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Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Didaktik für das Fach Französisch - Literatur, Werke, Note: 1,7, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Romanistik), Veranstaltung: „Verführung und Libertinage in Texten des 18. Jahrhunderts“, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Veröffentlichung der Novelle „Candide ou l’optimisme“ fällt in eine Epoche, welche im Fahrwasser der Aufklärung eine besondere Art von Freidenkertum hervorgebracht hat, das unter anderem von erotischer Freizügigkeit und Ausschweifung gekennzeichnet war. Der Einfluss dieses Freidenkertums auf die Literatur des 18. Jahrhunderts war einerseits so auffällig und stand andererseits solchermaßen im Widerspruch zu traditionellen Moralvorstellungen, dass künstlerische Zeugnisse dieses Denkens bald unter dem zunächst negativ konnotierten Begriff „Libertinage“ subsumiert wurden. Als klassische Vertreter dieser Strömung gelten zum Beispiel Romane wie „Les Bijoux indiscrets“ von Denis DIDEROT, „Le Rideau levé, ou l'Education de Laure“ von MIRABEAU, „Le Sopha“ von CRÉBILLON fils, „Les Liaisons Dangereuses“ von Choderlos de LACLOS und „Die freimütigen Bekenntnisse der Aloisia“ von Nicolas CHORIER. „Candide ou l’optimisme“ dagegen zählt nicht typischerweise zu den romans libertins, obwohl darin mit den amourösen bis erotischen Abenteuern Candides, Cunégondes, Paquettes und anderer Figuren durchaus gerade diejenigen Elemente zum Tragen kommen, an denen sich libertines Denken entfalten könnte. Muss aus dem Ausschluss dieser Novelle vom Korpus der libertinen Literatur geschlossen werden, dass sie also traditionellen christlichen Werten verpflichtet sein müsse oder hat die starke Ausrichtung der Novelle auf eine Kritik von Leibniz‘ Theodizee den Blick von ihrem libertinen Charakter abgelenkt? Wäre nicht von den Romanen eines Autors des französischen 18. Jahrhunderts, die auch Liebe und praktizierte Sexualität behandeln, eine klare Positionierung für die eine oder die andere Strömung zu erwarten? Mehr noch: Gerade die Kritik VOLTAIREs an Leibnitz‘ Idee von der prästabilierten Harmonie wirft Fragen hinsichtlich des Rechts auf individuelles Glück und dessen Vereinbarkeit mit dem bien public auf. Ohne die Zuflucht zu metaphysischen Größen wie der einer prästabilierten Harmonie oder eines implantierten sensus moralis stellt sich das Problem der Dialektik zwischen der Theologie des irdischen Jammertals und dem individuellen Recht auf diesseitiges Glück und der daran geknüpften Verantwortung für das Gemeinwohl in aller Deutlichkeit dar. Relevanz für die Libertinage erhält dieses Problem vor dem Hintergrund der libertinen Vorstellung von Sexualität als der äußersten Glücksverheißung. [...]
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