RB 004: Schatz, es gibt Stunk - Wilfried A. Hary - E-Book

RB 004: Schatz, es gibt Stunk E-Book

Wilfried A. Hary

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

RB 004: Schatz, es gibt Stunk Wilfried A. Hary: Fantastik plus Krimi - ist gleich: Fantastischer Krimi! Mit Sheila – dem Callgirl mit Biss! Und natürlich mit Dr. No – dem Mann aus dem Nichts! Impressum: Copyright neu 2015 by HARY-PRODUCTION * Canadastr. 30 * 66482 Zweibrücken * Tel.: 06332481150 * HaryPro.de * ISSN 1861-1273 * Titelbild: Finisia Moschiano Cover- und Buchgestaltung Kunstfabrik-2013 kunstfabrik2013.webnode.com/

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Wilfried A. Hary

RB 004: Schatz, es gibt Stunk

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

RB 004:

Schatz, es gibt Stunk

Wilfried A. Hary

Impressum:

ISSN 1861-1273

 

Diese Fassung:

© 2015 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

 

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

 

Coverhintergrund: Thorsten Grewe

 

Titelbild:

Finisia Moschiano

Cover- und Buchgestaltung

Kunstfabrik-2013 http://kunstfabrik2013.webnode.com/

 

Lektorat: David Geiger

 

1

 

Bonnie March schüttelte die rote Flut ihrer Haare in den Nacken und hob die Arme. Die großen, hoch angesetzten Brüste machten die Bewegung etwas mit. Sie standen steil ab. Das hauchdünne Nachthemd, das sie vorher in einer unbewussten Bewegung vorn zusammen gezogen hatte, glitt zart über die vollendeten Rundungen und klaffte wieder auseinander. Anmutig drehte sich Bonnie herum und ging zum Schlafzimmer zurück, unterwegs das violette Band in die Haare flechtend...

Plötzlich schrillte das Telefon erneut. Die Rothaarige erstarrte, blickte über die Schulter. Ihr Herz pochte wilder. Es kostete sie fast Überwindung, wieder zum Schreibtisch zurückzugehen. Die Hand, die nach dem Hörer griff, zuckte nervös. Bonnie March hob erst ab, als es abermals klingelte.

»Hallo?«, meldete sie sich mit brüchiger Stimme.

»Ich bin's, Terry!«, klang es aus dem Hörer.

»Mein Gott«, flüsterte Bonnie. »Was ist passiert?«

»Das möchte ich dich fragen. Ich habe vor zwei Minuten schon einmal angerufen. Deine Stimme klingt so nervös.«

»Entschuldige, ich bin etwas durcheinander, habe geträumt.«

»Um wen ging es denn?«

»Um - um dich. Du wurdest verfolgt. Tatenlos musste ich zusehen, wie sie dich fingen und zusammenschlugen. Als du ihnen nicht geben wolltest, was sie verlangten, schossen sie dich nieder.« Bonnie hatte sich wieder einigermaßen in der Gewalt.

»Sweetheart, deine Nerven lassen nach. Wo bleibt die gelassene Journalistin, die du sonst immer darstellst?«

Terry Reed lachte heiser, wurde aber sofort wieder ernst. »Pass auf, ich habe nicht viel Zeit. Es tut sich was im Busch. Ich glaube, eines der New Yorker Syndikate ist mir auf der Spur. Irgendwer hat Wind davon bekommen, dass ich etwas in den Händen habe, was...«

»Also doch!«, entfuhr es der Rothaarigen.

»Keine Aufregung, Süße, schließlich ist es nur eine Vermutung von mir. Jedenfalls müssen wir wachsam sein.«

»Warum sagst du mir nicht, was du in deinen Besitz bringen konntest?«

»Das kann ich nicht. Zu gefährlich für dich. Nur eines: Ich trage es bei mir. Aber es gibt noch etwas davon. Erinnerst du dich an das versiegelte Kuvert, das ich dir letzte Woche gegeben habe? Öffne es, falls mir etwas zustößt! Oder nein, warte! Das wäre auch nichts. Ich will dich nicht in die Sache mit hineinziehen. Übergib den Umschlag einfach einer Bekannten von mir. Sie heißt Sheila.«

Bonnies Kopf ruckte herum. Sie hatte ein Geräusch auf dem Flur gehört. Es hatte geklungen, als machte sich jemand an der Wohnungstür zu schaffen.

Die Rothaarige ließ den Telefonhörer sinken und lauschte.

Da war es wieder. Das Geräusch war eindeutig.

Kurz entschlossen nahm Bonnie den Apparat in die Hand und glitt katzengleich zur Flurtür. Den quakenden Telefonhörer klemmte sie achtlos unter die Achsel.

Mit der freien Hand tastete Bonnie nach der Türklinke. Blitzschnell stieß sie die Tür auf. Ihre Sinne waren aufs äußerste angespannt, ihre Augen suchten.

Der Flur war leer, der Eingang zur Wohnung unverändert geschlossen.

Die schöne Frau atmete erleichtert auf und lehnte sich lässig an die geöffnete weiße Flurtür. Den Telefonapparat hielt sie in Brusthöhe, den Hörer drückte sie gegen ein Ohr.

»Verdammt, was ist denn los?«, beschwerte sich Terry.

In diesem Augenblick schob sich hinter der Tür eine Pistolenhand hervor. Bonnies Blick richtete sich entsetzt darauf.

Dann begriff sie endlich, dass es sich um keine Sinnestäuschung handelte.

»Schatz, es gibt Stunk!«, stieß sie aufgeregt hervor.

Im nächsten Moment reagierte die rassige, rothaarige Frau. Blitzschnell trat sie gegen das weiße Türblatt.

Ein schmerzerfüllter Schrei.

Die Pistole fiel zu Boden. Ein untersetzter Mann, der mit verzerrtem Gesicht sein Handgelenk hielt, kam zum Vorschein.

Bonnie March war alles andere als ein Routinier im Umgang mit Gangstern, aber durch ihren Verlobten Terry Reed hatte sie einiges gelernt.

Nicht umsonst war Terry Reed einer der besten Polizisten der Weltstadt New York.

Bonnie hieb dem Gangster in Notwehr das Telefon an den Schädel, bevor der sich von der ersten Attacke erholt hatte.

Der Mann kam durch den unerwarteten Schlag ins Taumeln.

Bonnie bückte sich blitzschnell nach der entfallenen Pistole und richtete sie auf den Fremden.

Zum Schuss kam sie nicht mehr. Der Gangster hatte mit einem einzigen Satz die Wohnungstür erreicht, riss sie auf und war draußen.

Bonnie March rannte nach, wollte ins Treppenhaus hinaus.

Da erst erinnerte sie sich ihrer Nacktheit und hielt inne. Tatenlos musste sie zusehen, wie der Gangster entkam. Seine schnellen Schritte hallten im Treppenhaus wider und entfernten sich rasch.

Die Rothaarige ging nachdenklich und mit wiegenden Hüften in die Wohnung zurück.

Erst dann stellten sich die Nachwirkungen des überstandenen Schreckens ein. Unwillkürlich ließ sie die Waffe fallen. Ihre Knie wurden weich wie Pudding. Bonnie brauchte allen Willen, um das Telefon vom Boden aufzuheben und ins Wohnzimmer zurück zu tragen.

Wie durch ein Wunder war die Verbindung nicht unterbrochen. Terry hing noch an der Strippe.

Bonnie March berichtete ihm aufgeregt. Ihre Brust hob und senkte sich.

»Dann ist es bereits schlimmer als erwartet«, kam es leise über Terrys Lippen.

»Warum, zum Teufel, sagst du nichts deinen Kollegen?«, schimpfte Bonnie March. »Warum bringst du uns beide in unnötige Gefahr?«

»Das - das kann ich dir nicht erklären, Sweetheart.

Das, was ich besitze, ist in den Händen der Polizei praktisch wertlos. Nur eine Einzelperson kann etwas damit anfangen.«

»Nicht, wenn sie tot ist«, entgegnete die Rothaarige trocken. In ihren verführerisch blauen Augen blitzte es.

»Darling, man wollte dich bestimmt nicht umbringen«, versuchte Terry Reed seine Verlobte zu beruhigen. »Du solltest wahrscheinlich nur entführt werden, um mich unter Druck setzen zu können.«

Bonnie March hieb den Hörer auf die Gabel zurück. Sie hatte genug. Dann ging sie zur Wohnungstür und verrammelte sie.

Als sie zufällig aus dem Fenster blickte, gewahrte sie die schwarze Limousine, die unten vor der Haustür stand. Der Mann, der sich vorn gegen die Kühlerhaube lümmelte, war ihr nicht unbekannt.

Es war der Gangster, den sie aus der Wohnung gejagt hatte.

Man hatte noch nicht aufgegeben; der Stunk hatte erst begonnen.

Und Bonnie March wusste noch nicht einmal, um was es überhaupt ging.

 

2

Terry Reed war seiner Verlobten nicht böse. Wahrscheinlich hätte er an ihrer Stelle genauso gehandelt.

Er überlegte: Sollte ich zu ihr gehen?

Nein, entschied er, das hat jetzt keinen Sinn. Es wird endlich Zeit, jemanden in die Sache einzuweihen.

Terry dachte dabei an Sheila. Das ungemein attraktive Mädchen, mit angeblich deutschen, französischen und russischen Vorfahren, würde am geeignetsten sein.

Er stellte sich Sheila vor. Sie war um fünfundzwanzig Jahre jung, hatte blauschwarzes Haar, Kohleaugen und besaß ideale weibliche Proportionen.

Terry Reed war einer der wenigen, die wussten, dass Callgirl nur ihr Deckberuf war. Vor nicht langer Zeit hatte sie ihm geholfen, einen schwierigen Fall in der High Society zu lösen.

Kurz entschlossen wählte Terry zwei-null-null-null. Es war eine Nummer, die in keinem Telefonbuch stand. Sie wurde nur von Angehörigen gewisser Schichten im Flüsterton hinter vorgehaltener Hand dem besten Freund anvertraut.

Terry wusste: Das waren in der Regel Geheimnisträger - vor allem von mafiaähnlichen Organisationen. Solche also, von denen es sich allemal lohnte, etwas zu erfahren...

Sheila meldete sich sofort. Ihre Stimme ließ einem Mann auch über Telefon automatisch wohlige Schauer über den Rücken rieseln. Sie war voller erotischer Ausstrahlung.

Terry sagte seinen Namen.

»Was, Captain Terry Reed?«, entfuhr es Sheila überrascht.

»Ja, ich bin's«, sagte Terry gepresst. »Ich stecke bis über beide Ohren in der Patsche.«

»Das darf doch nicht wahr sein. Was ist los mit dir?«

»Das - das kann ich dir am Telefon nicht sagen.«

»Okay, du weißt, wo ich wohne.«

Zentnergewichte hatten sich von Terrys Herz gelöst, als er den Hörer auflegte und die Telefonzelle verließ.

Aufmerksam sicherte er nach allen Seiten. Es herrschte reger Verkehr. Passanten hasteten scheinbar wahllos durcheinander.

Reed mischte sich in das Gewühl und ließ sich mit treiben, bis er seinen Wagen erreicht hatte. Seine Autoschlüssel rasselten, als er aufschloss.

Kaum war der Wagenschlag geöffnet, gewahrte er eine Bewegung hinter sich.

Seine Abwehr kam zu spät. Ein harter Gegenstand bohrte sich ihm in die Seite.

»Keine falsche Bewegung!«, zischelte jemand. »Steig ein!«

Widerwillig klemmte sich Terry hinter das Lenkrad. Der Fremde drängte ihn auf den Beifahrersitz. Dabei geriet er in Reeds Blickfeld.

Der Captain hatte den Mann noch nie zuvor gesehen. Das war kein Wunder. Der unverhohlene Chikagoer Slang des vierschrötigen Kerls verriet, dass sein Arbeitsfeld normalerweise außerhalb New Yorks lag.

»Was wollen Sie von mir?«, fragte der Captain.

Der Gangster lachte hämisch.

Terry bemerkte, dass sein Wagen umstellt wurde. Der Gangster entriegelte die Türen, ohne dabei seinen Gefangenen aus den Augen zu lassen. Seine Komplizen stiegen ein.

»So und jetzt rücke das Tagebuch raus!«

»Was für ein Tagebuch?«, fragte Reed unschuldig.

Blitzschnell schlug der Gangster, der hinter ihm saß, zu. Terrys Kopf flog auf die Seite. Er spürte, dass die Haut über dem linken Jochbein aufplatzte. Blut rieselte über die Wange.

»Wir haben das Telefongespräch deiner Puppe abgehört, sind also im Bilde. Wenn du nicht spurst, werfen wir dich den Geiern zum Fraß vor. Dann stürmen wir die Bude von deinem Girl und holen uns den Umschlag - falls wir bei dir nicht finden, was wir suchen.«

Terrys Gedanken jagten sich. Was sollte er tun? Die Mienen der Gangster drückten kalte Entschlossenheit aus. Nein, dieser Zwickmühle würde er so schnell nicht entrinnen. Es gab nur eine Möglichkeit: Zeit gewinnen.

»Ich habe das Ding nicht bei mir.«

Wieder ein brutal ausgeführter Schlag. Im letzten Augenblick konnte Terry seinen Kopf wegducken. So wurde nur sein Ohr gestreift und der Schlag von der Schulter abgefangen. Sofort erlahmte der linke Arm. Nein, mit den Typen war nicht zu spaßen.

Er musste tun, was sie wollten. Sie würden ohnehin das vertrackte Tagebuch bei ihm finden, wenn sie ihn erledigten.

Zögernd griff er in die Innentasche seiner Jacke.

Blitzschnell zuckte die Rechte des Gangsters neben ihm vor, griff nach seinem Schnurrbart und drehte ihn.

Terry Reed presste vor Schmerz die Zähne zusammen.

»Keine Tricks!«, warnte der Gangster hinter ihm und drückte ihm einen Revolver ins Genick.

»Ich wollte euch gerade das Tagebuch geben«, keuchte Reed. »Ihr wisst doch, dass ich meine Waffe am Gürtel habe.«

Die Kerle ließen sich nicht beirren. Der eine griff in Reeds Jackentasche, riss die Hand des Polizisten heraus, fasste wieder hinein.

Die Augen der Unterweltler wurden groß und rund, als sie das schwarze, abgegriffene Büchlein sahen, das ihr Kumpan zum Vorschein brachte.

Der Gangster, der es dem Captain entwendet hatte, blätterte es durch.

»Tatsächlich«, flüsterte er fast ehrfurchtsvoll, »Sonny Clarks Tagebuch. Hier hat er alles aufgezeichnet, bevor ihn der Teufel holte.«

Die Männer waren einen Moment lang abgelenkt. Für Terry Reed genügte dieser Augenblick. Er knallte dem Gangster hinter ihm die geballte Hand ins Gesicht und stieß gleichzeitig den Wagenschlag auf. Ein Schuss löste sich, durch den vorgeschraubten Schalldämpfer kaum hörbar und die Kugel fuhr in den Wagenhimmel. Zu einem zweiten Schuss kam der Gangster nicht. Schon war der Captain draußen, verschwand im Gewühl.

»Lasst ihn laufen!«, befahl der Chikagoer seinen Komplizen. »Den finden wir schon noch.« Er hielt das Tagebuch hoch. »Außerdem haben wir hier, was wir brauchen.«

»Was meinte der Bursche eigentlich mit Sheila, als er mit seiner Puppe telefonierte?«, erkundigte sich einer.

Die anderen sahen sich achselzuckend an.

»Vielleicht sollten wir unseren New Yorker einmal fragen«, schlug ein anderer vor.

Jeder von den Ganoven sprach einen anderen Slang.

Keiner stammte aus New York - eine Tatsache, die auch Terry Reed aufgefallen war. Sie bewies, dass Bedeutsames in der Unterwelt vorging.

3

Eine Stunde lang geschah nichts. Bonnie March hatte inzwischen Toilette gemacht und sich angekleidet. Die hautengen Jeans waren schon fast sündig und deutlich zeichneten sich ihre Brüste unter der engen Bluse ab. Auf einen BH hatte die attraktive Journalistin verzichtet.

Wieder stand Bonnie am Fenster und spähte hinunter. Die erbeutete Pistole lag sicher in ihrer Hand.

Unten war Wachablösung erfolgt. Ein anderer Wagen stand vor der Haustür und ein anderer Kerl lümmelte sich gegen die Kühlerhaube. Er grinste herauf.

Bonnie ließ die Gardine los und trat zurück. Mit verkniffener Miene sah sie sich um, als befände sich hier im Wohnzimmer die Lösung zu ihrem Problem.

Da fiel ihr etwas ein.

Terry hatte eine Sheila erwähnt. Der Name war Bonnie March kein Begriff. Wahrscheinlich hätte ihr Terry noch mehr Informationen gegeben, wäre nicht die Sache mit dem Gangster dazwischen gekommen.

Die rothaarige Schöne bereute inzwischen, dass sie ihr Gespräch mit dem Verlobten so schnell unterbrochen hatte. Das rächte sich nun. Sie wusste nicht einmal, von wo aus Terry angerufen hatte. Was sollte sie tun? Was machte ihr Verlobter im Moment? War er in Gefahr?

Wieder warf sie einen Blick aus dem Fenster - und erstarrte. Die Limousine stand unverändert an ihrem Platz, aber der Mann war verschwunden.

Wo war er?

Hatte er sich in den Wagen gesetzt? War er im Haus?

Die sehr gut aussehende Journalistin presste die Lippen zusammen, bis sie einen schmalen Strich bildeten. Den Burschen würde sie die Suppe gehörig versalzen.

Geräuschlos glitt sie zur Wohnungstür, entfernte alles, was sie dort angebracht hatte und lauschte. Waren da nicht leise Schritte im Treppenhaus? Ein Scharren vor der Tür, eine leise Stimme?

Eine Sekunde zögerte Bonnie March und starrte auf die Pistole in ihrer Hand. Die Waffe war mit Schalldämpfer versehen.

Terrys Verlobte entschied, dass Angriff die beste Verteidigung war. Alles sträubte sich in ihr dagegen, aber sie wusste, dass sie letztlich keine andere Chance hatte.

Mit einem Ruck riss Bonnie die Tür auf. Zwei Männer standen vor ihr, für einen Augenblick unfähig zu handeln. Sie waren überrumpelt. Einer von ihnen war groß und hager: der Mann, der das Haus beobachtet hatte. Beide hielten Waffen in den Händen.

Die Situation war eindeutig.

Bonnies Pistole spuckte Feuer - einmal, zweimal, dreimal. Auf der Brust des einen erschien ein kreisrundes, kleines Loch, aus dem Blut rann. Verwundert sah der andere auf seine Hand. Aus dem Ärmel kam ein rotes Rinnsal.

Die beiden Waffen fielen scheppernd auf die Marmorfliesen des Treppenhauses. Der Hagere geriet ins Wanken, stieß ein Ächzen über die Lippen. Sein Blick wurde starr.

Die Rothaarige wich kalkweiß zurück, verlor ihre Pistole, presste die Hand vor den Mund. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet.

Die beiden Gangster brachen direkt vor ihren Füßen zusammen. Der eine lebte noch. Seine Rechte tastete über den Boden. Bonnies Waffe lag am nächsten. Die Hand erreichte sie, hob die Pistole. Der Lauf schwankte. Die Rothaarige sah direkt in die gähnende Öffnung, die immer größer zu werden schien. Dann verlor sie das Bewusstsein.

Das Erlebte war zuviel für sie gewesen.

Das leise Plop, mit dem sich der Schuss aus der Pistole löste, hörte sie nicht mehr.

4

Normalerweise hätte sich Captain Reed darüber gewundert, dass er überhaupt so schnell und ohne Zwischenfälle her gefunden hatte, aber dafür hatte er nun keine Zeit. Er befand sich im Stadtteil Richmond, Nähe New Springville Park an der West Shore. Vor ihm erhob sich ein vielstöckiges Gebäude. Terry wusste, dass das große, mondän eingerichtete Penthouse oben Sheila gehörte.

Ehe er die Straße überquerte, sicherte er nach allen Seiten. Der Verkehr war mäßig. Es zeigte sich nichts Verdächtiges. Vergeblich suchte er in seiner Erinnerung, ob die Möglichkeit bestand, dass er unterwegs verfolgt worden war. Offenbar nicht. Aber Terry durfte kein Risiko eingehen. Am Telefon hatte er Bonnie gegenüber Sheilas Namen erwähnt. Inzwischen wusste er von den Gangstern, dass Bonnies Anschluss überwacht wurde.

Die war höchstens noch in der High Society bekannt, aber gerade Vertreter der privilegierten Schicht waren es, die gesteigertes Interesse an Sonny Clarks Tagebuch haben mussten. Wahrscheinlich hatten die Gangster in deren Auftrag gehandelt. Dass sie aus verschiedenen Teilen der USA stammten, bewies nur, wie brisant die ganze Angelegenheit war. Schließlich hatte sich Sonny Clark nie lange an einem Ort aufgehalten. Überall, sogar im Ausland, hatte er Aufträge erledigt.

Terry Reed betrat das Apartmenthaus. Er wusste, dass der Fahrstuhl vor dem letzten Stockwerk, vor dem Penthouse Sheilas also, blockierte, wenn er sich nicht anmeldete. Terry holte das nach.

Dann wurde er vom Lift aufwärts getragen.

Sheila erwartete den Captain in der Diele.

Terry Reed verschlug es beim Anblick der berauschend schönen Frau die Sprache. Er sah in die unergründlichen Kohleaugen und hatte den Eindruck, darin zu versinken.

Die hingegen machte einen gelösten, fast heiteren Eindruck. Sie freute sich, einen alten Bekannten wieder zu sehen, obwohl der Anlass dazu wahrscheinlich alles andere als erfreulich war. Sie erkannte Terrys Unsicherheit und rettete die Situation, indem sie sagte: »Komm näher, Captain, ich habe dir schon einen Drink gemixt! Ist doch recht so, oder?«

Terry verzog das Gesicht, wobei ihm das schmerzende Jochbein den Grund seines Besuches wieder in Erinnerung brachte.

»Du sollst doch nicht immer Captain zu mir sagen.«

Sheila lächelte entwaffnend und ging voraus. Sie trug ein knieumspielendes Kleid, das in seinem Schnitt züchtig gewirkt hätte, wäre es nicht rückenfrei gewesen.

Terry Reed bewunderte die makellos reine Samthaut, die von der Sonne leicht gebräunt war. Der Ausschnitt des Kleides ging fast bis zum Ansatz der hinteren Rundungen, die sich aufregend bewegten. Terry musste an sich halten, um nicht den herrlichen Rücken zu streicheln oder Sheila einen kleinen Klaps auf das Hinterteil zu geben. Der Ernst der Situation erleichterte es ihm. Es war auch diesem Ernst zu verdanken, dass die betörende Frau ihre Bedeutung als Symbol der Sinnlichkeit für Terry Reed verlor und er somit wieder voll zur Wirklichkeit zurückfinden konnte.

Sie erreichten den Salon. Sheila ließ sich in eines der Polster gleiten und schlug die Beine übereinander. Sie machte das so raffiniert, dass Terry nicht umhin konnte, einen Blick auf einen Teil ihrer schönen Schenkel zu werfen.

Die schwarzhaarige Frau lächelte aufmunternd und deutete auf eines der beiden Gläser, die auf dem Tisch standen. Eine dickbauchige Flasche alten Bourbons und ein Glaskelch mit Eiswürfeln befanden sich in ihrer Gesellschaft.

Terry Reed ließ sich ächzend nieder. Er und Sheila prosteten sich zu.

Terry trank das Glas mit einem Zug leer.

»Ah, das tut gut«, sagte er und lehnte sich bequem zurück.

Sheila schenkte neu ein, dabei ihren Besucher kaum aus den Augen lassend. Bewusst sagte sie kein Wort. Sie kannte Terry Reed und wusste, dass sie nicht in ihn dringen durfte. Er musste Gelegenheit haben, seine Gedanken zu ordnen, dann würde er von allein zu erzählen beginnen.

»Sag mal, Sheila, hast du ein Pflaster?« Terry deutete auf sein Gesicht. »Das Blut habe ich unterwegs notdürftig entfernt.«

Nachdem ihm Sheila das Gewünschte gebracht und ihn verarztet hatte, begann Terry Reed mit seinem Bericht.

»Es war vor etwas mehr als einem Monat. Ich hatte einen Fall - Mord. Opfer war ein Senator, Täter offensichtlich ein Killer. Die Spuren ließen nur einen Schluss zu: Sie deuteten auf einen Profi, einen bezahlten Profi hin. Ich tippte auf Sonny Clark und lag richtig.« Terry fixierte die bezaubernde Frau mit einem eigenartigen Blick. »Du bist die erste, die es erfährt: ICH brachte Sonny Clark zur Strecke!«

Sheila war einen Moment lang nicht fähig, etwas darauf zu entgegnen.

»Hast du ihn - festnehmen können?«, fragte sie schließlich.

Terry schüttelte den Kopf.

»Nein, das hätte wohl in allen Zeitungen gestanden. Ich stellte ihn und er beging vor meinen Augen Selbstmord.«

Sheila schien angestrengt nachzudenken. Die Sache kam ihr reichlich verworren vor.

Terry Reed ballte die Hände zu Fäusten. Verzweiflung war plötzlich in seinen Augen.

»Verdammt, ich habe mir jedes Wort genau überlegt, aber in meinem Innern ist das reinste Chaos. Wie soll ich es dir nur erklären? Also, ich tippte als Auftraggeberin für den Killer erst auf die Witwe, lag aber falsch. Die Kinder kamen an die Reihe. Ebenfalls Fehlanzeige, wie mir schien. Dabei hatte ich einen grandiosen Einfall.« Terry stockte.

»Und?«, drängte Sheila ungeduldig.

»Ich war auf die Idee gekommen, dass sich der Senator selbst hatte umbringen lassen.«

»Aber das ist doch...«

»Moment, Sheila, sage nichts! Es stellte sich wenig später heraus, dass ich recht hatte.

Du weißt von Sonny Clark wahrscheinlich nicht viel mehr als seinen Namen - wie jeder auf diesem Planeten. Mir ging es nicht anders. Ich fragte mich, warum das wohl so war. Ganz einfach: Nie hat ihn jemand zu Gesicht bekommen, auch nicht seine Auftraggeber. Wer ihn sah, musste sterben. Das war sein Prinzip. Dem verdankte er seinen Killererfolg. Aber es sollte ihm einmal das Genick brechen. Nun, der Senator beauftragte ihn zum Mord an sich selbst. Nach Vollzug wollte Clark sein restliches Geld, ahnte dabei aber nicht, dass ihn der Senator aufs Kreuz gelegt hatte. Er forschte nach.«

»Aber warum hat der Senator so was getan? Es ergibt doch keinen Sinn«, wandte Sheila ein.

»Auf dem Schreibtisch des Senators lag eine seltsame Notiz: ›Hier müsst ihr suchen. Der Mörder sucht den Auftraggeber und findet das Opfer.‹ Einer meiner Leute hat sie gefunden und verschlampt. Ich selbst bin erst wieder darauf gestoßen, als ich längst schon den Verdacht hegte, dass der Senator seinen eigenen Mord auf dem Gewissen hatte. Ich untersuchte also den Schreibtisch und fand ein Geheimfach.

Darin lag das Geständnis, dass der Senator Sonny Clarks Dienste schon einmal in Anspruch genommen hatte. In welcher Sache, spielt jetzt keine Rolle. Es ging jedenfalls noch etwas daraus hervor. Sonny Clark erwies sich laut dieser Papiere nicht nur als Killer, sondern auch als Erpresser. Jahre nach der Tat hatte er den Senator aufgefordert, eine weitere Summe zu zahlen, da die erste nicht dem entsprach, was er dem Senator wert gewesen war. Schließlich habe er dem Mord seinen Posten und sein Ansehen zu verdanken.«

»Ich möchte jetzt trotzdem wissen, was es mit dieser ersten Tat auf sich hatte«, unterbrach Sheila, obwohl sie sich vorgenommen hatte, Terry aussprechen zu lassen.

»Also gut: Der Senator hieß James McGavern, wie du inzwischen wohl selbst erraten hast, wenn du Zeitung liest. Damals war er stets zweite Garnitur gewesen. Der Kandidat für Washington war Charles Brighton gewesen. Während einer Europareise McGaverns wurde der Mord verübt. Geschickt gelang es McGaverns Parteifreunden, die Sache ihren politischen Gegnern in die Schuhe zu schieben.

Ein riesiger Skandal. McGavern rückte nicht nur automatisch in der Liste auf, sondern gewann die Wahl und kam später nach Washington.«

»Ungeheuerlich!«

»Das dachte sich auch Sonny Clark und bat, wie erwähnt, zum zweiten Mal zur Kasse. So seltsam es auch klingen mag, aber diese Tatsache war letztlich der Auslösefaktor für McGaverns Selbstmord. Er war so verdreht, dass er vor sich selbst ein Motiv brauchte, obwohl das wahre natürlich Kummer über die eigene Tat an Charles Brighton, seinem ermordeten Freund, war. Ich erkannte meine Chance. Nächtelang hielt ich mich in des Senators Arbeitszimmer auf, sagt keinem Menschen etwas von der Sache, damit mir der große Fang nicht verpatzt werden sollte. Meine und des Senators Rechnung ging auf. Sonny Clark kam; aber er schoss sich vor meinen Augen eine Kugel durch den Kopf. Ein zäher Bursche, war nicht sofort tot. Vorher flüsterte er etwas von Tagebüchern und nannte eine Adresse. Ich fand alles. Eines der Bücher hat vorhin den Besitzer gewechselt. Allerdings ist es schon uralt und besitzt somit keinen großen Wert.«

Terry Reed horchte plötzlich auf.

Auch Sheila hatte es gehört, dem Geräusch aber keine Bedeutung beigemessen.

Der Captain erhob sich und lief zur Terrassentür.

Ein Hubschrauber. In fünfzig Yards Entfernung flog er vorbei, nur etwa fünf Fuß höher als das Penthouse.

Im gleichen Augenblick begriff Sheila. Sie hatte drüben ein Blitzen bemerkt. Die Sonne spiegelte sich im Glas.

Ein Zielfernrohr!

»Terry!«, stieß Sheila hervor und sprang auf.

Doch es war zu spät. Etwas fetzte durch das dicke Glas der Terrassentür. Ohne einen Laut kippte Terry Reed um. Er fiel auf den Rücken.

Der Hubschrauber drehte ab. Sheila warf sich über ihren Freund.

Terry Reed war tot.

Und er hatte nicht mehr sagen können, wo sich der Rest der Tagebücher befand.

Sheila begriff nun, warum der Captain verfolgt worden war. Die Tagebücher des Killers Sonny Clark mussten einige Dinge enthalten, vor deren Offenbarung etliche einflussreiche Persönlichkeiten zitterten.

Sheila fragte sich nur, warum sich der Captain damit nicht an die eigene Behörde gewandt hatte.

Was steckte noch dahinter, was er nicht mehr hatte sagen können?

5

Als Bonnie March zu sich kam, schien nicht viel Zeit vergangen zu sein. Es hatte sich nichts verändert.

Es würgte sie, als sie die beiden Leichen sah. Gottlob hatte die Kugel des einen sie nicht getroffen. Hinter ihr befand sich ein kleines Loch in der Wand. Es war der letzte Schuss gewesen, den der Mann in seinem Leben abgegeben hatte.

Wie betäubt taumelte die aufgelöst wirkende Frau ins Wohnzimmer zum Telefon.

Terry Reed hatte seiner Verlobten wiederholt eingeschärft, in der Angelegenheit keinem seiner Kollegen etwas zu sagen. Nun, er hatte es nach der ersten Bedrohung nicht für notwendig befunden, Bonnie March beschützen zu lassen.

Nachdem sich die Dinge so zugespitzt hatten, wollte die Rothaarige keine Sekunde mehr länger zögern. Die beiden Leichen waren ohnehin nicht mehr zu leugnen.

Bereits wenige Minuten später traf die Mordkommission ein. Sie wurde von Bob Englehorn geleitet, einem Assistenten und persönlichen Freund Terrys. Er sprach kein Wort, überließ Bonnie erst mal sich selbst und den Tatort der Spurensicherung. Ein ungewöhnliches Vorgehen. Es wäre nahe liegend gewesen, dass Bob erst mal von der Verlobten seines Freundes einen genauen Tathergangsbericht verlangt hätte. Zumindest vermisste die völlig am Boden zerstörte Frau ein tröstendes Wort in Anbetracht des Schrecklichen, was sie hatte erleben müssen.

Als sie Bob Englehorn darauf ansprach, wich der Polizist ihrem Blick aus. Bonnie kam ein ungeheuerlicher Gedanke.

»Was ist mit Terry?«

»Nun, er hat seit einer Woche Urlaub.« Bob zuckte mit den Achseln. »Was weiß ich, was er treibt? Eigentlich solltest DU das wissen.«

»Er ist tot!«

Bob Englehorn zeigte sich entsetzt.

»Wo... woher weißt du das?«

Bonnie March bekam einen Weinkrampf.

Bob empfand Mitleid, sprach ein paar tröstende Worte. Er winkte einen seiner Leute herbei. Zu zweit kümmerten sie sich um die verzweifelte Frau. Bonnie March erholte sich aber erstaunlich schnell. Sie hatte in ihrem Beruf als Journalistin gelernt, persönliche Gefühle in den Hintergrund zu stellen, wenn es um wichtige Dinge ging.

»Bobby«, sagte sie gefasst, »wo habt ihr ihn gefunden? Wie ist er umgekommen?«

»Es tut mir leid«, sagte Bob Englehorn brüchig, »ich darf dir nichts darüber sagen.« Er zögerte. »Wenn - wenn du in der Lage bist, könntest du mir erzählen, was hier geschehen ist.«

Verdammt, warum musste ich ausgerechnet jetzt Bereitschaftsdienst haben?, dachte er erbittert. Ich bin der Sache hier einfach nicht gewachsen.

Bob Englehorn war normalerweise ein Routinier, aber die Tatsache, dass er vor einer Viertelstunde seinen Freund verloren hatte und dessen Leichnam von Kollegen des Bezirks Richmond im Moment wohl schon ins Leichenschauhaus zur Autopsie gebracht wurde, setzte ihm doch gehörig zu.

»Wer ist Sheila?«, fragte die Rothaarige und kniff die Lippen zusammen.

Jäh sah sich Bob Englehorn aus seinen trüben Gedanken gerissen.

»He«, entfuhr es ihm, »woher kennst du diesen Namen?«

Endlich hatte Bonnie jemanden, dem sie ihr Herz ausschütten konnte. Bob Englehorn gingen die Augen über. Da taten sich ja Abgründe auf. Er konnte Bonnie zwar nicht sagen, wo Sheila zu finden war, weil er von der geheimnisvollen Schönen nur den Namen wusste, aber da er die Rothaarige ohnehin mit auf seine Dienststelle nehmen musste, würde er ihr dort weiter helfen.

Zwei Stunden später war Bonnie March auf freiem Fuß und auf dem Weg zu Sheila. Auf Schutzhaft hatte sie freiwillig verzichtet, obwohl Sheila ihr diese bei dem kurzen Telefongespräch, das vorangegangen war, dringend empfohlen hatte. Bonnie ahnte nicht, in welcher Gefahr sie sich aufgrund ihres Leichtsinns befand. Hoffentlich würde Sheila nicht umsonst auf die rassige Rothaarige warten! Bonnie March hatte nämlich den Fehler begangen, den Brief, den ihr Terry Reed vor einer Woche überlassen hatte, in ihrer Handtasche mitzuführen.

Sie war der Meinung gewesen war, er wäre dort sicher aufgehoben.

Welch ein gefährlicher Fehlschluss...

6

Captain Stone hatte enorm zugenommen, weshalb er auch von der kohleäugigen Sheila inzwischen heimlich - aber keineswegs spöttisch - ›der Dicke‹ genannt wurde.

Die äußere Erscheinung täuschte über die ungeheure Energie hinweg, die dem Mann inne wohnte.

Sein bürgerlicher Tarnberuf war in der Zwischenzeit Rechtsberater der Großindustrie und High Society.

In Wirklichkeit hatte Stone keinen geringen politischen Ehrgeiz und einflussreiche Freunde im Senat - wie nicht nur Sheila längst herausgefunden hatte.

Dieser Captain bei der Chikagoer Polizei, der er gewesen war, als sie ihn gemeinsam mit Dr. No kennen lernte...

Auch das war anscheinend nur Tarnung gewesen.

Wahrscheinlich war er damals schon speziell hinter dem geheimnisvollen Mr. X her gewesen, der Dr. No und Sheila anfangs die Hölle heiß gemacht hatte.

Nun, eines hatte er jedenfalls vor beiden offen zugeben müssen: Seine Aufgabe war es schon immer gewesen, nach gängiger CIA-Manier Vertrauensleute in Firmen, in gesellschaftlichen Gruppen und sogar in politischen Vereinigungen anzuwerben, die durch politische Unterwanderung und Unterwanderung durch das Großgangstertum gefährdet waren.

Verärgert durch das ständige aneinander-vorbei-Arbeiten der großen Organisationen FBI, CIA, Pentagon und Justizministerium, setzten politische Freunde im Senat in einem Geheimausschuss für Stone die Schaffung einer Art Superjobs durch. Er sollte in speziellen Fällen die Aktionen der amerikanischen Geheimdienste koordinieren. In seinem Büro, verborgen hinter einer Tür, hinter die nicht einmal Sheila einen Blick werfen durfte, liefen also die wichtigen Fäden zusammen.

Dabei war weder Sheila, noch Dr. No, noch ihrer beider Freund Sammy Powers klar, ob Stone nun wirklich so hieß: Stone!

Und ob er wirklich Captain... jemals gewesen war?

Egal: So lange sie keinen anderen Namen hatten, war er für sie nach wie vor Captain Stone!

Was Wunder, dass sich Sheila mit ihm in Verbindung setzte. Der Dicke war für ihren Tarnberuf verantwortlich. Eines Tages war er auf die Idee verfallen, Sheila in ein angebliches Luxus-Callgirl zu verwandeln, um so eine gute Plattform für wichtige Operationen und vor allem eine auch mal vielleicht über das Bett ausgezeichnet florierende Informationsquelle zu haben.

Dennoch war Sheila wie schon zuvor ›freie Mitarbeiterin‹ geblieben. Der Dicke war nicht ihr Boss, sondern höchstens ihr Auftraggeber.

Wie immer, war Stone sofort am Apparat, als Sheila seine Nummer wählte. Sie berichtete ihm vom Tode Terry Reeds und er veranlasste das Notwendige. Als alles überstanden war, telefonierten sie ein weiteres Mal miteinander.

»Sheila«, beschwor Captain Stone sie, »Sie schweben jetzt in ständiger Lebensgefahr.

Die Gangster sind auf Sie aufmerksam geworden. Vielleicht wäre es besser, Sie tauchten zunächst für eine Weile unter.«

»Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst? Es wäre das erste Mal, dass ich kneife.«

Der Dicke seufzte.

»Von mir jedenfalls haben Sie keinen Auftrag in dieser Richtung.«

»Terry Reed war ein guter Freund.«

»Warum überlassen Sie die Sache nicht einfach seinen Kollegen? Halten Sie die für unfähig?«

»Ich überlege die ganze Zeit, warum er die Angelegenheit mit Sonny Clark für sich behalten hat«, wich Sheila aus. »Was wissen Sie eigentlich über den Fall?«

»Nun, der Mord an Senator McGavern war als Unfall getarnt, aber McGavern war ein wichtiger Mann und die Tarnung platzte. Das FBI wurde eingeschaltet und arbeitete ausnahmsweise Hand in Hand mit der zuständigen New Yorker Behörde. Allerdings klappte die großartige Zusammenarbeit nur zu Beginn. Man merkte, dass Captain Reed plötzlich eigene Wege zu beschreiten schien, kümmerte sich aber weiter nicht darum, weil er den Kameraden vom FBI nicht in die Quere kam.

Bis man dann im Arbeitszimmer des Ermordeten die unbekannte Leiche eines Selbstmörders fand.«

»Hatte man denn keinen Verdacht, wer der Tote sein könnte?«

»Einen Verdacht schon«, erwiderte Captain Stone, »aber keinerlei Beweise. Auch das FBI dachte sofort an Sonny Clark, hielt den Leichenfund aber vorerst geheim.«

»Was wissen Sie über Sonny Clark?«

»Leider nicht viel, wie ich zugeben muss. Wahrscheinlich ist der Name ein Pseudonym. Immer wieder tauchte er auf. Manchmal wurde sogar vermutet, dahinter verberge sich eine ganze Gruppe. Inzwischen ist natürlich alles getan worden, die gefundene Leiche zu identifizieren - erfolglos. Wenn es stimmt, was Terry Reed Ihnen erzählte - eigentlich gibt es daran keinen Zweifel -, dann wird in der nächsten Zeit noch einiges passieren. Die Tagebücher dürften hoch brisant sein.«

»Und Sie wollen, dass ich mich da heraushalte, Captain?«, sagte die attraktive Topagentin vorwurfsvoll.

»Sheila, das müssen Sie verstehen.«

»Was gibt es denn da schon zu verstehen?« Sie schüttelte den Kopf.

»Nun...« Stone zögerte.

Dann sagte er endlich: »Die eigentlich Betroffenen werden bei dem sich anbahnenden Kampf kaum selbst in Erscheinung treten, sondern ihre kleinen Ganoven schicken. Das ist nicht Ihr Gebiet.«

»Ich würde Ihnen recht geben, Mr. Stone, wenn ich wirklich vor hätte, mich mit den Kleinen zu messen. Meine Pläne sehen allerdings anders aus.«

Sheila unterbrach die Verbindung. Grübelnd lehnte sie sich in die Polster zurück. Sie war nicht ganz ehrlich Stone gegenüber gewesen. Von echten Plänen konnte natürlich kaum die Rede sein. Vor allem fehlte ein Ansatzpunkt. Sie befand sich in einer Sackgasse.

Wenig später erhielt sie die Nachricht, dass Terry Reed eine Verlobte hatte, die sich nach ihrem Namen erkundigte. Der Anruf kam von Stone, die Nachricht selbst aber auf diesem Umweg vom Polizeipräsidium. Die Tatsache, dass Stone es solcherart unterstützte, bewies dem temperamentvollen Schwarzhaar, dass er sich längst mit ihrem beschlossenen Alleingang abgefunden hatte.

7

Frank Persson gehörte zu den Amerikanern, die Marilyn Monroe nicht vergessen konnten. Seit ihrem ersten Film war er verrückt nach ihr gewesen. Inzwischen war er reich genug, so dass er sie sich hätte leisten können - falls sie sich von ihm hätte leisten lassen.

Persson schwelgte in Erinnerung an die wasserstoffblonde Sexbombe und umgab sich immer wieder mit Mädchen, die dem Idol ähnlich sahen.

Auch Conny Tracy war ein Exemplar dieser blonden Gattung. Sie kam dem Vorbild recht nahe, obwohl ihre Haare gebleicht waren.

Nun, auf solche Kleinigkeiten achtete Frank Persson nicht. Er kleidete seine Favoritin meistens in weiße Garderobe und war gerade wieder dabei, sich an ihrem Anblick und aufregendem Gang zu ergötzen. Sie umrundete den großen Swimming-pool, der in seinen Abmessungen fast der olympischen Norm entsprach. Das weiße Kleid, das bis zur Wadenmitte ging, war leicht transparent. Der ausladende Busen war nur dürftig bedeckt und die großen Brustwarzen drückten sich wie neugierig gegen den dünnen Stoff.

Conny Tracy war sich ihrer Rolle genau bewusst. Ihr Gang ließ nichts zu wünschen übrig. Die Hüften wiegten sich im aufreizenden Rhythmus; die Brüste wippten kokett.

Der späte Playboy Frank Persson bekam Stielaugen.

Fast hatte Perssons derzeitiger Marilyn-Ersatz seinen Liegestuhl neben dem Pool erreicht. Sie trug ein Tablett mit allerlei Getränken.

»Einen Drink gefällig?«, flötete sie süß.

Persson schüttelte grinsend den Kopf.

Conny stellte die Getränke vom Tablett und sorgte dafür, dass ihr wohl gerundetes Hinterteil in Franks Reichweite gelangte. Prompt verabreichte er ihr einen Klaps.

Sie gab einen dünnen Schrei von sich und richtete sich auf. Gespielt erschrocken sah sie ihn an.

»Wenn du nicht trinken willst, was willst du sonst?«, fragte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag.

»Na, was denn wohl?« Er grinste stärker.

Das Tablett war inzwischen leer. Die Superblonde bewegte aufreizend ihre Hüften.

Dann erweiterte sie den Ausschnitt ihres Kleides und ließ ihre schwellenden Brüste Frischluft atmen.

Frank Persson starrte wie gebannt auf die herrliche Fülle und streichelte sie verlangend.

Blondy entzog sich ihm lachend und lief leichtfüßig davon. Ihre entblößten Brüste veranstalteten einen aufregenden Tanz.

»Na warte!«, rief Frank Persson lachend und hastete hinterher.

An der nächsten Ecke des Swimming-pools hatte er sie eingeholt und schlang beide Arme von hinten um ihre Taille. Conny Tracy blieb stehen und lehnte sich zurück. Er spürte ihre tastenden Hände und griff nach den schwellenden Brüsten. Diesmal entzog sie sich ihm nicht. Seufzend schmiegte sie sich an ihn. Ihre Haut duftete unbeschreiblich. Persson küsste den schlanken Hals, knabberte an den Ohrläppchen. Sie wandte ihren Kopf und öffnete die sinnlichen Lippen. Persson presste seinen Mund darauf.

Dieses verführerische Mädchen schien von innen heraus zu glühen. Persson drehte Conny herum und zog sie an sich. Die Erregung der beiden wurde übermächtig.

Es war ihr Pech, dass sie sich zu nahe am Beckenrand befanden. Als die Blondine etwas zurücktrat, geriet sie mit einem Fuß darüber und verlor das Gleichgewicht.

Frank konnte sie nicht halten. Er wurde im Gegenteil mit gerissen. Beide fielen sie ins kühle, erfrischende Nass, ließen sich dabei aber nicht los. Prustend kamen sie an die Oberfläche, schnappten nach Luft.

Die blonde Sünde trat Wasser, während Perssons Hände überall zu sein schienen. Er spürte den weichen, federnden Druck der Brüste.

Blondy griff nach der Wasserrinne und wandte sich ab.

Der Mann konnte sich von dem Anblick, der sich ihm bot, kaum losreißen. Er kam in Atemnot.

Conny erwartete ihn schon. Beide hielten sich an der Wasserrinne fest.

Das kühle Nass schlug hohe Wellen. Die schwellenden Brüste wurden von dem Wasser leicht hin und her bewegt.

Für Sekunden vergaß das Paar alles um sich herum.

Dann drehte sich die Superblonde um und umklammerte Frank mit den Beinen.

So schmusten sie noch eine Weile, bis sie endlich das Wasser wieder verließen.

»Es war herrlich«, säuselte Conny und schmiegte sich an ihren Herrn und Meister.

Frank Persson hob sie hoch und trug sie lachend zu seinem Liegestuhl. Er spürte einen mächtigen Durst auf etwas Hartes.

Conny mixte ihm einen Drink und begnügte sich selbst mit einem gespritzten Fruchtsaft.

Frank stürzte den Inhalt seines Glases mit einem Zug hinunter, dann betrachtete er Conny. Ihr weißes Kleid war klatschnass und klebte wie eine zweite Haut an ihrem makellosen Körper. Er beäugte die Brüste und griff danach, knetete sie sanft.

Ihm wurde heiß - und das nicht nur von der Sonne.

Das nasse Kleid schmiegte sich eng um die aufreizenden Hüften. Es verbarg nichts, betonte nur. Frank streifte es langsam hoch. Das vollblütige Girl stöhnte leise, fasste ihn an den Schultern, zog ihn über sich.

Ihre bebenden Leiber klammerten sich aneinander.

»Oh, Frankieboy«, stöhnte die unersättliche Blondine, »es ist wunderbar.«