Risiken durch Konflikte in der Feuerwehr - Tim Ladwig - E-Book

Risiken durch Konflikte in der Feuerwehr E-Book

Tim Ladwig

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Beschreibung

Konflikte sind alltäglich, auch in der Feuerwehr und unabhängig von Dienstebene oder Alter. Es gibt jedoch zwischenmenschliche Probleme, die im Dienstbetrieb schwelen und von Einsatz zu Einsatz getragen werden. Solche Konfliktsituationen zwischen Feuerwehrangehörigen können zu einem Motivationsverlust und im schlimmsten Fall zum Austritt aus der Feuerwehr führen. Das Buch soll Konflikte in der Feuerwehr beleuchten, den Umgang mit ihnen veranschaulichen und dabei die Mediation als eine, für die Feuerwehr gut geeignete Konfliktlösungsmethode, vorstellen.

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[1]Rotes Heft 113

Tim Ladwig

Risiken durch Konflikte in der Feuerwehr

Vorbeugen, Erkennen, Lösen

von

Verlag W. Kohlhammer

[2]Wichtiger Hinweis

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Haftungsausschluss: Die Inhalte dieses Buches wurden sorgfältigst von dem Autor recherchiert und erarbeitet. Der Verwender muss die Anwendbarkeit auf seinen Fall und die Aktualität der ihm vorliegenden Fassung und Informationen in eigener Verantwortung prüfen. Eine Haftung des Autors ist ausgeschlossen.

Die Abbildungen stammen – sofern nicht anders angegeben – vom Autor.

1. Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-043340-3

E-Book-Formate:

pdf: ISBN 978-3-17-043342-7

epub: ISBN 978-3-17-043343-4

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

[3]Inhaltsverzeichnis

1

Einleitung

Teil A:

Der Konflikt im Überblick

2

Was ist ein Konflikt?

2.1

Konfliktdefinition

2.2

Konfliktarten

2.2.1

Eisbergmodell

2.2.2

Sachverhaltskonflikte

2.2.3

Beziehungskonflikte

2.2.4

Konflikte wegen Vorlieben, Abneigungen und Interessen

2.2.5

Wertekonflikte

3

Wie entwickelt sich ein Konflikt?

3.1

Manifeste und latente Konflikte

3.2

Konflikteskalation

3.2.1

Phase win-win

3.2.2

Phase win-lose

3.2.3

Phase lose-lose

3.3

Eskalationsbeispiele im Feuerwehralltag

3.3.1

Stufe 1: Spannung

3.3.2

Stufe 2: Verbale Angriffe

3.3.3

Stufe 3: Taten statt Worte

3.3.4

Stufe 4: Verbündete suchen

3.3.5

Stufe 5: Gesichtsverlust

3.3.6

Stufe 6: Drohungen

3.3.7

Stufe 7: Begrenzte Vernichtungsschläge

3.3.8

Stufe 8: Zerstörung

3.3.9

Stufe 9: Gemeinsam in den Abgrund

4

Konfliktlösungsverfahren im Überblick

4.1

Heteronome Verfahren

4.1.1

Gerichtsverfahren

4.1.2

Schiedsverfahren

4.2

Autonome Verfahren

4.2.1

Schlichtung

4.2.2

Neutraler Experte

4.2.3

Verhandlung und Mediation

4.3

Mischformen

5

Unterstützung durch externe Konfliktlösung – Mediation

5.1

Geeignete Verfahren

5.2

Das Mediationsgesetz

5.3

Grundsätze der Mediation

5.3.1

Freiwilligkeit

5.3.2

Eigenverantwortlichkeit

5.3.3

Vertraulichkeit

5.3.4

Unabhängigkeit und Neutralität

5.3.5

Informiertheit

5.4

Ablauf einer Mediation

5.4.1

Vorbereitung

5.4.2

Phase 1: Eröffnung

5.4.3

Phase 2: Sachverhaltsklärung

5.4.4

Phase 3: Interessen, Bedürfnisse, Ziele klären

5.4.5

Phase 4: Lösungsoptionen erarbeiten und bewerten

5.4.6

Phase 5: Mediationsvereinbarung

5.5

Kosten einer externen Unterstützung

Teil B:

Konflikte in der Feuerwehr

6

Konflikte im Feuerwehralltag

6.1

Konflikte stören im Dienstbetrieb

6.2

Gefahren durch Konflikte im Einsatz

6.3

Besonderheiten bei Berufsfeuerwehren

7

Konfliktlösung innerhalb der Feuerwehr

7.1

Konfliktlotsen

7.2

Konflikte erkennen

7.3

Grenzen der internen Konfliktlösung

8

Konflikten vorbeugen

8.1

Welche Konflikte können vermieden werden?

8.2

Konfliktvorbeugende Maßnahmen

8.3

Schulungsoptionen

Literaturverzeichnis

[6]1Einleitung

Während es bei Konflikten zwischen Kindern und jüngeren Jugendlichen in der Kinder- oder Jugendfeuerwehr meist um Alltägliches geht und diese sich häufig einfach lösen lassen, sind es bei den älteren Jugendlichen und Erwachsenen in der Einsatzabteilung auch mal Konflikte, die über mehrere Wochen oder Monate schwelen und von Dienstabend zu Dienstabend oder Einsatz zu Einsatz getragen werden. Ungelöst führen Konflikte zu einer schlechten Stimmung und können dafür verantwortlich sein, dass Mitglieder aus der Feuerwehr austreten oder ihr Engagement zurückfahren. Besonders herausfordernd sind Konflikte bei einem Einsatz, weil es den Beteiligten dabei kaum möglich ist, sich aus dem Weg zu gehen. Das Einsatzgeschehen verlangt die Konzentration der Führungskräfte auf die Lage und volles Vertrauen in die Einsatzbereitschaft aller eingesetzten Feuerwehrleute. Eine Rücksichtnahme auf bestehende Konflikte ist dabei nicht möglich. Auch untereinander müssen sich alle eingesetzten Feuerwehrleute aufeinander verlassen können, insbesondere, wenn bei einem Einsatz gefährliche Aufgaben abzuarbeiten sind. Hier könnte ein schwelender Konflikt folgenschwere Auswirkungen haben und die Sicherheit von Beteiligten, Einsatzkräften und Unbeteiligten akut gefährden.

In diesem Heft geht es im ersten Abschnitt zunächst darum, den Konflikt an sich zu beleuchten. Was ist ein Konflikt und welche Konfliktausprägungen gibt es? Anhand von Beispielen wird beschrieben, wie sich ein Konflikt entwickeln kann, wenn er unerkannt bleibt und die Beteiligten somit keine Unterstüt[7]zung erhalten. Anschließend wird beschrieben, welche Verfahren es gibt, um Konflikte zu lösen. Anhand der Mediation, einem insbesondere für die Feuerwehr hervorragend geeigneten Konfliktlösungsverfahren, wird gezeigt, wie eine externe Konfliktlösung ablaufen würde.

Im zweiten Abschnitt richtet sich der Blick gezielt auf Konflikte in der Feuerwehr. Die Auswirkungen von Konflikten auf den Feuerwehralltag werden beschrieben und erläutert. Von besonderer Bedeutung ist der Abschnitt über die Gefahren von Konflikten im Feuerwehreinsatz. Anschließend wird beschrieben, wie Konflikte innerhalb der Feuerwehr frühzeitig erkannt und gelöst werden können. Abschließend wird dargestellt, wie Konflikte und deren Eskalation in der Feuerwehr durch vorbeugende Maßnahmen verhindert werden können.

Dieses Rote Heft soll konkret dazu beitragen, das Sicherheitsrisiko durch interne Konflikte bei Einsätzen stark zu reduzieren. Es unterstützt dabei, ein konfliktarmes Umfeld zu schaffen, welches zu einem angenehmen und sicheren Betriebsklima führt und dieses aufrecht erhält. Der Zusammenhalt wird gefördert und trägt so zu einer positiven Außenwirkung bei, welche insbesondere für die Mitgliedergewinnung wichtig ist.

[9]Teil A:Der Konflikt im Überblick

[11]2Was ist ein Konflikt?

2.1Konfliktdefinition

Um einen Konflikt zu erkennen und optimalerweise auch lösen zu können, ist es zunächst erforderlich zu wissen, wann man von einem Konflikt spricht. Für eine Definition des Begriffes stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung. Der lateinische Begriff für Konflikt lautet »confliguere« und bedeutet: kämpfen, zusammenstoßen. Er bietet jedoch keine ausreichende Erklärung für den Begriff in der heutigen Zeit. Verständlicher ist dafür die Definition nach Friedrich Glasl (Glasl 2010), der stark vereinfacht sagt, dass für einen Konflikt mindestens zwei Akteure erforderlich sind. Diese Akteure haben Pläne bzw. Interessen, die sie verfolgen und wenn sie bei der Umsetzung dieser Pläne oder Interessen gestört werden, kommt es zu einem Konflikt. Es kann auch mehr als nur eine Ursache für einen Konflikt geben. Neben dem Gegensatz der Interessen, der zu einer Störung bei der Umsetzung führen kann, ist die Unzulässigkeit dieser Störung eine weitere mögliche Ursache. Nicht jede abweichende Überzeugung oder unterschiedliche Wertung entwickelt sich unmittelbar zu einem Konflikt. Erst wenn einer der Beteiligten den Anspruch erhebt, lediglich die eigene Wahrheit sei die Richtige und die Ansicht des anderen sei Unrecht, wird es zu einem Konflikt kommen (Montada 2012). Das lässt sich auch auf Situationen übertragen, in denen nicht das eigene Interesse, sondern das Interesse eines anderen gestört wird. Nicht nur ein eigenes Negativerlebnis, sondern auch ein verletztes Rechtsempfinden oder ein Eintreten und [12]Engagement für nahestehende und auch fremde Menschen können somit Ursache für einen Konflikt sein.

2.2Konfliktarten

Es gibt eine Vielzahl möglicher Konflikte. Eine Aufteilung in unterschiedliche Konfliktarten erleichtert den Umgang mit ihnen und ermöglicht eine genauere Betrachtung und Differenzierung. Unterscheiden lassen sich Konflikte beispielsweise danach, welches Anliegen einer Person in dem Konflikt betroffen ist. Als Anliegen sind Punkte zu verstehen, die Menschen wichtig sind und durch die sich Menschen auch unterscheiden (Montada 2012). Solche Punkte können sein: soziale Anerkennung, Politik, Religion, Sicherheit, Besitz, Macht, Freiheit, Hobby, Naturschutz, Familie, Tiere, Idole und weitere. Darin enthaltene Konfliktthemen lassen sich vereinfacht drei verschiedenen Konfliktdimensionen zuordnen:

Rationale Dimension: Damit sind sachliche, konkrete und klar nachvollziehbare Themen gemeint.

Emotionale Dimension: Umfasst unterschiedliche Identifikationen der Konfliktpartner mit gegensätzlichen Positionen zu einem Thema auf der Ebene der Beteiligten.

Gesellschaftliche Dimension: Beinhaltet die Themen um soziale Positionen innerhalb des Gesellschaftssystems auf der übergeordneten Ebene der Gesellschaft.

[13]Die Konfliktbeteiligten können diese Ebenen in der Streit- und Stresssituation meist nicht unterscheiden. Für eine erfolgreiche Konfliktlösung ist diese Unterscheidung jedoch wichtig, um die konkreten Probleme herausarbeiten zu können, unterschiedliche emotionale Reaktionen zu erfassen und die mit der Einbindung in die Gesellschaft einhergehenden Normen und Werte berücksichtigen zu können (Michaelis & Auferkorte-Michaelis 2017).

2.2.1Eisbergmodell

Da Konflikte selten in einer klar strukturierten und leicht verständlichen Form auftreten, wird mit Hilfe von Modellen versucht, Konflikte greifbarer und auch leichter nachvollziehbar zu machen. Ein dafür sehr gut geeignetes Modell ist das Eisbergmodell. Wie bei einem echten Eisberg, der seinen größten Anteil, für uns nicht sichtbar, unter der Wasseroberfläche hat, ist es auch bei einem Konflikt. Häufig ist nur ein kleiner Teil des Konfliktes sichtbar bzw. erkennbar. Bei genauerer Betrachtung trifft man unter der Oberfläche weitere Themen an und wie bei einem Eisberg, ist der sichtbare Teil häufig nur ein Bruchstück des eigentlichen Problems. Der sichtbare Teil umfasst häufig die rationale Dimension mit einen rationellen, bzw. Sachkonflikt. Unter der Oberfläche sind dann oft verletzte Gefühle und Emotionen zu finden. Das ist die emotionale Dimension. Ebenso kann unter der Oberfläche auch die gesellschaftliche Dimension zu finden sein, wenn beispielsweise Werte und Bedürfnisse betroffen sind.

[14]Bild 1: Eisbergmodell des Konflikts (nach Besemer 1994)

2.2.2Sachverhaltskonflikte

Unterschiedliche Einschätzungen eines Sachverhaltes aufgrund von Fehlinformationen, unvollständigen Schilderungen oder auch unterschiedlichen Wertschätzungen, sowie verschiedene Interpretationen von Daten und Fakten können zu Konflikten in einem Kommunikationsprozess führen. Missverständnisse entstehen z. B. durch Äußerungen der Beteiligten, die auf deren unterschiedlichen Sichtweisen basieren (Michaelis & Auferkorte-Michaelis 2017). Allerdings entsteht ein Konflikt nicht automatisch, wenn es nur um eine sachliche [15]Thematik geht. Ein mathematisches Problem, eine Fragestellung allein, bietet wenig Konfliktpotenzial. In dem Fall, beispielsweise wenn ein Projektteam eine Aufgabe gestellt bekommt, wird meist gemeinsam nach der Wahrheit, nach der besten Lösung gesucht. Dabei werden Wissen, Hypothesen, Informationen und Argumente ausgetauscht oder Experten befragt oder hinzugezogen. Das Konfliktrisiko steigt, wenn es einem Beteiligten nicht nur um die Sache allein geht und persönliche Anliegen ebenso wichtig werden (Montada 2012).

Im Feuerwehreinsatz gibt es keinen Raum für Diskussionen oder Gruppenarbeit im Sinne von Brainstorming oder gemeinsamen Überlegungen. Allerdings werden auch in der Feuerwehr Experten für bestimmte Lagen hinzugezogen. Wie ein Auftrag an den Zug, die Gruppe oder den Trupp umgesetzt wird, entscheidet die verantwortliche und dafür ausgebildete Führungskraft.