Rettet die Bienen - Inga Wulf - E-Book

Rettet die Bienen E-Book

Inga Wulf

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Beschreibung

Nach Rind und Schwein ist die Biene das drittwichtigste Nutztier. Kein Wunder, denn ca. 80 % unserer Kulturpflanzen sind auf Bienen als Bestäuber angewiesen. Wir müssen also etwas unternehmen, um dem weltweiten Bienensterben entgegenzuwirken… In der Pflanzenvielfalt der Städte finden sich schon zahlreiche sichere Lebensräume für Bienen, da bereits viele Stadtgärtner auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichten. Durch die Verwendung von Bienenweidepflanzen im Garten, auf Balkon, Terrasse oder auf dem Grünen Dach kann jeder, selbst im urbanen Raum, einen großen Beitrag leisten, damit die wichtigen Bestäuber genug Nahrung und Lebensraum finden. Um die Auswahl zu erleichtern, haben wir für einen übersichtlichen Blüten-/Trachtkalender zusammengestellt. Einfache Bauanleitungen für Bienenhotels und nützliche Tipps für bienenfreundliche Projekte machen aus interessierten Lesern begeisterte Bienenschützer.

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Inga R. Wulf

Rettet die Bienen

Bunte Lebensräume für Stadtbienen

Vorwort

Genügsamer Lavendel kommt mit Stadtstandorten gut zurecht und ist zudem eine beliebte Bienenweidepflanze. (© maglsl, Fotolia.com)

Geht es Ihnen auch so? Überall hören Sie schreckliche Dinge über Bienen – nicht, dass die kleinen Summer irgendetwas Furchtbares getan hätten, es heißt vielmehr, dass sie sterben. Natürlich werden die zugehörigen Katastrophenszenarien gleich mitgeliefert. Nachdem ich so einen Bericht gehört habe, freue ich mich immer doppelt, wenn ich meine Bienen gesund und munter vorfinde. Obwohl ich weiß, dass fachgerechtes Imkern die Grundlage für gesunde Bienenvölker ist und ich die Gesundheit meiner Bienen damit in der Hand habe. Aber auch für Nichtimker ist es ganz leicht, etwas für die Bienen zu tun. Deswegen möchte ich Sie auf einen bunten Bienenweg mitnehmen, auf dem nicht nur geimkert und beobachtet, sondern auch gepflanzt und gewerkelt wird. Bestimmt finden Sie etwas, das Ihnen besonders großen Spaß macht. Wenn Sie mehr Ideen brauchen oder sich weiter in der Bienenwelt umschauen möchten – was ich nur empfehlen kann, es ist nämlich eine schöne und vielseitige Welt –, dann finden Sie überall Hinweise in diesem Buch. Besonders im letzten Kapitel, in dem ich einige Projekte vorstelle, finden Sie vieles, wo sich das Reinschauen, Mitmachen oder Nachmachen lohnt. Ach so, davor muss ich Sie vielleicht warnen: Nachdem Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie einiges mehrin Ihrer Umwelt wahrnehmen als bisher – Spannendes, Schönes und Lebendiges, das mit Sicherheit nicht gefährlich ist.

 

Ich wünsche Ihnen Spaß und Freude mit diesem Buch und auf Ihrem weiteren „Bienenweg“.

Inhalt

Vorwort

Warum müssen wir die Bienen retten?

Eine lange Freundschaft

Bestäubung

Befruchtung

Warum Honigbienen?

Nektar und Pollen

Biene findet Stadt – und die Stadt entdeckt ihre Bienen

Unterschiedliche Einwohner

Honigbienen: die Bienen, die jeder kennt

Welche Bienen leben im Volk?

Schwärmen

So läuft das Bienenjahr

Varroa

Das macht Honigbienen so besonders

Hier wird es für Honigbienen gefährlich

Ab jetzt gehören die Bienen dazu

Welches Material brauche ich zum Imkern?

Wildbienen: Bienen, die nicht jeder kennt

Lebensweisen von Wildbienen

Bienen an der Nisthilfe

Hier wird es für Wildbienen gefährlich

Bienenfreundliche Pflanzen

Menü fürs Bienenvolk

Alles zu seiner Zeit

Was fehlt, was kann ich leisten?

Worauf kommt es beim Pflanzen an?

Kübel und Co.

Pflanzen, die die Wand hochgehen

So kommt Farbe ins Spiel: Stauden und andere Blütenpflanzen

Hecken und Bäume … lecker!

Pflanzenschutz mal anders

Nisthilfen

Dauerbewohner, keine Hotelgäste

Woher kommen sie, was brauchen sie?

Projekte mit und für Bienen

Bienen in der Schule

Bienen auf Reisen

Bienen im Internet

Bienen im Verein

Bienen unter Beobachtung

Bienen zum Mitmachen

Bienen im Garten

Bienen bei Ihnen

Internetadressen

Impressum

Warum müssen wir die

Bienen retten?

Ein Imker kontrolliert die Arbeit seiner fleißigen Bienen. (© Darios, shutterstock.com)

Das ist die große Frage – sie waren doch schon immer da. Warum sollten sie auf einmal verschwinden? Und wofür brauchen wir sie eigentlich?

Eine lange Freundschaft

Für viele von uns gehört es morgens dazu: ein Glas Honig auf dem Frühstückstisch. Egal, ob der Honig direkt vom Imker kommt oder im Supermarkt gekauft wurde, er ist selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich ist es, die Honigbienen als „Bienen“ zu bezeichnen, obwohl es neben den Honigbienen noch zahlreiche Wildbienenarten gibt.

Vor vielen Tausend Jahren sah die Beschaffung von Honig anders aus als heute, sie war abenteuerlich und schwierig. Wie die Jagden auf Mammuts oder andere große Tiere wurde sie in Höhlenmalereien festgehalten. Diese Abbildungen zeigen Menschen, die – von Bienen umschwärmt – in schwindelerregender Höhe aus Felsspalten Honig ernten.

Inzwischen hat sich die Imkerei um einiges weiterentwickelt. Im frühen Mittelalter wurden zum ersten Mal die Zeidler erwähnt – Waldimker, die wilde oder halbwilde Bienen in hohlen Bäumen hielten. Diese Art der Bienenhaltung vereinfachte die Ernte von Honig und wertvollem Wachs, da die Waben leichter zu erreichen waren. Später wurde die Zunft der Zeidler so bedeutend, dass sie zahlreiche Privilegien erhielt. In waldlosen Heidegebieten Norddeutschlands waren damals Korbimkereien verbreiteter. Daraus entwickelte sich die Heideimkerei, die noch heute mit „Lüneburger Stülpern“ ganz ähnlich betrieben wird.

Aber nicht nur die neuen Haltungsmethoden trugen zur Verbreitung der Bienen bei; Karl der Große ordnete die Einrichtung einer Imkerei auf jedem seiner Güter an, und Klöster begannen damit, ihren hohen Bedarf an teurem Kerzenwachs durch selbst gehaltene Bienenvölker zu decken.

Tipp

Ein tolles Winterprojekt für Kinder: Echte Bienenwachskerzen sind schnell hergestellt, indem die jungen Bienenfreunde Wachsplatten (Mittelwände) um Dochte drehen. Das Material dafür gibt es im Bienenhandel und Hobbybedarf.

Bestäubung

Die Verwendung alternativer Süßungsmittel und der Ersatz von Bienenwachs bei der Kerzenherstellung macht die Bedeutung der Honigbiene (Apis mellifera) nicht geringer, das ist mittlerweile bekannt. Durch ihre Bestäubungsleistung ist sie weltweit das drittwichtigste Nutztier. Von den heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind 80 % auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Allein bei Äpfeln ergibt sich durch die Bestäubung von Honigbienen eine Ertragssteigerung von über 60 %.

Aber nicht nur die Menge wird vergrößert, auch die Qualität verbessert sich. Ein gut bestäubter Obstbaum ist nicht nur ertragreicher, die Früchte sehen schöner aus, sind schwerer und haben eine längere Lagerfähigkeit als andere, deren Blüten nicht so sorgfältig bestäubt wurden. Das führt dazu, dass die Bestäubungsleistung der Honigbiene 10–15-mal so viel wert ist wie der von den Völkern produzierte Honig.

Damit Pflanzen sich gegebenenfalls ändernden Umweltbedingungen anpassen können und um den Erhalt der Art sicherzustellen, pflanzen sie sich geschlechtlich mit „fremden“ Pollen fort. Da sie sich nicht vom Fleck bewegen können, haben sie im Lauf der Evolution zur Bestäubung spezielle Methoden entwickelt.

Einige Pflanzenarten, wie Gräser, werden hauptsächlich durch Wind bestäubt. Das hat den Vorteil, dass keine lebenden Boten nötig sind, die den Pollen transportieren und an der richtigen Stelle abgeben. Windbestäubung ist sehr ungenau. Damit sie dennoch erfolgreich funktioniert, wird eine große Pollenmenge von den Pflanzen produziert. Werden die Pollen durch Wind aufgewirbelt, verteilen sie sich und treffen vielleicht eine passende Narbe. Bei Getreidefeldern ist der auffliegende Pollen manchmal als Wolke zu sehen. Aber auch Regen kann Pollen transportieren sowie alle Tiere, die die Blüten streifen.

Andere Pflanzen nutzen Insekten für die Bestäubung. Sie benötigen weniger Pollen als Windbestäuber, da ihre Methode zielgerichteter ist. Die Blüten konkurrieren um die Gunst der Bienen nicht nur mit Pollen, sie haben auch Nektarien ausgebildet, die süßen Pflanzensaft abgeben. An diesen Nektar wollen die Bienen gelangen. Meist sind die Blüten so aufgebaut, dass die Biene, wenn sie den Nektar erreichen will, an Staubbeuteln mit Blütenstaub vorbeimuss. Dabei bleiben immer wieder Pollen am Haarkleid der Biene hängen. Beim Besuch auf der nächsten Blüte werden sie genauso versehentlich wieder abgestreift. Dieses System funktioniert, weil die Blüten nie genug Nektar auf einmal abgeben, um den Honigmagen einer Biene zu füllen. Damit sie mit vollem Magen nach Hause zurückkehren kann, muss die Biene auf einem Sammelflug viele Blüten besuchen. Honigbienen sind sehr blütenstet und besuchen auf einem Ausflug immer nur Blüten der gleichen Art – sie stellen sicher, dass der Pollen die richtige Narbe erreicht. Für die Biene hat ihre Blütenstete ebenfalls einen Vorteil: Weil alle Blüten, die sie während eines Sammelflugs aufsucht, gleich aufgebaut sind, erreicht sie mehr in kürzerer Zeit. Sie entwickelt Übung darin, diese Blüten zu leeren.

 

Ganz schön bekleckert – eine Biene beim Sammeln. (© Dancestrokes, shutterstock.com)

Beides, Pollen und Nektar, sind die einzigen Nahrungsquellen für jedes Honigbienenvolk, ebenso wie für alle Wildbienen. Da Pflanzen zwingend bestäubt werden müssen, um sich fortzupflanzen, und Bienen auf die Nahrung angewiesen sind, ist eine gegenseitige Abhängigkeit entstanden. Solche Beziehungen sind sogar so eng, dass manche Bienenarten den Pollen nur einer Pflanzenart nutzen.

Was sind Saftmale?

(© Bff, Wikimedia Commons)

Blüten locken Bienen auch durch Farbe, Form, Bewegung (die zum Beispiel durch die Schwingung dünner Stängel entsteht) oder Duft an. Saftmale auf den Blüten führen die Bienen zu den Nektarien. Manchmal sind diese „Zeichnungen” für unser Auge als Kontrastfarbe zu erkennen, manchmal können nur die Bienen sie wahrnehmen, weil sie im ultravioletten Bereich liegen. Diesen können wir Menschen nicht sehen, Bienen dafür sehr gut.

Bienen lieben Obstbäume. (© MMCez, shutterstock.com)

Bestäubung und Befruchtung. (© ananas, shutterstock.com)

Reiche Ernte nach guter Bestäubung. (© guentermanaus, shutterstock.com)

Befruchtung

Nach der Bestäubung findet die Befruchtung statt. Pollenkörner keimen auf der Narbe und bilden Pollenschläuche, die durch den Griffel bis in den Fruchtknoten zur Samenanlage wachsen. Dort vereinigen sich die Zellkerne des männlichen Pollens mit der weiblichen Eizelle. Hieraus bildet sich der Embryo, der sich zum Samen entwickelt. Aus dem Fruchtknoten bildet sich die Frucht. Eine gute Bestäubung und damit gute Ausbildung der Samen sorgt dafür, dass die Frucht nicht von der Pflanze abgestoßen und besser versorgt wird als eine weniger gut befruchtete. Früchte sind aus Sicht der Pflanze nur nötig, um die Samen zu verbreiten. Daher werden, wenn ein Baum nicht alle seine Früchte bis zur Reife ausbilden kann, schlechter befruchtete Blüten mit weniger Samen abgestoßen. Der „Junifruchtfall“ kann bei Apfelbäumen beobachtet werden, die sich in diesem Monat „ausputzen“ und einen Teil der Früchte abwerfen.

Raps und Linden – ein Paradies für Bienen. (© Daniel Prudek, shutterstock.com)

Warum Honigbienen?

Honigbienen können die unterschiedlichsten Blütenformen bestäuben und sind sehr anpassungsfähig. Außerdem überwintern sie als Volk. Dadurch sind sie – vom Frühjahr bis in den Herbst – bereit, mit mehreren Tausend Arbeiterinnen große Blühflächen zu bestäuben. Die Haltung in Beuten – „mobilen Bienenstöcken“ – macht es möglich, dass sie und damit ihre Bestäubungsleistung an die Orte gebracht werden, wo sie gebraucht werden. Eine einzelne Sammelbiene fliegt mehrmals täglich aus, um Nektar oder Pollen in den Stock zu bringen. Dabei steuert sie einige Hundert Blüten an, das ergibt schon pro Biene eine enorme Leistung. Wenn eingerechnet wird, dass jedes Volk mehrere Tausend Sammelbienen aussenden kann – etwa ein Drittel des Volkes –, ergibt sich eine riesige Menge bestäubter Blüten pro Tag, nur durch einen Bienenstock. Die Kommunikation innerhalb des Volkes ermöglicht, dass sich die Bienen auf die ergiebigste Tracht konzentrieren.

Aber auch Honigbienen haben kleine Schwächen: Solange die Temperaturen unter 12 ˚C liegen, treten sie keine Sammelflüge an, bestäuben also in dieser Zeit keine Pflanzen. Dafür können andere Mitglieder der Bienenfamilie schon bei kühlerem Wetter ausfliegen. Allen voran die Hummel, die mit ihrem dicken Pelz auch kalter Witterung trotzt. Deswegen leben nördlich oder höher im Gebirge nur Hummeln. Schon ab 3 ˚C machen sie sich auf, um Futter zu suchen – selbst leichter Regen macht ihnen nichts aus. Das ist besonders für Hummelköniginnen wichtig, die zu Arten gehören, die bereits im zeitigen Frühjahr ein neues Volk aufbauen. Sie dürfen sich dabei nicht von schlechter Witterung aufhalten lassen.

Aber auch andere Bienen haben ein dichtes Haarkleid – neben einigen Sandbienenarten gehört die Mauerbiene (Osmia cornuta) zu ihnen. Ihre Flugzeit liegt im Frühjahr zur Zeit der Obstblüte, auf kalte Temperaturen ist sie deutlich besser eingestellt als die Honigbiene. Wie Hummelvölker können Mauerbienen für die Bestäubung von Obstplantagen bestellt werden. Die einen erreichen ihren Einsatzort als kleines Volk in Boxen, die anderen werden in ihren Niströhren geliefert und schlüpfen vor Ort.

Grundsätzlich sind aber nicht nur die absichtlich aufgestellten Bienen wichtig. In Europa gibt es mehrere Hundert Wildbienenarten, die alle ihre Existenzberechtigung haben. Jede von ihnen lebt in einer mehr oder weniger großen Nische des Ökosystems und füllt darin ihren Platz aus. Durch Artenschutzabkommen sind zwar viele Bienenarten geschützt, dennoch ist etwa die Hälfte von ihnen gefährdet und auf der Roten Liste zu finden. Das ist nicht nur ein theoretisches Problem, Wildbienen sind kein Luxus, auch sie haben einen Anteil an der Bestäubung. Bei einigen Blütenformen sind Wildbienen sogar deutlich effektivere Bestäuber als der Generalist Honigbiene. Blüten, die sehr speziell aufgebaut sind, sind bei der Honigbiene nicht besonders beliebt: lange Kelche mit tief liegenden Nektarien wie bei Rotklee, die nur mit sehr langen Rüsseln zu erreichen sind, oder Luzerne (Alfalfa), die ihren Pollen auf besondere Art verteilt. In Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass die Bestäubungsleistung deutlich höher ist, wenn Honig- und Wildbienen am gleichen Ort vorhanden sind.

Mein Tipp

Saisonale Produkte aus der Region zeigen, wovon sich die Bienen der Umgebung ernähren und bieten auch Ihnen ein neues Geschmackserlebnis – wie wär‘s zum Beispiel mit Honig in den Milchkaffee … einfach mal ausprobieren!

Nektar und Pollen