Reisen von Zeit zu Zeit - Erik Simon - E-Book

Reisen von Zeit zu Zeit E-Book

Erik Simon

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Beschreibung

Es ist uns gelungen, die Veröffentlichungsrechte des aufsehenerregenden Anhangs zum »Lehrbuch der Grundlagen der Temporalistik« zu erwerben, der die Abenteuer der ersten Zeitreisenden schildert. Falls Sie also wissen wollen, wie der Charakter der Urmenschen beschaffen war, wer tatsächlich die Terrasse von Baalbek erbaute und was es mit Atlantis oder mit Parzivals Gral wirklich auf sich hat, dann lesen Sie die Berichte über Tim E. Traveller und seine mutigen Nachfolger! Sie erfahren dabei außerdem, was es bedeutet, wenn die empfindliche Zeitkristallsäule beschädigt wird, wie ein Katastrophenbeschleuniger funktioniert und unter welchen Bedingungen ein Perpetuum mobile arbeitet. Einblicke in das Regelwerk der Temporalistik runden dieses Büchlein ab und werden auch Sie in die Lage versetzen, eine Zeitmaschine ordnungsgemäß zu führen. – Helmut Fickelscherer, Lektor im Solaren Zentralverlag Das Buch enthält: »Die ersten Zeitreisen«. Beilage zum Lehrbuch der Grundlagen der Temporalistik von Dr. temp. Kassandra Smith, Solarer Zentralverlag, Neu-Neustadt am Großen ­Methanfluß (Jupiter) 2477 | »Von letzten Ursachen«. Drei unerklärliche Vorgänge samt Erklärung | »Von Zeit zu Zeit«. Ein Terrassenweihfestspiel. Libretto Erik Simon · Simon's Fiction · Band 3 Herausgegeben von Hannes Riffel

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Heinrich & Simon

Simon’s Fiction:

Phantastische Geschichten

Band 3. Neuausgabe

Herausgegeben von Hannes Riffel

Reisen von Zeit zu Zeit

Die ersten Zeitreisen

Von letzten Ursachen

Von Zeit zu Zeit

Erzählungen und ein Opernlibretto von Reinhard Heinrich und Erik Simon

Impressum

Reinhard Heinrich & Erik Simon: Reisen von Zeit zu Zeit

(Simon’s Fiction. Band 3 – Neuausgabe)

Herausgegeben von Hannes Riffel

Mit Vignetten von Dimitrij Makarow

© 1976–2004 Reinhard Heinrich und Erik Simon (für die Erzählungen und das Opernlibretto)

Die Daten der Erstpublikationen sind am Ende des Bandes bei den »Quellen und Anmerkungen« verzeichnet.

© 2009 Reinhard Heinrich (für »Begründeter Abflug«)

© 2004, 2024 Erik Simon (für die Kommentare)

© 2024 Dimitrij Makarow (für das Titelbild und die Vignetten)

© 2004, 2024 Erik Simon und Memoranda Verlag (für die Zusammenstellung dieser Ausgabe)

© dieser Ausgabe 2024 by Memoranda Verlag

Alle Rechte vorbehalten

Gestaltung: Hardy Kettlitz & s.BENeš [www.benswerk.com]

Memoranda Verlag

Hardy Kettlitz

Ilsenhof 12

12053 Berlin

www.memoranda.eu

www.facebook.com/MemorandaVerlag

ISBN: 978-3-911391-04-7 (Buchausgabe)

ISBN: 978-3-911391-05-4 (E-­­Book)

Inhalt

Die ersten Zeitreisen

Beilage zum Lehrbuch der Grundlagen der Temporalistik

von Dr. temp. Kassandra Smith, Solarer Zentralverlag,

Neu-Neustadt am Großen Methanfluß (Jupiter) 2477

Zum Geleit. Von Dr. Kassandra Smith

Die dritte Zeitreise des Timothy Traveller oder Von der Macht der Literatur und der Lesermeinung

Die dreizehnte Expedition in die Vergangenheit ­oder Der Charakter der Urmenschen

Das Ende der Dreizehnten Zeitexpedition oder Wie man Mystifikationen vermeidet

Die Fünfzehnte und die Sechzehnte Zeitexpedition oder Wer hat die Terrasse von Baalbek gebaut?

Die atlantischen Zeitreisen oder Professor Müslis Lebenswerk

Inspektionsreise 7/1 oder Auf der Spur der Zeitbanditen

Schlußbemerkung. Von Dr. Kassandra Smith

Anhang A. »Neue Perspektiven der Energiegewinnung«

Anhang B. Zur Frage der Glaubwürdigkeit T. E. Travellers

Anhang C. Die Entwicklung der neuzeitlichen Technik am Beispiel des Katastrophenbeschleunigers

Anhang D. Die Wahrheit über das Schwert des Ilja Muromez

Anhang E. Zur Wroblewskischen Hypothese

Anhang F. Ein frühes Zeugnis terrassistischen Gedankenguts in der Literatur

Anhang G. Die »Trägheit« der Zeitmaschinen

Anhang H. Dokumente zum Fall Mabeuf

Anhang I. Zur Semantik der »Ktesibios-Schrift«

Anhang J. »Vorwärts nach Atlantis«

Von letzten Ursachen

Drei unerklärliche Vorgänge samt Erklärung

Hydra

Die Ignoranten

Etemenanki oder Die Fundamente von Himmel und Erde

Von Zeit zu Zeit

Ein Terrassenweihfestspiel

ANHANG

Reinhard Heinrich: Begründeter Abflug

Quellen und Anmerkungen

Die ersten Zeitreisen

Beilage zum Lehrbuch der Grundlagen der Temporalistik von Dr. temp. Kassandra Smith, Solarer Zentralverlag, Neu-Neustadt am Großen Methanfluß (Jupiter) 2477

Zum Geleit

Anläßlich des nunmehrigen Erscheinens der 14. Auflage des vorliegenden Lehrbuches der Temporalistik möchte ich die Gelegenheit nicht versäumen, meinen hochgeschätzten Kollegen, dem Verdienten Temporalmechaniker Reinhard Heinrich, Inhaber des Ehrendiploms für Große Zeitreise, und dem Kandidaten der Historischen und Vergleichenden Temporalistik und Timothy-Traveller-Preisträger Erik Simon für das freundliche Zurverfügungstellen des Manuskripts ihres Buches »Die ersten Zeitreisen«, welches eine temporalistisch überaus fundierte Darstellung der Geschichte der Temporalistik enthält, woraus wir einige die der Temporalistik nicht nur jener Anfangsepoche, sondern auch der Gegenwart immanenten Problematiken und Prinzipien besonders deutlich illustrierende Zeitreisen extrahiert und aus ihnen die hier vorliegende Beilage zum Lehrbuch zusammengestellt haben, zu danken.

Dr. Kassandra Smith

Großer Roter Fleck (Jupiter),

am 43. Ammoniak 2476

Die dritte Zeitreise des Timothy Traveller

oder Von der Macht der Literatur und der Lesermeinung

1. Timothy Edward Traveller

war schon im Kindesalter, als ihn alle einfach Tim nannten, anders als andere Kinder. Während seine Altersgefährten »Wer hat Angst vorm schwarzen Roboter?«, Verstecken oder Fußball spielten, saß er zu Hause und bemühte sich, in die theoretische Physik einzudringen. Schuld an dieser unnormalen Entwicklung hatte vor allem sein Urgroßvater, bei dem Timothy wohnte, da die Eltern fast nie zu Hause waren.

2. Die Eltern

flogen nämlich beide auf dem Linienraumschiff »Schnecke« die Strecke Sonne – Sirius – Sonne: Tims Mutter hatte auf der »Schnecke« das Kommando, sein Vater war Schiffskoch. Der chronische Personalmangel bei der irdischen Raumflotte ist bekannt; und gerade der Kommandant und der Schiffskoch sind die beiden wichtigsten Personen an Bord.

Jedenfalls waren die Eltern Tim Travellers unabkömmlich und fast ständig unterwegs, zumal die »Schnecke« nur mit achteinhalbfacher Lichtgeschwindigkeit flog. Deshalb lag die Erziehung des kleinen Tim größtenteils in den Händen seines Urgroßvaters.

3. Der Urgroßvater

von Tim Traveller arbeitete im Institut für graduelle Unmöglichkeit an der Akademie der Grenzen des Absurden. Vielleicht kennt der Leser seine wohl bedeutendste Arbeit »Neue Perspektiven der Energiegewinnung«, die eine gigantische Revolution in der Energietechnik herbeiführte und der Fachwelt völlig neue Ausblicke eröffnete, da in ihr erstmalig berechnet wurde, welchen ungeheuren Wirkungsgrad ein Perpetuum mobile bei Temperaturen unter dem absoluten Nullpunkt hätte, wenn es ein Perpetuum mobile gäbe und wenn man es unter den absoluten Nullpunkt abkühlen könnte.[1] Dieser Urgroßvater nun hatte, wohl im Zusammenhang mit seinem Beruf, eine seltsame Leidenschaft für die sogenannte Phantastische Literatur.

4. Die Phantastik

ist heute ausgestorben, war aber an der Wende vom zweiten zum dritten Jahrtausend von großer Bedeutung und schuf die Grundlagen für die Entstehung der Symbolliteratur, die solch wahrhaft unsterbliche Werke hervorbrachte wie die des Anton Kornelius – des größten Poeten des vierundzwanzigsten Jahrhunderts –: »Rotkäppchen und der Wolf« und »Dornröschen«. Und obwohl sich die Phantastik mit dem tiefen Symbolgehalt dieser Werke nicht messen kann, galt doch gerade ihr das Interesse von Tims Urgroßvater, das er auch auf den kleinen Timothy übertrug.

Vermutlich war das wiederum der Grund für Tims unnormales Verhalten. In dieser Art Literatur sind nämlich fast alle handelnden Personen Genies, und fünfjährige Kinder legen bei jeder passenden Gelegenheit dar, an welchen Stellen sich Einstein in seiner allgemeinen Relativitätstheorie geirrt hat und welches der neueste Erkenntnisstand bei der Erforschung des Hyperraums ist.

Offenbar hatte Tim Traveller unter dem Einfluß seines Urgroßvaters all diese Phantastereien wörtlich genommen und sich bemüht, ebenso wie die Helden dieser Mikrofilme zu werden. Wenn ihm das auch nicht gelang – er verstand die Relativitätstheorie auch im Alter von zehn Jahren noch nicht –, so wäre er ohne diese altertümliche Literatur wohl kaum auf den Gedanken gekommen, sich mit dem Problem der Zeitreise zu beschäftigen, und vielleicht wäre die Zeitmaschine noch immer nicht erfunden. So aber baute Tim. E. Traveller mit vierundzwanzig Jahren seine erste funktionsfähige Zeitmaschine.

5. Die Anregung

dazu hatte er aus dem Buch »Die Zeitmaschine« geschöpft. – Das alles läßt sich aus Gründen, die der Leser noch kennenlernen wird, nur aus den Erzählungen Timothy Travellers rekonstruieren:

Tims Lieblingsbuch war »Die Zeitmaschine« eines gewissen Herbert George Wells. Dieses Werk bestand aus zwei inhaltlich völlig verschiedenen Bänden. Der erste war 1895 erschienen und enthielt eine literarisch recht anspruchslose, in Ich-Form geschriebene Geschichte über die Erfindung einer Zeitmaschine und die fiktive Reise des Autors in die Kreidezeit. Das wesentliche in diesem Band aber waren zwar sehr verschwommene, an originellen Ideen jedoch außerordentlich reiche Ausführungen über das Funktionsprinzip der Zeitmaschine, die fast die Hälfte des Bandes füllten. Ebendieser erste Band regte die Phantasie Tim Travellers an.

Der zweite Band war eine direkte Fortsetzung des ersten und beschrieb die Reise des Helden in eine düstere Zukunft. Er war 1896 erschienen und von wesentlich größerem literarischem Wert, was Tim Traveller wohl wußte.

6. Die Erfindung

der Zeitmaschine wäre undenkbar gewesen ohne dieses Buch. Deshalb hatte sich Timothy E. Traveller in den Kopf gesetzt, den Autor wenigstens einmal zu sehen und mit ihm zu sprechen. Die beiden ersten Zeitreisen führten den Erfinder der Zeitmaschine in eine relativ nahe Vergangenheit, und auch die Dauer des Aufenthalts war durch die noch unvollkommene Konstruktion der Maschine begrenzt. Dann aber baute Timothy E. Traveller eine neue Zeitmaschine mit viel größerem Aktionsradius und machte sich mit der Zielstrebigkeit eines Monomanen unverzüglich an die Verwirklichung seines Wunschtraumes.

7. Die Zeitreise

verlief ohne Zwischenfälle. Erwähnenswert wäre höchstens, daß auch diese Maschine noch recht langsam war und eine maximale Geschwindigkeit von 20 000 erreichte, das heißt, während in der Maschine ein Tag verging, legte sie nur 20 000 Tage in der Zeit zurück, so daß T. Traveller etwa eine Woche benötigte, bis er am Ziel war.

8. Die Ankunft

brachte die erste Panne. Timothy wollte ins Jahr 1910 oder wenigstens etwa in diese Zeit, in der sein Idol schon einige seiner bedeutendsten Werke beendet hatte.

Nun, es lag nicht an der Zeitmaschine selbst. Es ist eben niemand vollkommen, und der Begründer der Temporalistik hatte etwas Wichtiges vergessen: einen Wecker. Wenn die Zeitreise eine ganze Woche dauert, muß man natürlich ab und zu schlafen.

Timothy träumte also gerade eine Episode aus der »Zeitmaschine« (fast immer träumte er Szenen aus seinem Lieblingsbuch, woran man sieht, daß es ihn wirklich sehr beeindruckt hatte); er lief im Traum am Ufer eines kreidezeitlichen Meeres entlang, und hinter ihm lief ein Tyrannosaurus rex. Der wußte zwar nicht einmal, daß er ein Tyrannosaurus rex war, aber dafür war er über zehn Meter groß und rannte wesentlich schneller als Timothy. Als ihn die Echse fast erreicht hatte, griff Timothy zu einem Mittel, dem der Saurier nicht gewachsen war: Er wachte auf. Sein Blick fiel auf das Tempometer, die schwächste Stelle der Konstruktion. Es war aus unerklärlichen Gründen nach einigen Tagen stehengeblieben. Timothy Traveller bemerkte den Defekt und reagierte blitzschnell: Mit der linken Hand schlug er auf die Bremse, mit der rechten versuchte er die Energiezufuhr zu unterbrechen. Die rechte Hand fand den Schalter nicht, doch die linke wußte das nicht und drückte die Bremse bis zum Anschlag. Tim Traveller hatte plötzlich das Gefühl, immer leichter zu werden, dabei rasend schnell aufzuquellen und sich über sämtliche Dimensionen des Universums auszubreiten. Dann verlor er das Bewußtsein. Als er wieder zu sich kam, roch es in der Kabine nach verbrannter Isolierung.

9. Die Angaben,

die T. E. Traveller über seine Erlebnisse in der Vergangenheit gemacht hat, sind verworren und unvollständig, teilweise widersprechen sie sich sogar. Da die meisten dieser Erlebnisse aber auf die Vergangenheit praktisch keinen Einfluß hatten, das heißt nicht zu Veränderungen führten, sind sie für diesen Bericht auch nicht von Interesse. Die Rekonstruktion der Ereignisse durch eine Gruppe von Computern ergab unter anderem folgende Szene:

Ort: Ein Bürgerhaus in Bromley

John: Sir, in der Hall steht ein Ausländer. Er wünscht Sie zu sprechen.

Wells: Ich lasse bitten.

Traveller: Mein Name ist Traveller. Ich bin erfreut, den Weg hierher gefunden zu haben …

Wells: Ganz meinerseits. Seien Sie mein Gast zur Feier des Tages.

Traveller: Verzeihung, zu welcher Feier?

Wells: Heute, am 2. 10. 1866, findet die Taufe meines am 21. 9. 1866 geborenen Sohnes Herbert George … Ist Ihnen nicht wohl? John, ein Glas Wasser für Mister Traveller!

Somit war der freundliche Empfang einen Pfifferling wert, war doch der Mann, der einmal der berühmte H. G. Wells werden würde, im Moment verhindert.[2]

Tim Traveller zog sich zurück und reparierte zunächst einmal das Tempometer. Jedoch vergaß er es zu eichen. Als er abreiste, um in Wells’ besten Jahren wiederzukehren, konnte er die temporale Distanz nur ungefähr einstellen.

10. Mr. H. G. Wells

führte mit Timothy Edward Traveller ein einziges Gespräch, das etwa drei Stunden gedauert hat. Leider konnte sich T. Traveller nach seiner Rückkehr nur noch an die wesentlichsten Punkte, nicht aber an Einzelheiten erinnern. Wir müssen die Unterhaltung also rekonstruieren. Danach könnte sie ungefähr so abgelaufen sein:

11. Gegen acht Uhr abends

war es Timothy Traveller nach einer Dreiviertelstunde unter Aufbietung all seiner rhetorischen Fähigkeiten gelungen, Mr. Wells davon zu überzeugen, daß er ihm weder etwas verkaufen noch ihn ermorden oder berauben, noch ihn um eine Spende für den Tierschutzverein bitten, noch ihn als Missionar anwerben wollte. Tim Traveller kam unmerklich dem Thema näher und fragte obenhin: »Sie beschäftigen sich mit Zauberei? Es geht jedenfalls das Gerücht um.«

Jetzt mußte Wells zum Zuge kommen, ob er wollte oder nicht. Mit Zorn und Eifer widerlegte er auch prompt alle derartigen Anschuldigungen, worüber er den Gast nach dem Grund seiner Anwesenheit zu fragen vergaß. Er sprach von Dutzenden Büchern, die er zu schreiben gedachte (aber noch nicht geschrieben hatte – wieder war Tim zu früh gekommen), erwähnte jedoch nur beiläufig das bereits geschriebene Manuskript der »Zeitmaschine«, da ihn Vollendetes nicht mehr interessierte. Der erste Band war für ihn die Basis, auf der sich das eigentliche Werk aufbauen sollte. Dies sei jedoch nicht so wichtig, vielmehr interessiere ihn ein Roman, den er »Die seltsame Insel« nennen wolle. Aber Tim Traveller kannte die Geschichte unter dem Titel »Doktor Moreaus Insel« und versuchte alles, um das Gespräch auf die Zeitmaschine zu lenken.

12. Gegen neun Uhr abends

gelang es T. Traveller in letzter Minute, einen Streit über die »Zeitmaschine« zu beginnen, ehe H. G. Wells auf das Wetter zu sprechen kam.

Es entspann sich wohl ein regelrechter Disput zwischen Mr. Wells und Tim E. Traveller, in dessen Verlauf T. Traveller unterstrich, daß ein solcher Roman, wie ihn Mr. Wells schreiben wolle, auf gar keinen Fall mit technischen Erläuterungen überladen sein dürfe. Überhaupt sei er, Timothy Traveller, aufgrund langjähriger Erfahrungen überzeugt, daß der geplante zweite Teil doch wohl der bedeutendere sei. Zwar müsse er zugeben, die Gedankengänge und technischen Details des ersten Teils seien an sich auch recht interessant, aber wohl etwas verworren, und außerdem …

13. Gegen zehn Uhr abends

war das Gespräch dann beendet. T. Traveller hatte den Eindruck, er habe seinen Standpunkt überzeugend dargelegt; Mr. Wells hingegen schien an den Argumenten des für ihn völlig fremden Mannes keinen sonderlichen Gefallen gefunden zu haben. Vermutlich sah Timothys Abschied einem Hinauswurf äußerst ähnlich. Von dieser Wendung der Dinge enttäuscht, trat Timothy Traveller unverzüglich die Rückreise in seine eigene Zeit an.

14. Die Rückreise

verlief ohne Zwischenfälle. Erwähnenswert wäre höchstens, daß sie ebensolange dauerte wie die Hinreise, also etwa eine Woche. In der Vergangenheit hatte T. Traveller seine Zeitmaschine durchgesehen und einen Wecker eingebaut, so daß er die Ankunft kein zweites Mal verschlief. Er landete also wohlbehalten wieder genau an dem Tag, an dem er in die Vergangenheit abgereist war.

15. Die Konstruktionsunterlagen

der Zeitmaschine hatte T. Traveller damals noch nicht veröffentlicht. Die Zeitmaschine galt zu jener Zeit als unmöglich; hätte Tim Traveller so mir nichts, dir nichts behauptet, eine Zeitmaschine konstruiert oder sogar gebaut zu haben – man hätte es für einen schlechten Witz oder aber ihn für verrückt gehalten. Die Menschen des dreiundzwanzigsten Jahrhunderts unterschieden sich darin in keiner Weise von denen des neunzehnten. Deshalb hatte T. Traveller seine Zeitmaschine vorläufig geheimgehalten.

16. Die Veröffentlichung

seiner Erfindung – und Timothy Traveller wußte sehr wohl ihre Bedeutung einzuschätzen – schien ihm, nachdem er immerhin schon drei Zeitreisen durchgeführt hatte, endlich doch vertretbar. Jetzt hatte er die nötigen Beweise und sich in der Praxis davon überzeugt, daß seine Maschine einwandfrei funktionierte (bis auf das Tempometer, das er aber mit Erfolg durch den Wecker aus dem 19. Jahrhundert ersetzt hatte). Also machte er sich daran, seine ziemlich chaotischen Aufzeichnungen zusammenzusuchen und zu systematisieren. Eigentlich brauchte er ja nur die im ersten Band der »Zeitmaschine« dargelegten Prinzipien abzuschreiben und seine eigenen technischen Verbesserungen zu erläutern. So griff er denn wenige Tage nach seiner dritten Zeitreise wieder einmal nach dem Buch von H. G. Wells, wenigstens versuchte er es.

17. Das Buch

hätte er mit geschlossenen Augen gefunden. Er fand es aber nicht. Er hatte es …zigmal in den Händen gehalten, und es stand immer an derselben Stelle. Früher. Jetzt war es verschwunden. Er suchte in der Wohnung, im Kaninchenstall (wie oft hatte er seinen vierbeinigen Freunden daraus vorgelesen!), er suchte im Kühlschrank, er rief bei der Reinigung an (vielleicht steckte es in der Tasche des Mantels, den er dort eingeliefert hatte?). Er suchte im selbstgebastelten Raumpflegeroboter, der für die Ordnung in Tims Gemächern zuständig war. (Oft hatte er beim Reparieren das selbstverständlich unbrennbare Buch als Unterlage für den Lötkolben benutzt, da das Buch der einzige Gegenstand war, den er fast immer bei sich führte.)

Nichts. Schließlich videophonierte er mit einer Bibliothek und verlangte »Wells, Herbert George: ›Die Zeitmaschine‹. Band I«.

18. Der Bibliothekar

(selbstverständlich ein Android) vermutete einen Irrtum. Es sei zwar Wells’ Buch »Die Zeitmaschine« vorhanden. Dies sei aber kein mehrbändiges Werk, so daß es unlogisch sei, den ersten Band zu verlangen. Aber natürlich könne er ihm das Buch auf den Videoschirm projizieren, über Kanal B – 12 – 594784.

Das tat er auch.

Nein, sagte T. Traveller, als er das Buch sah, er wolle nicht den zweiten Band, sondern den ersten.

Das sei weder der erste noch der zweite, noch sonst ein Band, erwiderte der Android. (Die Androiden waren damals emotionell noch nicht so ausgeglichen wie heute.) Er habe sich extra an den Zentralspeicher geschaltet und wisse genau, daß es keine weiteren Bände gebe. Nur diesen. Und wenn der Bücherfreund noch immer an einen zweiten Band glaube, warum dann eigentlich nicht auch an die Möglichkeit von Zeitreisen oder an den Weihnachtsmann? In diesem Falle rate er dringend, seine Schaltkreise überprüfen zu lassen, bevor es für eine Generalreparatur zu spät sei! (Dieser Android wurde später wegen seiner schlechten Umgangsformen aus dem Bibliotheksdienst entfernt und ist heute im Timothy-Traveller-Museum zu besichtigen.)

Und tatsächlich: Auf der Titelseite stand einfach »H. G. Wells: ›Die Zeitmaschine‹«. Aber Tim wußte doch, daß dort noch »Band II« stehen mußte. Mußte!

19. In »The Hoane Peoples Telegraph«

war bald darauf folgendes Inserat zu finden:

Suche H. G. Wells: »Die Zeitmaschine« I/II.

Zahle Liebhaberpreise. Ernstgem. Zuschr. an

T. E. Traveller, Laurentin’s Hospital.

Das Ergebnis war gleich Null.

20. »Die Zeitmaschine«

war seit eh und je ein einbändiges Werk. Tim Travellers Nervenzusammenbruch hatte jedoch keine ernsten Nachwirkungen. Das Inserat blieb erfolglos; so mußte Timothy seine Aufzeichnungen nach dem Gedächtnis sowie nach dem Muster der selbstgebauten Zeitmaschine machen. Nach der erfolgreichen Demonstration seiner Zeitmaschine vor einigen angesehenen Wissenschaftlern wurde er dann auch wieder aus Laurentin’s Hospital entlassen.

21. Vermutungen

kompetenter Leute, denen Timothy sich anvertraute, gehen dahin, daß Wells den Band mit den technischen Erläuterungen infolge des Disputs mit Tim selbst verwarf und nicht erst schrieb oder wenigstens nicht veröffentlichte. So sagten es die Fachleute, aber vielleicht erklärten sie es Tim nur, weil sie ihn beruhigen wollten und ihn in Wahrheit doch für ein wenig verrückt hielten.[3]

[1] Siehe Anhang A.

[2] Einige Historiker ziehen diese Rekonstruktion in Zweifel, da nach ihren Forschungsergebnissen die Familie Wells in kleinbürgerlichen Verhältnissen gelebt und weder über eine Hall noch über einen Bediensteten namens John verfügt haben soll. Aber wer wird ernsthaft daran denken, sich mit einer Gruppe von Computern zu streiten?

[3] Vgl. Anhang B.

Die dreizehnte Expedition in die Vergangenheit

oder Der Charakter der Urmenschen

1. Die Zeitmaschine

war die größte, die je gebaut worden war. Innen sah sie aus wie der Warteraum eines kleinen Weltraumhafens, wie man ihn auf vielen Monden der großen Planeten findet. Drei Viertel ihres Inneren waren jedoch mit Ausrüstungsgegenständen vollgestopft. Bekanntlich ist der Aufwand an Apparaturen und Maschinen um so größer, je niedriger das technische Niveau des Zeitalters ist, in das die Expedition aufbricht. In relativ hochentwickelten Epochen können sich die Zeitreisenden teilweise der vorhandenen Technik bedienen, in frühere Zeitalter muß man eben alles, was man braucht oder sich einbildet zu brauchen, mitschleppen.

2. Die Ausrüstung

hätten die Expeditionsteilnehmer allerdings kaum selbst mitschleppen können, denn sie wog mehrere Tonnen. Alles war vorhanden – vom Universalfahrzeug »Mammut« und vom tragbaren Universalcomputer »Schädel« bis zum Universalreparaturgerät »Schädelbrecher« und zur Universalstopfnadel. Die seltsamen Bezeichnungen waren wegen der Form dieser Geräte gewählt worden. Das »Mammut« war mit einem Raumbildprojektor ausgestattet, der ihm das Aussehen eben eines Mammuts verlieh. Der Computer war in einen imitierten Kultgegenstand eingebaut, der einen bemalten Schädel darstellte, und das Reparaturgerät glich äußerlich einer großen Holzkeule. Die Universalstopfnadel war als Stopfnadel getarnt.

Aber wozu diese Tarnung? Natürlich wegen der Instruktionen für Reisen in die Vergangenheit!

3. Die Instruktionen

waren so ziemlich das Wichtigste, was ein Zeitreisender wissen mußte. Sie waren von einer außerordentlichen Kommission der Abteilung »Vergangenheit« des Zentralinstituts für Zeitreisen[4] ausgearbeitet worden. (Es gab damals im ZIZ außerdem eine Abteilung »Zukunft«, deren Mitarbeiter ein- bis zweimal jährlich Arbeiten veröffentlichten, in denen sie jedesmal bewiesen, daß Zeitreisen in die Zukunft theoretisch völlig unmöglich sind.[5])

Der Zeitreisende konnte auf seinem Gebiet eine noch so große Kapazität sein, und er konnte die Zeitreise für seine Forschungen noch so dringend brauchen, wenn er die Instruktionen nicht bis ins kleinste Detail kannte, mußte er die Hoffnung auf Teilnahme an einer Expedition – sagen wir, in die Blütezeit des Römischen Reiches – vorerst begraben. Ihm blieb dann nur die Hoffnung, auf die baldige Einrichtung eines Reisebüros für Zeitreisen zu warten – und da konnte er lange warten!

Die Instruktionen also waren das A und O, lang und voller Imperative; darin stand, was alles unerwünscht, verboten oder streng verboten war, wie zum Beispiel: Kontakte mit den Einheimischen sind auf das zur Durchführung der Arbeiten unbedingt notwendige Maß zu beschränken! Direkte Begegnungen sind strikt zu vermeiden!

Die Zeitreisenden haben sich an das zu untersuchende Zeitalter weitgehend anzupassen!

Die mitgeführte Technik ist nur im äußersten Notfall einzusetzen! Jede Mystifikation ist zu unterlassen! Es ist nicht statthaft, sich als Gott, Dämon, Magier, Gespenst und dgl. auszugeben!

Die Zeitmaschine ist sorgfältig zu behandeln! Sie muß mindestens einmal wöchentlich vom begleitenden Temporalisten überprüft werden!

Keine Veränderung der Vergangenheit!

Keine Veränderung in der Vergangenheit zuzulassen – das war das Kernstück der Instruktionen; deshalb waren sie eigentlich auch aufgestellt worden, nachdem die dritte Zeitreise beinahe zu einer Katastrophe geführt hätte, weil der Erfinder der Zeitmaschine Timothy Traveller in unzulässiger Weise die Vergangenheit beeinflußt hatte.

4. Die Expeditionsteilnehmer

saßen nun, glücklich, daß die strenge Prüfungskommission ihnen ausreichende Kenntnisse der Instruktionen bescheinigt hatte, auf oder zwischen den Ausrüstungsgegenständen.

Wenn man ein Universalfahrzeug als Mammut tarnt, kann die Reise natürlich nur in die Steinzeit gehen, und deshalb waren auch alle entsprechend hergerichtet. Sie trugen synthetische Kleidung, die ungegerbten Tierhäuten täuschend ähnlich sah, das Haar war sorgfältig verfilzt und mittels chemischer Präparate auf die nötige Länge gebracht worden, und auf die Haut war eine dicke Schicht biologisch hochwirksamer Creme aufgetragen, die gegen Infektionen schützte, Insekten fernhielt und außerdem von natürlichem, unverfälschtem Schmutz nicht zu unterscheiden war. Mit einer den Steinzeitnormen entsprechenden Körperbehaarung war allerdings nur Dr. Mayer einverstanden gewesen, alle anderen hatten sich entschieden geweigert, sich ein eigenes Fell wachsen zu lassen.

5. Dr. Mayer

war der Expeditionsarzt. Er war klein, dünn und quicklebendig, und das dichte Fell stand ihm gar nicht so schlecht.

Außer seinem eigenen Fell trug er ein weites, formloses Kleidungsstück, im Schnitt ein Mittelding zwischen einer römischen Toga und einer Lederhose. Dr. Mayer kannte sich in sämtlichen Zweigen der Medizin aus und hatte nur zwei Fehler: Er war technisch völlig unbegabt und kam mit den einfachsten Geräten nicht zurecht, und er legte keinen besonderen Wert auf Umgangsformen. Neben seiner Tätigkeit als Arzt arbeitete er in der Forschungsgruppe als Anthropologe.

6. Die Forschungsgruppe

der Expedition bestand aus vier Personen: Dr. Mayer, einem Historiker, einem Ethnographen und einem Kontaktspezialisten. Der Historiker hieß Radsch Singh. Er war fest davon überzeugt, daß eigentlich statt des Ethnographen ein weiterer Historiker auf die Expeditionsliste gehört hätte. Der Völkerkundler Thomas McFleod war dagegen der Ansicht, daß die Expedition mindestens zwei Ethnographen benötigen würde und auf den Historiker durchaus verzichten könnte.

Unberührt von diesem Streit der beiden blieb der Kontaktspezialist. Pieter van Daagen wußte wahrscheinlich selbst nicht genau, worin seine Aufgabe bei der Expedition bestand, denn Kontaktspezialisten erhielten keine besondere Ausbildung. Sein Spezialgebiet war, unspezialisiert zu sein. Eigentlich war er für die Kontakte zu den Einheimischen verantwortlich, die jedoch von der Instruktion praktisch verboten wurden.

7. Die technische Gruppe

war identisch mit dem Leitenden Temporalisten Dr. temp. Jean Satikoff, den alle einfach Temp nannten und der die Zeitmaschine bediente.

8. Die Temporalistik

war die Wissenschaft von der Zeit und von den Zeitreisen, doch konnte man sie trotz einer gewissen Verwandtschaft mit der Physik damals noch nicht als exakte Wissenschaft bezeichnen. Der Zufall hatte bei der Erfindung der Zeitmaschine eine große Rolle gespielt, denn Timothy Traveller hatte sich größtenteils auf seine Intuition verlassen, und das mit Erfolg. Der Stand der Temporalistik war nach T. Travellers Tode also folgender: Man verfügte über ein paar allgemeine Kenntnisse vom Wesen der Zeit, kannte ein paar typische Effekte und konnte Zeitmaschinen bauen, aber selbst die bedeutendsten Fachleute konnten nicht genau erklären, wie und warum so eine Zeitmaschine eigentlich funktionierte.

9. Die Effekte,

die bei den Zeitreisen auftreten, bildeten deshalb eine wesentliche Grundlage der Temporalistik. Seit der dritten Zeitreise ist der Traveller-Samarow-Effekt bekannt, der wichtigste aller Effekte: Es ist theoretisch und praktisch möglich, die Vergangenheit zu verändern! Von dem Zeitpunkt an, zu dem der Eingriff in die Vergangenheit geschieht, kann der Ablauf der Geschichte ganz anders sein als der, den der Zeitreisende kennt. Der Zeitreisende, der die Vergangenheit verändert, könnte dadurch seine Welt vernichten; er würde nach der Rückkehr in seine eigene Zeit völlig veränderte Verhältnisse antreffen.

Das einzige, was unverändert bliebe, wäre die Tatsache, daß irgendein Zeitreisender irgendwann mit irgendeiner Zeitmaschine in die Vergangenheit gereist ist, so daß sich der Kreis schließt.

Dennoch wußte man, daß Zeitreisen möglich sind, ohne die Vergangenheit merklich zu verändern, doch nur, wenn die Einwirkung auf die Vergangenheit dabei so klein bleibt, daß sie unterhalb des temporalen Wirkungsquantums liegt. Jede größere Einwirkung hätte zu einer unüberschaubaren, mehr oder minder weitreichenden Veränderung aller folgenden Ereignisse geführt und war deshalb strengstens verboten.

Diese Effekte waren damals aber noch ungenügend erforscht, und ihre Beschreibung stützte sich ausschließlich auf die Erfahrung.

10. Die Theorie

der Temporalistik dagegen konnte nur ihre inneren Widersprüche zeigen, diese aber nicht beseitigen. So gab es eine Anzahl Paradoxa, die noch nicht zu erklären waren, zum Beispiel das »Unsterblichkeits-Paradoxon«. Es war nämlich beobachtet worden, daß die Teilnehmer einer Zeitexpedition, solange sie in der Vergangenheit weilten, fast nicht alterten. Man versuchte das so zu erklären, daß der Zeitreisende logischerweise nicht sterben könne, bevor er überhaupt geboren worden sei, und deshalb bis zu seinem »Abreise«-Zeitpunkt quasi unsterblich sei. Diese Erklärung wurde jedoch allgemein als unwissenschaftlich abgelehnt. Auch hatte es noch niemand auf einen Versuch ankommen lassen, zumal ein längerer Aufenthalt in der Vergangenheit ohnehin von der Instruktion verboten wurde.

11. Die Zeitreise

hatte begonnen. Die Teilnehmer an der dreizehnten Expedition in die Vergangenheit hockten also, die Instruktion im Kopf und Steinbeilimitationen in den Händen, auf oder zwischen den Ausrüstungsgegenständen.

Links neben dem Kontaktspezialisten saß Dr. Radsch Singh und hielt ihm einen Vortrag über die Bedeutung von Zeitreisen für die Erforschung der Charaktereigenschaften des Menschen, insbesondere des Steinzeitmenschen, denn dies war der Zweck der dreizehnten Expedition.

Rechts neben ihm saß Dr. McFleod und hielt dem Kontaktspezialisten einen Vortrag zum Thema »Die Zeitreise als Arbeitsmittel der Ethnographie, erläutert am Beispiel der vergleichenden Betrachtung des Charakters des Steinzeitmenschen«.

Hinter ihm saß Dr. Mayer, der sich das Fell kämmte und, als er damit fertig war, dem Kontaktspezialisten die Bedeutung der Anthropologie für die Aufklärung der Charaktereigenschaften des Steinzeitmenschen darzulegen begann.

Der Kontaktspezialist teilte seine Aufmerksamkeit zu gleichen Teilen auf die Ausführungen der drei Wissenschaftler auf, mit dem Ergebnis, daß er auch weiterhin unspezialisiert blieb, wozu er ja auch verpflichtet war.

So waren alle beschäftigt und schenkten dem emsigen Hantieren des Temporalisten keine Aufmerksamkeit. Als dann der Kontaktspezialist über die historischen, ethnographischen und anthropologischen Aspekte des Steinzeitmenschen im allgemeinen und dessen diffizilen Charakter im besonderen umfassend informiert war, sagte der Leitende Temporalist laut und unüberhörbar:

»Meine Herren, wir sind am Ziel. Treffen Sie bitte die nötigen Vorbereitungen. Die Zeit beträgt drei Komma sieben vier acht neun mal zehn hoch vierundzwanzig Zeitquanten vor der Zeitenwende«, und er fügte erläuternd hinzu: »Steinzeit. Vormittags.«

12. Der Ausstieg

konnte beginnen. Todesmutig öffnete Dr. Mayer eine Luke, hinter der er die Außenwelt vermutete. Eisige Kälte strömte ihm entgegen, so daß er zähneklappernd rief: »Sssttteinzzzeittt? Eissszzzeittt!« Er wandte sich um und sah gerade Temp in einer hellen Öffnung verschwinden, deren Form und Tiefe er infolge der Blendung nicht erkennen konnte. Hastig schloß er den Kühlschrank und stürzte an die Öffnung, die ihm nunmehr eine freundliche Sommerlandschaft präsentierte.

In einiger Entfernung rekelten sich bereits die anderen Expeditionsmitglieder. Als letzter verließ er stolpernd die Maschine.

13. Das Wetter

war einfach herrlich. Heutzutage kommt solches Wetter nicht einmal mehr im Wetterbericht vor.

14. Der Kontaktspezialist

hatte bereits die als Aasgeier getarnte fliegende Kamera gestartet und betrachtete gespannt die Landschaft aus der Vogelperspektive, indem er den Empfänger mit dem Raumbildprojektor koppelte, der eigentlich zum »Mammut« gehörte. »Was denn, was soll mir das denn!« rief er aus. »Ein Homo sapiens fossilis führt unzeitgemäße Bewegungen aus !«

»In der Tat, ein völlig unzeitgemäßer Anachronismus, der noch dazu unpassend ist«, erwiderte Dr. Mayer, um den Fall restlos zu klären.

Der Kontaktspezialist teilte den Gefährten seine Beobachtungen mit. »Dort läuft einer mit einem Rock aus Stroh durch die Gegend. Er streut sich fortwährend Asche aufs Haupt und wirft sich dazu immer der Länge nach zu Boden. In einem anderen Zeitalter würde ich vermuten, er gedenke eine Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Aber wozu sollte er sich schon in der Steinzeit so demütig gebärden? Unerklärlich.«

»Vielleicht berücksichtigt er prophylaktisch die Wartezeiten?« gab Dr. Mayer zu bedenken.

»Aber nein«, sagte Temp, »der Mann nähert sich systematisch unter Ausnutzung der Fallgesetze dem mit Tierschädeln bestückten Baum. Das ist Jagdzauber. Er will nur die Geister gnädig stimmen …«

15. Der Mann im Strohrock

kniete nieder und begann, mit einem Stab und einem Holzbrettchen Feuer zu entzünden. Erschrocken sahen alle Expeditionsteilnehmer, wie der Rock zu brennen begann. Der scheinbar in Ekstase geratene Mann tanzte um den Baum herum und kümmerte sich, wie die Wissenschaftler meinten, überhaupt nicht um seine brennende Kleidung. Dabei stieß er markerschütternde Schreie aus.

Als das Strohfeuer erloschen war, trat er an den Baum, kniete wieder nieder und schien in Meditation versunken. In Wirklichkeit untersuchte er ein paar Fallen, die um den Baum standen. Als er sich aufrichtete, hielt er zwei nicht genau erkennbare Tiere in den Händen. Er schnitt ihnen die Köpfe ab und spießte diese an die Äste des Baumes. Die »Opfergaben« waren Köder.

»Er wahrt die Form und verbindet das Mystische mit dem Nützlichen«, sagte der Kontaktspezialist befriedigt.

16. Die Begegnung

mit den Urmenschen war entsprechend der Instruktion verlaufen, nämlich ohne Kontakte, allerdings auch ohne Forschungsergebnisse.

»Wenn das so weitergeht …« Dr. Mayer seufzte. »Wie realisieren wir eigentlich Punkt fünf der Instruktionen, der eine wöchentliche Überprüfung der Zeitmaschine vorsieht? Während der Zeitreise, meine ich. Angenommen, wir legen eine Temporalstrecke von einer Million Jahren zurück – aber wieso zurück, wenn wir sie zurückgelegt haben, liegen sie doch vor uns, oder behauptet jemand, daß ein kommendes Zeitalter hinter uns liegt? – Jedenfalls hat eine Million Jahre rund zweiundfünfzig Millionen Wochen.«

Der Historiker erwiderte: »Trotz dem nicht zu verantwortenden Fehlen eines zweiten Historikers gedenke ich das Problem allein zu lösen, was jedoch nicht heißen soll, daß ein Historiker ausreichend ist, zumal die Stelle des unbeschäftigten Ethnographen ohnehin frei würde, wenn die Verantwortlichen etwas mehr nachdächten.« Er atmete auf, überzeugt, daß selbst ein Ethnograph mit Spezialausbildung in Linguistik und Rhetorik den Satz nicht schöner hätte sagen können. »Doktor Mayer kommt auf zweiundfünfzig mal eine Million Wochen; theoretisch richtig, jedoch, seit wann existiert die Woche in der Praxis? Nicht länger als etwa viertausend Jahre. Das sind rund zweihundertzwölftausend Wochen. Um dieses Intervall zu durcheilen, brauchen wir jedoch nicht einmal eine halbe Woche. In der ferneren Vergangenheit gibt es keine Wochen, folglich auch keine Überprüfungen.«

Dr. Mayer erwiderte: »Sie sind wohl für die Einhaltung der Instruktionen verantwortlich?«

Der Kontaktspezialist, verantwortlich für Punkt fünf, hatte mit Befriedigung zugehört. Überprüfungen ließen sich umgehen. Kontakte waren zu vermeiden, die Ausrüstung ließ sich nicht weiter vervollständigen; kurzum: Die Sicherheit war durch nichts gefährdet.

17. Der erste Erkundungsausflug

verlief zunächst ereignislos. Dann jedoch wäre es fast zu Kontakten gekommen. Schuld hatte Dr. Mayer. Er war am baldigen Erfolg der Expedition interessiert. Seine Meinung drückte er mit folgenden Worten aus: »Nur einmal habe ich eine derartige gastronomische Betreuung kennengelernt, wie sie hier zu finden ist, nämlich als mich eine Zeitreise zum Anfang der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts in ein mitteleuropäisches Städtchen führte. Sehen Sie, daran mußte ich denken, als ich vorhin einen dieser Höhlenmenschen ein Stück Fleisch aus dem Sande klauben sah. Ich fürchte den Tag, an dem unsere Vorräte verbraucht sind. Wir müssen so schnell wie möglich den Charakter der Urmenschen erforschen.«

18. Radsch Singh

hatte das Klagelied mit angehört und erwiderte grinsend: »Aber, aber, Sie haben wohl noch nie eine so lange Dienstreise gemacht?«

»Nein.«

»Dann halten Sie sich an uns und unsere Erfahrungen. Wir …«

»Ihre Erfahrungen sind einen Dreck wert, Sie …«

»Regen Sie sich nicht auf! Ein Greenhorn wie Sie sollte …«

»Ihre Erfahrungen haben Sie wohl auch auf einer Zeitreise gesammelt? Wie?!«

»Ganz recht; so etwas fehlt Ihnen, glauben Sie mir!« Das Streitgespräch nahm an Lautstärke zu. Die anderen Expeditionsteilnehmer zogen sich taktvoll ins Waldesinnere zurück; man sah zuweilen noch ihre Felle tiefbraun durch das Blattgrün schimmern.

Radsch Singh machte gerade seinem Groll gegenüber Dr. Mayer Luft: »Mir scheint, Sie halten es mit dem Ethnographen; der ist ohnehin überflüssig. Besser wäre ein zweiter Historiker.«

»Ihre Arroganz schockiert mich.«

»Mich nicht. Überall schießen Kollektive wie Pilze aus dem Boden, aber der Charakter des Steinzeitmenschen wird von einem einzelnen Historiker untersucht. Pfui!«

»Sie überschätzen Ihre Rolle!« rief der Doktor zornig.

19. Am Waldrand,

dem sie bisher gefolgt waren, sah er jetzt wieder die tiefbraunen Felle durch die Blätter schimmern. Beruhigt wandte er sich dem Historiker zu, der indessen zitternd ein Fernglas in den Händen hielt. Er hatte die Felle als echt erkannt und teilte dies sofort dem Arzt mit. Der Streit war vergessen; beide rannten um ihr Leben oder wenigstens, um den Instruktionen Genüge zu tun. Sie wurden nicht verfolgt. Die Urmenschen waren offenbar nur neugierig gewesen und hatten den Streit mit Interesse verfolgt.

So endete der erste Versuch der Steinzeitmenschen, den Charakter der Neumenschen zu erforschen.

20. Die Gefährten

aber waren aus dem Blickfeld der beiden verschwunden. Wo waren sie geblieben?

Das fragten sich zumindest Dr. Mayer und Radsch Singh; uns ist es natürlich gleichgültig, denn eine Begegnung mit Urmenschen ist viel interessanter als eine mit Kollegen.

Dr. Mayer hätte sehr gern erfahren, ob sie sich dem Ziel der Expedition weiter genähert hatten als er und der Historiker. Nach der überstürzten Flucht äußerte er unverhohlen den Wunsch, die Steinzeit möglichst bald zu verlassen. Diesem Drang folgend, hatte er den Weg zum »Mammut« und zur Zeitmaschine eingeschlagen und jetzt nur noch ein Dickicht zu durchqueren, bis zu welchem Radsch Singh ihm gelassen gefolgt war.

Da ertönte ein Prasseln und Knacken aus dem Unterholz, vermischt mit Grunzen und Quieken. Dazwischen fluchte McFleod, der Ethnograph. Aus alledem schloß Radsch Singh mit Vergnügen, daß sein Widersacher vom Baum gefallen war.

Dr. Mayer kehrte vom Waldrand zurück, wohin er geflohen war, und hielt sich mißtrauisch hinter dem Historiker. Aus dem Gehölz kroch der Ethnograph, trat der Kontaktspezialist und sprang Dr. temp. Jean Satikoff.

21. Eine Gelegenheit

für den Historiker schien gekommen:

»Verehrte Kollegen! Ich bin gekränkt. Während ich im Schweiße meines Angesichts« – er wischte sich mit dem Taschentuch etwas Vogeldreck von der Stirn – »… im Schweiße meiner Persönlichkeit meiner wissenschaftlichen Arbeit nachgehe, die sowohl die Historische Ethnographie als auch die Ethnographische Historie beinhaltet … äh …«

»Für die ausschließlich ich kompetent bin!« warf McFleod ein, so daß Radsch Singh vollends den Faden verlor und verbissen schwieg.

Mittlerweile hatten die anderen das Gehölz umgangen und, die Streithähne in ihrer Mitte, die Zeitmaschine erreicht. Dr. Mayer war vorausgelaufen.

Die Lust zum Streiten sollte allen vergehen. Ein Heulen drang aus der Zeitmaschine.

22. Die Rettung

der Urmenschen vor der Erforschung ihres Charakters war vollbracht. In letzter Minute waren die Zeitreisenden eingestiegen. Dann startete die Zeitmaschine, denn der Expeditionsarzt und Anthropologe hatte das Universalfahrzeug »Mammut« in Gang setzen wollen und natürlich den falschen Hebel erwischt.

Die Luke blieb offen. Die Insassen der Zeitmaschine erlebten zweiunddreißig Erdbeben in drei Sekunden, eine Sintflut, zwei Eiszeiten, eine Mammutjagd, eine Seeschlacht der Punischen Kriege und andere Kleinigkeiten. Alles raste vorbei, keiner wagte sich an die Luke. Dr. Mayer hielt sich bebend am Katastrophenbeschleuniger[6] fest und zog ihn immer mehr zu sich heran. Längst war das Zählwerk zum Teufel und endlich auch die Zeitmaschine …

[4] Später in »Zentrales Solares Institut für Angewandte Temporalistik« umbenannt.

[5] Könnten wir in die Zukunft reisen, dann wäre sie ja, wenn wir dort angekommen sind, unsere Gegenwart, schließlich erleben wir Tag für Tag, wie aus Zukunft Gegenwart und dann Vergangenheit wird. Und es ist gut so, daß wir die Zukunft nur allmählich, gleichsam in homöopathischen Dosen verabreicht bekommen, das dürfte verträglicher sein. Außerdem kann dann keiner den anderen vorwerfen, sie hätten während seiner Abwesenheit an der Zukunft herumgepfuscht; ist es nicht viel moralischer, auf die vergegenwärtigte Zukunft zu weisen und zu sagen: »Seht, das habe ich getan!« (Und dazu vielleicht: »Ich will es bestimmt nie wieder tun!«) Denn sonst, wie Dipl. rer. cult. Lilli-Magda Hunz bemerkte, »könnten wir es auch gleich elektrisch machen«.

[6] Siehe Anhang C.

Das Ende der Dreizehnten Zeitexpedition

oder Wie man Mystifikationen vermeidet

1. Das Schreckliche

war geschehen. Die Zeitmaschine stand unverrückbar im räumlichen wie im temporalen Sinne – jedoch zum Glück auf festem Boden! – und war offensichtlich außerstande, sich auch nur eine einzige Sekunde in jenes heimatliche Zeitalter der Expeditionsteilnehmer zu bewegen, welches für sie normalerweise die Gegenwart, nun aber die Zukunft war, während es für uns ja schon Vergangenheit ist. Das Zählwerk des Tempometers hatten die Zeitreisenden etwa bei der Anzeige 1000 bersten sehen. Temp schätzte ab, daß bis zum Versagen der Zeitmaschine wohl noch 400 Jahre vergangen sein mochten – außen, versteht sich, denn für die Insassen der Maschine war es nur ein Augenblick. Demnach konnte man mit dem Jahr 1400 und schönstem Mittelalter rechnen, vorausgesetzt, man befand sich in Europa oder dessen Umgebung. Das war noch festzustellen; aber Kontakte waren selbstverständlich verboten.

2. Die Zeitreisenden

erholten sich nur allmählich von dem Schock. Als sie sich dank Temps Abschätzung über ihre temporale Lage einigermaßen im klaren waren, vermochten sie mit vereinten Anstrengungen Dr. Mayer von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Hebel des Katastrophenbeschleunigers loszulassen, den dieser noch immer umklammert hielt. Nachdem das vollbracht war, machte der Leitende Temporalist den Vorschlag, wenigstens die Zeitmaschine von außen zu besichtigen, damit man sich Aufschluß über die räumlichen Koordinaten und die Schäden der Zeitmaschine verschaffen und letztere, wenn möglich, reparieren könne. Der Vorschlag kam zur Abstimmung und wurde mit den Stimmen von Dr. Mayer und Temp bei drei Stimmenthaltungen angenommen. Nachdem eine »Sonderkommission für den Ausstieg« gebildet worden war, stand der Durchführung des riskanten Unternehmens nichts mehr im Wege.

3. Ein Freiwilliger

wurde gesucht und in der Person des Sekretärs der »Sonderkommission für den Ausstieg« alsbald auch gefunden, während sich Temp, der Vorsitzende dieser Kommission, zum Entsatz bereithielt.

Dr. Mayer fühlte sich seinem Zeitalter schon etwas näher und daher bedeutend wohler, so daß er als erster die Zeitmaschine zu verlassen wagte. Er schlug die Warnung vor Raubrittern, Hexen, Drachen, Gespenstern und blutigen Sarazenen in den Wind und öffnete die Luke.

Draußen flohen einige Gestalten mit bräunlichen Fellen in das Unterholz. Dr. Mayer bemerkte die Ähnlichkeit mit seinem eigenen Fell, also auch mit den Urmenschen, und wollte sich schon wieder ins Innere der Zeitmaschine zurückziehen. Aber Dr. McFleod, der sich (in seiner Eigenschaft als Revisor der »Sonderkommission für den Ausstieg«) dicht hinter Dr. Mayer gehalten hatte, identifizierte die braunen Gestalten als Affen.

4. Der tropische Regenwald

dampfte in der Vormittagssonne, obwohl die Zeitreisenden natürlich noch nicht wissen konnten, daß es Vormittag war; doch es genügt schließlich, wenn wir es wissen. Einzelne Moskitos, die nach einer fetten Nacht zu träge geworden waren, um rechtzeitig Schutz vor der sengenden Sonne zu suchen, surrten erleichtert in das schattige Dunkel der Luke, vorbei an Dr. Mayers Kopf. Nicht minder erleichtert schlugen die Expeditionsteilnehmer die entgegengesetzte Richtung ein und verließen die Maschine, die auf einer mit hohem Gras und Buschwerk bewachsenen Lichtung im tropischen Regenwald stand, welcher, wie wir wissen, damit beschäftigt war, in der Vormittagssonne zu dampfen.

5. Das Universalfahrzeug

wurde jetzt gebraucht. Also tat der Kontaktspezialist das, was Dr. Mayer viele tausend Jahre vorher, nämlich noch in der Steinzeit, auch schon versucht hatte. Er öffnete die Ladeluke, und bald stand das Universalfahrzeug vor der Zeitmaschine. Zwar hatte es noch immer das nunmehr recht deplacierte Ansehen eines Mammuts, doch das kümmerte die Männer in dieser Situation wenig. Im »Mammut« befanden sich einige Werkzeuge, die zur Reparatur der Zeitmaschine voraussichtlich gebraucht wurden, und das war entscheidend.

Die Zeitreisenden machten sich also daran, ihre Maschine zu untersuchen. Dr. Mayer erhielt den Auftrag, ein vierblättriges Kleeblatt zu suchen, da er bei der Reparatur ohnehin nur gestört hätte. Unglücklicherweise hatte niemand den Antrieb der Zeitmaschine ausgeschaltet; er stand still, aber nur infolge des Schadens.

6. Der Defekt

war schnell gefunden. Der Kontaktspezialist Pieter van Daagen vermutete richtig, daß mit der Kristallsäule etwas nicht in Ordnung sei, und Dr. temp. Jean Satikoff fand diese Vermutung bestätigt. Das Herz der Zeitmaschine, eben die Kristallsäule, die die Schwingungen des vom Zeittransformator erzeugten Temporalfeldes mit denen des äußeren Feldes synchronisierte, war aus der Halterung gesprungen und hatte sich verklemmt.

7. Die Reparatur

nahm wenig Zeit in Anspruch. Die Kristallsäule lief in vertikaler Richtung durch die Zeitmaschine und ragte oben etwa einen halben Meter heraus, um eine optimale Influenz des äußeren Temporalfeldes zu gewährleisten. An dieser Stelle waren an ihr zu Montagezwecken mehrere große Ösen angebracht.