Rabenberg - Binjamin Zwi - E-Book

Rabenberg E-Book

Binjamin Zwi

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Beschreibung

Dieses Buch könnte zwar mit »Es war einmal« anfangen, aber Märchen enden meistens mit einem Happy End. Dabei war die Ausgangssituation so märchenhaft. Die Königreiche Rabenberg und Förden lagen in direkter Nachbarschaft zueinander. Die beiden Herrscher waren befreundet, ihre Thronfolger einander versprochen. Auf der einen Seite gab es den Kronprinzen von Rabenberg, Erik, ein blonder Nordländer von 18 Jahren. Auf der anderen Seite stand die Kronprinzessin von Förden, Viktoria, dunkelhaarig und ebenfalls 18 Jahre jung. Beide liebten sich, waren glücklich und wollten irgendwann heiraten. Erik war draufgängerisch, und Viktoria tat ihm gut. Das Drama nahm seinen Lauf, als der 17-Jährige totgeschwiegene Bruder von Viktoria auftauchte und Unordnung in ein geordnetes Leben brachte.

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Inhalt

Prolog

1. Zwei Königskinder

Händedruck

2. Ein Händedruck, der alles veränderte

Kater

3. Katerstimmung

So oder so!

4. Königin oder Mutter?

5. Die Verzweiflungstat

Die Rudburg

6. Arbone

7. Die Entmachtung der Königin

8. Zweifel

9. Der Putsch

10. Familienzwist

11. Das Begräbnis

12. Der Aufstand der Kirche

Abschied

13. Abschied für immer?

14. Flucht vor sich selbst

Schloß Thorbleg

15. Der Prozess

16. Lange Zeit

17. Königstiger

Burg Rabenberg

18. Die Beseitigung

Epilog

Prolog

Dieses Buch könnte zwar mit ‹ES WAR EINMAL› anfangen, aber Märchen enden meistens mit einem Happy End. Dabei war die Ausgangssituation so märchenhaft. Die Königreiche Rabenberg und Förden lagen in direkter Nachbarschaft zueinander. Die beiden Herrscher waren befreundet, ihre Thronfolger einander versprochen. Auf der einen Seite gab es den Kronprinzen von Rabenberg, Erik, ein blonder Nordländer von 18 Jahren. Auf der anderen Seite stand die Kronprinzessin von Förden, Viktoria, dunkelhaarig und ebenfalls 18 Jahre jung. Beide liebten sich, waren glücklich und wollten irgendwann heiraten. Erik war draufgängerisch, und Viktoria tat ihm gut. Das Drama nahm seinen Lauf, als der 17-Jährige totgeschwiegene Bruder von Viktoria auftauchte und Unordnung in ein geordnetes Leben brachte.

1. Zwei Königskinder

Erik schlief noch tief an diesem Morgen, als sein Diener Sebastian kam, um ihn zu wecken. Er klopfte an Eriks Zimmertüre, aber nichts geschah. Das Anklopfen von Sebastian wurde energischer, wieder nichts. Sebastian betrat das Zimmer von Erik und fand diesen tief schlafend vor.

Mit energischer Stimme sagte er: »Hoheit, Sie müssen aufstehen! Die Königin wünscht Sie zu sehen.«

Noch halb verschlafen murmelte Erik unter seiner Bettdecke hervor: »Ist gut Sebastian, ich komme sofort.«

Sebastian ging. Erik lugte unter seiner Bettdecke hervor und verzog sein Gesicht; es war zu hell. Letzte Nacht hatte er viel zu viel getrunken und sich auch geprügelt. Er könnte sich kaum an die Auseinandersetzung in der Diskothek erinnern. Sicher wollte seine Mutter, die Königin von Rabenberg, sich mit ihm darüber unterhalten. Es half nichts. Wenn die Königin rief, musste auch er antreten. Erik stand auf, zog sich rasch an und machte sich kurz frisch.

Der Weg zum Büro seiner Mutter erschien Erik heute unendlich weit. Als er dort ankam, hielt er kurz inne und klopfte an die Tür.

Königin Ursula sagte kaum hörbar. »Komm herein!« Sie hatte wieder einen ihrer schlechteren Tage. Sie litt an einer Erbkrankheit, die man aber im Königreich totschwieg. Selbst ihre Kinder wussten nichts davon, Ursula wollte sie so schützen.

Erik trat ein. »Guten Morgen, Mutter«, murmelte er. »Du wolltest mich sprechen?«

Die Königin saß an ihrem Schreibtisch und blickte erst auf, als ihr Sohn eintrat. Sie stand auf und sagte: »Setzt dich mein Sohn!«

Erik gehorchte seiner Mutter und setzte sich auf die Couch.

Königin Ursula nahm auf einem der königsblauen Sessel Platz und fuhr fort: »Wie du weißt, wird deine Schwester ab Montag so wie du in Rudberg zur Schule gehen. Ich möchte, dass du dich etwas um sie kümmerst. Nur so lange, bis sie sich dort eingelebt hat. Für dich ist es das letzte Jahr, dann wirst du Viktoria heiraten und mir auf den Thron folgen.«

Man konnte an Eriks Gesicht erkennen, dass er nicht erfreut war, den Babysitter für seine Schwester zu spielen.

»Ja, Mutter, du weißt ja, dass ich das machen werde.«

»Genau, mein Sohn, ich werde dir jetzt auch keine Standpauke wegen letzter Nacht halten. Du kannst dich jetzt fertigmachen. Wir treffen uns in eine Stunde mit den Journalisten.«

»Weshalb kommen Journalisten? Muss ich da unbedingt dabei sein?«

Erik bemerkte, wie es seiner Mutter nervte, immer auf die gleichen Fragen zu antworten.

»Wie sie auch bei dir da waren, als du nach Rudberg gegangen bist, sind sie jetzt auch wegen Maria da. Du bist der Kronprinz, also erwarte ich, dass du pünktlich bist!«

Gequält sagte Erik: »Ja Mutter, ich werde pünktlich sein.«

»Und setze ein Lächeln auf! Es geht schließlich um deine Schwester.«

»Mache ich Mutter.«

Auf dem Weg zu seinem Zimmer überlegte Erik, wie lange er noch Zeit hatte. Er musste sich sofort fertigmachen und frühstücken. Noch wollte er es auch. Doch ob die Zeit ausreichte, wusste er nicht, denn er konnte sein Hemd nicht finden. Er suchte überall, doch es war, als hätten kleine Wichtel das Hemd versteckt.

Genervt von sich selbst, rief er laut: »Sebastian, wo ist mein Hemd?«

Hilflos stand er in seinem Schlafzimmer, als Sebastian kam.

Der erkannte die Situation sofort. »Hoheit, es war schmutzig und voller Blut. Ich lege Ihnen ein frisches heraus, gehen Sie sich schon frisch machen.« Sebastian kannte seinen Herrn, bereits seit er ein 10-Jähriger Knabe war und er wusste genau wie er seinen Herren nehmen müsste.

Erik ging, und Sebastian erledigte das, was er eigentlich immer tat. Er musste Erik alles hinterhertragen. Als Erik im Bad fertig war, hatte er nur noch knappe 20 Minuten Zeit. Das blütenweiße Hemd lag bereits auf seinem Bett. Die Journalisten und das TV-Team waren bestimmt schon im Empfangssaal. Frühstück musste jetzt ausfallen. – Obwohl Erik Hunger hatte.

»Hoheit, ich habe alles hingelegt.«

»Danke Sebastian, ich habe es gesehen.« Erik konnte sich endlich anziehen und gleich losgehen. Als er die große Gallery entlangging, überlegte er, was er sagen soll. Er bog um die Ecke und sah, dass vor dem Empfangssaal bereits die königliche Leibgarde stand. Erik lief bis vor den Saal, dann öffnete einer der Gardisten die Türe, sodass er eintreten konnte.

Der Hofmarschall verkündete die Ankunft des Kronprinzen: »Meine Herrschaften, seine Königliche Hoheit Kronprinz Erik von Rabenberg!«

Als Erik durch den Empfangssaal lief, wollten einige Journalisten die Gelegenheit nutzen und ihm einige Fragen über ihn und Viktoria stellen, aber Erik gab keine Antwort darauf. Beim Sofa verneigte er sich vor der Königin und setzte sich zu seinen Eltern neben seine Schwester.

Die Königin hatte das erste Wort: »Herrschaften, ich schlage vor, dass wir erst die Fragen beantworten und danach das TV-Interview machen.«

Eine Reporterin, die die Leitung hatte, sagte kurz: »Gerne, Hoheit!«

»Hoheiten, Josepha Anderson vom Rabenberger Tagblatt. Meine Frage geht an Kronprinz Erik. Kronprinz, wann wird die Hochzeit mit Kronprinzessin Viktoria sein?«

Der blickte auf, überlegte kurz und sagte dann etwas gelangweilt: »Wir haben vor, im nächsten Jahr zu heiraten.« Erik war von den wiederholten Fragen über Viktoria sichtlich enerviert.

»Hoheiten, Erwin Streich von CCN. Meine Frage geht an Prinzessin Maria. Prinzessin, freuen Sie sich schon auf Ihre neue Schule?«

Sie antwortete voller Tatendrang: »Ja, natürlich, jeder aus unserer Familie ging dort bereits zur Schule.« Maria grinste, als sie dies sagte; sie freute sich sehr darauf.

»Majestäten, noch mal Josepha vom Rabenberger Tagblatt. Meine Frage geht an Ihre Majestät, die Königin. Majestät, wie fühlen Sie sich, wenn jetzt Ihre Tochter und somit ihr jüngstes Kind nach Rudberg geht?«

»Ich fühle mich gut und ich bin stolz auf alle meiner Kinder.«

»Danke, Hoheit!«

Eigentlich waren alle Journalisten mit ihren Fragen durch. Doch ein neuer, noch junger Journalist wagte es, etwas zu fragen, was eigentlich tabu war.

»Hoheiten, ich bin Patrick Joledei vom Fördener Tagblatt. Meine Frage richtet sich an den Kronprinzen. Was war da letzte Nacht los, und warum haben Sie einem anderen Mann die Nase gebrochen?«

Die Königin blickte den Journalisten scharf an und übernahm die Antwort für ihren Sohn. »Die Polizei untersucht gerade diese Angelegenheit. Der Kronprinz wurde in diese Sache lediglich mit hineingezogen.«

Dem Journalisten war die Antwort zu seicht, er wollte mehr Informationen haben. Doch die Königin hob erbost ihre Hand und forderte Herr Joledei auf, zu schweigen. Joledei reichte dies, er fühlte sich bestätigt und schrieb schnell eine SMS an seine Heimatzeitung. Dieser Bericht würde der Königin nicht gefallen.

Nach einigen weiteren belanglosen Fragen beendete die Königin die Fragerunde und entließ die Journalisten. Das TV-Team blieb und die Königsfamilie wurde noch etwas frisch gemacht. Während der Pause unterhielt sich die Königin mit ihrem Sohn. Sie verlangte, dass er Stellung zu der Schlägerei letzte Nacht nehme.

Ein paar Minuten später saßen die vier wieder auf dem Sofa, und das TV-Team filmte. Erik musste die meisten Fragen beantworten.

Frau Orlando, die Redakteurin begann: »Hoheiten, ich bedanke mich schon jetzt für Ihre Ehrlichkeit und für Ihre kostbare Zeit. Kronprinz Erik, machen wir es kurz: Was war da letzte Nacht los? Möchten Sie die Angelegenheit aus Ihrer Sicht schildern?«

Erik war etwas genervt, wusste man im Königreich doch längst, dass er sich oft und gerne in Schlägereien verwickelte. Er räusperte sich kurz und sagte nach kurzer Überlegung mit fester Stimme: »Ich bin gänzlich unschuldig. Der junge Mann dachte, er müsse seine Freundin vor mir beschützen. Sie war betrunken und wollte von einem Prinzen geküsst werden. Nicht, dass ich dies wollte, aber es kam zu Missverständnissen, und es endete mit einer gebrochenen Nase und etwas Blut. Ich entschuldige mich hiermit auch offiziell bei dem jungen Mann und bei meiner Familie.«

»Danke, Hoheit, für Ihre Ehrlichkeit. Prinzessin Maria, ist es nicht merkwürdig, plötzlich von zu Hause wegzugehen und nun ohne den gewohnten Schutz zu sein. Ich würde mich schon etwas fürchten.«

Die junge Prinzessin musste kurz grinsen, dann entgegnete sie der Redakteurin: »Ich habe keine Angst, ich habe die Chance bekommen und darf mich weiterbilden. Das ist mehr, als viele andere junge Frauen dürfen.«

»Gut gesagt, Hoheit, ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf Rudberg.«

»Danke, Frau Orlando.«

»Majestät und Prinz Edwin, sie beide müssen doch sicher sehr stolz sein. Drei, äh … zwei Kinder aus ihrer Familie gehen auf das renommierte Rudberg.« Frau Orlando war ein schwerer Fehler unterlaufen. Sie hoffte nur, dass er nicht bemerkt werden würde.

Königin Ursula begann. »Natürlich sind wir stolz auf jedes unserer Kinder.«

Der Prinzgemahl nickte nur, er sagte nie viel. Wenn er etwas zu sagen hatte, musste es schon gute Gründe dafür geben.

Am Ende stand ein Versprechen von Erik an seine Schwester: »Maria, ich freue mich sehr, wenn du nach Rudberg kommst. Alle werden dich mit offenen Armen empfangen und ich werde immer für dich da sein.«

Maria nahm die Hand ihres Bruders und sagte stolz: »Erik, ich freue mich sehr auf die Zeit mit dir und Viktoria auf Rudberg.«

Die Königin beendete das Interview und bedankte sich bei der Redakteurin, Frau Orlando.

»Hoheit, das ganze Interview wird morgen vor den Hauptnachrichten ausgestrahlt.«

»Ich bin gespannt, auf Wiedersehen.«

Mit einem Knicks ging Frau Orlando und war sichtlich froh, dass ihr Fehler nicht aufgefallen war.

»Kinder, ihr wart sehr überzeugend. Danke und haltet euch an eure Versprechen!«

Die Monarchin hakte sich bei ihrem Gemahl ein. Sie wollte sich etwas ausruhen. Es ging ihr seid ein paar Tagen nicht gut. Der Hofarzt hatte versprochen, nach ihr zu sehen. Sie litt an einer erblichen Enzymstörung, weigerte sich aber angesichts störender Nebenwirkungen, die verordneten Medikamente einzunehmen. Dieser unhaltbare Zustand führte zu irrationalen Ausbrüchen, Verfolgungswahn ihrer Familie gegenüber und hätte dringend behandelt werden müssen, doch der Hofarzt war machtlos der Verweigerung ihrer Majestät gegenüber und unterlag natürlich der Schweigepflicht.

Erik war nur froh, dass diese ewige Fragerei endlich vorüber war. Er ging etwas essen. Er hatte einen Bärenhunger und wollte nicht mehr warten. Es war der letzte Tag der Herbstferien, da wollte er noch mal richtig auf den Putz hauen. Seine Mutter, die Königin, rügte ihn zwar dafür, vergab ihrem Zweitgeborenen aber dennoch immer. Für heute nahm er sich jedoch vor, ordentlich zu sein. Ein Veilchen würde bei Viktoria keinen guten Eindruck machen. Er würde sie morgen wiedersehen.

Erik wollte gerade zu seiner Schwester, als sein Handy klingelte.

»Ja, hallo, wer spricht?«, fragte Erik.

Es war Prinz Vincent, der Cousin von Erik. Er wollte ihn am Abend abholen, um mit ihm nach Rudberg zu fahren.

»Ah, Vincent, ja, bin so gegen sechs Uhr wieder im Palast. Ja, ich komme alleine mit. Maria wird erst morgen nach Rudberg kommen. Gut, dann bis um halb sieben.«

Seine Schwester saß im Salon und las in einem Buch über Rudberg. Erik betrat den Salon und sah seine Schwester in das Buch vertieft. Erfreut rief er aus: »Oh, Schwesterlein, du informierst dich über Rudberg!«

»Ja, Bruderherz, genauso wie ihr es vor mir getan habt. Ob ich da auch so empfangen werde wie ihr?«

»Warum nicht! Du kommst aus der Königsfamilie.«

»Ich bin aber nur die Prinzessin neben dir, und du bist der Kronprinz.«

Maria wusste ja nicht, wie sehr Erik sich wünschte, nicht Kronprinz zu sein, um sein geheimes Verlangen endlich ausleben zu können.

»Ich weiß, Schwesterlein, du hast es so schwer. Ich fahre am Abend nach Rudberg. Du kommst ja morgen nach.«

»Genau! Wirst du mich dann dort empfangen?«

»Natürlich Schwesterlein! Alle Neuen werden morgen empfangen. Es sollen anscheinend einige Neue kommen.«

»Dann bin ich ja nicht die Einzige.«

»Ich gehe dann mal, bis später.«

»Ja, bis später, und trink nicht so viel!«

»Nein, ich trinke nur Tafelwasser oder Cola!«

Erik schritt die große Prozessionstreppe vor dem Palast hinab und wartete unten. Er wurde von Nicki und Hubert abgeholt. Die beiden waren enge Freunde der Königsfamilie. Bei ihnen konnte er so sein, wie er war.

»Und, Erik, wo wollen wir hin?«

»Vielleicht irgendwo etwas essen gehen, Nicki. Ich habe schon wieder so einen Hunger.«

Hubert überlegte und sagte dann. »Da ist so ein kleines Restaurant, und es hat neu eröffnet, da ist es sicher nett.«

»Gut, Hubert, lass uns in dieses kleine Restaurant gehen.«

Sie mussten gerade einmal 20 Minuten fahren, schon waren sie dort.

»Gehst du vor und schaust, ob die Presse da ist?«

»Mache ich!«

Nicki ging und schaute nach, aber es waren heute nur wenig Gäste dort. Sie winkte den beiden zu, dass die Luft rein war.

»Nett hier!«, sagte Erik als er sich umschaute.

»Ja, und ich habe mit dem Wirt gesprochen, wir sind hier ungestört.«

Der Wirt kam und begrüßte seinen prominenten Gast: »Hoheit, es ist mir eine Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen.«

»Guten Tag, bitte nennen Sie mich Erik. Ich bin hier heute ganz privat.«

»Was kann ich den Herrschaften bringen?«

»Für mich ein Glas Cola, ein Hugo für die Dame und für den Kronprinzen ein Tafelwasser.«

»Kommt sofort, die Karte bringe ich auch gleich.«

»Keine Eile, wir haben Zeit!«

»Erzähl mal, Erik, wie hat Ursula auf deine letzte Nacht reagiert?«

»Ach, sie hat nichts gesagt, dafür gab sie eine Pressestunde. So hat sie sich an mir gerächt, und ich muss auch noch in Rudberg auf Maria aufpassen.«

»Na, da hattest du aber Glück!«

Erik musste lachen, zu lustig war der letzte Abend gewesen. Leider hatte der nette Abend mit einer handfesten Auseinandersetzung geendet, die Erik gewonnen hatte. Was wirklich an diesem Abend geschehen war, wurde wie immer totgeschwiegen.

»Die Getränke kommen!«, sagte Nicki.

Der Wirt brachte die Getränke und die Speisekarten.

»Ich komme sofort wieder! Ein paar Gäste haben Sie erkannt und wollen zu Ihnen kommen.«

»Lieber nicht!«, winkte Erik ab.

Der Wirt nickte verständnisvoll. »Ich werde sie wegschicken und für heute schließen. Dann bleiben Sie ungestört.«

»Das ist nett von Ihnen – und danke.«

Der Kronprinz und seine Begleitung ließen es sich noch lange gut gehen und brachen dann auf, weil Erik noch packen musste.

»Danke, dass Sie Ihr Restaurant extra für uns geschlossen haben. Ich werde Sie gerne weiterempfehlen.«

»Sehr gerne, Hoheit, und danke für das großzügige Trinkgeld.«

Die drei fuhren zurück zum Schloss. Hubert hielt an einem Nebeneingang; Erik wollte ungestört in sein Gemach gelangen. Die ganze Zeit bekam er schon unzählige WhatsApp-Nachrichten. Einige waren von seiner Viktoria, ein paar von Mitschülern, die sich freuten, endlich wieder nach Rudberg gehen zu können. Jedoch waren auch welch von jemandem, von dem niemand wissen durfte.

Erik schlich sich in sein Zimmer und legte sich auf sein Bett. Endlich hatte er Ruhe, um alle Mitteilungen zu lesen. Er war glücklich, dass ihm dieser Jemand geschrieben hatte. Leider würde er ihn nicht mehr sehen können, weil er nach Rudberg musste. Viktoria schrieb er kurz zurück, er freue sich, sie morgen zu sehen, und dass er sie liebe. Seinen Mitschülern sendete er nur ein paar Smileys.

Nur noch eine Stunde, bis Vincent kam; Erik musste noch packen. Seine Schuluniformen waren zum Glück bereits auf Rudberg gereinigt worden. Private Wäsche und ein paar andere Kleinigkeiten einpacken. Nebenbei noch einige Mitteilungen beantworten, schon nahte die Abfahrt. Erik ließ seine Koffer nach unten bringen, ging sich von seinen Eltern verabschieden und sagte Maria, er freue sich auf morgen. Schon bekam er eine Mitteilung von Vincent, er warte unten.

»Ich muss los, Vincent wartet bereits.«

»Sage Grüße! Bleib anständig und erinnere dich an das, was ich dir gesagt habe, mein Sohn.«

»Mach ich Mutter, hab euch lieb.«

Am Wagen von Vincent angekommen, stieg er ein und begrüßte seinen Cousin.

»Hi, Vincent, ich soll dir Grüße von meiner Mutter sagen. Endlich können wir wieder nach Rudberg.«

»Hi, Erik, danke. Na, Cousin, wie geht es dir? Was macht die Liebe?«

»Alles gut! Und mir geht es auch super.« »In zwei Stunden sind wir in Rudberg.«

Während der Fahrt bekam Erik etliche Mitteilungen, und Vincent wurde neugierig.

»Bist du etwa am Flirten? Du strahlst so!«

»Ich? Nein! Nur ein Bekannter, der mir Glück für die Prüfungen wünscht.« Erik wirkte angespannt.

»Ok, ich dachte schon. Du blickst so gebannt auf dein Handy.«

»Nein, alles ist gut!«

Vincent wusste ebenfalls nichts von Eriks Geheimnis, und Erik gab sich alle Mühe, es geheim zu halten.

In der Ferne konnte man bereits die kleine Ortschaft Rudberg erkennen. »Gleich sind wir da, freust du dich schon?«

»Natürlich! Endlich wieder Viktoria und die anderen sehen.«

»Ja, das letzte Jahr, wird sicher klasse werden, auch wenn wir danach alle getrennt sind.«

»Denke ich auch, doch wir von der Bruderschaft werden immer in Kontakt sein!«

»Es kommen morgen ein paar Adelige. Wenn sie der Königsfamilie treu ergeben sind, werden wir sie in unsere Bruderschaft aufnehmen.«

»Können wir machen, aber es kommen glaube ich nicht viele männliche Schüler.«

»Schau! Man kann die Lichter der Rudburg schon erkennen. Das wäre ein schönes Anwesen für mich.«

»Kannst ja meine Mutter fragen, ob sie es dir überlässt.«

»Denke nicht. Die Schule bezahlt bestimmt ein Vermögen als Pacht.«

Vincent bog in die Einfahrt zur Rudburg ein und fuhr den langen schmalen Waldweg hoch bis zur Burg. Dort parkte er seinen Wagen ein, und beide nahmen ihr Gepäck. Auf der Rudburg gab es keine Dienerschaft, hier mussten die jungen Adeligen alles alleine erledigen.

Vincent und Erik hatten ihre Zimmer auf der gleichen Etage. Erik hatte ein größeres Zimmer. Er war der Kronprinz und Vincent nur ein Prinz.

Endlich angekommen und alleine in seinem Zimmer! Erik schmiss die Tasche und den Koffer in die Ecke, zog sich aus und legte sich in sein Bett. Dort wollte er kein Prinz, kein Adeliger sein. Er wollte nur geliebt werden, so wie er gerne wäre. Er schaute noch lange auf seinem Smartphone Grindr-Profile an und wurde bald müde. Es war auch bereits Zeit zum Schlafen.

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Am ersten Tag in Rudberg war noch kein Unterricht. Alle mussten sich erst einmal zurechtfinden. Die meisten Schüler kamen erst am heutigen Tag an. Zudem kamen auch die Füchse auf Rudberg an. Das waren die Neuen. Erik traf Vincent und einige Mitschüler beim Frühstück. Um 11:00 Uhr wird der große Empfang für die neuen Schüler sein; seine Schwester würde man sogar extra empfangen.

»Wann wird deine Schwester hier ankommen?«

»Um 10:30 Uhr! Die Journalisten sind schon alle da. Haben die bei mir auch so einen Rummel gemacht?«

»Natürlich! Noch einen viel größeren, aber bei Olaf war es ein Tumult.«

Kaum hatte Vincent Olaf erwähnt, bekam er einen bösen Blick von Erik. Das Thema Olaf wurde auch auf der Rudburg totgeschwiegen.

»Schau, Erik, wer da kommt!« Hubertus deutete mit dem Finger in Richtung Türe. Viktoria, seine Verlobte kam angestürmt.

Erik drehte mit seinen Augen. Schon musste er sich verstellen. Schnell rief er: »Viktoria, Liebes. Schön, dass auch du bereits da bist.

»Wie geht es deiner Familie?«

Nach einem langen Kuss sagte sie: »Liebster, endlich sehe ich dich wieder. Zu Hause ist alles gut, meine Familie möchte euch bald besuchen und die Hochzeit besprechen.«

Ab hier war Eriks schauspielerisches Können gefragt. Denn dies war ein Thema, wo er nicht unbedingt bevorzugte. »Ja ich weiß, meine Mutter hatte es mir gesagt. Magst du Kaffee?«

»Nur einen Espresso! Mein Bruder wird bald ankommen. Da brauche ich starke Nerven.«

»Wieso dein Bruder?«, fragte Erik verwundert. »Ich wusste nicht, dass du einen Bruder hast!«

»Doch, habe ich!«, sagte Viktoria und kaute dabei nervös an ihren Nägeln. Dann fuhr sie fort: »Er heißt Louis und ist siebzehn Jahre alt. Louis lebte lange in England, ging dort auf ein Internat. Jetzt kommt er hierher und will seinen Abschluss machen.«

»Schön! Bin gespannt. Dann gibt es neben zwei von Rabenberg noch zwei von Förden hier.«

Viktoria blickte Erik gereizt an und sagte genervt: »Ich geh mal, muss noch etwas für Louis vorbereiten.«

»Ich muss auch los, meine Schwester kommt auch bald.«

»Stimmt ja! Ich bin dann natürlich an deiner Seite. Ich freue mich schon auf Maria.«

Erik gab seiner Freundin einen Kuss und ging. Auf dem Weg grübelte er, warum seine Verlobte bisher nichts von Louis erzählt hatte. Was steckte wohl dahinter? Er überlegte, ob Louis ein Profil bei Facebook hatte. Schnell nahm er sein Handy und tippte den Namen Prinz Louis von Förden ein und siehe da, er hatte ein Profil. Der junge Prinz sah ganz gut aus, etwas zugeknöpft, aber das wird schon werden.

Noch beim Laufen kam eine Durchsage von Frau Sörens, der Direktorin: »Der Chor soll sich bitte in fünf Minuten auf der großen Treppe einfinden.«

Maria, dachte Erik.

Er ging sich sofort zurechtmachen und eilte dann zur großen Treppe. Dort wurde die junge Prinzessin bereits erwartet.

Etwas außer Puste sagte Erik: »Zum Glück nicht zu spät!«

Die Direktorin blickte ihn an, gab ihm die Hand und sagte. »Hoheit, schön, dass Sie wieder bei uns sind, und nun kommt auch noch Ihre Schwester.«

»Ja, Direktorin Sörens, es ist schön, und meine Familie ist stolz darauf.«

»Sehr diplomatisch, mein junger Prinz.«

Erik musste lachen. Im selben Moment erklangen die Fanfaren. Die Limousine der königlichen Familie bog in die Einfahrt und kam rasch näher. Die Kronprinzessin von Förden war natürlich nicht präsent, wo war sie nur? Seitlich standen die Schüler und die Fotografen. Alle jubelten der jungen Prinzessin zu. Erik stand auf seiner Markierung, wo die zweite Limousine anhielt. Einer der Leibwächter öffnete die Tür und half der jungen Prinzessin beim Aussteigen.

Erik zwinkerte ihr zu und sagte: »Keine Angst, genieße es!«

Der Chor fing an, die königliche Hymne von Rabenberg zu singen. Die Fotografen knipsten wie wild. Jeder von ihnen wollte das beste Foto haben. Die Prinzessin war nervös und hatte ganz kalte Hände. Direktorin Sörens kam und begrüßte Maria herzlich.

Frau Sörens machte einen Knicks und sagte erfreut: »Herzlich willkommen, eure Hoheit. Es ist uns eine große Ehre, Sie bei uns begrüßen zu dürfen.«

Maria antwortete etwas verlegen: »Danke, liebe Frau Direktorin.«

Gemeinsam lauschten sie dem Chor und der nachfolgenden Rede ihr zu Ehren. Die Presse wollte noch ein paar Fotos mit Erik und Maria zusammen machen.

Dazu mussten die beiden etliche Fragen beantworten. Stets waren ihre Leibwächter in der näheren Umgebung. Seit dem Vorfall, den niemand in Rabenberg je vergaß.

Anschließend brachte Erik seine Schwester zu ihrem Zimmer im Mädchentrakt der Schule.

»Wusstest du eigentlich, dass Viktoria einen Bruder hat?«

»Natürlich! Prinz Louis, ich bin auf Facebook mit ihm befreundet. Er lebt in England, ist süße siebzehn und etwas verrückt, sagt man.«

»Warum verrückt?«, wollte Erik wissen.

»Ich weiß es nicht, aber warum fragst du?«

»Er kommt heute auch auf unsere Schule und wird hier seinen Abschluss machen.«

»Wirklich? Ich werde verrückt. Was für eine Sahneschnitte!« »Maria, du weißt Mutter mag es nicht, wenn wir so reden.«

»Ja, ja! Was denkst du, warum ich dort wegwollte!«

»Ich kann dich verstehen, Schwesterlein. Nur pass auf, was du sagst. Die Presse ist hinterhältig!«

Von hinten kam Viktoria und richtete ihr Haar. Sie wollte Maria begrüßen.

»Sag ihr bloß nicht, was ich über Louis gesagt habe.«

»Nein, Maria, keine Angst. Viktoria, wolltest du nicht vorhin bei mir sein?«

»Maria, wie schön, dass du hier bist. Wenn du etwas brauchst, sage mir Bescheid. Verzeih, Erik, aber ich musste etwas erledigen.«

»Werde ich machen, Viktoria, ich freue mich, hier zu sein.«

Viktoria wollte nett sein, darum bot sie Maria an, ihr zu helfen.

»Komm! Ich bringe dich in dein Zimmer und helfe dir, die Sachen einzuräumen.«

»Dann kann ich ja gehen. Bis später, und vergiss deinen Bruder nicht!«

»Nein! Der kommt ohnehin immer zu spät.«

Erik gab Viktoria einen Kuss und ging. Viktoria nahm einen der Koffer und ging mit Maria in ihr Zimmer.

Na, da bin ich ja mal gespannt, wer dieser Louis ist, dachte Erik auf dem Weg zur großen Treppe.

Gleich musste der junge Prinz eintreffen, und Erik durfte ihn zusammen mit Viktoria begrüßen. Die Fanfarenbläser standen schon bereit, aber Viktoria war noch nicht da.

»Wo ist bloß die Kronprinzessin?«, wollte die Direktorin wissen.

»Sie wollte meiner Schwester noch helfen. Wann kommt Prinz Louis hier an?«

»Bereits in zehn Minuten, das sollte hoffentlich noch reichen.«

»Ja, bestimmt! Ich sende ihr eine Nachricht per WhatsApp.«

Er schrieb: »Viki, die Direktorin will, dass du innerhalb von 10 Minuten hier bei uns bist. Erik.«

Doch Viktoria dachte nicht daran. Sie wollte lieber bei Maria bleiben. Was konnte ihr schon passieren? Nichts!

Händedruck

"Bild: Freepik.com"

2. Ein Händedruck, der alles veränderte

Erik hoffte immer noch, dass Viktoria pünktlich erscheinen würde. Sonst würde er Louis allein begrüßen müssen. Die 10 Minuten verrannen rasch. Der Wagen mit Prinz Louis bog ein, Viktoria war nicht vor Ort. Es half nichts: Erik musste den Prinzen allein begrüßen. Er lief auf seine Position und erwartete die Limousine des Königreichs Förden. Sie blieb exakt vor dem Kronprinzen stehen, und der Beifahrer öffnete die Hintertür, so dass Louis aussteigen konnte.

Erik bemerkte, wie er errötete und einen heißen Kopf bekam, als er Louis erblickte. Seine Schwester hatte nicht unrecht mit der Sahneschnitte. Doch er räusperte sich und überspielte seine Nervosität.

»Herzlich willkommen auf Burg Rudberg. Ich bin Erik von Rabenberg, der Verlobte deiner Schwester Viktoria.«

»Hi, Kronprinz, ja ich kenne dich.« Louis reichte Erik die Hand, und der nahm sie. Erik bekam eine feuchte und kalte Hand, als Louis ihn angrinste. Was Louis wohl dachte? Die Fotografen machten unzählige Fotos von den beiden. Erik genoss die Show durchaus; Viktoria hatte Pech, und der Prinz machte es ihm von Anfang an leicht.

»Hey, Kronprinz, du hast aber viele Leibwächter.«

Erik musste grinsen. Nebenbei sagte er zu Louis: »Mir war nicht bewusst, dass Viktoria einen Bruder hat!«

»Ich kann verstehen, dass Vicki nichts von mir erzählt! Ich brachte und bringe nur Unheil über unsere Familie. Wir hatten uns aber einst als Kinder gesehen!«

»Ach? Das denke ich nicht! Ich kann mich daran nicht erinnern.«

Erik spürte die Verbundenheit zu Louis, er mochte ihn sehr. Die Presse war ganz verrückt auf den jungen Prinzen von Förden, denn sie hatten lange nichts mehr über ihn berichten können.

»Da hat Vicki aber Pech, dass sie nicht mit uns auf die Fotos kommt.«

»Sie würde die Fotos eh wegwerfen. Sie hasst mich, und ich hasse sie. Dennoch, für eine Sensation würde sie sogar mit mir auf ein Foto.«

Einer der Reporter war neugierig und fragte Prinz Louis frech: »Hoheit, warum ist Ihre Schwester, die Kronprinzessin, nicht anwesend? Sie ist doch auf Burg Rudberg, aber nicht bei Ihnen.«

Louis sagte dazu kurz und knapp: »Fragen Sie doch meine Schwester. Sicher hat sie etwas Wichtigeres zu erledigen.« Louis wusste nur zu gut, dass diese Aussage bereits morgen in einer Zeitung stehen würde. Es war ihm aber egal.

Der Reporter fragte nichts mehr. Er hatte, was er wollte, und würde es schamlos ausnutzen.

Louis ertrug die Fotos, beantwortete aber keine Fragen mehr. Erik stand immer an seiner Seite, und Louis gefiel es.

Erik entschied kurzerhand, dass Louis nicht wie geplant bei den Neuen wohnen sollte. »Du wirst nicht bei den Füchsen wohnen. Ein Prinz wie du hat dort nichts zu suchen.«

»Wo dann? Bei dir?«, wollte er frech wissen. War dies bereits das erste Signal zwischen ihnen?

Eriks Gesicht lief wieder rot an, und schnell sagte er: »Nein! Ich habe ein eigenes Zimmer.«

Louis musste lachen, er mochte es, zu sehen, wie Erik im Gesicht errötete. »Klar, als Kronprinz von Rabenberg.«

»Ich zeige dir gerne dein Zimmer, und morgen geben wir eine kleine Party in unserem Herrenhaus.«

»Was, bei euch? So weit weg!« Louis war verwirrt, eine Willkommensparty für ihn, und das so weit weg vom Internat.

»Nein! Wir haben ein Versteck, wo nur die vom Hochadel hindürfen. Dort ist die Party, wir nennen es das ‹Herrenhaus›.«

»Super! Party klingt cool.«

Erik und Louis kamen im ersten Obergeschoss an. Dort war das Zimmer für Louis. Es lag genau über seinem. War es von Erik so gewollt?

»So, hier ist dein Zimmer! Hereinspaziert!«

Louis gab Erik die Hand und sagte dann: »Bis später, danke dir.«

Erik wollte diese Hand nicht mehr loslassen, aber er musste aufpassen. Ja, er genoss es geradezu, doch nach einem kleinen Augenblick sagte Louis scherzhaft: »Du kannst meine Hand jetzt loslassen.«

Beide fingen an zu lachen. Viktoria kam gerade um die Ecke und sah die beiden lachend am Zimmer stehen. Was ihr sehr missfiel, wusste sie doch, dass ihr missratener Bruder sein eigenes Geschlecht mehr liebte als das Weibliche.

»Da bist du ja, Bruder!«, sagte sie entnervt, fast schon angewidert.

»Aha, die zukünftige Königin kommt auch. Na, Schwester, war ich es dir nicht wert, dass du mich empfängst. So, wie es dein Verlobter tat?«

»Natürlich, Louis! Verzeih mir bitte, ich war verhindert.«

Erik spürte, dass er gerade fehl am Platz war. »Ok, ich muss noch etwas für den Unterricht vorbereiten. Bis später, ihr beiden.«

Erik ging, ohne Viktoria zu küssen – was er sonst immer tat. Jetzt wechselte der Ton zwischen den beiden von Förden-Sprösslingen.

»Dein Haar ist zerzaust. Warst du etwa im Heu? Hast wohl noch einen anderen neben Erik.«

»Spinne hier nicht rum Louis; da ist nichts.« Schnell richtete sie ihr Haar, das sonst immer perfekt saß.

»Die Fotografen wollten eigentlich Fotos mit uns beiden machen und nicht mit Erik und mir. Jetzt wird es wohl heißen, Prinz Louis wurde vom Kronprinzen von Rabenberg empfangen statt von seiner Schwester, der Kronprinzessin von Förden.«

Viktorias Gesicht glühte vor Hass. »Nicht, dass sie schreiben, Prinz von Förden baggert den Kronprinzen von Rabenberg an. Warum haben Vater und Mutter es nur zugelassen, dass du hier deinen Abschluss machst! Du warst in England so gut aufgehoben. Geh wieder zurück!«

»Nicht, dass ich deinen Erik wirklich noch anbaggere! Dann würdest du sicher verlieren.«

»Du bist ein Troll!«, schrie Viktoria ihren Bruder an.

Mit einem „Fuck off, Sis!“, schmiss er seine Tür zu, und Viktoria ging wütend in ihr Zimmer zurück, um ihren Vater anzurufen. Dort lag noch immer der Stalljunge im Bett und wartete, bis alle bei Tisch waren. Als sie das Zimmer betrat, schrie sie ihn an, er solle verschwinden. Der Stalljunge ging. Er wusste nur zu gut, wie Viktoria sein konnte. Vor kurzem hatte sie ihm ihre Reitgerte ins Gesicht geschlagen. Als er weg war, rief sie ihren Vater an.

»Vater, wie konntest du und Mutter es nur zulassen, dass Louis hier nach Rudberg kommt? Wir können nicht zusammen, wir hassen einander. Ja, Vater, ich habe verstanden. Mache ich, ja, ich melde mich dann.«

Viktoria war noch immer entnervt, aber sie musste es akzeptieren. Ihr Vater der König von Förden, verlangte es von ihr, und er versprach sogar, er wolle mit Louis sprechen.

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Erik freute sich bereits auf die Party. Er hatte auch das Kommen von Louis bereits bei Vincent angemeldet. Vincent wollte ihn in die Bruderschaft aufnehmen, wenn er der königlichen Familie ewige Treue schwor.

Louis lag gerade auf seinem Bett und dachte an England, als er eine Freundschaftsanfrage auf Facebook erhielt. Erik hatte sie ihm geschickt. Louis war erstaunt. Anscheinend mochte Erik ihn. Er bestätigte die Anfrage sofort und schrieb ihm ein paar Worte. Es war ein Zitat von Hermann Hesse: „Einschlafen dürfen, wenn man müde ist und eine Last fallen lassen dürfen, die man lange getragen hat, das ist eine köstliche, wunderbare Sache.“

Erik verstand nicht, was Louis damit sagen wollte. Er beschloss, ihn nach seiner Handynummer zu fragen. Bereits in der zweiten Mitteilung bekam er sie. Er speicherte sie sofort in seinem Handy ab und schrieb ihm per WhatsApp. Sie schrieben lange hin und her und beide waren in diesem Moment die glücklichsten Jungs im Universum.

Erik: »Hi, per WhatsApp geht es besser!« — Louis: »Hi, ja! Schön, dass wir zusammen schreiben. Bin gerade sehr glücklich!« — Erik: »Warum? Bin auch glücklich, ist so schön mit dir zu schreiben.« — Louis: »Du bist sehr nett. Vicki hat dich nicht verdient.« — Erik: »Ja, das denke ich auch oft. (Smile).« — Louis: »Cool!«

Irgendwann schrieb Erik eine letzte Mitteilung an Louis, worin er ihn fragte, was denn dieses Zitat von Hesse bedeutete: »Was bedeutet eigentlich dieses Zitat von Hesse?«

Louis: »Du wirst es sicher bald in Erfahrung bringen. Ich muss noch auspacken. Bald gibt es Mittagessen.« - Erik: »Verstehe! Ich mag es, es sagt viel aus.«

Mehr schrieb Erik nicht. Er verstand es nicht. Er würde Louis aber noch persönlich dazu befragen.

Louis fing an, seine Sachen auszupacken. Er hatte drei ganze Koffer. Doch er war es gewohnt, Koffer ein- und auszupacken. Erik hingegen nervte es; normalerweise machte Sebastian es, nicht er. Er hatte zum Glück nur zwei Koffer; einen hatte er bereits fast ausgeräumt.

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Es war 12 Uhr und die Glocken läuteten zum Mittag. Erik überlegte, ob er Louis abholen sollte. Doch er entschied sich dagegen und ging allein in den Speisesaal. Er sah sich um, was es zu Mittag gab, nahm sich Fleischbällchen, Soße und Reis. Wer mochte, bekam noch Salat und Nachtisch. Im großen Ganzen war das Essen immer sehr gut, fand Erik. Er sah seine Schwester, winkte ihr zu und sie ihm zurück. Sie saß mit ein paar Mädchen zusammen, die ebenfalls neu an der Schule waren. Wen er nicht sah, war Louis. Wo er wohl blieb? Erik setzte sich an den Tisch von Vincent, Karl, Hubertus, Thorben und Leopold. Sie waren alles ‹seine› Brüder aus der Bruderschaft, in der er als Kronprinz der Anführer war.

Als er saß, sah er Louis den Raum betreten. Eriks Herz begann heftig zu pochen und rutschte ihm fast in die Hose. Die Mädchen kicherten. Louis sah wirklich gut aus. Er holte sich etwas zu essen und suchte nach einem freien Platz. Da ein Platz bei Erik gegenüber frei war, winkte er Louis zu. Louis sah ihn, grinste und ging zu ihm.

»Setzt dich! Hier ist noch frei«, forderte Erik Louis auf, als er bei ihm am Tisch ankam.

»Danke, nett von euch.«

Vincent war weniger erfreut. Eigentlich durften keine Füchse an diesem Tisch Platz nehmen. Da Erik es aber ausdrücklich wünschte, konnte er nichts dagegen sagen. Oder hatte Viktoria bereits Gift über Louis verspritzt!

»Leute, darf ich euch Louis vorstellen? Er ist der Bruder von Viktoria von Förden. Louis, das sind Vincent de Bourgogne, Karl von Stainegg, Hubertus von Blänkern-Bergen, Leopold von Saargard und zum Schluss noch Thorben von Istrien.«

Alle nickten zufrieden und Louis wirkte glücklich. Scheinbar gehörte er jetzt zu einer Burschenschaft, bestehend aus Adligen Burschen.

»Hast du dich schon etwas eingelebt?«, fragte ihn Vincent.

»Ja! Ist gar nicht so übel hier.«

»Gibt es einen Grund?«, wollte Vincent wissen.

»Ja!«, dabei grinst er Erik an, und Erik grinste ihn an.

Als Erik wieder aus seinen Träumereien aufwachte, fragte er Louis schnell: »Freust du dich schon auf die Party heute Abend?«

»Wird sicher interessant. In England gab es so etwas überhaupt nicht.«

»Engländer sind eben zu steif.«

»Schon etwas, Erik, aber nicht alle. Sind die zwei vor der Tür deinetwegen da?«

»Du meinst meine Leibwächter? Ja schon, aber das ist bereits Normalität für mich.« Erik bekam eine Nachricht, er schaute auf sein Handy und las sie.

»Wollen wir nach dem Essen etwas raus an die Luft?«, fragte Louis. Doch Erik reagierte nicht wie erhofft.

»Geht leider nicht!«, sagte er noch beim Lesen der Nachricht. »Ich muss mit Viktoria sprechen. Sie ist im Moment etwas schwierig.«

»Sie ist schon immer schwierig und nervt!«, lachte Louis.

Erik musste ebenfalls lachen. Sie waren wieder einmal der gleichen Meinung.

»Du wirst ein toller Schwager und König werden.«

»Warum König?«, fragte Louis ihn verwundert.

»Na, wenn Viktoria und ich heiraten, wird sie bei mir hier in Rabenberg leben und Förden braucht dann einen König.«

»Klingt super, wann heiratet ihr?«

Erik fing an, laut zu lachen; man blickte herüber. Vincent wurde neugierig und wollte wissen, was es zu lachen gab, aber Erik sagte ihm nicht, weshalb er und Louis lachten. Dies missfiel Vincent, denn er war so eine Reaktion von Erik nicht gewohnt.

Nach dem Essen machte sich Erik auf den Weg, um Viktoria zu treffen. Er traf sie unten am See – im Hintergrund immer die Leibwächter. Viktoria fühlte sich unbehaglich. Erik fasste nach: »Liebes, was hast du nur? Vor den Ferien warst du glücklich und hast gelacht. Jetzt aber bist du ernst und stumm!«

»Ich weiß. Es liegt an Louis. Wir können nicht miteinander. Vater will ihn nicht zurückschicken, und ich werde verrückt, wenn er hierbleibt.«

»Warum? Er ist doch nett, und man kann sich super mit ihm unterhalten. Ich mag ihn jetzt schon.«

Viktorias Blick wurde noch eisiger, als Erik dies zu ihr sagte. »Wer ihn nicht kennt, denkt immer so über ihn.« Sie tippte Erik auf die Brust und fuhr fort: »Ich kenne ihn, und ich weiß: Er gönnt mir den Thron nicht.«

»Aber wenn wir heiraten, musst du auf den Thron von Förden verzichten, und er wird König werden.«

»Ja, ich weiß, aber er müsste es mir nicht auch noch zusätzlich schwer machen.«

Erik streichelte über Viktorias Wange und sagte dabei: »Vielleicht will er es gar nicht, Liebes.«

Viktoria umarmte Erik und gab ihm einen Kuss. »Lass uns zurückgehen, ich muss noch etwas für morgen vorbereiten.«

»Ist gut, Liebes.« Erik nahm Viktorias Hand, dann liefen sie gemeinsam zurück zur Burg. Viktoria blickte immer wieder verliebt in Eriks Augen. Sie liebte seine stahlblauen Augen – nordische Männer.

Als Erik später in seinem Zimmer auf seinem Bett lag und vor sich in träumte, bekam er eine Nachricht von Louis. Louis wollte wissen, ob er ihn später abholen würde. Erik schrieb zurück, er komme ihn gegen 20:00 Uhr abholen. Louis freute sich darauf, denn er hatte viel vor.

Erik packte gerade seine Koffer aus, als sein Handy klingelte. Es war seine Mutter, die Königin. Sie wollte wissen, ob er seine Schwester gut empfangen habe. Erik sagte ihr, alles sei gut; sie sei im Kreis der anderen Schülerinnen aufgenommen. Dies beruhigte seine Mutter, und er konnte weitermachen. Er freute sich schon auf den Abend – endlich wieder mit seinen Brüdern über alles reden und nichts würde nach außen dringen. Sie würden etwas spielen, meistens würfeln, und getrunken wird auch. Vor allem auf Louis freute er sich. Er würde heute in die Bruderschaft aufgenommen werden. Erik schrieb kurz Vincent an, aber der hatte keine Zeit. Seine Freundin Christina war bei ihm, sie wollten das Versäumte nachholen. Da wollte Erik natürlich nicht stören. Er schrieb stattdessen Louis, ob er noch hinausgehen wolle. Es war so schönes Wetter; er könnte ihm die Gegend zeigen. Louis hatte natürlich Zeit.

Erik: »Treffen in fünf Minuten an der großen Treppe?« — Louis: »Ja, gerne!«

Wie lange fünf Minuten sein können, erfährt man, wenn man so wie Erik auf der Treppe sitzend warten musste. Die Leibwächter blieben stets im Hintergrund, waren irgendwie unsichtbar. Als der junge Prinz kam, hatten sie keinen Grund einzuschreiten. Erik begrüße ihn, und beide liefen gemeinsame in Richtung der Stallungen. Erik wusste, dass Louis gerne ritt, da lag es nahe, ihm als Erstes die Pferde zu zeigen.

Beim Laufen sagte Erik zu Louis: »Schön, dass du Zeit hattest.«

»Für dich immer, Kronprinz!«

Die beiden verstanden sich auf Anhieb gut; etwas Magisches entstand zwischen ihnen.

»Schau! Das sind die Stallungen. Viele Schüler haben hier ihre Pferde und nehmen auch an Wettbewerben teil.«

»Wer muss das hier ausmisten?«, wollte Louis wissen.

»Stalljungen oder die Schüler, wenn sie Mist gebaut haben.«

»Klingt verlockend.«

»Hast du etwa Lust, die Ställe auszumisten?«

Louis sagte lachend: »Wer weiß!« Dabei boxte er Erik auf die Schulter. Sie gingen weiter in Richtung der Nebengebäude.

Erik erzählte weiter: »Hier sind die Fechtschule, der Boxclub und der Ruderklub untergebracht.«

»Was machst du so? Welche Sportarten magst du?«

»Ich rudere und fechte! Wenn du magst: wir haben noch Plätze frei.«

»Ich überlege es mir, aber ich bin mehr der Reiter.«

»Wie dein Vater! Der hat doch auch so viele Preise gewonnen.«

»Ja, schon, aber ich habe noch nicht viele Pokale bekommen. Mein Vater ist da mehr wie Viktoria.«

»Was magst du noch sehen?«

»Die Ruderboote!«

»Gut! Komm mit!«

Im Bootshaus standen die ganzen Ruderboote. Louis wollte wissen, wie so ein Boot funktioniert.

»Zu Beginn musst du erst das Rudern lernen. Das geht so.«

Erik stellte sich Louis gegenüber und machte es ihm vor. Doch Louis schaute nur ungläubig zu.

»Komm! Stell dich hinter mich und umfasse meine Arme.«

Dies ließ sich Louis nicht zweimal sagen. Als er hinter Erik stand und die Arme umfasste, bemerkte er diese seltsame Wärme, die durch ihn strömte. Er stellte sich ganz dicht an ihn, und Erik konnte den Atem von Louis in seinem Nacken spüren. Er machte mit ihm die Ruderübungen, und langsam lernte der junge Prinz das Rudern. Louis ging mit seinem Kopf ganz nah an Eriks Nacken. Er konnte sein verführerisch duftendes Parfüm riechen. Erik bemerkte es und machte einen Schritt vorwärts.

»Verzeih!«, sagte Louis schnell und ging ebenfalls einen Schritt zurück. »Ich wollte dir nicht zu nah kommen, ich roch nur dein Parfüm. Es riecht nach ‹Phantom› von Paco Rabanne.«

»Schon gut, ist ja nichts passiert, Louis. Lass uns weiter gehen.«

»Und, ist es ‹Phantom›?«

»Ja!«

»Ich liebe diesen Duft.«

Erik sagte nichts dazu. Natürlich störte es Erik überhaupt nicht; er genoss es geradezu. Louis war verunsichert, aber er ließ es sich nicht anmerken. Am Ende der Führung standen sie wieder bei der großen Treppe und Erik verabschiedete sich von Louis. Als Erik auf seinem Zimmer war, musste er unweigerlich an die Rudersituation denken. Es machte ihn nervös und … ja, es kribbelte geradezu ihn ihm. Er wusste von seiner Neigung, doch musste es ausgerechnet der Bruder von Viktoria sein?

Gerade als er sich wieder etwas gefangen hatte, bekam er eine Mitteilung von Louis: »Sorry wegen vorhin! Es war falsch und nicht meine Absicht, dich verlegen zu machen.«

Erik antwortete nicht, er musste erst nachdenken. Er ging unter die Dusche, denn dort konnte er am besten nachdenken. Was für eine verzwickte Situation! Er hatte sich tatsächlich Hals über Kopf in Louis verknallt. Bloß – was würde aus Viktoria werden? Sie würde sich an ihnen rächen. Nein, das konnte er Louis nicht antun.

Nachdem er geduscht hatte, packte er seine restliche Wäsche aus und ging danach zum Abendessen. Das Abendbrot war immer kalt, doch es gab ein Buffet. Er nahm sich einen Teller und holte sich neben etwas Wurst auch Tomaten und Paprika. Das Brot war immer frisch, es wurde in der hauseigenen Bäckerei gebacken und auch verkauft. Auf dem Weg zu seinem Platz sah er, dass Louis an einem anderen Platz saß. Er tat so, als bemerke er ihn nicht, und ging auf direktem Weg zu seinem Platz. Doch Viktoria sah das seltsame Getue zwischen den beiden und ahnte Schreckliches.

Erik goss sich Tee ein und nahm seine Mahlzeit zu sich. Vincent saß neben ihm und fragte, was er habe. Doch Erik sagte nur, er solle ihn in Ruhe lassen. Vincent war erneut irritiert. So etwas war er von Erik wirklich nicht gewohnt.

»Vincent, hast du alles vorbereitet? Ich will, dass Louis das volle Programm abbekommt!«

»Wirklich das volle?«

»Ja, sagte ich doch!«, sagte Erik gereizt.

»Gut, ich bereite alles vor.« Vincent stand auf und verließ den Raum. Erik aß weiter. Dabei sah er, dass Louis die ganze Zeit zu ihm herüberschaute. Als Louis genug hatte, schrieb er Erik: »Hast du etwas? Ich hatte mich entschuldigt und es ist nichts geschehen.«

Erik las die Mitteilung und antwortete: »Es ist alles gut, freue mich auf nachher. Komm um 19:55 Uhr zu mir.«

Louis schien mit der Antwort zufrieden zu sein. Er konnte ja nicht ahnen, dass dies bereits der Anfang von Eriks Programm war. Vincent, Karl und Hubertus besorgten sich die Kostüme und die Masken. Dann warteten sie, bis die Zeit gekommen war.

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Pünktlich um 19:55 Uhr klopfte Louis an Eriks Türe. Es dauerte eine kurze Weile, bis Erik öffnete, aber das hatte seinen Grund. Er sagte seiner Leibwache, dass sie nicht gestört werden wollten. Man werde zocken und ohnehin niemandem öffnen.

Louis blickte skeptisch. Als er im Zimmer war, sagte Erik zu ihm: »Sei still, wir steigen durch das Fenster in den Garten.«

Erik öffnete das Fenster und schaute, ob jemand kam. Niemand war im Garten, und so stiegen die beiden Prinzen in den Garten hinab und verschwanden. Da es bereits dunkel war, konnte man sie nicht sonderlich gut sehen.

»Ist es weit?«, fragte Louis nervös.

»Nein! Wir müssen aber leise sein.« Das schelmische Grinsen von Erik konnte Louis in der Dunkelheit nicht sehen.

Bereits nach ein paar Minuten wurden sie von einer Horde Vermummter angefallen. Sie stürzten sich auf Louis und Erik genossen diesen herrlichen Anblick. Eine der Kreaturen zog Louis einen Sack über den Kopf und fesselte seine Hände. Louis hatte offenkundig Angst und gab sich nur sehr zaghaft der Horde hin.