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Deutschlands erster Hanfkrimi: "Berlin High", eine brandneue Cannabis-Sorte, ist in der deutschen Hauptstadt in aller Munde und Lungen. Es ist eine Sorte, die so beliebt und begehrt ist, dass manche dafür sogar über Leichen gehen. Schall und Rausch, die beiden Inhaber einer Kreuzberger Detektei, geraten noch vor der Legalisierung von Cannabis berufsbedingt in einen Sog unvorhersehbarer Ereignisse, der sie mitreißt und in die Tiefen der Berliner Unterwelt hinabzieht. Durch ihre Mordermittlungen im professionellen Grower-Milieu geraten sie auch ins Visier rabiater Rauschgiftfahnder und müssen ihr ganzes Können und viel Mut aufbringen, um bis zum großen Finale zu überleben, wo sie eine wahrlich fette Überraschung erwartet. Am liebsten aber beschäftigen sich der zugezogene Schwabe und der geborene Berliner mit ihrer ganz persönlichen Streitfrage: Was kommt besser? Rotwein oder Cannabis? Der erste Fall von Schall & Rausch ist ein Muss für alle Krimi-Freunde! Und Weed-Lover. Und Berlin-Fans. Und Schmunzelbereite. Das kongeniale Autorenduo Martin Müncheberg (Autor und Mitherausgeber des Cannabis-Magazins THCENE und ehemaliger Pressesprecher der HANFPARADE) und Stefan Schweizer (erfahrener Krimiautor) legen mit "Schall & Rausch - Der Graskönig von Berlin" ihr erstes gemeinsames Werk vor: Deutschlands allerersten Hanfkrimi!
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Seitenzahl: 352
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eISBN 978-3-948987-33-6
Copyright © 2022 mainbook Verlag
Alle Rechte vorbehalten
Covergestaltung und -illustration: © Steve Stoned
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Martin MünchebergStefan Schweizer
DER GRASKÖNIG VON BERLIN
„Einige meiner schönsten Stunden habe ich auf meiner Veranda verbracht, wo ich Cannabis geraucht und alles beobachtet habe, was meine Augen erblicken konnten.“
Thomas JeffersonGründervater der USA(und ihr 3. Präsident)
„Marihuana ist die am meisten Gewalt verursachende Droge in der Geschichte der Menschheit. Wie viele Morde, Selbstmorde, Raubüberfälle, kriminelle Übergriffe, Überfälle, Einbrüche und Taten von manischem Wahnsinn jedes Jahr – insbesondere unter jungen Menschen – verursacht werden, kann nur vermutet werden. Denn niemand weiß, wenn er eine Marihuana-Zigarette zwischen die Lippen legt, ob er danach zu einem fröhlichen Nachtschwärmer im Rausch der Musik, einem verrückten Wahnsinnigen, einem entspannten Philosophen oder zu einem eiskalten Mörder wird.“
Harry J. AnslingerDER Drogenbekämpfer der USA(mit globalem Einfluss)
„Warum verbieten uns diese Leute, die scheinbar nur das Beste für uns alle wollen und die sich Regierung nennen, das Gras? Überlege mal! Gras regt zum Nachdenken an: Anstatt für irgendjemand zu arbeiten, will man lieber dieser Jemand werden. Nicht, um genauso zu sein wie er, sondern um sich nicht unterdrücken zu lassen. Es geht dabei um deine persönliche Freiheit.“
Bob Marleyjamaikanischer Musiker(und überzeugter Kiffer)
„Ich habe jetzt den absoluten Beweis, dass das Rauchen von nur einer Marihuana-Zigarette in etwa die gleichen Hirnschäden verursacht, wie der Aufenthalt auf einer der Bikini-Inseln während eines Wasserstoffbombentests.“
Ronald Reagan40. Präsident der USA(und Westernheld)
„Ich denke, dass Gras legalisiert werden sollte. Ich selbst rauche es zwar nicht – aber ich mag den Geruch.“
Andy WarholPop-Art-Künstler(und Nichtkiffer)
„Mit der Verbreitung des Wissens, dass diese Droge gefährlich ist, darf nicht gespielt werden. Das ist nicht lustig und auch nichts, worüber man lachen sollte. Ich versuche, die klare Botschaft auszusenden, dass gute Menschen einfach kein Marihuana rauchen.“
Jeff Sessions84. Justizminister der USA(und konservativer Hardliner)
„Eine Gesellschaft, die nicht dem industriellen Wachstum, sondern dem Wachstum des Menschen dient, würde auch den Gebrauch der Drogen nicht unter dem Aspekt der Gefährdung ihres Funktionierens, sondern unter dem ihrer Vermenschlichung sehen, sie würde die Pforten der Wahrnehmung nicht mit Zollinspektionen und Kriminalämtern verbarrikadieren, sondern, indem sie diese Pforten öffnet, ihre Menschen individualisieren und damit sich selbst die beste Zukunftsgarantie verschreiben.“
Jörg Fauserdeutscher Schriftsteller(und ehemaliger Junkie)
„Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein. Dadurch wird die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet.“
Zitat aus dem Koalitionsvertrag der Ampelkoalitionbestehend aus SPD, GRÜNEN und FDP(im November 2021)
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Quang war zufrieden. Langsam ging es aufwärts. Er war jetzt sein eigener Herr und niemandem mehr etwas schuldig. Ganz im Gegenteil – es gab inzwischen Menschen, die IHM etwas schuldeten.
Das war nicht immer so. 2015 hatte er sich mit etwa 20 anderen ausreisewilligen vietnamesischen Teenagern in einen alten chinesischen LKW gesetzt, der sie zunächst nach Russland kutschierte. Dort wurden sie in heruntergekommene Kleintransporter umgeladen, die sie nach Polen brachten. Quangs Reise hatte bis dahin schon neun Tage gedauert, danach ging es noch zwei Tage zu Fuß durch polnische Wälder in Richtung deutsche Grenze. Die Oder überquerten sie in einem grauen Schlauchboot, und Quang erinnerte sich noch an das herrliche Gefühl, das ihn erfüllte, als ihnen der Schleuser verkündete, dass sie es geschafft hätten und in Deutschland seien. Nun galt es, sein Versprechen zu halten und die in der Heimat zurückgelassene Familie nach Kräften zu unterstützen. Doch zuvor musste er den nicht unerheblichen Restbetrag für seine Einschleusung bei den Hanoi Hunters, einem breit aufgestellten kriminellen Clan mit Sitz in Königs Wusterhausen, abarbeiten. Auf einer illegalen Cannabis-Plantage. Ihm wurde erklärt, dass er jetzt für die Pflanzen verantwortlich sei und sie nach einem vorgegebenen Schema kultivieren müsse. Das nahm letztendlich gar nicht so viel Zeit in Anspruch, und gegen die Langeweile gab es ein paar Deutsch-Lehrbücher und einen alten Röhrenfernseher in der kleinen Kellerküche.
Monatelang schlief Quang direkt neben den Pflanzen und hatte seinen Biorhythmus ganz den vorprogrammierten Lichtzyklen der LED-Leuchten angepasst. Reis, Tee, Wasser und ab und zu mal etwas Obst – mehr gab es nicht. Die meiste Zeit verbrachte er vor dem kleinen Fernseher und versuchte, sich einen Reim auf die deutsche Sprache zu machen.
Quang blieb in den drei Jahren in Königs Wusterhausen optimistisch und fühlte sich keineswegs wie der moderne Sklave, der er inzwischen geworden war. Ganz im Gegenteil: Er liebte die Arbeit mit den Pflanzen und freute sich, so seine Schulden bei den Hunters abarbeiten zu können.
Dieser kriminelle Familienclan vertrat auch in Deutschland stets die Ansicht, dass man im Leben praktisch nur zwei Optionen hat: Jäger oder Beute sein. Und die Hanoi Hunters waren hartnäckige Jäger, die seit ihrer Gründung in der vietnamesischen Hauptstadt nur ihre selbst aufgestellten Regeln befolgten.
Das Gang-Zeichen des Clans war „HH“, was für „Hanoi Hunters“ stand, von den Einheimischen aber ganz anders interpretiert wurde, als es an immer mehr Hauswänden in Königs Wusterhausen auftauchte. Die lokale Polizei wusste zwar von der Existenz der Gang, hatte aber keine Beamten mit asiatischen Wurzeln in ihren Reihen – oder auch nur mit vietnamesischen Sprachkenntnissen. Eine Infiltration der ethnisch geschlossenen Verbrechergruppe war somit nicht möglich, die örtliche Polizei kannte nicht einmal den auf die vietnamesische Heimat verweisenden Namen der Gang. Also gaben sie dem Clan kurzerhand einen selbst gewählten Namen, und so war in Polizeikreisen lange nur von der „KWV-Gang“ (der „Königs Wusterhausener Vietnamesen-Gang“) die Rede, wenn es um die Hanoi Hunters ging. Immerhin waren sich die Ermittlungsbeamten sicher, dass es an dieser Gang lag, als plötzlich überall in Königs Wusterhausen das Doppel-H an maroden Hauswänden auftauchte. Damit hatten sie auch völlig recht – allerdings anders, als vermutet. Mit ihrem Gangzeichen wollten die Hunters ihr Revier abstecken, doch Polizei und Öffentlichkeit verstanden diese Zeichen als Gegenangriff von Rechtsradikalen. Dass „HH“ auch etwas anderes als „Heil Hitler“ bedeuten konnte, war für die Randberliner Polizisten nahezu unvorstellbar. Zumal es ihnen absolut logisch erschien, dass eine kriminelle Ausländerbande die Aufmerksamkeit von Neonazis erregte. Auch vielen Bürgern der Brandenburger Kreisstadt ging das so, die sich jedoch lautstark darüber wunderten, wo all die hier vermuteten Nazis abgeblieben waren. Tatsächlich hatte noch keiner der Anwohner auch nur einen einzigen offensichtlich Rechtsradikalen entdecken können, was schließlich zu der sich verbreitenden Annahme führte, die Polizei selbst sei von Neonazis unterwandert und für die „HH“-Schmierereien verantwortlich. Das passte zu zahlreichen Medienberichten über rechtsextreme Netzwerke bei der deutschen Polizei, entsprach jedoch nicht der Wahrheit. Die Polizei von Königs Wusterhausen war nicht von Nazis unterwandert, sondern einfach nur ahnungslos. Das bewies eines Tages ein hauptstädtischer Reporter mit üppigem Spesenbudget, der nicht nur mit der örtlichen Polizei sprach, sondern auch mit dem Oberhaupt der Hunters ein Interview führte. Der befragte Clan-Chef verstand es meisterhaft, keine selbstbelastenden Aussagen zu machen und gleichzeitig auf die Macht und den großen Einfluss seiner „vietnamesischen Familie“ hinzuweisen. Auch der Name und die Philosophie der Hanoi Hunters kamen dabei zur Sprache, und so erfuhren Königs Wusterhausens Bürger und Polizisten schließlich aus einer großen Berliner Tageszeitung, wofür „HH“ tatsächlich stand. Das führte zu einer noch größeren Story, die auch von vielen überregionalen Zeitungen übernommen wurde: „Königs Wusterhausener Polizei doch nicht rechtsradikal“, „Vietnamesen-Gang für Neonazis gehalten“ und „Reporter erledigt Polizeiarbeit“ waren nur einige der Schlagzeilen, die kurz darauf bundesweit erschienen und auf die die lokalen Polizeibeamten gerne verzichtet hätten. Einerseits waren sie erleichtert, da nun der Nazi-Verdacht von ihnen abfiel, andererseits bis auf die Knochen blamiert, weshalb sie öffentliche Stellungnahmen kategorisch ablehnten. Trotzdem machte die Story bald im ganzen Land die Runde und die Hanoi Hunters auch über die Grenzen von Berlin und Brandenburg hinweg bekannt. Das führte dazu, dass nun tatsächlich Neonazi-Gruppen nach Königs Wusterhausen kamen, um dort „Fidschis zu klatschen“ und „für Ordnung zu sorgen“. Doch das machten sie alle nur ein einziges Mal, denn es waren stets die Rechtsradikalen, die dabei radikal verprügelt wurden. Von asiatischen Kampfsportlern.
Zu ebenjener Zeit gelang Quang der ersehnte Ausstieg aus seiner Schuldknechtschaft bei den Hunters. Er hatte nie Ärger gemacht und alles brav abbezahlt, während sich der Clan mit Neonazis und der Konkurrenz herumprügeln musste. Die Sicherung der Reviergrenzen hatte dabei oberste Priorität, doch als Straßenkämpfer kam Quang nie in Frage. Das wussten auch die Hunters und ließen ihn ziehen. Er erhielt seinen Pass und sein Mobiltelefon zurück, und da er sich immer gut eingefügt und emsig Deutsch gelernt hatte, wurde ihm sogar ein gut bezahlter Anschlussjob vermittelt, der ihm deutlich mehr Raum für eigene Wege ließ. Allerdings hatte dieser „Job“ sehr viel mit „aktivem Marketing“ zu tun, was Quang gar nicht lag. Er wollte Cannabis viel lieber anbauen, als es auf der Straße an Wildfremde zu verticken. Aber sein Leben war kein Wunschkonzert, und eine große Jobauswahl gab es für „Illegale“ wie ihn sowieso nicht. Also trieb er sich meist an den einschlägigen Berliner Drogenumschlagplätzen herum, wo er nach ambitionierten Wiederverkäufern suchte, die ihm ermöglichten, in kurzer Zeit größere Mengen umzusetzen.
Einen vielversprechenden neuen Kandidaten hatte er gerade zum Abendbrot in ein schickes Restaurant eingeladen und dabei entschieden, es mal mit Kevin zu versuchen. Zum Abschied hatte Quang einen 100-Gramm-Beutel in Kevins Rucksack verschwinden lassen.
Ganz unauffällig.
Auf Kommission.
Das stellte einen nicht unerheblichen Vertrauensvorschuss dar, aber Quang war bereit, diese 500 Euro zu investieren, denn wenn er eins gelernt hatte, dann das: Die Leute können einfach nie genug kriegen. Irgendwer will immer was, daher werden gute Quellen stets respektvoll behandelt. Und Quang war eine sehr gute Quelle geworden, die sich inzwischen sogar aussuchen konnte, von welchem Grower sie ihr Gras bezog. Ihm konnte nun keiner mehr etwas befehlen oder vormachen – seine Lehrjahre lagen hinter ihm.
Quang machte sich lächelnd auf den Weg nach Hause, die nächste U-Bahnstation war nur einen Katzensprung entfernt. Es war spät geworden und er hoffte, nicht allzu lang auf die Bahn warten zu müssen. Immerhin ging es für ihn jetzt nicht mehr zurück in die heruntergekommene Schleuser-Bude am Hauptstadtrand, da er in der bezaubernden Alina Sommer eine fantastische Freundin und selbstlose Obdachgeberin gefunden hatte, die ihn aufrichtig zu lieben schien. Er freute sich schon darauf, sie gleich wieder in die Arme zu schließen.
Um diese Zeit war der Seitenausgang der U-Bahn-Station Hermannstraße fast immer vollständig verwaist. Zu viele tote Winkel, keine Kameraüberwachung – und dann auch noch dieser beißende Uringeruch.
BVG-Wachpersonal?
Fehlanzeige.
Quang kam gedankenverloren die Treppe hinunter und fand sich kurz darauf in einer überraschend brenzligen Situation mit zwei kräftigen Berlinern wieder. Körpersprache und Mimik der drei Beteiligten verrieten unverkennbar, dass Quang gerade ordentlich in die Mangel genommen wurde. Die Faust des einen Einheimischen umfasste den oberen Teil von Quangs Hemd so fest, dass einige der kleinen Knöpfe abrissen und zu Boden fielen. Der gerade an die Wand Gedrückte spürte die unbändige Kraft, die von dieser Faust ausging. Es fiel ihm schwer zu atmen, obwohl sein Hals nur leicht vom Stoff des Hemdes eingeengt wurde. Die weiße Faust zog ruckartig an seinem Kragen, sodass noch mehr Knöpfe abplatzten und sein Kopf beinahe gegen den Schädel seines Peinigers krachte. Quang blickte in stahlblaue Augen, die ihn düster anstarrten. Plötzlich schnellte auch die bisher untätige Linke hervor und schloss sich wie ein Schraubstock um seinen Hals.
„Was meinst du damit, dass du nichts mehr für uns verticken willst?“, schnauzte ihn eine respekteinflößend tiefe Stimme an. „Ich hab dich nicht nach deinen Träumen gefragt!“
Die kurze dramaturgische Pause nutzten die stahlblauen Augen für einen ebenso abgründigen wie einschüchternden Blick.
„Raff es endlich: Das ist sowas wie ein Befehl! Außerdem wärst du ja echt blöd, gerade jetzt auszusteigen – wo es nun endlich so richtig läuft.“
Quang riss sich mit aller Macht zusammen, vielleicht gab es ja doch noch irgendeine Chance, heil aus der Situation rauszukommen.
„Ich will hier Geld verdienen und eine Familie gründen – aber nicht in ein Gefängnis gehen.“
Die beiden Männer mit den durchtrainierten Figuren grinsten ihn hämisch an. Diesen realitätsfernen Idealismus hatten sie schon oft erlebt.
„Ach ja?“, mischte sich nun auch die Nummer Zwei aus dem Hintergrund mit ein. „Und deshalb betrügst du Alina, die dich sogar heiraten würde, damit du nicht abgeschoben werden kannst? Ist DAS deine Vorstellung von einer Familie?“
Quang spürte förmlich, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich.
Woher wussten die von Alina?
Langsam wurde es eng.
„Was bist du eigentlich für ein Familienmensch, der sich von Wilmersdorfer Witwen missbrauchen und dann wie ein Weihnachtsbaum behängen lässt?“
Da war was dran. Quang befand sich nun auch noch in einem mentalen Würgegriff.
„Naja, solange die kleinen blauen Dinger noch zuverlässig wirken, scheinst du damit ja klarzukommen.“
Der Stahlblauäugige grinste blöd und setzte nach: „Das ist natürlich kein Verbrechen. Aber stell dir mal vor, was passiert, wenn wir Alina ein paar eindeutige Beweisfotos vorlegen.“
Quang schluckte mehrmals leer. Sein Mund war trocken und durch den Hals bekam er kaum noch Luft. Das und sein unregelmäßiger Herzschlag versetzten ihn zunehmend in Panik.
Woher hatten die ihre Informationen? Überwachten sie ihn etwa? Eigentlich war das kaum vorstellbar – aber leider auch nicht ganz auszuschließen.
„Das könnt ihr doch nicht machen“, brachte Quang schließlich mühsam hervor und bereute seine Antwort sofort, denn die Linke ließ seinen Hemdkragen überraschend los – allerdings nur, um ihm mit voller Wucht eine zu knallen. Sein Kopf wurde dabei nach links geschleudert, und als er sein Haupt wieder erhoben hatte: Zack! Schon kam die nächste Schelle mit der Wucht eines Rammbocks. Zum Glück benutzte der Schläger nicht seine Faust.
„Ich verrate dir mal was“, fuhr der Typ fort, „ich kenne da ein paar echt krasse Jungs, die haben kahl geschorene Köpfe, tragen Springerstiefel und lieben ihre Baseballschläger über alles. Wenn ich denen stecke, dass du Abschaum reihenweise deutsches Blut besudelst, dann ticken die richtig aus. Das betrachten die als Angriff auf ihre deutsche Ehre. Die drehen dich dermaßen durch den Fleischwolf, dass du froh sein kannst, wenn du den Rest deines Lebens gechillt im Rollstuhl verbringen darfst.“
Diese Drohung machte Quang beinahe mehr Angst als seine gegenwärtige Situation. Er hatte schon öfter schreckliche Geschichten über brutale Angriffe der Kahlgeschorenen gehört. Nicht auszudenken, was die mit ihm anstellen würden.
Quang spürte, wie er vor Angst unwillkürlich zu zittern begann. Ihm wurde bewusst, dass er kurz davorstand, sich zu entleeren. Doch diesen moralischen Triumph wollte er seinen Peinigern nicht gönnen. Dabei fraß seine Angst gerade seine Seele auf.
„Okay, dann brechen wir dem Fidschi mal sein Genick“, schlug der Braunäugige vor, der seinen rechten Arm ganz locker auf Quangs Schulter gelegt hatte: „Interessiert doch sowieso keinen, wenn dir was passiert.“
„Genau“, stimmte der Stahlblaue zu und setzte dabei ein besonders finsteres Lächeln auf.
Als Quang spürte, dass sich seine riesigen Pranken wie eine Eisenklammer um seinen Hals legten, war alles zu spät. Er sah sein letztes Stündlein gekommen und konnte es nicht länger halten. Dammbruch. Vorne wie hinten.
Fast schlagartig verbreitete er unangenehme Nuancen, die auch den Angreifern direkt in die Nase stiegen: „Schau mal, der hat sich vor Angst in die Hose geschissen“, ertönte die schadenfrohe Stimme des Braunäugigen.
Quang schloss die Augen und wünschte sich zurück in seine sonnige Heimat. Dabei war das nicht mal eine echte Option, denn alle Hoffnungen des Dorfes, das für seine Überfahrt zusammengelegt hatte, lasteten schwer auf ihm.
„Also, zum letzten Mal, bevor ich dir das Genick breche: Willst du dein Gras nicht doch lieber weiter von uns beziehen? Und zwar nur von uns?“
Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatte Quangs Gehirn alle Möglichkeiten durchgespielt und erkannt: Er musste jetzt einfach nachgeben, auch wenn die Folgen noch gar nicht absehbar waren. Diese Typen hatten ihn gerade buchstäblich in der Hand. Außerdem konnten sie jederzeit zu Alina gehen und ihn wegen seiner dämlichen horizontalen Nebeneinkünfte verpetzen. Quang war klar, dass Alina ihm das nie verzeihen würde. Diese Erkenntnis traf ihn wie der kräftige Fausthieb in seinen Magen. Er rang verzweifelt nach Luft – und hatte keine andere Wahl, als sich diesen zwei Wichsern, die sich ganz offensichtlich für die Allergrößten hielten, mit Haut und Haar zu verschreiben. Das war immer noch besser, als hier und jetzt abzutreten. Oder Alina zu verlieren.
Quang zuckte mehrmals mit dem Kopf, er wollte offensichtlich ein Nicken andeuten: „Ja … okay … ja …“
Mehr brachte er nicht heraus.
„Ich verstehe dich so schlecht“, hakte der hinter ihm Stehende nach. „Für mich hört sich das eher wie ein Orgasmus an. Drück dich mal klarer aus!“
Quang atmete tief durch, seine Zunge lag ihm schwer im Mund. Doch noch war er ihr Herr: „Okay, ich kaufe das Gras nur von euch.“
Sein Gegenüber strahlte ihn an und das grobschlächtige Gesicht zeigte nun beinahe freundliche Züge.
„Siehst du, es löst sich doch alles in Wohlgefallen auf. Du vertickst weiter unser Gras und verdienst dabei eine Menge Asche mit minimalem Risiko. Oder bist du schon mal von der Staatsmacht belästigt worden?“
Quang schüttelte den Kopf, tatsächlich hatte er noch nie Ärger mit den deutschen Behörden gehabt. Für die existierte er gar nicht – und so sollte es auch bleiben. Trotzdem wurde ihm bei dem Gedanken etwas schwummrig, nun monatlich ein ganzes Kilo verkaufen zu müssen. Er wollte gar nicht wissen, wie lange man ihn dafür einsperren konnte.
„Vom Umsatz kriegst du wie immer ein Viertel“, erklärte der Braunäugige wie nebenbei. Auch er lächelte plötzlich, als wären Ostern und Weihnachten auf denselben Tag gefallen.
„Schau mal, was ich hier habe!“
Der Stahlblaue wedelte mit einem Schließfach-Schlüssel vor Quangs Gesicht herum. „Also ab mit dir zum Hauptbahnhof – aber mach dich vorher noch sauber, sonst verhaften sie dich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses! Kapiert?“
Quang nickte verhalten.
„Ich höre nichts, Digga!“
„Okay, verstanden. Alles wie immer.“
Das Triumphgrinsen des Stahlblauen gab ihm den Rest. Diese Wichser hatten ihn richtig fertiggemacht. Aber er hatte es überstanden und war nun wieder für ein Weilchen sicher. Die Zwei nickten ihm sogar noch überraschend versöhnlich zu, bevor sie zum U-Bahnsteig hinuntergingen.
Quang atmete ein paarmal tief durch, bevor auch er die Treppe hinunter zum Bahnsteig nahm. Dort ließ er sich, noch immer leicht zittrig, auf eine Bank fallen und schaute auf die Uhr. Die letzte U-Bahn müsste bald kommen.
Unwillkürlich tasteten seine Hände nochmal in der Hosentasche nach dem soeben erhaltenen Schließfach-Schlüssel, der für ihn nun eine Art Lebensversicherung darstellte. Dabei merkte er, was er fast schon wieder völlig verdrängt hatte: Die Auswürfe in seiner Hose, die da nicht hingehörten und die sich nun erneut olfaktorisch bemerkbar machten. Hoffentlich gab es in der Bahn ein leeres oder vollgeschissenes Abteil, damit sein Gestank nicht weiter auffiel.
Eine Horde Jugendlicher rammelte an Quang vorbei, alle schon ziemlich gut drauf und besoffen. Ein wohlproportioniertes blondes Mädchen stach ihm ins Auge, vermutlich weil sie besonders aufreizend mit ihrem Arsch wackelte. Wehmütig blickte er der Teenie-Gruppe nach und entdeckte dabei die beiden Gangster, die ihm gerade so heftig zugesetzt hatten. Sie kamen den Teenagern entgegen und Quang spürte, wie sich seine Herzfrequenz schon wieder erhöhte. Er erhob sich und schlich hinter den Kiosk in der Bahnsteigmitte. Auf eine weitere Begegnung mit den beiden konnte er gut und gerne verzichten. Gleichzeitig durchfuhr ihn ein weiterer Gedanke: Ein Foto seiner Erpresser könnte sich vielleicht irgendwann als hilfreich erweisen.
Mit zitternden Händen zog er sein Handy aus der Tasche, das Geschenk einer Dreiundsechzigjährigen aus Charlottenburg, die fand, dass auch einem vietnamesischen Flüchtling das neueste Smartphone gut zu Gesicht stand, und lugte vorsichtig um die Kioskecke. Schon teilte sich die Gruppe der lautstarken Jugendlichen und der Stahlblaue trat hindurch. Hektisch drückte Quang den Auslöser und sah, wie nun auch der Braunäugige mit wachsamen Blicken folgte. Ein weiteres Digitalfoto zu schießen, empfand er als zu gefährlich, nun galt es, schleunigst von der Bildfläche zu verschwinden. Quang schickte einige Stoßgebete an seine Lieblingsgötter (als Daoist war er nicht so monotheistisch unterwegs wie die Christenheit) und diese schienen ihn prompt zu erhören: Der letzte Zug donnerte herein, die Teenies an der Bahnsteigkante johlten und zogen dadurch die Blicke der beiden auf sich. Quang entfernte sich unauffällig zum anderen Ende des Bahnsteigs und sprang erst im letzten Augenblick in die U-Bahn.
Die Türen waren noch gar nicht so lange geschlossen, da blickten ihn einige Passagiere bereits missbilligend an, andere rümpften demonstrativ ihre Nasen und ein ganz Empfindlicher stand auf und setzte sich ans andere Ende des Wagons. Nur eine knallbunte Berliner Göre mit Punk-Frisur, Nasenring und knallroten Augen schenkte ihm ein knappes Nicken samt einem freundlichen, verständnisvollen Blick, der Quang zu sagen schien: „Kein Problem – sowas ist uns doch allen schon mal passiert.“
Als Quang vor der heruntergekommenen Mietskaserne in Charlottenburg stand, fiel ihm ein Riesenstein vom Herzen. Endlich war er daheim. In seinem deutschen Zuhause. Auch die Anspannung der letzten Stunden fiel langsam von ihm ab. Einmal bei „Sommer“ klingeln, dann durch den Hinterhof, nochmal klingeln – und er war in Sicherheit. Er hatte zwar seine Schlüssel dabei, wollte aber sichergehen, dass ihn seine Prinzessin höchstpersönlich in Empfang nahm. Und am besten auch gleich bereit war, sich seine dramatische Leidensgeschichte anzuhören. Er würde sich natürlich als das unschuldige Opfer darstellen, das er an diesem Abend tatsächlich gewesen war. Außerdem würde er auch wieder darauf herumreiten, wie hart ihn das Leben in Deutschland immer wieder fickte. Dass er hier nie wirklich eine reelle Aufstiegschance hatte. Dass ihn böse Jungs immer wieder zwangen, irgendetwas Illegales zu tun. Seine selbstverschuldeten Verfehlungen würde er dabei mit keiner Silbe erwähnen.
„Ja?“, fragte eine müde Stimme, die dennoch interessiert, warm und freundlich klang.
„Ich bin es, meine Prinzessin“, flötete Quang in die Gegensprechanlage.
„Na endlich!“
Es hörte sich wie maßlose Erleichterung an.
Ihre Umarmung warf ihn fast um. Sie drückte ihm einen feuchten Kuss auf den Mund und wuschelte mit ihren zierlichen Händen durch seine dichten, schwarzen Haare.
„Ich bin ja so froh, dass du endlich da bist“, verkündete sie und gab der Haustür mit dem Fuß einen kräftigen Stoß, sodass sie lautstark ins Schloss fiel.
„Wo warst du denn?“
Quang suchte den Blickkontakt und sah in Alinas leuchtende, blaugrüne Augen. Ihre kurzen Haare mit der undefinierbaren Farbe („Straßenköter-blond“, wie sie immer so gerne sagte) standen wirr nach allen Seiten ab. An ihrem schlanken Körper war kein Gramm Fett zu viel. Ein herrliches Kontrastprogramm zu den alten Schachteln vom Ku’damm.
„Bist du in Hundescheiße getreten?“
Alina rümpfte ihr süßes Näschen.
Quang setzte postwendend sein Charmeur-Lächeln auf, das bei Frauen immer so gut ankam: „Sowas Ähnliches – geh ruhig schon mal ins Wohnzimmer, ich komme gleich nach.“
Was Quang so sehr an Alina schätzte, war, dass sie ihn tatsächlich genauso liebte, wie er war. Sie fragte nicht, sie hinterfragte nicht und sie akzeptierte ihn und seine manchmal recht einsilbigen Antworten ohne Misstrauen oder Eifersucht. Sie hatte ein fast unerschütterliches Vertrauen. Und ein riesengroßes Herz.
Nachdem sich Quang im Bad gründlich gesäubert und legere Hauskleidung übergezogen hatte, schnappte er sich den schwarzen Rucksack, der am Hauptbahnhof auf ihn gewartet hatte. Im Wohnzimmer saß Alina auf ihrem schwarzen Kunstleder-Sofa und knabberte hin und wieder ein paar Erdnüsse, während sie fernsah. Er setzte sich ganz nah zu ihr und stellte den Rucksack demonstrativ auf seine Oberschenkel. Alina registrierte das mit hochgezogenen Brauen, blickte ihn aber nur fragend an. Er schnappte sich die Fernbedienung und fragte „Du erlaubst?“, da er wusste, dass Alina seine etwas übertriebene Höflichkeit sehr schätzte.
„Klaro, erzähl!“
Das TV-Bild verschwand.
Auf dem Heimweg hatte sich Quang seine Geschichte ganz genau zusammengesponnen, aber nun wusste er plötzlich nicht mehr, wie er anfangen sollte. In seinem Kopf herrschte gähnende Leere, durch die er sich schließlich sagen hörte: „Öffne bitte den Rucksack!“
Eines hatte Quang auf seiner abenteuerlichen Reise nach und durch Europa gelernt: Die Kunst des Lebens bestand zum Großteil aus Improvisation. Improvisation konnte einem das Leben retten. Und so improvisierte Quang manchmal ganz unbewusst, fast schon automatisch.
So wie jetzt.
Alina machte ein überraschtes Gesicht, ihre Lippen formten sich zu einem kleinen „Oh!“ und ihre Augen ruhten fragend auf seinem Gesicht: „Du sollst mir doch keine Geschenke mitbringen!“
Quangs Mimik verriet sogleich, dass sie damit auf dem Holzweg war.
„Ach Alina, wie gerne würde ich dir Geschenke mitbringen. Aber das hier ist etwas anderes. Böse Menschen haben es auf mich abgesehen.“
Geblendet von ihrer überbordenden Liebe spürte Alina nicht, dass Quang seine Komplimente wie Floskeln herunterspulte. Bei ihr war nur der letzte Satz hängengeblieben. Und der besorgte sie massiv: „Was ist denn los? Wer will dir etwas tun? Und warum? Sag schon!“
Quang deutete mit dem rechten Zeigefinger auf den Rucksack, der nun wie eine Mauer zwischen ihnen stand. Alina öffnete ihn mit vor Erregung zitternden Händen und warf einen vorsichtigen Blick hinein. Bei der spärlichen Wohnzimmerbeleuchtung konnte sie erst nicht viel erkennen, also griff sie kurzentschlossen in den Sack und zog mit einem kräftigen Ruck einen Schuhkarton-großen, in Plastik eingeschweißten Quader mit unregelmäßigen Ausbuchtungen hervor. Durch die matte Vakuumverpackung hindurch waren deutlich zahlreiche Cannabis-Blüten zu erkennen. Dunkelgrün, mit einem kräftigen Schimmer Orange.
Alina musste erst mal tief Luft holen.
Immerhin war es kein Sprengstoff.
Aber so ein Riesenhaufen Gras hatte es natürlich auch in sich.
„Woher hast du das?“, fragte sie verunsichert. „Du weißt hoffentlich, dass dich das in den Knast bringen kann. Erst in den Knast und dann zurück nach Vietnam.“
Sie schüttelte verärgert den Kopf.
„Wie kannst du nur?“
Ja, wie konnte er nur?
Jetzt hieß es Wahrheit und Fiktion wieder so miteinander zu verbinden, dass dabei eine Geschichte herauskam, die ihm Alina auch abnahm.
„Bevor wir zusammenkamen, habe ich mit Gras gedealt“, bekannte er und senkte den Kopf wie ein geprügelter Hund. „Nicht viel. Und nicht an Kinder oder Jugendliche. Immer nur kleine Mengen. Mal im Görli, mal am Kotti, dann wieder in der Hasenheide. Eines Tages kamen da ein paar Typen vorbei, die mich ansprachen. Die wussten ganz genau, dass meine Eltern in Vietnam bedroht wurden – wegen der Schulden, die sie für mich aufgenommen haben. Und weil das Leben meiner Familie gefährdet war, fing ich an, Cannabis zu verkaufen. Dadurch machte ich etwas Geld, auch wenn das Meiste immer an die Lieferanten ging. Als ich dich dann kennenlernte, habe ich natürlich sofort damit aufgehört.“
Den Blick, den er ihr daraufhin schenkte, hatte Quang schon Hunderte Male vor dem Spiegel geübt, er war überzeugt, dass ihm damit keine Frau widerstehen konnte. Seit er mit Alina zusammen war, unterstützte ihn die Gute auch mit großzügigen Spenden, von denen ein Teil in seine alte Heimat ging. Deshalb durfte sie unter keinen Umständen von seinen nicht unerheblichen Nebenverdiensten erfahren, die ihm sein sexueller Alte-Damen-Service einbrachte.
„Und was ist dann das hier?“
Alina zeigte anklagend auf den prall gefüllten Gras-Beutel.
Quang seufzte und hoffte, dass es ihm zeitnah gelingen würde, die eine oder andere Träne herauszuquetschen. Er bemerkte verwundert, dass es ihm diesmal nicht auf Anhieb gelang, also spann er seine halbgare Geschichte noch etwas weiter: „Weißt du, die Dealer haben mir nie verziehen, dass ich dir zuliebe ausgestiegen bin. Also haben sie versucht, meine Familie in Vietnam zu erpressen – doch dank deiner Hilfe funktionierte das nicht.“
Quang sah in Alinas Augen, dass sie an seinen Lippen hing. Jetzt durfte er sich nicht verzetteln.
„Heute war ich doch mit Kevin in der Sonnenallee, und auf dem Rückweg haben sie mich in der U-Bahn geschnappt. Die hielten mir ein Messer an den Hals und fragten, ob ich schon wüsste, dass meine Mutter Krebs hat. Das wollte ich erst gar nicht glauben, aber dann haben sie mir ein Handy ans Ohr gehalten und mein Onkel war am Telefon. Keine Ahnung, woher die seine Nummer hatten. Jedenfalls bestätigte er, dass bei meiner Mutter letzte Woche Brustkrebs festgestellt wurde. Weißt du, was solche Untersuchungen und Operationen in Vietnam kosten? Mindestens 5.000 Euro.“
Quang hatte sich so in seine Rolle hineingesteigert, dass es ihm nun auch gelang, ziemlich authentisch zu weinen. Alina nahm ihn fürsorglich in den Arm und streichelte ihn beruhigend. Sein vermeintliches Schicksal ging ihr so zu Herzen, dass auch bei ihr die Tränen kullerten. Einige Minuten lang lagen sich die beiden in den Armen und hielten sich fest umklammert.
„Das tut mir alles so leid“, flüsterte Alina.
Quang nickte schwach.
„Mir bleibt daher nichts weiter übrig, als Gras zu verticken. Nur so kann ich schnell genug Geld verdienen, um meine Mutter zu retten.“
Er ließ die letzten Worte wirken und schaute Alina verständnisheischend an. Diese überlegte, bevor sie überraschend bestimmt antwortete: „Nein, das musst du nicht. Entweder gibst du das Gras den Dealern zurück oder ich liefere es bei der Polizei ab.“
Quang spürte eine heißkalte Welle in sich emporsteigen. So hatte er das nicht geplant. Würde sie das echt bringen?
„Wenn du der Polizei alles erzählst, werden sie dir sicherlich helfen“, orakelte Alina weiter.
Quang schüttelte seinen Kopf nun in gänzlich ungespielter Panik.
„Keine Polizei … keine Polizei … keine Polizei“, wiederholte er gebetsmühlenartig, während ihn eine wohlbekannte Angst befiel. Diese Angst trug er schon lange in seinem Herzen: Die Angst vor der allmächtigen Staatsmacht, die ihm noch nie etwas gebracht, aber schon oft etwas genommen hatte. Er fürchtete sich davor, auch in Deutschland von ihrem Zorn getroffen zu werden. Alina verstand diese Angst, hielt den Gang zur Polizei aber trotzdem für die beste Option.
Quang sah das ganz anders: „Die werden mir alles Mögliche anhängen, nicht nur das Kilo Gras. Wer weiß, was die mit mir machen, damit ich irgendwas gestehe. Und abschieben werden die mich sicher auch – also werden wir uns wohl nie wiedersehen.“
Dieser Argumentation ihres Lieblings konnte Alina wenig entgegensetzen. Dennoch musste es einen anderen Ausweg geben. Sie stand auf und verließ das Zimmer.
Kurz darauf kam sie mit einem Stapel Unterlagen zurück. Augenblicklich erkannte Quang, dass es sich um ihre Bankunterlagen handelte. Er musste sich mächtig zusammenreißen, um ein unwillkürlich aufkommendes Grinsen zu unterdrücken. Alina legte die Unterlagen auf ihren alten Holztisch und begann sie auszufüllen.
„Das ist alles, was ich habe“, sagte sie schließlich und drückte Quang einen zärtlichen Schmatzer auf die schmalen Lippen. „Und was mein ist, ist auch dein. Morgen gehen wir zur Bank und ich erteile dir einfach eine Vollmacht für mein Konto, da sind knapp 10.000 Euro drauf. Für die Operation deiner Mutter sollte das locker reichen.“
Diesmal war der glückselige Ausdruck auf Quangs Gesicht echt. Sein Gehirn addierte bereits die zu erwartenden Einnahmen des Gras-Verkaufs mit denen seiner Ku’damm-Tätigkeiten und den gerade erhaltenen Ersparnissen seiner wirklich fantastischen Prinzessin auf Zeit. Die Summe war inzwischen groß genug, um irgendwo ein kleines Geschäft eröffnen zu können. Am besten einen gut gelegenen Asia-Imbiss. Damit hätte er alle Erwartungen seiner Familie erfüllt und sich zudem ein legales Standbein in Europa geschaffen, das regelmäßige Überweisungen in die Heimat ermöglichen würde.
„Nein, das kann ich nicht annehmen.“
Quang war bemüht, sich seine überbordende Freude nicht anmerken zu lassen.
„Doch, das kannst du“, widersprach ihm Alina. „Du würdest ja für mich dasselbe tun.“
Quang nickte gerade noch rechtzeitig und versicherte ihr das Gewünschte. Alina umarmte ihn liebevoll, stellte dabei aber noch eine weitere Bedingung: „Du musst mir aber versprechen, dass du gleich morgen das Kilo zurückbringst und denen sagst, dass du eine bessere Möglichkeit gefunden hast, um deine Mutter zu retten. Hast du mich verstanden?“
Quang nickte artig und schaute Alina unterwürfig an. Wie ein Hund, der auf sein in Aussicht gestelltes Leckerli wartet.
„Versprichst du es mir?“, hakte Alina nach.
„Ich gebe dir mein Ehrenwort“, erklärte Quang im bestmöglichen Brustton seiner gespielten Überzeugung. „Meine Familie und ich werden immer in deiner Schuld stehen.“
Wieder flossen ein paar hilfreiche Tränen, die ihm Alina sogleich aus dem Gesicht küsste: „Was redest du denn da für einen Quatsch? Du musst einfach nur ehrlich bleiben. Und bei mir. Gemeinsam kriegen wir das schon hin!“
Quang nickte zustimmend. Jetzt musste er Alina nur noch für eine Weile bei Laune halten. Also kramte er sein Handy raus: „Willst du mal eins der Arschlöcher sehen, die mich vorhin so fertiggemacht haben? Ich hab ihn heimlich geknipst.“
Alina wollte.
Den schlauchartigen Korridor durchzog ein derart intensiver Cannabis-Geruch, dass er auch auf anderen Etagen in verwundert rümpfende Nasen stieg. Die beiden Männer, die Quang vor einer Stunde so gekonnt von den Vorzügen einer kontinuierlichen Kooperation überzeugt hatten, marschierten wie zwei abgebrühte GIs im Gleichschritt auf die Tür der Präsidentensuite zu. Davor standen zwei Security-Leute, die es in Sachen Breitschultrigkeit durchaus mit ihnen aufnehmen konnten. Auch ihre Gesichter strahlten Härte und professionelle Gleichgültigkeit aus.
„Steht ihr auf der Liste?“, fragte der Türsteher mit dem Retro-Schnurrbart und der Goldkette aus extra massiven Gliedern, die ihm beinahe bis zum Bauchnabel reichte.
„Paul ist ein alter Kumpel“, behauptete der Braunäugige trocken. Der Security-Typ grinste emotionslos.
„Das sagen alle. Ich brauch eure Namen – wenn ihr nicht auf der Liste steht, geht leider nichts.“
Der Stahlblaue trat noch einen Schritt näher und beugte sich dem wortführenden Einlassbeauftragten auf eine Art und Weise entgegen, die nicht klar machte, ob er nun vertraulich oder bedrohlich erscheinen wollte.
„Didi und Stulle.“
Der Blick des Türstehers wanderte routiniert über die Gästeliste, auch wenn sein Gehirn längst davon überzeugt war, dass sich die Suche nicht lohnte. Diese zwei Muskelaffen wollten sie wohl verarschen – aber das sollten sie ruhig mal versuchen. Die würden dann schon sehen, wer zuletzt lacht.
„Seid ihr sicher, dass ihr auf der Liste steht?“
Der Stahlblaue blinzelte kein bisschen: „Ganz sicher.“
Überrascht musste der Einlassverwalter kurz darauf feststellen, dass da tatsächlich jemand die Namen von zwei Urberliner Comic-Schweinen auf die Gästeliste gesetzt hatte. Doch da standen sie schwarz auf weiß: „Didi & Stulle“.
Der dermaßen Verdutzte konnte nicht ahnen, dass er mit einem falschen Spruch eine gebrochene Nase oder Schlimmeres riskierte, denn auf respektlose Anspielungen konnten die beiden mittlerweile sehr empfindlich reagieren. Sie hatten schon vor vielen Jahren und ganz unabhängig voneinander ihre Spitznamen erhalten und erst bei ihrer Zusammenarbeit bemerkt, dass die Leute oftmals grinsten oder dumme Sprüche rissen, die sie nicht verstanden. Nachdem sie dann auf die Comics gestoßen waren und alles verstanden, reagierten sie auf respektlose Bemerkungen oft übertrieben radikal. Doch der Türsteher hatte Respekt und eh keinen dummen Spruch parat. So einer war er nicht. Emotionslos nickend setzte er mit einem lackschwarzen Kuli zwei schwungvolle Haken auf die Liste, während sein Kompagnon bereits (erstaunlich zuvorkommend) die Tür für die beiden Neuankömmlinge öffnete.
Aus dem Inneren des Hotelzimmers entwich eine verhangene Rauchwolke. Eine Geruchsmischung aus frisch konsumiertem Gras und Hasch der Spitzenklasse strömte in die kundigen Nasen der zwei Eintretenden. Das war genau das richtige Umfeld für sie. Vielleicht würden sie hier und heute einen Neuen finden.
Spätestens seit den 90er Jahren brummte das Weed-Business in der deutschen Hauptstadt dermaßen, dass es den Anschein hatte, diese lebenshungrige Metropole würde niemals genug davon bekommen. Deshalb hatten Didi und Stulle ihr Geschäftsmodell komplett auf Expansion ausgerichtet. Sie setzten einfach auf unbegrenztes Wachstum – genau wie die Steuersparfüchse von Amazon. Mehr Gras brachte mehr Geld, was die Zwei direkt in neues „Personal“ und den Aufbau neuer Grow-Anlagen steckten. Sie waren praktisch immer auf der Suche nach zuverlässigen Leuten, die selbständig gutes Weed für sie produzierten. Denn sie kannten genug kleine Dealer, die jede Menge Gras verticken konnten. Und wollten.
Didi und Stulle verstanden sich stets als Strippenzieher im Hintergrund, die von allem prozentual profitierten. Gleichzeitig verdienten ihre Mitarbeiter deutlich mehr als den üblichen Mindestlohn, und das Renommee von schwarz verdienter Kohle war auch nicht zu unterschätzen. Schließlich ermöglichte sie den Begünstigten, auch Hartz IV oder sonstige Sozialleistungen mitzunehmen. Und wo standen die Chancen besser, geeignete neue Kandidaten zu finden, als auf der After-Party eines angesagten Rappers und bekennenden Weed-Heads? Hip-Hop und Gras – das passte doch zusammen wie Donald Trump und Narzissmus. Oder wie Reggae und Ganja.
Die Party brummte. Gegen Mitternacht glich sie einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Die Präsidentensuite war rappelvoll, ein paar Möchtegern-Models in aufreizender Kleidung ließen ihre Hüften lasziv zu der bassbetonten Musik des gar nicht so unbekannten DJs kreisen. Verständlich, dass sich da ein paar notgeile Typen zum Affen machten und um die hübschen jungen Frauen herumtanzten. Sie begriffen vermutlich nicht, dass sich die Mädels gerade als sexy Tänzerinnen für das nächste Video von Sido anboten, und nicht ernsthaft einen x-beliebigen Typen suchten, der sie endlich mal so richtig durchknatterte.
Einige Gäste musterten die Neuankömmlinge flüchtig, wandten sich aber direkt wieder ab, da Didi und Stulle gut ins Bild passten. Ihre exklusiven Polohemden fielen zwar schon ein wenig aus der Reihe, doch das glichen sie durch amtliche Goldketten, stylische Jeans und szenetypische Marken-Sneaker wieder aus.
Überall standen Sofas, Sitzecken, bequeme Sessel und kleine Tische herum. Auf den Tischchen lagen Beutel mit Gras und Haschisch, dazu Longpapers aller Art, Filtermaterial und hier und da auch ein Grinder. Drum herum Horden junger Männer, die so wirkten, als wären sie gerade mitten in einem Joint-Roll-Wettbewerb. Hier und da blubberte eine Bong, und immer wieder schallte lautes, extrovertiertes Gelächter durch den Raum. Nur die Tür zum Geschäftszimmer der Präsidentensuite war verschlossen. Davor ein breitschultriger Sicherheitsfuzzi, der alle Gäste, die sich der Tür näherten, mit der immer gleichen Floskel abwehrte: „Sorry, Herr Würdig will gerade nicht gestört werden.“
Bei Didi und Stulle machte er eine Ausnahme. Denn er schwieg und schüttelte nur bedauernd den Kopf. Da er zu wissen glaubte, wer die beiden waren, wies er einladend auf eine nahe Sitzecke mit ein paar freien Plätzen. Die zwei so freundlich Eingewiesenen machten es sich auf den vorgeschlagenen Sesseln bequem. Und saßen damit mitten im Getümmel. Dabei kamen sie nicht umhin, einen sich besonders laut aufspielenden Dreadlockigen zu bemerken, der einen fetten Joint in der Hand hielt und pausenlos Geschichten erzählte, wie dumm die Berliner Bullen doch seien und welche tollkühnen Streiche er ihnen schon gespielt hatte. Dann verkündete er ganz ungeniert, dass er massenhaft feinstes Gras bei sich zu Hause anbaue, und fragte unverblümt in die Runde, ob vielleicht jemand etwas von seinem spitzenmäßigen „Homegrown“ antesten und kaufen wolle.
Didi und Stulle kannten das. Hier ging es zwar vordergründig um Hip-Hop und Rap, aber eben auch um das eine oder andere Nebengeschäft.
„Der Typ kommt schon mal nicht in Frage.“
Stulle schüttelte den Kopf, er durchschaute substanzlose Kiffer-Fantasien immer recht schnell.
Didi war noch anderer Meinung: „Wieso? Der schreit doch förmlich danach. Okay, das ist vielleicht ein Angeber, aber den können wir uns irgendwie zurechtbiegen.“
Stulle blieb stur: „Nee, das ist ein Möchtegern, der nichts für sich behalten kann. Und das wiederum könnte UNS mächtige Schwierigkeiten bringen.“
Didi schüttelte entnervt den Kopf. Über manche Sachen konnte er mit seinem Geschäftspartner einfach nicht vernünftig sprechen. Das hatte er längst erkannt. Also gab er um des lieben Friedens willen mal wieder klein bei. Letztendlich waren sie ja auch nicht hier, um sich zu streiten.
Noch eine Jointlänge lang verfolgten sie das Geschehen an ihrem Tisch. Andere Gäste klinkten sich immer mal wieder in den nicht enden wollenden Monolog des stolzen Heimgärtners ein und priesen ebenso die Vorzüge seines Grases. Didi und Stulle kam das Ganze verdächtig einstudiert vor. Schließlich behauptete der Schwätzer sogar, Sido höchstselbst würde nur noch von ihm sein persönliches Rauchkraut beziehen. Man könne ihn ja später selber fragen, wenn man das nicht glaube.
Didi und Stulle hatten genug gehört. Sie erhoben sich und bahnten sich ihren Weg durch die Menge in Richtung Balkon. Mehrere Male schrammten sie dabei nur haarscharf an glühenden Jointspitzen vorbei, die ihre hochpreisige Kleidung fast ruiniert hätten.
Auf der weitläufigen Terrasse der Suite bot sich Didi und Stulle beinahe dasselbe Bild wie drinnen, nur dass der ausgeatmete Rauch hier viel besser abziehen konnte. Sie schnappten sich aus einem der vielen herumstehenden Kästen zwei Bier und öffneten die Flaschen gekonnt mit einem Feuerzeug, bevor sie dazu übergingen, die Umherstehenden unauffällig abzuchecken. Wieder stießen sie auf einige sendungsbewusste Erzähler unglaublicher Geschichten. Da war mal wieder alles dabei – nur nicht das, wonach sie suchten.
Es sei denn …
In der abgelegensten Balkon-Ecke stand ein Typ, der ganz allein den beeindruckenden Panorama-Blick auf das Rote Rathaus und den daneben gelegenen Fernsehturm zu genießen schien. Er hielt einen schlanken Joint in der Hand, an dem er ab und zu genüsslich zog. Ein vielversprechender Geruch zog zu Didi und Stulle herüber, die darin direkt eine Chance witterten. Das Duo nickte sich kurz zu und näherte sich dem alleinstehenden Genießer im unverbindlichen Schlenderschritt.
„Schöner Abend heute“, brach Didi als Erster das Schweigen. „Was für eine Hammer-Party, die uns Sido hier schmeißt!“, fügte Stulle euphorisch hinzu. Der so indirekt Angesprochene drehte sich leicht irritiert um. Er trug ein einfaches schwarzes T-Shirt, unauffällige graue Jeans und robuste Arbeitsschuhe. Sein Outfit stand im krassen Gegensatz zu dem in der Suite verbreiteten Kleidungsstil der gut situierten Geltungssucht und Prahlerei. Er zog noch einmal an dem Jointstummel, drückte ihn dann aus und musterte die Zwei mit mäßig interessierten Blicken.
„Schon“, stimmte er schließlich wenig überzeugt zu. „Aber ich für meinen Teil mag diese übertriebene Art von Trubel nicht so sehr. Sido ist natürlich fett im Geschäft, und da muss man auch mal entsprechend repräsentieren, aber was hier und heute für übertriebene Angeber rumspringen – das kann einem schon auf den Sack gehen.“
Didi und Stulle blickten sich überrascht an. Das klang doch ganz vernünftig, weshalb Didi direkt zur Sache kam: „Naja, vielleicht entschädigt dich das ja ein bisschen.“
Er grinste vielversprechend und legte ein kleines Plastiktütchen mit etwa fünf Gramm Gras auf das breite Geländer der Hotelterrasse. Der derart Eingeladene warf einen prüfenden Blick auf das Gras-Beutelchen und wehrte freundlich, aber bestimmt ab: „Danke, aber ich hab gerade erst einen geraucht. Außerdem bleibe ich lieber bei meiner eigenen Ernte. Da weiß ich immer ganz genau, was drin ist. Beziehungsweise was nicht drin ist. Aber euer Gras sieht wirklich gut aus, das ist bestimmt echte Spitzenqualität.“