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Rebecca lässt alles hinter sich, was ihr je etwas bedeutete: Den Job in New York, das langweilige, aber sichere Leben als Buchhalterin. Sie will sehen, was das Leben für sie bereithält. Sie will etwas erleben, bis das Geld aufgebraucht ist. Sie verkauft ihre Habseligkeiten, reist nach London und Paris, bis sie schließlich auf Korfu landet. Dort trifft sie den Olivenhain-Besitzer Stephanos. Für ihn ist es Liebe auf den ersten Blick. Aber er denkt, dass sie reich ist. Werden seine Gefühle noch so heiß brennen, wenn er erfährt, dass ihr Geld bald zur Neige geht?
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Seitenzahl: 133
Nora Roberts
Rebeccas Traum
Roman
Aus dem Amerikanischenvon Michaela Rabe
Wilhelm Heyne Verlag München
1. KAPITEL
Rebecca wusste, es war verrückt. Aber genau das war es, was sie daran reizte. Es war gegen jede Vernunft und widersprach eigentlich ihrem Wesen. Aber sie erlebte gerade die aufregendste Zeit ihres Lebens. Vom Balkon ihrer Suite aus hatte sie einen wundervollen Ausblick auf das tiefblaue Wasser des Ionischen Meeres. Die Sonne ging gerade unter und warf leuchtend rote Strahlen über das nur leicht bewegte Wasser.
Korfu. Allein schon der Name klang geheimnisvoll und verlockend. Und sie war hier, wirklich hier. Sie, Rebecca Malone, eine nüchtern denkende und ebenso handelnde Frau, die sich vorher nie mehr als ein paar hundert Kilometer von Philadelphia entfernt hatte, war in Griechenland! Und zwar auf Korfu, einem der bevorzugten Ferienparadiese Europas.
Aber so hatte sie es sich auch vorgestellt. Nur vom Besten, solange es eben ging. Dazu war sie fest entschlossen.
Rebeccas Chef hatte sie ungläubig angesehen, als sie ihm von ihrem Vorhaben erzählte und ihm anschließend die Kündigung überreicht hatte. Ihr war klar gewesen, dass er für ihren Entschluss niemals wirkliches Verständnis aufbringen würde. Rebecca arbeitete bei einer der besten Steuerberatungsfirmen Philadelphias als Buchhalterin. Sie bekam ein ansehnliches Gehalt und hatte gute Aufstiegschancen.
Auch ihre Freunde hatten sich sehr gewundert, dass sie diesen Job aufgab, ohne einen besseren gefunden zu haben.
Aber Rebecca hatte sich um all dies nicht gekümmert. Als ihr letzter Arbeitstag gekommen war, hatte sie ihren Schreibtisch aufgeräumt, ihre Sachen eingepackt und war gegangen.
Als sie dann auch noch ihre Wohnung mitsamt der Einrichtung innerhalb einer Woche verkauft hatte, zweifelten wirklich einige Freunde und Bekannte an ihrem Verstand.
Aber Rebecca hatte sich niemals klarer bei Verstand gefühlt.
Nun besaß sie tatsächlich nicht mehr, als in einen Koffer passte. Sie hatte keinerlei Verpflichtungen und seit sechs Wochen keine Rechenmaschine und Steuerbelege mehr zu Gesicht bekommen.
Zum ersten Mal, und vielleicht zum letzten Mal in ihrem Leben, war sie völlig frei und ungebunden. Sie stand nicht unter Zeitdruck, brauchte morgens ihren Kaffee nicht in Eile hinunterzustürzen und nach der Uhr zu leben. Sie hatte nicht einmal einen Wecker eingepackt. Sie besaß gar keinen mehr. Verrückt? Nein! Rebecca schüttelte den Kopf und lachte. Sie war entschlossen, das Leben in vollen Zügen zu genießen, solange es nur irgend ging.
Der Tod ihrer Tante Jeannie war der Wendepunkt in ihrem Leben gewesen. Völlig unerwartet stand Rebecca ohne jeden weiteren Verwandten in der Welt allein da.
Tante Jeannie hatte ihr Leben lang hart gearbeitet. Sie war immer pünktlich gewesen, immer zuverlässig. Ihre Stellung als Leiterin einer Bibliothek war ihr einziger Lebensinhalt gewesen. Sie hatte niemals auch nur einen Tag gefehlt oder auch nur einmal ihre Pflicht nicht erfüllt. Sie war ein Mensch gewesen, der seine Versprechen immer einhielt und auf den man sich verlassen konnte.
Mehr als nur einmal hatte man Rebecca gesagt, sie ähnle ihrer Tante sehr. Sie war zwar erst vierundzwanzig, aber sie war ebenso korrekt und solide wie ihre unverheiratete Tante. Tante Jeannie hatte gerade zwei Monate Zeit gehabt, Reisepläne zu schmieden und ihr wohlverdientes Rentenalter zu genießen. Dann war sie im Alter von fünfundsechzig Jahren gestorben. Mehr Zeit war ihr nicht geblieben, die Früchte ihres langen Arbeitslebens zu genießen.
Zuerst hatte Rebecca außer großer Traurigkeit nichts verspürt. Doch nach und nach war ihr klar geworden, dass sie das gleiche Schicksal erwartete, wenn sie weiterlebte wie bisher. Sie arbeitete, schlief und aß allein in ihrer schönen Wohnung, die sie von ihrer Tante geerbt hatte. Sie besaß einen kleinen Kreis netter Freunde, auf die sie sich in schwierigen Zeiten verlassen konnte. Rebecca war ein Mensch, der sich immer zu helfen wusste. Sie würde niemals jemanden mit ihren Problemen belasten – sie hatte nämlich keine.
Irgendwann begriff sie dann, dass sie ihr Leben ändern musste. Und sie tat es.
Es war eigentlich kein Davonlaufen gewesen, eher ein »Sichbefreien« von vielen Zwängen und starren Gewohnheiten. Bisher hatte sie immer getan, was man von ihr erwartete. Sie hatte immer versucht, wenig Aufhebens um ihre Person zu machen. Während ihrer Schulzeit war sie ein eher schüchternes Mädchen gewesen, das lieber las, als mit ihren Altersgenossen herumzutollen. Als sie dann aufs College ging, wollte sie Tante Jeannies Erwartungen erfüllen und saß noch mehr über ihren Büchern als vorher.
Rebecca hatte schon immer gut mit Zahlen umgehen können, und zudem war sie sehr gewissenhaft. Was lag da näher, als dies zu ihrem Beruf zu machen? Es war eine Arbeit gewesen, die ihr entsprach und Spaß machte. Sie hatte nie von einem anderen Leben geträumt.
Und nun war sie dabei, sich selbst kennen zu lernen, die Rebecca Malone, die sie nicht kannte. In den Wochen oder Monaten, die vor ihr lagen, wollte sie mehr über sich erfahren. Außerdem war sie entschlossen, sich so zu akzeptieren und zu mögen, wie sie war.
Wenn ihr Geld aufgebraucht sein würde, würde sie sich einen neuen Job suchen und wieder die vernünftige, praktische Rebecca werden. Aber bis zu diesem ungewissen Zeitpunkt würde sie reich sein, ohne Verpflichtung und bereit, alles auf sich zukommen zu lassen. Und plötzlich merkte sie, dass sie Hunger hatte.
Stephanos sah Rebecca, als sie das Restaurant betrat. Sie war eigentlich keine wirkliche Schönheit. Schöne Frauen sah man jeden Tag. Aber an dieser war etwas, das ihn faszinierte. Sie ging stolz und aufrecht, als gehöre ihr die Welt.
Stephanos betrachtete die Fremde genauer. Sie war schlank und besaß eine gute Figur und helle Haut. Sie muss gerade angekommen sein, dachte er. Das weiße Strandkleid ließ Schulter und Rücken frei und stand in aufregendem Gegensatz zu dem pechschwarzen, kurz geschnittenen Haar.
Sie blieb stehen und holte Luft, wie es schien. Dann lächelte sie dem Kellner zu und ließ sich von ihm an einen freien Tisch führen. Stephanos gefiel ihr Gesicht. Es wirkte fröhlich, intelligent und offen. Besonders beeindruckend fand er ihre Augen. Sie waren von einem blassen, beinahe durchsichtigen Grau. Aber in ihrem Ausdruck war absolut nichts Blasses. Wieder lächelte die Frau dem Kellner zu und sah sich im Raum um. Sie machte auf ihn den Eindruck, als wäre sie in ihrem Leben nie glücklicher gewesen als jetzt.
Schließlich trafen sich ihre Blicke.
Rebecca schaute rasch in eine andere Richtung, als sie bemerkte, dass der hoch gewachsene, gut aussehende Mann an der Bar sie ansah. Sie wurde oft von Männern bewundernd betrachtet, aber diese Blicke machten sie verlegen. Sie wusste nie, wie sie damit umgehen sollte. Um ihre Verwirrung zu verbergen, nahm sie die Speisekarte zur Hand.
Eigentlich hatte Stephanos gehen wollen, aber impulsiv entschied er sich anders. Er winkte den Kellner heran und sprach ein paar Worte mit ihm. Der Kellner nickte und verschwand. Gleich darauf brachte er eine Flasche Champagner an Rebeccas Tisch.
»Mit der besten Empfehlung von Mr. Nikodemos«, sagte er und deutete unauffällig mit dem Kopf zur Bar.
Rebecca sah überrascht hinüber. »Also, ich ...«, stammelte sie. Doch dann riss sie sich zusammen. Eine Frau von Welt durfte sich doch nicht von einer Flasche Champagner aus dem Gleichgewicht bringen lassen.
Warum sollte sie das Geschenk eines ausgesprochen attraktiven Mannes nicht annehmen? Und vielleicht sogar ein wenig mit ihm flirten?
Fasziniert beobachtete Stephanos das wechselnde Mienenspiel auf dem Gesicht der Unbekannten. Kurz zuvor hatte er noch ein Gefühl der Langeweile empfunden. Plötzlich war es wie weggeblasen.
Als sie die Hand leicht hob und ihm zulächelte, ahnte er nicht, dass ihr Herz heftig schlug. Er nahm es nur als eine Geste des Dankes – und als Einladung, an ihren Tisch zu kommen.
Als er auf ihren Tisch zukam, bemerkte Rebecca erst, wie blendend dieser Mann aussah. Er war schlank und hoch gewachsen und hatte dichtes blondes Haar. Seine Haut war sonnengebräunt, und an seinem Kinn entdeckte sie eine kaum sichtbare Narbe. Es war ein ausdrucksstarkes Gesicht mit einem Kinn, das Willensstärke und Energie ausdrückte. Die Augen des Mannes waren dunkelblau.
»Guten Abend, ich bin Stephanos Nikodemos.« Er sprach ohne Akzent, mit tiefer voller Stimme.
»Hallo. Ich heiße Rebecca, Rebecca Malone.« Rebecca hob zur Begrüßung die Hand. Zu ihrer Überraschung führte er sie an den Mund. Die Berührung seiner warmen Lippen war wie ein Hauch. Unwillkürlich zog Rebecca die Hand schnell wieder zurück. »Vielen Dank für den Champagner.«
»Er schien mir Ihrer Stimmung zu entsprechen.« Er sah ihr forschend ins Gesicht, so als erwarte er etwas von ihr. »Sind Sie allein?«
»Ja.« Vielleicht war es ein Fehler, dies zuzugeben, aber wenn sie ihr Leben genießen wollte, musste sie eben Risiken eingehen. »Möchten Sie nicht ein Glas mit mir trinken?«
Stephanos setzte sich ihr gegenüber. Als der Kellner einschenken wollte, bedeutete er ihm, er würde es selbst tun. »Sind Sie Amerikanerin?« fragte er, nachdem er beide Gläser mit dem perlenden Getränk gefüllt hatte.
»Sieht man das nicht?«
»Nein, ich hatte eher gedacht, Sie seien Französin, bis ich Ihre Stimme hörte.«
»Wirklich?« Rebecca fühlte sich geschmeichelt. »Ich komme gerade aus Paris.« Sie musste sich zwingen, sich nicht ans Haar zu fassen. Sie hatte es in Paris schneiden lassen.
Stephanos hob das Glas, und sie stießen an. Rebeccas Augen leuchteten.
»Waren Sie geschäftlich dort?« fragte er.
»Nein, nur zum Vergnügen.« Was für ein schönes Wort, dachte sie. Vergnügen. »Es ist eine wundervolle Stadt.«
»Ja, das stimmt. Fliegen Sie öfter dorthin?«
Rebecca lächelte. »Nicht oft genug. Und Sie?«
»Ab und zu.«
Beinahe hätte sie neidvoll aufgeseufzt. »Fast wäre ich noch länger dort geblieben, aber ich hatte mir vorgenommen, auch noch Griechenland zu sehen.«
Sie war allein, ein wenig rastlos und reiselustig. Vielleicht hatte sie ihn deswegen angezogen, denn er war nicht anders. »Ist Korfu Ihr erstes Reiseziel, oder waren Sie schon anderswo in Griechenland?«
»Nein, ich bin direkt nach Korfu gekommen.« Rebecca trank einen Schluck. Sie hatte das Gefühl zu träumen. Griechenland, Champagner und dann noch dieser Mann ... »Es ist wundervoll, viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe.«
»Ah, dann sind Sie zum ersten Mal hier?« Er konnte nicht sagen, warum er sich darüber freute. »Wie lange werden Sie bleiben?«
»Solange es mir gefällt.« Rebecca lächelte über das Gefühl der Freiheit, das sie empfand. »Und Sie?«
Er hob das Glas. »Voraussichtlich wohl länger, als ich eigentlich geplant hatte.« Als dann der Kellner neben ihnen am Tisch auftauchte, bestellte Stephanos auf Griechisch. »Wenn Sie gestatten, suche ich Ihnen Ihr erstes Mahl auf dieser Insel aus«, sagte er höflich.
Rebecca trank einen weiteren Schluck Champagner. »Ja, sehr gern. Vielen Dank.«
Es war so einfach. So einfach, hier zu sitzen, Neues zu erfahren und zu erleben. Sie hatte völlig vergessen, dass sie diesen Mann überhaupt nicht kannte, und sie hatte auch vergessen, dass sie nur für eine begrenzte Zeit auf diese Art würde leben können. Sie sprachen über nichts Bedeutsames, sondern redeten über Paris, das Wetter und den Wein. Trotzdem kam es Rebecca so vor, als wäre es die interessanteste Unterhaltung, die sie je geführt hatte.
Stephanos Nikodemos sah sie währenddessen an, als würde er es ebenfalls genießen, sich mit ihr eine Stunde lang über gänzlich Belangloses zu unterhalten.
Rebecca hatte das Gefühl, der Mann ihr gegenüber wollte einfach nur ihre Gesellschaft beim Essen und nichts weiter. Deswegen erklärte sie sich auch sofort einverstanden, als er nach dem Essen einen Strandspaziergang vorschlug. Wie konnte man einen solchen Abend besser beenden als mit einem Spaziergang im Mondlicht?
»Von meinem Balkon aus habe ich vorhin eine Weile aufs Meer geschaut«, sagte sie und streifte sich die Schuhe ab, als sie den Strand erreicht hatten. »Ich hätte nicht gedacht, dass es noch schöner aussehen könnte als bei Sonnenuntergang.«
»Das Meer wechselt seinen Ausdruck im Licht – wie das Gesicht einer Frau«, meinte er nachdenklich. »Deswegen fühlen sich die Männer auch zu ihm hingezogen.«
»Ja? Fühlen Sie sich vom Meer angezogen?«
»Ich habe viel Zeit auf dem Wasser verbracht. In meiner Kindheit habe ich an dieser Küste gefischt.«
Beim Essen hatte Stephanos ihr erzählt, dass er mit seinem Vater viel zwischen den Inseln umhergereist war. »Es muss aufregend gewesen sein, von einem Ort zum anderen zu reisen, jeden Tag etwas anderes zu sehen.«
Er zuckte mit den Schultern. Stephanos wusste nicht zu sagen, ob die Rastlosigkeit in ihm angeboren oder eine Gewohnheit aus seiner Jugendzeit war. »Nein, schlecht war es nicht.«
»Ich reise gern.« Lachend warf Rebecca ihre Schuhe auf den Sand und ging ans Wasser. Der Champagner und auch das sanfte Mondlicht wirkten leicht berauschend auf sie. Die Brandung schwappte gegen ihren Rock und nässte den Saum. »In einer solchen Nacht wie heute kann ich mir gar nicht vorstellen, einmal wieder nach Hause zu gehen.«
Sie steckt voller Lebensfreude, fuhr es Stephanos durch den Sinn. Ihre Gesichtszüge strahlten eine Lebhaftigkeit aus, die bewundernswert ist. »Wo ist Ihr Zuhause?« fragte er.
Sie blickte ihn über die Schulter an. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Aber jetzt will ich erst einmal schwimmen.« Mit einem Hechtsprung war sie unter der Wasseroberfläche verschwunden.
Stephanos blieb beinahe das Herz stehen, als er sie nicht mehr sah. Er hatte gerade seine Schuhe ausgezogen, um ihr nachzuspringen, als sie wieder auftauchte.
Sie lachte, und das silberne Mondlicht ließ ihr Haar schimmern. Das Wasser lief ihr in Bächen über die Wangen, und die Tropfen glitzerten wie Diamanten auf ihrer Haut. Sie bot einen hinreißenden Anblick.
»Es ist herrlich! Kühl und sanft und wundervoll ...«
Kopfschüttelnd ging Stephanos tief genug ins Wasser, damit sie seine Hand ergreifen konnte. Sie ist vielleicht ein wenig verrückt, aber gerade das gefällt mir an ihr, dachte er. »Sind Sie immer so impulsiv?«
»Ich versuche es. Sie nicht?« Sie fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar. »Oder schicken Sie fremden Frauen immer Champagner an den Tisch?«
»Wie ich auch antworte, es wird mich in Schwierigkeiten bringen«, lachte er. »Hier.« Stephanos legte ihr sein Jackett um die Schultern. »Sie sind bezaubernd, Rebecca«, sagte er weich.
Er rückte ihr das Jackett am Hals zurecht, und sie sah ihn an. »Ich bin nass«, erwiderte sie dann.
»Und schön«, sagte er leise. Sanft zog er sie an sich. »Und faszinierend.«
Darüber musste Rebecca lachen. »Das glaube ich zwar nicht, aber trotzdem vielen Dank.« Seine Augen hatten einen besonderen Ausdruck angenommen, der sie erregte. Ihre Haut begann zu prickeln, als sein Blick an ihren vom Meerwasser feuchten Lippen hängen blieb. Sie standen dicht beieinander, so dicht, dass ihre Körper sich berührten. Rebecca begann zu zittern, und sie wusste, es hatte nichts mit ihrer nassen Kleidung und dem leichten Wind zu tun ...
»Ich glaube, ich muss mich umziehen.«
Ihre offensichtliche Unbefangenheit, beinahe Naivität, fesselte Stephanos. Er fühlte, dass er sich mit dem heutigen Abend nicht zufrieden geben würde. Er wollte mehr ... Er wollte diese Frau besser kennen lernen.
»Wir sehen uns wieder.«
»Ja.« Rebeccas Herz schlug heftig. »Die Insel ist ja nicht sehr groß.«
Er lächelte und ließ ihre Hand los. Rebecca empfand Erleichterung und Bedauern zugleich. »Morgen. Ich habe morgen früh zuerst etwas Geschäftliches zu erledigen. Um elf Uhr bin ich sicher fertig damit. Falls es Ihnen recht ist, werde ich Ihnen dann Korfu zeigen.«
»Einverstanden. Wir können uns in der Hotelhalle treffen.« Es fiel Rebecca schwer, zurückzutreten, aber sie tat es. »Gute Nacht, Stephanos.«
Dann vergaß sie, sich wie eine Frau von Welt zu benehmen, und rannte zum Hotel zurück.