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**Die Hexenkräfte sind erwacht** Die Ravenhall Academy ist für die junge Hexe Lilly Campbell inzwischen zu einem Zuhause geworden. Einem Zuhause, das sie am liebsten nicht mehr verlassen würde, doch die dramatischen Ereignisse in der magischen Welt führen sie nach Irland. In der einzigartigen Halloweenstadt Rathcroghan angekommen, trifft sie auf den charmanten Ryan, der ihr die Geheimnisse dieses mysteriösen Ortes näherbringt. Aber Lilly muss bald feststellen, dass in den Tiefen der Wälder Irlands Geister und dunkle Mächte ihr Unwesen treiben. Diese stellen nicht nur ihre Hexenkräfte auf die Probe, sondern sorgen auch dafür, dass sie erneut auf Jason trifft, der ihr Herz noch immer schneller schlagen lässt. Persönliche Leseempfehlung von der Autorin Stefanie Hasse: »Eine romantische Academy-Geschichte in einem zauberhaften Setting, in dem man sich sofort zu Hause fühlt!« //Dies ist der zweite Band der magischen Romantasy-Dilogie »Ravenhall Academy«. Alle Romane der zauberhaften Academy-Fantasy: -- Band 1: Verborgene Magie -- Band 2: Erwachte Magie// Diese Reihe ist abgeschlossen.
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Seitenzahl: 493
Veröffentlichungsjahr: 2023
ImpressDie Macht der Gefühle
Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.
Wer nach Geschichten zum Mitverlieben in den beliebten Genres Romantasy, Coming-of-Age oder New Adult Romance sucht, ist bei uns genau richtig. Mit viel Gefühl, bittersüßer Stimmung und starken Heldinnen entführen wir unsere Leser*innen in die grenzenlosen Weiten fesselnder Buchwelten.
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Julia Kuhn
Ravenhall Academy: Erwachte Magie
**Die Hexenkräfte sind erwacht**
Die Ravenhall Academy ist für die junge Hexe Lilly Campbell inzwischen zu einem Zuhause geworden. Einem Zuhause, das sie am liebsten nicht mehr verlassen würde, doch die dramatischen Ereignisse in der magischen Welt führen sie nach Irland. In der einzigartigen Halloweenstadt Rathcroghan angekommen, trifft sie auf den charmanten Ryan, der ihr die Geheimnisse dieses mysteriösen Ortes näherbringt. Aber Lilly muss bald feststellen, dass in den Tiefen der Wälder Irlands Geister und dunkle Mächte ihr Unwesen treiben. Diese stellen nicht nur ihre Hexenkräfte auf die Probe, sondern sorgen auch dafür, dass sie erneut auf Jason trifft, der ihr Herz noch immer schneller schlagen lässt.
Der finale Band der SPIEGEL-Bestseller Fantasy Dilogie »Ravenhall Academy«!
Wohin soll es gehen?
Buch lesen
Vita
Landkarte
Buch der Schatten
Lillys Playlist
© Selina Marie Photography
Julia Kuhn wurde 1996 in Süddeutschland geboren und lebt auch heute noch dort mit ihrem Ehemann. Wenn sie nicht gerade an neuen Geschichten schreibt oder Welten in Büchern entdeckt, tanzt sie stundenlang durch den Nebel und lauscht dem herunterprasselndem Regen und dem Flüstern des Windes.
Auf ihrem Instagram- und TikTok Account @july_reads teilt sie Buchempfehlungen und erzählt über ihren Alltag als Autorin. Sie ist bekannt für ihre Storys über kalte Herbsttage, Halloween, Vollmond-Vibes und für die Liebe zu ihrer Herzensstadt London.
Für meinen Papa.
Danke, dass du immer für mich da bist und an meiner Seite gekämpft hast, wenn ich zu fallen drohte.
Lillys Playlist für Irland
Lose You Now – Lindsey Stirling, Mako
Take Me Home – BUNT., Alexander Tidebrink
This Is Halloween – The Citizens of Halloween
Spooky, Scary Skeletons, Undead Tombstone Remix – Andrew Gold
St. Patrick’s Day – Freccero
Guardian – Lindsey Stirling
He’s A Pirate – David Garrett
Remember Our Summer – Frogmonster
OMG – LUNAX, Maxim Schunk
Lost In You – Harris & Ford, Maxim Schunk
Come With Me – W&W, Harris & Ford, Special D.
Dreams – Harris & Ford, AXMO, Sarah de Warren
Misfit – Lonely Spring
Concert for Aliens – Machine Gun Kelly
The Fall And The Rise – Sum 41
Kapitel 1
Wer in der Kunst der Magie sein Geschick unter Beweis stellen möchte, versucht sich im Brauen von Hexentränken. Diese stellen schon seit Jahrhunderten einen essenziellen Bestandteil der magischen Hexengemeinschaft dar. Und nur der, der auch das ganze Spektrum an Tränken herzustellen vermag, erweist sich seiner Gabe als würdig.
Auszug Grimoire – Kapitel 96
Blanke Panik machte sich in mir breit. Ich wollte schreien, schaffte es aber nicht. Das Gefühl zu fallen überwältigte mich …
»Mutter, du und deine Hexentränke!«
… Stück für Stück gab ich mich der Erschöpfung hin. Ich konnte nicht länger gegen den Schmerz ankämpfen, der mich innerlich zu verbrennen drohte …
»Es wird helfen, Grace. Habe nur etwas Geduld.«
… Verschwommen nahm ich wahr, wie starke Arme mich hochhoben …
»Nun gut, aber sollte sie nicht bald aufwachen, bringe ich sie in ein richtiges Krankenhaus, das schwöre ich dir!«
… »Du schaffst das. Bleib stark, kleiner Sherlock!« …
Sherlock …
Jason …
Abrupt öffnete ich die Augen und versuchte mich von der verführerischen Dunkelheit loszureißen, die mich bisher umschlungen hatte. Ich kämpfte erbittert gegen sie an, aber meine Augenlider schienen Tonnen zu wiegen. Langsam driftete ich zurück in die Schwärze, ließ mich fallen, verlor jegliches Gefühl für Raum und Zeit. Doch irgendwann – es konnten Minuten oder auch Jahre vergangen sein – drangen wieder dumpf Geräusche an mein Ohr. Es klang nach Schritten und einer schweren Tür, die ins Schloss fiel. Normalerweise hätte ich dem keine große Beachtung geschenkt, aber irgendwas in mir wollte der Person folgen, schrie mich an, die Augen wieder zu öffnen. Und auch wenn es mir wie das Schwerste vorkam, was ich in meinem ganzen Leben hatte tun müssen, kämpfte ich erneut, ließ die Dunkelheit hinter mir und hob langsam meine Lider.
Das Erste, was ich wahrnahm, war ein seltsames Piepsen. Gegen die Helligkeit anblinzelnd, versuchte ich meinen Kopf zu heben, um besser sehen zu können. Doch sofort durchfuhr mich ein gleißender Schmerz, der mich aufstöhnen ließ. Ich sank wieder zurück und erst als die Schmerzwelle abgeklungen war, realisierte ich, wo ich mich befand. Schlagartig prasselte alles auf mich ein. Die Walpurgisnacht! Jasons Verlobung! Meine entfaltete Magie!
Das Piepsen wurde schlagartig lauter.
Aber wieso war ich an diesem Ort? Auf der Krankenstation der Ravenhall Academy? Verwirrt schaute ich mich um. Und die wohl wichtigere Frage: Wie lange war ich schon hier? Plötzlich knarzte eine Tür. Abrupt drehte ich meinen Kopf in die Richtung und starrte in ein grünes Augenpaar, das meinem so ähnlich war.
»Mum?«, krächzte ich heiser.
»Gott sei Dank, du bist wach!« Meine Mum eilte zu mir hinüber, setzte sich auf den Rand meines Betts und legte ihre Hand sanft auf meinen Unterarm.
»W-was machst du hier?« Verwirrt runzelte ich die Stirn.
»Liebling, ich weiß –« Weiter kam sie jedoch nicht, denn in diesem Moment trat meine Grandma in einem langen dunkelblauen Gewand mit goldenen Monden über die Türschwelle. Dicht gefolgt von Mrs Blueberry, die bei meinem Anblick lospreschte und mit einem Satz auf meinem Bett war. Fröhlich wedelte sie mit dem Schwanz, während sie mir einmal quer übers Gesicht schleckte. Ich drückte meine Nase gegen ihr weiches, goldenes Fell und sog den Duft nach zu Hause tief ein. Ein weiteres Mal stupste sie mich an, bevor sie sich eng an mich kuschelte.
Grandma war unterdessen neben meine Mum getreten und sah mich lächelnd an. »Du bist endlich wach! Hat der Mitternachtsblütentrank also sein Werk vollbracht.«
»Mutter, das ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um über deine unnützen Kräuterkunde-Heilmittel zu spekulieren«, fuhr Mum dazwischen.
»Mein Kind, der Mitternachtsblütentrank ist bekannt für seine heilende Wirkung und wie du nun sehen kannst, hat er geholfen«, tadelte Grandma sie.
»Wie bin ich überhaupt hier gelandet?«, versuchte ich zwischen den sich anbahnenden Streit der beiden zu gehen. Gedankenfetzen von dem Verhexten Wald und meinem Zusammenbruch liefen wie ein verschwommener Film vor meinem inneren Auge ab.
»Deine Magie hat sich entfaltet und dich gleichzeitig überwältigt«, erklärte Grandma, während sie unter ihrem Gewand eine kleine Phiole hervorzauberte und mir reichte. »Trink das hier, Liebes. Es wird dir zu mehr Kraft verhelfen.«
Zaghaft nahm ich die Glasflasche entgegen, zog den Korkenverschluss ab und beäugte den Inhalt misstrauisch. Kleine Blubberbläschen und Rauchschwaden stiegen aus der Flüssigkeit empor. »Grandma, was ist das?«
»Na, ein Achilleatrank!«
Ich kniff die Augen zusammen, während ich das Gebräu an meine Lippen setzte und in einem Zug runterkippte. Automatisch schüttelte ich mich, in der Annahme, dass dieser Trank mindestens genauso widerwärtig schmecken würde, wie er aussah. Doch ganz im Gegenteil. Ein süßlicher Geschmack explodierte in meinem Mund und gleichzeitig durchströmte eine angenehme Wärme meine schweren Glieder. Binnen Sekunden fühlte ich mich besser.
»Was ist in der Walpurgisnacht geschehen? Ich erinnere mich nur noch an Bruchstücke.«
»Fürchterliche Dinge, Liebes.« Grandmas sonst so warme Stimme nahm einen traurigen Unterton an.
Mein Blick glitt von Grandma zu Mum, die starr aus dem großen Sprossenfenster schaute. Das Licht der Sonne, die vereinzelte Strahlen über die Baumkronen hinweg durch das Fenster warf, verlieh ihren rötlichen Locken einen goldenen Schimmer.
»Nachdem du zusammengebrochen bist, haben wir –«
»Mutter, es ist genug!«, unterbrach meine Mum Grandma erneut. »Sie muss sich ausruhen und zu Kräften kommen, das hat erst einmal oberste Priorität.« Mum stand auf und lief zur Tür. »Kommst du nach? Ich möchte etwas mit dir besprechen. Später schaue ich noch mal nach dir, Lilly«, schob sie noch hinterher, bevor die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
»Weshalb ist sie hier?« All die Fragen in meinem Kopf bereiteten mir Kopfschmerzen. Die Kraft des Achilleatranks verlor bereits seine Wirkung. Zumindest fühlte es sich so an.
Nachdenklich schaute mich Grandma aus ihren warmen braunen Augen an, während sich Sonnenstrahlen in dem rundlichen Glas ihrer Brille spiegelten. »Liebes, sie macht sich Sorgen um dich.«
Prompt schüttelte ich den Kopf. »Nein, das ist es nicht.«
Ich spürte die aufflackernde Erkenntnis in jeder Faser meines Körpers. »Ihr verschweigt mir etwas.«
Grandma seufzte auf, beugte sich zu Mrs Blueberry hinunter und streichelte sanft über ihr Fell.
»Lilly, du bist eine Hexe, an Vollmond in der Walpurgisnacht geboren«, sprach sie die Worte aus, die ich mittlerweile verinnerlicht hatte. In den letzten Wochen hatte ich versucht mich mit diesem Schicksal abzufinden, auch wenn ich noch immer nicht ganz verstand, was das für mich bedeutete.
»Deine Magie ist stark. Zu stark. Lernst du nicht sie zu kontrollieren, wird sie dich von innen heraus zerstören.«
»W-wusstest du das schon vor meiner Magieentfaltung?«, fragte ich verunsichert das Erste, was mir durch den Kopf schoss.
»Es war eine Ahnung, an die ich nicht denken wollte. Bei jeder Vollmondhexe ist diese besondere Magie unterschiedlich stark ausgeprägt.«
»Was bedeutet das für mich?«
»Das bedeutet, dass du deine Magie trainieren musst.«
Ich runzelte die Stirn. »Das tue ich doch hier, an der Ravenhall Academy. Wozu sonst musste ich mein altes Leben hinter mir lassen …« Ich stockte und blickte zu Grandma, die ihren Kopf schüttelte.
»Ich habe lange darüber nachgedacht, was die beste Vorgehensweise ist, und auch mit dem Kollegium hier darüber gesprochen.« Kurz machte sie eine Pause, als würde sie abwägen, wie viel sie mir erzählen konnte. »Du wirst eine alte Freundin von mir besuchen. Sie ist ebenfalls wie du.«
Wie du. Grandmas Worte hallten in meinem Kopf wider. Als wäre ich etwas Besonderes. Anders als die anderen. »Du meinst nach Schulende oder am Wochenende?« Die Unsicherheit in meiner Stimme ließ sich nicht komplett unterdrücken.
»Leider nein. Amelia lebt in Irland und erwartet dich dort, Lilly.«
»Irland?!« Mir klappte der Unterkiefer nach unten. Was sollte ich denn in Irland? Und das mitten im Schuljahr.
Grandma nickte. »Amelia ist eine begabte Hexe. Sie wird dich lehren, was es heißt, über diese besondere Art der Magie zu verfügen.«
»Aber ich gehe hier auf die Ravenhall Academy! Du kannst mich doch nicht schon wieder aus meinem Leben reißen!« Panik machte sich in mir breit. Ich wollte nicht weg. Kein weiteres Mal.
»Es tut mir leid, Liebes. Aber dein Aufenthalt in Irland wird von überschaubarer Dauer sein«, erwiderte Grandma seufzend.
»Sicher hat Mum versucht dich von diesem Plan abzuhalten«, sagte ich mit hochgezogener Augenbraue. Wenn sie nicht einmal wollte, dass ich an der Ravenhall Academy war, würde sie mit Sicherheit nicht akzeptieren, dass ich nach Irland zu einer fremden Hexe reiste.
»In der Tat. Aber es führt kein Weg daran vorbei. Da du nun wieder bei Bewusstsein bist, werde ich Amelia darüber informieren, dass du bereits übermorgen zu ihr nach Irland reisen wirst.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, klopfte es an der Tür. Grandma überwand die geringe Distanz, öffnete sie und drehte sich noch einmal zu mir um. »Ich glaube, hier will dich jemand besuchen.«
Im nächsten Moment tauchte hinter ihr ein schwarzhaariges Mädchen mit lavendelfarbenen Augen auf, das ich mittlerweile meine beste Freundin nennen konnte. Mit einem Zwinkern in meine Richtung verschwand Grandma durch die Tür.
»Und ich dachte, ich hätte lange gedöst!« Lächelnd setzte sich Elanor auf den Stuhl direkt vor dem großen Sprossenfenster.
»Moment mal, wie lang war ich denn im Dornröschenschlaf?«
»Ganze vier Wochen!«, verkündete sie mit einem breiten Grinsen.
Ich riss die Augen auf, was direkt dazu führte, dass der gleißende Schmerz zurückkehrte. »Vier Wochen?!«
Elanor nickte, während sie gedankenverloren an der Kette ihres Freunds Elijah herumspielte. »Ja, dafür hat ein Trank gesorgt, der deinem Körper die Zeit gegeben hat, sich zu erholen. Aber keine Sorge, es war immer abwechselnd jemand bei dir. Mrs Blueberry ist nur widerwillig von deiner Seite gewichen. Und selbst wenn wir sie für einen kurzen Spaziergang vor die Tür bekommen haben, hat sie so lange gejault, bis sie wieder bei dir war.«
Wie um die Worte meiner Freundin zu unterstreichen, nieste meine Gefährtin einmal. Elanors Anwesenheit ließ mich wieder an die Walpurgisnacht denken.
Was hatte mir Grandma vorhin sagen wollen, bevor Mum sie unterbrochen hatte? Ich erinnerte mich zwar an vieles, auch daran, dass Jason sich während des großen Hexenfeuers mit Vicky verlobt hatte, aber ein Puzzleteil fehlte, ich kam nur nicht drauf, welches.
»Elanor, was ist in der Nacht passiert?« Je mehr ich über all das grübelte, desto stärker wurden meine Kopfschmerzen.
»Es war schrecklich, Lilly.« Meine Freundin schaute seltsam bedrückt aus dem Fenster. Gefühlt verstrichen Minuten, bis sie mich wieder ansah. »Mr Brown ist tot.«
Ich hörte die vier Worte, dennoch dauerte es eine Weile, bis ich wirklich realisierte, was sie bedeuteten. Tot … Unser Lehrer im Fach Bogenschießen war tot? Aber weshalb? Kurz regte sich irgendetwas in meinem Unterbewusstsein, doch die Erinnerung wollte nicht an die Oberfläche.
»W-wieso?«
»Das ist die Frage aller Fragen. Es heißt, sein Körper war nur noch eine Hülle und seine Seele schon lange tot. Zumindest wenn man der Hellseherhexe des Hexenrats Glauben schenkt.«
»War ich dabei, als es passierte?«
Kurz zögerte Elanor, bevor sie einen tiefen Seufzer ausstieß. »Wir waren beide dabei, genau wie deine Grandma. Um Mr Ravenwood zu retten, hast du einen Schwebezauber gewirkt, der Mr Brown wegkatapultiert hat.«
»Moment mal … Mr Ravenwood?« Erneut versuchte sich eine Erinnerung ihren Weg an die Oberfläche zu graben, doch sie entwischte mir immer wieder. »Und war noch jemand dort?«
»Ja, Mr Ravenwood. Mr Brown hat ihn mit einem Dolch attackiert. Weshalb, weiß niemand. Aber anscheinend hat sich unser Direktor wieder vollständig erholt. Und soviel ich weiß, war sonst niemand mehr dort.« Erneut zögerte sie. »Nun, außer dass ein Mitglied des Hexenrats verschwunden ist. Aber ehrlich gesagt ist in meinem Kopf Nebel, sobald ich an den Vorfall denke. Als hätte ich einen Teil vergessen.«
Genau wie bei mir, dachte ich. »Verschwunden? Wer?«, fragte ich dann.
»Mr William.«
Mir stockte der Atem. Grandmas alter Freund.
»Man hat ihn zuletzt gesehen, als er den Hexenberg mit deiner Grandma und mir verlassen hat, um nach dir zu suchen.«
»Wie kann das sein? All das? Mr Ravenwood wird angegriffen, Mr William verschwindet und Mr Brown ist tot?«
Unruhig zwirbelte Elanor mit ihren Fingern eine Haarsträhne auf. »Ich verstehe es auch nicht und das bereitet mir Kopfzerbrechen.«
Ich runzelte die Stirn. »War das alles?« Vielleicht kannte sie das fehlende Puzzleteil.
»Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Irgendetwas fehlt mir von dieser Nacht. Als wäre da ein schwarzes Loch.« Sie schaute mich an und in ihren Augen lag Angst. »Es fühlt sich genauso an wie nach dem Anschlag. Wie dieser Traum ohne Gesichter, der mich seit Wochen begleitet.«
Nachdem Elanor in der Nacht des Mitternachtsduells überfallen und vergiftet worden war, hatten wir etliche Stunden recherchiert und nach einer Antwort auf die Frage gesucht, weshalb sie die zwei Männer ohne Gesicht in ihren Träumen sah. Schließlich war sie eine Mondfee, die mit ihrer Gabe des Traumwandelns eigentlich in der Lage sein müsste, ihre Träume zu kontrollieren oder zumindest nachzuvollziehen, was sie in ihnen erlebte.
»Ich versteh das nicht«, sagte ich frustriert und ließ mich tiefer in mein Kissen sinken, während sich eine Pfote der mittlerweile schlafenden Mrs Blueberry auf meinen Unterarm verirrte.
»Ich auch nicht, Lilly.« Elanor klang genauso frustriert wie ich. »Aber das Wichtigste ist erst mal, dass du wieder wach bist.«
Ich nickte. Kurz legte sich Stille zwischen uns, die nur von Mrs Blueberrys leisem Schnarchen unterbrochen wurde. »Ich muss übermorgen nach Irland.«
»Das ist mir bereits zu Ohren gekommen, deine Grandma hat es mir erzählt.« Elanor hob eine Augenbraue. »Dabei habe ich auch deine Mum kennengelernt.«
Ich verdrehte die Augen. »Na großartig.«
»Sie ist gar nicht so übel. In den letzten Wochen war sie jedes Wochenende hier.« Elanor grinste mich an.
Bevor ich jedoch etwas erwidern konnte, klopfte es und Mrs Smith, die zuständige Hexe der Krankenstation, steckte ihren Kopf in den Raum. Freundlich, aber auch auffordernd lächelte sie Elanor an. »Ms Campbell sollte sich ein wenig ausruhen.«
Verstehend nickte meine Freundin, stand dann auf und lief zur Tür. »Schlaf gut, Lilly.«
Ich wurde von den letzten Sonnenstrahlen des Tages geweckt, die ihr Licht durch das Fenster warfen. Verschlafen blinzelte ich einige Male, bevor ich mich aufsetzte. Was gar nicht so leicht war, denn meine Gefährtin hatte sich quer über meinen Beinen ausgebreitet und döste friedlich vor sich hin. Für einen Moment betrachtete ich die untergehende Sonne, die hinter einer alten Eiche hindurchblitzte. Dann jedoch entdeckte ich einen schwarz gefiederten Raben, der auf einem der Äste saß und mich aufmerksam mit violett-grünen Augen musterte. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Shadow. Jasons Gefährtin. Sie neigte ihren Kopf zur Begrüßung, bevor sie ihre Flügel ausbreitete, sich erhob und in der Dämmerung verschwand.
Einen Augenblick starrte ich noch auf die Stelle, wo sie eben gesessen hatte, und kämpfte gegen die Erinnerungen an. Seit ich wieder bei Bewusstsein war, hatte ich versucht, nicht an Jason zu denken, doch nun holten mich all die Bilder an ihn ein. Hielten mich gefangen, hüllten mich in Dunkelheit und nahmen mir die Luft zum Atmen.
So viel war in dieser Nacht geschehen, was ich nicht verstand. War das für ihn alles ein Spiel gewesen? Wie lange hatte er bereits gewusst, dass diese eine Nacht die Nacht seiner Verlobung sein würde? Bei der Erinnerung daran, wie er mit Vicky über die lodernden Flammen des Hexenfeuers gesprungen war, um seine Verlobung traditionell zu verkünden, zog sich alles in mir schmerzhaft zusammen.
Am liebsten würde ich die Bilder aus meinem Kopf verbannen, wie er es mit all dem, was zwischen uns gewesen war, getan hatte. Aber mein verräterisches Herz schrie noch immer seinen Namen. Immer und immer wieder.
Fast widerwillig fragte ich mich, ob er wohl mittlerweile den Brief seines Vaters gelesen hatte, in dem mit längst getrockneter Tinte geschrieben stand, dass er seinen Sohn und die ganze Hexengemeinschaft hintergangen hatte. Und dass nicht Jason für das Erbe der Hexen einstehen müsse, sondern der Vater.
Aber eigentlich war das alles jetzt auch nicht mehr relevant, die Verlobung hatte stattgefunden und ich musste mich irgendwie damit abfinden.
Niedergeschlagen drehte ich mich auf die Seite und wollte gerade die Augen schließen, als Stimmen vom Flur zu mir hereindrangen. Ich versuchte sie auszublenden, doch als ich erkannte, wer da sprach, war es um meine Zurückhaltung geschehen.
»Callum, erkennst du mich denn nicht?«, fragte Mum in einem seltsam nervösen Tonfall.
»Es tut mir leid, ich kenne Sie nicht.« Mr Ravenwoods kalte, tiefe Stimme verursachte selbst durch die Tür eine Gänsehaut bei mir.
Mum schien sich jedoch nicht so schnell abwimmeln lassen zu wollen, denn sie setzte erneut an. »Ich bin es, Grace. Nach all der Zeit sehen wir uns endlich wieder.«
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, presste Mr Ravenwood noch ungeduldiger hervor.
»Wie kannst du das, was zwischen uns war, vergessen, Callum?« Ein schmerzerfülltes Flehen legte sich auf Mums belegte Stimme.
Kurz herrschte eine erdrückende Stille, bevor sich Mr Ravenwood räusperte. »Sie entschuldigen mich, ich sollte zurückgehen. Es ist schon spät.« Schwere Schritte hallten durch den Flur und dann fiel eine Tür ins Schloss.
Kurz darauf trat Mum in mein Zimmer. Mit dem Saum ihres Ärmels fuhr sie sich über die Augen, während ein leises Schluchzen aus ihrer Kehle drang. Mit hängenden Schultern ließ sie sich auf den Stuhl gegenüber von meinem Bett sinken. Offensichtlich hatte sie noch nicht bemerkt, dass ich wach war.
Ich räusperte mich. »Mum, was war das gerade?« Mehr Geheimnisse hielt ich nicht aus. Ich brauchte Antworten.
»Liebling, du bist ja wach.« Erneut wischte sie sich mit dem Ärmel über die Augen, bevor sie aufseufzte. »Du hättest dieses Gespräch nicht hören dürfen.«
»Mum, ich weiß das von Mr Ravenwood und dir. Ich habe seinen Brief gefunden«, erwiderte ich. Vor meinem inneren Auge blitzten seine geschriebenen Worte auf. Ich habe dunkle Magie angewandt, die sie annehmen lässt, dass erst meine Nachfahren an das Schicksal gebunden sein werden.
Mum umschlang ihren Oberkörper, als würde sie sich an eine Erinnerung klammern. »Deine Grandma hat es mir erzählt. Mr Ravenwoods Sohn hat ihr den Brief gegeben, nachdem du …« Sie atmete tief ein und aus, als würden ihr die folgenden Worte nur schwer über die Lippen kommen. »Nachdem du zusammengebrochen bist.«
»Wieso hast du nie darüber gesprochen?«, platzte es aus mir heraus.
»Weil das alles zu schmerzhaft war. Ich hatte immer die Hoffnung, dass ich das Ganze hinter mir lassen könnte. Zudem habe ich die Augen vor der Wahrheit verschlossen, um dich zu beschützen.«
»Beschützen? Wovor?« Meine Stimme klang heiser.
»Davor, dass du das Gleiche durchlebst wie ich.« Sie fuhr sich mit der Hand durch ihr lockiges Haar, wodurch ihr einige der rötlichen Strähnen ins Gesicht fielen. »Den Schmerz wollte ich dir nicht zumuten. Dabei bist du nicht wie ich. Du bist stärker, selbstbewusster.«
»Mum, wieso hast du es zugelassen, dass dich Jasons Grandpa von der Academy verbannt hat?«, fragte ich leise.
»Weil ich keine andere Wahl hatte und ich nicht mit ansehen konnte, wie Callum Abbey Davies zur Frau nimmt. Weißt du, bevor ich deinen Vater traf, hat nur er es geschafft, mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.« Sie senkte ihren Blick und spielte am Saum ihres Ärmels herum. Eine Angewohnheit, die ich anscheinend von ihr geerbt hatte. »Er war meine erste große Liebe.«
Ich stieß scharf die Luft aus. »Offensichtlich warst du auch seine. Sonst hätte er nicht seine gesamte Familie verhext, ihnen eine Lüge aufgetischt und damit das Erbe der Hexen gefährdet.«
Mum nickte und blickte auf. »Das war ein weiterer Grund, weshalb ich gehen musste. Unsere Verbindung war zu stark. Zwar hat er oft davon gesprochen, aber dass er seinem Versprechen Taten folgen ließ, war für mich unverantwortlich.« In ihren Augen lag eine unterdrückte Traurigkeit, die nun Stück für Stück an die Oberfläche trat.
Ich presste die Lippen zusammen und dachte über all das nach. Es war genau wie zwischen Jason und mir. Wie konnte es sein, dass sich die Geschehnisse wiederholten? Dass einst meine Mum ihr Herz Jasons Vater geschenkt und er es gebrochen hatte? Und nun das Gleiche mit mir und Jason geschah?
»Aber wieso hast du der gesamten Hexengemeinschaft den Rücken gekehrt?«
»Weil es nie meine Bestimmung war, Hexe zu sein. Ich habe mich mit dieser Verantwortung nie wohlgefühlt. Ich war rastlos und allein. Meinen Frieden habe ich erst in den Armen deines Dads gefunden. Er war mein Zuhause, mein sicherer Hafen.«
In meinen Augen sammelten sich Tränen. »Das tut mir leid, Mum.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Liebling. Mir tut es leid. Alles. Ich hätte dir viel früher von deinem Schicksal erzählen müssen. Es war nicht fair von mir, mein eigenes Leid über dich entscheiden zu lassen.«
Ich nickte, nicht in der Lage, die passenden Worte zu finden. So nah wie jetzt waren wir uns seit Langem nicht mehr gewesen. Nach Dads Tod hatte sich eine unsichtbare Mauer zwischen uns errichtet, die mit jedem Tag, der vergangen war, höher und höher geworden war. Leider galt das auch für das Verhältnis zwischen meiner Zwillingsschwester und mir. Und ich wusste nicht, ob sich das jemals wieder ändern würde.
»Ich bin so stolz auf dich, Lilly. Aus dir ist eine zauberhafte Hexe geworden.« Sie lächelte mich mit Tränen in den Augen an. »Die Magie war mein persönliches Hindernis, aber bitte lass sie nicht zu deinem werden.«
»Mum, ich habe Angst. Angst vor Irland, meinen Gefühlen und meiner Magie.« Die Worte sprudelten aus mir heraus, bevor ich sie aufhalten konnte.
»Irland wird dich lehren, deine Magie als Stärke zu sehen. Selbst wenn ich nichts von Mutters Plänen halte.« Sie stand auf, kam zu mir hinüber und griff nach meiner Hand. Ihre kühlen Finger trafen auf meine überhitzte Haut. »Deine Grandma hat mir von Jason erzählt.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Er ist eine verblassende Erinnerung, Mum.«
»Zu mir sagte einst ein weises fünfzehnjähriges Mädchen, dass Erinnerungen unsere Vergangenheit am Leben erhalten.« Sie strich mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Manchmal lohnt es sich zu kämpfen, Liebling.«
Kapitel 2
Die Aurendeutung blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück, die nur einem ausgewählten Kreis von Hexen und Hexern vorbehalten ist. Wer jedoch diese Kunst beherrscht, ist in der Lage, diese auch im Kampf gegen Geister einzusetzen.
Auszug Grimoire – Kapitel 110
»Bist du bereit?« Elanor schulterte ihren Rucksack mit den vielen Vampire Diaries-Buttons und blickte mich aus ihren großen, lavendelfarbenen Augen fragend an.
»Ich weiß nicht«, gestand ich.
»Das wird bestimmt aufregend!« Aufmunternd zog sie mich in eine feste Umarmung. Ihr vertrauter Duft nach Honig hüllte mich ein, doch heute konnte mich der sonst so tröstliche Geruch nicht wirklich beruhigen.
Ich blinzelte einige Male, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Dieser Abschied fiel mir viel schwerer, als ich angenommen hatte. Elanor war in den letzten Monaten eine Konstante gewesen, die dieses ganze neue Leben als Hexe so viel einfacher gemacht hatte. Ich würde sie unglaublich vermissen.
»Du musst mich unbedingt anrufen und mir erzählen, wie es bei dieser Amelia so ist, okay?«, murmelte meine Freundin und riss mich damit aus meinem Gedankenstrudel.
Nickend versuchte ich mich zusammenzureißen. Das hier war das Kapitel eines neuen Abenteuers. In den unzähligen Büchern, die ich sonst so gerne las, fieberte ich jedem neuen Kapitel entgegen. Aber das hier war anders. Dieses Kapitel las ich nicht nur, sondern erlebte es. Und ich sollte es verflucht noch mal nutzen, auch wenn ich große Angst davor hatte, meine entfaltete Magie zu wirken. Zumindest würde ich so die ganzen Ereignisse der Walpurgisnacht eine Weile hinter mir lassen können.
Als ich mich wieder von Elanor löste, drückte sie ein weiteres Mal meine Hand, bevor sie mit einem Lächeln unser Zimmer verließ. Während für sie heute ein ganz normaler Schultag stattfand, würde ich in wenigen Stunden in Irland sein.
Seufzend lief ich zu meinem Kleiderschrank und zog ein paar Klamotten heraus, die ich in meinen Rucksack stopfte. Laut Grandma durfte ich meine Koffer nicht mitnehmen, was sich nun als großes Problem erwies. Allein die drei handgeschriebenen Bücher meines Dads nahmen die Hälfte des Rucksacks für sich ein. Aber ohne sie würde ich nirgends hinreisen, das stand fest. Gerade jetzt, wo ich endlich mit meiner Mum hatte sprechen können, wollte ich das, was mich so sehr daran erinnerte, was wir einmal gewesen waren, nicht zurücklassen. Bei dem Gedanken an meine Mum bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Sie war gestern nach Deutschland gereist, um meine Schwester Mia bei einem Konzert zu unterstützen. Die plötzliche Entfernung machte mir zu schaffen. Schnell wandte ich mich wieder dem aktuellen Problem zu.
»Ich weiß nicht einmal, wie wir reisen. Grandma macht daraus ein riesiges Rätsel«, sagte ich klagend zu meiner Hundelady, während ich meinen Kleiderschrank schloss. Mrs Blueberry hatte es sich in ihrem Körbchen zwischen Elanors und meinem Himmelbett bequem gemacht. Bei meinen Worten spitzte sie ihre Ohren und bellte zustimmend. Offensichtlich hatte sie genauso wenig Lust auf einen Ausflug nach Irland wie ich.
Ich wollte gerade zu einer weiteren Klage ansetzen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Irritiert runzelte ich die Stirn. Der Unterricht hatte bereits begonnen und mit Grandma traf ich mich am Tor zur Academy. Wer also konnte das sein? Erneut erklang ein Klopfen, dieses Mal lauter, eindringlicher.
Zögernd ging ich auf die Tür zu und mein Herz schlug mit jedem Schritt, den ich machte, verräterisch schneller. Wieder ein Klopfen. Ich griff zur Türklinke und drückte sie nach unten. Und dann schaute ich in die zwei schönsten türkisblauen Augen, die ich jemals gesehen hatte. Mein Herz begann zu rasen, während meine Kehle sich staubtrocken anfühlte.
Ich wandte mich ab, wobei ich unwillkürlich auf mein Bett schaute. Auf das Bett, in dem ich zuletzt noch mit ihm gelegen hatte. Ich biss mir auf die Unterlippe und atmete tief durch.
»Lilly.« Seine raue, tiefe Stimme drang zu mir und jagte einen ungewollten Schauer über meinen Rücken. Er näherte sich mir und legte unversehens seine Hände um mein Gesicht. Sie fühlten sich so vertraut an. Er fühlte sich so vertraut an. So verdammt vertraut. Vorsichtig zwang er mich ihn anzusehen. Nur wenige Zentimeter trennten meine Lippen von seinen und dennoch war da eine Distanz zwischen uns, die unendlich schien.
»Jason, was willst du?«, fragte ich heiser.
»Lilly …« In seinen Augen tobte ein Gewitter aus Gefühlen, während seine Miene keinerlei Regung zeigte. Zärtlich streichelte er mit seinen Daumen über meine Wange.
»Du solltest nicht hier sein.« Ich befreite mich aus seinem Griff und lief Richtung Fensterbank. Kaum ließ ich mich darauf nieder, sprang Mrs Blueberry auf und legte ihren Kopf in meinen Schoß. Wie automatisch begann ich das weiche Hundefell zu streicheln.
»Lilly, es tut mir leid, verdammt! Das war alles nicht so geplant gewesen.«
»Ach? Dabei sah es ganz genau danach aus.« Ich legte den Kopf schief, wobei mir mein langes Haar über die Schulter fiel. »Ich möchte nur eins wissen. Wusstest du von eurer Verlobung, als du mir die Sternschnuppenkette im Turm der Raben geschenkt hast?«
Jason stieß einen Fluch aus und fuhr sich mit der Hand durch sein schwarzes Haar.
»Lilly, also …«
Ich unterbrach ihn. »Sag es mir.«
Noch bevor er die Worte aussprach, sah ich die Erkenntnis in seinen Augen aufflackern. Er wusste, dass ich die Antwort längst kannte.
»Verdammt, ja. Aber ich habe nach einer Lösung gesucht. Bis zum Schluss.«
Seine Worte fühlten sich an wie tausend Messerstiche, die mein Herz durchbohrten.
Ich schluckte schwer. »Dabei hatte ich die Antwort auf alles bereits in meinen Händen«, flüsterte ich.
»Dieser Brief … er hat alles verändert«, gestand er nun und sorgte so dafür, dass ein Funke Hoffnung in mir aufflammte.
»Aber bist du denn immer noch mit Vicky …« Ich konnte es nicht aussprechen.
»Ja, bin ich. Sobald man in der Walpurgisnacht über das Feuer springt und sich vor dem Hexenrat verlobt, ist das ein Versprechen, das bindend ist.« In seinen Augen loderte Entschlossenheit auf. »Doch ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, um diese Verlobung zu lösen.«
Das reicht mir nicht. Du hast dich mir nicht anvertraut, als du es hättest tun sollen. Du hast dich mit ihr verlobt, ohne es mir zu erzählen, schoss es mir durch den Kopf und ich wusste, dass in diesem Moment mein Herz zu mir sprach. Er hatte mich verletzt. Und es tat noch immer weh.
»Ich brauche Zeit, Jason. Zeit zum Nachdenken, um zu verstehen und zu akzeptieren.« Ich lächelte ihn traurig an.
»Nimm dir die Zeit, die du brauchst, und bitte vergiss nicht, dass du mein Sternschnuppenwunsch warst«, wiederholte er die Worte, die er mir einst auf dem Tower of London gesagt hatte. Er griff in die Hosentasche seiner schwarzen Jeans und holte eine kleine goldene Kette hervor. Während er sich abwandte, legte er sie neben sich auf den Schreibtisch. »Wir sehen uns, Lilly.«
Bevor er den Türgriff runterdrückte, räusperte ich mich noch einmal. Mit einer unverkennbaren Hoffnung in den Augen schaute er zu mir.
»Dein Verlust tut mir leid.« Ich dachte an Mr Brown, der nicht nur Jasons Mentor, sondern auch sein Freund gewesen war. Selbst wenn er so viel Leid über die Academy gebracht hatte.
Jasons Blick verdunkelte sich, bevor er nickte und nach draußen verschwand.
Kaum fiel die Tür ins Schloss, senkte sich eine erdrückende Stille über den Raum. Ich wollte schreien, weinen und gleichzeitig all das Geschehene vergessen. Vergessen, was er uns angetan hatte und was zwischen uns war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schob ich Mrs Blueberry von meinem Schoß und stand auf. Grandma wartete bestimmt schon auf uns. Bedrückt griff ich nach meinem gepackten Rucksack, der noch immer auf dem Schreibtisch stand. Dabei fiel mein Blick auf die goldene Kette, die Jason hiergelassen hatte. Behutsam hob ich sie hoch und ließ sie durch meine Finger gleiten. Wie hatte er sie gefunden? Vor vier Wochen hatte sie auf dem Hexenberg, auf dem erdigen Boden gelegen. Von mir weggeworfen, wie es Jason mit unserer Verbindung getan hatte. Sanft strich ich über die kleine Sternschnuppe und dachte über Jasons Worte nach. War ich wirklich immer noch sein Sternschnuppenwunsch?
Mit dem schweren Rucksack auf dem Rücken, Jasons Kette in meiner Hosentasche und Mrs Blueberry an meiner Seite eilte ich die große Wendeltreppe zur Eingangshalle hinunter. Immer wieder musste ich Schülern und Schülerinnen ausweichen, die auf dem Weg zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde waren. Als ich die letzte Stufe erreichte, kamen mir Finley und Henry entgegen, im Schlepptau Vicky und Violet. Ich verdrehte die Augen. Hatte es nicht gereicht, Jason zu sehen? Musste ich jetzt auch noch ihr über den Weg laufen?
»Na, wen haben wir denn hier! Unser neuer Star der Ravenhall!« Finley, der wandelnde Gossip unserer Academy, funkelte mich an. Auf seiner Schulter saß seine Fledermaus und fiepte leise vor sich hin. »Stimmt es, dass du nun so mächtig bist, dass deine Magie dich jederzeit überwältigen kann?« Er hob eine Augenbraue, wobei sein graues Haarband verrutschte und sich einige seiner lilafarbenen Strähnen daraus lösten.
Bevor ich jedoch auf seine nervige Frage eingehen konnte, meldete sich Vicky zu Wort, die ihre Katze Queenie auf einem Arm hielt. »Vielleicht ist unser Mäuschen auch nur wegen ihres Liebeskummers in der Walpurgisnacht zusammengebrochen.« Sie lächelte mich süßlich an, während sie ihr blondes Haar in den Nacken warf.
»Ich würde wirklich gern mit euch quatschen, aber ich habe Wichtigeres zu tun«, erwiderte ich mit einem Schulterzucken und quetschte mich an ihnen vorbei.
»Komm, Mrs Blueberry. Irgendwie hört sich Irland gar nicht so schlecht an, wenn ich mir dafür Vickys Anblick ersparen kann«, sagte ich an meine Gefährtin gewandt, während ich durch die Eingangstür nach draußen trat. Obwohl wir bereits Ende Mai hatten, legte sich dichter Nebel über den Hof der Academy.
Wir liefen die Treppenstufen nach unten, über den geräumigen Hof, an dem Brunnen vorbei, Richtung Tor. Bei jedem Schritt knirschte der Kies unter meinen Füßen.
»Es ist schön zu sehen, dass es dir wieder besser geht.« Hinter mir erklang plötzlich eine mir bekannte Stimme. Ich wirbelte herum und schaute in ein grünes Augenpaar.
»Chris.« Die Überraschung in meiner Stimme war kaum zu überhören. Gleichzeitig überlief mich bei seinem Anblick eine Gänsehaut und ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit. Aber weshalb? Chris war doch mein Freund, oder täuschte ich mich?
»Ich habe dich gesucht«, sagte der blondhaarige Junge mit dem verstrubbelten Haar, mit dem ich in den letzten Wochen so viel Zeit verbracht hatte.
»Weshalb?« Ein ungewolltes Misstrauen hatte sich in meine Stimme geschlichen.
»Du bist mir wichtig. Ich wollte mich nur verabschieden, bevor du nach Irland reist.« Er klang aufrichtig. Zu aufrichtig.
»Äh, okay?« Ich schaute ihn fragend an, als er im selben Moment einen Schritt auf mich zu machte und nach meiner Hand griff.
Kaum berührten seine kalten Finger meine Haut, zuckte ich zusammen und wollte mich losreißen. Doch plötzlich fühlte es sich so an, als würde ein Sturm aus verschiedenen Farben durch mich hindurchjagen. Insbesondere die Farbe Braun hüllte jede Faser meines Körpers ein. Woher kam das? Ich hatte das Gefühl zu halluzinieren. Mein Atem ging stoßweise und ich geriet ins Wanken. Und dann war da diese Stimme in mir, die immer lauter und lauter schrie, ich sollte mich von Chris fernhalten. Nur verstand ich nicht, wieso. Natürlich, Chris hatte vor einigen Wochen versucht einen Geist heraufzubeschwören, aber war das wirklich der Grund, warum mein Unterbewusstsein sich von ihm fernhalten wollte? Und war dieses intensive Braun etwa seine Aura gewesen? Angestrengt versuchte ich nachzudenken, aber je mehr Gedanken und Erinnerungen ich zuließ, desto mehr Fragezeichen ploppten auf. Genau wie das Gefühl, dass mir das entscheidende Puzzleteil fehlte, um das Rätsel zu lösen.
»Machs gut, Chris. Wir sehen uns«, brachte ich hervor, sobald ich mich von seinem Griff befreit hatte. Ich drehte mich um und eilte mit meiner Gefährtin davon.
»Pass gut auf dich auf, Lilly«, hallte seine fröhliche Stimme hinter mir her. Nur, dass sich jedes einzelne Wort nicht richtig anhörte.
Gott sei Dank kam bereits das Tor zur Academy in Sicht, vor dem Grandma stand. Sie trug ein dunkelrotes Samtgewand, das mit goldenen Monden und Sternen übersät war. Neben ihr saß ihr Kater Biscuit, der sich ausgiebig die Pfoten leckte. Außerdem entdeckte ich ihre große Ledertasche mit den krokodilartigen Beinchen und dem stachligen Schwanz direkt zu ihren Füßen.
»Liebes, du schaust aus, als hättest du einen Geist gesehen«, stellte Grandma fest, als wir bei ihr ankamen.
Mrs Blueberry war mit einem Satz neben Biscuit und stupste den griesgrämigen Kater mit der Schnauze an.
»Kein Geist. Aber Grandma, ich glaube, ich konnte seine Aura sehen«, platzte es aus mir heraus.
In Grandmas Gesicht zeichnete sich keinerlei Überraschung ab. Ganz im Gegenteil, sie nickte wissend.
»Ich dachte mir bereits, dass sich diese Fähigkeit in dir entwickeln würde.« Sie lächelte mich an. »Vor allem, nachdem mir Aliza von den ersten Anzeichen berichtet hat.«
Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Wann hat sie dir davon erzählt?« Ich dachte an die Hexe zurück, die Elanor und mich vor ein paar Wochen in dem Laden für Ballkleider beraten hatte. Dort wurden die Kleider für die Walpurgisnacht anhand der Aura ausgewählt – und ich hatte das erste Mal meine eigene gespürt. Nur war sie nicht so stark gewesen wie die von Chris.
»Nun, bei einem Treffen in London.«
»Grandma, es war ein erschreckendes Gefühl«, flüsterte ich.
»Das kann durchaus vorkommen, Liebes. Wenn es sich um eine besonders erdrückende Aura handelt, kann sie auf unsere eigene Seele übergreifen.« Sie nahm meine Hand.
Automatisch konzentrierte ich mich darauf, ob ich ihre Aura ebenfalls spüren konnte. Doch nichts geschah. »Weshalb kann ich deine Aura nicht sehen?«, fragte ich stirnrunzelnd.
»Weil das ein Lernprozess ist. Nur wenn die Aura durch ein bestimmtes Gefühl sehr präsent ist, kann es passieren, dass du sie durch eine einzige Berührung wahrnimmst«, erklärte sie.
»Wieso hast du eigentlich mit der Aurendeutung aufgehört?« Die Frage stellte ich mir schon seit einiger Zeit. Von der Ladenbesitzerin in London wusste ich, dass Grandma ebenfalls mal eine begabte Aurenleserin gewesen war.
»Wir alle verändern uns mit der Zeit. Es gibt Dinge in unserem Leben, die immer ein Teil von uns bleiben, und manches muss man einfach gehen lassen«, sagte sie mit einem warmherzigen Lächeln, bevor sie ihre Hand an meinen Rücken legte. »Komm, wir sollten uns beeilen.«
Gemeinsam liefen wir durch das Tor zur Academy, direkt in den Wald hinein. Hinter uns folgten Mrs Blueberry und Biscuit, genau wie Grandmas krokodilartige Handtasche, die mit ihren kleinen Beinchen kaum hinterherkam. Glücklicherweise dauerte es nicht allzu lange, bis Grandma ihr Ziel anscheinend erreicht hatte. Die große Lichtung, die sich vor uns öffnete, war mir inzwischen gut vertraut, denn an diesem Ort befand sich eins der dreizehn Kraftfelder der Hexen.
»Und wie kommen wir nun nach Irland?« Mir war schleierhaft, wie wir von hier Hunderte Kilometer und die Irische See überwinden sollten.
»Wir teleportieren«, erwiderte sie schmunzelnd.
»Teleportieren?« Selbst in meinen Fantasyromanen, die ich so gerne las, war mir diese magische Fähigkeit bisher unrealistisch vorgekommen.
»Das Teleportieren beherrschen nicht alle Hexen und Hexer. Dafür ist nämlich ein Trank erforderlich, der nur von erfahrenen Magiebegabten hergestellt werden kann«, erklärte Grandma und holte unter ihrem Gewand zwei kleine Phiolen hervor. Darin waberte eine waldgrüne Flüssigkeit, durch die sich ein brauner Schleier zog. Bei dem bloßen Anblick wurde mir mulmig zumute.
»Na gut. Und ich vermute, das müssen wir trinken?«, fragte ich zögerlich, auch wenn ich die Antwort darauf bereits kannte.
»In der Tat. Außerdem solltest du den Trank in einem Zug leeren, er ist … nun, sagen wir mal, er ist speziell.«
Ich hob eine Augenbraue. »Was meinst du mit speziell?«
»Es ist besser, wenn du dich überraschen lässt.« Sie lief auf das geräumige Kraftfeld, das von Moos bedeckt war, und bedeutete mir, ihr zu folgen. »Das Teleportieren ist zwar nicht die angenehmste Art zu reisen, aber dafür die schnellste.«
Ich zögerte einen Moment, bevor ich gemeinsam mit meiner Gefährtin zu Grandma trat.
»Halte Mrs Blueberry mit einer Hand fest«, befahl sie mir, während sie nach ihrer Handtasche griff und dann Biscuit auf ihre Schulter setzte.
Ich tat wie mir geheißen und vergrub meine Finger in dem weichen Fell meiner Hündin. Dann drückte Grandma mir mit einem aufmunternden Funkeln in den Augen eins der Gefäße in die Hand. Nervös zog ich den Korken ab. Ein erdiger, abgestandener Geruch stieg aus der grünlichen Flüssigkeit empor und hüllte mich ein. Angewidert verzog ich das Gesicht.
»Wir zählen gemeinsam bis drei. Bist du bereit?« Ohne meine Antwort abzuwarten, sagte sie: »Drei.«
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kippte ich den Trank hinunter. Kaum rann er meine Kehle hinunter, begann es in mir zu brodeln. Als würde sich die wabernde, grünliche Flüssigkeit in meinem gesamten Körper ausbreiten. Gleichzeitig fühlte es sich an, als würde sich alles in mir zusammenziehen. Jede Faser meines Körpers schmerzte und meine Kehle fühlte sich staubtrocken an. Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Und wie aus dem Nichts wurde ich mit unglaublicher Wucht vom Boden gerissen. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
Kapitel 3
Seit Jahrhunderten gibt es sogenannte Hexenstädte, in denen einzig Magiebegabte zu Hause sind. Oftmals befinden sich diese in der Nähe von Kraftfeldern, geschützt durch einen uralten Zauber, der Menschen davon abhält, der Stadt einen Besuch abstatten zu wollen.
Auszug Grimoire – Kapitel 97
Mit einem Schrei auf den Lippen schlug ich hart auf dem Boden auf. Für einen Moment presste es mir jegliche Luft aus dem Körper und ich keuchte schmerzerfüllt auf. Schwarze Punkte tanzten vor meinen Augen und wichen erst nach einigen Sekunden wieder zurück. Stöhnend setzte ich mich auf und rieb mir meinen pochenden Rücken. Eine Reise mit dem Auto oder Flugzeug hätte ich definitiv vorgezogen.
»Beim ersten Mal ist es besonders schlimm. Aber mit jeder weiteren Teleportation gewöhnt man sich mehr an diese Art des Reisens.«
Gequält schaute ich zu Grandma auf, die putzmunter neben mir stand. Abgesehen von ein paar silbernen Haarsträhnen, die ihr nun im Gesicht hingen, und der Brille, die ein wenig schräg auf ihrer Nase saß, wirkte sie nicht so, als ob sie binnen weniger Sekunden von einem Land zum anderen gereist wäre. Verrückt, das war einfach zu verrückt.
Völlig überfordert schüttelte ich den Kopf, wobei mich ein gleißender Schmerz durchzuckte. »Autsch.« Ich fuhr mir über die Schläfe. Dann spürte ich Grandmas Arme unter meinen, die mir halfen aufzustehen. Ich blickte mich um. Wir standen auf einem Hügel, inmitten eines Meeres aus dunkelblauen Blumen, deren Blüten zwar verschlossen waren, aber dennoch kleine goldene Rauchschwaden und Luftbläschen in die Lüfte schickten. Ein paar Meter von uns entfernt spielten Mrs Blueberry und Biscuit miteinander, wobei sie immer wieder Blütenstaub aufwirbelten. Wie Grandma schien auch ihnen diese Reise nichts ausgemacht zu haben.
»Wir befinden uns auf dem Rathmore-Hügel in Rathcroghan, der ebenfalls über ein Kraftfeld verfügt. Und wie du sehen kannst, blüht hier die Vollmondblüte.« Grandma ließ ihren Blick über die Wiese mit den unzähligen dunkelblauen Blumen schweifen. »Doch so schön dieser Ort ist, wir sollten uns auf den Weg machen.«
Immer darauf bedacht, auf keine der kostbaren Blumen zu treten, liefen wir zu einem steinigen Pfad und folgten ihm den Hügel hinunter. Mrs Blueberry und Biscuit eilten vor uns her, während Grandmas Handtasche kaum Schritt hielt.
»Diese Handtasche raubt mir noch den letzten Nerv. Früher war sie flinker. Jetzt ist sie mürrisch und alt.« Grandma lächelte mich von der Seite an. »Aber ich habe die Tasche damals zu meinem Abschluss an der Ravenhall Academy geschenkt bekommen und hänge an ihr.«
»Von wem?«, fragte ich interessiert.
Traurigkeit huschte über Grandmas Züge und ihre sonst so freundlichen braunen Augen verdunkelten sich.
»Mr William. Wir kennen uns bereits seit der Schulzeit.«
»Weiß man denn schon Genaueres?« Seit Elanor mir von seinem Verschwinden erzählt hatte, zerbrach ich mir den Kopf über mögliche Gründe. Gleichzeitig hatte ich es nicht übers Herz gebracht, Grandma auf ihn anzusprechen.
»Der Hexenrat ermittelt noch. Nachdem wir jetzt wissen, dass Mr Brown die Gefährtinnen von Jason und Vicky vergiftet hat, konzentriert sich der Hexenrat ausschließlich auf die Spurensuche.«
Ich nickte. Kurz entstand eine Pause, während der wir immer weiter auf eine kleine Stadt zuliefen, deren Hausdächer schon von dem Hügel aus aufgeblitzt waren.
»Ich frage mich ja, weshalb Mr Brown die Gefährtinnen überhaupt vergiftet und Elanor angegriffen hat.« Mein Blick schweifte zu den ersten Häusern, die ich hinter hohen Tannen ausmachen konnte. Sie sahen urig und alt aus. Wie kleine Hexenhäuschen.
Grandma blickte nachdenklich in den Himmel. »Es gibt zwar Gerüchte, dass er sich auf einen Pakt mit dem Bösen eingelassen hat, doch das bezweifle ich. Das Böse weilt seit vielen Jahrhunderten nicht mehr unter uns.« Sie nahm ihre Brille ab und putzte die Gläser mit dem Saum ihres Gewands. »Außer vielleicht ein paar verirrte Geister, die sich ihren Spaß hier auf Erden erlauben. Aber selbst diese werden früher oder später eingefangen.«
Ich runzelte die Stirn. »Wieso sollte er einen Pakt mit dem Bösen schließen? Und vor allem, was genau ist dieses Böse?«
Grandma setzte ihre Brille wieder auf, allerdings war sie auch jetzt noch leicht schief. »Das Verlangen nach Macht in Kombination mit Magie kann verlockend sein. Und das Böse kann in allem stecken. Die Welt ist mehr als das, was wir sehen.«
Ich dachte an den Moment, als Chris an dem Abend vor der Walpurgisnacht versucht hatte einen Geist heraufzubeschwören. Noch immer machte mir der Gedanke, dass er es vielleicht tatsächlich geschafft hatte, Angst.
»Wer fängt solche verirrten Geister ein?«
»Ein Geisterjägerrat der magischen Welt«, erwiderte Grandma mit einem Schmunzeln. »Ein sehr bunter und eigensinniger Hexenhaufen mit einer beeindruckenden Art von Humor, wenn du mich fragst.«
»Also eine Art Ghostbusters?« Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Irgendwie stellte ich mir unter Geisterjägern eine Zusammenkunft aus ein paar Freaks vor, die mit einem Messgerät und Dunkelbrille herumliefen und nach Geistern Ausschau hielten.
»So in der Art. Nur dass sie die Geister mithilfe von Auren aufspüren.«
Ich riss die Augen auf. »Also könnte ich einen Geist durch seine Aura sehen?«
Grandma nickte. »Aber die meisten Geister sind Meister darin, ihre Aura vor den Augen der Außenwelt zu verbergen. Daher ist es auch so schwer, sie einzufangen und in die Anderswelt zu verbannen.«
»Und wie funktioniert dieses Verbannen genau?«, fragte ich neugierig.
»Es gibt ein Tor zur Anderswelt, hier in Rathcroghan.«
Ein ungewollter Schauder überlief mich. Ich blickte mich um. Die weitläufigen Blumenwiesen und der dichtbewachsene Wald, der die immer näher kommende Stadt umrahmte, wirkten nicht gerade so, als würden an diesem Ort Geister ihr Unwesen treiben.
»Das Tor befindet sich in der Nähe des Rathmore-Hügels. Die Geister werden in speziell angefertigten Gruben gefangen gehalten, bis ihre Magie so schwach ist, dass sie zu dem Tor transportiert werden können.«
»Und wo befinden sich diese Gruben?« Allein bei dem Gedanken daran schüttelte es mich.
»In den Wäldern Rathcroghans.« Grandma beschleunigte ihre Schritte. »Doch genug davon, dieses Thema sollte dich noch nicht beschäftigen.«
Einige Minuten später erreichten wir das Ortsschild von Rathcroghan und liefen durch ein altes, wunderschönes Wohnviertel. Ich schaute mir die Vorgärten an, aber mit jedem Haus, das an uns vorbeizog, wuchs meine Verwirrung. In all den gepflegten Vorgärten standen Kürbisse in verschiedenen Formen, Farben und Größen. Teilweise waren diese sogar ausgehöhlt und zogen schaurige Grimassen. Als wir dann auch noch an einem Kastanienbaum mitten an einer Kreuzung vorbeikamen, an dem unzählige Kürbisse von den Ästen hingen, drehte ich mich zu Grandma um.
»Wieso sind hier überall Kürbisse?«
Lächelnd ließ Grandma ihren Blick über die Kulisse vor uns schweifen. »Rathcroghan bildet den Ursprung von Halloween. Früher haben Hexen und Menschen in dieser Stadt beisammengelebt. Und jedes Mal, wenn der 31. Oktober näher rückte und der Schleier zur Anderswelt dünner wurde, haben sich die Menschen in ihren Häusern versteckt. Um in der besagten Nacht böse Geister von ihrem Zuhause fernzuhalten, wurden Grimassen in Kürbisse geschnitzt und vor die Haustür gestellt.«
An uns lief ein älterer Mann mit einem langen dunkelblauen Samtgewand vorbei, der seine Mütze tief ins Gesicht gezogen hatte. Grandma grüßte ihn freundlich, ehe sie fortfuhr.
»Mittlerweile ist Rathcroghan ein Ort für Hexen und Hexer. Die Angst der Menschen war zu groß, weswegen sie nach und nach diesen Ort verlassen haben und nie wieder zurückgekehrt sind. Eine Sache haben sie allerdings dagelassen: die Tradition mit den Kürbissen. Und da die Gruben nicht allzu weit entfernt sind, wurden die Kürbisse irgendwann gar nicht mehr wieder entfernt, sodass nun das ganze Jahr über Halloween in dieser Stadt zu sein scheint. Deswegen nennt man Rathcroghan auch die Halloweenstadt.«
Wir bogen in eine Straße ein und betraten einen geräumigen Marktplatz. Unzählige alte Häuser umringten ihn und auch hier gab es ein Meer aus Kürbissen. Und im Zentrum befand sich eine Statue, die einen großen, schwarz schimmernden Hexenhut darstellte. Er schien aus Beton gefertigt zu sein und war mit goldenen Monden und Sternen verziert, die hell leuchteten. Darunter stieg Nebel empor, der sich wie ein hauchzarter Schleier auf die Pflastersteine legte.
»Diese Stelle ist ideal, um an Vollmond Rituale zu vollziehen«, erklärte mir Grandma, während sie eine ausladende Handbewegung machte und sich einmal im Kreis drehte.
»Was für Rituale?«, fragte ich neugierig.
»In Vollmondnächten sind wir Hexen am stärksten. Damit diese Macht sinnvoll genutzt wird, können wir zum Beispiel unsere Kräfte in die Amulette lenken, die die Energie speichern.«
Automatisch griff ich nach dem Schmuckstück, das warm auf meiner Haut lag. Wie bei allen anderen Hexen und Hexern auch unterstützte es mich, wenn ich meine Magie wirkte.
»Aber nun komm. Amelia übt sich nur ungern in Geduld.« Grandma wirbelte herum, wodurch sich ihr langes dunkelrotes Gewand kurz aufbauschte.
Die leichte Dramatik in ihrem Auftreten brachte mich noch einige Straßen weiter zum Lächeln. Wobei das auch an der sich fortsetzenden Kürbis-Dekoration liegen konnte. Irgendwann ließen wir jedoch die gepflasterte Straße samt Häusern hinter uns und erreichten den Rand des umliegenden Waldes.
Zielstrebig steuerte Grandma auf einen gut versteckten Pfad zu, der sich mitten durch die alten Tannen tiefer in den Wald schlängelte. Bevor ich ihr jedoch meine Bedenken mitteilen konnte, wurde es bereits wieder heller und ich entdeckte vor uns eine Lichtung, umrahmt von einem weißen Holzzaun. Dahinter erstreckte sich eine grüne Fläche, die mit einer ganzen Parade aus unterschiedlichen Kürbissen aufwartete. Keins der Häuser aus der Stadt konnte hier mithalten.
Staunend beobachtete ich, wie Grandma das Gartentor aufschob und zu einem großen zweistöckigen Haus aus Stein schritt, dessen Fassade teilweise mit Moos und Efeu bedeckt und dessen Dach voll mit herbstlichen Blättern war.
Ich löste mich von dem beeindruckenden Anblick und eilte ihr hinterher. Doch sobald ich das Grundstück betreten hatte, veränderte sich etwas um mich herum. Verwirrt versuchte ich herauszufinden, was es genau war.
»Bei Amelia herrscht das ganze Jahr über Herbst. Sie hat ihr Anwesen so verhext, dass die Bäume stets ein buntes Gewand tragen.« Grandma blickte über ihre Schulter und zwinkerte mir zu.
Ich nickte nur und nahm die nächste seltsame Begebenheit an diesem Ort einfach hin.
»Das sind keine normalen Laternen, musst du wissen.« Grandma deutete auf eine Laterne, die in unmittelbarer Nähe von einem Ast baumelte und um die kleine leuchtende Wesen schwirrten. »Darin leben Glühwürmchen, die dort ihr Zuhause gefunden haben.«
Ich runzelte die Stirn. »Ist das nicht viel zu eng für solche Tiere?«
Grandma schüttelte den Kopf. »Die Laternen haben eine Öffnung und erlauben es den Glühwürmchen, frei zu entscheiden, wo sie hinmöchten.«
Keine Minute später lief ich zusammen mit Grandma die drei Stufen zu der hölzernen Veranda hinauf, die das Haus umrundete. Erst jetzt bemerkte ich die zierliche Frau mit langem braunem Haar, die auf einem hölzernen Schaukelstuhl saß.
»Ich habe euch erwartet«, begrüßte sie uns, schlug das Buch in ihren Händen zu und stand auf. Elegant streckte sie ihre zierlichen Finger aus und schüttelte mir die Hand.
»Deine Aura, Liebes. Sie tanzt, ist kunterbunt und doch so klar wie ein Nachthimmel an Sommertagen«, sagte die Hexe mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen.
»Es freut mich, Sie kennenzulernen. Und … Sie können meine Aura sehen?«, fragte ich verdutzt.
»Natürlich, wie jede Hexe, die an Vollmond in einer Walpurgisnacht geboren wurde oder die Gabe besitzt. Und bitte nenn mich Amelia.« Sie drehte sich zu Grandma um. »Charlotte, es ehrt mich, euch in meinem Haus empfangen zu dürfen.«
»Wir haben zu danken, Amelia. Viel zu viel Zeit ist vergangen, seit wir uns zuletzt in die Arme geschlossen haben.« Grandma trat auf sie zu und zog sie in eine Umarmung.
Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, sah Amelia erneut zu mir. »Es freut mich, dass du hier bist. Und nun kommt, ich habe es mir nicht nehmen lassen, ein paar Köstlichkeiten für den heutigen Tag zuzubereiten.« Die Hexe wirbelte herum und bedeutete uns, ihr ins Haus zu folgen.
Kaum war ich über die Schwelle getreten, fand ich mich direkt in einem großen, runden Raum wieder, der einfach alles in den Schatten stellte, was ich bisher gesehen hatte. Denn mitten durch das Parkett floss ein schmaler Bach, der durch eine kleine Öffnung in der Wand nach draußen verschwand. Und von der Decke hingen mehrere Laternen, die an Ästen befestigt waren. Plötzlich erklang das »Hu-huu-huhuhuhuu« einer Eule. Sie saß mit schräg gelegtem Kopf auf einem breiteren Ast und musterte uns neugierig aus ihren gelb-grünen Augen.
»Das ist Spooky, mein Waldkauz«, stellte uns Amelia die kleine Eule mit den flauschigen weißen Ohren vor.
Hinter mir begann Mrs Blueberry zu bellen, während Biscuit fauchte. Offensichtlich war den beiden die kleine Eule nicht geheuer.
Amelia lief tiefer in den Raum hinein und stieg dabei über den fließenden Bach, als wäre es ganz normal, dass ein Wasserlauf durch ein Wohnzimmer führte. Wir folgten ihr, nahmen jedoch die kleine hölzerne Brücke, die über dem Bach eingelassen war.
Auf der anderen Seite des Raums klatschte Amelia einmal, bevor in einem der Wandschränke in der offenen Küche Geschirr klirrte. Dann begann plötzlich ein Wasserkocher zu pfeifen, der sich sogleich erhob und dampfend heißes Wasser in drei Tassen goss. Die Hexe klatschte ein weiteres Mal und Teebeutel schwebten aus einem der Regale, um sich selbst in das brodelnde Wasser zu tunken.
Nachdem sich der Geschmack der Teebeutel entfaltet hatte, schwebten die Tassen zu uns hinüber. Dankbar nippte ich an dem heißen Getränk, als wir es uns an dem großen Esszimmertisch bequem gemacht hatten.
»Und, wie gefällt es dir auf der Ravenhall Academy?«, fragte Amelia beiläufig, während sie ein Stück Zucker in ihren Tee gab.
Kurz dachte ich über ihre Frage nach. Tatsächlich war die Academy mittlerweile zu einem Zuhause für mich geworden. Selbst, wenn ich das anfangs für unmöglich gehalten hatte. »Ich hatte mich gerade eingewöhnt, nun ja, bis …« Ich stockte und nahm schnell noch einen Schluck Tee.
»… bis du erfahren hast, dass du eine Hexe in Irland besuchen darfst.« Amelia seufzte auf und ein verständnisvolles Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
»Dir wird es bei Amelia gefallen«, versuchte mich Grandma aufzumuntern.
»Außerdem werden wir bereits morgen mit dem Training starten. Jeder Tag, der verstreicht, ist ein verlorener Tag und umso schneller bist du wieder an der Academy«, ergänzte Amelia an mich gerichtet.
»Lilly lag mehrere Wochen auf der Krankenstation. Ihre Magie hat sich vielleicht noch nicht erholt«, äußerte Grandma ihre Bedenken.
»Jede Magie wartet nur darauf, gewirkt zu werden, Charlotte.«
»Und wie sieht dieses Training aus?«, warf ich ein.
»Wir trainieren zum einen deine Magie, du wirst lernen, sie durch dein Amulett zu kanalisieren. Und zum anderen werde ich dir zeigen, wie du Auren deuten kannst, sofern du das auch möchtest.« Sie zwinkerte mir zu.
Ich nickte zustimmend. Chris’ seltsame Aura ließ mich nicht mehr los und wenn ich verstand, wie das alles funktionierte, würde ich vielleicht nachvollziehen können, was mich so an ihm störte.
»Deine Grandma war eine begabte Aurenhexe. Schade, dass sie sich lieber der Kräuterkunde gewidmet hat«, fuhr Amelia fort.
Grandma nahm einen kräftigen Schluck aus der Teetasse und schnappte sich einen der Kekse, die auf einer Etagere platziert worden waren. Ich griff ebenfalls zu und biss genüsslich in einen Scone mit Marmelade.
»Amelia, diese Diskussion führen wir seit etlichen Jahren. Meine Mum wollte, dass ich die Aurendeutung erlerne, nicht ich«, erwiderte Grandma.
Ich runzelte die Stirn. »Wieso wollte Urgroßmutter, dass du das lernst?« Grandmas Mutter war kurz nach meiner Geburt gestorben und außer einem Bild, das meine Mum auf dem Kamin in unserem Wohnzimmer stehen hatte, erinnerte mich nichts mehr an sie.
»Deine Urgroßmutter war ebenfalls eine mächtige Hexe, die an Vollmond in einer Walpurgisnacht geboren wurde.«
»Also konnte sie auch Auren lesen?« Ich hatte mich nie wirklich mit den Vorfahren der Campbell-Hexen befasst.
»In der Tat. Sie war eine der mächtigsten Hexen ihrer Zeit.«
Amelia warf ihre Haare in den Nacken. »Und eine strenge alte Dame, die keinen Sinn für Humor hatte.«
Grandma lachte lauthals los und schreckte damit Biscuit auf, der nun losfauchte. Mrs Blueberry und er hatten es sich auf einer geräumigen Fensterbank gemütlich gemacht und genossen die hereinfallenden Sonnenstrahlen. Und während Biscuit gedöst hatte, war meine Hundelady damit beschäftigt gewesen, abwechselnd die Eule von Amelia und die Handtasche von Grandma zu beobachten.
»Meine Mutter hatte ihre Eigenarten, das ist nicht zu leugnen.«
Automatisch dachte ich an meine Mum. Wie es wohl gewesen wäre, wenn ich bereits mit dem Wissen, dass es Hexen gab, zur Welt gekommen wäre?
»Nun gut, für mich ist es Zeit für den Aufbruch«, sagte Grandma nach einer Weile und deutete durch das Fenster nach draußen. »Die Dämmerung setzt bald ein.«
»Du gehst wieder?«, fragte ich verblüfft. Ich wusste zwar nicht, weshalb ich der Annahme gewesen war, dass Grandma mit mir hier in Rathcroghan bleiben würde, aber die Erkenntnis traf mich jetzt wie ein Schlag in die Magengrube.
Grandma nickte. »Man erwartet mich übermorgen zurück an der Academy. Gleichzeitig muss ich noch dem Feenrat einen Besuch abstatten und um deren Unterstützung bitten. Die Ereignisse der Walpurgisnacht beschäftigen nicht nur die Hexen.«
Amelia legte ihre Hand auf Grandmas Arm. »Das Verschwinden von Mr William tut mir sehr leid. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet hat.«
Grandma rieb sich die Augen. Erst jetzt fielen mir ihre dunklen Augenringe auf. »Es gibt so viele Fragen, aber keine Antworten.« Sie stand auf und kam zu mir um den Tisch gelaufen.
Automatisch erhob ich mich ebenfalls und schloss Grandma fest in die Arme. Ihren vertrauten Geruch nach Lavendel sog ich tief ein.
Als sie sich wieder von mir löste, drückte sie mir plötzlich ein Stück Papier in die Hand. »In der Zeit, die du in Rathcroghan bist, erwarte ich von dir, dass du diesen Trank braust. Deine Fähigkeiten als noch frischgebackene Vollmondhexe sind für dessen Wirksamkeit bestens geeignet. Sieh es als Bestandteil deiner schulischen Ausbildung.«
»Und, was ist das für ein Trank?«, fragte ich neugierig.
»Das ist erst mal nicht relevant, für dich geht es in erster Linie darum, dass du ihn braust.« Ohne meine Antwort abzuwarten, fügte sie hinzu: »Außerdem wirst du auch Unterricht in den anderen Fächern erhalten, solange du hier bist. Alles Weitere erfährst du von Amelia. Pass gut auf dich auf, mein Kind.« Liebevoll drückte sie mir einen Kuss auf die Stirn.
»Mach ich«, erwiderte ich mit zittriger Stimme, da ich den Tränen nah war.
»Charlotte, ich danke dir für deinen Besuch. Ich werde gut auf Lilly aufpassen.« Amelia zog Grandma ebenfalls in eine Umarmung.
Ende der Leseprobe