes Buch von Georg Seeßlen veröffentlicht), bei denen Hollywoods Wunderkind als Regisseur oder Drehbuchautor verantwortlich war; und in der Filmografie kommentiert er alle Arbeiten, an denen Tarantino in anderen Funktionen beteiligt war. Georg Seeßlen schließlich untersucht in seinem Essay den ebenso eigenwilligen wie gekonnten Umgang Tarantinos mit Popmusik, die in dessen Filmen stets eine hervorragende Rolle spielen. Das Buch enthält 322 teilweise farbige Fotos und einen umfangreichen Anhang mit Filmografie, Bibliografie und Index.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



f i l m : 1

Robert Fischer / Peter Körte / Georg Seeßlen

Quentin Tarantino

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Redaktionelle Mitarbeit:

Karoline Harthun, Maurice Lahde, Marco Schüngel, Claudia Todt, Irene Triendl

Bildsequenzen:

Karoline Harthun, Irene Triendl, Dieter Bertz

Fotonachweis:

Fast alle Abbildungen sind digitale Prints aus den DVDs; die meisten Pressefotos stammen aus dem Filmbildfundus Robert Fischer: S. 24, 28, 41, 45, 49, 53, 110, 114, 115, 128, 129, 131, 133, 142, 143, 162, 163, 165, 168, 178, 180, 185, 215, 227, 248, 258; weitere Pressefotos: Buena Vista: S. 8, 9, 25, 35, 56, 57, 85, 159, 160, 199, 200, 203, 205, 209, 211, 241, 242

Umschlagfotos: Uma Thurman und Daryl Hannah in KILL BILL VOL. 2 (DVD-Prints);

(Filmbildfundus Robert Fischer)

© Photographs: original copyright holders

Ein herzliches Dankeschön an:

Achim Dühring (tip), Herbert Klemens (Filmbildfundus Robert Fischer),

Kirsten Lehmann (HFF Potsdam), Milan Pavlovic (Steadycam),

Robert Weixlbaumer (tip), Uwe Wiedleroither

und das Videodrom-Team.

E-Book/EPUB-Ausgabe

der Printversion der

vierten, erweiterten und neu bearbeiteten Auflage

[© 2004, ISBN 3-929470-88-8]

Alle Rechte vorbehalten

© 2013 by Bertz + Fischer GbR, Berlin

Wrangelstr. 67, 10997 Berlin

ISBN 978-3-929470-93-2

Inhalt

»Am Ende kommt eine Pastetenfüllung heraus«

Ein Interview mit Quentin Tarantino über digitale Bilder, Entenpressen, Blutbäder und KILL BILL

Von Peter Körte

Geheimnisse des Tarantinoversums

Manie, Manierismus und das Quäntchen Quentin – Wege vom Videoladen zum Weltruhm

Von Peter Körte

Zärtliche Zerstörungen

Anmerkungen zur Musik in Tarantinos Filmen

Von Georg Seeßlen

Die Filme

Von Robert Fischer

RESERVOIR DOGS

TRUE ROMANCE

NATURAL BORN KILLERS

PULP FICTION

FOUR FOOMS

FROM DUSK TILL DAWN

JACKIE BROWN

KILL BILL

Kommentierte Filmografie

Von Robert Fischer

Bibliografie

Über die Autoren

»Am Ende kommt eine Pastetenfüllung heraus«

Ein Interview mit Quentin Tarantino über digitale Bilder, Entenpressen, Blutbäder und KILL BILL

Von Peter Körte

PK: Sind Sie sehr nervös, nachdem Sie sechs Jahre lang keinen Film mehr gemacht haben und nun gleich mit zwei Filmen innerhalb von wenigen Monaten ins Kino kommen?

QT: Überhaupt nicht. Es ist aufregend, den Film überall zu zeigen, die Reaktionen des Publikums zu erleben. Ich habe mich ein Jahr lang auf diese Phase gefreut.

PK: Und die hohen Erwartungen, die alle an KILL BILL haben, belasten Sie die überhaupt nicht?

QT: Um Gottes Willen, nein, der Rummel und das ganze Drumherum sind toll. Wenn du ein heißer Rockstar bist und die Leute auf deine nächste Platte warten, brauchst du diese Aufregung, die Vorfreude. Wenn die nicht wäre, würde auch ein Teil meines Enthusiasmus verschwinden.

PK: Nervt es Sie nicht, dass in allen möglichen Artikeln Freunde von Ihnen zitiert werden, die lieber anonym bleiben wollen und die so freimütig Auskunft über Ihre Gemütsverfassung geben?

QT: Anonyme Freunde, das ist für mich ein Widerspruch in sich, es sind bloß Feiglinge. Lassen Sie es mich ein für allemal klarstellen: Ich hatte keinen writer’s block. Ich habe sechs Jahre lang nichts getan als zu schreiben. Mein Problem war nicht der writer’s block, ich konnte meine Sachen bloß nicht zu Ende bringen, weil ich so viel geschrieben habe. Ich bin jetzt in einer ähnlichen Position wie damals, als ich RESERVOIR DOGS gedreht habe, da hatte ich schon NATURAL BORN KILLERS, TRUE ROMANCE und FROM DUSK TILL DAWN geschrieben und kurz danach PULP FICTION. Und alle wurden gemacht. Die Leute haben mich gefragt: »Hey, wo warst du bloß die ganze Zeit?« Ich habe mich einfach zurückgezogen und ohne Ende geschrieben. Ich war nicht auf dem Radar. Jetzt habe ich jede Menge Stoff, und ich bin zurück im Geschäft.

PK: Haben Sie zwischendurch mal überlegt, statt eines Drehbuchs einen Roman zu schreiben? Sie haben ja Ihre Erzählweise häufig mit literarischen Vorbildern wie Salinger oder Charles Willeford verglichen.

QT: Bei jedem Drehbuch, das ich geschrieben habe, bin ich irgendwann an den Punkt gekommen, an dem ich mir gesagt habe: »Lass’ es stecken, mach’ vielleicht einen Roman daraus, es ist zu sperrig.« Aber dann bin ich um diese Klippe herumgekommen, und das Buch war fertig. Meine Drehbücher sind keine Blaupausen für den Film, den ich dann drehe. Wenn ich schreibe, geht es ganz klar um das geschriebene Wort auf der Seite. Drehbücher sollen geschrieben und gelesen werden, Filme sollen gedreht und gesehen werden.

»Was ist falsch an girl power?«: Tarantino und Uma Thurman ...

... drehen KILL BILL

PK: Sie haben Ihr Verfahren in KILL BILL mit einer Entenpresse verglichen, einem Küchengerät, mit dem man die Knochen zerquetscht, um mit dem Mark und dem Saft den Geschmack des Essens anzureichern.

QT: Stimmt. Nur dass ich in meine Entenpresse Spaghetti-Western ’reintue, einen billigen italienischen Thriller, Pop-Samurai-Filme, hier noch einen Monsterfilm, dort noch einen Rachefilm, und dann presse ich das aus. Am Ende kommt so eine kleine Pastetenfüllung heraus, und ich hoffe, der Geschmack bereichert den Film. Ich werfe einfach weg, was ich nicht mag, und behalte, was mir gefällt.

PK: Ihre Zutaten sind für ein normales Kinopublikum allerdings ziemlich exotisch. Ist es nicht mitunter schwierig, sowohl die Bedürfnisse des großen Publikums als auch die Fans von Kung-Fu-Filmen, Spaghettiwestern oder Samuraifilmen zufrieden zu stellen?

QT: Es ist nicht schwer, es ist einfach das, was ich tue, worin ich lebe, was ich zu bieten habe. Wenn ich in einer Szene sechs Anspielungen habe, fühlt sich ein Fan des asiatischen Kinos wie im Himmel, er hätte sich nie träumen lassen, so etwas in einem Hollywoodfilm serviert zu bekommen – ich im Übrigen auch nicht, deswegen habe ich es ja auch gemacht. Ich wollte etwas zeigen, was man noch nie gesehen hat. Wenn der Fan KILL BILL sieht, hat er festen Boden unter den Füßen. Jemand, der nicht mit diesem Kino aufgewachsen und dem es nicht zu einer Art zweiten Natur geworden ist, hängt ein wenig in der Luft. Alles ist neu, er hat keinen Kontext. Aber wenn es funktioniert, bekomme ich auch dieses Publikum mit beiden Beinen auf den Boden.

PK: An der Frage nach der Gewalt kommt man bei Ihren Filmen nie vorbei. In KILL BILL gilt das nicht nur für die Bilder; die Tonspur ist im Vergleich zu Ihren früheren Filmen auch ziemlich drastisch ...

QT: ... Sie machen besser auch die Ohren zu [lacht]. KILL BILL ist mein erster richtiger Actionfilm, und ich wollte auch den Ton so intensiv wie möglich haben, aber nicht so wie in den großen Hollywoodfilmen. Der Sound von TERMINATOR 3 [2003; R: Jonathan Mostow] beispielsweise ist sehr gut, aber ich halte es eher mit der alten Schule, ich liebe so krude Musikschnitte wie in alten Kung-Fu-Filmen. Viele Regisseure sehen sich ja ihren Film nach der Premiere nie wieder an, weil sie es nicht ertragen, ihn unter schlechteren als optimalen Bedingungen zu sehen. Ich bin in Kinos groß geworden, wo weit weniger als optimale Bedingungen herrschten. Ich hatte keine Ahnung, wie beschissen die Tonanlage war. Die Filme waren trotzdem gut. Ich bin da nicht so empfindlich. Selbst im allerbesten Kino sollte der allerbeste Sound bei der Erfahrung des Films nicht mehr als zusätzliche fünf Prozent ausmachen. Ich habe Kung-Fu-Filme in Raubkopien der fünften oder sechsten Generation gesehen, sie klangen beschissen, es sah manchmal aus wie im Aquarium, und es war immer noch ein cooler Film, der meine Welt erschütterte. Aber davon abgesehen, arbeite ich mit den besten Tontechnikern in der Branche.

PK: Für computergenerierte Spezialeffekte, wie sie in den großen erfolgreichen Hollywoodproduktionen dominieren, haben Sie aber wenig übrig, hört man. Warum?

QT: Ich sehe durchaus, was sie bewirken können. Als ich TITANIC [1997; R: James Cameron] sah, hat es mich umgehauen. Auch bei der Flugzeugszene in FIGHT CLUB [1999; R: David Fincher] oder bei manchen Dingen in TERMINATOR 3. Aber die sind ja auch ’rausgegangen, haben haarsträubende Actionszenen gedreht und dann computergenerierte Bilder hinzugefügt, weil alles andere lebensgefährlich gewesen wäre. Aber sie sind eben ’rausgegangen und haben die Kameras laufen lassen. Was mich wirklich krank macht, sind Regisseure, die zu faul sind. Ich sehe Szenen, die im Computer gemacht werden, die man früher einfach im wirklichen Leben gemacht hat. Wenn Larry Fishburne in MATRIX RELOADED [2003; R: Andy & Larry Wachowski] auf dem Lastwagen kämpft – ich bin übrigens ein großer Fan von THE MATRIX [1999; R: Andy & Larry Wachowski] –, ist das nicht wirklich. Oder wenn sie auf dem Freeway in die Gegenrichtung fahren. Zur Hölle, das hat man in Filmen wie TO LIVE AND DIE IN L.A. [Leben und Sterben in L.A.; 1985; R: William Friedkin] wirklich gemacht, ohne Bilder aus dem Computer. Warum soll ich dann von diesem ganzen Computer-Bullshit beeindruckt sein? Ich hatte bei KILL BILL ein klares Motto: Wenn wir es nicht in der Kamera machen können, können wir es gar nicht machen.

PK: Seit Ang Lees CROUCHING TIGER, HIDDEN DRAGON [Tiger & Dragon; 2000] gibt es in fast allen großen Actionfilmen von MATRIX RELOADED bis CHARLIE’S ANGELS: FULL THROTTLE [Drei Engel für Charlie – Volle Power; 2003; R: McG] gewaltige Schwertkämpferballette, am liebsten noch mit weiblichen Heldinnen. Haben Sie keine Sorge, dass das Publikum dieser Einlagen inzwischen ein wenig müde ist?

QT: Was ist falsch an girl power? Es ist ja auch nur ein Umgehen der Konventionen in der westlichen Kinotradition. Wenn man nach Asien schaut, ist nicht so sehr die Heldin als die Rächerin eine vertraute Figur. Und KILL BILL ist zuallererst ein Rachefilm. Gut, Uma Thurman ist sehr sympathisch, aber zugleich ist sie monströs, sie ist auf einer selbstmörderischen Mission, man soll auch ein bisschen Angst vor ihr haben. Aber ich sehe meinen Film gar nicht in Konkurrenz zu anderen. KILL BILL steht auf ganz eigenen Füßen. Ich mochte CROUCHING TIGER, HIDDEN DRAGON mit der Zeit und hatte Spaß beim ersten Teil von CHARLIE’S ANGELS [Drei Engel für Charlie; 2000; R: McG], den zweiten habe ich nicht gesehen. Ich habe auch jede Menge Schlachtszenen in den letzten Jahren gesehen. Sie kamen mir überraschend blutleer vor, als ob es auf nichts ankommt. Die beiden neuen STAR WARS-Filme [1999/2002; R: George Lucas] haben diese gewaltigen Schlachtszenen – aber wer kämpft denn da? Roboter! Man hat das ganze Gemetzel, aber es ist sicher, es ist ein Gemetzel für Jugendliche in Begleitung von Erziehungsberechtigten. Selbst im zweiten Teil von THE LORD OF THE RINGS [Der Herr der Ringe: Die zwei Türme; 2002; R: Peter Jackson] ist das so. Ich muss dazu sagen: Was Peter Jackson da macht, ist eines der ehrgeizigsten und erfolgreichsten Unternehmungen der Kinogeschichte. Ich war dennoch von der Schlachtszene in THE TWO TOWERS enttäuscht. Was passiert? Da kämpfen Skelette in Lumpen, nichts bedeutet etwas. Dasselbe in PIRATES OF THE CARIBBEAN [Fluch der Karibik; 2003; R: Gore Verbinski]: lauter Skelette, die da kämpfen. Auch in MATRIX RELAODED blutet keiner, es sind alles nur Computerchips. In meinem Film, da wird, kawusch, ein Arm abgehackt, das Blut spritzt. Ich glaube, selbst das prüdeste Publikum sieht, dass es um etwas geht, so verrückt es auch sein mag.

Erstabdruck in:

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.2003.

Geheimnisse des Tarantinoversums

Manie, Manierismus und das Quäntchen Quentin – Wege vom Videoladen zum Weltruhm

Von Peter Körte

I.

Er ist angekommen, schon lange, auch wenn er eine Weile weg war und manchmal noch immer so wirkt wie der Typ, der Ende der 80er Jahre in seinem Honda übernachten musste, weil er kein Geld hatte. Er geht noch immer, wie Jules und Vincent in PULP FICTION, mit Shorts und ausgeleiertem T-Shirt zum Frühstück, auch wenn er dann mitten unter Anzugträgern in einem jener Hotels sitzt, die im uniformen internationalen Stil eingerichtet sind, sodass man nie weiß, ob man gerade in London, Paris, Rom oder eben Berlin ist. Keine Absteigen wie in FOUR ROOMS oder wie das Safari Inn in TRUE ROMANCE. Hier herrscht das saubere Arrangement der Getränke auf den kleinen Tischchen in den immergleichen Suiten, und der Kellner serviert so lautlos Tee mit Zitrone, dass hinterher auf dem Band nichts mehr von seinem Auftritt zu hören ist. Quentin Tarantino weiß selbst nicht mehr, das wievielte Interview er in diesem Ambiente führt, wie viele Fernsehteams ihre Kameras aufgebaut haben. Er hat noch ein wenig Schminke im Gesicht von der letzten Session, und er sieht deshalb noch blasser aus als ohnehin schon. Quentin Tarantino ist erkältet. Er ist heiser. So heiser, dass seine Stimme bisweilen versagt oder kiekst wie im Stimmbruch, wenn er wild gestikulierend zu erläutern versucht, wie er eine Szene in KILL BILL choreografiert hat. »Ich habe zwei Wochen lang nur geredet«, krächzt er. Es gibt ja auch viel zu fragen, wenn einer nach sechs Jahren wieder einen Film gemacht hat. Nicht irgendeiner, sondern der Mann, der als Regisseur zum Popstar geworden ist, lange nachdem das Autorenkino einen seiner vielen Tode gestorben ist, der so berühmt geworden ist, wie er es sich als Junge gewünscht hatte. Alle wollen mit ihm reden. Einzeln oder in sogenannten »Round Tables«, bei denen fünf, sechs deutsche Journalisten mit ihm am Tisch sitzen; so haben die Briten gesessen, so werden die Italiener sitzen, die Franzosen und Australier.

Quentin Tarantino ist auf Weltreise mit KILL BILL. Er trägt eine Smokinghose, dazu schwarze Sneakers – es sind leider nicht die, welche er für den Mann von Vanity Fair trug, mit dem Aufdruck »Kill« auf dem einen und »Bill« auf dem anderen Schuh. Das T-Shirt ist blau und verwaschen, ein Doughnut-Hersteller hat es irgendwann mal bedruckt. Darüber trägt er eine leichte Lederjacke, der Schriftzug »Kill Bill« ist auf die Brust gestickt, auf dem Rücken finden sich blutrote Ornamente, die vage China-Assoziationen auslösen. Zum Glück gehört die Jacke nicht zu den Merchandising-Artikeln des Films. Wie er da so freundlich und entspannt hereinkommt, ist es einem fast peinlich, wenn man ihm zur Begrüßung ein Buch überreicht, die dritte Auflage des Buches, dessen vierte Auflage Sie jetzt in der Hand halten. Tarantino freut sich über das Buch: Er sammle Filmbücher, auch solche in fremden Sprachen, die er nicht lesen kann. Er bedankt sich überschwänglich, und man glaubt ihm die Freude, weil man es als Autor gerne glauben möchte. Zumindest wird das Interview auf diese Weise ein wenig länger. Tarantino gönnt einem eine Zugabe, fünf Minuten. Das ist nichts, diese knappe halbe Stunde, verglichen mit der Zeit, die amerikanische Kollegen mit ihm verbringen. Allein die großen Geschichten in Vanity Fair und im New Yorker lassen erkennen, dass man sich mehrfach getroffen hat, im Restaurant, in seinem Haus, am Schneidetisch in Los Angeles, inmitten der Materialberge von KILL BILL, den die Produktionsfirma Miramax zweigeteilt hat wie mit dem großen Samuraischwert, das Uma Thurman beim Blutbad einsetzt.

Man spürt, dass Tarantino es genießt, wieder zurück zu sein, und man ahnt nach dieser halben Stunde immerhin, dass er ein begeisterungsfähiger Mensch ist. Man kann sich mühelos vorstellen, wie er sich anstecken lässt von einer Idee, wie sie seinen Enthusiasmus entzündet, und umgekehrt glaubt man gern, dass Schauspieler es lieben, mit ihm zu arbeiten, weil er sie zu begeistern versteht für das, was in seinem Kopf herumspukt. Und ein bisschen ist er immer noch der »fan who turned his fantasies into reality«, wie die Sunday Times vor Jahren schrieb. Als er am Abend zur Premiere von KILL BILL VOL. 1 im Cubix-Kino am Berliner Alexanderplatz auf die Bühne kommt, da ruft er heiser und begeistert den Namen Alfred Vohrer ins Publikum, weil in seinem Tarantinoverse auch der Regisseur der Edgar-Wallace-Filme noch eine fixe Größe ist – wo auch immer er Kopien oder Kassetten der Hexer- oder Zinkerfilme aufgetrieben haben mag. Tarantino wirkt nicht so, als habe er all das schon ungezählte Male auf der Interview-Tour zu KILL BILL erzählt – selbst wenn er natürlich mehr oder minder überall das Gleiche gesagt hat, wie man den zahlreichen gedruckten Interviews entnehmen kann. Er ist ein Profi wie seine amerikanischen Kollegen, die in denselben Hotels absteigen, ungezählte Hände schütteln und sich am Ende von den zahllosen Pressebetreuern versichern lassen, man habe die wichtigsten Medien des jeweiligen Landes dabeigehabt. Aber er spielt dieses Spiel besser.

Das Gespräch läuft so, wie man es sich als Journalist wünscht. Viel mehr lässt sich in der Zeit nicht in Erfahrung bringen. Man schüttelt sich zum Abschied die Hand, er bedankt sich noch einmal für das Buch. Beim Verlassen der Hotelsuite bleibt Quentin Tarantino dann auf einmal stehen. Er dreht sich um, grinst und fragt: »Wenn Sie alle meine Filme gesehen und darüber so viel geschrieben haben, dann sagen Sie mir doch mal, wo ich mit angekommen bin?« Die Frage hat man nicht erwartet; man hätte sie, wenn überhaupt, eher befürchtet und sich vielleicht eine bessere Antwort zurechtgelegt. Aber der Weg bis zur Tür ist nur sehr kurz. »Ich glaube, Sie sind einen Schritt über hinaus und einen hinter zurückgegangen. Keine Ahnung, wohin dieser Weg führt.« Vorerst hat er zu . 2 geführt, der wiederum nicht viel an dem verändert hat, was einem zu . 1 eingefallen ist. Und er führt zurück, zu , zu , zu , zu den Drehbüchern, die er verkauft hat, zu den Spuren, die auf verweisen oder einfach in eine Sackgasse münden; zurück in die Zeit, in der Quentin Tarantino noch kein Markenname, sondern der Name eines Angestellten von war, den außerhalb von Manhattan Beach niemand kannte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!