Sagen und Legenden aus Thüringen - Mario Junkes - E-Book

Sagen und Legenden aus Thüringen E-Book

Mario Junkes

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Beschreibung

Sagenhafte Weiten in Thüringen Im alten Königreich Thüringen treffen wir Edelmann Iring und die umtriebige Amalaberga. Dann sausen wir weiter zur Wartburg, wo uns Ludwig IV. und die heilige Elisabeth erwarten. Nur ein paar Jahr(hundert)e später treffen wir dort auch den Junker Jörg - niemand anders, als der bekannteste Deutsche aller Zeiten: Martin Luther. Thüringen bietet eine reichhaltige Tradition unzähliger Sagen und Legenden. Mario Junkes hat wieder einmal tief gegraben und diese für Sie gesammelt. Sie reisen im Handumdrehen vom Kyffhäuser und Kaiser Barbarossa zum Großen Hermannsberg und goldenen Kegeln, zu den Rittern von Eisfeld und zurück zur Wartburg, den Ludowingern, einem Sängerkrieg und dem Zauberer Klingsor. Zwischendrin begegnen Sie Frau Holle und Frau Perchta, Sie treffen die Heiligen Bonifatius und Landespatron Georg - und Sie erfahren, wo man Mörtel mit Wein angerührt hat. Thüringen ist ein Kleinod, das nicht nur reichhaltige deutsche Geschichte bietet, sondern auch eine riesige Schatzkiste voller Sagen und Legenden verwahrt. Alle warten darauf, entdeckt zu werden - und Sie halten die Eintrittskarte in Ihrer Hand.

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Seitenzahl: 226

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SAGEN UND LEGENDEN AUS THÜRINGEN

MARIO JUNKES

DIE SAGE VON IRMINFRIED, DIETERICH UND IRING

»LANG LEBE DAS KÖNIGREICH THÜRINGEN!«

DIE LEGENDE VON ZWEI KÖNIGEN UND EINEM BERATER

Die Personennamen der Beteiligten besitzen im Neudeutschen derart viele verschiedene Formen – ihre Aufzählung würde den Erzählfluss zerreißen. Alleine von Irminfried existieren mehr als zehn (!) unterschiedliche Schreibweisen. Der Autor hat sich für eine entschieden und hofft auf die Milde des lesenden Menschen bei der Bewertung seiner Wahl.

Man schrieb das frühe sechste Jahrhundert Europas. Frankenkönig Chlodwig I., Sohn des Merowingerkönigs Childerich I. und der Basena von Thüringen, hatte keinen rechtmäßigen Erben hinterlassen. Chlodwig hatte zwar seine Tochter Amalaberga mit König Irminfried von Thüringen vermählen lassen, doch die Franken bestimmten seinen unehelichen Sohn Dieterich zum König. Der frisch gekrönte Dieterich schickte einen Gesandten zu Irminfried von Thüringen. Dieser schien dem diplomatischen Geschick Dieterichs zu erliegen und empfing den Gesandten in Frieden und Freundschaft, erwies ihm alle Ehren und hieß ihn, an seinem Hofe zu verweilen.

Doch Königin Amalaberga von Thüringen meinte, das Frankenreich gehöre nach Recht und Tradition nur ihr selbst. Sie sah Dieterich im Rang eines Knechtes, nicht eines Herrschers. Sie ließ Iring, den Ratgeber des Königs, zu sich rufen. Amalaberga bat ihn, ihren Gemahl zu überzeugen, sich nicht mit dem Botschafter eines Knechtes einzulassen. Iring war nicht nur ein treuer Untertan, sondern auch stark und tapfer mit dem Schwert. Außerdem war sein stets kluger Rat in allen Angelegenheiten des Reiches geschätzt. So brachte er König Irminfried vom Frieden mit Dieterich ab, obwohl die anderen Räte dies einmütig empfohlen hatten. Irminfried teilte dem Abgesandten seine geänderte Ansicht mit, dessen Herr möge sich doch eher seine Freiheit als ein Reich zu erwerben trachten. Der Gesandte blieb die Antwort nicht lange schuldig:

»Ich wollte euch lieber mein Haupt geben, als solche Worte gehört zu haben – weiß ich doch, dass das Blut von Franken wie Thüringern in Strömen fließen wird.«

Der Gesandte sollte Recht behalten. Sobald Dieterich die Botschaft vernommen hatte, ließ er voller Wut und Rachlust sein Heer rüsten und zog gen Thüringen. Dort traf er bei Runibergun auf den ihn erwartenden Schwager. Die ersten beiden Tage verliefen blutig, aber ohne Entscheidung. Doch schon am nächsten Tag war Irminfried unterlegen und musste mit den am Leben gebliebenen Kämpfern nach Schiding an der Unstrut fliehen.

Dieterich rief seine Heerführer zusammen und man hielt Kriegsrat. Heerführer Waldrich hielt es angesichts der Lage für gegeben, die Toten zu begraben und die Verwundeten zu pflegen. Dann solle man sich der Heimat zuwenden, denn das übrig gebliebene Heer reiche keineswegs aus, die Kampfhandlungen siegreich fortzuführen. Doch ein treuer und erfahrener Kriegsknecht, der stets das Ohr des Königs hatte, war anderer Meinung. Er riet seinem Herrn zu Standhaftigkeit. Man solle Mut beweisen und nicht aus dem eroberten Land weichen. Die heute Besiegten könnten schon morgen durch neue Verbindungen erneut gefährlich werden – jetzt aber seien sie allein, eingeschlossen, reif für die Ernte mutiger Schwerter. Dieser Rat gefiel dem König und er ließ noch am selben Tage den Sachsen durch Gesandte ein Angebot unterbreiten: Wenn man die verhassten Thüringer vernichten hälfe, solle den Verbündeten deren Land auf ewig gehören.

Die Sachsen sendeten unverzüglich neun Anführer zu Dieterich. Jeder kommandierte tausend Mann, deren Statur, Waffen und Kleidung die Franken beeindruckten. Gleich am nächsten Morgen begann der Sturm auf die Stadt. Die Thüringer kämpften für Vaterland und das nackte Überleben, die Sachsen für die Übernahme des Nachbarlandes.

In höchster Not sandte König Irminfried seinen Berater Iring zum fränkischen Gegner. Nicht nur wurden reichliche Schätze, sondern auch die Unterwerfung für den Frieden angeboten. Einmal verloren, lässt die Freiheit sich zurückgewinnen – der Tod jedoch ist ein endgültiges Schicksal.

Dieterichs Ratgeber waren alleine durch das Gold überzeugt. In Anbetracht der sächsischen Kriegskunst rieten sie ihrem König, das Angebot anzunehmen. Nicht nur würde man das Land, sondern auch die Sachsen als womöglich gefährliche Nachbarn auf Distanz halten. Hätten diese erst einmal Thüringen eingenommen, stehe ihnen vielleicht die Lust auf größere Eroberungen im Westen – wie es kriegsblinde Gierhälse zu allen Zeiten verspüren. Dieses Mal ließ König Dieterich sich überzeugen: Gleich am nächsten Tag wolle er seinen Schwager wieder in den Bund aufnehmen. Iring blieb im Lager der Franken, doch sandte er einen Boten zu König Irminfried, um die Stadt zu beruhigen. Iring schien in großer Sorge, dass Dieterich die Weisheit seines Entschlusses während der Nacht anzweifelte und seine Gesinnung änderte. Außerdem blieb immer noch die Frage, wie der gestern noch verbündete Frankenkönig den Sachsen die Botschaft zu überbringen gedachte, dass man ein zweites Mal die Seiten wechseln wolle.

Im Wissen des sicheren Friedens ging ein Thüringer mit seinem Sperber zum Flussufer, um dort nach Futter zu suchen. Doch der Vogel flog auf die andere Seite und wurde von einem Sachsen gefangen. Der Thüringer forderte die Rückgabe, der Sachse weigerte sich. Der Thüringer hob nun an, seinem Kontrahenten etwas zu offenbaren, wertvoller als der Vogel. Der Sachse war einverstanden und der Thüringer verriet, dass die verfeindeten Könige Frieden geschlossen hatten. Morgen würde das Lager der Sachsen von den Truppen beider heimgesucht, und zwar mit dem Befehl, alles aufzureiben. Der Sachse wollte es nicht glauben. Der Thüringer beteuerte es ein weiteres Mal und riet ihnen zur Flucht. Der Sachse ließ den Sperber frei, rannte zurück ins Lager und verkündete, was er gehört hatte.

Im nächsten Augenblick waren alle Sachsen von Bestürzung, Zweifel und Wut gepackt. Hathugast, ein von allen geehrter Greis, ergriff der Sachsen heiliges Zeichen: Löwe und Drachen mit einem darüber fliegenden Adler. Dann sprach er:

»Bis heute habe ich jeden meiner Tage unter Sachsen gelebt und habe sie niemals fliehen sehen. Keine Macht kann mich nötigen, etwas zu tun, was ich nie gelernt habe und niemals lernen möchte. Wenn ich nicht weiterleben kann, ist es mir das liebste, mit meinen Freunden zu fallen. Unsere hier erschlagenen Genossen sollen mir Beispiel der alten Tugend sein, lieber den Geist aufzugeben, als vor dem Feinde zu weichen. Deswegen lasst uns noch in dieser Nacht die Stadt überwältigen.«

Gleich nach Einbruch der Nacht drangen die Sachsen über die unbewachten Mauern in die Stadt. Alle Thüringer Frauen und alle Männer fielen in das Schwert, lediglich die Kinder wurden verschont. Nur mit knapper Not konnte König Irminfried mit Frau, Kindern und einer Handvoll treuer Begleiter entfliehen.

Die Sachsen wurden von den Franken ob ihrer List und ihres großartigen Sieges gepriesen. Man empfing sie mit großem Zeremoniell und übergab ihnen das Land Thüringen. Dieterich ließ nicht nur den unterlegenen Irminfried unter einem Vorwand zurückrufen, sondern versuchte Iring mit falschen Versprechungen dazu zu bringen, seinen, wie Dieterich es ausdrückte, ehemaligen Herrn zu töten. Der geschlagene Irminfried kehrte tatsächlich zurück und warf sich vor Dieterich nieder. Iring stand daneben, hatte alles mitangesehen – und erschlug seinen eigenen Herrn. Sogleich verwies König Dieterich Iring aus seinem Reich. Eine derart unnatürliche Tat müsse doch allen Menschen zuwider sein.

Iring jedoch proklamierte, er wolle erst seinen Herrn rächen. Er zog sein Schwert und erstach König Dieterich. Er legte den Körper seines Herrn über den des Dieterich, damit der, welcher lebend überwunden worden, diesen im Tod überwände. Dann bahnte Iring sich seinen Weg mit dem Schwert und verschwand. Sein Ruhm war so groß, dass der Milchkreis am Himmel Iringstraße genannt wurde.

Gregor von Tours berichtet, dass im Jahre 531 die Schlacht an der Unstrut (auch: Schlacht bei Runibergun) das Ende des Königreich Thüringens besiegelt habe. Damals nannte man den Fluss »Onestrudis«. Amalaberga und Sohn Amalafrid flohen ins italienische Exil. Eine andere Sage berichtet von einer Begebenheit vor dem Ende des Thüringer Reiches. Eine gläserne Decke mochte Amalaberga den Thron verweigert haben, ihre Ambitionen störte das kaum.

DER DUFT EINER FRAU

AMALABERGA VON THÜRINGEN

In Thüringen herrschten einst die Brüder Baderich, Berthar und Hermenfried – wie König Irminfried ebenfalls genannt wurde. Seine Gemahlin Amalaberga hieß ihn, den jüngsten Bruder zu töten. Hermenfried tat, wie geheißen. Doch nun reizte es Amalaberga offenbar, dass auch der älteste Bruder für immer das Feld räumen sollte. Als Hermenfried eines Tages zum Essen erschien, fand er den Tisch nur halb gedeckt. Auf des Königs Frage an seine Ehefrau, was dies zu bedeuten habe, soll Amalaberga nur geantwortet haben: Wer nur ein halbes Königreich besitze, müsse sich eben mit einer halb gedeckten Tafel begnügen.

SAGEN UND LEGENDEN RUND UM DIE WARTBURG

Was für ein beispielloses Gästebuch für tausend Jahre deutscher Geschichte:

Das Adelsgeschlecht der Ludowinger, die heilige Elisabeth von Thüringen, das Haus Wettin, der reformatorische Täufer Fritz Erbe, der Dichterfürst und Literaturpapst Johann Wolfgang von Goethe – sowie ein vor fünfhundert Jahren als Junker Jörg einkehrender Schreiber, der diesen Reigen eröffnet.

TEIL1

SAGEN UND LEGENDEN VON MARTIN LUTHER

EIN KLECKS, SO GROSS WIE EIN LAND

DAS TINTENFASS

Martin Luther wurde am 14. November 1483 in Eisleben/Grafschaft Mansfeld geboren. Obwohl er bereits vor rund einem halben Jahrtausend gelebt hatte, ist sein Wirken erstaunlich genau dokumentiert. Oder vielleicht doch nicht? Der Reformator übersetzte in Thüringen (mit Hilfe eines Stabes weiterer Gelehrter) die Bibel aus der aramäischen, hebräischen und griechischen Sprache in das damalige Frühmittelhochdeutsch. Entstanden war die »Biblia Deudsch«. Doch wer in solcher Weise »dem Volke aufs Maul schaut«, streut die Saat für eine Vielzahl von Legenden, die sich um Luther ranken wie ehrwürdiger Efeu.

Martin Luther wurde laut eigener Aussage seit seiner Kindheit von Teufeln, bösen Geistern und Dämonen heimgesucht. Während seiner Wartburg-Zeit sollen seine Ängste vor solchen Angriffen noch weiter zugenommen haben. Luther wehrte sich gegen den teuflischen Terror mit Gebet, Einkehr und Gesang – oder auch mit dem Wurf eines Tintenfässchens, nachdem er nachts wieder einmal durch den Teufel geweckt worden war.

Luther selbst berichtete, dass er während seines Aufenthaltes in der Wartburg vom Teufel belästigt wurde und er habe »den Teufel mit Tinte vertrieben«. War es tatsächlich der Einsatz von waffenfähigen Tintenfässern oder meinte er damit im übertragenen Sinne seine Bibelübersetzung?

Immerhin: Der Tintenfleck soll zwar noch im 20. Jahrhundert in Luthers Arbeitszimmer auf der Wartburg zu sehen gewesen sein, allerdings existieren nicht wenige Berichte, nach denen der Fleck über Jahrhunderte nachgebessert, neu angebracht und nachgefärbt wurde – weil reliquienhungrige Besucher sich ihr Andenken selbst zu besorgen gedachten

EIN ZEICHEN DES HIMMELS

DER BLITZ

Am 2. Juli 1505 befand Martin Luther sich auf der Rückreise von einem Besuch bei seinen Eltern. Bei Stotternheim geriet er in einen schweren Sturm. In seiner Nähe schlug ein Blitz ein und von dem entstehenden Luftdruck wurde Luther zu Boden geworfen. In seiner Verzweiflung rief er zur heiligen Anna, er wolle ein Mönch werden, wenn sie ihn aus dieser Not befreie. Luther selbst äußerte sich später mehrere Male über dieses Ereignis und zum Zorn seines Vaters löste er das Gelübde ein. Am 17. Juli begab Martin Luther sich zum Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt und bat um die Aufnahme als Mönch.

»ICH FÜHRE KRIEG MIT DEN LEBENDEN.«

KAISER KARL AM GRABE LUTHERS

Die junge protestantische Bewegung unterlag im Schmalkadischen Krieg der Jahre 1546/47. Nach der Schlacht bei Mühlberg stand das kaiserliche Heer vor den Toren Wittenbergs. Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen musste auf sein Amt verzichten und die Stadt übergeben. Er unterzeichnete außerdem die »Wittenberger Kapitulation«, um einem Todesurteil zu entgehen. So weit, so gesichert.

Karl V., römisch-deutscher Kaiser aus dem Geschlecht der Habsburger, ritt im Jahre 1547 in Wittenberg ein. Danach soll der Kaiser in der Schlosskirche am geöffneten Grab des Reformators dazu aufgefordert worden sein, Martin Luthers Überreste nochmals auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Derartige symbolische Handlungen waren im Mittelalter nicht unüblich. So wurde zum Beispiel der englische Lordprotektor Oliver Cromwell nach seinem natürlichen Tod im Jahre 1658 mit einem Staatsbegräbnis verabschiedet. Zwei Jahre später befahl sein Gegner die Exhumierung. Cromwells Leiche wurde ausgegraben, in Ketten gehangen und dann geköpft. Doch in Wittenberg soll Kaiser Karl V. nur geantwortet haben:

»Er hat seinen Richter gefunden. Ich führe Krieg mit den Lebenden und nicht mit den Toten.«

KONTRA-THESE, PRO-THESE

DER THESENANSCHLAG

Am 31. Oktober 1517 nagelte Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Die Hammerschläge des Reformators hallten durch ganz Europa. Tausende künstlerische Darstellungen zeigen ein Bild, welches wie kein anderes zum Symbol der Reformation wurde – und in das Reich der Legende gehört.

Was über Jahrhunderte unkritisch als Tatsache weitererzählt wurde, ist mittlerweile in der Geschichtsforschung mindestens umstritten, da nicht durch Fakten belegt. Gesichert ist jedoch, dass Luther an diesem Datum Briefe an seine Vorgesetzten schrieb (oder absendete), in denen er die Praxis des Ablasshandels sowie weitere Missstände anprangerte. Diesen Briefen legte er 95 Thesen bei, die seiner Meinung nach als Grundlage für eine Neubewertung dieser Thematik dienten.

»ES GRIENT SO GRIEN, WENN WITTENBERGS BLIETEN BLIE’N.«

LUTHER UND DIE BÄUME

Bäume haben seit Beginn menschlicher Geschichte auf allen Kontinenten und in allen Religionen mythologische Bedeutungen besessen. Selbst die Bibel nennt bereits gleich zu Anfang den »Baum der Erkenntnis«. Auch um den Reformator ranken sich Lutherlinden, Lutherbuchen oder Luthereichen.

Dort, wo sich heute in Wittenberg die Luthereiche befindet, soll Luther am 10. Dezember 1520 das Kirchengesetzbuch, die päpstliche Bannandrohungsbulle und Bücher seiner Gegner verbrannt haben. Ein Wittenberger Student und Anhänger Luthers warb während dieser Zeit um eine junge Frau, deren Großmutter jedoch die Kirche und den Papst verehrte. Am Tag der Verbrennung soll sie mit ihrer Enkelin an dieser Stelle den von Luthers Taten begeisterten Studenten getroffen haben. Die Großmutter geriet in Zorn, rammte ihren Spazierstock in die Erde und drohte dem Studenten, dass er ihre Enkelin nicht eher heiraten dürfe, bis der Stock zu grünen begonnen habe. Der Student war nicht auf den Kopf gefallen, pflanzte just an dieser Stelle eine junge Eiche – und im nächsten Frühjahr konnte er der Großmutter von einem »Wunder« berichten.

Die ursprüngliche Wittenberger Luthereiche wurde während der Napoleonischen Kriege gefällt, da dringend Holz zum Heizen benötigt wurde. Die heutige Luthereiche soll im Jahre 1830 gepflanzt worden und im Jahre 1904 von einem Unbekannten angesägt worden sein.

»WENN ET BEDDE SICH LOHNE DÄÄT ...«

LUTHER UND DAS APFELBÄUMCHEN

Vielleicht komponierte die Kölner Band BAP im Jahre 1982 mit Luther im Kopf. Martin Luther wird der folgende Spruch, dessen erster Nachweis erst im Jahre 1944 auftaucht, vermutlich auf die Lippen gelegt:

»Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen.«

DIE MARTINSFRAGE

LUTHER IN WORMS