Reingegrätscht - Patrick Herrmann - E-Book

Reingegrätscht E-Book

Patrick Herrmann

0,0

Beschreibung

Auf einmal war ich Fußballgott... Fußball ist ein einfaches Spiel. Es gibt Künstler, die die Zuschauer faszinieren und begeistern. Es gibt Arbeiter, die sich unermüdlich in jeden Ball werfen und sich für ihre Mannschaft aufopfern. Dann gibt es Spieler, die bei den Fans so beliebt sind, dass sie ihnen Namen geben. Wie ihm, wenn im Norden der Republik vom "Fußballgott" die Rede ist, weiß jeder, wer gemeint ist. Patrick Herrmann, der gerade in seiner Zeit bei Holstein Kiel zum Liebling der Fans wurde. Seine Art zu spielen, ähnelt seiner Art zu schreiben: gerade, ehrlich und direkt. Kein Drumherum und keine Tändelei. Patrick Herrmann bringt es auf den Punkt! Die Aufstiege und Triumphe beschreibt er dabei genauso wie die schmerzlichen Niederlagen und die zahlreichen Verletzungen seiner Karriere. Er ist mit dem Kopf dahin gegangen, wo ich mir zwei oder dreimal überlegen würde, mit dem Fuß hinzugehen. Hauke Wahl

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 140

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Reingegrätscht

Die Patrick Herrmann Biografie

SIBOST Verlag

SIBOST Verlag

Sabrina Bomke und Michael Sindija

Neuheikendorfer Weg 123 A

24226 Heikendorf

www.sibost-verlag.de

Co-Autor: Michael Sindija

Lektorat: Lektorat Gedankengut

Korrektorat: Buchgezeiten

Bilder: Privatarchiv von Patrick Herrmann

Cover/Umschlagsgestaltung: Phantasmal Image

Satz/Layout: Florian Koßmann

ISBN 978-3-98262-6-432

© SIBOST Verlag 2024

Alle Rechte vorbehalten.

Bildnachweis

Fotos auf dem Privatarchiv von Patrick Herrmann

Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.

Kein Teil dieses Werks darf ohne schriftliche Erlaubnis des Autors

in irgendeiner Form reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet

werden.

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

Stimmen für den Fußballgott

Über den Autor

Vorwort

Patrick Herrmanns Vater

Wir sind am 04.10.1989 geflohen. Da gab es schon Montagsdemonstrationen, und viele DDR-Bürger hatten in diesen Tagen kurz vor der Wende den Mut, das Land und ihre Heimat zu verlassen.

Mag sein, dass es durch die Vielzahl an Flüchtlingen leichter war zu fliehen – sicherer und weniger gefährlich, gerade mit zwei kleinen Kindern, war es mit Sicherheit nicht. Wir trugen den Gedanken an die Flucht schon ein gutes halbes Jahr mit uns herum, und auch die Möglichkeiten, wie man von einem Teil Deutschlands in den anderen kommen könnte, wurden abgewogen, so gut das damals alles ging.

Wir sind mit unserem Trabant zum Bahnhof gefahren und von dort mit dem Zug nach Polen, genauer gesagt in die Hauptstadt Warschau. Da haben wir eine Nacht geschlafen und sind dann am nächsten Morgen von Warschau über Ostberlin nach Hannover gefahren. Auch da mussten wir eine Nacht überbrücken, bevor wir in einem Auffanglager in Bad Eilsen aufgenommen wurden, das extra für die vielen Republikflüchtlinge aus dem Osten errichtet worden war. Dort verbrachten wir vierzehn Tage.

Ich war gesundheitlich mit meinen Gallenproblemen nicht richtig auf der Höhe, was die Flucht und die damit verbundene Angst nicht erleichterte. Die Angespanntheit und die Panik, erwischt zu werden, waren immens. Das berüchtigte Gefängnis in Bautzen, im Volksmund nur „Gelbes Elend“ genannt, wo hauptsächlich politische Gefangene und Republikflüchtlinge unter teils menschenunwürdigen Zuständen einsaßen, war vielen DDR-Bürgern ein Begriff. Gott sei Dank ging alles gut und wir haben es „rüber“ geschafft.

Auf der Fahrt von Warschau nach Hannover musste meine Frau, die Krankenschwester war und immer noch ist, mir sogar eine Spritze geben. Auch im Auffanglager ging es mir nicht besser, sodass ich nach wenigen Tagen in ein Krankenhaus eingewiesen und schließlich sogar notoperiert wurde. Glücklicherweise konnte ich das Krankenhaus bald wieder verlassen, sodass wir wieder alle zusammen waren. Durch einen Verwandten kamen wir an eine Sozialwohnung, die sich in unmittelbarer Nähe des Fußballstadions von Eintracht Braunschweig befand. Dort lebten wir ein halbes Jahr, bis meine Frau und ich Arbeit fanden und sich die Dinge im Westen für uns als Familie langsam einspielten. Wir zogen dann in eine normale Mietwohnung in Braunschweig-Weststadt.

Beim Schreiben dieser Zeilen fällt mir ein, dass wir in Warschau auf ein Kamerateam stießen, das eine Reportage über die Flüchtlinge und deren Beweggründe in diesen Tagen machte. Die wurde später von unserer Verwandtschaft gesehen, und so erfuhren sie überhaupt erst von unserer Flucht.

In der Regel war es so, dass die Wohnungen von Republikflüchtlingen geplündert, ausgeräumt, wie auch immer man das sagen möchte, wurden. Wir hatten, vielleicht auch durch den zeitlich geschichtlichen Faktor – dass die Mauer wenige Wochen später fiel und die Grenzen sich öffneten, das Glück, dass unsere Wohnung verschont wurde. So konnten wir sogar noch persönliche Dinge und Wertgegenstände nachholen.

Alles in allem hatten wir sicher auch ein bisschen Glück bei unserer Flucht und allem, was danach kam, sodass wir dann als Familie gemeinsam den Weg in ein sicheres, selbstbestimmtes Leben beginnen konnten.

In dem Dorf, in dem wir gelebt haben, gab es nicht so viele Möglichkeiten, unsere beiden Jungs sportlich zu beschäftigen. Außer im Sportverein, in dem sich meine Frau als ehrenamtliche Trainerin engagierte. So kam Patrick zum Fußball, wobei er sicher auch die Möglichkeit hatte, es im Handball weit zu bringen. Da stand er ebenfalls in der Auswahlmannschaft. Patrick war ein Kind, das sich immer bewegen wollte und außergewöhnlich sportlich war, das haben wir dann versucht zu fördern. Schon als kleiner Junge war er sehr ehrgeizig, wobei sein Hauptaugenmerk dem Sport galt. Mein Sohn war ein guter Schüler, der nicht so viel lernen musste. Obwohl er sich, wie gesagt, früh auf den Sport konzentrierte, machte er sein Abitur, was wir als Eltern natürlich sehr gut fanden.

Eine kleine Episode fällt mir ein, da muss er so in der dritten Klasse gewesen sein. Unsere Nachbarin machte uns darauf aufmerksam, dass Patrick von seinem Zimmer aus vom Fenster auf das Dach kletterte und sich das Dorf ansah. Wir haben das dann verboten, aber ich denke, dass er sich nicht immer daran hielt.

Seine Profikarriere haben meine Frau und ich immer verfolgt und waren natürlich stolz darauf, wie weit er es im Profisport geschafft hat.

Stimmen für den Fußballgott

Mit „Hermi“ habe ich von 2011 bis 2018 in einer Mannschaft gespielt. Ich glaube, dass das die beste Zeit von uns beiden war, wir sind etwa gleich alt und haben in dieser Zeit die Entwicklung von Holstein miterlebt. Er spielte grundsätzlich hinten rechts und ich habe vor ihm immer ein bisschen was probiert, ohne zu viel an hinten zu denken, weil ich wusste, dass ich mich immer auf ihn verlassen konnte.

Er hat wirklich alles weggeräumt! Wir haben zwei Aufstiege gemeinsam erlebt, mit Riesenpartys und Rathausbesuch. Das waren absolute Highlights in unserer Karriere. Während er dann weiter nach Darmstadt und Flensburg gestiefelt ist, habe ich mir immer gewünscht, dass er geblieben wäre oder wenigstens zurückkäme, was leider auch bisher nicht geklappt hat. Er hat ja nun seine Trainerkarriere eingeschlagen, und vielleicht zieht es ihn ja doch irgendwann zurück an die Ostsee nach Kiel. Ich bin sehr gespannt auf seinen Werdegang.

Neben dem Platz haben wir auch so einige Schlachten geschlagen, von denen „Hermi“ bestimmt einige in seinem Buch aufleben lässt. Auch unsere Frauen haben sich immer gut verstanden, er und seine Marina sind ja gefühlt mit drei Jahren zusammengekommen, und ich würde schätzen, dass sie mittlerweile fünfzig Jahre verheiratet sind. Ich habe miterlebt, wie seine beiden Mädels zur Welt kamen (also jetzt nicht mit im Krankenhaus), und habe später auch zwei Mädels bekommen. Er schien so zufrieden, dass ich mir dachte, mache ich ihm das doch nach.

„Hermi“ hat gerne zum Grillen in seinem Garten eingeladen und wir verbrachten gerade nach Spielen den ein oder anderen Abend bei unserem Griechen. Da wir mehr Siege zu feiern hatten, als Niederlagen zu bedauern, haben wir da dann auch den ein oder anderen Ouzo genossen. Ich glaube, in den ganzen Jahren haben wir nur zwei Niederlagen eingesteckt – okay, das war ein bisschen übertrieben, aber ich würde schon sagen, dass wir mehr gewonnen haben als verloren.

Tim Siedschlag

„Hermi“ ist der einzige Mensch, den ich kenne, der mit einem einzigen Happen einen Cheeseburger isst, so was habe ich vorher wirklich noch nie gesehen! Das mal so als Fun Fact.

Als Mensch ist er sehr korrekt und hilfsbereit. Er ist sehr beliebt und hat sich meines Wissens noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Ich habe im Laufe meiner eigenen Karriere viele Spieler kennengelernt, aber „Hermi“ ist absolut ein Fall für sich, zudem ist er für jeden „Scheiß“ zu haben. Für seine Mannschaft hat er sich auf dem Platz zerrissen. Wir haben ihn „Die Schlange" genannt, weil er uns mit seinen Grätschen oft den Arsch gerettet und generell dem Team sehr geholfen hat.

René Guder

„Hermi“ ist ein Spielertyp, der immer mit einhundertzehn Prozent Einsatz auf dem Platz stand. Du wusstest, wenn er in den Zweikampf ging, dann tat er das mit allem, was er hatte. Es gab da nur zwei Möglichkeiten: Entweder er gewann den Zweikampf, oder er foulte seinen Gegenspieler. Dass der Gegenspieler mit dem Ball am Fuß an ihm vorbeigekommen ist, gab es nicht. Ein sicherer Rückhalt auf der rechten Seite und ich habe immer gerne mit ihm zusammengespielt. Die sportliche Zeit, die wir miteinander als Teamkollegen hatten, war zudem sehr erfolgreich.

Unser Verhältnis zueinander würde ich als sehr intensiv beschreiben. Da wir fast Nachbarn waren, hatten wir zwei Rituale. Wir frühstückten vor jedem Heimspiel gemeinsam mit unseren Familien, was anscheinend auch Glück gebracht hat. Was mir auch im Kopf geblieben ist, sind die vielen gemeinsamen Abende, die wir ebenfalls mit unseren Frauen verbrachten. Wir haben gegrillt, Karten gespielt oder gemeinsam Fußball geguckt. Das waren immer lustige und entspannte Abende, an die ich immer noch gerne denke. Wobei man ihm schon nachsagt, dass er ein Händchen für Spiele aller Art hat und da auch oft das nötige Glück auf seiner Seite hat. Diese Kombination hat ihn fast unschlagbar gemacht und ich bin an so manchen Spieleabenden an ihm verzweifelt. Auch nach seiner Zeit bei Holstein sahen wir uns noch einigermaßen regelmäßig. Mal schauen, wie das in der Zukunft wird, da es mich durch den Sport von der Kieler Förde nach Sandhausen verschlagen hat. „Hermi“ ist einer der wenigen Freunde, die ich durch den Fußball gefunden und behalten habe. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Alexander Mühling

Als ich „Hermi“ das erste Mal gesehen habe, dachte ich, dass er deutlich älter wäre, als er war. Ich habe ihn auf dreißig geschätzt, er war aber wohl erst fünfundzwanzig. Das Gute daran war allerdings, dass er danach kaum gealtert ist und dann irgendwann jünger aussah, als er war.

Wir lernten uns in der Regionalliga-Saison kennen, in der Holstein Kiel den Sprung in die dritte Liga schaffte und ich ein paarmal mittrainieren durfte. Auf dem Platz kann ich über „Hermi“ nur sagen, dass er superzuverlässig war. Ich habe zwar meist linker Innenverteidiger gespielt, aber wenn ich mal rechter Innenverteidiger war, wusste ich ihn gerne an meiner Seite, denn „Hermi“ machte seinen Job zu einhundert Prozent und hat mich auf jeden Fall unterstützt, da ich ihm auch nicht groß helfen musste. Als junger Spieler war das eine extreme Stütze für mich.

Vom Spielertyp war er so, wie ihn sich ein Fan ausmalt. Unfassbar zweikampfstark und sich nie zu schade für einen Zweikampf. Er ist dahin mit dem Kopf gegangen, wo ich mir zwei- oder dreimal überlegen würde, mit dem Fuß hinzugehen.

Ich kann mich an eine Situation zu Drittligazeiten erinnern, da stand er hinter seinem Gegenspieler. Es kam ein langer Ball, ungefähr auf Hüfthöhe, und er ist wie von der Tarantel gestochen im Flugkopfball an seinem Gegenspieler vorbeigesprungen und hat den Ball weggeköpft. Das ganze Stadion ist aufgesprungen und hat ihn mit Sprechchören gefeiert. „Hermi“ war unkaputtbar. Ich kann mich noch gut an ein wichtiges Spiel in Saarbrücken erinnern, wo er gefoult wurde und mit dem Knie im Rasen hängen blieb. Ich glaube, von hundert Fußballern hätten sich bei dieser Aktion neunundneunzig verletzt. Er hingegen ist aufgestanden, hat sich einmal geschüttelt und ist dann wieder auf seine Position gelaufen.

Abseits des Platzes war er super hilfsbereit und immer da, wenn man Hilfe brauchte, und für mich als junger Spieler auch außerhalb des Platzes eine Stütze. Dazu war er extrem lustig und liebte Herausforderungen, zu denen er seine Mitspieler aufforderte. Auch als ich dann nach drei Jahren zurück nach Kiel kam, fühlte es sich nicht an, als hätten wir drei Jahre nicht miteinander gesprochen. Wir hatten sofort wieder einen Draht zueinander.

Was „Hermi“ über die Jahre geschafft hat, ist, sich immer an das Niveau der jeweiligen Liga anzupassen. Er konnte immer das umsetzen, was der Trainer einforderte, und ich glaube, dass auch das eine hohe Qualität ist, die ihn auszeichnete. Alles in allem war er ein sehr netter, freundlicher und hilfsbereiter Mitspieler, jemand, mit dem man unfassbar gerne zusammengespielt hat.

Hauke Wahl

Wenn ich an Patrick Herrmann denke, fallen mir spontan zwei Sachen ein. Seine „komischen“ Gelenke, mit denen er immer seine Probleme hatte. Das zweite ist eine Situation, die sich nach unserem Aufstiegsspiel in Großaspach ereignete, als er splitternackt mit seinen Fußballschuhen unter der Dusche stand.

Patrick war zu einer Zeit bei Holstein, als der Zusammenhalt sehr intensiv war und viel unternommen wurde. Vielleicht liegt das auch ein bisschen in der Natur der Sache, dass der Fokus, gerade auch medial in der dritten und vierten Liga, nicht so auf den Jungs liegt und das alles ein Stück weit unkomplizierter macht. Menschlich ist Patrick einwandfrei, ein absoluter Teamplayer und jemand, den man mit seiner Art einfach in der eigenen Mannschaft braucht.

Sebastian Süß

Was „Hermi“ mit seinem Körper kann, habe ich bei noch keinem Profi gesehen. Er kann auf seinem großen Zeh laufen und die Hände in alle möglichen Richtungen verrenken. Ich glaube, dass andere Spieler, wenn sie das mit ihrem Körper gemacht hätten – und ich meine jetzt auch auf dem Platz –, sich in einer Bewegung vier Kreuzbandrisse geholt hätten. Hermi ist absolut loyal, immer für dich da und ein totaler Familienmensch. Er ist sicher nicht der typische Fußballprofi mit teuren Klamotten oder Uhren, die so viel wie ein Mittelklassewagen kosten. Da ist er oft gegen den Strom geschwommen. Was mich gefreut hat, war, dass er im Herbst seiner Karriere die Chance bekam, mit Darmstadt bei einem Top-Team der zweiten Liga auf dem Platz zu stehen, und das klasse gemacht hat. So gesehen, hat er alles richtig gemacht. Was man auch nicht vergessen darf: Er hat sich gegen jeden neuen Spieler auf seiner Seite durchgesetzt, auch als Trainer kamen wie Markus Anfang, der großen Wert auf spielerische Lösungen legte. Das war bei ihm sicher nicht das Gelbe vom Ei, aber so kam er zu seinem Spitznamen „Fußballgott“, weil er sich in jeden Ball geworfen hat, auch wenn dabei manchmal einer auf der Tribüne landete. Wenn das Spiel lief, war er komplett in seiner Welt. Bei Standards gegen uns, wo er in meiner Nähe war, habe ich ihm oft gesagt, dass er wieder mal Luft holen soll. Ich weiß gar nicht, ob er das nach dem Spiel überhaupt noch wusste.

Kenneth Kronholm

Auf dem Platz war „Hermi“ ein Wadenbeißer, ein richtig ekelhafter Gegenspieler, gegen den keiner Bock hatte zu spielen. Außerhalb des Platzes sind die „Spiele“ legendär, und selbst wenn es etwas gab, das er nicht auf Anhieb konnte oder das ihm nicht so gut lag, dachte er sich Regeln aus, sodass er schlussendlich auch da meistens gewann. So wie bei unseren Uno-Abenden in Andalusien. Sein „Kartenspiel-Glück“ ist so legendär und von einem anderen Stern, dass ich hier nicht weiter darauf eingehe. Beim Tischtennis lief das recht ähnlich ab. Da wir beide sehr ehrgeizig sind und schlecht verlieren können, haben wir uns bei unseren Challenges gegenseitig gepusht und ganz schön duelliert.

„Hermi“ ist schon sehr speziell und hat es auch mal geschafft, in kurzen Zeitabständen immer wieder die Dienste eines Fast-Food-Restaurants in Anspruch zu nehmen. So lange, bis ich ihm „wilde“ Dinge über die Fleischzubereitung da erzählt habe, was dazu führte, dass er erst mal einen großen Bogen darum machte. Als Typen sind wir grundlegend verschieden, aber so bodenständig, dass wir uns sicher auch deswegen so gut verstehen. Wir waren auch sicher beide nicht die talentiertesten Spieler, tragen aber das Herz auf dem rechten Fleck. Am Anfang mochten mich Patrick und seine Frau gar nicht. Ich kam für ihn eher arrogant daher, obwohl ich das gar nicht war. Ich habe einfach nicht mit jedem gesprochen, und doch ist im Laufe der Zeit eine unfassbare Freundschaft daraus geworden. Aber das muss man an der Stelle auch mal ehrlicherweise sagen: Wenn unsere Frauen nicht in der Anfangsphase so guten Kontakt miteinander gehabt hätten, wäre damals sicher nie so eine Freundschaft daraus geworden. Das ging so weit, dass ich und meine Frau die beiden quasi zum Kinderkriegen und zum Umzug nach Mönkeberg überredet haben. Beides hat dann ja auch geklappt. Auch vom Styling her bin ich Patrick stets ein guter Ratgeber, gerade auch was das Schneiden von Nasenhaaren und Augenbrauen angeht. Und ganz ehrlich: Glatze ohne Bart ist scheiße!

Abschließend haben wir beide auf dem Platz immer alles gegeben, uns nie geschont. Unser Spruch war dann immer, dass wir 2030 beim Tomorrowland Festival gemeinsam auf der Bühne stehen oder wenigstens auf Stühlen in der ersten Reihe sitzen wollten, und bis dahin ist ja noch ein bisschen Zeit.

Marc Heider

Mit dem Fußballspielen habe ich im Alter von sieben Jahren angefangen. Das war beim TSV Wipshausen, aber es war offen gesagt nicht so, dass ich da unbedingt hinwollte und Bock auf Fußball hatte. Der Hintergrund war eher der, dass ich zu der Zeit ein sehr aktives Kind war und auch Probleme hatte, abends ins Bett zu kommen. Ich war einfach nicht ausgelastet und meine Eltern haben sich dann überlegt, wie ich mich sportlich am besten entladen bekomme, und so hat mich meine Mutter mit zum Fußball genommen. Ich war schüchtern, hatte sogar Angst und wollte das gar nicht. Beim ersten Training musste meine Mutter Hand in Hand mit mir auf den Platz gehen, sonst wäre das vielleicht nichts geworden. Ich habe dann schnell Freundschaften geschlossen und wollte bald gar nicht mehr runter vom Platz, weil mir das Riesenspaß machte.