Rauhnachtgewitter - Pfefferminzia Beltane - E-Book

Rauhnachtgewitter E-Book

Pfefferminzia Beltane

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Beschreibung

Wenn die Rauhnächte anbrechen und der kalte Wind durch die verschneiten Gassen des Harzes pfeift, erwacht die uralte Macht der Frau Percht. Mit ihrem Gefolge wandelt sie auch durch die Gassen des kleinen Harzörtchens Stolberg, auf der Suche nach den Seelen, die ihren alten Gesetzen trotzen. Sie wird fündig, bei Caro, einer jungen Harzbewohnerin, die meist ihre eigenen Wege geht und nicht viel von den alten Riten und Bräuchen hält. So bringen die Nächte dem Harz nicht nur Frost und Schnee, sondern auch den grausamen Zorn der Frau Percht und ihrem Gefolge. Niemand ist sicher vor ihrem Urteil, wenn die Grenzen zwischen den Welten dünn werden und die Geister vergangener Zeiten ihren Weg zurückfinden.

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Impressum:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Veröffentlicht bei Infinity Gaze Studios AB

1. Auflage

Oktober 2024

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2024 Infinity Gaze Studios

Texte: © Copyright by Pfefferminzia Beltane

Cover & Buchsatz: V.Valmont @valmontbooks

Illustrationen: V.Valmont @infinitygazestudiosab

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von Infinity Gaze Studios AB unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.

Infinity Gaze Studios AB

Södra Vägen 37

829 60 Gnarp

Schweden

www.infinitygaze.com

 

Rauhnachtgewitter

Im Zorn der Frau Percht

 

Pfefferminzia Beltane

 

 

Rauhnachtgewitter

Im Zorn der Frau Percht

 

Ein eisiger Ostwind blies durch die Straßen des kleinen Harzstädtchens Stolberg. Eine dünne Schneedecke hatte sich in den letzten Tagen über die mittelalterlichen Fachwerkhäuser gelegt; der raue Wind blies die weiße Pracht nun quer durch den Ort. Die Kirchturmuhr schlug zwei Mal und unterbrach die gespenstische Stille im sonst so belebten Städtchen.

Die Straßen und Gassen waren nahezu menschenleer an diesem frühen Nachmittag des 15. Januars. Dies lag nicht am harztypischen Winterwetter, bei dem man lieber zu Hause am Kamin saß. Die meisten Bewohner Stolbergs waren zu dieser Stunde auf dem kleinen Friedhof am Rande der Stadt.

Für das malerische Zechental im Hintergrund hatte gerade niemand ein Auge, die etwa 70 Anwesenden lauschten in diesem Moment Pfarrer Samuel Gründling, der hinter einem offenen Grab das Vaterunser betete.

Vor dem Grab stand, vor Kälte und Trauer zitternd, eine junge Frau, die sich fortwährend ihre Tränen aus dem Gesicht wischte. Hertha Feldmann, eine recht korpulente Pensionärin, hatte die junge Frau mit ihrem rechten Arm umschlungen und versuchte, ihr Halt zu geben. Während der Pfarrer sein Gebet fortsetzte und im Anschluss noch einige wohlmeinende Worte zur Verstorbenen an die Trauergemeinde richtete, zog Hertha Feldmann die aufgelöste junge Frau stärker an sich. Hertha hatte die Befürchtung, sie würde in ihrer Verzweiflung zusammenbrechen. Pfarrer Gründling sprach seinen Segen, und beim Gesang des Kirchenchors wurde der hellbraune Sarg langsam in die Tiefe gelassen. Die junge Frau, noch immer von Hertha Feldmann gestützt, warf mit zitternden Händen eine weiße Rose auf den Sarg und verharrte an der offenen Grabstelle.

 

Hertha ließ sie einen Moment gewähren, zog sie dann aber sanft zur Seite.

„Komm, Isabell … komm“, flüsterte sie leise. Willenlos folgte die Angesprochene der resoluten Dame, nicht ganz undankbar für deren Unterstützung.

Die übrigen Trauergäste erwiesen der Verstorbenen der Reihe nach die letzte Ehre, verabschiedeten sich mit einem Grabsträußchen, einer Schaufel Erde oder einem kurzen Nicken und traten danach zur Seite. Isabell war unter die alte Eibe getreten und nahm wie in Trance die Beileidsbekundungen der Stadtbewohner entgegen. Die Worte hörte sie kaum, sie waberten ihr wie Nebelschwaden um den Kopf. Die Gesichter der Leute erschienen ihr durch ihre verweinten Augen nur schemenhaft. Obwohl sie jeden einzelnen seit ihren Kindertagen kannte, wirkten sie heute alle wie Fremde auf sie.

„Isa … Kindchen, es tut mir so entsetzlich leid!“ Irma Lenz, die Leiterin des Kirchenchors, drückte der Trauernden die Hand. „Ich bin noch immer erschüttert! Wie konnte das nur … Viel Kraft, mein Kind!“

Sieglinde Zimmermann, die Inhaberin des gemütlichen Cafés in der Innenstadt, nahm die schluchzende junge Frau in die Arme. „Mein herzliches Beileid, Isabell. Ich habe fast keine Worte …“ Isabell ließ sie gewähren, hauchte ein leises „Danke“ und löste sich dann aus der Umarmung.

Es verging über eine Stunde, bis alle Anwesenden der Hinterbliebenen kondoliert hatten. Die vormals lange Schlange war auf eine letzte Person geschrumpft: Pfarrer Samuel Gründling. Alle anderen hatten den Heimweg angetreten.

Der Pfarrer nahm wortlos die eiskalten Hände der völlig verzweifelten Isabell. „Mädchen, komm, wir trinken noch eine Tasse Tee. Du solltest jetzt nicht alleine sein. Ich mache mir Sorgen!“ Isabell atmete tief und nickte. „Gut, Herr Pfarrer. Ich begleite Sie.“

Die Dämmerung setzte ein, und Isabell ließ einen letzten Blick über die noch offene Grabstelle schweifen, hauchte einen Kuss auf ihre rechte Hand, den sie dann in Richtung Grab schickte. „Mach’s gut, Schwesterherz. Ich vermiss' dich jetzt schon.“

9 Monate zuvor

 

„Mensch Caro, jetzt mach schon, du kommst schon wieder zu spät!“ Wütend hämmerte Isabell an die Tür ihrer Zwillingsschwester. Die Uhr in der Küche zeigte zehn Minuten nach 6.00 Uhr an; eigentlich hätte Caro um 6.00 Uhr aufstehen sollen. Aber wie immer fand sie nur mühsam den Weg aus dem Bett. Sie war in dieser Woche bereits zwei Mal zu spät zur Arbeit gekommen, was ihren Chef zu einem Zornesausbruch getrieben hatte, denn ihretwegen konnte eine Fuhre Holz nicht pünktlich das Sägewerk in Rottleberode verlassen.

---ENDE DER LESEPROBE---