Sagen und Anekdoten aus Stecklenberg im Harz - Georg Baars - E-Book

Sagen und Anekdoten aus Stecklenberg im Harz E-Book

Georg Baars

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Beschreibung

Mit knapp 100 wundersamen & humorvollen Sagen und Anekdoten entführt uns der Geschichtensammler Georg Baars in längst vergangene Zeiten seines Heimatortes Stecklenberg. Dabei vermittelt er uns ein anschauliches Bild von einem Dorfleben, das zwar überall in Deutschland so stattgefunden haben könnte, aber eben hier, am Rande des Harzes, unter den altehrwürdigen Mauern der Lauen- & der Stecklenburg, die Menschen auf unvergleichbare Art & Weise mit ihrer Heimat verwurzelt hat. Als Sagen- & Märchenerzähler freue ich mich immer wieder, wenn es Jemandem gelingt, das Leben mit all seinen Schattierungen, mit Liebe & Leid, in Jagdgeschichten & in Jägerlatein, mit einzigartigem Volkswitz darzustellen. Herrn Baars ist dies vortrefflich gelungen! Wir wollen ihm mit manch herzlichem Lachanfall & vergnügtem Schmunzeln dafür danken! (Carsten Kiehne, Autor & Initiator von "Sagenhafter Harz")

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Vom Inhalt dieses Büchleins

Am Kamin

Auf der Eisenbahn

Bruno, der Barbier

Cholera

Das Abendkleid

Das Gebiss

Das Gespenst …

Das Klavier

Das Pärei

Das Rezept

Den Seinen …

Gut erkannt

Der Scherenschleifer …

Der beraubte Räuber

Der Brief

Ein Geschenk

Der Abschiedskuss

Der Korporal

Koks

Der Echomann

Der erste Fernseher

Der Gendarmenpfennig

Der Glockenstein

Der Holzdieb

Der Nachhauseweg

Der Rasselbock

Der Söckchengeher

Der Trabi

Der Wolf als Retter

Der Wunderdoktor …

Der Wurm im Wurmtal

Die Elster

Die Eselsgasse

Von den Weinballons

Die Harzer Bratwurst

Die Katze

Die Kuckucksburg

Die uralte Linde …

Die Ohrfeige

Die Rüdin

Vom Nelkenstein

Von der Grenzbuche

Von Fischers Buche

Die Sparsame

Die Hopfengasse

Die Schatzsucher …

Was macht der Hund …

Die Wette

Die Wunderpille

Das Ochsenstoßen

Wintersonnenwende

Drehwurm

Beschwipster Abend

Wie die Georgshöhe …

Ein Fast-Unglück

Ein Hobbyjäger

Unter Verdacht

Ein hungriger Gast

Ein kühner Handel

Männertags-Ausflug

Eine harte Nacht

Zauberei

Eine harte Strafe

Eine Jagdgeschichte

Eine Sauhatz

Eine Schulstrafe

Eine teure Zigarre

Nächtlicher Spuk

Schatzgräber

Der Weddehagen …

Das weiße Schaf …

Traurige Geschichte

Eine volle Kutsche

Weihnachtsgeschichte

Eine Wunderheilung

Von der Teufelsmauer

Todesfahrt

Friedel Durbe …

Der Namen der Orte

Friseurgespräche

Ein Zaun als …

Tomatenschnaps

Hirschebrüllen

Jagdgeschichten …

Jägerhumor

Sprüche von G. Baars

Kurze Therapie

Musbrötchen

Nur geliehen

Förster und Wilddieb

Die Straßenräuber

Peters Hochzeit

Pironje

Schnapszahl

Flugversuch

Das Gasthaus …

Vorwort

Dies ist eine Sammlung von Geschichten, die man sich so erzählt hat, aufgeschrieben vom Herausgeber. Mal war es die Großmutter deren Erzählungen in Erinnerung geblieben sind, einander Mal kam die Geschichte vom Stammtisch, die eine oder andere Geschichte ist auch aufgeschrieben gefunden worden, dann ist der Autor auch aufgeführt.

Ob sie so stimmen ist ungewiss, jedenfalls sind alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig.

In Zeiten, in denen die höchsten Politiker bei ihrem Ehrenwort das Blaue vom Himmel runter schwindeln, darf man den Wahrheitsgehalt von Sagen etwas wohlwollender prüfen.

Georg Baars 2019

Am Kamin

An einem sehr kalten Wintertag im Palmschen Gasthof in Stecklenberg saßen alle Gäste dicht gedrängt am Kamin. Der Schäfer Andreas Gottfried B. kam aus der Kälte und wollte sich aufwärmen, doch niemand rückte zur Seite, alle Plätze waren besetzt. Da rief er laut zum Wirt: „Schwager Friedrich, bring meinem Pferd eine Leberwurst.“ - „Du meinst wohl Hafer“ antworte der. - „Nein eine Leberwurst, mein Pferd frisst Leberwurst!“

Die Gäste horchten auf. Ein Pferd, das Leberwurst frisst wollte jeder sehen. Sie gingen mit dem Wirt nach draußen. Andreas suchte sich den schönsten Platz am Kamin aus. Der Wirt kam mit den Gästen wieder hinein und sagte: „Das Pferd will aber keine Leberwurst.“ -

„Nun“, sagte Andreas, „wenn es heute keine Leberwurst frisst, dann gib mir die Wurst und etwas Brot und einen Humpen Bier.“

Der pfiffige Andreas heiratete 1837 die Schwester des Wirtes Friedrich Palm und wurde sein Schwager.

Auf der Eisenbahn

Die Eisenbahnstrecke von Halberstadt über Quedlinburg nach Thale, damals als "Harzbahn" bezeichnet, wurde am 2. Juli 1862 eröffnet. Neinstedt bekam einen Bahnhof. Der Direktor der Eisenbahn ließ sich in Neinstedt eine Villa bauen. 1893 wurden die bis dahin eine Gemeinde bildenden Orte Neinstedt und Stecklenberg getrennt. Stecklenberg wurde eine eigene Gemeinde und blieb es bis 2009, als beide Orte nach Thale eingemeindet wurden. Nach schwer errungener Selbständigkeit wollte auch Stecklenberg einen Eisenbahnanschluss, denn Stecklenberg wurde zur beliebten Sommerfrische. Die Eisenbahngesellschaft wollte aber kein Gleis nach Stecklenberg legen. Also beriet man, wie zu verfahren sei und wie man zu einem eigenen Bahnhof käme.

Schließlich einigte man sich darauf, dass der Stecklenberger Bahnhof in Neinstedt zu sein hätte, da wäre er näher an der Gleisen.

Herr Kaiser aus Neinstedt war einmal in Quedlinburg und wollte mit dem letzten Zug zurück nach Neinstedt fahren. Auf dem Bahnsteig in Quedlinburg erzählte er bis zur Zugankunft mit dem Bahnhofsvorsteher. Der Zug war leer und er der einzige Fahrgast. Da meinte er spaßhaft, es wäre ein Sonderzug nur für Ihn. Der Bahnhofsvorsteher meldete vorschriftsmäßig die Abfahrt des Zuges nach Neinstedt weiter mit den Worten „Jetzt kommt ein Sonderzug mit dem Kaiser.“ Als Kerr Kaiser ausstieg, begrüßten ihn ein schnell zusammengestellter Kinderchor und eine 3 Mann Kapelle neben etlichen, zunächst jubelnden Einwohnern.

Bruno, der Barbier

Als Bruno 1866 aus Königgrätz zurückkehrte, konnte er als Kriegsinvalide nur noch humpeln, seinen Beruf als Barbier führte er trotzdem weiter und seinen Humor hatte er behalten. Für seine Streiche war er bekannt.

Einmal als Soldat hatte er sich als Jünger des Bachus zu sehr hervorgetan und wankte betrunken über den Exerzierplatz. Das unmäßige Trinken war aber vom Hauptmann verboten worden. Als er nun so lief, kam ihm der Hauptmann entgegen, der schon von weitem eine militärisch strenge Haltung annahm, um dem Soldaten gehörig den Marsch zu blasen: „Kerl, wo will er hin?“ Bruno salutierte „Melde gehorsamst Herr Hauptmann, habe den Befehl einen Besoffenen in den Arrest zu bringen“ dann ging er weiter und ließ den verblüfften Hauptmann stehen. Bruno hatte sich selbst den Befehl gegeben, kam aber nie im Arrest an.

Im Sommer wurde er hin und wieder in das Hotel Zehnpfund in Thale gerufen, um einige Gäste zu rasieren. Bezahlt wurde er vom Hotel, also entging ihm jedes Mal ein kleines Trinkgeld. Als er den Besitzer des Hotels bat, man möchte ihm etwas mehr zahlen, meinte dieser, Bruno brauche dann nicht mehr wiederzukommen.

Da entschloss sich Bruno dem Hotel einen Streich zu spielen. Als fünf seiner Kunden im Salon Platz genommen hatten, sagte Bruno, er hätte eine neue französische Rasierseife von hervorragender Qualität, die müsste allerdings 10 Minuten einwirken. Er pinselte alle 5 Kunden dick mit Rasierschaum ein. Dann gab er vor, sein neues scharfes Rasiermesser holen zu wollen. Er ging hinaus, doch draußen wechselte er schnell Hemd und Sakko, klebte sich einen falschen Schnurrbart an, pinselte sich ebenfalls mit Rasierschaum voll und setzte sich zu den anderen Kunden in den Salon. - Eine Weile blieb alles ruhig, doch dann begannen die Kunden zu schimpfen. Auch nach einer halben Stunde war der Barbier immer noch nicht zurück und alle beschwerten sich lauthals. Der verkleidete Bruno schimpfte am lautesten, was dies für ein schlechtes Hotel wäre. Man suchte den Barbier, fand ihn aber nicht und so mussten sich alle den Schaum wieder abwischen und unrasiert ihrer Wege gehen.

Bruno hatte auch eine Tochter, die Mathilde, und die war nicht auf den Mund gefallen. Sie hatte geheiratet, doch ihr Mann beschwerte sich oft bei Bruno, dass er seine Tochter doch schlecht erzogen hätte und es gebe immer Zank und Streit. Nach einiger Zeit wurde das Bruno zu viel und er sagte zu seinem Schwiegersohn: „Höre, wenn ich noch weiterhin Schlechtes von Mathilde hören muss, dann sage ihr, dass ich sie enterben werde.“ Bruno hat nie wieder Klagen von seinem Schwiegersohn vernommen.

Als Barbier kannte Bruno eine Menge Leute und oft wurde er auch zu Hochzeiten, Konfirmationen, Tauffeiern und auch Geburtstagen von seinen Freunden eingeladen.

Diese erwarteten natürlich auch von Bruno eingeladen zu werden, doch Bruno hatte nicht genug Geld. Er lud also seine Freunde zu einem Weinabend ein. Doch vorher redete er mit jedem seiner Freunde heimlich: „Wir wollen uns einmal einen Spaß machen. Die anderen haben über dich gelacht, als du letztens so betrunken warst.

Doch diesmal wollen wir nur Apfelsaft trinken und alle anderen sollen den sauren Wein so lange trinken, bis sie nicht mehr stehen können und wir wollen uns über sie lustig machen.” Jedem seiner Freunde gefiel dieser Spaß, denn sie wussten, wie lustig Bruno sein kann. Also saßen an einem Abend neun wackere Männer bei Bruno zu Tische, tranken eifrig Apfelsaft lachten und schwatzten laut und lauter und taten so, als wenn sie immer betrunkener würden. - Als sie sich das nächste Mal trafen, schmunzelte jeder vor sich hin und schwärmte von der schönen Feier bei Bruno.

Cholera

Deutschland wurde 1833 von einer schlimme Choleraepidemie heimgesucht. Von Indien kommend verbreitete sie sich über Russland bis Preußen und kam auch nach Neinstedt und Stecklenberg. Für die vielen Toten wurde ein Cholerafriedhof eingerichtet, heute wahrscheinlich Acker-Grundstück Nr. 80. Behörden und Ärzte waren bemüht, aber hilflos. Erst spät erkannte man den Zusammenhang zwischen Fäkalien, Leichenwasser und Trinkwasser und verlegte die Friedhöfe außerhalb der Ortschaften.

Ein Pferdehändler war in dieser Zeit nach Stecklenberg unterwegs. In der Gaststätte Palmscher Gasthof (später „Zum grünen Wald“, dann „Autoparkhotel“) zum Mittagessen angekommen, grüßten die Leute nur kurz und verließen schnell das Haus. - Einige Zeit später erschien der Dorfschulze mit einigen Männern und erklärte, dass auf Befehl des Landrates alle Fremden zu „desinficieren“ seien. Allerdings war guter Rat teuer, denn man hatte dafür keine Apparate. - Da schlug der örtliche Schlachter vor, den Mann leicht zu räuchern, denn das würde auch bei Wurst helfen. Die heftigen Einsprüche des Pferdehändlers wurden ignoriert und er wurde gewaltsam in eine Räucherkammer gesperrt, in der er die Nacht bei Rauch auf einem Stuhl verbringen sollte.

Am nächsten Tag frühmorgens kam der berittene Gendarm, der von dem Geschehen erfahren hatte, und befürchtete als vernünftiger Mann das Schlimmste für den Delinquenten, der sicher erstickt sei. Ein solches Verfahren, ein solches Fehmgericht sei nicht befohlen gewesen. - Mit Angst und Schrecken schlich der Gemeinderat zur Räucherkammer. Man öffnete die Tür und fand den Mann wohlbehalten beim Frühstück. Er hatte, kaum allein, die Klappe zum Rauch verschlossen und mit der Jacke zugestopft. Früh bekam er Hunger und machte sich über die Würste in der Räucherkammer her.

Der Schulze verzichtete auf weitere „Desinfection“ und war froh, dass der Mann mit den Würsten als Entschädigung weiterzog.

Das Abendkleid

Renate war eine hübsche junge Frau. Als sie bei Tante Gerda den Laden betrat, fiel ihr gleich ein wunderschönes weißes Sommerkleid ins Auge, welches noch verpackt da lag. Schnell schaute sie nach, die Größe passte und Schwupps war es gekauft. - Am nächsten Sonnabend war Tanz im Waldfrieden und da musste sie unbedingt mit ihrem Mann Conny hingehen. Stolz zog Renate ihr Kleid mit den schönen Spitzen an. Sie war sicher, heute die Hübscheste im Saal zu sein. Mit einem Lächeln im Gesicht und erhobener Nase ging sie an den Tischen vorbei, wohl wissend, dass sie die Blicke auf sich zog.

Noch am nächsten Tag lächelte sie über den gelungenen Abend. Dann packte sie sorgsam ihr Kleid zusammen und steckte es in die Originalverpackung. Aber was war das? Das musste sie übersehen haben, auf der Packung stand “Nachthemd”. Jetzt war es peinlich.

Ob das jemand bemerkt hat? Und die Leute am anderen Tisch, die ihr zulächelten, haben sie sie vielleicht verspottet? - Vorsichtshalber ließ sie den nächsten Tanzabend ausfallen.

Das Gebiss

Gustav H. war ein Verwandter aus Harsleben, woher meine Oma stammte. Oft war er zu Besuch in Stecklenberg. Einmal war dem Großvater das künstliche Gebiss herausgefallen, als er die eingespannten unruhigen Pferde laut zur Ruhe rief. Da musste er zum Zahnarzt und das Gebiss richten lassen.

„Das ist nicht schlimm“ meinte Gustav „mir ist es noch viel schlimmer ergangen.“

In Halberstadt waren wir bei Erna, das ist eine Nichte von dem berühmten Heißdampf Schmidt aus Wegeleben (Wilhelm Schmidt *1858 Wegeleben; †1924), der ist auch mit uns verwandt. Es gab auch reichlich zu trinken. Wir nahmen die letzte Straßenbahn und sind in Richtung nach Hause gefahren. Plötzlich wurde mir schlecht. Ich machte das Fenster auf und musste mich übergeben, dabei ist das Gebiss herausgefallen. Wir sind ausgestiegen, zurückgelaufen und haben es auch gefunden, mussten dann aber die ganze Strecke zu Fuß gehen. - Es kommt aber noch besser: Als ich mit meiner Luise im Theater in Halberstadt war, saßen wir auf dem Balkon. An einer Stelle des Theaterstücks musste ich so lachen, dass das Gebiss ins Parterre flog. Das war so peinlich, dass ich es nicht wiedergeholt habe, sondern habe mir ein neues anfertigen lassen, was besser sitzt.“

Das Brauerei-Gespenst

Im Mittelalter wurde in jedem besseren Haushalt Bier gebraut, ein dünnes Bier, was auch Kinder trinken konnten und das vor allem frei von Krankheitserregern war. Auch auf der Stecklenburg stand ein Brauhaus. Stets wurde hier ein gutes Bier gebraut. Das Brauwasser musste man aber umständlich mit Eseln aus dem Röhrengrund nach oben schaffen. - Oft wurde mitternachts die weiße Frau gesehen, wie sie durch die Räume wandelte und auch in die Brauereigefäße schaute. War alles in Ordnung verschwand sie einfach, aber wenn sie Unordnung vorfand, bereitete sie der Magd oder dem Knecht eine unruhige Nacht mit Alpdrücken und bösen Träumen, so dass diese am nächsten Tag mit schlechtem Gewissen erwachten.

Die Herren von Hoym verkauften 1713 die Stecklenburg an den preußischen Staat, Burg und Wirtschaftshof wurden zu einer Domäne, also einem Staatsgut umgewandelt. Die Domäne wurde von einem Amtmann verwaltet, der sie jeweils für einige Jahre gepachtet hatte. Man brach 1726 das Brauhaus auf der Stecklenburg ab und baute es unten im Ort wieder auf, wo es bis heute (2018) noch im Park steht. Auch wurde eine Wasserleitung mit Röhren aus dem Röhrengrund hierhergelegt, der seitdem so heißt.

Als der Braumeister das erste Bier im Hause braute, gelang ist nicht, Hopfen und Malz waren verloren. Der Amtmann schimpfte, Hopfen und Malz wären von guter Qualität gewesen. Der Braumeister war auch nicht auf den Mund gefallen und schimpfte zurück, daran hätte es nicht gelegen, der Amtmann hätte ihm krummes Holz zum Heizen der Braukessel geliefert. Jetzt war guter Rat teuer. Was konnte man tun, um solch großen Verlust zu vermeiden. Der Braumeister wusste es, es hätte nicht an ihm gelegen, sondern die guten Hausgeister waren beim Umzug vergessen worden. - Man befragte den Pastor, doch der wollte von solchem heidnischen Unglauben nichts wissen und warnte eindringlich, denn zu dieser Zeit war es noch üblich, Hexen zu verbrennen.

Gottesdienst war für die Stecklenberger damals in der Kapelle auf der Stecklenburg. Erst 1741 war das Schul- und Bethaus im Tale fertig. Es stand gleich hinter der ehemaligen Schule am Park. - Auch der Braumeister war am Sonntag zum Gottesdienst zugegen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit blieb er nach dem Gottesdienst sitzen, um noch etwas zu meditieren. Als er allein war, redete er laut mit sich selbst, vielleicht in der Hoffnung, dass die Unsichtbaren ihn hören. Sicherheitshalber hatte er auch eine Schale mit Milch auf den Boden der neuen Brauerei gestellt, denn er hatte gehört, dass Hausgeister diese gern mögen. - Als am nächsten Tag von der Milch nichts mehr zu sehen war, braute er beruhigt das nächste Bier und es war so gut wie immer. Die weiße Frau soll man noch oft auch im Brauhaus gesehen haben, wie sie mitternachts umher schwebte.

Das Klavier

In früheren Jahren. als es noch kein Rundfunk und Fernsehen gab, unterhielten sich die Leute viel mehr als heute. Sie bauten Lauben an den Grundstücksgrenzen um mit den vorbeigehenden Leuten zu plaudern. Auch die Hausmusik war verbreitet, denn wenn man Musik hören wollte, musste man zum Tanz gehen oder selbst Musik machen. - Im kleinen Dorf Stecklenberg gab es einen vorzüglichen Instrumentenbauer namens Sanderhoff. Seine Instrumente waren weit und breit wegen ihres Wohlklangs berühmt. So standen sie in vielen wohlhabenden Häusern Deutschlands. Selbst Carl Maria von Weber bestellte 1820 eines für seine Dresdener Wohnung.

(Staats & gelehrte Zeitung des hamburg. Unparth. Correspondenten 1829, Nr. 128)