Rom - Herbert Rosendorfer - E-Book

Rom E-Book

Herbert Rosendorfer

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Beschreibung

Ein launiger Intensivkurs und ein Spaziergang durch Rom Romführer gibt es viele. Wenn Herbert Rosendorfer jedoch zum Cicerone durch Rom wird, ist das ein besonderes Erlebnis! Die Lust, Orte und Zeiten überraschend zu verbinden, Gegenwart durchsichtig und Geschichte aktuell zu machen, begleitet Rosendorfer auf Schritt und Tritt. Für diese Neuausgabe setzt er aktuelle Wegweiser, erkundet historische Seitengassen und baut den reizvollen Boulevard der Anekdoten zum Vergnügen der Leser aus. Gespickt mit Kenntnissen und Ratschlägen zum Leben und Genießen in der Ewigen Stadt möchte man am liebsten sofort aufbrechen und Goethe folgen: »Auf Rom bereite man sich am besten in Rom vor«.

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Herbert Rosendorfer

Rom

Eine Einladung

Kurzübersicht

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Titelseite

Über Herbert Rosendorfer

Über dieses Buch

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

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Über Herbert Rosendorfer

Herbert Rosendorfer, 1934 in Bozen geboren, 1939 nach München umgezogen, studierte an der Akademie der Bildenden Künste, wechselte danach zum Jurastudium. Seit 1969 zahlreiche Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Professor für Bayrische Literaturgeschichte an der Universität München. Nachdem er seine Tätigkeit als Richter am Oberlandesgericht in Naumburg beendet hat, lebt er wieder in der Nähe von Bozen. 1999 erhielt er den Jean-Paul-Preis des Landes Bayern für sein Gesamtwerk.

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Über dieses Buch

Endlich als Neuausgabe! Herbert Rosendorfers Spaziergang durch Rom

Romführer gibt es viele. Wenn Herbert Rosendorfer jedoch zum Cicerone durch Rom wird, ist ein besonderes Erlebnis zu erwarten. Rosendorfer ist in dieser Stadt, die er wie ein langjähriger Liebhaber kennt und sich buchstäblich mit Kopf, Herz und Füßen „geläufig“ gemacht hat, in seinem Element. Die Lust, Orte und Zeiten überraschend zu verbinden, Gegenwart durchsichtig und Geschichte aktuell zu machen, begleitet ihn auch hier auf Schritt und Tritt. Scheinbar ziellos folgt der Leser den Plaudereien, die aus lauter Abschweifungen bestehen. Aber in Rom führen alle Wege nach Rom, und unvermittelt findet man sich immer wieder auf dem imaginären Platz: Piazza della storia di Roma.

Für die Neuausgabe hat Herbert Rosendorfer Ergänzungen und Korrekturen vorgenommen. Er setzt aktuelle Wegweiser, erkundet historische Seitengassen und baut den reizvollen Boulevard der Anekdoten zum Vergnügen der Leser aus. Gespickt mit Kenntnissen und Ratschlägen zum Leben und Genießen in der Ewigen Stadt, die laut Rosendorfer nicht nur die Stadt, sondern eine Welt ist, möchte man bei der Lektüre dieser launigen Einladung am liebsten sofort aufbrechen und Goethe folgen: »Auf Rom bereite man sich am besten in Rom vor«.

Inhaltsverzeichnis

Karte

Widmung

Vorwort

Das Besondere an Rom ...

Rom, Roma: Die wirkliche ...

Die Zahl der Dichter, ...

Aber wieder zu den ...

Das Leben im antiken ...

Noch einmal zu Roms ...

Nochmals zur Bevölkerungszahl: In ...

Die bedeutendsten Kirchen neben ...

Womit wir bei einem ...

Dass Rom voll von ...

Rom. Roma aeterna. Rom, ...

Anhang

Vorschläge für weiterführende Literatur

Rom in der Musik

Öffnungszeiten und sonstige nützliche Hinweise:

Dank

Die Sieben Hauptkirchen
1

S. Pietro in Vaticano (St. Peter)

2

S. Giovanni in Laterano

3

S. Maria Maggiore

4

S. Croce in Gerusalemme

5

S. Lorenzo fuori le mura

6

S. Paolo fuori le mura

7

S. Sebastiano ad Catacumbas

Andere wichtige Kirchen
8

S. Clemente

9

S. Eustachio

10

S. Ivo

11

S. Andrea della Valle

12

S. Maria della Valle

13

S. Trinità dei Monti

14

S. Maria sopra Minerva

Antike Denkmäler
15

Forum

16

Palatin

17

Capitol

18

Ara Pacis

19

Colosseum

20

Caracalla-Thermen

21

Pantheon

22

Engelsburg (Grabmal Kaiser Hadrians)

Museen
(auch 17)

Capitolinisches Museum und Conservatorenpalast

23

Vaticanische Museen

(auch 1)

Sabrinti von S. Pietro in Vaticano

24

Thermen-Museum

25

Museum der Villa Giulia

26

Museo di Roma

27

Keats-Shelley-Memorial

28

Museo Barracco

29

Museo della Civiltà Romana

30

Villa Massimo

31

Villa Medici

32

Villa Borghese (und Museum)

33

Palazzo Farnese

34

Quirinals-Palast

35

Palazzo Barbarini

36

Palazzo Doria

37

Palazzo Spada

Gastronomie
38

Caffè Greco

39

Caffè Martini

40

Bar Sant’Eustachio

41

»Bar Fortunato«

42

»Umberto«

43

»Sole al Pantheon«

44

»Quirinale«

45

»Hassler – Villa Midici«

46

»Columbus«

47

»Inghilterra«

48

»Forum«

49

»Portoghesi«

50

»Campana«

51

»Papok«

52

»Arco di Callisto«

53

»Piccola Roma«

54

»Albano Vecchio«

55

»Rosati«

56

»Alfredo« (Via della Scrofa)

57

»Alfredo« (Augusto Imperatore)

58

»Alfredo« (Vaticano)

59

»Pierdonati«

60

»Tazza d’Oro«

61

»Babington’s Tea Room«

62

»Biancaneve«

Sonstige Monumente und Sehenswürdigkeiten
63

Vittoriale (»Schreibmaschine«)

64

Fontana Trevi

65

Spanische Treppe (und Piazza di Spagna)

66

Cimitero acattolico (und Cestius-Pyramide)

67

Campo Verano (Friedhof)

Praktische Hinweise, Straßen, Plätze
68

Via del Corso

69

Piazza Venezia

70

Piazza del Popolo

71

Hauptpost und Telefonamt (Piazza S. Silvestro)

72

Piazza Navona

73

Bahnhof Roma Termini

Meinem römischen Freund Dr. Wilhelm Krammer gewidmet

Vorwort

Vor inzwischen mehr als fünfzig Jahren erfüllte ich mir den Herzenswunsch, nach Rom zu fahren. Ich war Student und Hilfsassistent im Leopold-Wenger-Institut für römische Rechtsgeschichte der Universität München bei meinem unvergleichlichen, hochverehrten Lehrer Wolfgang Kunkel. Der Hauptassistent – heute einer der Senioren der juristischen Romanistik, Dieter Nörr – gab mir einen Zettel mit der Adresse des Hospizes der Grauen Schwestern in der Via dell’Olmata am Esquilin. Ich fuhr im Nachtzug, selbstverständlich nicht im Schlafwagen, sondern Holzklasse, auf dem zusammengerollten Mantel versuchend zu schlafen, kam an einem strahlend schönen Apriltag in der Früh in Roma Termini an. Ich hatte mich am Stadtplan orientiert: Die Via dell’Olmata war in Fußmarschnähe, mein kleiner Pappkoffer nicht schwer.

Das Hospiz war voll. Eine freundliche Nonne, eine Südtirolerin, sah meine Verzweiflung und gab mir die Dachkammer für, ich erinnere mich genau, 500 Lire. Mit Frühstück. Der Lift ging nur bis in den dritten Stock. In den vierten zur Dachkammer musste man eine enge Stiege hinauf. Gegenüber der Tür zu der im Übrigen gar nicht unbequemen Dachkammer fand sich eine andere, eine Eisentür. Neugierig öffnete ich auch diese. Und ich stand auf der Dachterrasse des Klosters, auf gleicher Höhe wie die Kuppel von S. Maria Maggiore. Und Rom – Rom im ganzen Glanz eines Frühlingsmorgens, mit seinen Kuppeln und Pinien und seinem roten Häusermeer und Staub und Lärm und seiner Herrlichkeit lag vor mir.

Und das hat mich nie mehr verlassen.

Ich blieb eine Woche. In dieser Woche raste ich wie ein Irrer durch die Stadt und versuchte, was unmöglich, alles zu sehen. Vier Museen pro Tag und dazu vierzehn Kirchen, das schafft nur ein enthusiastischer Jüngling. Heute schaffe ich nur mehr ein halbes Museum und zwei Kirchen. Vielleicht sollte ich im Anhang dieses Büchleins eine altersrelative Besichtigungstabelle anfügen.

Meine Liebe galt damals schon, seit einer grandiosen Vorlesung Hans Sedlmayrs (für die ich Sachenrecht II schwänzte), Michelangelo. Gleich am ersten Tag ging ich, der Stadtplan sagte mir, es ist nicht weit weg von der Via dell’Olmata, nach S. Pietro in Vincoli, um Michelangelos Moses anzuschauen. Es war, glaube ich, am zweiten Tag meines damaligen Aufenthalts, wenn nicht sogar schon am ersten: Da fragte mich ein Italiener, sichtlich kein Tourist, vielleicht sogar ein Römer, wie er nach S. Pietro in Vincoli käme. Mit Souveränität wies ich ihm den Weg.

Dies, so bilde ich mir ein, berechtigt und befähigt mich, diese Plauderei über Rom zu schreiben.

Rom, Roma: Die wirkliche Herkunft des Namens ist strittig. Nur dass er nicht von Romulus kommt, darüber sind sich die Gelehrten einig. (Es ist vermutlich so, dass die Sage aus dem Namen der Stadt den ihres angeblichen Gründers gebildet hat.) Uneinig ist man sich darüber, ob der Name eine lateinische oder eine etruskische Wurzel hat; die einen sagen, es bedeute »Stadt des Flusses«, die anderen, es komme vom etruskischen Familiennamen Ruma. Es sei dem wieder, wie ihm wolle: Am Anfang, als einer, den wir halt doch Romulus nennen wollen, die Roma quadrata erbaute, war die Gegend an der doppelten Tiberschleife eine ungesunde Sumpflandschaft. (Ungesund ist sie heute noch, Sumpf nur im politischen oder moralischen Sinn, aber das auch nicht mehr als anderswo.) Aus ihr ragten einige relativ trockene, bewaldete Hügel: die Sieben Hügel Roms.

 

Die Frage danach, wie die Sieben Hügel heißen und überhaupt: wie viel Sieben Hügel (acht? zwölf? vierzehn?) es gibt, wird nicht nur alle Römer, die in der Regel ihre Stadt überhaupt nicht kennen (fragen Sie nie einen Carabiniere nach einer Sehenswürdigkeit), sondern auch jeden Kenner Roms, vor allem aber jeden Archäologen in Verlegenheit bringen. Die gängige Aufzählung beginnt mit dem Capitol, dann folgen jenseits des Forums Palatin und südlich davon, den Tiber flankierend, der Aventin. Der Name »Palatin«, von dem sich unser Lehnwort »Palast« ableitet, stammt erst aus der Renaissance. Im Altertum hieß der Hügel »Palatium«. Wie drei Finger ragen dann ungefähr parallel von Nordosten her Quirinal, Viminal und Esquilin gegen Capitol und Forum herunter – ragten, denn der Viminal musste den exzessiven Bebauungen in den Jahren 1880, 1890 der heutigen Via Nazionale entlang weichen und wurde so gut wie ganz abgetragen. Als siebenter Hügel gilt vielfach (und wohl mit Recht) der Caelius (Monte Celio), der hinter dem Colosseum aufsteigt. Der bedeutendste Hügel, eigentlich eher schon ein Höhenzug westlich der Stadt: der Janiculus (Gianicolo), hat nie als römischer Hügel gezählt, weil er jenseits des Tiber liegt. Das rechte Ufer heißt: das tuszische oder etruskische Ufer, im Gegensatz zum lateinischen Ufer links. Das jenseitige Tiberufer zählte noch im 13. Jahrhundert nicht zu Rom – mit Ausnahme des Stadtviertels Trastevere –, und, staatsrechtlich gesehen, begann in den Augen der mittelalterlichen Päpste an der Engelsburg Tuszien: die Toscana. Deswegen wurden die Römisch-Deutschen Kaiser auch nicht in der eigentlichen Hauptkirche Roms, der Lateran-Basilica, gekrönt, sondern in St. Peter, das am tuszischen Ufer, also außerhalb der Stadt, liegt. Es gab Fälle, in denen den Kaisern nach ihrer Krönung in St. Peter nicht gestattet wurde, die eigentliche Stadt zu betreten. Das hatte allerdings meist auch praktische Gründe: Die Römer wollten das plündernde Gesindel, das die Kaiser als Gefolge dabeihatten, nicht innerhalb ihrer Mauern haben.

Als im Mai 1433 Sigismund der Luxemburger als einer der letzten deutschen Könige, dem solches gelang, in Rom vom Papst (es war der wankelmütige Venezianer Eugen IV.) zum Kaiser gekrönt wurde, durfte er zwar grade noch im traditionellen Krönungsritt zum Lateran, wobei aber wohlweislich der Soldan (= Polizeipräfekt) das Pferd am Zügel führte, die eigentliche Stadt betreten, die den gebildeten Sigismund interessierenden Sehenswürdigkeiten aber danach nur als Privatmann besichtigen. Ob der tatsächlich letzte, ca. 20 Jahre später in Rom gekrönte Kaiser, nämlich Friedrich III., irgendwelche Sehenswürdigkeiten zu besichtigen wünschte, ist nicht überliefert.

 

Nicht gerade zur Vereinfachung der Sieben-Hügel-Frage trägt die Tatsache bei, dass der Palatin eigentlich aus drei Hügeln besteht, die gelegentlich für je einen gezählt werden: der eigentliche Hügel Palatium an dem Ende des Hügelzuges, der zum Circus Maximus hin abfällt und auf dem auch die Ausgrabungen des Ur-Rom zu finden sind, dann der Germalus und, den der Titusbogen krönt, Velia.

 

Nochmals zu den Sieben Hügeln: So bedeutende Erhebungen wie der Monte Pincio, auf den eins der berühmtesten Wahrzeichen Roms, die Scalinata di Piazza di Spagna (Spanische Treppe), hinaufführt, gekrönt von der doppeltürmigen Kirche Trinità dei Monti, die wiederum flankiert wird von dem weltberühmten Hotel Hassler-Villa Medici, der allerdings heute kaum noch als solcher zu bemerkende Vatican-Hügel, der Monte Mario, sie alle werden nicht zu den Sieben Hügeln gezählt. Aber selbst Esquilin, Viminal und Quirinal sind zweifelhaft.

Und selbst der Capitolshügel besteht aus zwei Hügeln. Wer in der Nähe dort am Senatoren-Palast vorbei die schmale Gasse zum Forum hinuntergeht, der bemerkt, dass er zwischen zwei Hörnern der Hügelkuppe steht. Das »Horn« rechts ist das eigentliche Capitol – dort stand der römische Haupttempel, der des Jupiter Capitolinus, von dem kaum noch Reste vorhanden sind – und links die Arx, heute überbaut von der Kirche S. Maria in Aracoeli, überragt von der immerwährenden Scheußlichkeit des Victor-Emanuel-Monuments, das allerdings vor einiger Zeit aufgewertet wurde. Der »Complesso del Vittoriano« ist renoviert und wird als »spazio museale« für wichtige, wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst benutzt. Von der jetzt begehbaren Terrasse aus hat man eine schöne Aussicht – einmalig deswegen, weil nur von hier aus der Vittoriano den Blick nicht beeinträchtigt. Das »Tal« dazwischen hieß Asylium, weil dort ein Tempel des im Übrigen recht rätselvollen Gottes Asylius stand, der eine gesetzlich garantierte Zufluchtsstätte war; daher unser heutiges Wort Asyl. Auf dem Arx-Hügel stand der Tempel der Juno Moneta, der »Mahnenden Juno«. In der Nähe oder sogar in einem Nebengebäude des Heiligtums der Juno Moneta befand sich seit 269 v. Chr. die römische Münzpräge. Daher verschob sich der Begriff Moneta auf das Geld. Unser Wort Münze kommt daher. Lassen wir uns also gelegentlich, wenn wir eine Münze in die Hand nehmen, an die Juno gemahnen. (Der Staatsschatz des Römischen Reiches – Aerarium Saturni – wurde im Saturntempel auf dem Forum von den Quaestores verwahrt.)