Reise nach dem skandinavischen Norden und der Insel Island im Jahre 1845. Zweiter Band. - Pfeiffer, Ida - kostenlos E-Book

Reise nach dem skandinavischen Norden und der Insel Island im Jahre 1845. Zweiter Band. E-Book

Pfeiffer, Ida

0,0
0,00 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Gratis E-Book downloaden und überzeugen wie bequem das Lesen mit Legimi ist.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 239

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



The Project Gutenberg EBook of Reise nach dem skandinavischen Norden undder Insel Island im Jahre 1845. Zweiter Band., by Ida PfeifferThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Reise nach dem skandinavischen Norden und der Insel Island im Jahre 1845. Zweiter Band.Author: Ida PfeifferRelease Date: October 25, 2014 [EBook #47193]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK REISE NACH DEM SKANDINAVISCHEN NORDEN ***Produced by The Online Distributed Proofreading Team athttp://www.pgdp.net (This transcription was produced fromimages generously made available by BayerischeStaatsbibliothek / Bavarian State Library.)

Reise nach demskandinavischen Norden und derInsel Islandim Jahre 1845.

VonIda Pfeiffer, geborne Reyer, Verfasserin der »Reise einer Wienerin in das heilige Land«.

Zweite Auflage.

Zweiter Band.

Pest, 1855.

Verlag von Gustav Heckenast.

Pest, 1855. Gedruckt bei Landerer und Heckenast.

Inhalt des zweiten Bandes.

Seite

Reise nach dem Geiser, Hekla u. s. w.

1

Fernere Bemerkungen über Island und seine Bewohner

64

Abreise von Island. – Fahrt nach Kopenhagen

79

Abreise von Kopenhagen. – Christiania

97

Aufenthalt zu Christiania

107

Reise nach Delemarken

115

Reise von Christiania nach Stockholm

142

Aufenthalt in Stockholm

170

Fahrt nach dem alten königl. Schlosse Gripsholm in Mälarsee

182

Reise von Stockholm nach Upsala und den Eisenbergwerken von Danemora   

188

Von Stockholm nach Travemünde und Hamburg

208

Von Hamburg nach Berlin

220

Aufenthalt in Berlin. – Rückkehr nach Wien

227

Charlottenburg

236

Potsdam

238

Jahresgehalte der kön. dänischen Beamten auf Island

252

Verzeichniß der auf Island gesammelten wirbellosen Thiere

256

Uebersicht der isländischen Pflanzen

259

Reise nach dem Geiser, Hekla, u. s. w.

Das Wetter hatte sich bald wieder aufgeheitert, und ich trat schon am 24. Juni meine Reise nach dem Geiser und Hekla an. – Der erste Tag, an dem wir nach Thingvalla ritten, bot an Gegenden zwar nichts Neues, aber dafür eine äußerst schöne atmosphärische Erscheinung.

Als wir nämlich in die Nähe des See's kamen, senkten sich einige zarte Nebelwolken über den See und auch zur Erde, daß es den Anschein hatte, als ob es regnen würde. – Ein Theil des Himmels erglänzte im schönen Hellblau, während der andere mit dichten Wolken bedeckt war, aus denen gerade die Sonne hervor brach. Einige ihrer Strahlen erreichten nun die Nebelwolken, und beleuchteten den Dunstkreis auf eine wunderbare Art. Der zarteste Farbenschmelz war über diese Stellen gehaucht; da schien ein Regenbogen aufgelöst; seine glühendsten Farben waren da verschmolzen, und traten doch wieder einzeln aus dem Ganzen. Dieses Farbenspiel blieb so über eine halbe Stunde, dann ward es immer schwächer und schwächer, bis es ganz verschwand, und die gewöhnliche Atmosphäre an seine Stelle trat. – Es war dieß eine der reitzendsten Erscheinungen, die ich je gesehen.

25. Juni.

Eine viertel Meile hinter dem Oertchen Thingvalla trennen sich die Wege; links reitet man nach Reikholt, rechts nach dem Geiser. – Wir hatten noch lange den See zur Seite, und fanden am Ende des Thales eine ähnliche schauerliche Felsenkluft, wie jene von Almannagiau, die wir auf einem gräßlichen Wege passiren mußten.

Das daran stoßende Thal glich viel jenem von Thingvalla; dagegen sah das dritte wieder schrecklich aus. Da war die Lava niedrig, und ganz mit jenem weißlichen Moose überwuchert, das sich wunderschön ausnimmt, wenn es nur die untern Theile der Lava bedeckt, und wenn schwarze Massen und Figuren darüber hinaus ragen, so aber einen höchst einförmigen und öden Anblick gewährt.

Wir kamen auch an zwei Grotten vorüber, die sich zu unsern Füßen öffneten. Am Eingange der einen stand ein Felsenpfeiler, als Stütze einer ungeheuern Lavaplatte, welche ein schauerliches Portale bildete. Leider hatte ich von diesen beiden Höhlen nichts gewußt, und daher auch keine Vorbereitungen getroffen, sie besuchen zu können. – Wenigstens hätte ich Fackeln dazu benöthiget. So viel ich aber später erfuhr, sollen sie gar nicht tief reichen, und nichts Interessantes bieten.

Im Verlaufe dieses Tages kamen wir durch Thäler, wie ich deren in ganz Island noch keine gesehen hatte. Schöne Wiesenteppiche, und zwar ohne jene zahllosen Erhöhungen, bedeckten oft mehrere meilenlange Strecken. – Natürlich waren diese futterreichen Thäler auch ziemlich bewohnt; wir ritten häufig an 3-4 beisammen stehenden Kothen vorüber, und sahen Pferde, Kühe und Schafe in ziemlicher Anzahl auf den Wiesen weiden.

Die Berge, die diese Thäler auf der linken Seite begränzten, erschienen mir sehr merkwürdig; – sie waren zwar auch braun, schwarz oder dunkelblau, allein die Massen, aus welchen sie bestanden, hielt ich, meinen geringen mineralogischen Kenntnissen zu Folge, für feine Lehmschichten. Einige dieser Berge hatten auch Aufsätze von großen, einzeln stehenden Lavafelsen, wirklichen Kolossen, von denen es mir unbegreiflich war, wie sie sich auf diesen weichen Schichten halten konnten.

In einem dieser Thäler lag auch ein ziemlich bedeutender See, an und um welchen einige Dampfwolken empor wirbelten, die von unbedeutenden heißen Quellen aufstiegen.

Nun aber, nachdem wir schon bei 5-6 Meilen zurückgelegt hatten, kam das Merkwürdigste das mir noch je vorgekommen ist; – es war dieß ein Strom mit einem ganz eigenthümlichen Flußbette.

Dieses Flußbett ist breit und etwas abschüssig; es besteht aus Lavaschichten und ist in der Mitte der Länge nach durch eine 18-20 Fuß tiefe, und 15-18 Fuß breite Schlucht getheilt, der sich das Wasser brausend und schäumend zudrängt, so daß man schon von weitem das Rauschen desselben hört. – Ueber diese Kluft führt ein hölzernes Brückchen, das in der Mitte des Flusses steht, und stets von den hochaufspringenden Wogen bespühlt wird. – Wer nun nicht näher unterrichtet ist, kann sich schwerlich diesen Anblick, so wie das Tosen und Brausen des Stromes enträthseln. – Das Stückchen Brücke mitten im Flusse würde man für den Rest einer eben zerstörten Brücke halten, und die Kluft sieht man vom Ufer aus nicht, weil sie von den aufschäumenden Wellen überragt ist. – Gewiß, von einer unbeschreiblichen Bangigkeit wird man erfaßt, sieht man den verwegenen Führer in den ungestümen Fluß hineinreiten, und muß ihm dann ohne Gnade und Barmherzigkeit folgen.

Der Priester zu Thingvalla hatte mich auf diese Scene schon vorbereitet, und mir gerathen, über diese Brücke zu gehen. Da aber der Wasserstand in dieser Jahreszeit so groß war, daß die Wogen von allen Seiten bei 2 Fuß hoch über die Brücke schlugen, konnte ich nicht absteigen, und mußte hinüber reiten.

Die ganze Passage durch den Strom war so eigen, daß man sie sehen muß, aber schwer beschreiben kann. Mit furchtbarer Gewalt tobt und ras't das Wasser von allen Seiten; es stürzt mit heftigem Ungestüm in die Kluft, bildet von beiden Seiten Fälle, und zerschellt beinah an den emporragenden Klippen. – Unweit der Brücke endet die Kluft, und der Strom stürzt dann in seiner ganzen Breite über 30 bis 40 Fuß hohe Felsen. Je mehr wir der Mitte zukamen, desto wüthender, tiefer und reißender wurde der Strom, desto betäubender das Getöse. Die Pferde wurden ängstlich und scheu, und als wir über die Brücke reiten wollten, fingen sie an zu zittern, sträubten sich, wandten sich nach allen Seiten, nur nicht nach der rechten, und versagten uns durchaus den Gehorsam. Mit unendlich vieler Mühe gelang es uns endlich, sie über diese gefahrdrohende Stelle zu bringen.

Das Thal, welches von diesem originellen Flußbette durchschnitten wird, ist enge, und ganz von Lava-Bergen und Hügeln umfaßt; die erstorbene, lautlose Natur vollkommen geschaffen, dem Wanderer diese grausige Scene für immer in's Gedächtniß zu prägen.

Dieser merkwürdige Strom war das letzte Hinderniß gewesen, und nun ging es ruhig und gefahrlos in einem schönen Thale fort, bis zu dem Geiser, den jedoch ein vorliegender Hügel meinem spähenden Auge noch lange verbarg. – Endlich war auch dieser Hügel umritten, und ich sah den Geiser mit seinen Umgebungen, mit den mächtigen Dampfsäulen, mit den zahllosen Wolken und Wölkchen. – Von diesem Hügel hatten wir noch eine kleine halbe Meile an den Geiser, und die ihn umgebenden heißen Quellen. Da kochten und sprudelten sie rings um ihn herum, und mitten durch führte der Weg zu seinem Becken. – Achtzig Schritte vor diesem wurde Halt gemacht.

Und nun stand ich da – vor einem Hauptziele meiner Reise; ich sah es, – es lag so nahe vor mir, und doch wagte ich keinen Schritt weiter. – Ich wußte nicht, ob und wie weit man sich dem Becken nähern dürfe. – Da kam ein Bauer, der uns aus einer der nahen Kothen gefolgt war, und meine Begierde und Furcht errathen haben mochte; der nahm mich bei der Hand und machte meinen Cicerone. Leider hatte er aber, da es gerade Sonntag war, der Brandweinflasche etwas zu tapfer zugesprochen, so daß er mehr taumelte als ging, – und diesem Menschen nun, von dem ich nicht wußte, ob er noch Verstand genug besäße, unterscheiden zu können, wie weit man sich überall wagen dürfe, sollte ich mich anvertrauen? – Zwar versicherte mich mein Führer, der mich von Reikjavik hierher begleitet hatte, daß ich ihm dessen ungeachtet trauen dürfe, und daß er selbst mitgehen werde, um mir sein isländisches Kauderwelsch in das Dänische zu übersetzen, aber dennoch folgte ich ihm nicht ohne einige Furcht.

Er führte mich also bis an den Rand des Beckens des Geisers, der auf einer sanften Erhöhung von höchstens 10 Fuß liegt und in sich das Becken und den Kessel faßt. Der Durchmesser des Beckens mag 30 Fuß betragen, der des Kessels 6-7 Fuß. Beide waren bis an den Rand gefüllt, das Wasser war rein wie Crystall, kochte und brauste aber nur sehr wenig. Bald verließen wir diese Stelle; denn, ist Becken und Kessel mit Wasser ganz angefüllt, so ist es höchst gefährlich sich ihm zu nähern, da er sich alle Augenblick durch einen Ausbruch entleeren kann. Wir gingen also die andern Quellen zu besichtigen.

Mein begeisterter Führer bezeichnete mir jene, denen ich ungescheut nahen dürfe, und warnte mich vor den andern. Dann kehrten wir wieder in die Nähe des Geisers, wo er mir noch einige Verhaltungsregeln für den Fall eines statthabenden Ausbruches gab, und mich dann verließ, um Anstalt zu meinem Aufenthalte zu treffen. – Ich will hier in Kurzem die Regeln meinen Lesern mittheilen.

»Die Wassersäule steigt immer senkrecht in die Höhe, und das überströmende Wasser hat seine Hauptabzüge stets auf einer und derselben Seite; von dieser muß man sich daher entfernt halten. An den andern Seiten läuft zwar auch Wasser ab, aber nur in sehr geringer Menge, und in unförmlichen Rinnen, denen man leicht ausweichen kann. – Man kann sich daher von diesen Seiten selbst bei den stärksten Ausbrüchen bis auf vierzig Schritte nahen. Der Ausbruch selbst kündigt sich durch ein dumpfes Gebrüll an. Wie man nun dieß vernimmt, muß man sich gleich auf die bezeichnete Stelle begeben, da der Ausbruch sehr schnell darauf folgt. Das Wasser steigt jedoch nicht jedesmal in die Höhe, oder oft auch nur unbedeutend, so daß man, um eine schöne Explosion zu sehen, manchmal mehrere Tage verweilen muß.«

Für das Unterkommen der Reisenden sorgte wahrhaft edelmüthig der französische Gelehrte, Herr P. Geimard, der vor einigen Jahren ganz Island bereiste. Er ließ nämlich zwei große Zelte zurück, und zwar das eine hier, und das andere in Thingvalla. Das hiesige ist besonders zweckdienlich, da man, wie gesagt, oft mehrere Tage auf einen schönen Ausbruch warten muß. – Gewiß wird jeder Reisende, wenigstens in Gedanken, ihm Dank für diese Annehmlichkeit zollen. – Ein Bauer, derselbe, der die Reisenden an den Quellen herum führt, hat es zu bewahren, und muß es gegen ein Trinkgeld von 1 bis 2 fl. Jedermann aufschlagen.

Als ich mit meinem Zelte in Ordnung kam, war es bereits 11 Uhr Nachts. Da empfahlen sich Alle, und ich blieb allein zurück.

Man pflegt immer die Nacht zu durchwachen, um keinen Ausbruch zu versäumen. Für mehrere Reisende ist nun zwar ein abwechselndes Wachen keine sehr schwere Sache, für mich allein war es aber doch eine arge Last; – und einem isländischen Bauer ist nicht zu trauen; den könnte oft kaum ein Ausbruch des Hekla erwecken.

Ich saß bald vor, bald in dem Zelte und horchte mit gespannter Erwartung der Dinge, die da kommen sollten; endlich – nach Mitternacht – der Geisterstunde – vernahm ich einige dumpfe Töne, als würde in weiter Ferne eine Kanone gelöst, und deren echoähnlicher Schall durch den Luftzug herüber getragen. – Ich stürzte aus dem Zelte, und erwartete nun in Folge der Beschreibungen, welche ich gelesen hatte, unterirdisches Getöse, heftiges Krachen und Erzittern der Erde, als Vorläufer des eigentlichen Ausbruches. – Kaum konnte ich mich einer Anwandlung von Furcht erwehren. Um Mitternacht bei einer solchen Scene sich allein zu wissen, ist denn doch keine kleine Sache.

Manche meiner Freunde und Freundinen werden sich vielleicht erinnern, wie ich ihnen schon bei meiner Abreise sagte, daß ich mir vorstelle, auf den Reisen in Island vorzüglich in den Nächten am Geiser der meisten Herzhaftigkeit zu benöthigen.

Diese dumpfen Laute ließen sich nur in sehr kurzen Zwischenräumen 13 Mal vernehmen; nach einem jedesmaligen Laute überlief das Becken, und entleerte sich immer bedeutender Portionen Wassers. Die Töne selbst schienen nicht von einem unterirdischen Tosen, sondern von den starken, heftigen Aufwallungen des Wassers herzurühren. – Nach anderthalb Minuten war Alles vorüber; das Wasser floß nicht mehr über, Kessel und Becken blieben ziemlich gefüllt, und – in jeder Hinsicht getäuscht kehrte ich wieder in mein Zelt zurück. – Diese Erscheinungen wiederholten sich alle 2½, spätestens alle 3½ Stunden. Ich sah und hörte die ganze Nacht nichts anderes, so wie auch am folgenden Tage und in der zweiten Nacht. Vergebens sah ich einem Ausbruche entgegen.

Nachdem ich mit dieser periodischen Beschaffenheit meines Nachbars vertraut geworden war, überließ ich mich in den Zwischenräumen entweder einem leisen Schlummer, oder ich besuchte die andern Quellen und ging auf Entdeckungen aus – nach den kochenden Brodem, und nach den verschiedenen farbigen Quellen, welche hier gesehen zu haben manche Reisebeschreiber behaupten.

Alle heißen Quellen sind in einem Umkreise von 800 bis 900 Schritte vereint; mehrere derselben sind merkwürdig, die meisten aber unbedeutend.

Sie liegen in einem Winkel eines ungeheueren Thales am Fuße eines Hügels, hinter welchem sich eine Gebirgskette erhebt. Das Thal ist ganz mit Gras bewachsen, und die Vegetation ist nur unmittelbar in der Nähe der Quellen etwas geringer. – Auch liegen überall Kothen, ja die nächsten an den Quellen mögen kaum 7-800 Schritte davon entfernt sein.

Größere Becken und Kessel mit kochenden und springenden Quellen zählte ich zwölf; – kleinere noch mehr.

Unter den Springquellen zeichnet sich besonders der Strokker aus. Er kocht und wallt mit ganz außerordentlicher Heftigkeit in einer Tiefe von ungefähr 20 Fuß, schießt dann plötzlich auf, und wirft seine Strahlen in die Höhe. Ein solcher Ausbruch soll oft über eine halbe Stunde währen, und die Strahlen sollen oft bei 40 Fuß hoch gehen. Ich sah mehrere seiner Ausbrüche, aber leider nie einen in dieser vollen Herrlichkeit. Der stärkste Strahl, den ich sah, mochte höchstens 30 Fuß hoch gehen, und das Aufsteigen währte nie über eine Viertelstunde. – Der Strokker ist außer dem Gaiser die einzige Quelle, der man sich vorsichtig nahen muß. Die Ausbrüche folgen oft auf einander, setzen aber oft auch viele Stunden aus, und kündigen sich nicht an. – Eine andere Quelle springt beständig, aber nie über 3-4 Fuß. – Wieder eine andere liegt ungefähr 4-5 Fuß tief in einem ziemlich weiten Kessel, und wirft kaum einige zarte Bläschen auf. Diese Ruhe ist aber nur scheinbar; sie dauert oft nicht ½ Minute, höchst selten 2 bis 3 Minuten. Dann fängt die Quelle an zu brausen, zu wallen und zu kochen, und wirft 2 bis 3 Fuß hohe Strahlen, die jedoch nie die Höhe des Kessels erreichen. – In einigen Kesseln hörte ich wieder ein Kochen und Brausen, wie ein leises Brüllen, sah aber kein Wasser, oft nicht einmal viel Dampf aufsteigen.

Zwei der allermerkwürdigsten Quellen aber, wie man sie vielleicht in der ganzen Welt nicht sehen kann, liegen gleich oberhalb des Geisers, in zwei Oeffnungen, die durch eine kaum fußbreite Felswand geschieden sind. Diese Scheidewand erhebt sich aber nicht über die Oberfläche des Erdbodens, sondern geht nur in die Tiefe hinab; das Wasser kocht sehr schwach, und hat einen gleichmäßig langsamen Abfluß. Die außerordentliche Schönheit dieser Quellen besteht in ihrer merkwürdigen Durchsichtigkeit und Klarheit. All die manigfaltigen Formen und Höhlen, die vorspringenden Zacken und Ecken der Felsen sieht man weit hinab, bis sich der Blick in den Tiefen der Finsterniß verliert. – Noch schöner aber und wie dem Feenreiche entnommen wird diese Quelle durch eine herrliche Beleuchtung, die sich an den Felsen bildet. Es ist das zarteste, durchsichtigste, blaßgrün und blau spielende Licht, und gleicht dem Wiederscheine eines griechischen Feuers. – Das Merkwürdigste aber ist, daß dieses Farbenspiel von den Felsen auszugehen scheint, indem es sich nur 8 bis 10 Zoll weit davon erstreckt, und das übrige Wasser wieder farblos, wie das gewöhnliche, nur durchsichtiger und reiner ist.

Ich konnte das nicht glauben, und dachte, die Sonne müße doch auch mit im Spiele sein; ich ging daher zu den verschiedensten Zeiten an diese Quellen, theils wenn die Sonne hell leuchtete, theils wenn sie von Wolken ganz umhüllt war, ja selbst nach ihrem Untergange: – die Beleuchtung blieb immer dieselbe, immer das gleiche, überirdisch schöne Farbenspiel.

Man kann sich dem Rande dieser Quellen ungescheut nahen. Die Decke, welche sich unmittelbar an die Quellen schließt, und unter die man nach allen Seiten sehen kann, ist zwar nur eine dünne Felsplatte, aber doch stark genug, um jeden Einbruch zu verhüten. – Das Schöne und Ergreifende liegt, wie bereits gesagt, in der magischen Beleuchtung und in der Durchsichtigkeit, vermöge welcher alle Höhlen und Grotten bis zur größten Tiefe dem Auge sichtbar sind.

Unwillkührlich fiel mir Schillers Taucher ein. Ich meinte den Becher an den Spitzen und Zacken der Felsen hangen, – die Ungeheuer aus den Tiefen auftauchen zu sehen. – – An dieser Stelle das herrliche Gedicht zu lesen, müßte von ganz eigener Wirkung sein.

Kessel, in welchen Brodem oder farbige Wasser kochten, fand ich beinahe gar keine. Das Einzige, was ich der Art sah, war ein kleines Becken, in welchem eine braunrothe Substanz kochte, die etwas dichter war als Wasser. Ein noch kleineres Quellchen mit schmutzig braunem Wasser würde ich ganz übersehen haben, hätte ich nicht so emsig nach derlei Merkwürdigkeiten gesucht.

Endlich nach langem Harren und Warten, am zweiten Tage meines Aufenthalts am Geiser, am 27-ten Juni um halb 9 Uhr Morgens, war es mir vergönnt, einen Ausbruch des Geisers in seiner vollsten Pracht zu sehen. – Der Bauer, der täglich Früh und Abends kam, sich zu erkundigen, ob ich schon einen Ausbruch gesehen habe, war gerade bei mir, als sich die dumpfen Töne, welche denselben ankündigen, wieder hören ließen. – Wir eilten hinaus, und ich verlor abermals die Hoffnung etwas zu sehen; das Wasser überwallte nur, wie gewöhnlich, und das Getöse ließ schon nach. – Da aber begann auf einmal, als kaum die letzten Töne verstummt waren, die Explosion. – Diese zu schildern, weiß ich wirklich keine Worte zu finden. So etwas Großartigem, so ergreifend Schönem kann man nur einmal im Leben begegnen.

Alle meine Erwartungen und Vorstellungen wurden weit übertroffen. – Die Strahlen schoßen mit unbeschreiblicher Kraft, Heftigkeit und Wasserfülle empor; eine Säule stieg höher als die andere, eine schien die andere überbieten zu wollen. – Als ich nur einigermaßen mich von der Ueberraschung erholt hatte, und meiner Besinnung wieder mächtig war, sah ich auf das neben an stehende Zelt. – Wie klein, wie winzig klein, erschien es gegen die Höhen dieser Wassersäulen! Und doch hatte es bei 20 Fuß Höhe. Freilich lag es ungefähr 10 Fuß niedriger, als das Becken des Geisers; – hätte man aber Zelt auf Zelt gestellt, so konnten diese 10 Fuß doch nur das erstemal abgezogen werden, und ich berechnete nach meiner Ansicht, die wohl nicht die richtigste sein mag, daß man fünf und sechs Zelte auf einander hätte stellen können, um die gleiche Höhe zu erreichen. – Ohne Uebertreibung glaube ich behaupten zu können, daß der stärkste Strahl gewiß über 100 Fuß hoch stieg, und 3 bis 4 Fuß im Durchmesser hatte.

Glücklicher Weise hatte ich schon beim Beginn der dumpfen Töne, der Vorläufer des Ausbruches, auf die Uhr gesehen; während des Ausbruches selbst würde ich wohl darauf vergessen haben. – Das Ganze währte bei vier Minuten, von denen die größere Hälfte auf die eigentliche Eruption zu rechnen ist.

Als diese wunderbare Scene geendet hatte, geleitete mich der Bauer an das Becken. Wir konnten uns nun sowohl diesem, als dem Kessel ohne Gefahr nähern, und beide nach Gefallen betrachten und umgehen. – Zu besorgen war nichts mehr. Das Wasser war spurlos aus dem Becken verschwunden; wir stiegen hinein und naheten uns unmittelbar dem Kessel, in welchem das Wasser ebenfalls 7 bis 8 Fuß tief gesunken war, wo es heftig kochte und wallte.

Ich löste mittelst eines Hammers einige Krusten sowohl von dem Innern des Beckens, als auch des Kessels; die ersteren waren weiß, letztere braun. Auch das Wasser kostete ich; es hatte keinen unangenehmen Geschmack, und kann nur wenig Schwefeltheile enthalten, da auch der Dampf nicht darnach riecht.

Ich ging nun jede halbe Stunde zu dem Becken des Geisers, um zu beobachten, wie viel Zeit zur Füllung des Kessels und Beckens nöthig sei. – Nach der ersten Stunde konnte ich noch in das Becken steigen; als ich aber nach einer halben Stunde später kam, war der Kessel bereits gefüllt, und fing gerade an überzulaufen. So lange das Wasser nur den Kessel füllte, kochte es heftig auf, je mehr es aber in das Becken überfloß, desto weniger kochte es, und hörte beinahe ganz auf, nachdem das Becken angefüllt war; es warf nur hie und da kleine Bläschen.

Nach dem Verlaufe von ferneren zwei Stunden – es war gerade 12 Uhr Mittags – war das Becken beinah bis an den Rand gefüllt, und während ich noch an selbem stand, fing das Wasser wieder an, sich heftig aufzuwerfen, und die dumpfen Töne von sich zu geben. Ich hatte kaum Zeit zurück zu springen, denn allsogleich erhoben sich die Strahlen. Sie stiegen dießmal während des Brüllens empor, und waren noch wasserreicher, als jene der ersten Explosion, was wohl daher kommen mochte, weil sie nicht so hoch sprangen, und daher dichter beisammen blieben. – Ihre Höhe mochte bei 40 und 50 Fuß betragen. Kessel und Becken blieben dießmal nach dem Ausbruche beinahe eben so gefüllt, wie vorher.

Somit hatte ich nun zwei Explosionen des Geisers gesehen, und fühlte mich bereits reichlich entschädigt für meine unermüdete Geduld und Wachsamkeit. Aber ich sollte noch glücklicher sein, und seine Ausbrüche in allen Formen und Gestalten kennen lernen; – er sprang abermals um 7 Uhr Abends, stieg höher als Mittags, und führte dießmal einige Steine mit, die in der weiß schäumenden Wassersäule gerade wie schwarze Flecken und Punkte aussahen. – Und wieder ein anderes Schauspiel gewährte er in der dritten Nacht. – Da erhob sich das Wasser in furchtbaren, schnell auf einander folgenden Wallungen, ohne Strahlen zu werfen; das Becken floß stark über, und es erzeugte sich eine solche Masse von Dampf, wie ich noch nie gesehen. Zufällig trieb ihn der Wind gerade der Gegend zu, wo ich stand, und da hüllte er mich so dicht ein, daß ich kaum einige Fuß weit sehen konnte. Ich fühlte jedoch weder einen Geruch, noch eine Beängstigung, sondern nur einen geringen Grad von Wärme.

28. Juni.

Da ich nun den Geiser schon so oft und auch so schön hatte spielen gesehen, bestellte ich meine Pferde auf heute 9 Uhr Früh zur Weiterreise. Ich eilte um so mehr aus der Nähe des Geisers, da ein holländischer Prinz erwartet wurde, der erst kürzlich mit großem Gefolge in einer schönen Kriegsfregatte zu Reikjavik angekommen war.

Noch hatte ich das Glück, vor meiner Abreise, um halb neun Uhr, abermals einen Ausbruch zu sehen, und zwar einen beinah eben so schönen, als der erste war. – Auch dießmal war das Becken ganz und der Kessel bis auf eine Tiefe von 6 bis 7 Fuß geleert. Ich konnte daher nochmals in das Becken treten, und dem Geiser unmittelbar am Kessel selbst »Lebewohl« sagen, was ich natürlich auch that.

Ich war nun drei Nächte und zwei Tage beständig in unmittelbarer Nähe des Geisers gewesen, und hatte im Ganzen fünf Ausbrüche erlebt, von welchen zwei zu den bedeutendsten gehörten; doch kann ich auf mein Wort versichern, nicht Alles so gefunden zu haben, wie ich es mir nach den vernommenen Erzählungen und Beschreibungen vorstellte. – Ich hörte nie ein größeres Geräusch, als ich es bereits anfänglich beschrieb, und fühlte von einem Erzittern der Erde nie das Geringste, obwohl ich stets mit gespanntester Aufmerksamkeit auf Alles achtete und mein Ohr sogar während einer Explosion an den Boden hielt.

Es ist wirklich merkwürdig, wie manche Leute Alles nachreden, was sie von Andern hören, und wie Andere wieder in ihrer erhitzten Fantasie selbst Sachen zu sehen, zu hören und zu empfinden sich einbilden, die gar nicht vorhanden sind, – – und wie endlich noch Andere geradezu die unverschämtesten Lügen erzählen. – So traf ich z. B. in Reikjavik im Hause des Apothekers Möller einen Marine-Offizier von der französischen Fregatte, welcher behauptete, »er sei bis unmittelbar an den Krater des Vesuv's geritten.« – Er dachte wohl nicht in Reikjavik mit Jemanden zusammen zu treffen, der ebenfalls am Krater des Vesuv's gewesen war. – Nichts ärgert mich mehr als dergleichen Lügen und Prahlereien. Ich konnte mich daher nicht enthalten zu fragen, wie er das angestellt habe; – ich sei auch dort gewesen, scheue gewiß so wenig eine Gefahr wie er, und hätte mich doch bequemen müssen, am Kogel des Vesuv's von dem Esel zu steigen, und mich von meinen Füßen hinauf tragen zu lassen. – Er schien nun freilich ein wenig verlegen und meinte, »er habe sich versprochen, er habe nur sagen wollen, bis beinahe an den Krater«; – doch wette ich darauf daß er diese Lüge noch oft erzählen, und sie endlich selbst glauben wird.

Bevor ich den Geiser verlasse, kann ich nicht umhin, meinen Lesern einige Kleinigkeiten zu erzählen, die mir da wiederfuhren. Ich hoffe ihre Geduld nicht allzusehr zu ermüden. – Von einem so wenig bekannten Lande interessirt oft das Geringste, und aus unbedeutenden Vorfällen kann man oft am Besten auf die eigenthümlichen Eigenschaften der Bewohner schließen.

Von meinem betrunkenen Cicerone habe ich bereits erzählt; und heute noch ist es mir ein Räthsel, wie er mich in einem solchem Zustande so sicher umherführen konnte; – wäre er nicht der einzige zu haben gewesen, ich hätte mich ihm gewiß nicht anvertraut.

Als er das Zelt errichtet hatte, ließ ich mir einen Kotzen und einen Polster bringen, um der Feuchtigkeit des Bodens weniger ausgesetzt zu sein, – prosit die Mahlzeit – – es sollte mir noch schlimmer ergehen. – Aus dem Polster kroch ein ganz kleines Würmchen, in welchem ich Anfangs eine Bereicherung meiner Sammlung gefunden zu haben vermeinte, welches ich aber bei genauerer Besichtigung zu meinem Entsetzen für eine Made erkannte. – Mehrere dieser lieblichen Thierchen folgten noch nach. – Natürlich warf ich Polster und Kotzen allsogleich wieder zum Zelte hinaus.

Reinlichkeit ist bei den Isländern durchaus nicht zu finden; Alle sind im höchsten Grade ekelhaft. So zog z. B. ein zwölfjähriges Mädchen, das mir immer Schmetten (Obers) und frisches Wasser brachte, in meiner Gegenwart den Stöpsel aus der Flasche, um das daran klebende Obers mit der Zunge abzulecken, und wollte solchen dann wieder auf die Flasche thun.

Oft saß sie halbe Stunden lang an meiner Seite; da geschah es denn mitunter, daß sie vom Ungeziefer auf dem Kopfe belästiget wurde; sie suchte und fing es, sah es ganz phlegmatisch an, und wollte es gleich nebenan auf den Boden werfen. – Da ziehe ich in diesem Punkte noch die Grönländer vor, die speisen es doch sogleich auf, und man ist wenigstens vor einer Erbschaft gesichert. – Ueberhaupt haben die Isländer durchaus keinen Begriff und kein Gefühl des Schicklichen. Wollte ich alle Ekelhaftigkeiten, die ich sah, erzählen, ich könnte noch manche Seite damit füllen.

Nie werde ich begreifen können, daß dieses Volk einst durch Wohlhabenheit, durch Tapferkeit und Bildung ausgezeichnet war. – Ich setze z. B. im Schicklichkeits-Gefühle die Isländer den Beduinen und Arabern weit nach.

Meine heutige Reise ging nur sechs Meilen weit, nach Skalholt.

Die erste Meile gingen wir denselben Weg zurück, den wir gekommen waren; dann wendeten wir uns links und durchwanderten das ganze schöne und lange Thal, in welchem der Geiser liegt. – Meilenweit sahen wir von dieser Seite noch seine Dampfsäulen aufsteigen. – Die Wege waren nur gut, wo sie sich an den Seiten der Hügel und Berge fortzogen; in den Ebenen waren sie meistens sumpfig und voll Wasser. Wir verloren oft jede Spur des Weges, und ritten nur der Gegend zu, dabei mußten wir bei jedem Schritte befürchten einzusinken, so weich und nachgiebig war der Boden.

Ich fand die Trägheit der isländischen Bauern wirklich unverzeihlich. Alle Thäler, die wir durchzogen, waren eigentlich große, reich mit Gras bewachsene Sümpfe. Träten nun die einzelnen Gemeinden zusammen, um Gräben zu ziehen und sie trocken zu legen, so würden sie die schönsten Wiesen erhalten. Dieß beweisen die vielen Abhänge, wo das Wasser abläuft; – da herrscht üppiger Graswuchs, da gedeihen schöne Wiesenblumen und Kräuter, ja selbst wilder Klee. – Meist stehen auf diesen Abhängen auch einige Kothen.

Bevor wir noch das Oertchen Thorfastädir erreichten, erblickten wir schon den Hekla, umgeben von schönen Jokuln.

In Thorfastädir kam ich gerade zu einem Begräbnisse. Als ich in die Kirche trat, waren die Leidtragenden eben beschäftigt, sich gegenseitig mit Brandwein