Rache stirbt nie - Nicole Pfeiffer - E-Book

Rache stirbt nie E-Book

Nicole Pfeiffer

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Beschreibung

Wir schreiben das Jahr 2098. Die Welt, so wie wir sie kennen, existiert schon lange nicht mehr. Das Land ist zerstört. Die überlebenden Menschen sind in einer Welt von Dunkelheit, Kälte und Radioaktivität gefangen und ihr Überleben ist ernsthaft bedroht. Ich schrecke hoch, Schweiß gebadet sitze ich kerzengerade in meinem Bett. Es war wieder derselbe Alptraum, der sich seit dem Tod meiner Eltern jede Nacht wiederholt. 12 Jahre ist es nun her, dass meine Eltern von der Regierung ermordet wurden. Das einzige was mir von ihnen geblieben ist, ist ein roter Umschlag mit meinem Namen drauf. Die Zukunft ist das, was wir aus der Gegenwart machen…

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www.tredition.de

Nicole Pfeiffer

Rache stirbt nie

www.tredition.de

© 2014 Nicole Pfeiffer

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7323-1333-4

Hardcover:

978-3-7323-1334-1

e-Book:

978-3-7323-1335-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Für Mauro

Lieber verrückt das Leben genießen, als normal langweilen.

Prolog

Die Welt, so wie wir sie kennen, existiert schon lange nicht mehr. Wir schreiben das Jahr 2098, vor genau 85 Jahren machte die USA einen großen Fehler. Der Verteidigungsnachrichtendienst unterschätze die Nordkoreaner, bezüglich ihrer Kriegsfähigkeit. Die USA erkannte Nordkorea nicht als Atommacht an und muss nun auch 85 Jahre danach mit den schlimmen Folgen leben.

Nordkorea schloss eine Allianz mit dem Iran und Russland. Am 11. September 2013 verübte diese Allianz, einen nuklearen Erstanschlag, durch den die USA in die Knie gezwungen wurde.

Die Ziele der Allianz waren New York, das Weiße Haus, das Pentagon, Houston, alle Militärstationen und noch weitere kleinere Ziele.

Die langfristigen klimatischen Auswirkungen dieses nuklearen Riesenanschlags waren verheerend. Es kam zu überlangen Nächten, extrem niedrigen Temperaturen, furchtbaren Stürmen, giftigem Smog und unablässigem radioaktivem Fall-out. Dieses schwere Schicksal suchte New York und die anderen Anschlagziele heim und breitete sich über das ganze Land aus. Die Medien bezeichneten diesen Klimawechsel als „Nuklearen Winter“.

Hinzu kam, dass die nuklearen Explosionen Brände ausgelöst haben, die massive Rauchentwicklung zu Folge hatten. Wodurch die Sonnenstrahlen am Erdboden erheblich vermindert wurden. Die unmittelbaren Verwüstungen und der späte Anstieg der ultravioletten Sonnenstrahlen, infolge der schwindenden Ozonschicht, machten die USA unfähig sich zu wehren.

Die überlebenden Menschen sind in einer Welt von Dunkelheit, Kälte und Radioaktivität gefangen und ihr Überleben ist ernsthaft bedroht.

Um die Bürger zu schützen, stellte die Regierung Kraftfeld-Emitter auf. Um sicher zu gehen, dass keiner weitere Schäden davonträgt. Die Regierung hat die Kraftfelder verdunkeln lassen und sie auf Klasse zehn eingestuft, die sonst nur bei Experimenten mit ungewissem Ausgang verwendet werden. Ein umfangreiches Strahlersystem sorgt in den großen Städten für ein ständiges Tag und Nacht Verhältnis. Die Städte werden durch ein großflächig angelegtes Tunnelsystem verbunden.

Durch diese Kraftfeld-Emitter schaffte es die US-Regierung viele seiner Bürger zu retten, ihre Wunden zu lecken und auf den richtigen Moment zu warten um zurück zu schlagen.

Doch die Allianz hatte vorerst ihr Ziel erreicht. Die USA würde so schnell nicht wieder ein Land unterschätzen.

Kapitel 1

Abby

Wie die Welt mit blauem Himmel aussieht weiß ich nicht. Ich kenne das nur aus Erzählungen von meinem Großvater und von Fotos. Aber wenn man wie ich, nur ein Kraftfeld, Himmel und LED Lichter kennt, ist es in Ordnung. Wer ich bin? Ich bin Abby Hope.

Es ist ein kalter und nasser Oktobertag. Ich sitze mit meinen Eltern auf dem Sofa und schaue fern, als es zu sehr später Stunde noch klingelt. Meine Eltern gucken sich besorgt an. Ich verstehe diesen Blick. Ich muss mich verstecken weil es mich eigentlich nicht geben darf nach dem Gesetz der Regierung. Ich verstecke mich in einem Lüftungsschacht des Hauses. Mein Vater steht auf, um die Tür zu öffnen. Vier vermummte Männer stürmen rein, sie sind nass vom Regen und haben einen seltsamen Geruch an sich, ich rümpfe unwillkürlich die Nase. Dann passiert es ohne Vorwarnung. Einer der Männer zieht eine Waffe und erschießt meinen Vater. Er fällt zu Boden und obwohl er regungslos am Boden liegt, treten die anderen Männer noch auf ihn ein. Über seinen ganzen Körper läuft Blut und verteilt sich auf dem weißen Marmorboden. Ich höre meine Mutter schreien und schließe die Augen, dann fallen die Schüsse. Mir laufen stumm Tränen über die Wangen. Ich öffne wieder die Augen, in der Hoffnung, dass es vorbei ist. Ich sehe gerade noch wie die vier Männer gehen und schlage die Hände vor den Mund. Einer der Männer zieht seine Maske aus und ich erkenne ihn, es ist der beste Freund meines Vaters. Ich warte noch eine Weile in meinem Versteck, um sicher zu gehen dass die Männer nicht zurückkommen. Dann springe ich aus meinem Versteck, krabble auf allen vieren zu meinem Vater und flüstere leise: „Daddy, Daddy“, doch es passiert nichts. Ich rüttele an ihm und haue ihm auf die Brust, doch er regt sich nicht. Ich fange wieder an zu weinen und wische mit meinen Händen das Blut aus seinem Gesicht.

Ich schrecke hoch, schweiß gebadet sitze ich kerzengerade in meinem Bett. Es war wieder derselbe Alptraum, der sich seit dem Tod meiner Eltern jede Nacht wiederholt. 12 Jahre ist es nun her, dass meine Eltern von der Regierung ermordet wurden. Es kommt mir vor, als ob es erst gestern passiert wäre. Heute bin ich 18, lebe nach der Ermordung meiner Eltern bei meinem Großvater, der auf der Militärbasis Fort Bragg stationiert ist und suche nach Erklärungen warum meine Eltern sterben mussten.

Ich sehe mich in meinem Zimmer um und bin froh, dass ich keine Mitbewohnerin mehr habe. Wegen meiner Alpträume und den damit verbundenen Schmerzensschreien hat der Stützpunktkommandant, Colonel Fox, veranlasst, dass ich ein Einzelzimmer bekomme. Ich sehe auf die Uhr und stelle fest, dass wir sechs Uhr morgens haben. Da ich so oder so nicht mehr in den Schlaf finden würde beschließ ich aufzustehen. Fertig uniformiert mach ich mich auf den Weg zu meinem Großvater. Die Militärbasis ist nach dem Wiederaufbau eine der größten der USA, trotzdem kenne ich jeden Winkel. Mit zehn Jahren hab ich an der Grundausbildung teilgenommen und mich dann hochgearbeitet. „Guten Morgen Abby“, kommt es von meinem Großvater als ich sein Büro betrete. „Warum bist du schon so früh wach?“ „Ich hatte wieder den einen Albtraum und bin davon wach geworden“, erwidere ich.

„Und wie geht es dir?“ „Wie soll es mir schon gehen, ich habe mich damit abgefunden. Nur eins lässt mir keine Ruhe, warum mussten sie sterben?“ Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen und lege meinen Kopf erschöpft auf meine Knie. Ich höre meinen Großvater murmeln: „Um dich zu schützen.“ „WAS?“ fahre ich aus meiner Haut. Mein Großvater steht auf und zeigt mir, dass ich ihm folgen soll. Er führt mich strammen Schrittes quer über das Gelände, bis wir vor der Waffenkammer am Schießstand stehen. Mein Großvater öffnet eine unscheinbare Falltür neben der Waffenkammer und wir klettern hinein. Am Fuße der Leiter angekommen erkundige ich mich unsicher: „Was wollen wir ihr unten?“ „Komm mit, ich muss dir was zeigen!“ antwortet er und öffnet die Tür vor sich. Er macht das Licht an und erklärt: „Das ist eine alte Kommandozentrale für Krisenzeiten.“ Ich nicke und mein Großvater macht sich an einem kleinen Tresor zu schaffen. Er zieht eine kleine Kiste heraus und stellt sie auf den Konferenztisch, der in der Mitte des Raums steht. Ich möchte sie gerade öffnen, als mein Großvater mich daran hindert und ein Feuerzeug aus seiner Uniformjacke zieht. Ich gucke ihn irritiert an, er erklärt mir: „Reine Vorsichtsmaßnahme, das ist ein Hochfrequenzstörsender. Er stört alle Video- und Funksignale in einem Umkreis von 500 Metern, aber nur für sieben Minuten, also müssen wir uns beeilen.“ Mein Körper ist angespannt, meine Hände beginnen zu zittern, ich spüre den Deckel zwischen meinen Finger und mache einen Rückzieher. Meine Augen wandern nervös zu meinem Großvater, er nickt mir aufmunternd zu. Ich starte einen zweiten Versuch und schließlich siegt meine Neugier über meine Angst. Ich hebe langsam den Deckel hoch und lege ihn auf den Tisch. Mein Blick fällt in die Kiste, es liegen nur zwei Sachen darin. Eine CD und ein Lederarmband mit einer kleinen silbernen Libelle daran. Ich schaue meinen Großvater fragend an. Er nimmt die CD aus der Kiste, geht rüber an die Kontrollkonsole und legt sie in eine Vorrichtung. Es erscheint ein Hologrammbild von einer jungen Frau, ich weiche einen Schritt zurück und flüstere leise: „Mum.“ Die junge Frau beginnt zu sprechen: „Hallo meine Kleine. Wenn du das hier siehst werde ich schon sehr lange tot sein. Aber ich bin für dich gestorben. Die Regierung damals verbot es, dass Driver, Kinder bekommen. Die Regierung kam uns, trotz vieler Schutzmaßnahmen, auf die Schliche. Wir ließen uns dann töten, bevor sie uns dich wegnahmen. So konntest du bei deinem Großvater in Sicherheit aufwachsen und ausgebildet werden, um jetzt das zu Ende zu führen, wofür dein Vater und ich schon lange gekämpft haben.

Alles Weitere wird dir dein Großvater erklären. Zum Schluss noch eins: Trage das Armband mit der Libelle mit Stolz. Sie wird dir in den dunkelsten Momenten Kraft geben und zeigen, wem du wirklich vertrauen kannst. Ich habe dich lieb mein Engel.“ Das Hologrammbild verschwindet, mein Großvater nimmt die CD schnell von der Vorrichtung und sie schmilzt zu einem unförmigen Klumpen zusammen. Fassungslos starre ich den Klumpen an der eben noch eine CD war. Ich nehme mir nun das Armband aus der Kiste und mache es mir um mein linkes Handgelenk. Selbst in dem schwachen Licht glitzert und funkelt die kleinen Libelle ganz hell. Ohne was zu sagen macht mein Großvater das Feuerzeug wieder aus und zeigt mir, dass ich ihm nach draußen folgen soll. Ich grübele den ganzen Tag über das was passiert ist und komme nur zu einem logischen Schluss. Ich muss das zu Ende führen, was meine Eltern begonnen haben. Auch wenn mir jetzt noch nicht klar ist, was das genau sein soll.

Ich falle todmüde ins Bett. Zum aller ersten Mal seit dem Tod meiner Eltern habe ich einen traumlosen und ruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen weckt mich mein Großvater sehr früh. Ich gucke irritiert zu ihm auf, der wohl seit dem gestrigen Vorfall in der Nacht nicht mehr geschlafen hat. Er steht mit einer Tasse Kaffee an meinem Bett. Sein schon stark ergrauter Vollbart ist total zerzaust und er hat dunkle Ringe unter den Augen. Ich richte mich auf und schaue meinen Großvater erwartungsvoll an. Er setzt sich auf die Bettkante, nimmt noch einen großen Schluck aus seiner Tasse und beginnt zu reden: „Deine Eltern waren Driver und sie waren verdammt gut.“ Ich unterbreche ihn sofort und frage: „Was sind Driver?“ „Driver gibt es auf der guten und auf der bösen Seite. Sie beschaffen Informationen, indem sie große Strecken mit dem Auto zurücklegen, da durch die Kraftfelder kein Flugverkehr mehr möglich ist. Sie beschaffen sehr wichtige, zum Teil hoch brisante Information. Das muss alles persönlich und manuell passieren, da in der heutigen Zeit alle Daten die über Kabel oder Funk gesendet werden, abgefangen oder angezapft werden können. Damit so was nicht passiert, gibt es die Driver. Deine Eltern waren brillante Driver. Keiner konnte so gut fahren und sein Auto so gut beherrschen.“ Ich nicke und mein Großvater fährt fort: „Also deine Eltern waren Driver, sie habe schon die ganze Welt gesehen. Die kleine Libelle hat deine Mutter von deinem Vater geschenkt bekommen, als sie von einem Auftrag zurückkamen. Er nahm sie von hinten in den Arm und legte ihr das Armband mit der Libelle in die Hände und flüstert ihr ins Ohr. „Sie können sich lautlos fortbewegen, um ihre Beute zu fangen. Als ich das Armband sah musste ich sofort an dich denken.“ Deine Mutter hat sich umgedreht und deinen Vater geküsst. Du fragst dich bestimmt warum ich dir das erzähle?“ Ich nicke und höre gespannt meinem Großvater weiter zu. „Weil du genauso bist. Als du noch kleiner warst hast du immer Kekse von deiner Mutter geklaut. Das Besondere daran war, dass die Kekse noch auf dem Backblech lagen und deine Mutter noch in der Küche war. Doch du hast es trotzdem geschafft ungesehen in die Küche rein zu kommen, die Kekse in deine Finger zu bekommen und dann auch wieder ungesehen aus der Küche zu verschwinden.“ Ich fange an zu lächeln. Ich erinnere mich noch gut, an die Situation, wenn meine Mama dann die Kekse suchte. „Abby du musst unbedingt das zu Ende führen, was deine Eltern begonnen haben.“ „Und was ist das?“ frage ich nun schon leicht gereizt, da mein Großvater um den heißen Brei herumredet. „Ob die Rebellenformation Light-Save-Watch, kurz LSW, gemeinsame Sache mit der Regierung macht. Es gibt so viele Übereinstimmungen aber auch so viele widersprüchliche Sachen. Du musst zu den Rebellen und es herausfinden. Ich habe dir alles beigebracht was ich weiß, doch um wirklich überleben zu können, musst du noch einiges lernen.“ „Ich verstehe nicht ganz. Ich habe alle Auszeichnungen in Taktikanalyse, als beste Scharfschützin und als Profeilerin. Was muss ich denn noch lernen?“, gebe ich entrüstet zurück. „Immun gegen das Böse zu werden. Auszeichnungen und Medaillen bringen dir in Gefangenschaft herzlich wenig. Da musst du ums nackte Überleben kämpfen“, entgegnet mein Großvater ernst. Ich nicke als Zeichen, dass ich es verstanden habe. Mein Großvater schmunzelt und streicht mir eine lange braune Haarsträhne aus dem Gesicht. Er erklärt mir: „Gut, in diesem Rucksack sind alle wichtigen Sachen, die du auf deiner Reise brauchen könntest.“ Mein Großvater macht eine kurze Pause und fährt dann fort: „Du musst heute noch aufbrechen, da ich nicht weiß wie lang ich dich hier noch verstecken kann.“ Er drückt mir den Rucksack in die Hand und nimmt mich zum Abschied fest in den Arm: „Pass auf dich auf. Hier sind ein Autoschlüssel und ein Navigationsgerät, das dich zu deinem Wagen führt. Damit ich nicht weiß wohin du fährst und damit es niemand von mir erfahren kann, muss ich hier bleiben. Alles Weitere findest du im Handschuhfach. Viel Glück!“

Kapitel 2

Ich gehe nervös, an meiner Lippe kauend, mit dem Navi in der Hand durch die Straßen und folge den Anweisungen. Straße für Straße, Block für Block, führt mich das Navi immer weiter vom Stützpunkt weg. Es wird immer dunkler um mich herum. Es fahren kaum noch Autos an mir vorbei. Das Navi führt mich auf ein Feld hinaus, das direkt an einen Wald angrenzt. Das Navi meldet sich: „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Ich drücke den Öffner-Knopf am Autoschlüssel und atme erleichtert auf, als ich am Waldrand etwas blinken sehe. Ich laufe schnell hin. Der Wagen hat eine graue Lackierung, womit er in den Tunneln, die ich auf meiner Reise benutzen muss, nicht so stark auffällt. Ich fahre vorsichtig mit meiner Hand über die Karosserie, der Wagen ist genau das, was ich jetzt brauche, einen Seelenverwandten. Obwohl mir meine Eltern so früh genommen wurden, wussten sie anscheinend damals schon was ich brauche. Ich öffne die Fahrertür, lege den Rucksack auf dem Beifahrersitz und setze mich hinters Lenkrad. Der Sitz fühlt sich sehr bequem an, bestimmt Sportsitze. Ich schau mir kurz das Armaturenbrett an und öffne dann das Handschuhfach. Dort drinnen liegt ein roter Umschlag, ich öffne ihn und finde einen Zettel mit einer Adresse darauf. Ich gebe sie ins Navigationssystem ein und starte den Motor. Ich fahre langsam von dem Feld runter, sobald ich feste Straße unter dem Wagen spüre, gebe ich Gas. Durch die Kraftfelder ist kein Satellitenempfang mehr möglich, darum hat die Regierung elektronische Orientierungspunkte in die Straßen und Tunnel einbauen lassen, die ein hochfrequentes Funksignal an das Navi sendet. Durch die Triangulation kann das Navi die Position ermitteln. Das Navi ist nicht so wie die normales Navis, denn es weist mich immer darauf hin, wenn ein Wagen länger als zehn Minuten hinter mir fährt. Dass es sich um einen Verfolger handelt könnte. Dann muss ich gucken, dass ich ihn abhänge, mit den Fahrmanövern die mir mein Großvater gezeigt hat. Ich muss zweimal nachtanken, bis ich mit gemischten Gefühlen im Bauch in Williston ankomme. Hier sieht alles ganz anders aus, es ist nicht so hell wie auf der Militärbasis. Überall sind dunkle Ecken und komische Gestalten. Ich muss schlucken, als mein Navi sich mit der Information meldet: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Das Navi hat mich quer durchs Dorf geführt und nun stehe ich vor einem verlassen wirkenden Bauernhof. Ich hoffe insgeheim, dass ich beim Eingeben der Adresse einen Fehler gemacht habe und kontrolliere alles noch einmal, leider finde ich keinen Fehler. Ich öffne die Tür, um auszusteigen und stütze mich mit meiner Hand am Lenkrad ab. Ich verliere mit dem Fuß auf dem Kiesboden das Gleichgewicht und rutschte mit meiner Hand ab und hupe. Ein paar Vögel schrecken hoch, dass Hupgeräusch hallt wieder. Plötzlich aus dem Nichts kommt ein Hund angerannt, fletscht die Zähne und knurrt mich an. Ich weiche unwillkürlich ein Schritt zurück. Ich höre Schritte auf dem Kiesboden, es tritt eine merkwürdige Gestalt in das Scheinwerferlicht meines Wagens. Er trägt eine Augenklappe über dem rechten Auge und zielt mit einem Gewehr auf mich. Ich hebe meine Hände um zu zeigen, dass ich nichts zu verbergen habe. Er ist mir unheimlich. Seine zerschlissene Kleidung macht das Ganze nicht besser. Er entsichert sein Gewehr, zuckt mit seinem Kopf nach links kneift sein gesundes Auge zusammen und zieht gleichzeitig die Schulter hoch. Dabei gibt er ein schmatzendes Geräusch von sich. Und fragt mich mit einem mir fremden Akzent: „Wer bist du? Und was willst du hier?“ Um nicht erschossen zu werden, gebe ich ängstlich zurück: „Mein Name ist Abby Hope und meine Mutter Victoria Hope schickt mich.“ Im ersten Moment nimmt der Mann das Gewehr runter, doch dann zieht es wieder hoch und schießt. Ich schließe meine Augen, gebe einen spitzen Schrei von mir und frage mich innerlich: „Warum?“ Doch ich spüre keinen Schmerz und öffne meine Augen wieder. Der merkwürdige Mann hat nicht auf mich geschossen, sondern knapp an mir vorbei auf ein Wildschwein, das wohl hinter mir entlanglief. Ich lasse meine Arme sinken und atme tief durch. Er zuckt wieder mit dem Kopf nach links kneift das gesunde Auge zu, zieht gleichzeitig die Schulter hoch und gibt ein schmatzendes Geräusch von sich „Victoria schickt dich? Wie ist das möglich sie ist schon seit Jahren tot!“ fragt er skeptisch. Das Gewehr hat er zwar nicht mehr auf mich gerichtet, aber er wirkt immer noch bedrohlich. „Sie hat mir eine Hologrammnachricht hinterlassen, und mir gesagt ich solle sie aufsuchen. Warum, weiß ich nicht!“ antworte ich ihm schüchtern. Der Mann nickt dem Hund zu und dieser beschnüffelt mich. Kurze Zeit später bellt er einmal kurz und der Mann nickt erneut. Ich hole den Rucksack aus dem Wagen und folge dem Mann, obwohl mir nicht ganz wohl bei der Sache ist.

Der Hof ist dunkel und überall sind merkwürdige Geräusche. Der Mann öffnet eine Tür, ich folge ihm ins Innere des Hauses und stelle fest, dass es kein Bauernhof, sondern eine alte Militärbasis ist. Die Wände sind eintönig, der Flur ist dunkel. Ich sehe keine persönlichen Gegenstände. Fotos, Bücher oder andere Dekoration, sehr merkwürdig. Er führt mich in die Küche, wo wir uns an einem großen Küchentisch setzen. Wieder zuckt er mit dem Kopf nach links, kneift das gesunde Auge zu, zieht gleichzeitig die Schulter hoch und gibt ein schmatzendes Geräusch von sich: „Ich bin Hunter und das ist Sparks“, stellt er sich mir vor. Sparks ist sehr groß und so wie es aussieht, eine Mischung aus einem deutschen Schäferhund und einem Rottweiler. Draußen sah er so gefährlich aus, doch jetzt legt er zutraulich seinen Kopf auf meine Knie. „Warum hat mich meine Mutter zu Ihnen geschickt?“ erkundige ich mich, da ich immer noch nicht verstehe, warum sie mich gerade hierhin geschickt hat. Hunter guckt mich direkt an, doch bevor er zu sprechen beginnt macht er wieder die gleiche Abfolge der Bewegungen. Er fragt mich: „Was für einen Eindruck habe ich draußen auf dich gemacht? Sei ganz ehrlich.“ Ich vergewissere mich vorsichtig: „Ganz ehrlich?“ und er nickt. Daraufhin gesteh ich: „Wie ein Verrückter, der seit Jahren keinen Menschen mehr gesehen hat, trotzdem einen durch trainierten Körper hat.“ Er steht auf und verschwindet aus der Küche. Ich bekomme sofort wieder Panik, dass er sein Gewehr holen kann und mich dann doch erschießt. Hektisch sehe ich mich nach einer Fluchtmöglichkeit um, kann aber nichts finden. Stattdessen fällt mir auf, dass die Küche sehr spartanisch eingerichtet und überall gefliest ist. Wenn er also hier schon Menschen umgebracht hat, könnte er die Spuren ganz einfach beseitigen. Ich schrecke hoch, als ich wieder das schmatzende Geräusch höre. Doch statt den Schuss eines Gewehrs zu hören, kommt es von Hunter: „Und wie wirke ich jetzt auf dich?“ fragt er mich nun etwas vergnügt. Ich dreh mich langsam um, bin aber nicht auf das Bild vorbereitet, dass sich mir jetzt bietet. Denn er steht in einem Anzug mit Krawatte und gemachten Haaren vor mir. Ich schaue ihn mir von oben bis unten genau an und antworte dann wahrheitsgemäß: „Wie ein Bankangestellter oder ein hoch bezahlter Börsenmakler.“ Sein Kopf zuckt wieder nach links, er kneift das gesunde Auge zu, zieht gleichzeitig die Schulter hoch und gibt ein schmatzendes Geräusch von sich. „Genau, die Kleidung kann einen ganz anderen Menschen aus einem machen bzw. dich zu einem anderen Menschen werden lassen. Und genau das ist mein Spezialgebiet. Bei mir lernst du alles über Verwandlung und Täuschung!“, erklärt er mir. Ich nicke und er verwandelt sich noch ein paar Mal. Jedes Mal ist er in seiner Rolle so überzeugend, dass er auf einmal nicht mehr Gruselig wirkt, sondern eher bizarr, seltsam, absonderlich, kurz um verrückt. Nur bei so vielen Rollen, woher soll ich dann wissen, wann er selbst ist? Hunter kommt gerade wieder in die Küche und dieses Mal trägt er einen wild gemusterten und extravaganten Schlafanzug. Ich fange an zu grinsen und frage ihn: „Und wen spielst du jetzt? Einen schlafwandelnden Professor?“ Wieder kommen seine Bewegungen und sein schmatzen. Ich vermute, dass er lange unter Folter gestanden hat und er nun Ausdrucksschwierigkeiten hat und sie mit dieser gewissen Reihenfolge von Bewegungen und Geräuschen versucht zu kompensieren. Und so wurde es zu einer zwanghaften Veranlagung. „Nee, mich selbst“ antwortete er etwas gekränkt. Mir vergeht sofort das Grinsen und ich möchte mich entschuldigen, doch Hunter hebt die Hand. Seine Bewegungen und sein schmatzen macht er mit einem kleinen Grinsen und sagt: „Kleiner Tipp, wenn ich das hier trage“, er zeigt auf den Schlafanzug. „Dann bin ich ich selbst, aber auch nur dann.“ Er grinst mich an und fügt hinzu: „Ich sehe also wie ein schlafwandelnder Professor aus, interessant.“ Ich lächele schüchtern zurück, doch dann übermannt mich meine Müdigkeit und ich fange an zu gähnen. Wieder kommen seine Bewegungen und sein schmatzen: „Komm mit! Ich zeigt dir wo du schlafen kannst, denn wir haben die nächsten Tage viel vor.“ Ich stehe auf und folge ihm.

Er führt mich aus der Küche und ich folge ihm durch viele lange Flure, wo wahrscheinlich früher Soldaten geschlafen haben. Ich finde es außergewöhnlich und sonderbar, dass jede Tür geschlossen war. Und auch in diesem Flur kann ich nichts Persönliches entdecken. Ganz am Ende des Flures öffnet er eine Tür. Ich merke, dass er was sagen möchte, denn ich höre das Schmatzen und sehe aus dem Augenwinkel, wie er mit der Schulter zuckt: „Tretet ein, in ihr Schlafgemach für die nächste Zeit, my Lady. Es ist alles so eingerichtet, wie deine Mutter es gesagt hat.“ Ich schaue ihn verblüfft an und sehe mir dann das Zimmer genau an. Das Bild an der Wand zeigt ein Haus. Nicht irgendein Haus, sondern das Haus, in dem ich vor der Ermordung meiner Eltern mit ihnen gelebt habe. Hunter schließt hinter mir die Tür und lässt mich mit meinen Gedanken alleine. Ich gehe näher an das Bild heran, um es mir noch genauer anzusehen. Ich erkenne eine kleine Libelle, die in die rechte untere Ecke des Rahmens graviert wurde. Ich lasse mich auf das Bett fallen, kaue an meiner Unterlippe herum und frage mich in meinen Gedanken, was meine Mutter mir damit sagen will?! Ich bin so in meine Gedanken vertieft, dass ich es nicht merke wie ich einschlafe. Am nächsten Morgen reist mich ein ohrenbetäubender Lärm aus dem Schlaf. Ich sitze kerzengerade im Bett, halte mir die Ohren zu und versuche meine Augen zu öffnen. Doch ein grelles Licht erfüllt den Raum, meine Augen schmerzen bei jedem Lichtstrahl, der in meine Augen fällt. Abrupt hört der ohrenbetäubende Lärm auf und das Licht beginnt zu flackern. Bis es ganz erlischt. Ich weiß nicht was schlimmer ist, das grelle Licht oder die absolute Dunkelheit, in der man noch nicht mal Umrisse erkennen kann. Um jetzt nicht den Verstand zu verlieren mache ich das, was mein Großvater mir beigebracht hat, ich rufe mir ins Gedächtnis wer ich bin: „Mein Name ist Abby Hope, ich bin 18 Jahre alt und habe die Mission, das zu Ende zu führen, was meine Eltern begonnen haben.“ Um mich in der völligen Dunkelheit etwas orientieren zu können stehe ich auf und taste ich mich mit meinen Händen an der Wand entlang. Ich stelle schnell fest, dass es nicht das gleiche Zimmer ist wo ich gestern eingeschlafen bin. Das Bild fehlt und auch sonst sind die Wände sehr glatt, makellos und kalt. Ich bewege mich langsam weiter und versuche die Größe des Raumes zu erfassen. Und dabei mache ich eine leicht beängstigende Feststellung, ich finde keine Tür. Ich versuche mich damit zu beruhigen, dass ich hier ja auch irgendwie rein gekommen bin. Ich komme wieder an meinem Bett an und lasse mich erschöpft darauf fallen. Ich liege gerade und schließe die Augen, als das grelle Licht wieder an geht und dazu der ohrenbetäubende Lärm. Sofort sitze ich wieder kerzengerade im Bett und schütze mit meinen Armen meine Augen. Ich versuche langsam meine Augen an das Licht zu gewöhnen. Es dauert zwar etwas, aber nach einiger Zeit schmerzt das Licht nicht mehr ganz so stark in den Augen. Doch der Lärm raubt mir den Verstand, ich kann mich auf nichts konzentrieren. Durch das Licht kann ich aber erkennen, dass der Raum komplett weiß ist und somit das Licht noch verstärkt. Ich weiß nicht wie lange das Licht an ist, bis es plötzlich mit dem Lärm wieder ausgeht. Durch die Dauerbeschallung habe ich jetzt nur noch ein hohes Piepen auf den Ohren und meine Augen sehen immer noch hell obwohl alles dunkel ist. Von jetzt auf gleich werden meine Arme schwer, ich knicke mit den Beinen ein und verliere das Bewusstsein.

Als ich wieder zu mir komme, bin ich an einen Metallstuhl mit Handschellen gefesselt, ich bin noch etwas benebelt, doch ich versuche mir sofort wieder die wichtigsten Dinge in mein Gedächtnis zu rufen: „Mein Name ist Abby Hope, ich bin 18 Jahre alt und habe die Mission das zu Ende zu führen, was meine Eltern begonnen haben.“ Ich richte mich langsam auf und öffne vorsichtig meine Augen, doch dieses Mal ist der Raum mit normalem Licht ausgeleuchtet. Ein Metalltisch steht vor mir im Raum. Ich sehe mich weiter um und erkenne auch eine Tür und eine Spiegelglasfront. Das erste was mir in den Kopf schießt ist, Verhörraum. In dem Moment wird die Tür aufgestoßen und Hunter kommt mit einem zweiten Mann herein. Er hat einen schlichten schwarzen Anzug an und eine Akte unter dem Arm. Hunter wirkt mit seiner Augenklappe im Gesicht nicht mehr so bedrohlich, wie beim ersten Mal, aber dennoch verleiht sie ihm eine gewisse Autorität. Ich versuche mich zu konzentrieren, um den unbekannten Mann einschätzen zu können, aber ich kann mir kein Bild von ihm machen. Er lässt die Akte auf den Tisch klatschen, mein Kopf dröhnt von dem Geräusch. Ich richte mich auf, versuche mir nichts an merken zu lassen. „Miss Hope, können sie sich an ihre Tat erinnern?“ fragt mich der Fremde Mann. Er hat eine befremdliche Stimme, der ich gar nicht antworten will. Doch ich reiße mich zusammen und frage: „Welche Tat wird mir denn vorgeworfen?“ Der Mann schlägt die Akte auf und legt mir Fotos vor die Nase. Ich schüttele mit dem Kopf, um die Benommenheit los zu werden. Ich sehe mir die Fotos genauer an und muss kräftig schlucken. Auf dem einen Foto ist eine Frau, mit einer völlig deformierten Gesichtshälfte, die Kehle ist aufgeschlitzt und Blut überströmt. „Ich denke das Tatort Foto spricht für sich“, sagt der Mann und zeigt auf das Bild mit der Frau. Das Foto von dem Mann ist nicht ganz so blutig. „Ihn haben sie lediglich mit einer kleinen Handfeuerwaffe mit drei Schüssen getötet. Ein Schuss in den Kopf und zwei in den oberen Brustbereich“, sagt der Mann kühl und legt den Finger auf das andere Bild. „Können sie sich, erinnern wie es zu der Tat kam?“ fügt er hinzu. Ich schüttele mit dem Kopf, da ich mir keiner Schuld bewusst bin. Der Mann nickt Hunter zu, der daraufhin kurz den Raum verlässt. Der Mann setzt sich mir gegenüber hin und beobachtet mich. Ich bin immer noch nicht ganz klar im Kopf, dennoch versuche ich seinem Blick Stand zu halten. Eine halbe Ewigkeit vergeht bis Hunter wieder den Raum betritt. Ohne irgendetwas zu sagen, zieht er mir einen Bauwollsack über den Kopf. Ich atme ruhig weiter und versuche mir auszumalen, was jetzt passieren könnte. Viel Zeit bleibt mir nicht, eiskaltes Wasser durchnässt in Sekunden den Bauwollsack. Er legt sich eng auf mein Gesicht, ich kann kaum noch atmen. Ich bemüh mich nicht in Panik auszubrechen. In meinem Kopf gehe ich wieder die wichtigen Sachen durch. „Ich heiße Abby Hope, ich bin 18 Jahre alt und bin auf einer wichtigen Mission!“ Meine Kleidung ist schon ganz durchnässt, als mir der Sack wieder vom Kopf gezogen wird. „Sind sie sich sicher, dass sie sich an nichts erinnern können, Miss Hope?“ fragt der Mann nun wieder. Und ich schüttele mit dem Kopf. Hunter bindet mir ein Tuch über den Mund, der andere Mann stehe auf, kommt zu mir herüber, greift mit seiner einer Hand in meine Haare und zieht meinen Kopf zurück. In die andere Hand nimmt er eine große Glaskanne mit Wasser und schüttet es mir ganz langsam auf das Tuch in meinem Mund. Ich versuche durch die Nase zu atmen, damit ich nicht die Kontrolle verliere. Der Mann sieht mir die ganze Zeit in die Augen, er scheint auf etwas zu warten. Er schüttet unermüdlich immer weiter Wasser auf das Tuch, doch ich bewahre Ruhe und atme gleichmäßig durch die Nase. Ein und aus. Schließlich gibt er auf, er lässt meinen Kopf los und entfernt das Tuch von meinem Mund. Flüstert mir aber dann noch ins Ohr: „Mein Name ist nicht umsonst Mr. Hell.“ Mit einem Mal wird mir schwarz vor Augen. Als ich wieder zu mir komme, bin ich wieder in meiner Zelle. Aber mir wurde mein Freiraum genommen. Ich bin in einem Käfig eingesperrt. Er ist sehr knapp bemessen, ich kann mich nicht bewegen. Ich kann nur darin hocken und nach kurzer Zeit fangen Füße und Rücken zu schmerzen. Ich versuche eine andere Position einzunehmen, doch vergeblich. Als ich gerade denke es kann nicht schlimmer werden, fängt der ohrenbetäubende Lärm wieder an. Langsam steigt in mir Panik hoch ich versuche sie in den Griff zu bekommen, aber meine Beine fangen an zu zittern von der Haltung die mir aufgezwungen wird. Um wieder klare Gedanken fassen zu können, schlage ich mit meiner Hand gegen die Käfigwand vor mir. Der Lärm hört sofort auf, ein Mann kommt zu Tür rein, diese ist mir bis jetzt gar nicht aufgefallen. Er holt mich aus dem Käfig, legt mir Handschellen an und führt mich aus der Zelle. Ich fange langsam an zu verstehen. Sie wollen dass ich schwach werde, dass meine Persönlichkeit zerbricht und ich die Taten gestehe.

Ich werde wieder in einen Verhörraum gebracht, Mr. Hell wartet schon auf mich, doch von Hunter fehlt jede Spur. Ich sehe mich weiter im Raum um und gebe einen erstickten Schrei von mir, da ich auf das Bild, was sich mir auf einer der Wände bietet nicht vorbereitet bin. Es sind furchtbare, entsetzliche und abscheuliche Tatortfotos. „Sehen Sie sich Ihre Taten ruhig genauer an, Miss Hope“, ermuntert mich Mr. Hell. Bei dem Erklingen seiner Stimme stellen sich mir alle Nackenhaare auf. Ich gehe näher an die Fotos heran und rufe mir auf dem Weg wieder die wichtigsten Sachen in den Kopf: „Mein Name ist Abby Hope, ich bin 18 Jahre alt und habe die Mission das zu Ende zu führen was meine Eltern begonnen haben“. Ich versuche mir meine Gefühle nicht ansehen zu lassen, als ich mir die Tatortfotos ansehen. „Sie scheinen ihr Muster geändert zu haben. Sie haben es jetzt auf die Männer abgesehen. Schauen Sie mal hier“, sagt Mr. Hell und tritt neben mich. Damit mir nicht schlecht wird rede ich mir ein: „Ich war das nicht. Sie wollen nur meine Persönlichkeit damit brechen.“ Die nächsten Fotos reißen mich aus meinen Gedanken und mir wird schlecht. Ich übergebe mich in den nächst bestem Mülleimer.

Nachdem ich mich wieder beruhig habe, geht er zur nächsten Fotoserie, auf der drei Männer abgebildet sind. „Diese drei Männer scheinen es ihnen besonders angetan zu haben.“ Er zeigt auf das letzte Foto, ich muss stark an mich halten, um meinen tiefen Schock zu verbergen. Das letzte Foto zeigt mich blutverschmierten. Mein Blick ist starr und ausdruckslos in meiner linken Hand halte ich das Jagdmesser, von dem in großen Tropfen das Blut herunterläuft. Dieses kleine unscheinbare Detail, bestätigt mir, dass ich unschuldig bin, ich bin Rechtshänder. Ich sehe zu Mr. Hell und antworte kalt: „Der Täter hat unglaubliche Arbeit geleistet. Doch ich bin unschuldig.“ Ich werde sofort von zwei Wachleuten gepackt und über einen langen Flur zurück in meine Zelle gebracht. Die Zellentür fällt hinter mir ins Schloss, ich lass mich völlig erschöpft aufs Bett fallen und bin sofort eingeschlafen. Ich werde wach, da ich am ganzen Körper zittere. Die Temperatur ist rapide abgesunken und in der Zelle regnet es. Ich sehe mich im Halbdunkel nach einem trockenen Platz um, doch jeder Zentimeter der Zelle, einschließlich meiner Kleidung ist durchnässt. Das Bett ist so nah am Boden, dass ich nicht darunter kriechen kann. Ich überlege mir, ob es sinnvoll wäre, die kalte nasse Kleidung auszuziehen und entscheide mich dafür. Bis auf die Unterwäsche entledigend ich mich meiner Kleidung und im ersten Augenblick habe ich wirklich das Gefühl, dass es hilft. Mein Körper hört auf zu zittern, allerdings fällt mir im gleichen Moment auf, wie schutzlos, verletzlich und angreifbar ich mit mich damit gemacht habe. Ich versuche schnell meine Klamotten wieder anzuziehen, doch zu spät zwei Wachleuten stürmen die Zeller und zerren mich heraus. Dieses Mal bringen Sie mich in einen anderen Raum. Ich werde auf einen Metalltisch gelegt. Ich wehre mich nicht, da ich keine Chance sehe fliehen zu können. Ich werde an Händen und Füßen festgeschnallt und in eine aufrechte Position gebracht. Mir tropft das Wasser von den Haaren und läuft über meinen ausgezehrten Körper. Acht Männer betreten den Raum, ihre Augen sind durchbohrend auf mich gerichtet, sie ziehen mich mit ihren Blicken aus. Einer der Männer tritt näher an mich heran und fährt mit seiner rauen, großen Hand über meinen Bauch und Beckenknochen. Er bleibt mit dem Zeigefinger an den Bund meines Slips hängen. Ich ziehe scharf Luft ein und halte seinen erregten Blick stand nur dass meiner eiskalt und rachesüchtig ist. Die Tür wird wieder geöffnet und Mr. Hell kommt herein. „Aaaahh Miss Hope, wie geht es Ihnen? Diese Männer hier haben schon sehr lange keine Frau mehr gesehen“, sagt er mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht. Die Männer ziehen ihre Kreise enger um mich. Ich versuche mir mein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Anscheinend merkt es Mr. Hell dennoch und teilte mir mit: „Das Ganze muss nicht so ausgehen. Gestehen Sie einfach Ihre Taten.“ Ich schüttele widerwillig mit dem Kopf. „Sie lassen mir keine andere Wahl“, fügt er gereizt hinzu. Es schnippt einmal mit den Fingern, die Männer stellen sich in zwei Reihen auf und geben den Blick auf eine große Leinwand frei. „Großvater“, entfährt es mir erschrocken. Mr. Hell huscht ein siegessicheres Grinsen übers Gesicht. Ich hoffe, dass es ein Livestream ist, da mein Großvater in einem Zwinger sitzt. Die Augen mit Klebeband zugeklebt, im Mund ein Tuch, die Hände sind mit Ketten am Gitter hinter ihm befestigt. Er bewegt seinen Kopf; es scheint als hätte er etwas gehört hat. Mir fällt auf, dass auch um seinen Hals eine große Kette liegt, die ihn wohl daran hindern soll sich hinzulegen. „Lasst die Spiele beginnen“, sagt Mr. Hell und drückt einen Knopf auf einer tragbaren Konsole, die er in der Hand hält. Im ersten Moment kann ich nicht erkennen, warum er den Knopf gedrückt hat. Bis mein Großvater anfängt zu zucken, ich schaue hochkonzentriert auf die Leinwand und sehe warum. Es sind lange dünne Stäbe in den Zwinger geführt worden, es scheint irgendetwas mit Ihnen zu sein, denn mein Großvater windet sich wie eine Schlange, um von den Stabenden nicht berührt zu werden. Doch nach kurzer Zeit reichen die Stäbe soweit in den Käfig hinein, dass er sich nicht mehr wehren kann. Er hält ganz still, was mich im ersten Moment sehr verwundert. Die Stäbe verschwinden wieder und geben die Sicht auf ihre Arbeit frei. Mein Großvater ist am ganzen Körper mit Brandmalen übersät. Ich sehe eisern auf die Leinwand ohne auch nur minimal das Gesicht zu verziehen. Mein Großvater hat mir immer gesagt: „Egal in welcher Situation du bist, traue nur dir selbst und opfere dich nicht für andere.“ Mr. Hell scheint mit meiner Reaktion nicht zufrieden zu sein. Ich kann aus dem Augenwinkel sehen, wie er irgendwas auf seiner Konsole eingibt. Plötzlich wird das Bild auf der Leinwand etwas trüb. „Mal sehen wie seine Brandwunden auf den Säureregen reagieren?“ sagt Mr. Hell verächtlich. Erst ist es nur ein Sprühregen doch dann wird er zunehmend stärker. Das Tuch in seinem Mund ist schnell durchtränkt von der Säure und ich kann es nicht mehr weiter mit ansehen. „STOP, sofort aufhören. Ich gestehe alles“, schreie ich verzweifelt. Auf der Stelle ist die Leinwand dunkel und Mr. Hell kommt zu mir her rüber. „Braves Mädchen, warum nicht gleich so“, sagt er gespielt freundlich. Ich nutze die Chance und flüstert nur das er es hören kann: „Ich will trockene Kleidung und eine warme Mahlzeit. Dann bekommen Sie von mir ein umfassendes Verständnis.“ Er nickt und löst meine Fessel und ich werde von zwei Wachleuten zurück in meine Zelle gebracht. Wo schon neue Kleidung und die warme Mahlzeit für mich bereitstehen. Fertig angezogen mache ich mich über das Essen her. Ich habe gerade aufgegessen, als meine Zellentür erneut geöffnet wird, und zu meiner großen Verwunderung tritt Mr. Hell persönlich ein. „Ich hoffe es hat geschmeckt“, sagt er höflich. Beim Erklingen seiner Stimme kommt mir das Essen wieder hoch, aber ich beherrsche mich. „Ich warte auf ihr Geständnissen!“ fordert Mr. Hell. „Ich habe all diese Menschen kaltblütig ermordet“, antworte ich gleichgültig. Doch er schüttelt mit dem Kopf und gibt mir zu verstehen, dass ihm das nicht reicht. Ich erzähle nun Mr. Hell euphorisch von meinen Taten die ich angeblich begangen haben soll. Während meines Statements hat er mir kurz den Rücken zugedreht, doch beim letzten Satz dreht er sich um und ist mit zwei schnellen Schritten bei mir. Ich kann seinen Atem in meinem Gesicht spüren. Er wispert: „Und warum hast du das all diesen unschuldigen Menschen an getan?“ Und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen antworte ich ihm: „Weil ich es kann.“ Und ramme ihm mehrmals die Gabel, von meinem Essen, in den Hals. Sofort spritzt Blut an die Wände und auf mich. Ich steche solange zu bis er sich nicht mehr regt. Ich schnappe mir seine Waffe und schieße ihm zur Sicherheit noch in den Kopf. „Meine Persönlichkeit kannst du nicht brechen“, sage ich verächtlich grinsend auf ihn herab. Und laufe nun auf den Flur. Meiner Freiheit entgegen.

Mir wird wieder schwarz vor Augen, Sekunden später merke ich, wie mir jemand was von meinen Zeigefingern ab macht. Ich fasse mir mit meinen Händen ins Gesicht und ziehe mir eine merkwürdige Brille von den Augen. Langsam gewöhne ich mich wieder an das Licht, ich erkenne Hunter in seinem wild gemusterten und extravaganten Schlafanzug. „Was ist gerade passiert?“ frage ich ihn verwirrt. Hunter zuckt mit seinem Kopf nach links, kneift das gesunde Auge zu, zieht gleichzeitig die Schulter hoch und gibt ein schmatzendes Geräusch von sich und erklärt mir dann: „Ich habe dich getestet, wie du auf Folter reagierst und in wie weit du Taten gestehst, die du nicht begangen hast. Du hast von mir eine DI-Brille und eine Injektion bekommen und an deinen beiden Zeigefinger jeweils eine Klammer mit Kabeln, die die Verbindung zu diesem Analysegerät herstellen. Damit ich die ganze Zeit beobachten bzw. sehen konnte, wie du dich verhältst und wo wir noch trainieren müssen“, schließt Hunter seine Erklärung ab. „Ja, was ist eine DI-Brille?“ Frage ich interessiert. „Das D steht für Digital und dass I für Illusionen. Das heißt, dass was du gerade eben gesehen hast, ist alles von mir digital erschaffen worden.“ Ich nicke und frage neugierig „Also ist nichts von dem, was ich eben gesehen habe, wirklich passiert?“ Hunter nickt. „Und wie war ich?“ frage ich ganz aufgeregt. „Du hast hervorragende Arbeit geleistet, ich hätte nicht gedacht, dass du so Willensstark bist“, antwortet mir Hunter nach dem er wieder gezuckt hat und seine Geräusche von sich gegeben hat.

Die folgenden Tage werden zwar auch anstrengend, aber nicht so blutig und nervenaufreibend. An einem Tag bin ich eine total vermummte Kamelreiterin in der Wüste und muss bei einem Beduinenvolk, ohne entdeckt zu werden, einige hochentwickelte Waffen stehlen. Am nächsten Tag eine knapp bekleidete Kellnerin, die einem Gast seinen digitalen Kalender entwenden muss, ihn kopieren soll und dann wieder unauffällig zurück in seine Jacke tun soll. Hunter ist richtig stolz auf mich. Ich höre zuerst das Schmatzen und sehe aus dem Augenwinkel, wie er mit der Schulter zuckt und er dann zu mir sagt: „Du bist so weit, du kannst weiterreisen.“ Er reicht mir einen roten Umschlag und ich öffne ihn, merke mir die Adresse, die auf dem Zettel steht und verbrennen diesen. Ich gehe in mein Zimmer, packe meine Tasche und nehme das Bild von der Wand. Gehe wieder in die Küche wo Hunter auf mich wartet, er guckt auf das Bild unter einem Arm woraufhin ich ihn frage: „Ich würde das Bild gerne mitnehmen. Damit mir etwas bleibt, das mich an meine Eltern erinnert. Wenn das ok ist?“ Er nickt und ich verabschiede mich von ihm. Ich gehe nach draußen und Hunter pfeife einmal kurz, Sparks kommt sofort angelaufen. Ich knie mich vor ihm hin, er reicht mir seine rechte Pfote und ich gebe ihm meine rechte Hand. Er jault ganz kurz auf, ich unter drücke meine Tränen, nehme Sparks kurz in den Arm, stehe dann auf und gehe hinüber zu meinem Wagen. Ich umarme Hunter zum Abschied noch einmal und er sagt dann etwas zu mir was mich nachdenken lässt: „Vielen fällt es schwer auf ihr Herz zu hören, weil sie Angst haben was es ihnen sagt. Aber hör auf dein Herz und vertrau ihm.“ Ich setzte mich in meinen Wagen, schaue verwirrt zu Hunter. Er nickt mir zu und ich brause davon.

Kapitel 3

Zurück in der Zivilisation, fahre ich mit dem Wagen durch die Straßen von Chicago und suche mit Hilfe meines Navis die Adresse von Benjamin Bredock. Mein Navi meldest sich mit der Information: „Sie haben ihr Ziel erreicht.“ Ich parke meinen Wagen, nehme meinen Rucksack aus dem Kofferraum und gehe zum Haus mit der Nummer 11. Na super, denke ich. Das Haus mit der Nummer 11 hat circa die 60 Klingelschilder. Ich gehe systematisch vor. Von oben nach unten. Jede Reihe. Doch ein Benjamin Bredock ist nicht dabei. Bis mir ein merkwürdig aussehendes Klingelschild ins Auge fällt. „Jamin BB Dock“ Ich habe nichts zu verlieren; also klingle ich. Ohne eine Stimme zu hören ertönt der Summer und ich drücke die Eingangstüre auf. Ich gehe zum Aufzug und fahre bis ganz nach oben. Da von oben nach unten laufen einfacher ist als anderes herum, doch dazu komme ich nicht. Da die Stockwerkeknöpfe im Aufzug auch mit Namen versehen sind. Als im 30. Stock die Aufzugtür aufgeht stehe ich vor einer Tür, die so hoch gesichert ist, als ob sie den Präsidenten beschützen würde. Ich stelle meine Tasche zu Seite und guck mir die Tür genauer an. Es sieht nach einem sehr komplizierten Mechanismus aus. Ich suche nach einem Schalter um das System anzuschalten, als ich eine einfache Klingel da neben sehe. Auf die Gefahr hin, dass alles in die Luft geht. Drück ich die Klingel, doch es passiert nichts. Nach kurzer Zeit jedoch ist ein Klingelton zu vernehmen. Ich höre Schritte hinter der Tür, eine krächzenden Stimme fragt mich: „Wer bist du? Und was willst du hier?“ Ich schlucke und antworte: „Mein Name ist Abby Hope und meiner Mutter Victoria schickt mich.“ Ich höre einige merkwürdige Geräusche, bis sich plötzlich die Tür öffnet. Ich erschreck mich und gehe einen Schritt zurück, da mich etwas sehr Merkwürdiges anschaut. Er muss wohl nicht sehr gut sehen können, da er riesige Vergrößerungsgläser vor den Augen hat. Dementsprechend sind die Augen riesig. Er sieht aus wie eine Eule. Er ist auch nicht sehr groß, er sieht aus wie ein kleiner verrückter Professor. Er schaut zu mir hoch und sagt: „Ich bin Professor Dr. Benjamin Bredock.“ Ich reiche ihm die Hand und erwidere: „Ich bin Abby Hope.“ „Komm rein Abby, damit wir uns in Ruhe unterhalten können“, sagt Professor Dr. Benjamin Bredock und winkt mich hinein. Ich folge ihm in die Wohnung, er führt mich ins Wohnzimmer, zeigt auf die Couch und gibt mir zu verstehen dass ich mich setzen soll. Professor Dr. Benjamin Bredock verschwindet und kommt kurze Zeit später mit Getränken zurück. Er schenkt mir was zu trinken ein „Du bist ja nicht ohne Grund hier und du hast auch bestimmt viele Fragen. Doch die meisten werde ich dir nicht beantwortet können. Ich weiß nur so viel, dass ich dir ein paar Erfindungen zeigen soll und welche mitgeben soll, wovon ich glaube, dass du sie auf deinem weiteren Weg gebrauchen kannst“, lässt er mich wissen. Auf einmal blitzt es lila und wir sitzen im Dunklen, der Professor fängt an zu fluchen: „MATT, muss das schon wieder sein.“ Er geht zum Lichtschalter und macht das Licht wieder an, doch eine Birne ist kaputt. Ich stehe auf und sage: „Warten sie ich werde ihnen einen Stuhl holen.“ Ich verlasse das Wohnzimmer und suche die Küche, nehme mir einen Stuhl vom Esstisch und gehe zurück ins Wohnzimmer. Doch vom Professor fehlt jede Spur, bis ich plötzlich einen Schatten auf dem Boden entdecke. Ich gucke hoch und sehe den Professor am Kronleuchter hängen. Er schaukelt mit ihm hin und her. Er guckt zu mir hinunter. Als der Professor mich so an schaut, sieht er mit seinen Lupenbrillengläser und in Anbetracht der Tatsache, dass er am Kronleuchter hängt, wie eine Eule aus. Ich kann nicht anders, ich muss anfangen zu Lachen. „Was ist denn hier los? Grandpa, was machst du schon wieder am Kronleuchter. Komm sofort runter. Die Dame hier ist bestimmt sehr nett und möchte dir Keinen mit dem Stuhl überziehen“, höre ich eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und sehe einen verdammt gut aussehenden Typ. Er ist groß, durchtrainiert und um die zwanzig. Er guckt mich peinlich berührt an und sagt entschuldigend: „Es tut mir leid, aber leider hängt mein Grandpa ständig da oben am Kronleuchter, da er panische Angst vor Stühlen hat.“

„Grandpa, komm da jetzt endlich wieder runter“, sagt der gut aussehende Typ gereizt. Der Professor lässt los und landet auf der Couch. „Matt das ist Abby Hope, sie wird diese Nacht bei uns bleiben und ein paar unserer Erfindungen ansehen“, sagt der Professor zu seinem Enkel. „Kann es sein das ich dich schon irgendwo mal gesehen habe?“ fragt Matt mich. „Nicht das ich wüsste“, antworte ich und denke, was für ein dämlicher Anmachspruch. „Ok, du kommst mir nur so bekannt vor. Dann komm mal mit, damit ich dir ein paar Erfindungen zeigen kann“, sagt Matt und ich folge ihm. Nach dem Anmachspruch zwar nur widerwillig, aber die Neugier ist zu groß. Die Wohnung ist riesig und man hat eine tolle Aussicht auf die Stadt. „Das ist unsere neuste Erfindung“, erklärt er mir und reicht mir zwei Kontaktlinsen, ich gucke ihn fragend an und erkläre weiter: „Auf der Kontaktlinse befindet sich eine Gesichtserkennungssoftware, die jedes Gesicht identifizieren kann. Die Ergebnisse siehst du entweder auf der Windschutzscheibe, wenn du im Auto sitzt. Wenn du draußen unterwegs bist schickt es dir die Daten auf dein Handy“ „Wow, das ist ja echt cool.“, ich finde diese Kontaktlinse wirklich faszinierten. So doof ist er wohl doch nicht, überleg ich mir. „Die kann ich bestimmt auf einer weiteren Reise gut gebrauchen“, füg ich hinzu. Matt nimmt die Kontaktlinsen packt sie ein und sagt: „Wir haben noch mehr davon hier nimmt sie mit du hast bestimmt recht. Soll ich dir noch was anderes Interessantes zeigen? Es ist zwar noch nicht ganz fertig, aber fast.“ Ich nicke und er führt mich noch ein Stück weiter in den Raum hinein. Matt bleibt vor einem sonderbaren viereckigen Kasten stehen, doch bei näherem Hinsehen, sieht er aus wie ein Staubsauger. „Das ist ein Memory-Cleaner. Er saugt Gedanken für immer aus deinem Kopf und vernichtet sie sofort.“ Ich nicke interessiert und er schaltet ihn an, das Licht fängt an zu flackern. Ich höre ein saugendes Geräusch. Plötzlich sprühen überall Funken, und Matt fängt an zu schreien und zu zittern. Es sieht so aus, als ob er in dem Stromkreis des Memory-Cleaners hängt. Ich suche nach einem Stromstecker und ziehe ihn raus. Das Licht ist wieder normal, der Memory-Cleaner aus und Matt liegt auf dem Boden. Ich gehe zu ihm rüber und spreche ihn vorsichtig an: „Matt kannst du mich hören, wie geht es dir. Matt!“ Er stöhnt und mein Herz macht einen kleinen Satz. Er richtet sich langsam auf und sagt wutschnaubend: „Verdammt, das ist jetzt schon das dritte Mal dass das passiert. So ein Scheiß und ich weiß nicht was ich falsch mache.“ Matt rappelt sich auf und schickt mich ins Wohnzimmer und kommt kurze Zeit später mit zwei Gläsern und Sekt nach. Er füllt die Gläser und wir stoßen an und nehmen jeder einen Schluck. „Ich weiß, dass es sich jetzt kindisch anhört, aber da du mein Leben gerettet hast. Bei meiner Familie ist das so, dass wenn man ein Leben rettet, Blutsbrüderschaft geschlossen wird. Wenn das für dich ok ist?“ „Was muss man denn da machen?“ frage ich vorsichtig. „Wir schneiden uns jeweils in den rechten Daumen, drücken sie dann gegen einander und durch das vermischen des Blutes sind wir dann Blutsbrüder.“ Ich überlege kurz und stimme dann zu. Matt holt zwei kleine Messer aus einer Schublade und reicht mir eins davon. Wir schneiden uns gleichzeitig in den eigenen Daumen und warten kurz bis es blutet, dann drücken wir sie kurz gegen einander und Matt nickt. Danach drücke ich selbst auf meinen Daumen und frage Matt nach einem Pflaster.

Als Matt fürsorglich meinen Daumen verarztet hat, schaltet er den Fernseher ein, es kommen gerade Nachrichten. Eine Eil-Meldung! „So eben wurden fünf schwer verwundete Driver der Regierung gefunden. Laut eigenen Aussagen, sollen die Rebellen sie so zugerichtet haben“, verkündet die Nachrichtensprecherin. Matt stellt wütend sein Glas auf den Tisch und schnaubt: „Das kann doch wohl nicht wahr sein, die Regierung wird auch immer primitiver. Jetzt setzen sie schon ihre eigenen Leute aufs Spiel.“ Ich sehe ihn verwirrt an und er erklärt mir: „So wie die aussehen, wurden die nicht von Rebellen geschnappt. Denn die würden sie nicht laufen lassen und wenn doch nicht in einem so guten Zustand.“ Ich sehe verdutzt zum Fernseher wo gerade noch mal die Fotos von den verletzten Drivern gezeigt werden und ich frage mich wie schlimm würden sie aussehen wenn Rebellen sie geschnappt hätten. Matt reißt mich aus meinen Gedanken: „Wie kommt es eigentlich, dass du heute bei uns übernachtest. Mein Grandpa ist in solchen Sachen sehr streng“, fragt er grinsend. Ich zucke mit den Schultern und antworte: „Ich hab ihm nur gesagt das meine Mutter mich geschickt hat. Alles Weitere hat er von alleine endschieden.“ „Das ist ja interessant. Nicht falsch verstehen ich hab gerne so hübschen Damenbesuch bei uns. Du musst nur wissen, das passiert sonst alle Jubeljahre einmal. Aber verwundern tut es mich trotzdem“, gibt Matt zu. Ich schaue verlegen zur Seite und ein brennendes Gefühl macht sich in meinem Körper breit. Ich muss gähnen und Matt führt mich zu dem Zimmer wo ich heute Nacht schlafen kann.

Am nächsten Morgen werde ich früh wach, mein Daumen pocht noch ein bisschen. Ich stehe auf suche das Badezimmer und mache mich erst mal frisch. Als ich aus dem Bad komme, steigt mir frischer Brötchengeruch in die Nase und ich folge ihm bis in die Küche. Dort liegt ein Zettel für mich, danebenliegt ein roter Umschlag und eine kleine Vase in die eine Libelle ein graviert ist. Auf dem Zettel steht „Lass dir das Frühstück schmecken, die Vase ist für dich ein Geschenk von uns. Mussten leider weg. Gruß Matt.“ Ich nehme mir ein Brötchen mache das Frühstück, und öffne anschließend, während ich das Brötchen esse, den Umschlag. Ein Zettel befindet sich darin auf dem eine Adresse steht und der Name Isabella Brown. Schade ich hätte mich gerne bei Matt verabschiedet, denke ich. Doch dann komm mir in den Sinn, warum eigentlich kennst du ihn kaum. Ich schüttele mit dem Kopf, um diese wirren und seltsamen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Ich Frühstücke zu Ende, packe meine Sachen und mache mich auf den Weg zu Isabella Brown.

Kapitel 4