Schlaglichter aus dem Leben (Band 1) - Klaus-Rainer Martin - E-Book

Schlaglichter aus dem Leben (Band 1) E-Book

Klaus-Rainer Martin

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Beschreibung

In der Zeit von November 2015 bis März 2021 habe ich insgesamt 52 Kurzgeschichten als eBook geschrieben. Doch davon wurden von den Online-Buchshops nur 29 gelistet und erhielten eine ISBN, denn 23 Kurzgeschichten hatten weniger als 2.000 Worte. Doch die Buchshops listen solche Kurzgeschichten nicht, da ich sie alle kostenlos ins Netz gestellt hatte. So konnten nur die User des eBook-Verlages BookRix, München, auch diese 23 Kurzgeschichten lesen, da ich sie dort veröffentlicht habe. Um diese Kurzgeschichten aber auch denen zugänglich zu machen, habe ich mich dazu entschlossen, 25 Kurzgeschichten in einem Sammelband zu veröffentlichen. Die 25 Kurzgeschichten sind in ihrem Inhalt, in ihrer Länge und in ihrem Schreibstil sehr unterschiedlich. Einige wurden angeregt durch Schreibwettbewerbe der Gruppe "Biografisches" im eBook-Verlag BookRix in München, andere entstammen meiner Fantasie, die manchmal mit mir "durchgeht".

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Seitenzahl: 247

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Klaus-Rainer Martin

Schlaglichter

aus demLeben

(Band 1)

25 Kurzgeschichten

vom November 2015

bis Juli 2019

Als Buch veröffentlicht im April 2021

Text: © Copyright by Klaus-Rainer Martin

Umschlaggestaltung: © Copyright by Klaus-Rainer Martin

Verlag:

Klaus-Rainer Martin

Barkhorst 3

23860 Klein Wesenberg

[email protected]

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Inhaltsangabe

Vorbemerkungen

1. Warum läufst du denn so?

2. Zur Rolle meines Vaters als Soldat im zweiten Weltkrieg

3. Der Ochse, der da drischt

4. Bitte Diskretionsabstand einhalten

5. Immer wenn ich musiziere, muss ich an Kurt denken

6. Seinetwegen werde ich nicht zum Denunzianten

7. So was Blödes ist mir noch nie passiert

8. Kindliche Gewissensbisse

9. Die redlichen Hirten

10. Mein bedeutsamstes Weihnachtslied

11. Schwimmt man im Sozialismus anders?

12. Kindliche Kriegserlebnisse

13. Was mein Leben prägte

14. Adventliche und weihnachtliche Erinnerungen

15. März 1958

16. Die Mimik der Nase

17. Was stimmt?

18. Sie haben Ihr Ziel erreicht

19. Ist das noch meine Heimat?

20.Um Anzug wird gebeten

21. „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“

22. Lieben Sie Adenauer?

23. Mein langer Weg der Aufklärung

24. Lebensmittelkarten prägten jahrzehntelang das Leben der Menschen

25. Zur Entstehungsgeschichte von „Machet die Tore weit“ und „Macht hoch die Tür“

Über den Autor

Weitere Veröffentlichungen des Autors

Vorbemerkungen

In der Zeit von November 2015 bis März 2021 habe ich insgesamt 52 Kurzgeschichten als eBook geschrieben. Doch davon wurden von den Online-Buchshops nur 29 gelistet und erhielten eine ISBN, denn 23 Kurzgeschichten hatten weniger als 2.000 Worte. Doch die Buchshops listen solche Kurzgeschichten nicht, da ich sie alle kostenlos ins Netz gestellt hatte. So konnten nur die User des eBook-Verlages BookRix, München, auch diese 23 Kurzgeschichten lesen, da ich sie dort veröffentlicht habe. Um diese Kurzgeschichten aber auch denen zugänglich zu machen, habe ich mich dazu entschlossen, 25 Kurzgeschichten in einem Sammelband zu veröffentlichen.

Die 25 Kurzgeschichten sind in ihrem Inhalt, in ihrer Länge und in ihrem Schreibstil sehr unterschiedlich. Einige wurden angeregt durch Schreibwettbewerbe der Gruppe „Biografisches“ im eBook-Verlag BookRix in München, andere entstammen meiner Fantasie, die manchmal mit mir „durchgeht“.

Klein Wesenberg, im Februar 2024

1. Warum läufst du denn so?

Kurzgeschichte über eine Begegnung unterwegs

veröffentlicht im November 2015,

als kostenloses eBook: nur über www.bookrix.de zu lesen

Schon viele Menschen haben die Strecke von Lübeck nach Hamburg oder in Gegenrichtung nicht nur mit dem Auto oder in einer 45minütigen Bahnfahrt, sondern auf andere Weise bewältigt; etwa mit dem Fahrrad, dem Paddelboot oder als Wandersmann mit Rucksack und Zelt; - aber non stop im Laufschritt?

Von 1997 bis 2007 organisierte die Sektion Triathlon des AMTV Hamburg, das ist der „Altrahlstädter Männer-Turnverein von 1893 e.V.“, jeweils im Februar einen Lauf, welchen der Verein selbst als „Die hanseatische Herausforderung – 75 km durch Eis und Schnee“ bezeichnete, den „LüHa-Fun-Run“, zu Deutsch, den Lübeck-Hamburg-Spaß-Lauf. – Heute turnen im AMTV Hamburg nicht nur ältere Männer. Vielmehr sind Frauen, Männer und Kinder in vielen Sektionen aktiv, wie etwa in den Sektionen Fußball, Leichtathletik, Schwimmen, Kinderturnen und eben in der Sektion Triathlon.

Die ersten vier Kilometer durch Lübeck bis zur Stadtgrenze wurden stets gemeinsam im „Einlaufschritt“ zurückgelegt. Erst danach, am Elbe-Lübeck-Kanal, konnte sich jeder einer Gruppe mit Geschwindigkeiten von 5:30, 6:00, 6:30 oder 7:00 Minuten je Kilometer anschließen oder lief nach seinem eigenen Tempo. Und noch etwas ist anders als bei den meisten Laufveranstaltungen: Man erhielt keine Startnummer, sondern eine gedruckte „Startkarte“ mit seinem Vornamen in großen Lettern und der Mitteilung, wie oft man schon an diesem Abenteuer teilgenommen hat. Die heftete man sich an die Brust, damit die Passanten unterwegs nicht nur ablesen können, wie man heißt und was das Ganze soll, sondern auch, wie oft man schon dabei war.

Im Februar 2001 lag für mich zum fünften Mal die lange Distanz mit morastigen Feld- und Waldwegen, aber auch harten Asphaltpisten vor mir. Als fast 63jähriger schien mir die Gruppe mit dem Tempo 6:30 richtig zu sein. Über 20 Kilometer hielt ich mich zur Gruppe. Doch dann schien mir dieses Tempo doch etwas zu schnell und ich ließ die Gruppe davonziehen und kümmerte mich nicht im Geringsten um die Mitläufer, die mich scharenweise überholten.Ich lief allein etwas langsamer weiter – wusste ich doch die „7:00er-Gruppe“ noch hinter mir. Verlaufen konnte ich mich kaum, denn ich lebe schon seit über 35 Jahren in dieser Gegend und kannte mich hier einigermaßen aus. Außerdem war auf der Rückseite der Startkarte der Streckenverlauf genau beschrieben. Sogar eine Handy-Nummer war für den Notfall aufgezeichnet. – Und die Lesebrille hatte ich auch bei mir.

Kurz vor dem vierten Verpflegungspunkt, etwa bei Kilometer 42, also der klassischen Marathon-Distanz, in der Ortschaft Lütjensee hätte ich auf dem schmalen Bürgersteig beinahe eine ältere Frau um gerempelt. Interessiert schaute sie mich an und fragte: „Du hast es aber eilig. Was läufst du denn so? Wo kommst du denn her?“ Voller Stolz, die Marathon-Distanz in einer annehmbaren Zeit und bei guter Verfassung bewältigt zu haben, antwortete ich: „Ich komme aus Lübeck!“ Man konnte es buchstäblich vom Gesicht der älteren Dame ablesen, dass sie diese Antwort für unglaubwürdig hielt. Doch sie war beharrlich und fragte weiter: „Und wo willst du hin?“ – „Ich laufe geradewegs nach Hamburg!“ war meine Antwort. Schließlich waren das nur noch 33 Kilometer und es war noch nicht mal 13.00 Uhr. Sie schüttelte den Kopf und ging weiter, ohne noch eine Frage zu stellen. Es wurde mir im Vorbeilaufen nicht klar, ob sie mir nicht glaubte, oder ob sie mich für einen Spinner hielt. In diesem Moment hatte ich völlig vergessen, sie auf meine Startkarte aufmerksam zu machen, die auf meiner Brust prangte. Damit hätte ich sie leicht von der Richtigkeit meiner Angaben überzeugen können.

Noch viele Kilometer musste ich über diese Begegnung schmunzeln und nachdenken. Die ältere Frau sah gerade so aus, als sei sie auf dem Weg zum sonntäglichen Kaffeetrinken zu Tochter, Schwiegersohn und Enkelkindern gewesen. Ich malte mir aus, was sie wohl ihren Angehörigen von dieser „Beinahe-Rempelei“ berichten wird, von ihrer Begegnung mit so einem „Spinner“. Vielleicht hatte sie mit ihrer Frage doch recht: „Was läufst du denn so?“ Zumindest in den Augen anderer sind die extremen Langstreckenläufer unverbesserliche Spinner, welche sich von einer Ausschreibung ansprechen und geradezu elektrisieren lassen, die ihnen abverlangt, an einem unfreundlichen Februartag 75 Kilometer „am Stück“ von Lübeck nach Hamburg zu laufen und das Ganze auch noch „Fun-Run“ zu nennen. Während ich weiter Kilometer um Kilometer lief, gingen mir viele Fragen durch den Kopf: Was verbirgt sich dahinter, dass wir Läufer fast täglich und bei jedem Wetter viele Trainingskilometer „abspulen“, während andere hinter dem warmen Ofen sitzen oder den Sonntagnachmittag mit der Familie bei Kaffee und Kuchen zubringen, statt sich so zu quälen? Wie kommt es, dass wir Läufer versuchen, beim Hineinschlüpfen in die Laufkleidung ein anderer Mensch zu werden, aus unserem geregelten Alltag heraustreten, um für sechzig Mark Startgebühr ein derartiges Abenteuer zu bestehen? Was wollen wir uns oder anderen damit beweisen? Ist es, weil wir uns die Hochwildjagd oder die Himalaya-Expedition nicht leisten können, ist es die „bürgerliche Variante des Ausflippens“, wie das der Läufer und Sportjournalist Werner Sonntag einmal nannte? Oder ist es der Versuch, sich dagegen zu wehren, in Würde alt, schlapp und übergewichtig zu werden? Oder ist es einfach Freude am Leben, an der Bewegung, am Lauf-Erlebnis: „Fun-Run“? - Bei so manchem langen Lauf, wenn die Kräfte zu schwinden beginnen und die Muskulatur anfängt zu schmerzen, frage ich mich: „Was läufst du denn so? Warum tust du dir das eigentlich an?“ Doch im Ziel angekommen, erkundige ich mich bei den Organisatoren nach dem Termin im nächsten Jahr und streiche mir diesen Tag im Kalender rot an.

2. Zur Rolle meines Vaters als Soldat im zweiten Weltkrieg

veröffentlicht im November 2015,

als kostenloses eBook, ISBN: 978-3-7396-2199-9

Vorbemerkungen

Mein Vater war am Ende des zweiten Weltkrieges Hauptmann. Ein Leben lang hat mich die Frage bewegt, ob mein Vater in Jugoslawien persönlich bzw. seine Kompanie an Kriegsverbrechen beteiligt waren. Doch erst nachdem ich selbst mehrmals in Bosnien war und neben den Spuren des Balkankrieges 1993 bis 1995 auch immer wieder auf Spuren des 2. Weltkrieges gestoßen bin, im Jahre 2003, also 58 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges, habe ich es gewagt, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Anhand des Soldbuches meines Vaters war es mir möglich, bei diesen Stellen Auskünfte darüber einzuholen, wo das Infanterie-Regiment 414, welchem mein Vater 1939 und 1940 angehörte, und das Infanterie-Regiment 724, welchem mein Vater von 1941 an angehörte, eingesetzt waren, bevor das Infanterie-Regiment 724 an den Kämpfen auf dem Balkan beteiligt war, und über die Rolle der deutschen Gebirgsjäger während des zweiten Weltkrieges auf dem Balkan:

Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg

Bundesarchiv-Zentralnachweisstelle Aachen

Krankenbuchlager Berlin

Militärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam

Institut für Zeitgeschichte München

Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg

Bundesarchiv-Militärarchiv Koblenz

Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg

sowie das Internet des Bundesarchivs

Daneben habe ich viel über den 2. Weltkrieg gelesen und mich speziell über die Rolle der Gebirgsjäger kundig gemacht. Insbesondere die Bücher „Die deutsche Gebirgstruppe 1935 – 1945“, geschrieben von dem Historiker Roland Kaltenegger und „Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht“ des Historikers Georg Tessin rundeten das Bild ab. Aus diesen Quellen und meinen eigenen Erinnerungen aus den Kindheitstagen lässt sich das folgende Bild rekonstruieren.

Dennoch ist es nicht leicht, Aufschluss über alle Tatbestände zu erhalten. Über die 12. Armee befinden sich im Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg 19,0 laufende Meter Unterlagen, davon betreffen allein 3,2 laufende Meter Unterlagen die Jäger-Division 104, der mein Vater angehörte (Kriegstagebücher, Tagesmeldungen, Akten mit Befehlen, Luftwaffenaufklärungsmeldungen, Minenpläne und schließlich Unterlagen über die Kapitulationsverhandlungen der 12. Armee usw.) von Januar 1940 bis Mai 1945, welche teilweise noch gar nicht restlos ausgewertet worden sind. – Es ist erstaunlich, wie bürokratisch die Nazis über jede Kriegshandlung bis zur Kapitulation Buch geführt haben. – Es muss wohl nachfolgenden Generationen überlassen bleiben, dieses Material zu sichten, um noch Genaueres in Erfahrung zu bringen.

Will man alle auf diese Weise erhaltenen Informationen richtig verstehen und einordnen, muss man sich zwangsläufig erst ein wenig mit den Organisations- und Führungsstrukturen der deutschen Wehrmacht in der Hitlerzeit befassen.

Zur Struktur der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg

Grob vereinfacht, hatte die deutsche Wehrmacht folgende, allerdings sich in den Kriegsjahren ständig verändernde Struktur:

In der Vorkriegszeit war die gesamte deutsche Wehrmacht im Deutschen Reich in 17 verschiedene

Wehrkreis-Kommandos

(W.Kdo. bzw. WK) unterteilt. Und diese waren wiederum in Wehrbezirkskommandos aufgegliedert. Nach der Annexion der Tschechoslowakei kamen noch das WK Generalgouvernemet sowie das WK Böhmen und Mähren hinzu.

Im Krieg war die gesamte Wehrmacht im Polenfeldzug im September 1939 in die

Heeresgruppen

Nord

und

Süd

, im Westfeldzug Mai/Juni 1940 in die

Heeresgruppen A (Mitte), B

(

Nord)

und

C (Süd)

und ab Juli 1940 in die

Heeresgruppen A – H

gegliedert.

Diese wiederum bestanden aus einer oder mehreren

Armeen

. Insgesamt bestand die deutsche Wehrmacht ursprünglich aus 20 Armeen. In den Jahren 1944 und 1945 wurden noch weitere 5 Armeen gebildet, teilweise aus zerschlagenen Armeen, teilweise durch Rekrutierung von Jugendlichen oder älteren Männern. Auf dem Balkan agierten die Heeresgruppen E und F (Südost), deren Führungsstäbe (OKH) zu Beginn des Krieges in Komotov (im heutigen Tschechien) und später in Saloniki in Griechenland (E) bzw. in Belgrad (F) saßen. Oberkommandierender einer Heeresgruppe war i.d.R. ein Generalmajor oder ein Generaloberst.

Jede Armee bestand aus mindestens drei

Divisionen

. Divisionskommandeur war zumeist ein General oder ein Oberst. Diesen standen mehrere Offiziere mit unterschiedlichen Diensträngen zur logistischen Beratung, Planung, Organisation, Koordinierung und Kontrolle zur Seite, genannt

Divisions-Stab

.

Jede Division bestand aus mehreren

Regimentern

, zumeist drei Infanterie-Regimenter (IR), einem Gebirgsjäger-Regiment (Jäg.Rgt.), einem Sanitäts-Regiment, und -falls vom Gefechtsauftrag her erforderlich- einem Artillerie-Regiment, einem Pionierregiment und/oder einem Panzer-Regiment. Regimentskommandeur war ebenfalls zumeist ein General oder ein Oberst. Diesen standen ebenfalls mehrere Offiziere mit unterschiedlichen Diensträngen zur Seite, genannt

Regiments-Stab

.

Jedes Regiment bestand aus mehreren

Bataillonen

, das Infanterie-Regiment zumeist aus drei Infanterie-Bataillonen, das Gebirgsjäger-Regiment aus drei Gebirgsjäger-Bataillonen usw. Bataillonskommandeur war meistens ein Major. Häufig hatten die Bataillone auch einen

Bataillons-Stab

, welcher den Bataillonskommandeur in der Führung seines Bataillons zu unterstützen hatte.

Jedes Bataillon bestand zumeist aus drei

Kompanien

. Kompaniechef war ein Hauptmann oder ein Oberleutnant.

Jede Kompanie bestand aus drei

Zügen

mit je 60 Soldaten. Zugführer waren zumeist Unteroffiziere oder Feldwebel.

Wenn es die militärische Lage erforderlich machte oder der Oberbefehlshaber der Wehrmacht Adolf Hitler einen besonderen Kampfeinsatz wollte, konnten auch gemeinsame Einheiten unterschiedlicher Waffengattung gebildet werden, so z.B. ein Armeekorps, welches direkt dem Oberkommando der Heeresgruppe unterstellt war, oder eine Brigade, welche dem Divisionskommando unterstellt war. Dabei war es für die deutsche Wehrmacht während des zweiten Weltkrieges besonders charakteristisch, dass ständig umgegliedert, umgruppiert und umorganisiert wurde. Für die meisten Angriffsziele wurden Armeekorps gebildet. Die einzelnen Gruppierungen wurden anschließend wieder in ihre alten Gliederungen zurückgeführt. So ist es kaum möglich, eine einigermaßen überschaubare Struktur darzustellen.

Zum Soldbuch meines Vaters

Jeder Soldat hatte sein Soldbuch. Hier wurden alle Veränderungen des Dienstgrades, der Regiments-, Bataillons- oder Kompaniezugehörigkeit und der Besoldung eingetragen. Das Soldbuch sollte nach dem Krieg vor allem die erworbenen Rentenansprüche klären helfen. Deshalb findet man im Soldbuch auch keine Eintragungen über die Einsatzorte. Das Soldbuch meines Vaters weist folgende Eintragungen aus, welche im Zusammenhang mit anderen historischen Veröffentlichungen Aufschluss über seine Zugehörigkeit zu Gruppenteilen, seine Einsatzorte und seinen jeweiligen Dienstgrad möglich machen:

1. 26.08.1939, Gefreiter d.R., bei Mobilmachung, IR 414, 3. Komp.

2. 01.11.1939, Gefreiter, Beförderung, IR 414, 2. Komp.

3. 01.04.1940, Unteroffizier, Beförderung, IR 414, 15. Komp.

4. 07.09.1940, Feldwebel, Beförderung

5. 01.12.1940, Stabsfeldwebel, Beförderung, Kreiskdtr. I (V) 893

6. -?-,6. Inf. Reg. 724

7. 20.05.1941 Gren. Reg. 724, Komp. 6

8. 01.02.1943, Reserveoffiziersanwärter, Beförderung

9. 31.03.1943, Leutnant, Ernennung, 7. Jäg. Rgt. 724

10. 01.11.1944, Oberleutnant d.R., Beförderung, Feld-Ers.-Btl. 654 (Stab)

11. 01.02.1945 Kompaniechef (Hauptmann), Ernennung, Feld-Ers.-Btl. 654, Komp. 4

Mobilmachung und Polenfeldzug

Mein Vater hat nach seiner Lehre als Bäckergeselle die Jahre 1916 bis 1918 als freiwilliger Soldat des 1. Weltkrieges an der Front erlebt und ist bei Kriegsende im November 1918 im Alter von zwanzig Jahren als Gefreiter aus der Armee ausgeschieden.

Mein Bruder Ekkehard schreibt in seinem Büchlein „Als ich noch ein Müllerbursche war ...“ (Rüdersdorf, 1999):

„Es war im August 1939. Mama weckte uns am Morgen und sagte uns, dass unser Papa in der Nacht plötzlich und unverhofft zu den Soldaten, zur Reserve musste. Man brauchte ihn als Ausbilder mit seinen Kriegserfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg. Er war als Kriegsfreiwilliger 1916 ins Feld gezogen. Aus diesem Krieg brachte er das Eiserne Verwundetenabzeichen, das Eiserne Kreuz zweiter Klasse, das Kriegsverdienstkreuz in Bronze, ein Seitengewehr, einen Trommelrevolver, den er einem Engländer abgenommen hatte, als er ihn gefangen nahm, und diverse Patronen mit. Auf seine Auszeichnungen des Ersten Weltkrieges waren wir stolz. Wir ließen sie uns gerne zeigen und dazu den Wehrpass, in dem stand, dass er als Gefreiter aus dem Heer entlassen worden sei. Die Waffen waren auf dem Oberboden in einer Truhe versteckt.“

Im Zuge der Allgemeinen Mobilmachung wurde mein Vater am 26.08.1939 als Gefreiter der Reserve in die 3. Kompanie des Infanterieregiments 414 (IR 414) eingezogen und hatte sich beim Wehrbezirkskommando Zwickau/Sachsen in Crossen an der Mulde einzufinden. Dieses gehörte zum Wehrkreiskommando IV (Dresden). Das IR 414 gehörte zur 14. Armee und hatte vier Bataillone mit insgesamt 18 Kompanien (Btl. I: Komp. 1-4, Btl. II: Komp. 5-8, Btl. III Komp. 9-14 und eine Pionierkompanie, Btl. IV: Komp. 15-17) und nahm vom Tage des Kriegesausbruches 01.09.1939 bis zur Flucht der polnischen Regierung nach England am 16.09.1939 bzw. der endgültigen Kapitulation Polens am 17.10.1939 an den Kampfhandlungen in Polen teil. Der Polenfeldzug unter der Führung des Generaloberst Walter von Brauchitsch fand mit zwei Heeresgruppen (= 52 Divisionen) statt. Die Heeresgruppe A (Süd) führte Generaloberst von Rundstedt, die Heeresgruppe B (Nord) Generaloberst von Bock. Wo genau das IR 414 eingesetzt war, lässt sich aus dem vorliegenden Material nicht feststellen. Bekannt ist lediglich, dass die 14. Armee der Heeresgruppe Süd zugeteilt war, welche in Westgalizien, Oberschlesien, Dunajec, Nida, Lemberg und Tomazow kämpfte, und dass das IR 414 am 08.09.1939 an der 3. Angriffswelle teilgenommen hat. Als Kind habe ich oft den Namen Krakau gehört. Mein Vater hatte von dort als „Souvenir“ ein kleines schwarzes Nähkästchen aus Holz mitgebracht, auf welchem das Wahrzeichen der Stadt, der Wawel eingeschnitzt war. Am 01.11.1939 wurde mein Vater zum Gefreiten befördert und kam in die 2. Kompanie des gleichen Infanterieregiments. Dieses musste in Polen die Aufgaben von Besatzungssoldaten wahrnehmen. Am 01.12.1939 wurde das IR 414 komplett umorganisiert und der Regimentsstab wurde aufgelöst.

Frankreichfeldzug

Am 01.04.1940 wurde mein Vater zum Unteroffizier befördert und kam in die 15. Kompanie des Infanterieregiments 414. Dieses war vor Einbruch des Winters 1939/40 an die belgische Grenze in die Eifel verlegt worden, um sich dort vor den kommenden neuen Aufgaben zu erholen und neu zu formieren. Aus „Tarnungsgründen“ wurde die 14. Armee in 12. Armee umbenannt. Am 10.05.1940 begann der Krieg gegen Frankreich durch die Heeresgruppe A (Mitte) unter Generaloberst von Rundstedt, die Heeresgruppe B (Nord) unter Generaloberst von Bock und die Heeresgruppe C (Süd) unter Generaloberst von Leeb mit 2580 Panzern und 3854 Flugzeugen. Unter Missachtung der Neutralität Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande mit dem Einmarsch in den Niederlanden, das am 14.05.1940 kapitulierte, und in Belgien, das am 28.05.1940 kapitulierte. Frankreich kapitulierte am 21.06.1940. Die 12. Amee war der Heeresgruppe A zugeteilt und marschierte von der Eifel über Luxemburg, das ebenfalls am 14.05.1940 kapitulierte, auf Sedan zu und befand sich im Juli und August 1940 in Lothringen. Mein Vater erhielt in dieser Zeit, am 21.08.1940 das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse, wurde am 07.09.1940 zum Feldwebel und damit zum Zugführer befördert. Ebenso wie in Polen, hatte das Infanterieregiment 414 nunmehr in Frankreich die Aufgaben von Besatzungssoldaten wahrzunehmen.

Am 01.12.1940 beförderte man meinen Vater zum Stabsfeldwebel. Fortan gehörte er der Kreiskommandantur 893, d.h. der Feldgendarmerie, den sogen. Kettenhunden an. Diese hatten im besetzten Frankreich polizeiliche Aufgaben wahrzunehmen, insbesondere „die Säuberung von Terroristen, Überwachung von Aufenthaltsbeschränkungen für die Zivilbevölkerung, Überwachung von Post-, Fernsprech- und Eisenbahnsperren, Überwachung von Verboten des KFZ- und Fahrradverkehrs, Überwachung verhängter Sperrstunden, Fahndung nach illegalen Waffen- und Materiallagern.“. – Aus meinen Kindertagen ist mir noch ein Foto in Erinnerung, wo mein Vater auf einem Motorrad mit Seitenwagen sitzt. Im Seitenwagen sitzt ein zweiter Angehöriger der Feldgendarmerie. Beide tragen um den Hals eine Kette, und vorn auf der Brust hängt an ihr ein Blechschild mit der Aufschrift „Feldgendarmerie“. (Diese Aufmachung brachte der Feldgendarmerie unter den Landsern die Bezeichnung „Kettenhunde“ ein.)

Auf dem Balkan

Die deutschfreundliche jugoslawische Regierung hatte zunächst den Durchzug der deutschen Truppen nach Griechenland gestattet. Doch sie wurde am 27.03.1941 durch einen Putsch gestürzt. „Jugoslawien muss als Feind betrachtet und daher so rasch als möglich zerschlagen werden“, so Adolf Hitler am 27.03.1941 in einem Führerbefehl. Am 12.04.1941 fiel Belgrad, am 14.04.1941 Sarajevo. Am 17.04.1941 kapitulierte schließlich die jugoslawische Regierung. Hitler bildete aus dem eroberten Land zwei ihm genehme Vasallenstaaten: das Ustascha-Regime Kroatien (welches in etwa die heutigen Staaten Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina umfasste) und Serbien (welches in etwa die heutigen Staaten Serbien mit dem Kosovo und Montenegro umfasste). Am 27.04.1941 marschierten deutsche Truppen in Athen ein.

Hitler verfolgte mit dem Balkankrieg drei eng miteinander verknüpfte Ziele:

Die militärische Stabilisierung des Bündnispartners Italien

Die Flankensicherung für den Krieg gegen Russland

Die Sicherung der rumänischen Ölquellen.

Der Sieg über Griechenland und Jugoslawien beendete zwar die Militärpräsenz Großbritanniens auf dem Balkan, doch die Bündelung deutscher Kräfte und der Materialverschleiß in dieser Region führten zur Schwächung an anderen Fronten. Im Inneren von Griechenland und Jugoslawien, wo die deutschen Truppen in ihren Aktionen und die deutschen Nachschubverbindungen immer und überall durch Partisanen gestört wurden, war der Kräfte- und Materialverschleiß enorm. Um die Unterstützung der Partisanen durch die einheimische Bevölkerung zu unterbinden, erging der Führerbefehl, dass für jeden getöteten deutschen Soldaten einhundert und für jeden verwundeten deutschen Soldaten fünfzig Geiseln zu erschießen seien.

Die 12. Armee kämpfte von Januar bis März 1941 in Rumänien und Bulgarien, von April bis Mai 1941 in Südserbien, und schließlich in Griechenland: an der Metaxaslinie, in Saloniki, in Athen, auf dem Peleponnes, an der Ägäis und auf Kreta. Von Juni 1941 bis Dezember 1942 war sie mit der Sicherung von Kreta, der Besetzung Serbiens, Kroatiens und Griechenlands beauftragt.

In den Tagen 18.-21.10.1941 nahm das I. Bataillon des Grenadierregiments 724 (vermutlich die Kompanien 1, 2, 3) in dem 6.000 Einwohner zählenden Städtchens Kragujevac an der südlichen Grenze Serbiens an der Erschießung von 2.324 Geiseln, Männer „im wehrfähigen Alter“ zwischen 14 und 60 Jahren teil. Man hatte die Männer zunächst auf einem Fabrikhof zusammengetrieben und später zu je 100 auf einem Maisfeld vor den Toren des Ortes erschossen. Vor der Erschießung mussten sie ihr eigenes Massengrab ausheben. Die 6. Kompanie, der mein Vater angehörte, nahm an dieser Geiselerschießung nicht teil. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Angehörigen dieser Kompanie hiervon Kenntnis hatten. – Anschließend baten die Offiziere, die an diesem Massaker teilgenommen hatten, die oberste Heeresleitung darum, künftig keine derartigen Erschießungen mehr durchführen zu müssen. Daraufhin wurde künftig die Waffen-SS mit dieser Aufgabe betraut. Doch die regulären Kampfverbände hatten weiterhin die Geiseln zusammenzutreiben. – Insgesamt wurden in Jugoslawien 1941 etwa 20.000 Geiseln erschossen.

Bei dem Historiker Georg Tessin heißt es über den Partisaneneinsatz der Gebirgsjäger: „Nahezu ununterbrochen durchkämmen die Bataillone der Jäger den Raum, durchbrechen den Widerstand zahlreicher Bergnester, zerschlagen Ansammlungen der Partisanen und versuchen, das Land zu befrieden.“

Welche Einsätze das Jägerregiment 724 und damit auch mein Vater in den Jahren 1941 und 1942 gegen Partisanen noch durchführen musste, lässt sich im Einzelnen nicht mehr rekonstruieren. Da das Jägerregiment 724 vorwiegend im Hinterland und weniger bei Kampfhandlungen zur Eroberung von Gelände eingesetzt war, wird es in der Literatur über Kampfhandlungen der Wehrmacht und insbesondere der Jägerregimente nur höchst selten erwähnt. Es ist lediglich bekannt, dass mein Vater am 15.04.1941 eine Auszeichnung erhalten hat, welche offenbar von ihm vor der Gefangennahme im Soldbuch unkenntlich gemacht worden war. Und irgendwann in der Zeit zwischen Mai 1941 und Juni 1943 hatte er das Verwundetenabzeichen in schwarz erhalten. In seinem Soldbuch befindet sich jedoch kein Vermerk über eine Aufnahme im Lazarett. Aus seinen Erzählungen weiß ich, dass er einmal in Jugoslawien von einem Streifschuss am linken Arm getroffen wurde. Lange Zeit bewahrte er das zerschossene Armband seiner Uhr auf.

Die Gebirgsjäger hatten im Einsatz gegen die Partisanen hinter den Frontlinien so was wie eine „Feuerwehrfunktion“ auszuführen. Sie mussten mal dahin, mal dorthin. So sind mir aus meinen Kindertagen aus den Erzählungen meiner Eltern oder der Feldpost meines Vaters die Namen der Städte Laibach (Ljubljana), Maribor, Fiume (Rijeka), Agram (Zagreb), Belgrad, Sarajevo, Dubrovnik, Saloniki (Thessalonisch), der Flüsse Neretva, Save, Drina, der Gebirge in Montenegro, Pelopones und der Begriff Metaxaslinie (ein an der bulgarisch-griechischen Grenze in die Berge gebauter Befestigungswall) bekannt.

Am 01.02.1943 wurde mein Vater zum Reserveoffiziersanwärter befördert. Diese Beförderung scheint ungewöhnlich, denn für gewöhnlich achtete man beim Militär sehr genau darauf, dass nur Personen mit Abitur die Offizierslaufbahn einschlagen können. Doch schon zwei Monate später, am 31.03.1943, wurde mein Vater zum Leutnant ernannt und in die Kompanie 7 des Jägerregiments 724 versetzt. Am 01.04.1943 wurde das Jägerregiment 724 mit jüngeren Jahrgängen verstärkt. Am 01.07.1943 wurde er mit der Spange zum E.K. 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.

Das Wort „Reserve“ hat beim Militär in Kriegszeiten eine geradezu makabere Bedeutung. Während in Friedenszeiten die Reservisten zu Hause ihrem Privatleben nachgehen können, wartet im Krieg ein Reserve-Offiziersanwärter darauf, dass ein anderer durch Verwundung, Tod oder Gefangennahme seinen Platz räumt.

Im Sommer 1943 wurde der italienische Duce Mussolini gestürzt und Italien wechselte auf die Seite der Alliierten. Die italienische Armee wurde damit für die Deutschen zum Feind. Da die italienische Armee große Teile des Balkans besetzt hielt, war eine neue, sehr komplizierte Lage entstanden. Hitler betrachtete die Italiener nicht als feindliche Armee, sondern als Freischärler und erließ den Befehl, bei Kämpfen mit ihnen keine Gefangenen zu machen.

In der Zeit von September 1943 bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 war das Jägerregiment 724 mindestens acht Mal Teil eines Armeekorpses und nahm an folgenden Einsätzen teil:

In der Zeit vom 17.-23. 09.1943 eroberte das eigens für diesen Auftrag gebildete XXII. Gebirgs-Armeekorps unter der Führung von General Hubert Lanz, unter ihnen auch verstärkte Kompanien des II. Bataillons des Jägerregiments 724 (II/724), - und damit auch mein Vater – die griechische Insel Kefalonia im Ionischen Meer, die bis dahin von italienischen Truppen besetzt war. Der kommandierende General Lanz widersetzte sich dem Befehl, die Italiener zu erschießen und fiel deshalb bei Hitler in Ungnade, doch der Kampfgruppenführer Major Harald von Hirschfeld, ein strammer NS-Offizier, ließ 4.000 italienische Offiziere und Soldaten erschießen. Auch an diesem Massaker war das Jägerregiment 724 nicht beteiligt.

In einem Gefechtsbericht des Majors Harald von Hirschfeld vom 19.09.1943 über die Einnahme der Insel Kefalonia heißt es: „Um 12.00 Uhr setzt II./724 trotz Munitionsmangel den Angriff auf Pharaklata fort und erweckt dadurch beim Feind den Eindruck, dass die über die Passstraße vorgestoßene Umfassungsgruppe aus dem Raum Dilinata hier angreift. ... Der Bergrücken, der sich von Kutavoszum Südostende des Hafens von Argostolion hinzieht, wird von Süden durch 9./J.R. 54, von Nordosten von II./724 und von Norden von Btl. 910 gegen den letzten harten, vom feindlichen Divisionskommandeur persönlich geleiteten Widerstand gestürmt.“

Am 24.09.1943 eroberte das XXII. Gebirgs-Armeekorps unter der Führung von General Hubert Lanz die Insel Korfu und führte von Oktober 1943 bis Januar 1944 und im Oktober 1944 Kampfhandlungen in Westgriechenland durch. Dem XXII. Gebirgs-Armeekorps war in dieser Zeit auch die 104. Jäger-Division zugeteilt. Welche Aufgaben die 104. Jäger-Division in der Zwischenzeit hatte, ist nicht bekannt.

Im Oktober 1944 musste sich die deutsche Armee aus Griechenland zurückziehen. Am 31.10.1943 wurde das Generalkommando der Heeresgruppe E in Saloniki geräumt. Am 02.11.1944 war der Rückzug der deutschen Truppen aus Griechenland abgeschlossen. – In dieser Zeit, am 01.11.1944 wurde mein Vater zum Oberleutnant der Reserve befördert und in den Stab des neu gebildeten Feld-Ersatz-Bataillons 654 versetzt. (Belgrad war bereits am 20.10.1944 durch die Rote Armee zurückerobert worden. Das Generalkommando der Heeresgruppe F hatte sich vorher erst nach Agram [Zagreb] und später nach Graz in die Steiermark zurückgezogen.).

In der Zeit vom November 1944 bis zur Kapitulation im Mai 1945 erfolgten nur noch Rückzugsgefechte. Im November 1944 wurde die gesamte Jägerdivision 104 dem „Kommando F. W. Müller“ unterstellt, welches im Raum Kraljevic südlich von Belgrad kämpfte. Welche speziellen Aufgaben die Jägerdivision 104 bzw. das II. Bataillon des Jäger-Regiments 724 dabei zu erfüllen hatte, ist nicht bekannt. Im Dezember 1944 wurde die Jägerdivision 104 dem XXXIV. Gebirgs-Armeekorps und im Januar 1945 dem XXI. Gebirgs-Armeekorps zugeordnet, die in Kroatien kämpften. Welche Aufgaben die Jägerdivision 104 hier zu erfüllen hatte, ist ebenfalls nicht bekannt.

Am 01.02.1945 wurde mein Vater zum Kompaniechef (Hauptmann) ernannt und befehligte fortan bis Kriegsende die 4. Kompanie des Feld-Ersatz-Bataillons 654. (Offenbar war der bisherige Kompaniechef gefallen). Im Februar und März 1945 war er mit dieser Kompanie dem LXXXXI. Gebirgs-Armeekorps und im April 1945 dem XV. Gebirgs-Armeekorps unterstellt, welche in Kroatien, im Raum Brod kämpften. In den letzten Kriegstagen im Mai 1945 wurde das Feld-Ersatz-Bataillon 654 erneut dem LXXXXI. Gebirgs-Armeekorps unterstellt.

Während des gesamten Krieges erkrankte mein Vater nur ein einziges Mal. Vom 21.04.-12.05.1944 musste er das Ortslazarett Ioannina in Griechenland wegen Krankheit „7“ (Grippe) aufsuchen.

Es war das Bestreben der deutschen Truppen, möglichst noch deutschen Boden (das annektierte Österreich) bis zu einem Ende des Krieges zu erreichen. Doch das LXXXXI. Gebirgs-Armeekorps – und mit ihm die Einheiten der 104. Jägerdivision gerieten am 06.05.1945 bei Cilli (Celje im heutigen Slowenien) in Gefangenschaft und legten mit allen ihren Regimentern die Waffen nieder. Man wähnte sich bereits innerhalb der Grenzen des „großdeutschen“ Reiches, denn Celje gehörte ab der Eroberung Jugoslawiens bis kurz vor Kriegsende zu Kärnten, war aber im April 1945 von jugoslawischen Partisanen wieder zurückerobert worden.

Kapitulation

Am 9. Mai 1945 morgens um 10.00 Uhr ruhten auf Geheiß des Generaloberst Löhr überall auf dem Balkan die Waffen.

Über 50.000 deutsche Soldaten verloren nach 1945 in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft ihr Leben. Die Offiziere wurden in ein Gefangenenlager in Mitrovica bei Belgrad gebracht. Dort wurde ihnen der Prozess gemacht. In Mitrovica hatte man es nach Erzählungen meines Vaters offenbar auf Offiziere aus den Gebirgsjäger-Einheiten abgesehen. Man legte ihnen eine Anklageschrift vor und forderte sie durch Folter auf, diese zu unterschreiben. Aus den Erzählungen meines Vaters weiß ich, dass er sich lange geweigert hatte, die Anklageschrift zu unterschreiben.

Mein Bruder Ekkehard schreibt in seinem Büchlein „Als ich noch ein Müllerbursche war ...“ (Rüdersdorf, 1999):