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Ein witziges Abenteuer rund um eine bunte Truppe von Underdogs, die die Welt retten – von Bestseller-Autor und Schauspieler Chris Colfer, für alle ab 10 Jahren So lange er denken kann, sammelt der elfjährige Roswell Beweise für außerirdisches Leben. Und so lange er denken kann, nimmt keiner ihn ernst. Doch dann wird er versehentlich von Außerirdischen entführt! Sein Traum wird wahr – und zugleich sein größter Albtraum: Der Erde droht eine feindliche Invasion, schon in drei Tagen! Das Ende der Menschheit scheint besiegelt … Die einzige Hoffnung: Roswell. Sein Team: Sechs Galaxiebewohner*innen, darunter zwei streitlustige Graue, ein humorloser Cyborg, ein keimphobisches Insekt, eine selbstverliebte Fellgarianerin (die erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Hund hat) und eine politisch korrekte Plejaderin. Sie sind bunt, sie sind seltsam – und sie sind Roswells einzige Chance, die Erde zu retten. Nichts leichter als das! »Guardians of the Galaxy« meets »Land of Stories« mit reichlich Witz und Wärme von Bestseller-Autor Chris Colfer: Noch nie war eine Weltrettung bunter, phantasievoller und origineller. Dies ist die größte Abenteuergeschichte für alle ab 10 seit »Land of Stories« – DAS Buch, das unsere Welt jetzt braucht, Rettung inklusive! Bei Antolin gelistet
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Seitenzahl: 441
Chris Colfer
Ein witziges Abenteuer rund um eine bunte Truppe von Underdogs, die die Welt retten – von Bestseller-Autor und Schauspieler Chris Colfer, für alle ab 10 Jahren
So lange er denken kann, sammelt der elfjährige Roswell Johnson Belege für außerirdisches Leben. Und so lange er denken kann, nimmt keiner ihn ernst. Doch eines Nachts erhält er den ultimativen Beweis: Er wird versehentlich von Außerirdischen entführt! Sein Traum wird wahr – und im selben Moment sein größter Albtraum. Der Erde droht eine feindliche Invasion, schon in drei Tagen! Das Ende der Menschheit scheint besiegelt …
Die einzige Hoffnung: Roswell. Sein Team: Sechs Galaxiebewohner*innen, darunter zwei streitlustige Graue, ein humorloser Cyborg, ein keimphobisches Insekt, eine selbstverliebte Fellgarianerin (die erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Hund hat) und eine politisch korrekte Plejadin. Sie sind bunt, sie sind seltsam – und sie sind Roswells einzige Chance, die Erde zu retten. Nichts leichter als das!
»Guardians of the Galaxy« meets »Land of Stories« mit reichlich Witz und Wärme von Bestseller-Autor Chris Colfer: Noch nie war eine Weltrettung bunter, phantasievoller und origineller. Dies ist die größte Abenteuergeschichte für alle ab 10 seit »Land of Stories« – DAS Buch, das unsere Welt jetzt braucht, Rettung inklusive!
Bei Antolin gelistet
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Chris Colfer ist Schauspieler und Autor. Bekannt wurde er durch die Serie »Glee«, für die er unter anderem mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Alle »Land of Stories«-Bände sind auf der »New York Times«-Bestsellerliste erschienen und begeistern ebenso wie seine Kinderbuchserie »Tale of Magic« weltweit unzählige Fans. Mit »Roswell Johnson« startet Chris Colfer nun ein neues Abenteuer der Extraklasse.
Widmung
Anmerkung des Autors
Das Prätentiöse Presseblatt
KAPITEL 1 EIN NICHT SEHR FAIRER WISSENSCHAFTSWETTBEWERB
KAPITEL 2 FAMILIE JOHNSONS GEFLÜGELFARM
KAPITEL 3 DIE VERSEHENTLICHE ENTFÜHRUNG
KAPITEL 4 DIE WAHRHEIT IST IRGENDWO DA DRAUSSEN
KAPITEL 5 DIE ABSCHEULICHSTE SPEZIES DER GALAXIE
KAPITEL 6 RETTUNG NAHT VON DEN PLEJADEN
KAPITEL 7 DER FLUCHTPLAN
KAPITEL 8 DAS GALAKTISCHE SCHLUPFLOCH
KAPITEL 9 ALI ASTRO’S ASTEROIDEN-GRILLBAR
KAPITEL 10 GRAYTON
KAPITEL 11 DIE PLEJADEN
KAPITEL 12 FELLGARIA
KAPITEL 13 DIE CYBORG-STATION
KAPITEL 14 DER INSEKTIA-MOND
KAPITEL 15 DER GALAKTISCHE BUND DER MILCHSTRASSE
KAPITEL 16 STAR CITY BLUES
KAPITEL 17 DIE INVASION
KAPITEL 18 GEHEIMNISSE DES MONDES
GALAKTISCHES GLOSSAR
DANKSAGUNG
Für meinen Vater,
der mir geholfen hat,
einen Weg zu den Sternen zu finden.
Und für eine unendliche Galaxie
voller Flachwitze.
Auch wenn einige Elemente in diesem Buch für den dramatischen Effekt übertrieben wurden, basiert alle in der Geschichte beschriebene Wissenschaft auf tatsächlicher Astronomie, Astrophysik, Biologie, Botanik, Chemie, Ökologie, Genealogie, Geologie, Mikrobiologie, Physik, Psychologie, Technik und Zoologie.
Außerdem stammen die Schlagzeilen, die in Kapitel 1 erwähnt werden, aus echten Veröffentlichungen, und die Erfahrungen, die in Kapitel 2 geschildert werden, von echten Augenzeugen. Ich ermutige alle Leser nachdrücklich, weitere Recherchen darüber anzustellen.
Die Wahrheit ist schließlich irgendwo da draußen …
DAS PRÄTENTIÖSE PRESSEBLATT
16. MÄRZ
Toiletten-Milliardär rüstet Weltraum auf!
(Ja, ganz im Ernst!)
Von Shelly Simcox
RUMP ISLAND, SÜDOST-FLORIDA – Als das Prätentiöse Presseblatt letzte Woche davon berichtete, dachten die meisten unserer Leser, die Geschichte sei ein verfrühter Aprilscherz. Und wie könnten wir es ihnen verdenken? Schließlich wäre die Idee selbst als Plot eines Science-Fiction-Romans oder Hollywood-Blockbusters lächerlich. In der Folge haben die Mitarbeiter in der Poststelle des Presseblatts Überstunden gemacht, um sich durch den Tsunami an Beschwerden über den »schlechten Humor« und die »unverschämte Unprofessionalität« unserer Zeitung zu wühlen.
Allerdings kann das Presseblatt jetzt bestätigen, dass der Bericht der Wahrheit entspricht – und die Wahrheit ist so ungeheuerlich, dass sie nur in diesem Narrentheater existieren kann, das wir die Wirklichkeit nennen.
Letzte Woche hatte ich die seltene Gelegenheit, Milliardär Eli Rump auf dem obersten Deck seiner 200-Meter-Superjacht, der Hades, zu interviewen. Der Magnat war wie in Trance, als er auf den Ozean starrte und die Abschussrampe bewunderte, die über seiner Privatinsel aufragte.
»Ist sie nicht wunderschön? Es hat mich drei Jahrzehnte und sieben Milliarden Dollar gekostet, an diesen Punkt zu gelangen, aber es war jede Sekunde und jeden Penny wert.«
Während wir sprachen, entspannte sich Mr. Rump auf einem getufteten Clubsessel. Trotz der drückenden Hitze Floridas war er in einen schweren Designer-Anzug gekleidet. Zwei Mitglieder der 90-köpfigen Hades-Besatzung füllten immer wieder sein Champagnerglas und seine Kaviarschale auf. Ein drittes Crewmitglied fächelte dem Milliardär mit einem riesigen Palmwedel Luft zu, während ein viertes ihm eine Maniküre verpasste. Währenddessen saß ich auf dem Boden und bat um ein Glas Wasser, das nie kam.
»Was ich tue, mag überzogen wirken, aber es dient dem Allgemeinwohl. Ich werde nur kritisiert, weil ich reich bin. Wann haben denn die Armen zuletzt mal etwas getan, um dem Planeten zu helfen?«
Für diejenigen von Ihnen, die hinter dem Mond leben: Mr. Rump wird derzeit als reichster Mann der Welt eingestuft. Sein geschätztes Reinvermögen liegt bei über 300 Milliarden Dollar, und sein Reichtum (wie der Milliardär mir gegenüber mehrmals betonte) wächst jeden Tag noch erheblich an.
Mr. Rump schreibt seinen Erfolg seinen »bescheidenen Anfängen« zu – auch wenn ich keine Ahnung habe, wovon er da redet. Schließlich ist Mr. Rump der zwölfte Sohn eines Ölindustrie-Schwergewichts. Er wuchs in einer 7500-Quadratmeter-Villa am nördlichen Rand von New York auf, besuchte die erlesensten Privatschulen in Manhattan und hat keinen einzigen Tag seines Lebens ohne Bedienstete und Chauffeure gelebt.
»Klar, es war ein schönes Haus, aber auch eine sehr auf Konkurrenzkampf fixierte Familie. Meine Brüder und ich mussten uns ständig miteinander messen. Vater ließ uns beim Abendessen unsere Zeugnisse vorzeigen. Wer den schlechtesten Notendurchschnitt hatte, wurde für eine Woche ins Gästehaus verbannt. Diese Art von Not formt den Charakter. Sie erzeugt Tatendrang. Und Tatendrang kann man sich nicht kaufen.«
Nach dem Ableben seines Vaters 1985 gründete Mr. Rump mit seinem Erbteil Rumps Große Geschäfte Inc. und begann, seine berüchtigten Luxustoiletten herzustellen.
»Ich glaube fest daran, dass man alles im Leben genießen sollte – und ich meine alles.«
Das Produkt und sein unvergesslicher Werbeslogan »Bei uns trägt jedermann ein Krönchen, sitzt er auf dem Rumpschen Thrönchen!« kamen bei der amerikanischen Bevölkerung gut an. Durch seine spätabendlichen Dauerwerbesendungen wurde er unter den Schlaflosen umgehend zum Kultstar. Die extravaganten Toiletten bescherten Mr. Rump gewissermaßen über Nacht ein eindrucksvolles Vermögen.
»Einen guten Geschäftsmann macht auch aus, dass er eine Marktlücke erkennt und sich traut, sie zu füllen. Vor mir hatte niemand den Mumm, den Stuhlgang zu einem luxuriösen Erlebnis zu machen. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das stammt von Gandhi. Glaube ich.«
Nach dem durchschlagenden Erfolg mit seinen Toiletten verschwendete Mr. Rump keine Zeit und baute sein Imperium weiter aus. 1990 eröffnete der Milliardär Rump World, einen Vergnügungspark, in dem Familien auf verdächtig geformten Wildwasserbahnen durch strudelnde Porzellanbecken sausen. 1995 gründete Mr. Rump das Filmstudio Rump Movies und produzierte Hits wie Interstinker, Spül mir das Lied vom Klo oder Larry Pömpler und die Klärgrube des Schreckens. 2001 kaufte er eine kalifornische Basketballmannschaft und benannte sie um in L.A. Lokus. Verständlicherweise gab es im Laufe der Jahre immer wieder harsche Kritik von Zartbesaiteten an Mr. Rumps Unternehmen.
»Ich habe eben ein Markenzeichen. Na und?«
Seine einträglichen Bestrebungen hätten sicher die Gier jedes gewöhnlichen Unternehmers gestillt, doch Mr. Rump war noch nicht fertig. 2009 stellte der Milliardär sein bisher ehrgeizigstes (und überraschendstes) Projekt auf die Beine: Rump Rockets, ein privates Unternehmen für Weltraumtourismus. Gegen eine kleine, sechsstellige Summe schießt Rump Rockets Multimillionärskunden über die Erdatmosphäre hinaus ins All, für das außerordentliche Erlebnis, sich in der Schwerelosigkeit zu übergeben und das Bewusstsein zu verlieren.
»Erst bei der Jungfernfahrt von Rump Rockets wurde mir bewusst: Wow. Ich bin ein vom Glück gesegneter Mann. Wie viele Menschen besitzen schon zwölf Villen, drei Superjachten, einen Vergnügungspark, ein Filmstudio, eine Basketballmannschaft, eine Flotte von Raumfähren und ein Vermögen, das größer als 99 Prozent der Weltwirtschaft ist? Drei? Vier? Maximal vielleicht fünf? Hashtag ›gesegnet‹.«
Abgesehen davon, dass er der Besitzer und CEO von Rump Rockets ist, war Mr. Rump auch der erste Zivilist, den seine Firma mit 30000 Stundenkilometern ins All geschossen hat.
»Sobald ich das Bewusstsein wiedererlangt und die Innenseite meines Helms gesäubert hatte, starrte ich hinab auf das atemberaubende Panorama der Erde und hatte die größte Offenbarung meines Lebens: Ich wollte mehr.«
Bei diesem Kommentar fiel mir der Stift aus der Hand.
»Ich meine, ich wollte mehr tun – die Erde schützen, um genau zu sein. Ich liebe diesen Planeten so sehr. Ich will alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn zu retten. Also habe ich beschlossen, meine Zuneigung in Taten umzusetzen.«
Mr. Rump streichelte liebevoll über das »RETTET DIE ERDE«-T-Shirt, das er unter seinem Jackett trug. Unterdessen färbten die CO2-Emissionen seiner Superjacht den Himmel in ein dunkles Grau.
»Nun, es gibt eine Menge Gruppen, die die Meere schützen, die Regenwälder, gefährdete Arten, bla, bla, bla. Das ist alles schon abgedeckt. Worum ich mir Sorgen mache, das sind die Bedrohungen, die wir nicht kommen sehen. Das Universum da draußen ist groß – wer weiß, was in den Schatten des Alls lauert? Wir müssen auf alles vorbereitet sein! Also habe ich eine Konferenz mit dem Firmenvorstand meiner Rump Rockets einberufen und ein paar Ideen in den Raum geworfen. Schließlich haben wir uns das revolutionäre ERASE-Programm ausgedacht.«
Eli Rumps Außerirdische Schutz-Einrichtung ist ein System aus zwölf Satelliten, die Mr. Rump rund um die Erdkugel positionieren will. Jeder Satellit wird mit einem Laser ausgestattet sein, der stark genug ist, alle Asteroiden, Kometen oder Trümmerreste zu zerstören, die bedrohlich nah herankommen. Obwohl Mr. Rump äußerst versessen darauf war, ERASE zu starten, und er das Projekt selbst finanziert hätte, benötigte das Programm die Genehmigung der US-Regierung, um fortzufahren. Aber das war kaum mehr als eine kleine Bremsschwelle für den ungeduldigen Geschäftsmann.
»Ich habe einfach meine guten Freunde im Kongress angerufen und eine Konferenz auf dem Capitol Hill angesetzt.«
Mit »guten Freunden« meint der Milliardär die 252 Kongressabgeordneten und 57 Senatoren, sowohl Demokraten als auch Republikaner, deren Wahlkampagnen sehr großzügige Spenden von Mr. Rumps kontroverser Lobbygruppe »Rump, Weiß und Blau« erhalten haben.
»Wir hatten ein wunderbares Gespräch, und ich habe ihnen meine Vision für das Programm vorgestellt. Mehr Unterstützung hätte der Kongress mir gar nicht zusichern können. Sie sagten, Eli Rumps Außerirdische Schutz-Einrichtung sei der beste Vorschlag, den sie je gehört hätten, und eine wunderbare Möglichkeit, den Planeten zu schützen. Dann sind wir alle in mein Privatflugzeug gestiegen und zum Austernessen nach Monte Carlo geflogen.«
Das müssen wirklich einzigartige Austern gewesen sein. Gerade erst letzte Woche wurde vor dem Kongress ein Votum abgehalten, um das Programm zu genehmigen. Der Vorschlag wurde noch am selben Tag von Abgeordnetenhaus und Senat durchgewinkt. Viele Leute – zumindest die vernünftigen – hofften, dass der Präsident Mr. Rumps Projekt stoppen würde. Doch unser Oberbefehlshaber unterzeichnete den Antrag, ohne zu zögern.
»Der Präsident ist auch ein guter Freund. Furchtbarer Golfspieler, aber ein guter Freund.«
Leider war das erst der Anfang der Kontroverse. Mr. Rump bekam nicht nur die Erlaubnis der US-Regierung, ERASE zu starten, sondern auch die volle Kontrolle über den Einsatz des Programms. (Ja, Sie haben richtig gelesen – die volle Kontrolle über den Einsatz.) Das größte Verteidigungssystem, das je zusammengesetzt wurde, wird nicht von Militär- oder Regierungsvertretern gesteuert werden. Stattdessen wird die Sicherheit unseres Planeten in die manikürten Hände eines besseren Toilettenverkäufers gelegt. Gott segne Amerika.
»Es ist meine Technologie. Also sollte ich derjenige sein, der sie anwendet. So einfach ist das.«
Die Reaktionen waren allerdings alles andere als einfach. Als sich die Nachricht von dieser Vereinbarung verbreitete (und man sie endlich ernst nahm), wurden die Vereinigten Staaten von Verbündeten und Gegnern gleichermaßen getadelt. Der britische Premierminister nannte die Entscheidung »gefährlich und idiotisch«. Der chinesische Staatspräsident bezeichnete ERASE als »unverantwortliches Werk des Kapitalismus«. Der deutsche Bundeskanzler warnte, es werde zu »verheerenden weltweiten Konsequenzen« führen. Der Oberste Führer Nordkoreas wertete es als »Beweis, dass die westliche Welt ihren verdammten Verstand verloren« habe.
Bei uns in Amerika wurden dieselben Bedenken geäußert wie im Ausland. Die Leiter von FBI, CIA und dem Ministerium für Innere Sicherheit unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung, die dem Präsidenten und dem Kongress dringend riet, die Entscheidung zurückzunehmen. Die Direktorin der NASA veröffentlichte ebenfalls eine Erklärung, in der sie der besorgten Öffentlichkeit versicherte, dass ihre Behörde »nie etwas entdeckt« habe, das »ein absurdes Projekt wie Eli Rumps Außerirdische Schutz-Einrichtung« rechtfertigen würde.
Mr. Rump bringen die Sorgen der Welt nicht aus der Fassung.
»Ich verstehe die Beunruhigung. Was hält mich davon ab, die Satelliten umzudrehen und die Laser gegen meine Feinde und Kritiker zu richten? Was hält mich davon ab, die gesamte Welt als Geisel zu nehmen?«
Ich hielt den Atem an, während ich darauf wartete, dass Mr. Rump seine eigene Frage beantwortete.
»Kommen Sie schon, ich bin doch reich! Warum sollte ich den Planeten zerstören wollen? Warum einen Krieg auslösen? Nein, nein, nein. Zerstörung erfordert zu viel Planung. Kriege erfordern zu viele Besprechungen. Ich will bloß den Planeten beschützen, damit ich meinen Reichtum so lange wie möglich genießen kann.«
Nachdem er grünes Licht von der Regierung erhalten hatte, begann Mr. Rump umgehend mit der Produktion von ERASE. Die ersten der zwölf Satelliten sollen am ersten April hochgeschossen werden (ja, an diesem ersten April). Auch wenn Mr. Rump schwört, dass es sich bei dem Projekt nicht um einen kolossalen Aprilscherz handle. Das Ingenieurteam von Rump Rockets arbeitet rund um die Uhr, um die Vorgaben seines Chefs zu erfüllen.
Über den Ozean hinweg, auf Rump Island, konnte ich sehen, wie das Team die Rakete baute, die die ersten von zwölf bewaffneten Satelliten ins All bringen wird. Ich konnte nicht umhin zu bemerken, dass sie auffallende Ähnlichkeit mit der Rump Super Sucker 400 hat, der elektrischen Saugglocke, die Mr. Rump zusammen mit seinen Luxustoiletten verkauft. Ich fragte ihn, ob diese Ähnlichkeit Absicht sei.
»Meine Ideen sind eben vielseitig verwendbar.«
Der Milliardär schnippte mit den Fingern, und ein fünftes Crewmitglied sprang – scheinbar aus dem Nichts – herbei, um seinen Glatzkopf mit Sonnenschutzcreme einzureiben.
»Ich weiß, dass Leute hinter meinem Rücken über mich tuscheln. Alle halten mich für eine Witzfigur. Aber Spott ist mir nicht fremd. Als ich ein Kind war, wurde ich von meinem Vater und meinen Brüdern ausgelacht. Ich wurde auch ausgelacht, als ich Rumps Große Geschäfte Inc. gegründet habe. Und nun lachen sie über Eli Rumps Außerirdische Schutz-Einrichtung. Aber wir werden sehen, wer lacht, wenn die Welt mich braucht.«
Bei dieser Bemerkung wurde Mr. Rumps selbstbewusstes Grinsen von einem finsteren, eher rachsüchtigen Blick abgelöst. Das war untypisch für den großspurigen Milliardär, als ob ein komplett anderer Mann vor mir säße. Ich fragte den Magnaten, ob er ein Szenario beschreiben könne, in dem die Welt ihn brauchen werde. Warum gab Mr. Rump überhaupt Milliarden von Dollar für ein Weltraumprojekt aus, das die NASA für nutzlos hielt?
»Nur weil die NASA sie nicht gesehen hat, heißt das nicht, dass sie nicht kommen.«
Der bedeutungsschwangere Kommentar ließ mich aufhorchen. Ich fragte Mr. Rump, ob er glaube, dass bisher nicht erkannte Asteroiden oder Kometen auf die Erde zusteuerten.
»Oder etwas anderes.«
Der Milliardär wollte es nicht weiter ausführen. Doch da war ein unverkennbares Funkeln in seinen Augen, als er mich hängen ließ. Ein Schauder überlief mich angesichts seiner Verschlossenheit, und ich verstand, dass unser Interview beendet war. Ich verließ die Hades mit mehr Fragen als Antworten, aber vor allem eine Frage lässt mich seit unserem Gespräch nicht mehr los:
Ist Mr. Rump bloß ein privilegierter Mann, der sich über sein neues Spielzeug freut? Oder weiß der Milliardär etwas über das Universum, das er uns nicht verrät?
Die Zeit wird es zeigen.
Seit sie 1986 während eines Tornados als Zufluchtsstätte genutzt worden war, hatte die Turnhalle der Cherokee-Springs-Mittelschule nicht mehr eine solche Panik erlebt. Dutzende von angespannten Schülern eilten hektisch in einem Labyrinth aus Klapptischen umher, um ihren Wissenschaftsprojekten den letzten Schliff zu geben. Die Geräusche heftender Tacker, lochender Locher und abgerissener Klebebänder hallten wie eine chaotische Symphonie von den Betonwänden wider. Die Luft war erfüllt von den schwindelerregenden Gerüchen von Heißklebern und Filzmarkern und von den körperlichen Ausdünstungen Vorpubertierender. Es war ein Wunder, dass niemand in Ohnmacht fiel.
»Entschuldigung? Darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten?«
Principal Dunkin – mehr Schnäuzer als Mann – klopfte auf das Mikrofon vorne in der Turnhalle, um sich bemerkbar zu machen. Der Rektor war kleiner als die Hälfte der Schülerschaft und musste sich auf einen Stapel Lehrbücher stellen, um an das Mikro zu kommen.
»Dies ist eure Fünf-Minuten-Warnung. Ich wiederhole, dies ist eure Fünf-Minuten-Warnung«, sagte er. »Wenn der Handyalarm ertönt, muss jegliche Arbeit sofort eingestellt werden. Ich wiederhole, sofort eingestellt. Jeder, der sich nicht daran hält, wird automatisch vom Wettbewerb ausgeschlossen. Ja, auch DU, Mr. Zyskowski!«
Die Fünf-Minuten-Warnung versetzte die Turnhalle in helle Aufregung, als ob in einem Raum voller Kakerlaken das Licht angeknipst worden wäre. Ein Achtklässler kreischte auf, als er versehentlich seinen Miniatur-Heißluftballon in Brand setzte. Eine Sechstklässlerin brach in Tränen aus, als ihr Eisstiel-Katapult sich selbst durch den Raum schleuderte. Zwei Siebtklässler veranstalteten ein Tauziehen um ein Verlängerungskabel, bis es auseinanderriss. Lehrer wachten über die nervösen Kinder wie Linebacker beim Football und drehten ihre Runden mit jederzeit einsatzbereiten Verbandskästen.
»Hat jemand einen Hamster mit Fallschirm gesehen?«, fragte ein Junge aus der Sechsten.
»Wer hat in meine Kartoffelbatterie gebissen?«, rief ein Mädchen aus der Siebten.
»Der Teppich ist für Reibungselektrizität gedacht, nicht für deine Schuhe!«, schrie jemand aus der Achten.
»Wer hat die Schlange in Bellas Ökosystem getan?«, fragte ein Lehrer.
In all dem Wahnsinn gelang es einem Kind in der hintersten Reihe, relativ ruhig und gefasst zu bleiben.
Der elfjährige Roswell Johnson war aus mehreren Gründen nicht wie die anderen an der Cherokee-Springs-Mittelschule. Er war einer der wenigen Schwarzen Schüler dort. Außerdem war er der einzige Siebtklässler, der die sechste Klasse übersprungen hatte. Und, nach den panischen Gesichtern um ihn herum zu urteilen, war er der Einzige, der für den Wissenschaftswettbewerb bereit war. Roswell war auch der einzige Schüler, der sich besonders angezogen hatte, um Eindruck auf die Jury zu machen. Sein blaues Sakko und die rote Fliege stachen in einem Meer aus Flip-Flops und Marvel-T-Shirts heraus.
»Ab welcher Menge gilt Quecksilber als giftig?«, fragte eine Siebtklässlerin.
»Zwanzig Dollar, wenn mir jemand seinen Handy-Hotspot zur Verfügung stellt!«, rief ein Achtklässler.
»Nimm deine Petrischalen von meinem Periodensystem!«, schrie eine Sechstklässlerin.
»Vermisst jemand einen Hamster mit Fallschirm?«, fragte eine Lehrerin.
Roswell nestelte an seiner Fliege, während er seine aufgeregten Mitschüler beobachtete. Er hätte nicht besser vorbereitet sein können – er hatte seine gesamte Präsentation im Kopf und freute sich ernsthaft darauf, seine Forschungsergebnisse zu zeigen. Und dennoch, die chaotische Stimmung war ansteckend. Roswell musste ein paarmal tief durchatmen, um die Nerven zu bewahren.
»Du packst das, Ros«, flüsterte er sich zu. »Du kannst das doch in- und auswendig. Entspann dich einfach, halte Blickkontakt, beschränk die Flachwitze auf ein Minimum und riech vor der Jury nicht an deinen Achselhöhlen.«
Eine riesige aufklappbare Präsentationswand stand auf dem Tisch neben Roswell. Darauf hatte er oben in großen blauen Buchstaben geschrieben: GIBT ES AUSSERIRDISCHE? DER BEWEIS IST IRGENDWO DA DRAUSSEN! Die Pappe war mit Fotos von angeblichen Ufo-Sichtungen, bunten Alien-Zeichnungen und einer Collage prominenter Augenzeugen dekoriert. Außerdem gab es eine lange Zeitachse, an die ausgeschnittene Schlagzeilen, Zeitschriftenartikel, Karten, Polizeiberichte und Bilder historischer Bauwerke geheftet waren. Roswell hatte das Ganze sogar mit einer grünen Weihnachtslichterkette gerahmt und ein paar fliegende Untertassen aus Alufolie aufgehängt, um der Präsentation etwas paranormalen Pfiff zu verleihen.
»Denk dran, was Gran und Pops gesagt haben«, flüsterte Roswell sich zu. »Was immer geschieht, vergiss nicht, Spaß zu haben. Wenn die Präsentation mir selbst gefällt, wird sie der Jury auch gefallen. Aber amüsier dich nicht zu sehr. Niemand mag aufgeblasene Verschwörungstheoretiker.«
Die ersten Akkorde von Elton Johns Song »Tiny Dancer« schallten aus Principal Dunkins Handylautsprecher, und es wurde totenstill in der Turnhalle.
»Das ist der Alarm«, verkündete der Rektor. »Alles liegen lassen. Ich wiederhole, alles liegen lassen. Damit meine ich DICH, Mr. Zyskowski!«
Alle Schüler stöhnten auf und traten widerwillig einen Schritt von ihren Projekten weg.
»Bevor wir anfangen, möchte ich alle beim Sechsundvierzigsten Jährlichen Wissenschaftswettbewerb der Cherokee-Springs-Mittelschule willkommen heißen«, sagte Principal Dunkin. »Unsere Schultherapeutin, Dr. Gordon, hat mich gebeten, euch daran zu erinnern, dass jeder hier ›ein Gewinner ist‹. Und dass man ›unmöglich verlieren kann, wenn man sich für Wissenschaft interessiert‹. Allerdings wird nur einer von euch den großen Preis bekommen, einen zweitägigen All-inclusive-Aufenthalt im Rump-World-Familienpark auf Rump Island, Florida!«
Die ganze Turnhalle jubelte. Auch wenn niemand aufgeregter war als Roswell. Noch nie in seinem Leben hatte er den Staat Oklahoma verlassen. Ein Ausflug zu einem trubeligen Vergnügungspark mit unzähligen wilden Fahrgeschäften, unendlich viel Fastfood und überteuerten Fanartikeln war genau das Abenteuer, von dem er immer geträumt hatte.
»Die Cherokee-Springs-Mittelschule möchte ein großes Dankeschön an Mendez Mechanics aussprechen, die diesen Preis gespendet haben. ›Von Abgasuntersuchungen zu Ölwechseln, Mendez Mechanics erfüllen alle Bedürfnisse eurer Eltern rund um das Auto‹«, las Principal Dunkin von einem Kärtchen ab. »Und jetzt ist es mir ein Vergnügen, unseren ganz besonderen Gastjuror vorzustellen. Ihr kennt ihn aus den Nachrichten und von örtlichen Festzügen, bitte begrüßt herzlich den ehemaligen NFL-Quarterback und Besitzer des Monstertruck-Steakhauses, den Mann, der Cherokee Springs seit 1992 gedient hat, unseren Bürgermeister, Mayor Sam Shallows!«
Unvermittelt flogen die Flügel der Turnhallentür auf. Ein heftiger warmer Windstoß fuhr ins Innere und fegte viele der Wissenschaftspräsentationen von den Tischen. Die blendende Oklahoma-Sonne schien herein, und vor ihr zeichnete sich ein gewaltiger Schatten im Türrahmen ab.
»Howdy-ho, zukünftige Wähler!«
Mayor Shallows, ein Ungetüm von einem Mann, passte kaum durch den Eingang. Er war ein älterer Herr mit einem üppigen weißen Bart. Er trug einen weißen Cowboyhut, einen weißen Anzug, eine weiße Schnürsenkel-Krawatte und ein Paar weißer Cowboystiefel mit Sporen, die bei jedem Schritt klimperten. Wären da nicht die roten Flecken auf seinem Gesicht gewesen, hätte Roswell den Bürgermeister glatt für einen Yeti gehalten.
»Wir möchten außerdem Mayor Shallows Teamleiterin, Ms. Crabtree, und seinen Fotografen, Mr. Ace, willkommen heißen«, sagte Principal Dunkin.
Bis jetzt hatte keiner der Schüler die Mitarbeiterin und den Fotografen bemerkt, die dem riesigen Bürgermeister folgten. Sie sahen beide sehr zierlich aus und zitterten in der Gegenwart ihres Chefs, als ob Mayor Shallows jederzeit zu ihnen herumfahren und einen von ihnen verschlingen könnte.
»Ich danke Mayor Shallows und seinem Team, dass sie sich trotz ihres vollen Terminplans im Rathaus großzügigerweise die Zeit genommen haben, hier mit uns …«
Mayor Shallows riss Principal Dunkin das Mikrofon aus der Hand.
»Es ist mir immer eine Ehre, unserer Gemeinde zu Diensten zu sein«, sagte der Bürgermeister. »Ich weiß, ein so berühmter und so mächtiger Mann wie ich kann schnell einschüchternd wirken – aber ich verspreche euch, dass ich nicht beiße. Außer die, die bei der Wahl gegen mich antreten. HIIHAA!«
Mayor Shallows lachte lauthals über seinen eigenen Witz. Niemand lachte mit ihm, außer Ms. Crabtree und Mr. Ace. Die Mitarbeiter gaben glucksende Laute von sich, als würde jemand unsichtbar den Heimlich-Griff bei ihnen anwenden, um sie vor dem Ersticken zu bewahren. Es wirkte recht schmerzhaft.
»Ganz im Ernst, mein Team und ich können es kaum erwarten zu sehen, was die klugen jungen Köpfe von morgen heute für uns bereithalten. Es ist ein hochgradiges Privileg, sich für eine Generation zu engagieren, die die Welt unzweifelhaft zu einem besseren Ort machen wird. Ihr seid die Zukunft. Jetzt lasst uns schnell machen. Ich muss in einer halben Stunde zur Eröffnungszeremonie eines Schlachthofs.«
Mayor Shallows warf Principal Dunkin das Mikrofon wieder zu, und der Sechsundvierzigste Jährliche Wissenschaftswettbewerb der Cherokee-Springs-Mittelschule hatte offiziell begonnen. Der zierliche Rektor führte den massigen Bürgermeister durch die Klapptischreihen, und einer nach dem anderen präsentierten die Schüler ihre Projekte.
Die erste Kandidatin war eine Sechstklässlerin mit offenen Zöpfen. Sie hielt ein Terrarium mit einem kleinen Frosch, der in flachem Wasser saß.
»Mein Projekt beantwortet die gewagte Frage: Kann man einen Frosch dressieren?«, sagte sie. »Nachdem ich meinen Frosch – Harry Styles den Zweiten – eine Woche lang mit Leckerlis und Bauchkraulen bestochen habe, damit er Kunststücke vollbringt, kam ich zu einem erstaunlichen Ergebnis. Passen Sie gut auf … Sitz! Bleib! Roll herum! Fang! Wie Sie an Harrys Mangel an Interesse und seinem grimmigen Blick erkennen können, beweist mein Experiment, dass Frösche nicht dressiert werden können, allerdings leicht zu verärgern sind.«
»Klingt ganz nach dem Stadtrat. HIIHAA!«, lachte Mayor Shallows. »Gute Arbeit.«
»Weiter!«, sagte Principal Dunkin und brachte den Bürgermeister zum nächsten Tisch.
»Mein Projekt beweist, dass die physikalischen Gesetze gebrochen werden können«, sagte ein Achtklässler in einem Footballtrikot. »Sehen Sie diese Magnete? Wenn ich sie zehn Zentimeter voneinander entfernt hinlege, dauert es genau null Komma fünf Sekunden, bis sie sich miteinander verbinden. Aber wenn ich einem die Spielerkleidung der Kansas City Chiefs in Miniatur anziehe und dem anderen die der Denver Broncos, dann bewegen sich die Magnete kein Stück! Die Physik mag ja stark sein, aber nichts ist mächtiger als die Rivalität zweier Sportmannschaften. Go Chiefs!«
»Bist du sicher, dass die Kleidung die Magnete nicht einfach schwerer macht?«, fragte Principal Dunkin.
»Ehrlich gesagt finde ich, der junge Bursche hat ein stichhaltiges Argument«, sagte Mayor Shallows. »Manche Gegensätze sind nicht dafür bestimmt, sich anzuziehen – und sie sollten dort bleiben, wo sie hingehören.«
»Der Nächste!«, rief Principal Dunkin.
»Ich habe herausgefunden, dass Nagetiere Vorlieben haben, genau wie Menschen«, sagte eine schlaksige Siebtklässlerin. »Als ich ein Stück Käse in die Mitte dieses Papplabyrinths gelegt habe, brauchte die Maus eine Minute, um das Essen zu finden. Aber als ich einen Löffel voll Erdnussbutter in die Mitte legte, schaffte die Maus dasselbe Labyrinth in dreißig Sekunden. Als Nächstes habe ich das Experiment noch mal mit Musik durchgeführt. Als ich Taylor Swift spielte, brauchte die Maus nur fünfundzwanzig Sekunden, um die Erdnussbutter zu finden. Aber als ich Nickelback gespielt habe, hat die Maus ein Loch in die Wand des Labyrinths gefressen und ist davongelaufen.«
»Jemand sollte mich bei der kommenden Wahl daran erinnern, dass ich Erdnussbutter und Taylor Swift in die Wahllokale schicke. HIIHAA!«, lachte Mayor Shallows. »Sehr gute Arbeit.«
»Der Nächste!«
»Für mein Projekt wollte ich feststellen, ob ständig vor dem Bildschirm zu hocken wirklich so schlecht ist, wie meine Mom behauptet«, sagte ein Sechstklässler mit hervorstehenden Augen. »Während des letzten Monats habe ich zweihundertfünfzig Stunden vor meinem iPad verbracht. Ich habe zwanzig Serienstaffeln angesehen und fünfzehn Spiele von Anfang bis Ende durchgespielt. Es freut mich zu berichten, dass mein Sehvermögen exakt in derselben Kondition ist wie vor vier Wochen und dass meine Mom falschliegt.«
»Ähmmm … junger Mann?«, sagte Mayor Shallows. »Du redest mit einem Mülleimer.«
»Wir stehen hier drüben, Mr. Lewis«, sagte Principal Dunkin.
»Oh«, sagte der Schüler und drehte sich in die richtige Richtung. »In dem Fall sollte ich meine Befunde wohl noch einmal überdenken.«
»Der Nächste!«
»Mein Projekt beweist, dass Mücken von bestimmten Blutgruppen mehr angezogen werden als von anderen«, sagte eine sich ständig kratzende Achtklässlerin mit roten Beulen am ganzen Körper. »Meine Blutgruppe ist B negativ, und die von meinem kleinen Bruder ist 0 positiv. Letzte Nacht haben wir in einem Zimmer mit einem Dutzend frei fliegender Mücken geschlafen. Heute Morgen bin ich mit elf Mückenstichen aufgewacht und mein Bruder mit über zweihundert! Apropos, mein Bruder sollte eigentlich auch hier sein, aber er ist im Krankenhaus.«
»Ausgezeichnete Arbeit, kleine Dame«, sagte Mayor Shallows. »Schmier etwas Salbe darauf.«
»Der Nächste!«
»Ich habe aus Backpulver und Essig einen Vulkan erschaffen!«, sagte ein Sechstklässler mit Zahnspange.
Principal Dunkin und Mayor Shallows warteten darauf, dass er es weiter ausführte, doch der Junge hatte sonst nichts zu sagen.
»Willst du uns vielleicht erklären, warum?«, fragte der Rektor.
Der Junge zuckte mit den Achseln. »Weil meine Eltern gesagt haben, dass man das für den Wissenschaftswettbewerb so macht.«
»Nun, ich schätze einen jungen Mann, der Traditionen aufrechterhält«, sagte Mayor Shallows.
»Außerdem haben meine Eltern für Sie gestimmt«, sagte der Junge. »Sie meinten, das soll ich erwähnen.«
»Du kommst offensichtlich aus einer Familie mit ausgezeichnetem Geschmack«, sagte der Bürgermeister. »Hervorragende Arbeit.«
Mayor Shallows zwinkerte dem Jungen zu und klopfte ihm auf den Rücken. Roswell fragte sich, ob er dem Bürgermeister auch erzählen sollte, Gran und Pops hätten für ihn gestimmt, auch wenn er sicher wusste, dass sie das nicht getan hatten.
»Der Nächste!«
Der Bürgermeister und der Rektor schlängelten sich durch die Reihen und inspizierten jedes einzelne Wissenschaftsprojekt. Es war ein Wald aus Pappmaché-Kreationen, batteriebetriebenen Apparaten und Präsentationswänden mit Überschriften wie RETTET DIE BIENEN! NUTZT DAS FESTNETZ! oder DU STINKST: WAS DIR DEIN KÖRPERGERUCH VERRÄT oder GRILLENMEHL UND LINSEN: DAS ESSEN DER ZUKUNFT oder FAXGERÄTE, PLATTENSPIELER, VIDEOREKORDER UND ANDERE URALTE TECHNIK oder KLIMAWANDEL IST NICHT COOL, BRO!
In der hintersten Reihe wurde Roswell immer aufgeregter und gespannter, als er die Präsentationen seiner Altersgenossen sah. Er fand die Themen vorhersehbar, die Recherchen dürftig und die Ergebnisse offensichtlich – sie boten nichts, was eine schnelle Google-Suche nicht auch zutage gebracht hätte –, aber sein eigenes Projekt hielt Roswell für spannend, informativ und einzigartig. Womöglich hatte er eine bessere Chance, den Ausflug nach Rump World zu gewinnen, als er gedacht hatte.
»Der Nächste!«
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kamen Mayor Shallows und Principal Dunkin in der letzten Reihe an. Jetzt war es an Roswell, sein Projekt zu präsentieren, und ein Adrenalinstoß fuhr durch seinen Körper.
Seltsamerweise wich Mayor Shallows’ heiteres Grinsen einem missbilligenden Gesichtsausdruck, sobald sein Blick auf Roswell fiel. Und seine Stirn legte sich noch stärker in Falten, als er GIBT ES AUSSERIRDISCHE? DER BEWEIS IST IRGENDWO DA DRAUSSEN! auf Roswells Pappwand las.
»O Mann«, murmelte der Bürgermeister vor sich hin. »Jetzt bin ich ja mal gespannt.«
»Einen schönen Nachmittag, Mayor Shallows«, sagte Roswell. »Bevor ich beginne, habe ich eine Frage an Sie. Warum kommt ein Neutron nicht am Türsteher vorbei? Weil die Party nur für geladene Gäste ist! Kapiert? Kapiert?«
Der Bürgermeister starrte ihn noch weniger begeistert an als eine Statue. Roswell bereute sogleich, dass er mit einem Witz angefangen hatte, und machte schnell weiter.
»Mein Name ist Roswell Johnson, und es ist mir ein Vergnügen, Ihnen heute mein Projekt vorzustellen.«
»Du heißt Roswell? Wie die Stadt?«, höhnte Mayor Shallows.
»Genau genommen heiße ich Roswell nach dem größten Regierungsgeheimnis aller Zeiten!«, sagte Roswell mit theatralischer Geste. »Aber dazu komme ich gleich noch. Ich will die fliegende Untertasse nicht vor den Kernreaktor spannen. Kapiert? Kapiert? Das wäre wie den Karren vor das Pferd zu spannen.«
Mayor Shallows blickte auf seine goldene Rolex.
»Ich habe nicht mehr viel Zeit«, sagte er. »Besser, du legst mal los.«
»Äh … ja, klar«, sagte Roswell und räusperte sich. »Für mein Projekt habe ich die tiefgründigste Frage der Menschheitsgeschichte gestellt: Sind wir allein im Universum? Seit die Menschen erstmals ihren Kopf zum Nachthimmel heben konnten, haben wir uns gefragt, ob es da draußen noch jemanden gibt. Und ich garantiere Ihnen, Mr. Mayor, wenn ich mit meiner Präsentation fertig bin, werden Sie daran glauben, dass wir garantiert nicht allein sind!«
Mayor Shallows zog eine Augenbraue hoch. »Was hat das mit einem Wissenschaftsprojekt zu tun?«
»Nun, in der Wissenschaft geht es darum, Daten zu sammeln und eine Theorie aufzustellen – und genau das habe ich getan«, sagte Roswell. »Ich habe genauso viele Indizien zur Stützung meiner Theorie gesammelt wie meine Mitschüler – wenn nicht mehr.«
Mayor Shallows schnaubte. »Das werden wir noch sehen. Mach weiter.«
Die Unhöflichkeit des Bürgermeisters überraschte Roswell, umso mehr, weil er die anderen Schüler ausnahmslos freundlich behandelt hatte. Roswell war schon klar, dass das Konzept seiner Präsentation nicht einfach zu vermitteln war. Er wusste, dass er die Jury erst überzeugen musste, sich dafür zu begeistern. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass sein Publikum derart hart zu knacken sein würde. Aber Roswell ließ sich durch den Bürgermeister nicht entmutigen. Er atmete tief durch und präsentierte sein Projekt genau so, wie er es geprobt hatte.
»Das Universum«, sagte Roswell und machte erneut eine theatralische Geste. »Astronomen schätzen, dass es über hundert Milliarden Planeten in unserer Galaxie gibt und über hundert Milliarden Galaxien im uns bekannten Universum. Selbst wenn die Chancen für die Existenz außerirdischen Lebens nur eins zu einer Milliarde wären, dann wären das bei so hohen Zahlen immer noch Billionen von Chancen! Da stellt sich die Frage: Warum fällt es den Menschen so schwer, an Außerirdische zu glauben?«
»Weil sie gesunden Menschenverstand haben?«, schlug Mayor Shallows vor.
»Nein – aus Angst! In Filmen, Fernsehserien und Büchern sind Außerirdische zum größten Teil als feindselige Wesen dargestellt worden. Das breite Publikum ist durch Gehirnwäsche dazu konditioniert worden, sie zu fürchten. Die Vorstellung ist für sie so schreckenerregend, dass die meisten sich dazu entscheiden, sie komplett zu ignorieren. Aber wenn Aliens uns zerstören wollten, hätten sie es inzwischen sicher längst getan! Im Gegenteil, Beweismaterial deutet darauf hin, dass sie der Menschheit seit Tausenden von Jahren geholfen haben, statt uns zu schaden.«
»Junger Mann, die Menschen glauben nicht an Aliens, weil es keine Beweise für sie gibt.«
»Jedenfalls nicht mit dieser Einstellung, Mr. Mayor«, stichelte Roswell. »Um Beweise finden zu können, müsste man sich ja erst mal näher mit der Sache beschäftigen. Deshalb hoffe ich, dass Sie neugierig sind, Mr. Mayor, denn hier gibt es jede Menge zu entdecken.«
Enthusiastisch drehte sich Roswell zu seiner Präsentationswand um. Er zeigte auf die Illustration eines scheibenförmigen Raumschiffs, das in der Mitte einer Wüste abgestürzt war. Das Bild hing neben einem alten Zeitungsausschnitt:
»Ich möchte meine Präsentation mit dem berühmtesten Aufeinandertreffen aller Zeiten beginnen – ich spreche vom Jackpot, dem Heiligen Gral, der Beyoncé aller Verschwörungen: Roswell, New Mexico!«, sagte er. »An einem Junimorgen im Jahr 1947 machte ein nichts ahnender Viehzüchter eine seltsame Entdeckung auf seinem Wüstengrundstück. Als er aufwachte, war seine Ranch mit Trümmern übersät – eine Art Flugzeug war auf sein Land gestürzt! Doch das Material der metallischen Wrackteile war anders als alles, was der Viehzüchter je gesehen hatte. Es schimmerte wie Glas, es war dünn wie Alufolie, es war biegsam wie Gummi, und es war hart wie ein Stein.
Der Viehzüchter brachte eine Probe der Trümmerstücke zum örtlichen Sheriff, der nach der Inspektion ebenso verwirrt war. Die verdutzten Männer kontaktierten Roswell Army Air Field, den nahe gelegenen Militärflugplatz, um herauszufinden, ob sie dort wussten, woher das Wrack stammte. Nachdem die Luftwaffe die Proben untersucht hatte, veranlasste sie eine gründliche Inspektion des Grundstücks rund um die Ranch. Sie ließ alle Wrackteile einsammeln und zur weiteren Untersuchung an einen geheimen Ort bringen. Am nächsten Tag gab ein Sprecher der Armee, Major Jesse Marcel, ein Interview, das die Welt für immer veränderte! Major Marcel teilte der Lokalpresse mit, das Militär der Vereinigten Staaten habe das Wrack einer fliegenden Untertasse gefunden!
Die Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer und löste eine landesweite Panik aus! Die amerikanische Bevölkerung fürchtete, eine Invasion der Aliens stünde unmittelbar bevor! Das Militär der Vereinigten Staaten wusste, dass schnell etwas getan werden musste, um das Volk zu beruhigen. Also zogen sie Major Marcels Aussage zurück und sagten, die ganze Sache sei ein großes Missverständnis gewesen. Sie behaupteten, die Wrackteile stammten nicht von einer fliegenden Untertasse, sondern von einem einfachen Wetterballon.«
»Klingt nach einer vernünftigen Erklärung«, sagte Mayor Shallows.
»Vielleicht«, sagte Roswell. »Aber viele, die 1947 am Roswell Army Air Field arbeiteten, sind an die Öffentlichkeit gegangen und haben die offizielle Behauptung der Armee angefochten. Sie sagten, auf der Ranch sei definitiv eine fliegende Untertasse gefunden worden – und es sei auch nicht das Einzige gewesen, was an jenem Tag entdeckt wurde. Den Mitarbeitern zufolge fand man außerdem die Leichen von vier menschenartigen Wesen! Sie haben die Wesen als knapp einen Meter groß und von dünner Statur beschrieben, mit grauer Haut, großen schwarzen Augen und nur vier Fingern an jeder Hand.«
Mayor Shallows verdrehte die Augen. »Natürlich haben sie das.«
»Lassen Sie uns für einen Moment mal annehmen, das Militär habe die Wahrheit gesagt und sie hätten wirklich nur einen Wetterballon auf der Ranch gefunden. Warum sollte ein hoch angesehener Offizier wie Major Marcel der Presse dann so eine haarsträubende Lüge auftischen? Und warum würden die Mitarbeiter des Militärflugplatzes ihre Karriere und ihren Ruf aufs Spiel setzen, um Major Marcels ursprüngliche Behauptung zu stützen?«
»Viele Kleinstädte lassen sich solche Märchen einfallen, um den Tourismus anzukurbeln«, sagte Mayor Shallows. »Wie das Seeungeheuer von Loch Ness oder der Bigfoot.«
»Kann sein«, sagte Roswell. »Wenn der Roswell-Zwischenfall der einzige Zwischenfall seiner Art gewesen wäre, würde ich vielleicht auch daran glauben, dass es ein Schwindel ist. Aber der Roswell-Zwischenfall ist bloß einer von vielen, die auf der ganzen Welt passiert sind! Und wie wir alle wissen: Wo Rauch ist, ist auch Feuer! Sie treten vielleicht besser einen Schritt zurück, Mr. Mayor, denn ich werde jetzt eine Menge Rauch in Ihre Richtung blasen!«
Roswell zeigte auf das Foto eines Ehepaars aus den 1960ern. Der Mann war Schwarz, die Frau weiß, und sie posierten mit ihrem Dackel. Das Foto hing neben einem Zeitungsartikel:
»Es geschah an einem späten Abend im Herbst 1961«, sagte Roswell. »Betty und Barney Hill kamen gerade mit ihrem Hund Delsey aus einem Urlaub an den Niagarafällen. Während sie die Landstraße entlangfuhren, bemerkten sie ein seltsames Licht am Himmel. Merkwürdigerweise schien das Licht ihnen zu folgen – es wurde langsamer, wenn sie langsamer wurden, und hielt an, wenn sie hielten. Das Ehepaar fuhr an den Straßenrand und stieg aus dem Auto, um sich das Licht besser anschauen zu können. Schnell wurde ihnen klar, dass es sich bei dem Objekt nicht um ein Flugzeug, einen Helikopter oder einen Satelliten handelte, sondern um eine fliegende Untertasse! Genau wie die, die beim Roswell-Zwischenfall beschrieben wurde!
Das Letzte, woran sich die Hills von ihrer Begegnung erinnerten, war, dass die Untertasse vor ihnen auf der Straße landete. Zwei Stunden später wachten sie in ihrem Auto auf – und zu ihrem Erstaunen waren sie über 55 Kilometer von der Stelle entfernt, an der sie geparkt hatten!
In den folgenden Jahren machte das Paar eine Hypnose-Therapie, um sich die verlorene Zeit wieder ins Gedächtnis zu rufen. Während dieser Sitzungen legten sie Erinnerungen daran frei, entführt und Experimenten unterzogen worden zu sein, und zwar von menschenartigen Wesen mit – Sie haben es sicher schon erraten, Mr. Mayor – dünner Statur, grauer Haut, großen schwarzen Augen und nur vier Fingern an jeder Hand. Genau wie die Leichen, die bei – sagen Sie es mit mir zusammen, Mr. Mayor – dem Zwischenfall in Roswell, New Mexico, gefunden wurden! Seit der Geschichte der Hills 1965 sind zwei Millionen Menschen an die Öffentlichkeit getreten und haben von ähnlichen Entführungserfahrungen berichtet.«
»Um Aufmerksamkeit zu bekommen, erzählen die Leute alles Mögliche«, sagte Mayor Shallows.
»Manche Leute, vielleicht«, sagte Roswell. »Aber die Einzigen, die von Bettys und Barneys Entführung wussten, waren ihre Therapeuten und enge Freunde. Die Hills wurden nur deshalb berühmt, weil der Boston Traveler eine Reportage über sie veröffentlichte. Und denken Sie daran, das ist in den frühen Sechzigern passiert. Betty und Barney waren ein Paar mit unterschiedlichen Hautfarben, inmitten der Bürgerrechtsbewegung! In sechsunddreißig Staaten war so eine Ehe damals noch verboten! Das Letzte, was sie wollten, war wohl landesweite Aufmerksamkeit.«
Bei den Worten »Paar mit unterschiedlichen Hautfarben« verzog Mayor Shallows das Gesicht. »Vielleicht hat der Stress ihres alternativen Lebensstils Halluzinationen bei ihnen hervorgerufen«, sagte er.
»Ähm … ich schätze, das wäre möglich«, sagte Roswell. »Obwohl Halluzinationen normalerweise ganz individuelle Erfahrungen sind. Und ich bezweifle, dass eine Halluzination von Tausenden von Menschen auf einmal geteilt werden kann – was mich zu meiner nächsten Geschichte bringt!«
»Mr. Johnson? Wie lange wird diese Präsentation noch dauern?«, fragte der Bürgermeister.
»Oh, das Beste kommt jetzt erst noch!«, sagte Roswell.
Offensichtlich wurde Mayor Shallows unruhig und wollte die Präsentation enden sehen, doch Roswell war immer noch zuversichtlich, dass er ihn für sich gewinnen konnte. Außerdem war Roswell gerade richtig in Fahrt – selbst wenn er gewollt hätte, hätte er jetzt nicht aufhören können.
Roswell zeigte auf ein Foto des US-Kapitols. Eine Ansammlung von sieben scheibenförmigen Objekten schwebte über dem gewaltigen Kuppeldach. Das Foto hing neben einem Zeitungsartikel:
»Es war 1952 in Washington, D.C.«, sagte Roswell. »Auf dem Radar der Andrews Air Force Base wurde eine Gruppe von Ufos entdeckt. Die Objekte bewegten sich mit über 150 Stundenkilometern auf D.C. zu! Als Düsenjäger zum Ort des Geschehens geschickt wurden, verschwanden die Ufos! Sobald die Flieger zum Militärstützpunkt zurückkehrten, tauchten die Objekte wieder auf, flogen über das Weiße Haus und das Kapitolgebäude! Anschließend lösten sie sich in Luft auf und hinterließen keine Spuren. Auf einer Pressekonferenz bestätigte General John A. Samford, dass die Objekte nicht zur Luftwaffe der Vereinigten Staaten gehörten. Bis heute weiß niemand, was das war.«
»Damals konnte man sich noch sehr leicht täuschen«, sagte Mayor Shallows. »Zum Glück haben wir jetzt bessere Technologien. Die Leute sind nicht mehr so schnell verwirrt.«
»Das ist die perfekte Überleitung zu meinem nächsten Punkt, Mr. Mayor!«, sagte Roswell und zeigte auf einen weiteren Zeitungsausschnitt auf seiner Wand:
»Auch wenn die berüchtigtsten Begegnungen schon mehrere Jahrzehnte her sind, gibt es bis heute noch Ufo-Sichtungen«, sagte Roswell. »2017 veröffentlichte die New York Times eine Reportage über ein geheimes US-Militär-Programm, das nicht identifizierte fliegende Objekte erforschte! Die Times hat dazu online sogar Videos der US-Luftwaffe gepostet, die von Kameras aufgenommene Ufos zeigten! Und vor Kurzem, im Sommer 2023, sagten die pensionierten Armeeangehörigen David Grusch, Ryan Graves und David Fravor vor dem Kongress über Ufos und das nicht menschliche Biomaterial aus, das an den Absturzstellen gefunden wurde!«
»Angeblichen Absturzstellen«, sagte der Bürgermeister.
»Natüüürlich. Angeblichen Absturzstellen.« Roswell zwinkerte dem Bürgermeister zu, doch er zwinkerte nicht zurück.
»Danke, Mr. Johnson. Ich habe genug gehört.«
»Ich bin gleich fertig, Mr. Mayor! Ich schwör’s!«
Roswell zeigte auf eine Collage an seiner Präsentationswand, die aus Fotos von historischen Bauwerken und uralten Kunstwerken zusammengesetzt war.
»Falls diese neuzeitlichen Ereignisse Sie nicht überzeugt haben, dann werfen Sie einmal einen Blick auf die Geschichte! In fast jeder Kultur und Religion gibt es Geschichten über alte Boten, die der Menschheit Wissen und Werkzeuge zum Überleben schenkten, und in den meisten dieser Geschichten kamen die Boten vom Himmel! Könnten die Engel und Propheten, die in der Bibel, dem Tanach und dem Koran beschrieben werden, tatsächlich Außerirdische gewesen sein?«
»Mr. Johnson?«
»Es gibt auch Hieroglyphen in Ägypten, Felsritzungen überall in Nordamerika und Zeichnungen aus dem alten China, die Fluggeräte und menschenartige Wesen abbilden, die den beim Roswell-Zwischenfall beschriebenen Untertassen und Wesen auf unheimliche Weise ähneln. Von der ›Holy Ghost‹-Gruppe im Canyonlands-Nationalpark in Utah zu der Felsbildkunst in den Höhlen von Kimberley in Westaustralien und den Nazca-Linien in der peruanischen Wüste – es ist mehr als deutlich, dass Naturvölker rund um den Globus etwas Außergewöhnlichem ausgesetzt waren!«
»MR. JOHNSON!«
»ZUM SCHLUSSALSO, MR. MAYOR!«, sagte Roswell und wies mit einer Geste auf die gesamte Präsentationswand. »Wenn wir unsere Egos zurückstellen und unsere Ängste ablegen, wenn wir uns auf das konzentrieren, was gesagt wird, statt darauf, wer es sagt, wenn wir uns darauf einigen, dass es so etwas wie immer wiederkehrende Zufälle nicht gibt, dann stehen wir vielleicht vor der größten Entdeckung in der Geschichte der Menschheit! Und was könnte die Welt besser einen als das? Okay, jetzt bin ich fertig.«
Roswell wusste nicht, welche Haltung er am Ende seiner Präsentation einnehmen sollte, deshalb lächelte er bloß und stemmte unbeholfen seine Hände in die Hüfte wie ein Superheld. Mayor Shallows war so erleichtert, dass der Vortrag vorbei war, dass er ein ganzes Stück in sich zusammensackte.
»Junger Mann, ich kann sehen, dass du dich für diese … Geschichten begeisterst«, sagte Mayor Shallows. »Leider hast du keinen einzigen tatsächlichen Beweis vorgelegt. Wenn du ewartest, dass ich so eine exzentrische Theorie glaube, brauchst du viel mehr als Augenzeugen.«
Roswell hörte, wie seine Mitschüler über ihn lachten. Es schien, als habe Mayor Shallows seine Entscheidung bereits getroffen, aber Roswell hatte zu hart gearbeitet, um jetzt aufzugeben.
»Bei allem gebotenen Respekt, Mr. Mayor, Augenzeugenberichte werden vor Gericht als Beweismaterial angesehen«, sagte Roswell. »Und wenn alle Wissenschaftler aufhören würden, sobald ihre Ideen exzentrisch erscheinen, dann hätten wir überhaupt keine Wissenschaft.«
Roswell hatte noch nie zuvor eine Debatte geführt – schon gar nicht mit einem gewählten Amtsträger. Er hoffte, sich den Respekt des Bürgermeisters zu verdienen, wenn er für sich einstand. Dem gereizten Blick nach zu urteilen, den der Bürgermeister ihm zuwarf, war Mayor Shallows jedoch kein Mann, der gern debattierte.
»Mr. Johnson, vor Gericht werden Zeugen in den Zeugenstand gerufen«, sagte er. »Hast du irgendeinen dieser Zeugen heute mitgebracht? Nein. Hast du ihre Aussagen selbst aufgenommen? Nein. Du hast deine ganze Theorie auf Wildfremden und der Klatschpresse aufgebaut.«
»Tatsächlich hat mein Vater ein Ufo gesehen«, sagte Roswell. »Das ist der Grund, warum er mich Roswell genannt hat – er hoffte, dass es mich dazu inspirieren würde, Fragen zu stellen und außerhalb der Konventionen zu denken.«
»Und wo ist dein Vater? Warum hast du ihn nicht mitgebracht?«
Roswell spürte einen Kloß im Hals.
»Weil … weil … weil er tot ist, Sir.«
In der Turnhalle breitete sich Stille aus. Alle Augen waren auf den Bürgermeister gerichtet, gespannt, wie er reagieren würde. Überraschenderweise sah Mayor Shallows jetzt noch verärgerter aus als zuvor, als hätte Roswell seinen verstorbenen Vater nur erwähnt, um den Bürgermeister schlecht aussehen zu lassen.
»Das tut mir sehr leid für dich – wirklich –, aber ich fürchte, deine Präsentation hatte nicht die Wirkung, die du dir erhofft hast«, sagte Mayor Shallows. »Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich bin ein vielbeschäftigter Mann mit einem sehr straffen Terminplan. Ich kann meine Zeit nicht weiter damit verschwenden, mir Märchen über Aliens oder Raumschiffe oder Regierungsverschwörungen anzuhören. Erst recht nicht von jemandem mit deinem Hintergrund.«
»Meinem Hintergrund?«, fragte Roswell. »Was soll denn das heißen?«
»Einen schönen Tag noch, Mr. Johnson.«
Der Bürgermeister wollte sich abwenden, doch seine Teamleiterin hielt ihn zurück.
»Sir? Könnte ich Sie kurz sprechen?«, flüsterte Ms. Crabtree. »Die nächste Wahl ist schon in vier Monaten. Vielleicht wäre es hilfreich, ein Foto mit, Sie wissen schon … einem Angehörigen einer Minderheit zu machen.«
»Oh. Gute Idee.«
Ehe Roswell verstand, was da geschah, hatte Mayor Shallows schon seinen Arm um Roswells Schultern gelegt, und Mr. Ace hatte ein Foto von den beiden geschossen. Dann schob der Bürgermeister Roswell zur Seite und steuerte auf das Mikrofon vorne in der Turnhalle zu.
Roswell fühlte sich, als wäre sein Herz zerbrochen und ihm anschließend in die Magengrube gesackt. Er war nicht traurig, weil er – offensichtlich – verloren hatte. Er war traurig, weil er von Anfang an nie eine Chance gehabt hatte. Es gab nichts, was Roswell hätte sagen oder tun können, um einen Mann wie Mayor Shallows für sich zu gewinnen.
»Bevor ich den Sieger verkünde, möchte ich allen Teilnehmern von heute gratulieren«, sagte der Bürgermeister. »Euer Erfindungsreichtum, eure Originalität und eure Hingabe an die Wissenschaft haben mich umgehauen. Allerdings gab es da ein Projekt, das all meine Erwartungen übertroffen hat. Den ersten Preis des Sechsundvierzigsten Jährlichen Wissenschaftswettbewerbs der Cherokee-Springs-Mittelschule vergebe ich an … den jungen Burschen mit dem Backpulvervulkan!«
Die verbitterten Verlierer spendeten dem Gewinner eine schwache Runde Applaus. Der Champion holte sich triumphierend seinen Siegerpokal und die Rump-World-Tickets ab.
Mit einem Mal verstand Roswell, warum Aliens so lange im Verborgenen gelebt hatten. Wenn er die Wahl gehabt hätte, hätte er auch nicht Teil dieser Welt sein wollen. Er stellte sich vor, wie er in eins der Raumschiffe an seiner Präsentationswand stieg und die Erde, den Wissenschaftswettbewerb, seine Mitschüler und Mayor Shallows weit hinter sich ließ.
Und auch wenn er es zu diesem Zeitpunkt unmöglich wissen konnte, war das haargenau, was nur wenige Stunden später tatsächlich passieren sollte …
Sobald der Wissenschaftswettbewerb vorbei war, ging Roswell direkt zum Abfallcontainer hinter der Schule und warf seine Präsentationswand in den Müll. Der Tag, von dem er gehofft hatte, dass er mit einer großen Freudenfeier enden würde, war zu einem der schlimmsten Tage seines Lebens geworden. Er warf sein blaues Jackett ab, riss sich die rote Fliege vom Hals, setzte sich auf die Bordsteinkante und wartete darauf, dass er abgeholt wurde. Roswell war so außer sich, dass er kaum die warme Oklahoma-Sonne in seinem Nacken spürte. Er konnte nur noch daran denken, was für ein Riesenreinfall sein Wissenschaftsprojekt gewesen war und wie dumm er sich nun fühlte, weil er sich Hoffnungen gemacht hatte.
Die Abwärtsspirale der Verzweiflung wurde kurzzeitig unterbrochen, als das Handy in seiner Tasche surrte. Roswell sah eine Textnachricht seiner Großmutter.
Hi Ausrufezeichen bin im Auto und bee-ieh-5-em-deeh Lachgesicht Emoji senden
Roswell runzelte die Stirn. Die in Text umgewandelten Sprachnachrichten seiner Großmutter zu entschlüsseln, war wie aus einer anderen Sprache zu übersetzen.
Gran, was heißt BI5MD?
Bin in fünf Minuten da Punkt Daumen hoch Emoji senden
Gran, das gibt es nicht
Was meinst du Fragezeichen verwirrtes Emoji senden
Ich glaube, du meinst ADW. Auf dem Weg.
Schön dann bin ich ADW Augenroll Emoji Punkt meine Güte wie soll man da noch durchblicken bei den Kids und ihren verflixten Handys Siri spiel die Fugees ach Mist jetzt hab ich vergessen senden zu sagen senden
Vier Minuten später hörte Roswell das ratternde Motorgeräusch von Grans 1970er VW-Käfer näher kommen. Das verbeulte, burgunderrote Auto hielt an der Schule, und Roswell sprang auf den Beifahrersitz. Gran war eine kleine und rundliche Frau in den Sechzigern, aber Roswell fand, dass sie die Energie eines WWE-Wrestlers hatte. Unter einem pinken Bandana, das farblich zu ihrer herzförmigen Sonnenbrille passte, spross ihr lockiges dunkles Haar in alle Richtungen wie ein Feuerwerk. Gran arbeitete in einem Wohnheim und trug ihre lila Pflegekleidung mit Pünktchenmuster.
»Sorry, dass ich so spät dran bin, Ros – Mrs. Felderman ist ausgerissen«, sagte Gran. »Wir haben sie – mal wieder – im Spielcasino ein Stück weiter die Straße runter gefunden. Sie hatte schon siebenhundert Mäuse am Glücksradautomaten gewonnen. Ich hatte den anderen gesagt, sie sollen als Erstes im Casino nachsehen, aber auf mich hört ja keiner. Ich arbeite dort seit sechsundzwanzig Jahren, was weiß ich schon? Na ja, wie ist denn dein Wissenschaftswettbewerb gelaufen? War die Jury begeistert? Erzähl mir alles!«
Roswell verschränkte die Arme und starrte auf die Straße vor ihnen.
»Es war okay«, brummte er.
Gran warf ihm im Fahren einen Seitenblick zu. Roswell war überzeugt, dass sie Röntgenaugen hatte, denn sie sah immer bis in sein Innerstes.
»Nur okay, ja?«, fragte sie. »Ich schätze mal, das heißt, du hast die Tickets nicht gewonnen?«
Roswell schüttelte den Kopf.
»Das tut mir leid, Ros«, sagte Gran. »Ich weiß, wie gern du nach Rump World wolltest. Ich wünschte, Pops und ich könnten es uns leisten, mit dir hinzufahren, aber in letzter Zeit ist das Geld knapp. Trotz all meiner Extraschichten im Heim kommen wir kaum über die Runden.«
»Schon in Ordnung, Gran«, sagte Roswell. »Ist eh bloß ein dummer Vergnügungspark.«
»Du hast so hart für dieses Projekt gearbeitet – ich dachte, der Preis ist dir sicher«, sagte sie. »Jemand muss einen Atomkern gespalten haben, um dich zu schlagen. Was hat denn gewonnen?«
»Ein Backpulvervulkan.«
»Bitte, was?«
»Und er hat ihn nicht mal vorgeführt!«
»Wer hat bei diesem Schmierentheater den Richter gegeben?«
»Mayor Shallows.«
Gran wurde still, und Roswell wusste, dass sie beide genau dasselbe dachten.
»Verstehe«, sagte sie. »Nun, Mayor Shallows hat einen gewissen Ruf.«
»Das ist noch nett ausgedrückt«, sagte Roswell.
»Sieh es mal positiv: Das war dein allererster Mittelschulwettbewerb. Nächstes Jahr wird es einen anderen Preisrichter geben – hoffentlich jemanden mit einem Gehirn –, und wenn du dein Projekt weiter ausarbeitest, wird dir dann nichts mehr im Wege stehen.«
»Gran, das Gleiche hast du schon eine Million Mal gesagt! Am Tag der Geschichte hassten die Jurymitglieder meinen Bericht über die Apollo-11-Mission, weil ich angedeutet hatte, der Wettlauf ins All sei eine Täuschung gewesen, um die Sowjetunion bankrottgehen zu lassen. Am Berufsinformationstag wurde ich ausgelacht, als ich meinte, ich will Astrophysiker für das SETI-Institut werden – und dann haben sie noch lauter gelacht, als ich ihnen erklärte, was das SETI-Institut ist. Bei der Talentshow in der Siebten hat das Publikum gegähnt, als ich die hundert nächsten Exoplaneten und ihre genauen Entfernungen zur Erde auswendig aufgesagt habe. Und heute beim Wissenschaftswettbewerb konnte Mayor Shallows mein Projekt schon nicht ausstehen, bevor ich überhaupt ein Wort gesagt hatte. Kapierst du es nicht? Es spielt keine Rolle, wie hart ich an etwas arbeite! Die Leute mögen mich nicht, sie mögen meine Ideen nicht, oder sie mögen meine Hautfarbe nicht. Wie kann ich in so einer Welt gewinnen? Warum sollte ich es überhaupt erst versuchen? Ich geb’s auf.«
Gran machte unvermittelt eine Vollbremsung. Die Autos hinter ihnen hupten und fuhren schlenkernd um den VW herum.
»Was tust du denn? Du wirst einen Unfall verursachen!«, schrie Roswell.
Seine Großmutter zog ihre Sonnenbrille ab, stellte ihre Musik aus, griff nach Roswells Kinn und zwang ihn, ihr direkt in die Augen zu sehen.
»Roswell Johnson, du lebst vielleicht in einer dummen Welt, aber das gibt dir nicht das Recht, selbst dumm zu sein!«, sagte sie. »Du darfst aufgebracht sein, du darfst dich ärgern, aber du darfst nicht aufgeben, nur weil engstirnige Menschen wie Mayor Shallows zu beschränkt sind, um etwas Gutes zu erkennen, selbst wenn es direkt vor ihrer Nase ist.«
»Du hast nicht gesehen, wie er mich angeschaut hat«, sagte Roswell. »Als würde er mich hassen, ohne mich überhaupt zu kennen.«