Saints of Denver – Church - Jay Crownover - E-Book

Saints of Denver – Church E-Book

Jay Crownover

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Beschreibung

Was wenn dein Mr. Right glaubt, er sei der Falsche für dich?

Dixie Carmichael weiß, dass Church ihr Mr. Right ist, aber der sexy Ex-Soldat scheint das anders zu sehen. Nach Monaten ohne Erfolg versucht sie ihren "Einen" eben noch ein zweites Mal zu finden, doch das stellt sich als schwieriger raus als gedacht.

Dash Churchill weiß, dass alles Gute in seinem Leben früher oder später schlecht endet. Und Dixie ist das Beste, was ihm je begegnet ist. Er muss sie auf Abstand halten - aber als er aufgrund eines folgenschweren Unfalls in seine Heimatstadt zurückkehren muss, steht er vor einem Problem: Als er nach dem Krieg nicht heimkehrte, gab er vor, es läge an einer Frau. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als Dixie zu bitten, seine Fake-Freundin zu spielen. Doch für Church wird es ein Spiel mit dem Feuer, denn diese Frau weckt ungeahnte Gefühle in ihm ...

Ein heißes Spin-Off der Romance-Bestsellerreihe "Marked Men" von Erfolgsautorin Jay Crownover.

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Seitenzahl: 550

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über dieses Buch

Titel

Widmung

Zitat

Einführung

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

Anmerkungen der Autorin

Playlist

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Titel der Autorin

Impressum

 

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Über dieses Buch

Dixie Carmichael weiß, dass Church ihr Mr. Right ist, aber der sexy Ex-Soldat scheint das anders zu sehen. Nach Monaten ohne Erfolg versucht sie ihren „Einen“ eben noch ein zweites Mal zu finden, doch das stellt sich als schwieriger raus als gedacht.

Dash Churchill weiß, dass alles Gute in seinem Leben früher oder später schlecht endet. Und Dixie ist das Beste, was ihm je begegnet ist. Er muss sie auf Abstand halten – aber als er aufgrund eines folgenschweren Unfalls in seine Heimatstadt zurückkehren muss, steht er vor einem Problem: Als er nach dem Krieg nicht heimkehrte, gab er vor, es läge an einer Frau. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als Dixie zu bitten, seine Fake-Freundin zu spielen. Doch für Church wird es ein Spiel mit dem Feuer, denn diese Frau weckt ungeahnte Gefühle in ihm …

Jay Crownover

Church

Aus dem Amerikanischen von Nina Bellem

 

Gewidmet Elma Mae Bruce.

Dass deine und meine Geschichte sich trafen, hat einen anderen Menschen aus mir gemacht, egal, wie kurz dieses Kapitel auch gewesen sein mag. Deine Unterstützung als Leserin bedeutete mir als Autorin die Welt, aber der Einfluss, den du auf mich als Mensch hattest, der war unvergesslich, und ich werde für immer dankbar sein, dass ich sowohl deine Erfolge als auch deine Niederlagen mit dir teilen konnte, während du tapfer gekämpft hast. Es ist wahr, was man sagt: Nicht alle Helden tragen ein Cape.

Wir alle hinterlassen ein Vermächtnis, wenn wir gehen. Ob groß oder klein, ich hoffe, dass wir uns alle einen Moment, eine Minute, einen Sekundenbruchteil Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass das Erbe, das wir aufbauen, etwas ist, auf was wir stolz sein können, etwas, was andere zum Lächeln bringt und sie liebevoll an uns denken lässt, denn es ist so leicht, das Gute zu vergessen, wenn das Schlechte immer im Vordergrund zu stehen scheint. Hinterlasst die Leben, die ihr berührt, schöner, weil ihr darin gewesen seid.

Außerdem: FUCK YOU, Krebs … du bist im wahrsten Sinne des Wortes das Allerletzte, und wir haben alle ziemlich die Nase voll von dir.

 

Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter.

Winston Churchill

Einführung

Es ist sicher keine Überraschung, dass ich mich – zumindest hin und wieder – für eine Art Badass halte. Mich bringt nicht viel aus der Ruhe. Ich bin ziemlich willensstark und in der Lage, mich allen Widrigkeiten zu stellen. Und ich war schon immer der Typ Mensch, der den Stier bei den Hörnern packt und ihn dazu bringt, zu machen, was ich will. Dennoch gibt es Dinge, die größer und gefährlicher sind als ich, Dinge, die mir eine Heidenangst einjagen, und ich habe bisher nicht darüber nachgedacht, wie ich mit dieser Angst umgehe, oder besser gesagt, habe ich sie bisher nicht bewältigt, bis ich mit der Arbeit an diesem Buch begonnen habe.

Wenn ihr mir in den sozialen Medien folgt, wisst ihr sicher, dass ich drei Hunde habe, von denen ich besessen bin. Sie sind meine besten Freunde und meine Familie. Ich liebe sie bedingungslos und leidenschaftlich. Der junge italienische Windhund, Duce – ich weiß, die Schreibweise ist nicht richtig, aber schon bevor ich Bücher geschrieben habe, habe ich seltsame Dinge mit Namen gemacht – ist alt geworden, und letztes Jahr wurde er krank … wirklich krank.

Es war erschreckend. Es war herzzerreißend, und ich bin mit der Situation nicht wirklich gut klargekommen. Ich bin zusammengebrochen und habe mich in eine wutentbrannten Idiotin verwandelt, was meinem Hund und der Situation überhaupt nicht geholfen hat.

Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was ich tun sollte oder wie ich ihm helfen konnte, und diese Hilflosigkeit, egal, mit wie viel Geld ich versuchte, das Problem zu lösen, machte mich verrückt. Ich hatte furchtbare Angst, ihn zu verlieren, obwohl ich logischerweise wusste, dass er nicht ewig bei mir bleiben konnte.

Schließlich brachte ich ihn zu einem fantastischen Tierarzt … ein großes Lob an das Northwest Animal Hospital hier in Colorado Springs und an Dr. Sudduth, der sich hervorragend um ihn kümmerte, eine Diagnose stellte und versprach, dass seine Zeit noch nicht gekommen sei.

Duce ist immer noch alt, immer noch kränklich, aber er bekommt Medikamente, und es geht ihm gut. Das letzte Jahr war ein Kampf, aber wir haben es größtenteils gemeinsam zu Hause verbracht, was bedeutet, dass ich meinen Lesern und allen, die meine Bücher unterstützen, noch mehr schulde, als ihr jemals ahnen werdet.

Nichts davon ändert die Tatsache, dass ich irgendwann Abschied nehmen muss.

Es macht mir immer noch Angst. Es treibt mir die Tränen in die Augen, wenn ich nur daran denke. Es wird eines der schwersten Dinge sein, die ich je machen muss. Aber dieses Buch zu schreiben, sich darauf zu konzentrieren, wie Church mit Liebe und Verlust umgeht, wie dieser stoische, knallharte Soldat, der durch die Hölle und zurück gegangen ist, sich mit Dingen konfrontiert sieht, die größer und schlimmer sind als er selbst, die er nicht abschütteln kann, hat mir die Augen geöffnet. Egal, welche Art von Rüstung wir tragen, sie hat immer einen Riss, eine Delle, die von einer Schlacht erzählt, die wir gekämpft und verloren haben.

Ich weiß jetzt, dass ich mich, wenn die Zeit kommt, auf das Gute konzentrieren will, auf die Jahre, die wir zusammen verbracht haben, und auf all die wunderbaren Erinnerungen, die mein pelziger kleiner Kerl mir geschenkt hat. Ich möchte nicht, dass irgendetwas von dem Guten und der andauernden Liebe durch den Schmerz des Abschieds überschattet wird. Ich muss stark sein, wenn der kleine Kerl es nicht sein kann. Er wiegt nur etwa siebzehn Pfund, er wirkt so klein, vor allem wenn er seine Medikamente bekommt. Aber er erträgt das wie ein Boss.

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich keine Angst mehr habe. Ich habe sogar schreckliche Angst. Jedes Mal, wenn ich zu einer Veranstaltung das Haus verlasse, verbringe ich die meiste Zeit damit, mich nach dem alten Mann zu erkundigen. Aber es ist schön zu wissen, dass ich jetzt das nötige Kleingeld habe, um für meinen vierbeinigen Freund so da zu sein, wie er immer für mich da war.

Dieses ganze Buch wurde irgendwie von meinem kranken Hund inspiriert – das Gute und das Schlechte. Church und Dixie repräsentieren beide Seiten davon. LOL. Ich verspreche, es wird Sinn ergeben, wenn ihr es lest.

Willkommen zu meiner Liebe und meinem Verlust …

Xoxo Jay

Prolog

Meine Mutter lernte ihren Traumprinzen kennen, während sie im ersten Semester am College war und mein Vater sich zu ihr beugte, um sich einen Stift zu leihen, damit er sich Notizen machen konnte. Er war sichtlich verkatert, aber er hatte ein Lächeln, das Spaß versprach, und ein Funkeln in den Augen, dem man nicht widerstehen konnte. Sie erzählte mir und meiner Schwester immer, dass es ganz schnell ging. In einem Sekundenbruchteil wusste sie, dass er der Richtige für sie war.

Es war eine süße Geschichte. Meine Eltern erzählten sie uns oft, wobei beide immer lächelten und ihre Augen strahlten, aber keiner von uns dachte groß darüber nach, bis meine jüngere Schwester ihren eigenen Prinzen traf, noch bevor sie alt genug war, um Auto zu fahren.

Es geschah zu einer Zeit, in der meine Familie es sehr schwer hatte. Es war für uns alle hart, aber für sie besonders. Sie war immer das Baby gewesen, war verwöhnt und wie eine Prinzessin behandelt worden. Als ihr diese Aufmerksamkeit auf wirklich schlimme Weise entrissen wurde, war sie verloren und ließ sich von der Familientragödie beinahe auffressen.

In ihrem Kummer und ihrer Verwirrung schaffte sie es irgendwie, bei einer Autowerkstatt unterzukommen, statt sich einen Nebenjob zu suchen, der besser zu meiner sehr mädchenhaften, sehr weiblichen jüngeren Schwester gepasst hätte. Sie verbrachte nur fünf Minuten in dieser lauten, schmierigen Werkstatt, um dann Jahre und Jahre damit zu verbringen, sich an den ruhigen, rätselhaften Jungen mit dem kastanienbraunen Haar, den sie in diesen fünf Minuten kennenlernte, zu schmiegen und ihn zu lieben.

Er rettete sie, und obwohl sie viel zu jung war, um irgendetwas über das Leben zu wissen, wiederholte sich bei ihr die Geschichte, die auch meine Mutter erlebt hatte. Sie wusste einfach, dass er der Richtige für sie war.

In meiner Familie passierte so etwas schnell. Wir verliebten uns schnell und kamen dann auch nicht mehr vom anderen los. Wir folgten unseren Gefühlen, und wir liebten hart und heftig. Ich lernte auch, während ich all meine Freunde beobachtete, die Männer, mit denen ich arbeitete, die Frauen, die ich als Schwestern meines Herzens betrachtete, dass es schnell ging, wenn es die richtige Person war, und dass sie es tatsächlich einfach wussten.

Sie wussten, wann es passte. Sie wussten, wann es von Dauer sein würde. Sie wussten, wann es sich lohnte, dafür zu kämpfen. Sie wussten, wann sie die Person gefunden hatten, die vielleicht nicht unbedingt perfekt, aber ohne Zweifel perfekt für sie war. Sie wussten es einfach.

Also wartete ich – zugegeben ungeduldig und ängstlich – auf meine Chance, darauf, dass ich an die Reihe kam. Ich wartete darauf, während meine Familie heilte, dass ihre Liebe noch stärker sein würde. Ich wartete, während meine Schwester es vermasselte und verzweifelt versuchte, ihr Perfekt wieder zu kitten. Ich wartete und hatte dabei so viele Hochzeiten und Babys gesehen, die nicht meine waren. Ich wartete, während um mich Dramen geschahen und Gefahren auftauchten. Ich wartete, während ich ein schlechtes Date und eine gescheiterte Beziehung nach der anderen erlebte.

Ich wartete in einsamen Nächten, in denen ich allein war, und in Nächten, in denen ich mal die Nacht mit jemandem verbrachte, von dem ich wusste, dass er nicht der Eine für mich war. Ich wartete und wartete, während gute Männer sich in noch bessere Frauen verliebten, und fragte mich die ganze Zeit, wann ich an der Reihe sein würde. Ich wartete und beobachtete Liebe, die leicht war, und Liebe, die schwer war, und redete mir ein, dass ich viel besser vorbereitet war als alle anderen um mich herum, für den Moment, an dem es für mich so weit sein würde. Ich wollte es so sehr, dass ich es förmlich schmecken konnte. Aber je länger ich wartete, desto sicherer war ich, dass ich mich niemals verlieben würde.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich Dash Churchill nicht schon in dem Augenblick für etwas Besonderes hielt, als er die Bar betrat, in der ich arbeitete. Er zeigte diese unterdrückte Anspannung, hatte einen sexy Gang, und über ihm hing eine bedrohliche Wolke, die selbst die hellsten Sommertage verdunkeln würde.

Ich hatte Augen und ich hatte eine Vagina, was mir also an ihm auffiel, waren vor allem die Dinge, die diesen beiden Körperteilen besonders gefielen. Er war groß, mit einem Körper, der aussah, als könnte er auch auf dem Cover des Men’s-Health-Magazins abgebildet werden, mit bronzefarbener Haut, unvergesslichen Augen und einem Mund, der mich, obwohl Church ständig die Stirn runzelte, an jede einzelne schmutzige, sexy Sache denken ließ, zu der ein solches Lippenpaar imstande war.

Ich mochte sein Aussehen, sehr sogar, aber ich konnte nicht sagen, dass ich ihn besonders mochte. Er war mürrisch, distanziert, sprach nicht viel, und er besaß eine Ausstrahlung, die deutlich sagte, dass er gefährlich und unbeständig war. Er machte nicht den Eindruck, besonders glücklich zu sein, und egal, wie viel Ruhe er sich gönnte, wie sehr er sich entspannte oder wie viel Zeit mit guten Freunden verbrachte, nichts schien diesen dunklen Schleier der Unzufriedenheit, der über ihm hing, verscheuchen zu können. In seinen wunderschönen Augen waren immer deutliche Warnungen zu sehen, und ich war klug genug, sie zu beherzigen. Ich verbrachte meine Tage lieber damit, mich in der Sonne zu bewegen, als im Regen zu tanzen.

Ich war freundlich zu Church, weil ich zu jedem freundlich war. Unser Verhältnis auf der Arbeit war im ersten Monat noch recht holprig und bestand hauptsächlich daraus, dass ich um ihn herumtanzte, während jede andere Frau, die in die Bar kam, in der wir arbeiteten, ihr Bestes tat, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Für mich funktionierte das gut und für ihn anscheinend auch, also wartete ich weiter auf meinen perfekten, märchenhaften, heldenhaften Ritter, meinen unvergleichlichen Helden. Er musste irgendwo da draußen sein, und ich begann zu glauben, dass ich anfangen musste, nach ihm zu suchen, wenn er schon nicht nach mir suchte. Meine Geduld war am Ende, und meine normalerweise freundliche Einstellung wurde genauso düster und grau wie die von Church.

Aber dann geschah es, und ich wusste es einfach. Ich wusste es, ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie etwas so unzweifelhaft gewusst. Ich wusste es mit einer Deutlichkeit, die mir durch die Seele schoss und mein Herz in der Brust einen Salto schlagen ließ.

Ich versuchte gerade, eine Gruppe von ziemlich betrunkenen und unausstehlich nervenden jungen Männern abzukassieren. Das war nichts Neues. Ich war schon lange Kellnerin in einer Bar und wusste, wie ich mit den Kunden umzugehen hatte. Diese betrunkene Gruppe war nicht besser oder schlechter als die anderen, mit denen ich in all den Jahren, in denen ich Drinks ausschenkte und als Kellnerin arbeitete, zu tun hatte.

Aber sie waren laut, und die Dinge, die sie sagten, waren in der ganzen Bar zu hören. Einiges davon war gar nicht so schlimm. Sie mochten mein Haar, lockig und erdbeerblond, jeder mochte mein Haar, und sie mochten es, wie eng mein Oberteil sich über meine Brüste spannte. Ich hatte Körbchengröße D, wer mochte sie nicht?

Aber sie hatten auch eine Menge über meinen Hintern zu sagen. Anscheinend war er zu groß für meine kleine Statur, und meine Sommersprossen gefielen ihnen nicht. Das rote Haar war vollkommen natürlich und so echt, wie es nur sein konnte, also konnte ich nicht viel gegen die kleinen Punkte tun, die auf meinem Nasenrücken und auch ganz leicht auf meinen Wangen zu sehen waren.

Ich habe ein ziemlich dickes Fell. Das muss man haben, wenn man in einer Bar arbeitet, und Alkohol die Zungen lockert. Darum wollte ich gerade die Kreditkarte vom Tisch nehmen und das Gerede einfach an mir abprallen lassen, als ich eine Hand auf meinem unteren Rücken fühlte. Hinter mir konnte ich spüren, wie sich ein Sturm zusammenbraute. Mehr noch, er wurde immer dichter, wütender und war bereit, hinter mir die Hölle zu entfesseln.

»Alles okay, Dixie?« Die Frage ließ mich erstarren, und das lag nicht daran, dass sie mir mit dem unverkennbar gedehnten Südstaatenakzent ins Ohr geflüstert wurde. Es lag nicht daran, dass er mir so nah war, dass ich jeden Muskel seines massigen Körpers spüren konnte und sich die Hitze seiner Haut und die Kälte seiner eisigen Wut gegen meinen Rücken drückte.

Nein, ich war wie erstarrt und vollkommen fassungslos, denn in sechsundzwanzig Jahren hatte sich nie jemand die Mühe gemacht, mich zu fragen, ob alles okay sei. Man ging immer einfach davon aus, dass ich okay war.

Ich war das Mädchen, das auf mich und alle anderen um mich herum aufpassen konnte.

Ich war das Mädchen, das nie um Hilfe bat.

Ich war das Mädchen, das immer lächelte, auch wenn mir dieses Lächeln wehtat.

Ich war das Mädchen, das immer ein offenes Ohr oder eine Schulter zum Anlehnen für ihre Freunde hatte, auch wenn ich eigentlich keine Zeit hatte.

Ich war das Mädchen, zu dem jeder rannte, wenn er ein Problem hatte, weil ich alles stehen und liegen ließ, um das Problem zu lösen, selbst wenn es nicht zu lösen war.

Ich war das Mädchen, das sich nie von irgendetwas oder irgendjemandem unterkriegen ließ und dafür kämpfte, dass es auch allen anderen gut ging.

Ich war das Mädchen, von dem alle immer annahmen, dass es ihm gut ging, dass alles okay war. Also fragte mich nie jemand, ob es wirklich so war. Aber er hatte es getan, und die Welt blieb stehen.

Ich umklammerte meinen Stift und räusperte mich mühsam. »Mir geht’s gut, Church.« Meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen, und ich spürte, wie sich seine Hand noch tiefer in meinen unteren Rücken drückte.

»Bist du sicher?«

Nein, ich war nicht sicher. Mir war es noch nie weniger gut gegangen, und ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen tun sollte.

Ich nickte ruckartig und stieß einen Atemzug aus, woraufhin er einen Schritt von mir zurückwich. Ich schaute ihn über meine Schulter an, und er erwiderte meinen Blick. Es lag keine Wärme in seinen wunderschönen Augen. Der harte Ausdruck in seinem Gesicht änderte sich nicht. Er wusste nicht, dass er mein Leben mit ein paar knappen Worten grundlegend verändert hatte.

Er machte einfach nur seine Arbeit und sorgte dafür, dass in der Bar alles in Ordnung und das Personal in Sicherheit war. In der Zwischenzeit wurde ich unfreiwillig in die Art von Liebe gestoßen, bei der man mit den Armen fuchtelte und mit den Beinen strampelte, und ich meine Gefühle für ihn am liebsten laut herausgeschrien hätte. Natürlich tat ich das alles im Stillen und nur in meinem Kopf, während er sich von mir entfernte. Denn auch wenn ich jetzt wusste, dass er der Richtige für mich war, konnte man deutlich sehen, dass Church keine Ahnung hatte.

Niemand hatte mir je gesagt, wie ich damit umgehen sollte, wenn der Eine auftauchte, aber man nicht die Eine für ihn war.

Es gibt keine Dunkelheit, nur die Unfähigkeit zu sehen.

Malcolm Muggeridge

Kapitel 1

Dixie

»Also … ich hatte einen schönen Abend.« Nein, hatte ich nicht. Er war furchtbar. Dieser Abend würde in die Geschichte eingehen als das schlimmste erste Date aller Zeiten, was schon etwas heißen will, wenn man bedenkt, dass ich die Königin der furchtbaren ersten Dates war. Aber es lag nicht in meiner Natur, ihm das zu mitzuteilen. Ich wollte einfach nur gute Nacht sagen und mich für den Rest des Abends mit einem Glas Wein und meinem Hund in meinem Schlafzimmer verstecken.

»Willst du uns nicht auf einen Drink reinbitten?«

Ich kämpfte damit, nicht zusammenzuzucken, und sah über die Schulter des sehr süßen, aber schmerzhaft schüchternen jungen Mannes, mit dem ich mich nach mehreren Wochen Online-Chat verabredet hatte. Ich lernte ihn über eine der Dating-Apps kennen, bei denen ich mich anmeldete, nachdem ich beschlossen hatte, nicht länger darauf zu warten, dass der Eine für mich erkannte, dass ich die Eine für ihn war.

Mein Pech in der Liebe hielt weiter an, wie das Date mit diesem süßen Jungen … und seiner Mutter zeigte. Sie war auch diejenige, die gefragt hatte, ob ich die beiden nicht auf einen Drink einladen wolle, da mein eigentliches Date nicht in der Lage zu sein schien, selbst zu reden. Ja, ich war mir fast schon sicher, dass ich für immer allein bleiben würde.

Das Glück, das alle wichtigen Menschen in meinem Leben, alle Menschen, die ich liebte, mit solcher Leichtigkeit zu finden schienen, war für mich eindeutig nicht in Sicht. Ich sehnte mich nach etwas Fantastischem, aber jeden Tag wurde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass alles, was ich bekam, die kalte, harte und sehr einsame Realität war.

Ich seufzte und hob die Hand, um mir ein paar meiner eigenwilligen, rotblonden Locken aus dem Gesicht zu schieben. Ich ärgerte mich nicht nur darüber, dass man mich ganz offensichtlich für dumm verkauft hatte. Auf keinen Fall hatte der Junge sein eigenes Dating-Profil erstellt, nicht wenn er nicht einmal selbstständig zwei Worte herausbekam, und nicht wenn er mich nicht ansehen konnte, ohne zu erröten und nervös zu zittern. Ich ärgerte mich auch darüber, dass ich ein perfektes Outfit, eine tolle Frisur und ein makelloses Make-up auf dieses Schein-Date verschwendet hatte.

Normalerweise gab ich mir mit meinem Aussehen nicht so viel Mühe, und mich so in Schale zu werfen, kostete Zeit, die ich nie aufgebracht hätte, wenn ich gewusst hätte, dass das alles für eine Frau mit verrücktem Blick und einem merkwürdigen Interesse daran, für ihr erwachsenes Kind eine passende Partnerin zu finden, war. Ehrlich gesagt war ich überrascht, dass die Frau nicht noch vor der Vorspeise jeweils eine Blut– und Urinprobe verlangt hatte. Sie hatte mich das ganze Date über verhört, als wäre ich eine Kriegsgefangene, und als meine Antworten nicht ihren Erwartungen entsprachen, konnte ich ihre Enttäuschung förmlich über den Tisch hinweg spüren.

Jede andere wäre sofort aufgestanden, wenn ihr Date mit elterlicher Aufsicht aufgetaucht wäre. Diejenige hätte es einfach abgeschrieben und den Typen geblockt. Ich war leider nicht diese Art von Mensch. Nein, ich glaubte von Natur aus daran, dass jede Situation, egal, wie schlimm sie war, einen Silberstreif am Horizont hatte. Ich dachte, dass mein Date vielleicht lockerer werden würde, und versuchte mir einzureden, dass es eigentlich ganz nett war, dass er seiner Mutter so nahestand. Ich nahm an, dass ich nach dem Abendessen und dem Verhör genug durchleuchtet worden wäre, sodass er vielleicht etwas ohne unsere adleräugige Anstandsdame unternehmen wollen würde. Ich fand, dass sein schüchternes Auftreten ihn verletzlich wirken ließ und dass er in natura noch süßer war als auf seinem Profilbild.

Es wurde nicht besser.

Es wurde schlimmer, und mir wurde schnell klar, dass der Streif niemals aus Silber sein würde, denn er war aus Blei, und ich würde mit ihm auf den Grund des Ozeans der schlechten Dates sinken. Ich versuchte, mir eine höfliche Ausrede einfallen zu lassen, um den Abend zu beenden, aber die Frau ließ mir nicht eine Minute zum Durchatmen. Sie ging sogar so weit, mir auf die Toilette zu folgen, damit ich nicht einen SOS–Ruf an eine meiner Freundinnen senden konnte, um ihm zu entkommen.

Es war furchtbar, aber ich hatte durchgehalten, weil ich dachte, wenn sie mir erst einmal nach Hause gefolgt waren und mich in einer altmodischen, immer noch vollkommen übertriebenen Geste zur Tür begleitet hätten, wäre es vorbei. Ich hatte eine Menge neugieriger Nachbarn und einen großen Hund in meiner Wohnung, also machte ich mir keine allzu großen Sorgen, weil er wusste, wo ich wohnte. Die Mutter wiederum war eine ganz andere Geschichte.

Ich hatte mich geirrt.

Ich verlagerte mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und unterdrückte einen Seufzer. Ich hätte wissen müssen, dass sie hartnäckig sein würde, aber ich hatte es satt, ihr etwas vorzuspielen. Spätestens seit klar war, dass ihr Sohn so sehr unter ihrer Fuchtel stand, dass er zu viel Angst hatte, das Ruder in die Hand zu nehmen oder gar für sich selbst zu sprechen. Sie war eine Tyrannin, und ich hatte keine Lust mehr, mich weiter ihrer furchtbaren Gesellschaft aussetzen zu müssen. Sobald ich wieder in meiner Wohnung war, würde ich alle Dating-Apps, die ich auf meinem Handy hatte, löschen.

»Ich habe einen Hund, und sie mag Fremde nicht besonders.« Das stimmte teilweise. Ich hatte tatsächlich einen Hund, einen riesigen reinrassigen Pitbull, den ich nur wenige Tage, bevor er eingeschläfert werden sollte, aus einem Tierheim gerettet hatte. Dolly sah aus wie eine Bestie, aber sie war ein Schatz, und es hatte noch keinen Menschen gegeben, von dem sie sich nicht den Bauch kraulen und sich verwöhnen lassen wollte.

In dieser Hinsicht waren wir so etwas wie Seelenverwandte. Ich musste nicht an den Ohren gekrault oder am Bauch gestreichelt werden, aber ich hatte das gleiche dringende Bedürfnis, von so ziemlich jedem, mit dem ich in Kontakt kam, gemocht und akzeptiert zu werden. Es war mir in Fleisch und Blut übergegangen, zumindest zu versuchen, mich mit jedem anzufreunden, und wenn sie meine Freundlichkeit nicht erwiderten, brachte mich das nur dazu, mich noch mehr anzustrengen.

Manchmal hasste ich das an mir selbst, und manchmal war es meine liebste Charaktereigenschaft, denn die Männer und Frauen in meinem Leben waren nicht gerade besonders leicht zu knacken gewesen. Sie alle liebten mich und öffneten sich mir, weil ich mich weigerte, mich von ihnen ausschließen zu lassen.

Na ja, alle außer diesem einen Mann.

Ich konnte nicht verhindern, dass ich zusammenzuckte, als er mir in den Sinn kam, denn er hatte mich von Anfang an vor Online-Dating gewarnt, und ich hasste es, dass er damit recht hatte. Ich hasste es auch, dass er der Grund dafür war, dass ich überhaupt so verzweifelt nach einem Mann suchte … nach einem Mann, der nicht er war.

Die liebe Mami schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. »Joseph ist allergisch gegen Hunde. Dein Haustier wird verschwinden müssen, wenn es mit euch beiden ernster wird.«

Ich riss die Augen weit auf, und das gezwungene Lächeln, das ich den ganzen Abend über aufgesetzt hatte, entglitt mir endlich. Ich wusste bereits, dass sie ein paar Schrauben locker hatte, aber sie trieb ihre Verrücktheit auf die Spitze, wenn sie glaubte, mir vorschreiben zu können, was ich mit meinem Hund oder mit irgendetwas in meinem Leben anfangen sollte.

Ich straffte meine Schultern und hob mein Kinn. Dieser Blick wirkte auf die Betrunkenen und ausgeflippten College-Kids, die ich jeden Abend aus der Bar vertrieb.

»Das wird kein Problem sein, denn hier an meiner Haustür ist Schluss. Ich danke Ihnen beiden für das Abendessen, aber wenn Sie mich entschuldigen, ich werde jetzt reingehen, mit meinem Hund kuscheln und alle Online-Dating-Apps löschen, die es gibt.«

Die Frau verengte ihre Augen und trat vor ihren Sohn. Der junge Mann gab einen Laut tief in der Kehle von sich, und seine Augen weiteten sich. Ich dachte, er hätte Angst vor seiner Mutter, aber je genauer ich ihn ansah, desto deutlicher wurde, dass er Angst um mich hatte, als die Frau näher kam. Er streckte eine Hand aus, um den Ellenbogen seiner Mutter zu ergreifen, ließ sie aber wieder sinken, bevor er sie berühren konnte, als wüsste er, dass ein Eingreifen schwere und drastische Folgen für ihn haben würde.

»Jetzt hören Sie mal, Sie kleine …« Ich hob meine Hand, bevor sie mir ein Schimpfwort an den Kopf werfen konnte. Ich glaubte, die Frau war es nicht gewohnt, dass man sich ihr gegenüber behauptete, denn sie keuchte und wich einen Schritt zurück.

»Stopp. Ich dachte, ich würde mit Joseph schreiben. Ich dachte, er sei ein netter Kerl, der vielleicht ein wenig zu behütet und unbeholfen ist … aber ein netter Kerl. Offensichtlich ist nicht er es, der dieses Dating-Profil hat. Ich bin weit über das Alter hinaus, in dem ich die Zustimmung oder Erlaubnis einer Mutter brauche, um mit ihrem Sohn auszugehen, also werde ich in meine Wohnung gehen und dieses Date beenden, bevor noch jemand ausfallend wird.«

Ich schaute den erschrockenen jungen Mann an, der hinter seiner Mutter stand, formte stumm mit den Lippen Viel Glück, bevor ich den beiden den Rücken zudrehte und meinen Schlüssel in das Türschloss steckte. Dolly bellte laut auf der anderen Seite, was tröstlich und beruhigend war.

Ich drehte den Knauf an der Tür und schob mich in die Wohnung, ohne mich umzusehen. Als die Tür ins Schloss fiel und mein Hund sich fröhlich an meinen Beinen rieb, legte ich den Kopf zurück und stieß einen Seufzer aus, der aus den Tiefen meiner Seele zu kommen schien. Ich war müde, so müde.

Ich liebte mein Leben. Ich hatte einen Job, zu dem ich gerne jeden Tag ging, und ich arbeitete mit Menschen zusammen, die ich bewunderte und schätzte. Ich würde mit meiner Arbeit nie reich werden, aber ich war gut darin, und die meiste Zeit fühlte es sich eher an, als würde ich Zeit mit Freunden verbringen, als dass ich wirklich arbeitete. Ich liebte meine Familie und wurde von ihr ebenfalls sehr geliebt, auch wenn ich mich oft über meine jüngere Schwester ärgerte. Ich hatte eine hübsche Wohnung, ein reges Privatleben und tolle Haare.

Es gab nicht viel, worüber ich mich beschweren konnte, und die Dinge, die mir wirklich auf der Seele lagen, waren Dinge, die ich nur schwer jemandem erklären konnte, der nicht mit dem Wissen aufgewachsen war, dass Liebe auf den ersten Blick echt und das Leben unendlich viel besser war, wenn man die andere Hälfte seines Herzens gefunden hatte.

Ich war erst sechsundzwanzig, mir blieb also noch viel Zeit, um das Leben zu genießen und irgendwann sesshaft zu werden, aber ich fühlte mich alt und nicht wahrgenommen, wenn ich mich mit meiner jüngeren Schwester verglich. Sie hatte das Märchen gefunden, das unsere Eltern uns erzählt hatten, als sie noch in der Highschool war, und ich bekam nichts außer einsamen Nächten und einer Reihe von Dates, die so furchtbar waren, dass mir niemand glaubte, wenn ich von ihnen erzählte.

Ich schreckte auf, als es hinter mir an der Tür klopfte, und mir klingelten die Ohren, weil mein Kopf bei dem Klopfen noch immer am Holz lehnte. Dolly knurrte leise, als sie spürte, dass ich mich anspannte. Ich legte meine Hand auf ihren breiten Kopf und schaute durch den Spion, um zu sehen, wer mich in meinem Selbstmitleid störte.

Meine neue Nachbarin, das Mädchen, das sich wie ein Geist bewegte und so leise sprach, dass ich oft Mühe hatte zu verstehen, was sie sagte, stand auf der anderen Seite. Poppy Cruz, leise, zurückhaltend, aber so süß und ganz vernarrt in meinen Hund. Ich hatte die Zuneigung, die sie für meinen Hund empfand, dazu benutzt, um zwischen uns eine Freundschaft entstehen zu lassen, bei der Poppy aber immer noch sehr zurückhaltend blieb.

Von einigen ihrer Freunde und ihrer Familie, die alle Stammgäste in meiner Bar waren, wusste ich, was sie früher hatte durchmachen müssen, also bemühte ich mich, sie nicht zu sehr zu bedrängen. Und das obwohl ich sie am liebsten ständig geknuddelt und ihr gesagt hätte, dass sich die Wolken auch an den dunkelsten Tagen irgendwann mal verziehen müssen. Sie fühlte sich inzwischen wohl genug bei mir, um weit nach der akzeptablen Besuchszeit an meine Tür zu klopfen, also wollte ich sie auf keinen Fall im Flur stehen lassen, auch wenn das bedeutete, dass sich meine Wein-trinken-und-heulen-Party weiter verzögerte.

Ich riss die Tür auf, und Dolly stürzte sich sofort auf den Besucher auf der anderen Seite. Poppy war zwar eher klein, aber sie hatte keine Mühe, dem begeistert auf sie zustürzenden Hund standzuhalten, und sie schien Dollys Schlabberküsse ebenso begeistert aufzunehmen wie die, die sie gab.

»Ich habe euch draußen im Flur reden hören und wollte nur mal sehen, wie das Date gelaufen ist. Es hörte sich nicht so an, als hätte es ein besonders schönes Ende gefunden.« Ihre leise Stimme drang zu mir durch, und ich schüttelte den Kopf und schnaubte.

»Der Anfang war auch nicht besonders gut. Kannst du dir das vorstellen, er ist mit seiner Mutter aufgetaucht?! Ich brauche ein Glas Wein, willst du auch eins?«

Sie rümpfte ihre feine Nase und schob den großen Hund in die Wohnung, damit sie die Tür hinter sich schließen konnte. »Ich trinke nicht, aber danke.«

Sie machte allgemein nicht viel. Als Produkt einer sehr strengen und religiösen Erziehung war Poppy so geradlinig, wie man nur sein konnte. Sie hatte unter dem Mann, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte, schwer gelitten, und es war klar, dass jeder einzelne Tag ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Heilung war.

»Das hatte ich vergessen. Ich bin so oft in der Bar, dass ich vergesse, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die ohne Alkohol auskommen.« Ich zog eine Augenbraue hoch und machte mich auf den Weg in die Küche. »Ich gehöre nicht dazu.«

Sie lachte leise – genau die Reaktion hatte ich bei ihr auslösen wollen – und folgte mir in die winzige Küche, die im Stil einer Kombüse eingerichtet war.

»Also seine Mutter?« Ihre Augen hatten die Farbe von heißem Apfelwein und schimmerten vor sanftem Humor. Es war unmöglich, sie nicht zu mögen, und so sehr, wie ich mir ein anderes Leben für mich wünschte, so sehr wünschte ich es mir auch für sie. Ich hasste es, dass ihre Vergangenheit so hässlich war, aber ich liebte es, dass sie sie überlebt hatte und sich bemühte, das, was sie früher erlebt hatte, hinter sich zu lassen. Das war gut und deutete auf eine innere Stärke hin, die sich hinter ihrem zarten Äußeren verbarg.

Ich schnaubte wieder und rollte mit den Augen. »Ich dachte, der Typ, der nach der Hälfte des Dates mit meinem Portemonnaie abgehauen ist, wäre das Schlimmste, was mir hätte passieren können. Ich lag falsch. Wirklich falsch.«

»Ich kann das kaum glauben, Dixie.« Sie schüttelte ihr Haar, und ich wollte die bronzenen Strähnen berühren. Sie schimmerten, als würden sie von innen heraus leuchten. Alles an ihr sollte schimmern und durch die Schatten, die sie umgaben, hindurchstrahlen. Irgendwann würde sich dieses innere Leuchten Bahn brechen, und ich hoffte, dass ich dabei sein würde, um es zu sehen. »Ich hätte nicht gedacht, dass es noch schlimmer kommen könnte als der Typ, der dich als dritte Besetzung in einer Ménage-à-trois mit seiner Frau haben wollte.«

Ich verschluckte mich fast an meinem Wein und schauderte. »Ja, als er mir sagte, es sei in Ordnung, weil die Kinder übers Wochenende bei seinen Eltern seien, hätte ich ihm fast mein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet. Das war schon schlimm, aber diese Mutter war dennoch am schlimmsten. Es ist eine Schande, denn ihr Sohn war eigentlich ganz niedlich, und ich glaube, wenn er nicht so eingeschüchtert wäre, wäre er gar kein so schlechter Kerl.« Ich hob eine Schulter und ließ sie sinken. »Tja, man lebt und man lernt.«

Ein Ausdruck huschte über ihr schönes Gesicht, der tragisch und schmerzvoll war. Es tat mir weh, ihn zu sehen, aber er war nur für eine Sekunde da, dann kam ihr typischer heiterer und freundlicher Gesichtsausdruck wieder. »Wenn man Glück hat, lebt man. Also kein Online-Dating mehr?«

Ich nickte und trank meinen Wein aus. »Schluss damit. Es scheint eine unendliche Menge an Verrückten auf der Welt zu geben, und ich wirke wie ein Magnet auf sie.«

Im Internet können sie sein, wer immer sie sein wollen, Dixie. Du wirst nie wissen, mit wem du es zu tun hast, und das ist gefährlich. Churchs Warnung ging mir durch den Kopf, und ich wollte auf etwas eindreschen. Er hatte ja recht. Außerdem schien er immer auf mich aufzupassen, was aufregend und genau das wäre, was ich wollte, wenn er es nur aus einem anderen Grund getan hätte als dem Bedürfnis, auf mich aufzupassen, nur weil wir Arbeitskollegen waren.

Hätte es ihn gekümmert, was mit mir geschah, weil er sich in irgendeiner Form um mich sorgte, wäre ich überglücklich gewesen. Aber in Wirklichkeit lief alles darauf hinaus, dass ich für die Menschen, die ihm wichtig waren, wichtig war, und deshalb wollte er nicht, dass mir etwas Schlimmes zustieß.

Ich wollte mir gerade ein weiteres Glas Wein einschenken, als Poppy und ich aufschreckten, weil jemand an die Wohnungstür hämmerte. Ich zuckte zusammen, und Poppy sprang panisch auf und gab einen Schrei von sich. Weil wir so erschrocken reagierten, begann Dolly zu knurren und pirschte sich wie die geborene Beschützerin, die sie war, an die Tür heran. Sie stieß ein scharfes Bellen aus, das mich praktisch durch den Raum sprinten ließ, um zu sehen, wer den Aufruhr verursachte, damit ihr Knurren und Kläffen nicht die Nachbarn aufweckte.

Ich warf einen Blick auf Poppy und runzelte die Stirn, als ich sah, dass sie so weiß wie meine Arbeitsplatte war und aussah, als würde sie gleich ohnmächtig werden. Sie hielt ihre Kehle mit der Hand umklammert, und ihre Finger zitterten so stark, dass ich es sogar auf der anderen Seite des Zimmers sehen konnte. Sie hatte schreckliche Angst. Ich wollte ihr helfen, aber ich wusste nicht, wie.

»Dixie, mach die Tür auf. Ich habe Kallie verlassen und muss ein paar Tage irgendwo unterkommen.« Die Stimme auf der anderen Seite der Tür war so vertraut wie meine eigene. Seine Worte ließen mich laut fluchen. Ich zog die Tür auf, ohne daran zu denken, dass Poppy möglicherweise vor Schreck umkippen könnte.

»Du hast Kallie verlassen?« Ich hatte die Worte kaum herausgebracht, als der offensichtlich wütende und eindeutig deprimierte Verlobte meiner kleinen Schwester in das winzigen Wohnzimmer stürmte. Ich schloss die Tür hinter ihm. Nachdem Dolly festgestellt hatte, dass sie den großen, schlaksigen Mann mit dem kastanienbraunen Haar kannte, der jetzt hektisch durch mein Wohnzimmer lief und sich mit seinen stark tätowierten Händen durch sein unordentliches Haar fuhr, begrüßte sie ihn auf ihre gewohnt fröhliche Art.

»Sie hat mich betrogen … schon wieder. Ich bin so ein Idiot, dass ich ihr geglaubt habe, nachdem sie nach dem letzten Mal beteuert hat, es würde nicht mehr passieren. Wie konnte sie mir das nur antun, nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben?« Seine blauen Augen fixierten mich aufgeregt, und ich konnte sehen, dass er darum kämpfte, sowohl seine Gefühle als auch die Tränen in seinen Augen unter Kontrolle zu bringen. »Wir wollten in ein paar Monaten heiraten.« Seine Stimme brach, und ich konnte mich nicht davon abhalten, zu ihm zu gehen und meine Arme um seine schlanke Taille zu legen.

»Oh, Wheeler. Es tut mir so leid.« Meine Schwester war eine Idiotin, aber um ehrlich zu sein, er war es auch. Meine Schwester wusste ohne ihn nicht, wie sie sich wie eine Erwachsene benehmen sollte, und er hatte ohne sie keine Familie mehr. Sie waren auf erschreckende Weise voneinander abhängig, schon seit sie Kinder waren. Jetzt war Kallie kaum zweiundzwanzig und hatte alles, was ich wollte: das nagelneue Haus, das Wheeler für sie gekauft hatte, um ihr gemeinsames Leben zu beginnen, und einen Verlobungsring, bei dessen Anblick mein Herz von Neid zerdrückt wurde.

Ich hätte die Liebe und die Versprechen, die man ihr gegeben hatte, in Ehren gehalten, und wenn ich sah, wie unvorsichtig und leichtsinnig meine Schwester mit dem umging, was Wheeler ihr gab, starb etwas in mir. »Du kannst so lange hierbleiben wie nötig. Willst du, dass ich sie anrufe?« Bei diesem Telefonat würde ich ihr den Kopf abreißen. Ich liebte meine Schwester sehr, aber in diesem Moment hätte ich sie am liebsten mit bloßen Händen erwürgt.

Ich spürte, wie sich seine breite Brust hob und senkte, während ich ihn umarmte. Er stieß einen weiteren tiefen Seufzer aus und zog sich zurück, schüttelte den Kopf. »Nicht heute Abend.« Er knurrte tief in seiner Brust und fuhr sich mit den Händen grob über das Gesicht. »Ich brauche eine Minute … oder zehn.«

Ein leises Räuspern ertönte, und wir blickten beide zu Poppy, die sich gegen die Eingangstür presste, als ob Wheeler jeden Moment rasiermesserscharfe Krallen und meterlange Reißzähne wachsen könnten und er sie damit ausweiden würde. Ihre Augen waren doppelt so groß wie normal, und ihre Zähne steckten so tief in ihrer Unterlippe, dass ich mich wunderte, dass sie nicht blutete.

»Ich werde dann gehen.« Ihre Stimme war brüchig, und ihre Hände zitterten immer noch.

Ich spürte, wie Wheeler sich anspannte, und sah, wie sich seine Augen verengten, als sein Blick sich auf Poppy richtete. Normalerweise hatten seine Augen ein sanftes Hellblau, das wunderbar zu seinem rötlichen Haar und den Grübchen in seinen Wangen passte. Heute Abend ähnelte die Farbe allerdings mehr dem Blau einer Flamme, und diese bezaubernden Vertiefungen in seinen Wangen waren nirgends zu sehen.

»Entschuldigung. Ich wollte nicht stören. Es war ein beschissener Abend, die Woche war auch ziemlich beschissen, und ich kann im Moment nicht so klar denken. Ich wollte nicht hereinplatzen und mich wie ein Arsch benehmen.« Und das war der Grund, warum ich Hudson Wheeler von ganzem Herzen liebte. Seine Welt brach gerade um ihn herum zusammen. Er ertrank in einem Ozean aus eigenen Fehlentscheidungen – und wenn ich könnte, würde ich Kallie ins Gesicht sagen, dass sie eine dieser Fehlentscheidungen war –, aber er war trotzdem aufmerksam genug, um seinen Tonfall zu mäßigen und sein Temperament zu zügeln, damit er die junge Frau, die gegen den Ausgang lehnte, nicht noch weiter verängstigte. Er war ein guter Kerl … nein, ein großartiger Kerl … und Kallie war eine Weltklasse-Idiotin, weil sie ihn schon wieder betrogen hatte.

»Schon okay. Du bist … ähm, okay. Dixie, wir sehen uns.« Sie beugte sich hinunter, um Dolly ein letztes Mal zu streicheln, und schlüpfte dann aus der Tür, die sie leise hinter sich schloss. Sie bewegte sich wie Rauch und war genauso schnell wieder verschwunden.

Ich löste mich von dem Mann, der mein Schwager werden sollte, fuhr mir mit den Fingern durch mein wildes Haar und umfasste meinen Kopf. »Das ist meine neue Nachbarin.«

Er warf sich auf meine abgenutzte Couch. Die Federn protestierten unter seinem Gewicht und stöhnten erneut auf, als Dolly neben ihn kletterte und ihren Kopf auf seinen von seiner Jeans bedeckten Oberschenkel legte.

»Ich kenne sie. Sie ist die Schwester von Salem, und Rowdy ist mit ihr in Texas aufgewachsen. Er hat sie vorbeigebracht, als sie ein neues Auto brauchte. Ich habe versucht, ihr einen 64er-Bonneville zu verkaufen, der ein wenig überholt werden musste. Mit ihr darin hätte der Wagen umwerfend ausgesehen. Am Ende hat sie einen Toyota Camry genommen. Es war eine Tragödie. Ein Mädchen, das so aussieht, sollte ein Auto haben, das auffällt, und nicht etwas Sicheres und Vorhersehbares.«

Ich hatte vergessen, dass Wheeler einige der Jungs kannte, die in meiner Bar ein und aus gingen, weil sie zur Familie meines Chefs Rome Archer gehörten. Einige waren tatsächlich mit ihm blutsverwandt, andere waren durch etwas Tieferes mit ihm verbunden. Rowdy St. James arbeitete auch in dem Tattoo-Laden, der für den Großteil der Tätowierungen verantwortlich war, die Wheeler von Kopf bis Fuß bedeckten. Mir hätte klar sein müssen, dass er Poppy schon mindestens ein– oder zweimal über den Weg gelaufen war, seit sie nach Denver gekommen war, auch wenn Kallie dazu neigte, ihn an der kurzen Leine zu halten.

Ich ließ mich auf die einzige verfügbare Sitzgelegenheit in meinem kleinen Wohnzimmer sinken und legte meine Füße hoch auf meinen Couchtisch. »Poppy ist nicht gerade der Typ Mensch, der gerne auffällt, und sie kann ein bisschen Sicherheit gebrauchen.«

Sein Blick wanderte zu meinem, und er runzelte die Stirn. »Das ist auch verdammt schade.«

Ich stimmte ihm zu, also sagte ich nichts weiter.

Nach einer guten Stunde stand ich auf und führte Dolly zu ihrem nächtlichen Ritual aus. Ich kramte danach ein paar Laken und Decken hervor, um ein provisorisches Bett für Wheeler auf der Couch zu bereiten, ein provisorisches Bett, das angesichts seiner langen Beine verdammt unbequem sein würde, und endlich fand ich auch den Weg in mein eigenes Bett.

Ich wollte wegen all dem weinen. Wegen Wheelers gebrochenem Herzen, wegen der Dummheit meiner Schwester und ihrer Blindheit gegenüber dem, was sie weggeworfen hatte, wegen Poppys offensichtlichen emotionalen Narben und ihrer Angst vor anderen Menschen, wegen Joseph und seiner unheimlichen Beziehung zu seiner verrückten Mutter und wegen mir. Unerwiderte Liebe war furchtbar. Ich hasste sie.

Als ich unter die Bettdecke kroch, weinte ich nicht. Wie immer sagte ich mir, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gab. Es musste eins geben, denn ich weigerte mich, mein Leben in der Dunkelheit zu verbringen.

Richte dein Gesicht immer zur Sonne, und die Schatten werden hinter dich fallen.

Walt Whitman

Kapitel 2

Church

»Du bist heute Abend ziemlich still.«

Der Südstaatenakzent war leichter als meiner, melodischer und sanfter. In Asa Cross’ Sprechweise konnte man die blauen Hügel Kentuckys förmlich hören, und er sah mich unverwandt an, während er hinter der massiven Bar aus Eichenholz stand und sie abwischte.

»Ich spreche, wenn ich etwas zu sagen habe.«

Niemand hätte mir je vorgeworfen, dass ich ein schwatzhafter Typ bin. Wenn ich mich entschied zu sprechen, war das Mississippi-Delta deutlich zu hören, es umgab jedes meiner Worte. Meine Sprechweise war viel langsamer als die des blonden Barkeepers und weit weniger geübt.

Asa nutzte seinen Akzent und seinen Südstaaten–Charme, um denjenigen, der auf der anderen Seite der Bar saß, zu bearbeiten, als wäre er eines seiner Ziele in einer groß angelegten Betrugsmasche. Er drehte den Süden in seiner Stimme auf, um Herzen zum Flattern zu bringen und Betrunkenen vorzugaukeln, dass er weit weniger schlau war. Sein Kentucky-Akzent war nichts weiter als ein Werkzeug, das er zu seinem Vorteil einsetzte, wann immer er es brauchte, während meine ruhige Sprechweise mich an ein Zuhause erinnerte, das ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte.

Das war einer der Gründe, warum ich nie viel zu sagen hatte. Jedes Mal, wenn ich den Mund öffnete, brachte mich der Klang meiner Stimme, der wie Sirup auf Kies und tief wie der Mississippi war, an einen Ort zurück, den ich seit über einem Jahrzehnt aktiv gemieden hatte.

Ich hatte etwas mehr als zehn Jahre damit verbracht, meinem Land in verschiedenen Funktionen zu dienen, während ich in der Armee eingeschrieben war. Ich hatte mit den unterschiedlichsten Typen von Männern aus den verschiedensten Bereichen des Lebens zu tun gehabt. In all dieser Zeit hatte ich noch nie jemanden getroffen, der so schwer zu enträtseln war wie der Mann, der mir gegenüberstand.

Seine Augen hatten genau die gleiche Farbe wie der gealterte Whiskey im Regal hinter ihm, und sie musterten mich mit einer Auffassungsgabe, die mir Unbehagen bereitete. Ich war es nicht gewohnt, so durchleuchtet zu werden. Welchen Schutzschild ich auch immer hochfuhr, welche eisernen Wände ich auch immer um mich hochzog, Asa Cross durchschaute sie sofort.

»Sonst bist du zwar auch eher ruhig, aber heute Abend hast du noch kein einziges Wort gesagt. Du siehst aus, als ob du etwas auf dem Herzen hättest.« Seine Augenbrauen hoben sich, und das schiefe Lächeln auf seinem Gesicht verwandelte sich in ein Grinsen, in das ich am liebsten meine Faust gerammt hätte. Mit fehlenden Zähnen und einer blutigen Nase wäre er nicht mehr halb so hübsch wie jetzt. »Dixie hat heute Abend ein Date. Ich nehme an, du machst dir Sorgen um sie, weil sie in den letzten Monaten viel Zeit mit diesen Internet–Typen verbracht hat und die Bar an ihren freien Abenden nicht mehr dieselbe ist.«

Verärgert knirschte ich mit den Zähnen, und ein leises Knurren entrang sich meiner Kehle. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, ohne dass ich mir dessen bewusst war, und ich spürte, wie eine Hitze meinen Nacken hinaufstieg.

Die Vorstellung, dass Dixie, die süße sonnige Dixie, da draußen mit Gott weiß was für einem Troll unterwegs war, den sie im Internet gefunden hatte, weckte in mir den Wunsch, alles kaputt zu schlagen. Ich wollte die Theke in zwei Hälften brechen. Ich wollte Stühle durch die Fenster werfen. Ich wollte all die sorgfältig platzierten Flaschen, die hinter Asa ausgestellt waren, in Scherben schlagen. Ich wollte die wenigen verbliebenen Nachtschwärmer, die einen letzten Drink tranken, mit einem Tritt zur Tür hinauswerfen, und ich wollte denjenigen, der Dixie heute Abend ausgeführt hatte, in die Finger bekommen und ihn erwürgen.

Logischerweise wusste ich, dass es anständige, normale Menschen gab, die das Internet nutzten, um Liebe und Sex zu finden … wobei es wahrscheinlich eher um Sex als um Liebe ging. Es gab Millionen von Menschen, die sich online verabredeten, und während ich das für sie in Ordnung fand, weigerte ich mich zu glauben, dass dies eine Option war, die Dixie nutzen sollte. Ich hasste die Vorstellung, dass sie sich überhaupt verabredete, aber irgendwie war es noch schlimmer, dass sie sich mit Fremden traf, mit Männern, die sie nicht persönlich kennengelernt hatten, bevor sie mit ihr ausgingen. Das störte mich wirklich.

Dixie Carmichael war das netteste Mädchen, das ich je getroffen hatte. Sie hatte nicht einen Funken Gemeinheit in ihrem perfekt kurvigen und zierlichen Körper. Immer lächelte sie, immer lachte sie, und es gab keinen Moment in ihrer Gesellschaft, in dem man nicht das Gefühl hatte, dass die Sonne direkt auf einen schien. Sie verkörperte Wärme und Fürsorge.

Jemand, der sie nur durch einen Computermonitor kennenlernte, würde das nie verstehen. Er würden nie ihre Fähigkeit spüren, alles so aussehen zu lassen, als wäre es in Ordnung, die Welt so erscheinen zu lassen, als wäre sie es wert, gerettet zu werden. Jeden Tag wurde uns viel Schlechtes aufgedrängt, aber irgendwie war Dixie ein Filter dafür, und wenn man in ihrer Nähe war, schien es, als könne man sich nur auf das Gute konzentrieren, das sie durchließ.

Sie brauchte jemanden, der das zu schätzen wusste. Sie brauchte einen Mann, der so hell leuchtete wie sie und der sie über den ganzen Mist hochhielt, der immer versuchte, alle herunterzuziehen. Ich bezweifelte, dass dieser Mann auf Tinder oder Bumble zu finden war. Ich bezweifelte sogar, dass dieser Mann überhaupt existierte.

»Ich achte nicht darauf, was sie macht oder wo sie hingeht.« Ich fuhr mir mit der Hand über den Mund und beobachtete, wie Asas Augenbrauen hochschossen und seine Lippen zuckten. Ich war ein verdammt guter Lügner. Ich hatte mich jahrelang selbst belogen, was die Art von Mann betraf, die ich war. Damit wollte ich mir einreden, dass meine Entscheidungen, die richtigen waren. Aber ich versuchte gerade, einen Mann zu belügen, der ein professioneller Lügner war, und so war es keine Überraschung, dass er den Schwachsinn, den ich verzapfte, sofort durchschaute.

»Ahh … ich verstehe. Es interessiert dich also nicht, dass sie vielleicht mit einem Serienmörder unterwegs ist, der ihr hübsches Haar in einen Fellmantel für seinen Hamster verwandeln will?«

Ich funkelte ihn an und verschränkte meine Arme vor der Brust. Ich war ein großer Kerl. Jahrelanges Krafttraining und Langeweile in der Wüste hatten zu einer fordernden Fitnessroutine geführt, die ich immer noch beibehielt, teils aus Gewohnheit, teils weil ich, wenn meine Muskeln brannten und ich mich zum Schwitzen brachte, all die anderen Dinge, die mir im Kopf herumschwirrten, abschalten konnte. Einiges davon war nagendes Bedauern aus der Vergangenheit, eine ganze Menge davon waren neue Albträume und Erkenntnisse aus meiner Gegenwart.

Ich war ein paar Zentimeter größer als der Charmeur aus Kentucky und besaß eine ganze Menge mehr rohe Kraft. Doch weder das noch der Ausdruck, von dem ich sicher war, dass er auf meinen Gesicht zu sehen war, hielten Asa davon ab, seinen vernünftigen Ratschlag auszusprechen.

»Dixie ist ein gutes Mädchen, sie verdient jemanden, der auch gut zu ihr ist.«

Ich konnte die Überraschung in Asas Gesicht sehen, als ich ihm endlich etwas sagte, was absolut wahr war.

Er stieß sich von der Theke ab und rief, dass es Zeit für die letzte Runde war. Es gab ein paar Unmutsäußerungen, aber alle, die noch da waren, waren Stammgäste, und sobald die Uhr halb zwei schlug, gingen sie ohne Probleme zur Tür. Ich mochte solche Abende, an denen es keine Streitereien zu schlichten, keine weinenden Mädchen zu trösten, keine Kotze vom Boden zu wischen und keine verliebten Paare aus den Toiletten zu scheuchen gab.

Normalerweise beobachtete ich an einem solchen Abend Dixie dabei, wie sie herumhuschte und die Bar zum Abschließen fertig machte, während ich so tat, als würde ich sie nicht ansehen. Ich konnte mir nicht helfen. Meine Blicke wurden von ihr angezogen, und wenn sie lächelte oder lachte, spürte ich es in meinem Bauch wie einen Schlag. Sie machte Dinge mit mir, die noch nie eine Frau mit mir gemacht hatte.

Sie brachte mich zum Lächeln, und das allein reichte aus, um in mir den Drang auszulösen, zu verschwinden, bevor ich etwas Dummes tat, wie mich zu verlieben oder ihre unverhohlene Einladung in ihr Bett anzunehmen. Ich wollte sie vögeln, aber ich wusste, wenn ich es täte, wären wir beide am Arsch. Sie war einfach ein guter Mensch, aber immer wenn etwas Gutes in mein Leben trat, ging es böse aus, also erlaubte ich weder mir noch ihr, so weit zu gehen. Sie strahlte jeden Tag wie die Sonne, aber ich war ein Mann, der nur zu gut wusste, dass zu viel Zeit in der Sonne zu schweren Verbrennungen führen konnte.

Ich hatte die letzten Monate damit verbracht, mir auf die Zunge zu beißen, bis sie blutete, während sie sich mit Männern verabredete, die nicht ich waren, und ich jede Nacht allein ins Bett ging und mich fragte, warum ich nicht einfach eine der Frauen in der Bar aufriss, die hier herumhingen und deutlich machten, dass sie bereit waren, gepflückt zu werden.

Ich war noch nie der Typ, der eine Frau nach der anderen hatte. Meine Mutter und die Frauen, Elma Mae und Caroline, die mich später, nach ihrem Tod aufzogen, lehrten mich, dass Frauenherzen zerbrechlich sind und man vorsichtig mit ihnen umgehen muss. Sie versuchten, mir beizubringen, wie man mit dem Guten umgeht, wenn man es hat, wie man es sich verdientundrespektiert.

Ich stellte sicher, dass ich diese Lektionen nicht vergaß, denn sie gehörten zu den wenigen Dingen, die mir von den Frauen, die sie mir beigebracht hatten, geblieben waren. Ich spielte nie mit dem Körper einer Frau, wenn ich nicht sicher war, dass sie ihr Herz sicher unter Verschluss hatte.

Ich liebte es, meine Hände auf weiche Brüste und runde Hüften zu legen, und seidige Beine, die sich um meinen Rücken schlangen, zu spüren, so wie jeder andere Mann auch. Was ich nicht mochte, war, Tränen wegzuwischen, mich zu erklären und dramatische Verabschiedungen zu erleben, wenn ich nach einer schönen Nacht wieder ging. Ich war wählerisch, mit wem ich ins Bett ging, und ich stellte sicher, dass sie alle meine Regeln verstanden – sich nicht an mich zu binden oder zu versuchen, bei mir zu bleiben –, bevor ich sie berührte.

»Denver war nur ein Boxenstopp.« Ich rieb mir mit der Hand über meinen rasierten Kopf und sah auf den Holzboden unter meinen Stiefeln hinab. »Nach allem, was vor ein paar Wochen mit Brite und Avett passiert ist, denke ich, es ist an der Zeit, etwas Abstand zwischen mich und diese Stadt zu bringen.«

Ein Freund und seine Tochter hatten sich kürzlich mit ein paar wirklich fiesen Leuten angelegt. Mein ehemaliger Vorgesetzter bei der Armee und jetziger Chef und ich waren zu Hilfe geeilt, und das endete mit Kugeln, Blut und einigen stinkwütenden Drogendealern. Eine Waffe in der Hand zu halten und Türen einzutreten war mir zur zweiten Natur geworden. Ich vermisste den Kampf und das Adrenalin, das durch meine Adern strömte. Ich war zum Kämpfen gemacht, nicht um mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen. »Wird wohl Zeit, dass ich mich auf den Heimweg mache und versuche, ein paar vergangene Dinge wiedergutzumachen.«

Das war der Grund, warum Asa so ein guter Barkeeper war. Er holte deine Geschichte aus dir heraus, ob du sie nun erzählen wolltest oder nicht, und er hörte zu, wirkte wirklich interessiert, auch wenn meine Geschichte in weniger Worten erzählt wurde, als er es gewohnt war.

Er nickte mir zu und schob mir ein mit bernsteinfarbenem Schnaps gefülltes Glas zu. Normalerweise trank er am Ende des Abends Scotch, aber ich war durch und durch ein Bourbon-Typ. »Ich weiß alles darüber, wie es ist, etwas wiedergutmachen zu wollen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht versuche, etwas wiedergutzumachen.« Er nahm einen Schluck von seinem eigenen Getränk und setzte wieder sein arrogantes Grinsen auf. »Außerdem ist es vielleicht besser, wenn du verschwindest, bevor du mitansehen musst, wie sich das Mädchen, das du beobachtest, wenn es dich gerade nicht beobachtet, in jemanden verliebt, der nicht du bist.«

Ich wollte ihm eine reinhauen. Man musste es mir angesehen haben, denn er stellte sein Glas auf die Theke und hob die Hände in einer Geste der Kapitulation. »Meine Freundin ist bewaffnet, und sie mag mein hübsches Gesicht so, wie es ist. Vergiss das nicht, Soldat.«

Ich kippte den Rest des brennenden Bourbons hinunter und ließ ihn meine Kehle hinuntergleiten. »Fick dich, Kumpel.«

Er grinste mich an und drehte sich um, um die Kasse, die dort stand, zu leeren. »Deshalb sagt man, die Wahrheit tut weh, Church.«

Bevor ich Church gewesen war, war ich Dash. Und bevor ich Dash gewesen war, war ich Dashel. Es war schon schwer genug, ein Kind mit nicht ganz weißer Hautfarbe zu sein und Eltern zu haben, die eine gemischtrassige Beziehung führten, aber einen Namen zu haben, der so ungewöhnlich war wie meiner, unten im tiefen Süden, war Öl auf ein bereits brennendes Feuer.

Als ich aufwuchs, hatte ich ihn gehasst, und selbst nachdem ich ihn auf Dash verkürzte, hatte ich immer noch damit zu kämpfen. Aber jetzt war ich schon lange Church, und Church war ein Mann, dem es völlig egal war, was andere über seinen Namen dachten. Ich hatte mir diesen Spitznamen verdient. Es war kein Name, den man mir gegeben hatte. Ich hatte ihn genommen und zu meinem Namen gemacht. Elma Mae würde ihn hassen, und sie würde mich weiterhin Dashel nennen, auch wenn ich sie anflehen würde, es nicht zu tun, aber ein Teil von mir konnte es kaum erwarten, die sture alte Frau sagen zu hören: Ich nenne dich bei dem Namen, den deine Mutter für dich ausgesucht hat, mein Sohn. Das ist der Name, den sie für dich wollte, und du solltest ihn respektieren. Das sollte ich, aber es gab eine Menge Dinge, die ich hätte tun sollen, um meine Mutter stolz zu machen, die ich aber nicht getan hatte.

Die Wahrheit, die Asa aussprach, tat weh, denn ich konnte ihm nicht verheimlichen, dass ich auch deshalb bereit war zu fliehen, weil ich es nicht ertragen konnte, zuzusehen, wie jemand anderes Dixies Herz eroberte.

»Ich habe dich nicht nach der Wahrheit gefragt.« Ich steckte meinen Kopf aus der Vordertür und sah zu, wie die letzten beiden Barbesucher in ihr Uber stiegen. Ich schloss die Vordertür ab, schaltete die meisten Lichter aus und machte mich auf den Weg zurück an die Bar.

Mir gefiel der Laden, den Rome hier eingerichtet hatte. Ich mochte die Leute, sowohl die, die für ihn arbeiteten, als auch die, die er bediente, und ich mochte es, dass die Atmosphäre in der Regel ausgelassen, aber ziemlich entspannt war. In den Nächten, in denen ich Köpfe zusammenschlagen und Leute wieder zur Räson bringen musste, genoss ich die körperliche Anstrengung, aber ich war nicht dazu bestimmt, ein Türsteher zu sein. Ich hatte zu viel Training gehabt, besaß zu viel Erfahrung und ehrlich gesagt zu viele Dämonen, die ein Ventil brauchten, um auf Dauer Babysitter für Betrunkene und Partygirls zu sein. Es war an der Zeit, dass ich aufhörte, mich treiben zu lassen.

Asa war mit der Kasse fertig und warf einen Blick auf sein Handy. An dem aufrichtigen Lächeln, das über sein Gesicht glitt, und an der Art, wie seine Augen funkelten, konnte ich erkennen, dass seine hinreißende rothaarige Freundin hinter der Nachricht steckte. Royal Hastings, die hübsche Polizistin aus Denver, war vor Kurzem mit dem nervigen Südstaatler zusammengezogen, und es würde mich nicht wundern, wenn sie noch in diesem Jahr einen Ring am Finger haben würde. Die Polizistin und der Betrüger verband etwas Besonderes, auch wenn ich fest daran glaubte, dass es zum Scheitern verurteilt war.

»Die meisten Leute wollen die Wahrheit nicht hören, aber das hält mich nicht davon ab, sie ihnen zu sagen.« Er warf mir einen Blick zu, der mir sagte, dass ich, wenn ich ein richtiger Mann wäre, die Wahrheit, die er so sehr mochte, nehmen und etwas Kluges damit anstellen würde. Ich machte mir nicht die Mühe, ihm zu sagen, dass wir nicht wirklich einer Meinung waren.

Wir gingen zur Hintertür, nachdem wir kurz im Büro vorbeigeschaut hatten, um das Geld in den Safe zu legen. Asa kritzelte eine Notiz für Rome und überprüfte dann schnell die Sicherheitskameras. Er tippte eine Nachricht auf seinem Handy, und als wir auf dem Parkplatz hinter der Bar ankamen, fuhr ein nagelneuer Toyota 4Runner mit einer lächelnden Rothaarigen am Steuer vor.