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Kester Schlenz

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Beschreibung

Spannend, brisant, mit norddeutschem Charme: Das Krimiduo Schlenz/Jepsen überzeugt mit aktuellen Themen und grandioser Hamburg-Atmosphäre.

Kommissar Knudsen steht unter Druck: Ein Serienmörder tötet Menschen, die mit dem Hamburger Hafen zu tun haben, und verschwindet dann wieder in den Tiefen der Elbe. Das LKA Altona hat eine kleine Aktivistengruppe im Verdacht. Die kämpft seit Jahren gegen die umstrittene Elbvertiefung, die den großen Container-Riesen das Befahren des Flusses garantieren soll. Das Problem, wie so oft: Ökonomie vor Ökologie. Durch das tonnenweise Ausbaggern von Schlick hat sich das Ökosystem der Elbe längst dramatisch verändert. Doch sind der Umweltschutzgruppe auch Morde zuzutrauen? Kommissar Knudsen und seine Kollegin (und heimlicher Schwarm) Dörte kreisen den Täter immer mehr ein. In der Zwischenzeit wird Knudsens Freund Oke Andersen wegen Personalmangels kurzzeitig als Lotse reaktiviert – und muss an Bord eines gigantischen Containerschiffs versuchen, eine Katastrophe für die Hansestadt zu verhindern.

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Zum Buch

Kommissar Knudsen ist unter Druck: Ein Mörder tötet einflussreiche Persönlichkeiten im Umfeld des Hafens und der umstrittenen Elbvertiefung. Das LKA Altona muss schnellstens Ergebnisse liefern. Der Ruf des Hamburger Hafens hat in der Hansestadt wirtschaftlich und politisch oberste Priorität. Jede minimale Störung im Ablauf kann riesige finanzielle Einbußen nach sich ziehen. Seit Jahren prangert jedoch eine kleine Aktivistengruppe an, was die Elbvertiefung für die Natur bedeutet. Denn das tägliche Ausbaggern von Schlick, das notwendig ist, um den Tiefgang für noch größere Containerschiffe zu garantieren, hat das Ökosystem des Flusses dramatisch verändert. Doch sind dieser Umweltschutz-Gruppe auch Morde zuzutrauen?

Zu den Autoren

JAN JEPSEN, geboren 1962, wuchs – größtenteils in Gummistiefeln – in der ehemaligen Lotsensiedlung Övelgönne auf. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben, Reisen und die Fotografie. Auf einer gemeinsamen Reportage in Norwegen lernte er Kester Schlenz kennen. Aus Kennenlernen wurde Freundschaft, aus Freundschaft Co-Autorenschaft. Das Motto der beiden: Vier Gehirnhälften schreiben (und morden) besser als zwei.

KESTER SCHLENZ, geboren 1958, ist ein echtes Nordlicht. Geboren in Kiel, aufgewachsen in Schleswig. Mit 16 Jahren samt Family in Richtung Hamburg gezogen. Dort auch studiert und Journalist geworden. Stationen, unter anderem: Szene Hamburg, Cinema, Brigitte und Stern. In der Stern-Kantine wurde auch die Idee zur La Lotse/Andersen-Krimireihe geboren.

Kester Schlenz & Jan Jepsen

SCHLICK

Kriminalroman

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Originalausgabe September 2024

Copyright © btb Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Semper Smile nach einer Fotografie von Jan Jepsen

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

MA · Herstellung: sc

ISBN 978-3-641-30830-8V001

www.btb-verlag.de

www.facebook.com/penguinbuecher

»Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand.«

Charles Darwin

… – – – …

Was war das da auf der Elbe? Gleich morgens um 5 Uhr 45. Wie ein länglicher Fremdkörper auf der Linse. Eigentlich wollte Oke Andersen – noch leicht verpennt und im Pyjama – nur kurz auf den Balkon treten, sich strecken und rein gedanklich ein paar Yoga-Übungen machen. »Trocken-Yoga«, wie sein Kumpel Knudsen mal gespottet hatte. Na und? Besser als nix, dachte der ehemalige Lotse. Ein paar tiefe Atemzüge durch die Nase und dabei einen Hauch des jungfräulichen Tages und die Reste einer etwas kühleren Sommernacht inhalieren. Das Thema Atmen wurde – außer bei Yogis – in unserer gehetzten, gehechelten Gesellschaft sträflich unterschätzt.

Dieser Tage wurde definitiv viel gehechelt. Es war heiß in Hamburg. Sehr heiß. Hundstage. Mit tropischen Nächten über 20 Grad. Da musste man zwangsläufig einen mediterranen oder mexikanischen Lebensstil annehmen. La Lotse liebte diesen kostbaren Moment – ganz im Sinne von »Morgenstund hat Gold im Mund«. Gerade in Hamburg-Övelgönne. Bevor dann, je nach Windrichtung, so gegen 6 Uhr der Mundgeruch durch erste Kreuzfahrtschiffe dazukam, die sich immer öfter und immer hässlicher wie Plattenbauten für Vergnügungssüchtige den Fluss gen Cruise-Terminal hochschoben. 271 Schiffseinläufe per anno. Allein die vielen Spaßfregatten. Von wegen: »Unten am Hafen, wo die großen Schiffe schlafen«, wie einst der Barde Bernd Begemann mit seiner Band »Die Antwort« sang. Passé, dachte La Lotse. Diese Zeiten waren vorbei.

An diesem Morgen allerdings schien ein Schiff regelrecht im Tiefschlaf zu stecken. Wie eine Art dümpelndes Dornröschen. Andersen war lange genug zur See gefahren, um zu erkennen, dass da irgendetwas nicht stimmte. Was war das bloß? Ein Havarist? Und was hing da oben am Mast?

La Lotse machte auf der Hacke kehrt und holte sein Fernglas. Er eilte zurück auf den Balkon, hielt es sich vor die Augen, justierte die Sehschärfe. Und das, was er dann sah, ließ ihn innerlich SOS funken. Da trieb eine Yacht, ein schönes Segelboot, knapp fünfzehn Meter lang. Ein Klassiker. Wahrscheinlich eine Swan aus der Sparkman-&-Stephens-Ära, dem Riss und der Rumpfform nach zu urteilen. Den Schiffsnamen konnte er nicht erkennen. Das lag weniger an der Qualität des Fernglases als an seiner Hand, die plötzlich leicht zitterte.

Er schnappte sich ein Kissen seines Deckchairs, ging auf die Knie und legte sein Fernglas auf die Brüstung des Geländers. Was er dann – bei stabilisiertem Bild – erkannte, war eine geschwungene goldene Schrift. Mit einem sehr verschnörkeltem »S« vorne. Wenn ihn nicht alles täuschte, stand da: Saudade. Ein Begriff aus dem Portugiesischen, der sich am ehesten mit Sehnsucht, Wehmut, Fernweh und Traurigkeit übersetzen ließ. Wobei Letzteres am besten hinkam. Darunter stand »ASV Hamburg. Akademischer Segelverein«. Eine Nationalflagge am Heckkorb der Saudade fehlte. Entweder, weil sie über Nacht eingeholt wurde – wie es sich eigentlich gehörte – und dann nicht wieder gehisst worden war. Oder weil man an Bord des Schiffes ganz andere Probleme hatte als korrekte Flaggenführung. Sah ganz danach aus. Dass die Yacht trieb, erkannte der erfahrene Seemann daran, dass sie nicht schneller als Flussgeschwindigkeit und vor allem quer zum Strom unterwegs war. Noch dazu auf der falschen Elbseite. In Ufernähe mit Kollisionskurs Anleger Neumühlen. Und das war nicht das einzige Problem.

Andersen sah nur einen Teil des Schiffs, aber wenn er sich nicht täuschte, war das Segel an einer Stelle unten rot gefärbt, blutrot, um genau zu sein. Was er nicht sah, war ein Steuermann. Wo waren der oder die Segler? Was war da los an Bord?

Scheiße, dachte La Lotse, ein Geisterschiff – mitten auf der Elbe? Die Strömung drückte das Schiff mit drei bis vier Knoten Richtung Ponton. Schade drum. Sollte er sein Handfunkgerät bemühen und die Saudade auf Kanal 16, dem international gültigen Anruf-, Not-, Dringlichkeits- und Sicherheitskanal, mal anfunken? Wie er es früher gemacht hätte: »Saudade, Saudade, Saudade, this is … Lotse a. D. von seinem Balkon. Can you copy?«

Andersen verwarf den Gedanken sofort wieder, als er mit seinem Fernglas langsam den Mast hochfuhr. Denn jetzt sah er den Segler! Aufgeknüpft. Am Mast baumelnd. Oder war das eine Puppe? La Lotse ahnte, dass es keine war.

Statt zum Handfunkgerät griff Oke Andersen zum Handy und wählte die Nummer der Wasserschutzpolizei.

* * *

»Gott, ist das schon heiß«, stöhnte Kommissarin Dörte Eichhorn, als sie sich zwei Stunden später im LKA 12, Sektion Altona, in ihren Schreibtischstuhl fallen ließ. Montag acht Uhr morgens, und draußen zeigte das Thermometer bereits 27 Grad Celsius. Hamburg litt unter der schlimmsten Hitzewelle seit Jahren. Eichhorns Kollege Thies Knudsen schloss gerade das Fenster, setzte sich und sagte: »Ich fühle mich auch wie im Entsafter. Sag mal, Dörte, würde es dich stören, wenn ich morgen im Safari-Look erscheine, kurze Hosen und offene Sandalen?«

»Ja! Das wäre ein Kündigungsgrund.«

»Auch ohne Socken?«

»Egal.«

Eichhorn lächelte. Sie trug einen dünnen, halblangen Rock und offene Schuhe. Knudsen Hose, Hemd und Halbschuhe. Mit Socken.

»Es ist so ungerecht«, brummte Knudsen. »Wenn es richtig heiß wird, könnt ihr Frauen ablegen. Aber wir Kerle … sind gekniffen. Das ist doch wie Kopftuchzwang.« Ihm fiel kein besserer Vergleich ein.

»Komm, Knudsen. Nackte Männerbeine und insbesondere die meisten Herrenmauken sind eben eher in fragwürdigem Zustand«, antwortete Dörte. »Oder hast du dir schon ein einziges Mal im Leben die Füße eingecremt? Weißt du überhaupt, was Pediküre ist? Die meisten Füße sollten besser verpackt bleiben. Die sehen eher aus wie Günthers Pfoten.«

Sie tätschelte ihren Mops, der hechelnd und vor Hitze schlapp unter ihrem Schreibtisch lag.

Knudsen sah an sich herunter. Ich hab ganz ordentliche Füße, dachte er. »Meine Mauken, wie du so schön sagst, sind trotzdem …« Ganz passabel, wollte er noch sagen, als das Telefon klingelte. Er nahm ab, hörte zu, und Dörte sah sofort, dass die Hosenzwang-Debatte und das Thema Fußfreiheit beendet waren.

»Gibt Arbeit«, sagte Thies unmittelbar nach dem Auflegen. »Die Kollegen vom Wasser bitten, dass wir uns eine Segelyacht ansehen. Sagt Spusi. Die ist schon unterwegs.«

Susanne Diercks, genannt Spusi, war die Leiterin der Forensik und morgens meist die Erste im LKA.

»Welche Kollegen denn?«

»WSKP 1, Steinwerder Damm. Da haben die das Schiff hingeschleppt. Der Eigner wurde heute Morgen als vermisst gemeldet … wie es ausschaut, wurde er jetzt tot auf seiner Yacht gefunden. Plus eine zweite, nicht ansprechbare Person.«

»Oha, shit.« Eichhorn griff zum Autoschlüssel ihres Dienstwagens.

»Dann mal los. Kannst du eigentlich segeln, Thies?«

»Mitsegeln, wieso?«

Eichhorn zuckte mit den Achseln. »Ich bin mal mit auf einem Schiff gewesen. So ein bisschen am Ufer langgesegelt. Und da fand ich es komischerweise völlig okay, dass Männer barfuß sind. Gesetzt den Fall, sie haben keinen Fuß- oder Nagelpilz.«

»Ich bin sehr froh, das zu wissen«, antwortete Knudsen und ging kopfschüttelnd zur Tür.

* * *

Auf der Fahrt zur Sektion Eins der Wasserschutzpolizei am Zusammenfluss von Trave- und Oberhafen klingelte Knudsens Handy. Es war sein Kumpel und Mentor Oke Andersen, wie das Display im Auto zeigte. Knudsen nahm das Gespräch an, aktivierte den Lautsprecher und sagte: »Moin, Oke, keine Zoten. Du bist auf laut. Bin grad im Auto mit Dörte unterwegs zu einem Einsatz.«

»Saudade, stimmt’s!?«

»Was?«

»Na, zu dieser Yacht?«

Eichhorn runzelte die Stirn.

»Was?«, fragte Knudsen. »Woher weißt du das denn schon wieder?«

»Na, ich hab doch angerufen. So als wachsamer Nachbar…«

»Wen hast du angerufen?«

»Die Tümpelbullen. Ich hab das Schiff vom Balkon aus gesehen. Das musste dringend geborgen werden. Sonst hätte es gekracht.«

Knudsen dachte kurz nach, sagte dann, wie um sich mit der Kollegin Eichhorn zu solidarisieren: »Also, ganz ehrlich, Oke, manchmal könnte man meinen, du steckst hinter den Fällen und machst das als Beschäftigungstherapie für uns. Wie siehst du denn bitte vom Balkon, dass was auf einem Segelboot nicht stimmt?«

Andersen machte einen Grunzlaut durch die Nase: »Pnchrr … dein Ernst? Gegenfrage: Wenn du ein Auto ohne Fahrer quer über die Autobahn schlittern sehen würdest, und der Fahrer liegt auf der Motorhaube, käme dir das nicht auch seltsam vor? Der Kahn trieb heute an meinem Fenster vorbei, und jemand hing oben am Mast.«

»Wie? Am Mast hing einer?«

»Ja, jetzt fahrt da erst mal hin. Und halte mich auf dem Laufenden.«

»Machst du nicht«, brummte Dörte Eichhorn dazwischen.

»Ah, guten Morgen, Frau Kommissarin«, flötete La Lotse. »Immer eine Freude, Ihre Stimme zu hören. Ich …«

»Nee, Tschüssing. Ich muss jetzt auflegen, Oke, ihr beide könnt gern ein anderes Mal plaudern«, unterbrach ihn Knudsen. »Bis später.«

Danke, kein Bedarf, dachte Eichhorn, während Knudsen schweigend von der Köhlbrandbrücke herunter in Richtung Steinwerder fuhr.

»Irre, dass der schon wieder mitmischt, dein Mister Marple.«

»Wie, mitmischt? Der hat nur aufgepasst da auf seinem Balkon. Sei doch froh.«

»Abwarten, ich kenne euch beide.«

* * *

Spusi Diercks war schon bei der Arbeit, als die LKA-Ermittler in der Sektion Eins der Wasserschutzpolizei eintrafen. Die Segelyacht lag vertäut am eigenen Anleger der Kollegen. Spusi, wie immer dick verpackt in Schutzkleidung, winkte ihnen schon vom Schiff aus zu und brüllte: »Schutzkleidung, Leute. Das hier ist ein Tatort und keine Tanzfläche.«

Empfangen wurden Knudsen und Eichhorn vom Sektionsleiter der Wapo, Lennart Bielefeld. Knudsen kannte den Mann schon seit mehr als zehn Jahren und mochte dessen unprätentiöse Art. Eigentlich. Also zumindest, bis er merkte, dass Dörte den ihr bisher nicht bekannten Kollegen offenbar ebenfalls umgehend zu mögen begann.

»Tach auch, Thies«, sagte Bielefeld, nickte Knudsen zu und gab dann Dörte die Hand. »Lennart Bielefeld. Freut mich. Hab schon viel von dir gehört. Ihr könnt gleich an Bord und euch das ansehen. Ich hoffe, ihr habt noch nicht gefrühstückt. Ich dachte immer, Wasserleichen sind nicht schön. Aber das hier …«

Eichhorn registrierte einen festen und längeren Händedruck und war wieder mal unsicher, ob sie das sofortige Duzen unter Kollegen nun unpassend fand oder nicht. Ein Blick in das markante, aber sympathische Gesicht von diesem Bielefeld sorgte für den Befund »passend«. Der Mann sah nicht schlecht aus. Offenes Lächeln, klarer Blick, gewinnende Art. Gut in Schuss.

»Kannst du zusammenfassen, was ihr wisst?«, fragte Knudsen.

»Also«, begann Bielefeld. »Wir bekamen heute in der Früh einen Anruf von …«

»Oke Andersen«, ergänzte Eichhorn genervt. »So eine Art Bademeister in Övelgönne.«

»Äh, richtig. Von Bademeister weiß ich nichts, aber der Name stimmt. Woher wisst ihr das denn?«

»Tja, der hat uns eben im Auto angerufen. Genauer gesagt, den Kollegen Knudsen. Herr Oke Andersen ist Knudsens Hilfssheriff, so eine Art Dr. Watson.«

Bielefeld sah Knudsen etwas irritiert an. Der schwieg und zuckte nur mit den Schultern. Dann sagte er: »Ist ein Freund, der hat halt viel Zeit und einen schönen Balkon in Övelgönne…«

»Und macht Baywatch!«, grätschte Eichhorn dazwischen.

»… hat Ahnung von Schiffen. Wenn da was führerlos in der Elbe treibt, dann wundert mich das Null, dass Oke anschlägt.«

»Und der ist Bademeister?«

»Quatsch, vormals Kapitän, jetzt Lotse a. D.«

»Na, wie auch immer«, fuhr Bielefeld fort. »Euer Andersen rief jedenfalls an und erzählte, dass er von seinem Balkon eine Segelyacht auf der Elbe treiben sah, die zu havarieren drohte. Und er habe eine Person gesehen, die oben am Mast hing.«

»Und dann seid ihr gleich los?«, fragte Knudsen.

»Genau. Wir nahmen das ernst und haben sofort eines von den leichten Hafenstreifenbooten losgeschickt.«

»Und?«, fragte Knudsen.

»Dein Kumpel lag richtig. Das Schiff wäre bald mit irgendwas auf der Elbe kollidiert. Wir haben es dann gesichert und hierhergeschleppt.«

»Und es war ein Toter an Bord?«

Bielefeld nickte.

»Deswegen seid ihr hier. Ist eure Baustelle. Da hing tatsächlich eine Leiche oben am Mast. Und es war noch jemand an Bord, eine junge Frau, die sich in der Bordtoilette eingeschlossen hatte.«

»Tatverdächtig?«

»Denke eher nicht. Sie ist offenbar schwer traumatisiert.«

Knudsen hob die Augenbrauen und sah hinüber zum Schiff.

»Wo ist die Frau jetzt?«

»Drinnen bei uns. Wird gerade ärztlich betreut. Sie spricht nicht oder redet unzusammenhängendes Zeug.«

Knudsen nickte. »Wem gehört das Schiff? Das wisst ihr doch sicher schon.«

»Ja. Laut IBS-Kennzeichnung ist der Eigner Lutz Emde, Mitglied im Akademischen Seglerverein. Dem gehört die Reederei GSL – Global Shipping Logistics.«

»Und ist dieser Emde der Tote?«

»Sieht so aus. Auch wenn sein Gesicht übel zugerichtet ist. Wir haben natürlich versucht, den Eigner zu erreichen«, antwortete Bielefeld »Aber der ist heute nach einem Wochenend-Segeltörn nicht zur Arbeit erschienen. Und kurz darauf hat ihn seine Frau als vermisst gemeldet. Er sei am Morgen nicht wie angekündigt zu Hause gewesen und auch nicht an sein Handy gegangen. Und dann haben wir schließlich Emdes Ausweis an Bord gefunden.«

»Und dass ihr Mann nicht nach Hause kam, hat die Frau erst morgens gemerkt?«, fragte Eichhorn.

»Die beiden schlafen getrennt. Und sie sagt, er sei allein unterwegs gewesen.«

»Interessant«, sagte Eichhorn. »Aber dazu später. Dann gucken wir uns das Ding mal an, ja?«

»Okay«, antwortete Bielefeld. »Da hinten könnt ihr euch die Schutzkleidung anziehen. Ich bleib hier, ich muss das nicht noch mal haben.«

Bielefeld drückte erst Knudsen die Hand und dann Eichhorn.

»Bis hoffentlich dann bald, Kollegin«, sagte er und lächelte. »Hat mich gefreut.«

Eichhorn lächelte zurück, und Knudsen sah, dass Dörte dem Wapo-Mann einen kleinen Moment länger in die Augen sah, als es angemessen war. Fand er zumindest. Man musste weder Psychologe noch Kommissar sein, um zu registrieren: Der Kollege Bielefeld gefiel Dörte. Und das wiederum gefiel Knudsen gar nicht. Er ließ seinen Unmut an der Schutzkleidung aus.

»Hurra, genau die Temperatur heute für ein atmungs-inaktives Ganzkörperkondom«, sagte er. »Habt ihr eigentlich auch Duschen hier?«

* * *

Fünf Minuten später standen die beiden Polizisten an Bord der Saudade, die längsseits an einem Schwimmsteg der Wapo vertäut lag. Spusi Diercks fing ohne Umschweife mit einem ihrer üblichen Referate an: »Guten Morgen erst mal. Also…«, begann sie. »Blutspuren überall oben an Deck. Und blutige Fußabdrücke, die von der Leiche weg zur Leiter ins Wasser führen. Alles von uns mit dem Tatort-Scanner dokumentiert. Gleich kommen noch zwei Kollegen und sichern weitere Fingerabdrücke. Es befand sich außerdem eine zweite Person an Bord. Lebend. Aber nicht vernehmungsfähig, sie wird bereits betreut.«

Knudsen nickte.

»Schon gehört. Was ist dein Eindruck von der Frau?«

»Keine dreißig. Unverletzt, aber sichtlich geschockt. Ich halte sie – Stand jetzt – nicht für die Täterin. Die Fußabdrücke passen nicht zu ihr. Und sie hat keinerlei Blutspuren an Körper und Kleidung. Müsste sie aber angesichts des Zustands der Leiche. Sie kann sich natürlich umgezogen haben. Aber das kläre ich später, wenn ich die DNA-Spuren an Körper und Kleidung der Frau untersucht habe.«

»O Mann«, sagte Knudsen, »das hört sich alles nicht gut an. Die Frau befragen wir dann gleich. Und wo ist der Tote?«

Spusi deutete gen Mast.

»Liegt da vorn. Wir haben da einen Sichtschutz vorgestellt. Kommt mit.«

Sie gingen ein paar Meter, und Spusi schob den Sichtschutz zur Seite.

Was sie sahen, wirkte wie eine Szene aus einem Horrorfilm.

»Er wurde mit einer Schot gefesselt«, unterbrach Spusi das Schweigen ihrer beiden Kollegen. »Und hatte ein Fall um den Hals.«

»Ein Fall?«, fragte Eichhorn.

»Ja, frag mich nicht, wieso das Fall heißt, wenn man damit das Segel hochzieht. Das Opfer wurde dann wohl mit der elektrisch betriebenen Winsch den Mast hochgezogen und dabei erwürgt. Wir haben ihn vorhin da runtergeholt.«

Spusi deutete auf das Gesicht des Toten.

»Der Täter hat auf Emde offensichtlich auch mit einem stumpfen Gegenstand eingeschlagen. Deshalb das viele Blut. Ich werte die Spuren später aus. Da war jemand richtig wütend. Die genaue Todesursache werden euch die aus der Gerichtsmedizin nach der Obduktion sagen.«

Knudsen starrte den Toten an. So viel rohe Gewalt. Das Ganze sah aus wie eine Hinrichtung.

* * *

Die junge Frau lag auf einer Trage in einem Zimmer der Wasserschutzpolizei und starrte an die Decke. Ein Arzt klappte gerade seine Tasche zu, als Knudsen und Eichhorn den Raum betraten.

Knudsen nickte ihm zu und fragte leise: »Ist sie ansprechbar? Sie ist eine wichtige Zeugin.«

Der Arzt nickte. »Ich habe ihr was zur Beruhigung gegeben. Sie können sie kurz befragen. Körperlich fehlt ihr nichts. Jemand muss sich danach um sie kümmern, ein Partner, Freunde oder Verwandte. Sie will nicht ins Krankenhaus. Das hat sie mir immerhin schon klargemacht.«

Der Mediziner verabschiedete sich, sagte »Ihre Papiere liegen auf dem Tisch« und verließ das Zimmer. Eichhorn bedeutete Knudsen, erst einmal etwas Distanz zu halten, ging langsam zur Trage und setzte sich.

»Guten Tag«, begann sie sehr vorsichtig, »mein Name ist Dörte Eichhorn. Ich bin von der Hamburger Kriminalpolizei. Und an der Tür steht mein Kollege Thies Knudsen. Alles ist gut. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben.«

Die Frau sah sie schweigend an. Sie trug ein weißes T-Shirt, einen halblangen Rock und war barfuß. Kein Schmuck, aber eine Tätowierung oberhalb des rechten Knöchels. Ein Schmetterling.

»Wie heißen Sie?«, fragte Eichhorn.

Keine Antwort.

Eichhorn nahm vorsichtig ihre Hand. Die Frau zuckte zusammen, ließ es dann aber zu.

Knudsen ging zum Tisch, nahm den Ausweis der Zeugin an sich und las laut: »Mina Lehmann, geboren am 4.10.1994. Wohnhaft Eppendorfer Landstraße 16.«

Eichhorn schüttelte missbilligend den Kopf, wandte sich wieder Lehmann zu und sagte: »Mina, was ist auf der Yacht passiert?«

Die schwieg und schloss die Augen.

»Mina«, fuhr Eichhorn fort, »Sie brauchen Hilfe. Können wir jemanden benachrichtigen? Freunde, Eltern?«

Schweigen.

»In welcher Beziehung stehen Sie zu Lutz Emde? Er ist doch der tote Mann an Bord, oder?«, fragte Knudsen.

Mina Lehmanns Kopf ruckte herum. Sie starrte Knudsen an.

»Das Wasser«, flüsterte sie. »Etwas ist aus dem Wasser gekommen …«

* * *

Beste Adresse, Parkstraße 11. Nobles Othmarschen. Überall großzügige Gärten mit altem Baumbestand. Villengegend. Messingtürschilder. Kiesauffahrten. Durchschnittlich zwei Autos der Oberklasse im Carport. Plus elektrischen Cityflitzer fürs Brötchenholen oder um eben mal die Kinder schnell zum Tennisplatz zu bringen. Was die Noblesse ein bisschen trübte, war Kommissar Knudsen mit seinem verhassten Nebenjob als Todesbote. Dass er Rebecca Emde gleich würde berichten müssen, dass sie frisch verwitwet sei. Er hoffte, ganz eigennützig, dass das Ehepaar Emde keine Kinder hatte. Jedenfalls keine kleinen mehr. Dass sie wenigstens erwachsen und aus dem Haus waren.

Fakt war: Die Nachricht, die er an diesem frühen Sommerabend inmitten vergnügten Vogelgezwitschers aus den Kronen stattlicher Bäume zu überbringen hatte, war alles andere als vergnüglich. Nämlich, dass Rebecca Emdes Gatte grausam ermordet worden war.

Dörte kümmerte sich erst einmal weiter um Mina Lehmann. Er hatte diesen Job hier übernommen. Knudsen hatte vorher kurz angerufen, um zu checken, ob Frau Emde zuhause war. Als sie sich meldete, hatte er gleich wieder aufgelegt. Was er zu berichten hatte, konnte er nicht am Telefon sagen.

Knudsen klingelte mit Blick auf den in Gold gravierten Namen »Emde« und las fälschlicherweise oder freudsch »Ende.« Im Inneren der Villa ertönte ein fürstliches Ding-Dong, das eine Ouvertüre von Wagner oder den Opernball in Wien eröffnen konnte. Kein schriller Ton, wie man ihn im Osdorfer Born, in Steilshoop oder Wilhelmsburg vernahm und der nach Feueralarm für Arme klang.

Knudsen wartete, nahm unbewusst eine straffere Körperhaltung an und versuchte sich vorzustellen, wer da gleich aufmachte: Ein Au-pair-Mädchen, der Fitnesstrainer vielleicht oder die Hausherrin selbst?

Die Tür öffnete sich. Frau Emde persönlich erschien. Musste sie sein. Weiße Bluse, dunkler Rock, teure Frisur. Perle im Ohr, leicht blondiert, frischer Lippenstift, geliftet vermutlich, aber so gut gemacht, dass man sich schon besser mit plastischer Chirurgie auskennen musste, um ganz sicher zu sein.

Knudsen hielt seinen Dienstausweis hoch.

»Guten Tag, Knudsen, Kripo Altona, Frau Emde?«

Die Dame nickte.

»Bitte, treten Sie ein.«

Knudsen wunderte sich, dass keine Nachfrage kam, trat sich die Füße übertrieben lange ab, betrat die Villa und folgte der Hausherrin über die knarzenden Dielen eines Wohnzimmers und durch eine teure Bulthaupt-Küche, die so aussah, als würde sie nie benutzt werden. Alles picobello. Gegenwert einer kleinen Eigentumswohnung, schätzte er. Kupferfarbene Töpfe, innen Edelstahl. Eismaschine, Saftpresse, Espressomaschine. Zweikreisgerät, viel Chrom, besser als die, die er bei Aldi im Angebot gekauft hatte.

»Ich ahne: Sie bringen schlechte Nachrichten … Ich schlage vor, wir setzen uns auf die Veranda. Ich komme gleich nach. Möchten Sie was trinken? Einen Eistee vielleicht? Oder einen Kaffee?«

Sie sagte Kaffée, vornehm, Betonung auf der zweiten Silbe.

Knudsen irritierte, wie gefasst die Frau war. Sie musste doch etwas ahnen.

»Och, doch, einen Eistee, danke, warum nicht«, sagte er.

»Bringe ich gleich mit, setzen Sie sich schon mal raus.«

Knudsen stand kurz darauf auf einer Teak-Veranda und sah sich um. Schick, dachte er, breitere Planken als heute Vormittag auf dem Boot. Alles in allem so groß wie das Achterdeck eines Luxusliners. Verziert durch große Terrakotta-Töpfe, wie man sie aus Orangerien kannte. Extrem gepflegter Rasen, blickdichte Hecke, und in der Ferne hörte man das regelmäßige Ploppen von einem Tennisplatz.

Rebecca Emde kam mit einer Karaffe und zwei Gläsern auf einem Tablett zurück. Sie hatte ihren Lippenstift aufgefrischt.

»Der Tee ist selbstgemacht … mit Weißem-Pfirsich-Mus und frischer Minze.«

Knudsen nickte. Bedrückt. Er fragte sich erneut, warum Frau Emde so aufgeräumt wirkte, ganz die perfekte Gastgeberin. Wie war das möglich? Er brachte eine Todesnachricht und bekam Eistee. Die demonstrative Gastfreundschaft der Dame und das Ambiente hätten viel eher zu einem Plausch über den gepflegten Garten eingeladen. Oder über die letzte Golfpartie.

»Bitte nehmen Sie Platz.«

Sie setzten sich in loungeartige Korbstühle, sodass Knudsen mehr Rückenlage hatte, als ihm lieb war. Er beugte sich vor. Stützte seine Ellbogen auf die Knie. Und setzte an, suchte nach der Einleitung. Aber Emde kam ihm zuvor: »Na los. Was ist passiert? Es geht doch um meinen Mann, nicht wahr? Sie müssen mich nicht schonen.«

Knudsen stutzte kurz, versuchte den richtigen Tonfall zu finden, während die Hausherrin den Eistee eingoss.

»Danke. Also die Saudade, die Yacht Ihres Mannes …«

»Unsere Yacht, ja, was ist damit?«

»Sie wurde heute Morgen in der Elbe auf Höhe Övelgönne treibend von der Wasserschutzpolizei abgeborgen und zur Wache geschleppt. An Bord waren zwei Personen.«

»Zwei?«, fragte Frau Emde schroff, »wer denn noch?«

»Das klären wir gerade, entscheidender ist, dass wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Ihren Mann an Bord – leider leblos – vorfanden. Offenbar wurde er ermordet.«

Weitere Details verkniff sich Knudsen. Für die meisten Menschen reichte »leider leblos« als Information, um dann auf die vielfältigsten Arten zusammenzubrechen. Er hatte schon alle möglichen und unmöglichen Reaktionen erlebt. Bis hin zu Schlägen, wie er es wagen konnte, so schlechte Nachrichten zu überbringen. Oder dermaßen schlechte, schwarze Witze zu machen. Die meisten Menschen reagierten erst mal ungläubig. Im Gehirn der Hinterbliebenen fehlte die Bereitschaft, so unvermittelt einen irreversiblen Verlust zu akzeptieren. Es war wie eine Lawine von Gefühlen, die über sie hereinbrach und manche auch schlagartig verschüttete. Offenbar ein Schutzmechanismus der Seele, um nicht gleich zu implodieren. Was Knudsen dagegen noch nie, wirklich nie erlebt hatte, war die Reaktion der Frau, die ihm gegenübersaß.

»Ermordet? Sind Sie sicher?«

Knudsen nickte. Frau Emde schüttelte den Kopf, schlürfte an ihrem Eistee, ließ die Eiswürfel klirren und sagte dann reichlich kryptisch: »So was kommt von so was!«

Knudsen wartete, ob da noch etwas folgte. Ein Nachsatz. War aber nicht der Fall.

»Wie meinen Sie das?«

»Nur so.«

»Sie scheinen nicht sonderlich überrascht?«

»Na ja«, antwortete Emde, den Blick auf einen Maulwurfshügel auf dem Rasen gerichtet, »wenn man über zwanzig Jahre verheiratet ist, kennt man seinen Partner.«

Genauso gut hätte sie Pappenheimer sagen können. Wenn sie eben schon dem hanseatischen, reservierten Typ Frau entsprach, die La Lotse despektierlich als »Eis-Enten« zu bezeichnen pflegte, dann wirkte sie plötzlich noch ein paar Grade kühler.

»Entschuldigung, Frau Emde, Sie wirken so abgeklärt, überhaupt nicht … schockiert.«

»Na das tut mir leid. Sollte ich das? Was wissen Sie schon?«

Nichts, dachte Knudsen, und wissen Sie was, hätte er am liebsten flapsig pariert: Eigentlich interessiert es mich auch einen Kehricht, die Details Ihrer wie auch immer zerrütteten Ehe zu hören.

»Soll ich raten, wer die zweite … weibliche Person an Bord war?«, fragte Rebecca Emde.

»Kennen Sie sie?«

»Nein. Aber ich tippe auf blond, kaum älter als dreißig, eher zierliche Figur, Typ Ballerina, Russin oder Polin. Leider hat es für ein Engagement in Warschau oder Moskau nicht geklappt, also hat man sich dem Horizontalgewerbe zugewandt. Oder wie sagt man heute: Sexarbeiterinnen, ach ja. Wie bescheuert das klingt. Und wer sich in dieses Milieu begibt, der darf sich nicht wundern …«

Sie verstummte.

»Dass es sich um eine junge Frau gehandelt hat, kann ich bestätigen, alles Weitere wissen wir nicht.«

Rebecca Emde nickte.

Knudsen nutzte die Gelegenheit, erste ermittlungstechnische Fragen zu stellen.

»Ihre Ehe war …«

»… zu einer Wohngemeinschaft mutiert. Stört es Sie, wenn ich rauche, möchten Sie auch?«

»Danke, nein.«

»Ich bin gleich zurück.«

Frau Emde erhob sich, strich ihren Rock zurecht und verließ auf betont anmutige Art die Veranda.

Als sie wiederkam, fragte Knudsen nach einer kurzen Pause: »Wann haben Sie bemerkt, dass Ihr Mann nicht von seiner Segeltour zurück ist?«

»Frühmorgens, als das Mädchen das Frühstück bereitet hatte und er nicht runterkam. Ich wusste, dass er wichtige Termine hatte. Also bin ich hoch in sein Zimmer.«

»Und dann haben Sie die Polizei angerufen?«

»Ja, nachdem er nicht an sein Handy ging. Er geht immer ran, wenn ich anrufe. Er weiß, dass es dann um etwas Wichtiges geht. Die Firma, Finanzielles …«

»Frau Emde«, sagte Knudsen leise. »Ich muss Sie bitten, Ihren Mann in der Gerichtsmedizin zu identifizieren.«

Rebecca Emde nickte.

Knudsen fuhr fort: »Und dann – ich muss Sie das fragen: Wo waren Sie am Sonntagabend und in der Nacht auf heute?«

»Das ist nicht Ihr Ernst«, antwortete Emde und richtete sich auf.

»Ich fürchte doch.«

»Na hier.«

»Kann das jemand bezeugen?«

»Das Mädchen. Sie wohnt im Anbau.«

»Und mit dem – äh – Mädchen haben Sie den Abend verbracht?«

»Natürlich nicht.«

Rebecca Emde stand auf, verließ den Raum, kehrte mit einer Visitenkarte zurück und legte sie mit einer schwungvollen Bewegung auf den Tisch.

»Mein Rechtsanwalt. Bevor das hier absurd wird, besprechen Sie doch bitte alles Weitere mit ihm.«

Knudsen nahm die Karte, stand auf und sagte: »Danke. Ihr Eistee war übrigens sehr lecker.«

»Freut mich, Sie sollten mal bei Gelegenheit meinen Bellini probieren, fast so gut wie das Original in Harry’s Bar in Venedig. Waren Sie da mal?«

Knudsen schüttelte den Kopf.

»Mein Mann und ich haben dort unsere Flitterwochen verbracht … tja!«

Rebecca Emde schüttelte den Kopf, als wolle sie gar nicht mehr aufhören damit. Als ließe sie in Zeitraffer die letzten zwanzig Jahre Revue passieren. Dann murmelte sie: »Und ehe man sich’s versieht, gut zwanzig Jahre später, sind beide Eheleute tot. Jeder auf seine Art gestorben.«

* * *

»Ich rate Ihnen in Ihrem Alter zu mehr regelmäßiger, aber gelenkschonender Bewegung«, sagte Oke Andersens Hausarzt Dr. Bruno Lamerskamp zu seinem notorisch störrischen Patienten.

Andersen öffnete den Mund.

»Ich weiß, dass Sie immer noch Tischtennis spielen«, kam ihm Lamerskamp zuvor.

Andersen schloss den Mund.

»Und Sie wissen, dass Ihr Knie deshalb Probleme macht. Die abrupten Abstopp-Bewegungen und Richtungswechsel bei gebeugtem Kniegelenk. Das ist Gift für Sie.«

»Macht aber Spaß«, antwortete Andersen. »Beugt angeblich Demenz vor.«

Lamerskamp schüttelte den Kopf.

»Ich empfehle sanftes Joggen, besser Walking. Oder gehen Sie ausgiebig spazieren.«

Andersen brummte missbilligend. Was nützten ihm heile Knie, aber ein defekter, wurmstichiger Denkapparat? Er ging gern mal raus vor die Tür. Unten an der Elbe lang. Klar, hin und wieder auch bis in den Jenischpark. Aber nur, wenn er Lust hatte. Und wenig andere Menschen unterwegs waren. Das war – seit der Einführung von Homeoffice – immer seltener der Fall. Die Leute waren zwar im Home, machten aber gern draußen Pause. Und gingen ihm auf den Zeiger.

Lamerskamp schien seine Gedanken zu lesen.

»Schaffen Sie sich einen Hund an. Hundebesitzer, das hat eine britische Studie ergeben, sind am Tag etwa zwanzig Minuten mehr zu Fuß unterwegs als Leute ohne Vierbeiner. Die müssen raus, bei jedem Wetter. Jeden Tag.«

»Deshalb hab ich ja keinen Hund.«

»Tja«, sagte Lamerskamp und schloss Oke Andersens Patientenakte auf seinem Computer. »War ja nur ein Vorschlag. Ihre Blutwerte haben wir spätestens übermorgen. Ich rufe dann durch.«

Andersen verließ die Praxis in mäßiger Laune. Gut war, dass er offenbar noch einigermaßen in Schuss war. Aber die Gelenke, verdammt. Er hatte jetzt mehrere Wochen Tischtennis-Pause machen müssen. Sein Kumpel Thies hatte ihn anfangs aufgezogen (»Opa Oke braucht einen Zivi«), war aber mittlerweile besorgt, dass sein Freund ihm als Tischtennis-Partner abhandenkommen könnte.

Andersen ging die Ottenser Hauptstraße runter, holte sich bei Zeit für Brot einen Kaffee raus und rief Thies Knudsen an. Er wollte dann doch recht gern wissen, was da auf dieser Yacht passiert war.

Knudsen nahm sofort ab.

»Oke, bin grad im Auto unterwegs. Wie war’s beim Arzt? Musst du zum Auswuchten?«

»Fast. Eher öfter mal Auslüften. Er hat mir einen Hund verschrieben.«

»Er hat was?«

»Ich soll mir einen Hund zulegen. Als lebensverlängernde Maßnahme. Dann bewege ich mich mehr. Und gesünder als beim Tischtennis.«

»Gibt’s den Köter auf Rezept?«

»Selbst wenn … Noch so ein Kläffer. Allein die Vorstellung, hinterher die Scheiße aufzusammeln.«

»Besser als liegen lassen.«

»Ja, klar, aber was soll denn der Hund denken, stell dir mal vor, ich würde immer danach bei dir …«

»Nein, Oke, das tue ich nicht. Sprich doch mal mit Dörte, die kennt sich aus. Vielleicht nimmst du einfach mal Günther in Pflege.«

»Lassen wir das, Thies«, fuhr La Lotse fort. »Kommen wir zu den wichtigen Dingen. Butter bei die Fische: Was war da los an Bord dieser Yacht?«

»Oke, ich musste Dörte versprechen …«

La Lotse tat, als habe er das nicht gehört. »Heute Abend gibt’s mal wieder bei mir Bratkartoffeln mit Roastbeef, Thies. Willst du vorbeikommen?«

»Das ist Beamtenbestechung, Oke.«

»Weiß ich längst. Klappt aber immer bei dir.«

»Ich erzähl nichts«, antwortete Knudsen. »Aber ich komm gern nachher zum Essen.«

»Bestens. Ich will alle Einzelheiten.«

»Ruhig, Brauner.«

* * *

Am nächsten Morgen fuhr Knudsen zügig zu einer Besprechung über den aktuellen Fall ins LKA. Er war etwas spät dran. Am Abend zuvor hatte er gut bei La Lotse gegessen, vergleichsweise wenig vom Fall erzählt und sich nach zwei Whiskys lieber mit einem Taxi nach Hause bringen lassen. Am Morgen hatte er noch seinen Wagen geholt, der in der Elbchaussee nicht weit von Andersens Haus parkte.

Als er den Konferenzraum betrat, stand Dörte bereits vor zwei Flipcharts, die neben einer großen Wandkarte von Hamburg plus Umgebung standen.

»Morgen, Herr Kollege«, begrüßte ihn Dörte leicht süffisant. Knudsen hatte die Besprechung für neun Uhr angesetzt. Jetzt war es Viertel nach. Dörte hasste Unpünktlichkeit. Aber mehr Kritik an Knudsen, dem leitenden Ermittler des LKA 12, nahm sie sich vor den Kolleginnen und Kollegen nicht heraus, egal wie gut sie und Thies befreundet waren. Im Raum saßen noch Berthold Stordel, Meral Attay, Christiane Bott und Spusi Diercks. Kurz nach Knudsen betrat auch Staatsanwalt Arnold Rolfing – grußlos wie so oft – das Besprechungszimmer.

Eichhorn wartete, bis beide sich gesetzt hatten, und fasste den Stand der bisherigen Ermittlungen zusammen: »Wir haben einen Toten.«

Sie deutete auf zwei Fotos. Eines zeigte das Opfer, wie es oben am Mast hing. Das andere den am Boden liegenden Toten, nachdem Spusi und ihre Leute Emde heruntergeholt hatten.

»Lutz Emde, Reeder. Steinreich. Seine Container-Riesen kennt jeder, der schon mal auf die Elbe geguckt hat. Das Opfer ist 56 Jahre alt und verheiratet mit … Moment … Rebecca Emde.«

Dörte sah zu Spusi Diercks hinüber.

Die fuhr fort: »Professor Prange sagt, dass der Mann erwürgt wurde. Er wurde mit einem Seil am Mast hochgezogen. Das geht ohne größeren Kraftaufwand, wenn man dem Opfer erst mal das Seil um den Hals gelegt hat. Segler müssen ständig rauf auf den Mast, allerdings sitzend – nicht mit einer Schlinge um den Hals. Der Knoten sieht fachmännisch aus. Außerdem wurde das Opfer vorher mit einem stumpfen Gegenstand erheblich geschlagen. Deshalb die blutigen Fußabdrücke, die von der Leiche weg zur Leiter ins Wasser führen.«

»Wissen wir, wo sich das Schiff befand?«, fragte Knudsen.

»Die junge Frau, die wir an Bord fanden, sagte aus, dass sie in einer Bucht in der Elbe geankert hätten«, sagte Eichhorn. »Der Täter muss also hingeschwommen sein oder ein Boot genommen haben. Aber die Zeugin hat keines gesehen. Ich tippe also auf geschwommen.«

»Wer ist diese junge Frau?«, fragte Rolfing.

»Mina Lehmann, 28 Jahre. Studentin. Wohnt in der Eppendorfer Landstraße 16«, referierte Eichhorn und zeigte auf ein Foto. »Unverheiratet. Hat aber einen Freund, Pit Holm. Denken wir zumindest. Den Namen hat sie genannt. Der war auch als Kontakt in ihrem Handy zu finden. Den Typen checken wir gerade. Die Kollegen fanden die Frau völlig verängstigt in der Bordtoilette, wo sie sich eingeschlossen hatte.«

»Und bevor Sie nachfragen«, warf Spusi ein und sah zu Rolfing. »Die Fußabdrücke passen nicht zu Mina Lehmann. Die sind eindeutig größer. Und es gab unter Deck und an der Frau kein Blut des Opfers.«

Rolfing nickte und fuhr fort: »Sie waren bei der Witwe, Kriminalhauptkommissar Knudsen?«

Knudsen schmunzelte, weil ihn Rolfing so förmlich mit seinem offiziellen, aber etwas sperrig klingenden Dienstgrad ansprach. So als wolle der Jurist betonen, dass er über jeden in seinem Reich genau Bescheid wusste. Schließlich war Rolfing jedem der Anwesenden gegenüber weisungsbefugt. Aber er wusste ganz genau, was er an Knudsen, Eichhorn und ihrem Team hatte, auch wenn er das nicht gern zugab.

»Ja, ich war bei der Dame, Herr Staatsanwalt«, antwortete Knudsen ebenso gestelzt. »Feinste Adresse. Ein riesiges Anwesen in Othmarschen. Parkstraße. Frau Emde war äußerst gefasst, als ich ihr berichtete, dass es nun sicher sei, dass der Tote an Bord der Yacht ihr Mann sei. Das ist allerdings sehr freundlich formuliert. Man könnte auch sagen, dass es sie völlig kalt ließ. Auch die Tatsache, dass eine junge Frau an Bord war, hat sie nicht weiter überrascht. Sie tippte sofort auf Escort oder etwas in der Richtung.«

»Und?«, fragte Rolfing.

»Könnte stimmen. Mina Lehmann wohnt als Studentin in einer ziemlich teuren Wohnung in Eppendorf«, sagte Eichhorn. »Ich habe sie da gestern nach der ersten Befragung hingebracht. Zu Lutz Emde hat sie sich aber nicht weiter eingelassen. Schließlich kam eine Freundin vorbei. Dieser Pit Holm war telefonisch nicht zu erreichen.«

»Wer hat uns informiert?«, fragte Rolfing.

Eichhorn lächelte und sah Knudsen auffordernd an.

»Frau Emde hat ihren Mann am gestrigen Morgen als vermisst gemeldet, als er nicht zum Frühstück erschien«, antwortete Knudsen.

»Ja, und wie haben wir dann diese Yacht so schnell gefunden?«, fragte Rolfing.

»Das … äh … die hat ein Anwohner aus Övelgönne frühmorgens gemeldet. Der hatte vom Balkon aus gesehen, dass was mit dem Schiff nicht stimmte, und die Kollegen von der Wapo angerufen.«

Eichhorns Lächeln war zu einem Grinsen geworden, aber sie schwieg. Es war bekannt, dass nicht nur sie, sondern auch Staatsanwalt Rolfing Oke Andersens Privatermittlungen nicht sonderlich schätzte. Auch wenn Andersen hier lediglich eine Beobachtung gemeldet hatte. Allerdings eine, die ziemlich wichtig war.

Rolfing hakte aber nicht weiter nach, und Knudsen beeilte sich weiterzusprechen.

»Rebecca Emde bezeichnete ihre Ehe ziemlich trocken als Wohngemeinschaft. Sie wusste offenbar, dass ihr Mann sie betrog. Sie gab an, zur Tatzeit am Abend und in der Nacht zu Hause gewesen zu sein.«

»Und? Zeugen?« Rolfing wurde ungeduldig.

»Nein.«

»Also kein Alibi«, sagte Rolfing. »In die Mangel nehmen, die Frau. Außerdem: Wer sagt denn, dass die nicht jemanden an Bord der Yacht geschickt hat, um ihren Fremdgänger-Mann zu beseitigen? Was sagt denn diese Mina Lehmann zum Tathergang?«

»Wirres Zeug«, antwortete Eichhorn. »Sie behauptet, dass eine Gestalt mit einer unheimlichen Maske aus dem Wasser gekommen sei und sofort auf Emde eingeschlagen hätte. Mit einer Art Knüppel. Sie sei dann nach unten geflüchtet, hätte sich im WC eingeschlossen und nur noch, wie sie sagte, diese schrecklichen Geräusche gehört. Schläge. Röcheln. Schritte. Das Geräusch der Ankerkette. Und schließlich Stille. Sie hat sich einfach nicht hochgetraut. Dachte, der Mann sei noch an Bord. Zumal das Schiff dann Fahrt durchs Wasser machte.«

Rolfing nickte. »Und der Täter, sagt sie, war eine Horrorgestalt, die aus der Elbe kam?«

»Ja. Mehr haben wir bisher nicht aus ihr rausbekommen.«

»Aber es war ein Mann?«

»Das können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Die Fußabdrücke könnten aber passen.«

»Klingt ja alles ziemlich wild. Wie geht es jetzt weiter?«, fragte Rolfing.

»Dörte und ich fahren zu Emdes Reederei«, antwortete Knudsen. »Und Berthold und Meral versuchen mehr über Mina Lehmann herauszubekommen. Und ihren Freund. Auch der könnte Emde ja übel genommen haben, dass der mit seiner Freundin auf romantischer Segeltour war.«

»Gut, und was ist mit Frau Emde aus dem schönen Othmarschen?«, fragte Rolfing.

»Sie hat ihren Mann identifiziert und ist dann sofort wieder verschwunden. Wir laden sie in Kürze vor. Sie wird allerdings von Dr. Thomas Rauschenberg vertreten. Den werden wir dann mit Sicherheit dabeihaben.«

Rolfing grunzte. Rauschenberg war einer der härtesten Strafverteidiger der Stadt und sozusagen Rolfings Intimfeind.

»Gut«, fasste Knudsen die Lage zusammen. »Wir haben einen Toten, zwei Leute mit möglichen Motiven, eine Zeugin, die verwirrt ist und die den Täter als eine Art Monster aus dem Wasser bezeichnet. Das klingt ja alles wie aus einem Horrorfilm.«

Wie groß dieser Horror bald noch werden sollte – das konnte sich Kommissar Thies Knudsen zu diesem Zeitpunkt noch nicht annähernd vorstellen.

* * *

Die Hitze des Tages war noch immer zu spüren. Rebecca Emde saß am späten Abend allein mit einem Glas Wein auf der Terrasse ihres Anwesens in Othmarschen und dachte über ihr Leben nach. Mal wieder. Was man so tat, wenn man viel Zeit allein verbrachte. Ihr Blick wanderte über ihr weitläufiges Grundstück, das jetzt im Dunkeln still dalag. Schön hatten sie es hier mal miteinander gehabt, sie und ihr Mann Lutz. Aber was als große Liebe begonnen hatte, war zu einer Zumutung aus Entfremdung, Gleichgültigkeit und Lügen geworden. Das ganz normale Gemetzel einer Ehe im gutbürgerlichen Gewand, dachte Rebecca Emde und führte ihr Glas zum Mund.

Lutz hatte sich in den letzten Jahren nicht mal mehr Mühe gegeben, den wahren Charakter seiner »Segeltörns mit Freunden« zu verschleiern. Erst hatte es sie verletzt, dann wütend gemacht und irgendwann war es ihr egal geworden. Ein Jammer alles, eine bilaterale, emotionale Ödnis. Sicher, sie hätte sich trennen können, vielleicht sollen. Aber so … blieb man zusammen aus praktischen, auch steuertechnischen Gründen.

Das Haus war groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. Sie lebte ihr eigenes Leben, traf Freundinnen, engagierte sich ehrenamtlich und ging regelmäßig ins Theater. Beruhigungsmittel halfen ihr zu schlafen. Ihr Neurologe war eigentlich ihr Dealer, der seine langjährige, solvente Selbstzahlerin nicht als Kundin verlieren wollte.

Rebecca Emde stellte ihr Glas ab und erhob sich. Zeit, ins Bett zu gehen. Morgen hatte sie einen Termin bei einem Bestatter. Lutz sollte trotz allem eine standesgemäße Beerdigung bekommen. Sie war gerade im Begriff, die Alarmanlage am Treppenaufgang scharf zu schalten, als sie ein dumpfes Geräusch hörte. Es kam von der Haustür. Sie erstarrte.

Da! Noch einmal.

Etwas wurde gegen die Tür geworfen. Emde drückte den Notrufknopf neben der Alarmanlage. In der Zentrale des privaten Sicherheitsdienstes, der ihr Haus überwachte, würde jetzt ein Alarm ertönen.

Kurz darauf vibrierte ihr Handy. Sie nahm ab und sagte leise »ja«.

»Safe Home Security hier«, hörte sie eine Stimme. »Bei Familie Emde wurde der Notrufknopf gedrückt. Liegt ein Notfall bei Ihnen vor?«

»Hier ist jemand«, antwortete sie leise. »An der Tür. Vielleicht Einbrecher. Kommen Sie schnell.«

»Wir sind unterwegs«, sagte die Stimme. »Bleiben Sie, wo Sie sind, und verhalten Sie sich ganz ruhig.«