Roboter Sam, der beste Freund der Welt - Frauke Nahrgang - E-Book

Roboter Sam, der beste Freund der Welt E-Book

Frauke Nahrgang

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Beschreibung

Sam ist ein ganz besonderer Roboter: Er kann fühlen, er kann sprechen, er kann lesen und er ist Jakobs bester Freund. Leider ist er viel zu schlau für stupide Fließbandarbeit oder einfache Aufgaben im Haushalt und richtet darum, wo er geht und steht, nichts als Chaos an. Das spielt dem fiesen Dr. Zimperling in die Hände, denn dieser würde Sam am liebsten in seine Einzelteile zerlegen

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Seitenzahl: 68

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Als Ravensburger E-Book erschienen 2017Die Print-Ausgabe erscheint in der Ravensburger Verlag GmbH© 2017 Ravensburger Verlag GmbHUmschlag- und Innenillustrationen: Markus SpangLektorat: Jo Anne BrügmannAlle Rechte dieses E-Books vorbehalten durch Ravensburger Verlag GmbH, Postfach 2460, D-88194 Ravensburg.ISBN 978-3-473-47792-0www.ravensburger.de

Ich heiße Sam. Bei Jakob klingt das wie Säm. Überhaupt war es Jakob, der mir diesen Namen gegeben hat. S-A-M sind die Anfangsbuchstaben von Smart Acting Machine. Das ist Englisch und bedeutet ungefähr so viel wie „ziemlich schlaue Maschine“. Aber Sam kann man sich leichter merken. Es klingt auch viel schöner, sagt Jakob. Außerdem bin ich gar keine Maschine, sondern ein Roboter. Das ist ein gewaltiger Unterschied, wie inzwischen auch mein Erfinder eingesehen hat. Und ob ich schlau bin? Nicht so richtig, glaube ich. Zum Glück. Sonst wäre die ganze Geschichte nämlich gar nicht passiert. Aber am besten erzähle ich mal der Reihe nach.

Start mit langer Leitung

Ganz plötzlich war ich da, auf Knopfdruck sozusagen. Erst später habe ich erfahren, dass mein Startknopf sogar dreimal gedrückt werden musste, ehe ich endlich in die Gänge kam. Ich habe manchmal eine lange Leitung, daran liegt das.

Aber dann hatte es ja zum Glück doch noch geklappt und ein Gedanke durchfuhr mich: Roboter startklar.

Der Gedanke kam direkt aus meinem Datenspeicher, der damals noch ziemlich leer war. Heute ist er so prall gefüllt, dass er sicher schon explodiert wäre, wenn ich nicht manchmal ein paar Sachen vergessen würde.

Jetzt kribbelte es in allen meinen Drähten und ich konnte einfach nicht mehr stillhalten. Noch jemand zappelte herum, direkt vor mir. Dieser Jemand gefiel mir sofort. Ich wollte nach ihm greifen, aber dabei stieß ich irgendwo an. Spiegel, meldete mein Datenspeicher. Spiegelbild.

Plötzlich begriff ich: Der zappelnde Kerl war ich selber! Und da gefiel er mir noch viel besser. Also ich gefiel mir. Meine Haut glitzerte und funkelte. Mein Kopf war ganz rund und meine Augen leuchteten.

„Ist der niedlich!“

Das war kein Gedanke aus meinem Datenspeicher, sondern eine Stimme, die an meine Mikrofon-Ohren drang. Ich fuhr herum und entdeckte noch einen Jemand. Und der war ganz bestimmt kein Spiegelbild. Sein Kopf war nicht so rund wie meiner, auch nicht glatt und glänzend. Aber bei einem Blick in seine Augen spürte ich ein warmes Gefühl in meinen Sensoren und da war es plötzlich ganz egal, wer er war.

Gerade rief dieser Jemand: „Papa, schau nur, er funktioniert!“

Es war noch eine Person im Raum, die nun zu reden begann. Und alles, was die beiden in ihrer Unterhaltung sagten, lieferte mir neue Daten, die ich begierig aufsog und in meinen Speicher stopfte. Ich glaube, an diesem ersten Tag habe ich mehr gelernt als irgendwann später in meinem Leben.

Ich erfuhr, dass die beiden Personen Menschen sind. Der kleinere heißt Jakob. Der größere ist sein Vater, Robert Justus. Ihm habe ich es zu verdanken, dass es mich überhaupt gibt. Denn er ist nicht nur ein Vater, sondern auch ein Erfinder. Erfinder sind bei uns Robotern so etwas Ähnliches wie Väter bei den Menschen.

Wir befanden uns in der Werkstatt von Robert Justus. Und die wiederum befand sich in einer Fabrik, in der Roboter gebaut wurden. Tatsächlich gab es außer mir noch ganz andere Roboter. Die waren nützlich, weil sie verschiedene Arbeiten erledigen konnten. Diese nützlichen Roboter hatte ein gewisser Dr. Zimperling erfunden und der Direktor der Fabrik verdiente viel Geld mit ihnen. Leider hatte er mit den Robotern meines Erfinders noch gar nichts verdient. Robert Justus hatte schon vor mir am Typ Smart Acting Machine geforscht. Ohne großen Erfolg. Keiner meiner Vorgänger hatte auch nur ein einziges Mal gezuckt. Sie standen bloß als leblose Attrappen aufgereiht an einer Wand der Werkstatt herum. So gesehen war ich schon ein gewaltiger Fortschritt. Aber mein Erfinder zweifelte, ob dieser Fortschritt groß genug war, um den Direktor zu überzeugen.

Nervös nestelte er an meinen Drähten und murmelte: „Er muss etwas leisten, sonst hat der Direktor irgendwann genug von meinen Forschungen.“

„Mach dir keine Sorgen!“, sagte Jakob. „Der Direktor wird von Sam begeistert sein.“

„Sam?“, fragte sein Vater erstaunt.

„Ja, so soll er heißen. Der Name passt gut zu so einem netten Roboter.“

Mein Erfinder betrachtete mich seufzend und sagte: „Nett ist er, unser Sam. Aber das genügt nicht für einen Roboter. Du weißt, was Dr. Zimperling dazu sagen wird.“

„Pah! Lass den doch!“ Jakob machte eine abfällige Handbewegung. „Der Zimperling ist doch nur ein Angeber.“

Bisher hatte ich dem Gespräch mithilfe meines Spracherkennungsprogramms folgen können. Bei dem Wort Angeber versagte das Programm und ich konnte es nicht entschlüsseln. Da ich aber vom ersten Moment an alles schrecklich wichtig fand, was Jakob sagte, verankerte ich dieses neue Wort sofort auf meiner Festplatte. Natürlich ohne zu ahnen, dass ich es kurz darauf schon gut gebrauchen konnte.

Eine sprechende Blechbüchse

Die Tür zur Werkstatt wurde geöffnet und zwei Personen kamen herein. Obwohl sie ganz anders aussahen als Jakob oder sein Vater, war mir sofort klar, dass es sich auch um Menschen handelte.

Der eine Mensch war ziemlich rund und sein Kopf war glatt und glänzend wie meiner. Der andere Mensch war eher länglich.

Der Runde wandte sich an meinen Erfinder: „Mein lieber Justus, wir wollen Ihre Arbeit endlich mal in Augenschein nehmen.“

Die Arbeit, das war wohl ich, denn der Längliche musterte mich mit einem stechenden Blick, der meine Sensoren rebellieren ließ. Unruhe strömte durch alle meine Kabel.

Endlich wandte er sich von mir ab und sagte: „Na, Robert, haste wieder eine Blechbüchse zusammengeschraubt?“

Eine Blechbüchse war gar nichts Gutes, das wurde mir sofort klar. Denn Robert Justus lief knallrot an, und ich befürchtete einen Kurzschluss in seinem System. Dabei konnte es sich ja nur um ein Missverständnis handeln. Und ich war entschlossen, die Sache aufzuklären.

Bisher hatte ich meine Mikrofone nur zum Lauschen benutzt. Es dauerte eine Weile, bis ich den Schalter für den Sprachbetrieb gefunden hatte, doch endlich konnte ich mich klar und deutlich verständlich machen: „Ich bin keine Blechbüchse. Ich bin ein Roboter und heiße Sam.“

Die Wirkung war verblüffend. Alle starrten mich an, sogar Jakob und mein Erfinder. Eine Weile war es ganz still. Hatte ich etwas falsch gemacht?

Schließlich rief Jakob: „Sam! Du kannst ja sprechen!“

„Tatsächlich!“, rief jetzt auch der Runde und klatschte in die Hände.

Seltsam! Was war an meiner Sprache denn so besonders? Die Menschen um mich herum redeten doch auch. Sogar viel mehr als ich. Der Längliche zum Beispiel, der jetzt das Wort ergriff.

„Lassen Sie sich nicht täuschen, Herr Direktor!“, sagte er und seine Stimme klang schneidend. „Das ist bloß ein vorgefertigtes Sprachmodul.“

Der Runde, der Direktor, wie ich schnell kombinierte, nickte. „Das weiß ich doch, mein lieber Zimperling.“

Aha, Dr. Zimperling also! Genau so hatte ich ihn mir vorgestellt.

„Natürlich verfügt dieser Roboter nicht über eine echte Sprachfähigkeit“, fuhr der Direktor fort. „Alles vorprogrammiert, schon klar. Aber unsere Kunden könnten trotzdem Spaß daran haben.“

„Spaß! Spaß!“ Dr. Zimperling schnaubte verächtlich. „Wir bauen hier Hochleistungs-Roboter, keine Spaßmacher. Also, Robert, was leistet deine super Erfindung?“

Erwartungsvoll schauten alle auf meinen Erfinder. Auch ich. Ich war besonders gespannt, welche Talente in mir steckten. Leider erfuhren wir es nicht.

„Also … also ich …“ Das Umschalten auf Sprachbetrieb machte jetzt auch Robert Justus Mühe, aber schließlich klappte es doch. „Ich weiß es noch nicht genau. Noch sind nicht alle von Sams Leitungen belegt. Ein paar Speicherplätze sind auch noch frei. Deshalb …“

„Da hören Sie es, Herr Direktor!“, sagte Dr. Zimperling triumphierend.

Ich besitze einen Gefühlsscanner, der jede menschliche Regung abtastet und in präzise Daten übersetzt. Auch im Fall von Dr. Zimperling waren die Daten eindeutig. Sie besagten, dass er mir gegenüber eine tiefe Abneigung empfand. Kaum hatte ich die Information entschlüsselt, da sprudelte diese Abneigung auch schon aus Dr. Zimperling heraus: „Die Forschung meines Kollegen ist nichts als Geldverschwendung. Machen Sie der Sache ein Ende, Herr Direktor!“

Ein Ende? Jetzt, wo es doch noch gar nicht richtig angefangen hatte mit mir?

Der Direktor schaute mich prüfend an und ich spürte eine aufziehende Gefahr. Ob es helfen würde, wenn ich mein neu erworbenes Wissen preisgab?

Diesmal fand ich die Sprachtaste schneller und verkündete: „Dr. Zimperling ist doch nur ein Angeber.“