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Hundeschlittenfahren (Mushing), die traditionelle Fortbewegungsart in den nordischen Ländern, Alaska, Sibirien und Grönland, findet auch in Mitteleuropa immer mehr Anhänger. Die Teamarbeit von Mensch und Tier birgt eine große Faszination in sich. Dieses Buch wendet sich mit einer Fülle an unentbehrlichen Basisinformationen und vielen Praxis-Tipps besonders an Einsteiger und Leute, die an Hundeschlittentouren teilnehmen möchten. Zudem helfen die Hinweise auf weiterführende Literatur und Kontaktadressen, einen tieferen Zugang zu diesem beliebten Sport zu eröffnen. Aber Vorsicht: Dieses Einsteigerbuch kann seine Leser mit dem unheilbaren Mushing-Virus infizieren! Aus dem Inhalt: + Planung und Vorbereitung: Das erste Mal, Wahl des Veranstalters, Vorbereitung des Mushers, Vorbereitung des Teams, Schlittenhundesport mit Kindern, Die besten Mushing-Regionen. + Schlittenhunde: Die Schlittenhunderassen, Haltungsvoraussetzungen, Hundekauf, Der Schlittenhund im Sommer, Formen des Schlittenhundesports, Grundlagen der Hundeerziehung, Ernährung. + Ausrüstung: Schlitten, Kufen, Bremsen, Bremsmatten, Schneeanker, Sicherungsleinen, Bremsketten, Gefährte mit Rädern, Zugleinen, Wichtige Ausrüstungsgegenstände. + Auf dem Trail: Verhalten auf dem Trail, Umwelt- und Tierschutz, Das Gespann, Fahrtechnik, Problemsituationen, Camping mit Hunden, Anreise mit Hunden. + Sicherheit und Erste Hilfe: Gefahren im Winter für den Musher, Gefahren und Erste Hilfe für Hunde, Schlittenhundeapotheke. + Reisen mit dem Hundeschlitten: Fortbewegung mit Schlittenhunden, Schlitten und Zubehör, Ausrüstung, Orientierung, Übernachtung, Verpflegung, Fahrtechnik mit beladenem Schlitten, Notfallmanagement. + Anhang: Veranstalter, Vereine und Verbände, Internetadressen, Rennorte. REISE KNOW-HOW - Reiseführer für individuelle Reisen
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Seitenzahl: 151
Wirbelnder Schnee zwischen gleitenden Kufen, von einem unbeugsamen Drang nach vorn angetriebene Hunde. Hechelnd galoppieren sie den gewundenen Trail entlang, lassen die tief verschneite Winterlandschaft an einem vorbeiziehen. Ein Gefühl wie Fliegen, ein Rausch – Faszination Schlittenhundesport!
Nicht immer erlebt man den Schlittenhundesport in dieser Art, aber er birgt in all seinen Facetten eine große Faszination in sich: die Einheit von Tier und Mensch. Wer dieser erlebten und erspürten Einheit einmal erlegen ist, den lässt sie nicht mehr los.
Viele sind der Überzeugung, Schlittenhundesport gäbe es nur in den nordischen Ländern, Alaska, Sibirien und Grönland. Dies ist ein weit verbreiteter Irrtum. Auch hier in Mitteleuropa findet dieser Sport immer mehr Anhänger, wenn auch oftmals der Schlitten mit einem Trainingswagen und der glitzernde Schnee mit spritzendem Schlamm vertauscht werden müssen. Es bleibt jedoch immer die Faszination vorhanden, gemeinsam im Team Mensch–Tier unterwegs zu sein.
Sicherlich ist es nicht einfach, in unseren dichtbesiedelten Breiten mehrere Hunde zu halten, geschweige denn die Zeit dafür zu haben. Aber vielleicht gibt es doch den einen oder anderen Musher (Schlittenhundeführer) in der Nähe, der einen teilhaben lässt an dieser traditionsreichen Art der Fortbewegung. Außer Tierliebe sind nicht viele Voraussetzungen nötig, um zum ersten Mal selbst unterwegs sein zu können. Weltweit gibt es viele Vereine und kommerzielle Institutionen, die den Einstieg erleichtern.
Trainingswagen
Ein Trainingswagen ist ein speziell für das Schlittenhundetraining gefertigtes drei- oder vierrädriges Gefährt.
Natürlich kann im Rahmen dieses Einsteigerbüchleins nicht auf restlos alle Aspekte des Schlittenhundesports eingegangen werden, dafür ist das Thema einfach zu umfassend. Mit diesem Büchlein will ich Ihnen aber einen grundlegenden Überblick über die Schlittenhunderassen, die notwendigen Techniken und den Umgang mit den Hunden vermitteln.
Jeder angehende Musher wird allerdings sehr bald tiefer in diese komplexe und sensible Sportart einsteigen wollen, zumindest sollte er dies den Hunden zuliebe tun. Vor allem die Themen Ernährung, Training und Haltung sind reich an verschiedenen Meinungen und für den Anfänger nahezu unüberschaubar. Leider ist deutsche Literatur zu diesen Themen rar. Deswegen sei hier auf Veröffentlichungen in den deutschsprachigen Schlittenhundemagazinen oder in meiner Heftchenreihe „1 x 1 des Schlittenhundesports“ verwiesen. Wer Englisch gut beherrscht, findet in „Dogdriver“ von Julie und Miki Collins reiche Beute.
Zudem sollen viele Hinweise auf weiterführende Literatur und Kontaktadressen helfen, den Zugang zu diesem faszinierenden Sport zu eröffnen.
Aber Vorsicht: Der Virus Mushing ist unheilbar!
Thomas Gut
Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich Hunde zu halten, und für das Mushing, den Sport mit Schlittenhunden, sind ja gleich immer mehrere vonnöten. Oftmals ist es vernünftiger, auf den Hund zu verzichten, weil eben das Leben nicht ausreichend Zeit lässt für Hunde. Und „Zeit“ kann man durch nichts ersetzen. Keine noch so schöne Zwingeranlage kann dem Hund das geben, was er wirklich braucht: den Kontakt zu seinem Herrchen bzw. Frauchen. 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr, so charakterisierte Joe Redington sr., der Begründer des berühmten Iditarod-Rennens, das über 1800 km von Anchorage nach Nome in Alaska führt, den Anspruch an den Hund. Weit vernünftiger ist es also, zunächst einmal bei erfahrenen Mushern über die Schultern zu gucken, um zu erfahren, was auf einen zukommt, oder bei einem Kurs in einer Schlittenhundefahrschule die Grundlagen des Mushings zu erlernen. Die Anschaffung eines Hundes ist immer eine Entscheidung für viele Jahre und sollte daher reiflich überlegt sein. Zu viele Huskys warten in Tierheimen auf neue Besitzer, welche die Grundvoraussetzungen für die Anschaffung dieser leistungsfähigen Tiere mitbringen: Zeit, Erfahrung und Ausdauer.
Dies ist sicherlich der beschwerlichste Weg, diesen Sport zu erlernen. Neben den Hunden benötigt man nämlich zudem eine Reihe von Ausrüstungsgegenständen. Wenn Sie dieses Buch gelesen haben, hilft es Ihnen hoffentlich, viele Fehler zu vermeiden, sei es bei der Auswahl des richtigen Hundetyps, beim Umgangs mit den Hunden oder beim Ausrüstungskauf. Meist passiert es, dass man auf Grund unvorhersehbarer Umstände zum Husky-Besitzer wird und die Faszination im Inneren der Seele zu arbeiten beginnt.
Die ersten Zug-Versuche beginnt man normalerweise mit dem Fahrrad, denn für den Schlitten oder Wagen benötigt man mehrere Hunde. Bald wird man unweigerlich mit der Entscheidung konfrontiert, wieder mit dem Mushing aufzuhören oder sein Leben umzukrempeln, um sich zur Gänze auf die Hunde einzustellen. Sollten Sie sich für die zweite Alternative entscheiden, gebe ich Ihnen den Rat, sich von einem Musher einen älteren, erfahrenen Leithund zu kaufen.Auch wenn dieser bereits 5 oder 7 Jahre alt ist – es lohnt sich allemal! Dies ist eine gute Ausgangsbasis für den Aufbau eines eigenen Schlittenhundeteams, denn man erspart sich Nerven und Lehrgeld.
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Alaskan Husky
Eine Mitgliedschaft im Verein ist natürlich immer sinnvoll, beispielsweise aus versicherungstechnischen Gründen, bei möglichen Problemen mit Tier- und Landschaftsschützern oder etwa wegen der Möglichkeit, Trainingstrails nutzen und an Rennen teilnehmen zu können. Leider ist der Kreis der Schlittenhundesportler in Deutschland wie auch in den meisten europäischen Ländern sehr klein, sodass sich vor Ort selten die Möglichkeit bietet, an einem Vereinsleben teilzunehmen. Zudem macht das im Vereinsleben obligatorische Hickhack untereinander es dem Anfänger nicht unbedingt leicht, in den Sport einzusteigen.
Doch es gibt auch positive Entwicklungen. So sind seit 2010 die beiden großen deutschen Schlittenhundeverbände AGSD (Arbeitsgemeinschaft Schlittenhunde Deutschland) und DSSV (Deutscher Schlittenhundesportverband) in einem neuen Verband vereint, der sich sich VDSV (Verband deutscher Schlittenhundesport Vereine e.V.) nennt. Der neue Verband gliedert sich in zwei Sparten: eine für reinrassige Hunde und eine ohne Rassentrennung. Gestartet wird gemeinsam, gewertet allerdings getrennt.
Leider sind Angebote in der Anfängerschulung immer noch nur in Ansätzen vorhanden. Daher ist es zurzeit noch schwierig, als Anfänger in Vereinen das notwendige Know-how zu erlernen. Eventuell kann man aber über den Verein einen Musher in seiner Nähe finden, bei dem man mithelfen und das Arbeiten mit Schlittenhunden hautnah erleben kann.
Das ist zur Zeit wohl die beste Möglichkeit, in den Sport einzusteigen. Hier bekommt man (hoffentlich) bereits gut erzogene und disziplinierte Schlittenhundeteams, an denen man sich versuchen kann. Unter Anleitung eines erfahrenen Ausbilders lernt man so nach und nach, ein kleines Schlittenhundegespann zu führen und zu versorgen. Sicherlich sind Musherkurse nicht ganz billig, aber bevor man sich selbst ein Lebewesen anschafft, das man dann mehrere Jahre zu (ver-)pflegen hat, ist es weitaus sinnvoller, das Mushing in einem solchen Kurs einmal selbst auszuprobieren.
Schlittenhundeteam
Wie der Name „Team“ schon besagt, sollte die Gemeinschaft Mensch-Schlittenhunde zu einem Team zusammenwachsen, denn das ist die große Herausforderung und die große Faszination an diesem Sport!
Leider sind die Möglichkeiten, diesen Sport zu erlernen, in Deutschland (außer im Bayerischen Wald) und den angrenzenden Ländern sehr beschränkt (Ausnahme: Frankreich). Dagegen finden sich in den klassischen Schlittenhundeländern Finnland, Norwegen, Schweden, Alaska und Kanada eine geradezu unübersichtliche Anzahl an Anbietern. Hier muss man bei den Angeboten vorsichtig sein! Sie reichen von individuellen Touren mit nur wenigen Teilnehmern bis zu Massenunternehmungen, wo Touristen Bus für Bus durchgeschleust werden. Das Erlebnis Tier–Mensch kommt bei solchen Veranstaltungen selbstredend zu kurz.
Eine sehr kostengünstige und zudem intensive Art, die Grundlagen des Schlittenhundesports zu lernen, ist als Doghandler. Unter „Doghandler“ versteht man einen Betreuer eines Schlittenhundekennels (Zwinger), also eine Art Pferdeknecht für Hunde. Sicherlich ist hier die Hauptarbeit nicht das Mushen, sondern die Betreuung, aber damit fängt dieser Sport schließlich auch an. Martin Buser, mehrmaliger Champion des Iditarods, äußerte einmal, er habe nie wieder so viel Scheiße gekarrt wie in seiner ersten Zeit bei der damaligen Mushergröße Earl Norris. Martin Busers Erfolg spricht für sich.
Alles, was man als Doghandler braucht, sind Engagement, Enthusiasmus und der Wille, mit Tieren intensiv zu arbeiten. Meist bekommt man Kost und Logis und manchmal ein kleines Taschengeld gestellt. Baut sich nach einiger Zeit zum Musher ein Vertrauensverhältnis auf, so steht einem Einsatz auf dem Hundeschlitten nichts mehr im Wege!
Bevor man einen Mushingkurs bucht, sollte man sich darüber informieren, wie die Kurse durchgeführt werden:
Anzahl der Teilnehmer:
Je nach Streckenprofil darf pro Guide das Maximum bei sechs Schülern liegen, damit eine vernünftige Kontrolle gewährleistet ist. Wie überall sonst gilt auch hier die Regel: Je weniger Schüler, desto intensiver die Schulung.
Qualifikation der Ausbilder:
Wie in vielen Outdoorsportarten gibt es auch hier keine vorgeschriebenen Qualifikationen, nur Frankreich ist wieder eine löbliche Ausnahme. Es lohnt sich also nachzufragen, wie lange der Ausbilder den Sport betreibt, ob er schon längere Touren oder Rennen gefahren ist usw. Hüten sollte man sich vor Veranstaltern, die nach einem Schnupperkurs plötzlich eine eigene Schule eröffnen.
Disziplin in den Hundeteams:
Man kann durchaus fragen, ob man hier einer unkontrollierten Hundemeute überlassen wird und Raufereien an der Tagesordnung sind oder ob der Veranstalter Wert auf disziplinierte Teams legt. Kann er seine Hunde frei laufen lassen, ohne dass diese dann über alle Berge verschwunden sind?
Länge und Schwierigkeiten der Touren:
Hier sollte man sich selbst etwas unter die Lupe nehmen. Lange und mehrtägige Touren erfordern auch eine gewisse Resistenz gegen Kälte. Für den blutigen Anfänger ist es sicherlich sinnvoll, mit Tagestouren zu beginnen. Aber auch die unterscheiden sich manchmal gewaltig. Es ist ein Unterschied, ob man über einen See geradeaus vor sich hin träumen kann oder durch hügeligen, engen Wald fährt. Je nach Veranstalter steigen die Anforderungen dann so nach und nach.
Preis-Leistungs-Verhältnis:
Was ist in dem Angebot alles enthalten und welche zusätzlichen Kosten fallen für mich an, z. B. Leihgebühren für Ausrüstung (Winterbekleidung, Schuhe), Übernachtung und Verpflegung? Wie sind die Transporte vor Ort geregelt?
Ausrüstung:
Hier in Mitteleuropa reicht eine normale Winterausrüstung aus. Reist man nach Lappland, Sibirien oder Alaska, kann es dort schon ungemütlich kalt werden. Manche Anbieter haben in ihren Preisen deshalb zusätzliche Wärmekleidung (Schuhe, Overall, Handschuhe) mit inbegriffen. Wenn nicht, fallen schnell zusätzliche Kosten für die Neubeschaffung eines Kleidungsstücks an, das man vielleicht nie wieder benötigt.
In den Regionen, in denen Mushing auf Grund der Schneeverhältnisse über einen längeren Zeitraum hinweg betrieben werden kann, gibt es zwischenzeitlich überall Schlittenhundeschulen. Der Alpenraum ist eine bedauernswerte Ausnahme, in Frankreich aber ist die Auswahl schon größer. Dort gibt es mittlerweile einen Zusammenschluss der professionellen Musher, um einen hohen Ausbildungsstandard zu gewährleisten.
In den Nordeuropäischen Ländern gibt es eine fast unüberschaubare Anzahl von Veranstaltern. Es gibt dort auch eine Reihe von ausgewanderten deutsch sprechenden Veranstaltern. Wichtig ist zu wissen, was man will: ein schnelles Mushingerlebnis in großen Gruppen oder eine individuelle Erfahrung in kleinen Gruppen, wo der Kontakt Mensch–Hund großgeschrieben wird.
Eine Liste von deutschen und im sonstigen Europa beheimateten Veranstaltern finden Sie im Anhang.
Sieht man die hübschen Bilder von Mushern in Büchern oder im Fernsehen, bekommt man leicht den Eindruck, man müsse sich beim Mushen nur mal eben hinten auf den Schlitten stellen und die Winterlandschaft genießen. Weit gefehlt! Allein das Handling, also das Aus- und Eingeschirren der Hunde, macht einem unter Umständen schwer zu schaffen. Ein schwerer Schlitten wie bei Touren oder das Schlittenfahren hinter einem schnellen Team fordern den ganzen Körper! Zu dieser körperlichen Belastung kommt noch eine hohe Konzentrationsleistung hinzu. Je größer und schneller das Team und je schwieriger das Gelände, desto mehr wird vom Musher extrem hohe Konzentrationsfähigkeit abverlangt, da in bestimmten Situationen blitzartiges Reagieren erforderlich ist.
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Mushing fordert vollen Körpereinsatz bei Hund und Mensch
Eine gute körperliche Verfassung ist daher Voraussetzung für diesen Sport. Ausdauerläufe, Fahrradfahren und vor allem die wieder in Mode gekommenen Roller (auch „Sidewalker“ oder „Scooter“ genannt) bieten eine gute Trainingsgrundlage. Letzteres vor allem deshalb, weil die typische Musherbewegung, das Pedalen (Rollerfahren), geübt werden kann.
Auch Abhärtung gegenüber der Kälte lohnt sich. Bei Schlittentouren ist man oft längere Zeit in der freien Natur, manchmal sogar nachts. Nach dem Skifahren kann man entspannen und das so genannte Après-Ski genießen, nach Beendigung einer Schlittenhundetour hingegen müssen als Erstes die Tiere versorgt werden.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten (außer Pferdesport) müssen beim Mushing auch die Tiere vorbereitet werden. Es macht natürlich wenig Sinn, die Hunde zu Hause ohne Training sich selbst zu überlassen und dann am Wochenende die große Bergtour unternehmen zu wollen. Für die Hunde ist der Schlittenhundesport Hochleistungssport und so müssen diese Tiere auch wie Athleten trainiert, gefüttert und gehalten werden. Zudem sind die Voraussetzungen für den Tourenfahrer andere als jene für den Rennfanatiker, und bei diesem muss auch wieder differenziert werden, ob er Sprint-, Mittel- oder Langstrecken bevorzugt.
Schlittenhundesport ist ein Teamsport. Der Musher ist Trainer, Manager, Organisator und Teilnehmer in Alleinunion. Er muss wissen, welcher Hund auf welcher Position gut ist, welcher Hund sich mit wem verträgt und mit wem nicht, d. h. ganz allgemein: wo die Stärken und Schwächen jedes einzelnen Tieres liegen. Je mehr ein Team aufeinander eingespielt und je mehr Vertrauen untereinander vorhanden ist, desto besser funktioniert das Team und damit das Mushing. Dies gipfelt in dem Moment, in dem ein perfekt „rollendes“ Team den Musher in einen Rauschzustand versetzen kann.
Die Wurzel zu diesem Erlebnis liegt in der Arbeit und Vorbereitung während der Sommermonate, wo ansonsten wenig Konditionstraining mit den Hunden gemacht werden kann. Normalerweise fehlt einem vierbeinigen Novizen diese Vorbereitungszeit bei seinen ersten Gehversuchen. Als Neuling im Team muss er versuchen, sich in das Team zu integrieren und in der Hierarchie nach oben zu kommen. Dies ist bei einem kurzen Urlaubserlebnis zwar schwer zu realisieren, möglich ist es trotzdem. Jeder Hund ist eine eigene Persönlichkeit und so sollte man die freie Zeit des Tages mit „seinen“ Tieren verbringen.
Aber bitte, bei aller Knuddeligkeit, mit der diese Hunde mitunter erscheinen – behandeln Sie diese auch wie Hunde und nicht etwa wie Plüschtiere! Zeigen Sie zudem Respekt vor dem Individuum und vergessen Sie nicht, auch im Spiel derjenige zu sein, der die Regeln bestimmt. Speziell Schlittenhunde haben ein ausgeprägtes Rudelverhalten und akzeptieren einen „Neuling“ verhältnismäßig schnell, wenn er sich entsprechend benimmt.
Schlittenhundesport mit Kindern ist ein viel diskutiertes Thema und wird in den Vereinen in Deutschland unverständlicherweise sträflich vernachlässigt (ganz im Gegensatz zum Mutterland des Schlittenhundesports, Alaska). Sicher, jede Musherfamilie wird lachen und sagen, es sei selbstverständlich, dass die Kinder immer mit dabei sind. Was aber gilt für Kinder ohne Mushereltern? Auch hier kann getrost Entwarnung gegeben werden. Kinder, so sie nicht von Hunden verängstigt worden sind, haben eine besondere intuitive Art, mit Tieren umzugehen. Es ist oftmals leichter, Kinder an den Sport heranzubringen als Erwachsene. Natürlich setzt dies sichere und gut erzogene Hunde voraus. Der Husky ist an und für sich gegenüber Menschen nicht aggressiv. Dies macht das Mushing mit Kindern ein bisschen einfacher.
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Was kontrolliert werden muss, ist die Dynamik, die von einem Hundeteam ausgeht. Hier muss man unbedingt vermeiden, dass das Kind angesichts der entstehenden Kräfte ein Gefühl der Hilflosigkeit entwickelt. Haben Kinder einmal das Gefühl gehabt, die Hunde kontrollieren zu können, entwickeln sie meist rasend schnell eine virtuose Geschicklichkeit am Schlitten! Für Kinder gibt es spezielle Kinderschlitten. Diese kann man in der Anfangsphase hinter den eigenen Schlitten spannen (Doppelschlitten). So hat man eine perfekte Kontrolle über das Kind. Wird das Kind sicherer im Umgang mit dem Schlitten, so kann man es mit einem und später mit zwei Hunden fahren lassen. Die ganz Kleinen finden meist riesigen Spaß im Packsack eines Tobogganschlittens.
Toboggan
Ein Schlitten mit einer wannenförmigen Ladefläche.
Wie bei allen Unternehmungen mit Kindern gilt auch hier: In der Kürze liegt die Würze. Zu lange Touren verderben schnell den Spaß am Hundeschlittenfahren. Ein besonderes Augenmerk sollte man auch auf gute Bekleidung und vor allem warme Handschuhe und Schuhe legen. Kinder sind zwar oft unempfindlicher als Erwachsene, doch schnell sind die Finger klamm und der Spaß dahin.
Spannend für Kinder ab 8 Jahren sind Jugendcamps, wie sie z. B. der Bayerische Schlittenhundesportverband veranstaltet.
Die besten Regionen für Mushing finden sich überall dort, wo es besonders kühl und menschenleer ist. In der schneefreien Zeit eignen sich Gebiete mit Wegen, die Naturbelag aufweisen. Überquerungen von befahrenen Straßen sollten so weit wie möglich vermieden werden. Startplätze abseits bewohnter Gebiete sind wegen des entstehenden Lärms vorteilhaft. Im Winter reduzieren sich die geeigneten Regionen wegen des erforderlichen Schnees und wegen der Nutzung durch Skiläufer ganz erheblich.
Wie bei anderen Outdoorsportarten auch, kollidieren die für das Mushing idealen weitläufigen und zivilisationsarmen Gebiete mit dem Naturschutzgedanken. So sind viele scheinbar geeignete Gebiete in unseren dicht besiedelten mitteleuropäischen Breiten, die zurecht unter Naturschutz stehen, für das Mushing tabu. Ob der naturverbundene Schlittenhundesport möglich ist, hängt oft von der Einstellung und dem Umgang beider Seiten miteinander ab. Es ist daher wie so oft nicht eine Frage des „ob“, sondern des „wie“.
Entsprechend den obigen Voraussetzungen sind die deutschen Mittelgebirge für den Schlittenhundesport prädestiniert. In der schneefreien Zeit gestaltet sich die Trailsuche noch recht einfach, im Winter wird es meist komplizierter. Die geeigneten Gebiete werden leider auch stark von Langläufern frequentiert und Loipen dürfen in der Regel nicht befahren werden. In Gebieten mit Nationalparks und Naturschutzgebieten herrschen weitere Einschränkungen. Generell empfiehlt es sich, mit den Vereinen der jeweiligen Region Kontakt aufzunehmen (siehe Liste im Anhang).
Tipps zur Tourenplanung
Mittels Karten eine Strecke suchen und möglichst vorher abfahren.Rundkurse oder geräumige Wendeschleifen sind unproblematischer als Wendemanöver!Vielbegangene Wanderwege meiden.Je nach Teamkontrolle können bäuerliche Gehöfte mit den dort einzukalkulierenden, freilaufenden Tieren zu einem Problem werden.Streckenlänge und -profil den eigenen Fähigkeiten und denen der Hunde unbedingt anpassen.Mögliche Abkürzungen ermitteln, falls die Tour abgebrochen werden muss.Einen Startplatz wählen, wo Anwohner möglichst nicht belästigt werden.Lokale Musher oder Gemeindevorsteher über mögliche existierende Fahrverbote befragen.Eventuell Informationen über die Lawinensituation einholen.Eine präparierte Trainingsstrecke findet man in Haidmühle im Bayerischen Wald. Erste Fahrversuche kann man bei der Waldschrat’s Adventure Company in Frauenau, ebenfalls im Bayerischen Wald, unternehmen. Weitere schöne Gebiete finden sich in der Nähe von Todtmoos und Bernau