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Rund 20 Millionen Deutsche leiden unter Knieschmerzen – die Ursachen sind vielfältig: Sportverletzungen, Verrenkungen, Knochenbrüche, angeborenen Formstörungen, Arthose. Und gerade beim Knie wird von vielen Ärzten zu oft gleich zur OP geraten! Dr. Helge Riepenhof leistet hier wertvolle Aufklärungsarbeit: Er erläutert die Funktionsweise des Knies sowie die häufigsten Krankheitsbilder. Herzstück seines neuen Ratgebers ist der Diagnosefinder, mit dem Patienten schnell Klarheit bekommen, wo genau die individuelle Schmerzursache liegt. 30 Übungen machen diesen Ratgeber zu einem unverzichtbaren Begleiter für alle Betroffenen. Eine Checkliste, wann ein künstliches Gelenke sinnvoll ist, und Anregungen zur Schmerzlinderung nach eine Knie-OP runden das Buch des beliebten Bewegungs-Docs ab.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 151
Veröffentlichungsjahr: 2024
Vorwort
Wissenswertes über die Kniegelenke
Wunderwerk Kniegelenk
Was Sie über Ihr Knie wissen müssen
Welcher Knietyp bin ich?
Diagnose leicht gemacht
Wie stark ist Ihre Muskulatur rund ums Kniegelenk?
Gutes für die Kniegelenke
Das mag das Kniegelenk nicht
Wenn das Knie in die Jahre kommt
Die häufigsten Kniebeschwerden
Arthrose: Schmerzhafte Knorpelabnutzung
Wenn der Meniskus verletzt wird
Bursitis: Entzündung der Schleimbeutel
Die Kniescheibe
Wenn die Kniescheibe herausspringt
Autsch, mein Knie!
Kreuzbandriss: Ein Knall mit Folgen
Wenn Bänder sich verletzen
Bakerzyste
Plicasyndrom
Jumpers Knee
Shin Splints: Schmerzen in den Schienbeinkanten
Kompartmentsyndrom
Quadrizeps-Tendinopathie
Besser essen, mehr bewegen
Gesunde Ernährung für gesunde Kniegelenke
Abnehmen gegen die Schmerzen
Der beste Sport fürs Knie
Treppen: Training oder Überlastung?
So bleiben Sie dran
Was Sie über eine Knie-OP wissen sollten
Wann soll ich an ein künstliches Gelenk denken?
Wissenswertes zur Operation
Ausblick: Nach der Operation
Mein Übungsprogramm
Bevor es losgeht
Mobilisation
Kräftigung
Kraftausdauer
Mobilisation und Dehnung
Koordination
Impressum
Willkommen in meinem Buch über das Kniegelenk. Ich schreibe aus zwei Perspektiven: zum einen aus der Welt eines Krankenhausarztes, zum anderen aus der des Profisports. Unabhängig davon, ob ich Patientinnen und Patienten in der Klinik sehe, auf dem Hausboot der NDR-Bewegungsdocs oder Profisportler und -sportlerinnen im Trainingslager, bei Wettkämpfen und in der Reha – das Knie ist häufig ein Thema. Ob jung oder alt, Beschwerden mit dem Kniegelenk beeinflussen das Leben vieler Menschen. Dieses Gelenk ist eine der komplexesten und am häufigsten belasteten Strukturen des menschlichen Körpers. Seine Gesundheit spielt eine entscheidende Rolle in unserem Alltag.
ENORME VIELFALT UND HÄUFIGKEIT
In vielen Jahren Klinikalltag und medizinischer Praxis erlebe ich es immer wieder, dass Kniegelenkbeschwerden nicht nur Athleten betreffen, sondern Menschen jeden Alters und Berufs. Von leichten Schmerzen und Steifheit bis hin zu schweren Verletzungen und chronischen Erkrankungen – die Vielfalt und die Häufigkeit der Probleme mit den Kniegelenken sind enorm. Obwohl diese Beschwerden oft als alltägliche Einschränkungen betrachtet werden, können sie einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität und die sportliche Leistungsfähigkeit haben.
THEORETISCHES WISSEN, PRAKTISCHE RATSCHLÄGE
Ich habe mich entschlossen, dieses Buch zu schreiben, um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen umfassenden Einblick in die Welt des Kniegelenks und der Kniegelenkbeschwerden zu geben und Ihnen sowohl medizinische Kenntnisse als auch praktische Ratschläge zu bieten. Ich möchte Ihnen helfen, die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Knieproblemen besser zu verstehen, und Sie dabei unterstützen, wieder beweglich, schmerzfrei und leistungsfähig zu werden.
FÜR LAIEN UND FACHLEUTE GEDACHT
Dieses Buch basiert auf wissenschaftlichen Grundlagen und auf Erfahrungen meiner ärztlichen Tätigkeit in der Klinik und in der Sportmedizin sowie auf der engen Zusammenarbeit mit Patienten, Athleten und Kollegen. Es enthält fallbasierte Beispiele, wissenschaftlich fundierte Informationen und bewährte Behandlungsansätze mit detaillierten mehrwöchigen Trainingsprogrammen. Es ist für medizinische Laien ebenso wie für Fachleute gedacht, die ihr Wissen über Kniegelenkbeschwerden erweitern möchten oder nach ein paar Impulsen und Ideen zur Behandlung der einzelnen Krankheitsbilder suchen.
DIAGNOSEFINDER UND SELBSTTESTS
Insbesondere auf YouTube, TikTok oder Instagram gibt es unendlich viele Angebote. Zum Teil finden Sie online tolle Ideen, wie man Kniebeschwerden in den Griff bekommen kann. Allerdings gibt es dort sehr häufig auch unangemessene Heilversprechen. Das halte ich weder für seriös noch für realistisch. Deshalb werde ich in diesem Buch keine solchen Versprechen geben. Meine Hoffnung ist vielmehr, dass Sie auf den folgenden Seiten insbesondere mithilfe des Diagnosefinders und der Selbsttests mehr Wissen über die Funktionen des Kniegelenks erlangen und die Zusammenhänge zwischen Gelenk, Muskulatur und Bewegung besser verstehen. Einen Besuch bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin und intensiven Austausch in orthopädischen und physiotherapeutischen Praxen kann und soll dieses Buch nicht ersetzen.
Ich hoffe, dass ich Ihnen dabei helfen kann, die Herausforderungen zu meistern, die mit Kniegelenkbeschwerden verbunden sind. Lassen Sie uns gemeinsam auf eine Reise gehen, um die Komplexität des Kniegelenks zu verstehen und Wege zu finden, Ihre Gesundheit und Ihre Lebensqualität zu verbessern!
Ihr Helge Riepenhof
Warum sind es mehrere Gelenke? Wie sind die Gelenke aufgebaut? Was kann das vielseitige Gelenk überhaupt? Wie können Sie ihm eine Freude machen? Und wie verhält es sich beim Älterwerden? Im ersten Teil meines Buches geht es um das Knie im Allgemeinen und um Ihre Kniegelenke im Besonderen. Finden Sie mithilfe von Tests, Checklisten und meinem Diagnosefinder heraus, wo Sie stehen.
Wir belasten unsere Kniegelenke mehr als alle anderen Gelenke. Sie werden gedreht, gedrückt und geschoben und sind dabei gewaltigen Kräften ausgesetzt.
Es ist ein hochsensibles Wunderwerk. Läuft alles rund, bemerken wir von unseren Kniegelenken so gut wie gar nichts. Doch sobald sie aus der Balance geraten, wird die Not groß. Schlimmstenfalls geht sprichwörtlich nichts mehr. Wir können manchmal nicht mal mehr mit Mühe laufen und kaum noch stehen. Das größte und komplexeste Gelenk des menschlichen Körpers ist ungemein vielseitig und macht eine ganze Reihe von erstaunlichen Bewegungen möglich. Kein anderes Gelenk wird jeden Tag so stark belastet wie das Knie. Es ist so gut wie rund um die Uhr im Einsatz. Denn auch nachts bleibt es nicht ruhig, sondern wechselt zwischen Streckung und Beugung, wenn wir die Lage verändern, uns also vom Rücken über die Seite auf den Bauch drehen und zurück.
Zwei Tonnen aushalten
Tagsüber müssen die Kniegelenke viel tragen und dabei gewaltigem Druck standhalten. Bei jedem Schritt wirken Drehkräfte. Das Gelenk wird geschoben und gedrückt und hat dafür auch seitlich etwas Spielraum. Sobald wir morgens das Bett verlassen haben, lastet unser Gewicht auf den Knien. Ob beim Treppensteigen, beim Sport oder beim In-die-Knie-Gehen – häufig muss es sogar das Sieben- bis Achtfache unseres gesamten Körpergewichts tragen. Beim Springen oder Stolpern „krachen“ bis zu zwei Tonnen darauf. Im Durchschnitt bewegen wir die Kniegelenke Schätzungen zufolge zweimal pro Minute, eine Million Mal im Jahr und 60 bis 70 Millionen Mal im Leben.
Flexibel und stabil halten
Das hört sich jetzt sehr viel und sehr anstrengend an (was es natürlich auch ist). Sie müssen aber trotzdem kein Mitleid mit dem vielseitigen Gelenk haben. Denn alles, was es tut, macht es gerne. Richtig gerne sogar! Bewegung ist sein Lebenselixier. Ohne Aktivitäten würde es all seine tollen Fähigkeiten verlieren. Und das passiert leider sehr leicht. Denn das Knie hat Schwächen. Es muss ständig Kompromisse machen, um gleichzeitig flexibel und stabil zu bleiben. Für unerwartete Bewegungen hat es Spielräume. Knorpel, Sehnen und Knochen schützen dabei, indem sie das Gelenk stützen. Doch das System ist anfällig. Es wurde für eine Spezies gemacht, die meist in Bewegung war. Als Jäger und Sammler hatten unsere Vorfahren wenig Gelegenheit zum Nichtstun. Ihre Knorpel wurden durch ständige Aktivitäten gut mit Nährstoffen versorgt. Sie bildeten sich nicht vorzeitig zurück und waren durch viel Laufen von kräftigen Muskeln umgeben. Das ist heute anders.
20 Millionen Betroffene
Längst sind es nicht mehr nur Leistungssportler, die über „kaputte Knie“ klagen, weil sie überlastet oder verletzt wurden. Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Knieschmerzen. Jeder vierte Bundesbürger erhält im Laufe seines Lebens die Diagnose Kniearthrose. Ab dem 60. Lebensjahr haben mehr als die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer Arthrose. Die Gelenke schmerzen, drücken oder stechen. Schnell ist dann der naheliegende Gedanke da: Ich sollte mein Knie wohl besser schonen. Leider hilft das in den wenigsten Fällen. Meistens ist sogar das Gegenteil der Fall.
Effektiv selbst behandeln
Ob nach einem Unfall, einer Verletzung oder altersbedingt – in diesem Buch geht es darum, „eingerostete Kniegelenke“ wieder fit zu kriegen. Das ist in den meisten Fällen möglich – selbst wenn Ihnen gesagt wurde, dass Sie bereits eine Arthrose haben, also der Knorpel zwischen den Knochen schon dünner geworden ist, oder der Meniskus einen Riss hat. Eine Operation, die leider häufig zu schnell empfohlen wird, ist nicht immer die beste Lösung und hilft auch nicht in jedem Fall. Der Schlüssel zum Erfolg liegt häufig eher in regelmäßiger moderater Bewegung, die jeder durchführen kann. Eignen Sie sich Wissen über das besondere Gelenk, seine Funktionen und seine Leistungsfähigkeit an. Lernen Sie etwas über krankhafte Veränderungen und über Zusammenhänge. Ich werde Ihnen in diesem Buch Übungen zeigen, die spezifisch zu Ihrem Bedarf passen. Damit können Sie trainieren und dabei Ihre Kniegelenke effektiv selbst behandeln.
Wie sind unsere Knie aufgebaut? Was hält sie zusammen? Und warum schlackern sie nicht? Lesen Sie hier in einer kleinen Kniekunde, was das größte aller Gelenke so besonders macht und wie es funktioniert.
Unser Kniegelenk muss Stabilität und Mobilität beim Gehen, Laufen, Springen und anderen Bewegungen gewährleisten. Als größtes Gelenk des menschlichen Körpers verbindet es den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Schienbein (Tibia). Es besteht aus drei knöchernen Hauptkomponenten: dem Oberschenkelknochen, dem Schienbein und der Kniescheibe (Patella).
Zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein befinden sich zwei halbmondförmige Stücke eines Weichteilgewebes, bestehend aus Kollagen, die Menisken genannt werden. Sie dienen als Stoßdämpfer und helfen, die Kräfte zu verteilen, die auf das Kniegelenk wirken. Die Kniescheibe ist ein flacher, dreieckiger Knochen, der vorne auf dem Kniegelenk sitzt. Sie hilft bei der Kraftübertragung zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein, stabilisiert das Gelenk und schützt es vor Verletzungen.
Mehr als ein Scharniergelenk
Um die Knochen im Kniegelenk zu stabilisieren und Bewegungen zu ermöglichen, sind mehrere Bänder und Muskeln um das Gelenk herum angeordnet. Die Bänder bestehen aus straffem Bindegewebe und halten die Knochen in Ruhe und bei Bewegungen in der richtigen Position zueinander. Die Muskeln, die das Kniegelenk bewegen, befinden sich mit ihren Muskelbäuchen in der Oberschenkel- und Wadenregion.
Ein weiterer wichtiger Teil des Kniegelenks ist die „Gelenkschmiere“ oder Synovialflüssigkeit, die das Gelenk geschmeidig hält und Nährstoffe an den Gelenkknorpel liefert. Viele Menschen stellen sich Kniegelenke vor wie ein Scharnier, also wie ein Gelenk, das sich auf- und zuklappen lässt. Doch es kann noch viel mehr. Zusammen ermöglichen seine Strukturen eine breite Palette von Bewegungen: beugen, strecken und ein Stück nach außen und nach innen drehen.
Nützliches Rollen
Darüber hinaus kann ein Knie auch „rollen“, was bedeutet, dass es bei der Beugung zunächst anfängt, nach hinten zu rollen. Dieses sogenannte initiale Rollen ist bis zu einer Beugung von 30 Grad möglich und hat viele Vorteile, wenn wir gehen, laufen oder rennen.
Das Rollen verhindert unter anderem, dass die Oberflächen zu stark abnutzen, weil sich Reibungswärme und Scherkräfte entwickeln. Bei „rollenden“ Gelenken wirken die Kräfte senkrecht zur Oberfläche, sodass Scherkräfte minimiert und Belastungen auf ein relativ großes Gebiet der Gelenkflächen verteilt werden. Mit der Fähigkeit, bandgeführt zu rollen, verhindert ein Gelenk, dass es unwillkürlich schlackert und instabil wird.
Vier Drehachsen
Biomechanisch gesehen verfügt das Kniegelenk über vier Drehachsen, die dafür sorgen, dass es selbst bei Schäden in bestimmten Bereichen entlastet werden kann beziehungsweise sich trainieren lässt, um schmerzfreies Gehen zu ermöglichen. Die komplexe Struktur des Kniegelenks macht auch Drehbewegungen möglich. Wenn wir zum Beispiel im Sitzen einen Fuß nach außen drehen, dreht der Unterschenkel sich ebenfalls nach außen. Die Drehung findet im Kniegelenk statt.
Mehrere Strukturen arbeiten zusammen
Um die komplexen Bewegungen des Kniegelenks zu ermöglichen, müssen mehrere „Strukturen“ im Kniegelenk zusammenarbeiten.
Dazu gehören zunächst einmal die Menisken: Der mediale (innere) und laterale (äußere) Meniskus sind halbmondförmige Gewebestücke, die zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein sitzen. Sie dienen dazu, die Belastung auf das Kniegelenk zu verteilen, Stöße abzufedern und die Stabilität zu erhöhen. Daher werden sie oft als Stoßdämpfer des Kniegelenks bezeichnet. Der Meniskus ist ein Puffer, der nicht durchblutet ist und nur an der Basis ein paar Gefäße besitzt. Deshalb heilt er nach Verletzungen oft schlecht.
Zusätzlich ist das Kniegelenk mit verschiedenen Bändern ausgestattet, die es halten. Sie sind ebenfalls ein unentbehrlicher Teil des Knies. Die Seitenbänder verlaufen innen und außen. Das mediale und laterale Kollateralband stabilisieren das Knie seitlich und verhindern, dass der Unterschenkel zur Seite abweicht. Dabei sind beide Bänder in viele verschiedene Schichten aufgeteilt. Das Innenband ist mit dem Innenmeniskus verwachsen. Es ist sehr stabil und hat eine direkte Beziehung zu den Gelenkflächen. Das Außenband ist etwas weiter von den Gelenkflächen distanziert, was dem Gelenk in diesem Bereich etwas mehr Spiel gibt. Beide Bänder werden lockerer, wenn sich das Bein beugt, und fester, wenn es sich wieder streckt. Ist das Knie durchgestreckt, sollten die Bänder voll gespannt und stabil sein. Das merkt man daran, dass das Kniegelenk in der Streckung deutlich weniger gedreht werden kann als in der Beugung.
Das vordere und das hintere Kreuzband überkreuzen sich im Inneren des Kniegelenks und sorgen für Stabilität bei Drehbewegungen. Der Riss des vorderen Kreuzbandes ist eine sehr häufige Sportverletzung, gerade im Fußball, Handball und Basketball. Aber auch bei Skifahrern tritt die Verletzung oft auf. Ein einfacher Riss kann sehr schmerzhaft sein, die Betroffenen können aber in einigen Fällen weiterlaufen und glauben deshalb gelegentlich, dass die Verletzung nicht so schlimm sei. Daher stellt sich manchmal erst später heraus, dass das Kniegelenk seit dem Unfall instabil geworden ist und dann fast immer auch operiert werden muss.
Die Gelenkflächen des Oberschenkelknochens, des Schienbeins und der Kniescheibe sind von glattem Knorpelgewebe bedeckt. Damit verbindet der Knorpel die Knochenstücke und macht reibungsarme Bewegung möglich.
Schleimbeutel (medizinisch „Bursae“) sind mit Flüssigkeit gefüllte Kissen, die zwischen Knochen, Sehnen und Muskeln liegen. Sie reduzieren die Reibung und den Druck auf die umliegenden Strukturen. In einem Kniegelenk findet man mehrere Schleimbeutel.
Das gesamte Kniegelenk ist außerdem von Gefäßen und Nerven durchzogen. Die besonders großen Nerven liegen im hinteren Teil des Knies. Dadurch sind sie gut vor Schäden geschützt – zum Beispiel bei einem direkten Aufprall des Kniegelenks, wie es bei einem Sturz passieren kann. Die Nerven, die sich durch die Beine ziehen, leiten Impulse vom Gehirn bis in die Fußspitzen und auch zurück. So sorgen sie auch dafür, dass die Muskeln angesteuert werden. Sind sie gestört, kann es zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen kommen. Die Nerven des Kniegelenks gehören zum sogenannten peripheren Nervensystem. Dabei sind immer mehrere Axone (Teile einer Nervenzelle) zu Nervenfasern gebündelt und von Hüllen aus Bindegewebe umschlossen. Nach Knieoperationen sind Nervenverletzungen nie ganz auszuschließen. Meistens hören die Schmerzen ein paar Wochen nach der Operation wieder auf; manchmal kommt es aber auch zu lang anhaltenden Beschwerden. Dann muss sehr genau diagnostiziert und therapiert werden. Die Gefäße fördern das sauerstoffreiche Blut zur Versorgung des Beines bis in die Zehen und führen das venöse, sauerstoffarme Blut der Füße und des gesamten Beins zurück zum Herzen.
Zum Kniegelenk gehört auch der so- genannte Hoffasche Fettkörper, ein pyramidenförmiges Polster unterhalb der Patellasehne, das sehr gut durchblutet ist und viele Nervenzellen besitzt. Er dient als „Verschiebeschicht“, wenn das Knie bewegt wird. Beim Beugen wölbt er sich seitlich hervor. Die vielen Nervenzellen machen den Hoffaschen Fettkörper besonders schmerzempfindlich. Wird er beispielsweise eingeklemmt, verletzt oder entzündet er sich, spüren die Betroffenen das im ganzen Kniegelenk. Es tut weh und fühlt sich warm und geschwollen an.
Jeweils drei Knochen gehören ebenfalls zu den Kniegelenken: der Unterschenkelknochen (Tibia), der Oberschenkelknochen (Femur) und die Kniescheibe (Patella). Die Knochen in den Ober- und Unterschenkeln sind sehr stark. Die Kniescheibe ist bei der Geburt noch nicht vorhanden und entwickelt sich erst im Kindesalter.
Das Kniegelenk selbst besteht aus zwei Gelenken: Das erste liegt zwischen dem Ober- und dem Unterschenkel, das zweite befindet sich zwischen Knie- scheibe und Oberschenkelknochen.
Sie ist der Retter des Kniegelenks: Die Muskulatur hat ziemlich geniale Funktionen. Sie kann das Kniegelenk zum Teil stabilisieren und dafür sorgen, dass sich das Gelenk in gesunden Bereichen bewegt. Viele Knieprobleme entstehen, obwohl Knorpel und Menisken eigentlich in Ordnung sind, aber die Muskulatur nicht stark genug ist.
Die wichtigsten Muskeln
Wichtige Muskeln arbeiten zusammen, um das Kniegelenk zu stabilisieren, Bewegungen zu ermöglichen und Kräfte zu übertragen. Damit das Gelenk gesund bleibt und funktioniert, müssen die Muskeln ausgewogen gestärkt und koordiniert werden. Zu den wichtigsten Muskeln, die das Kniegelenk umgeben und steuern, gehören folgende:
Die Quadrizepsmuskeln sind eine Gruppe von vier Muskeln auf der Vorderseite des Oberschenkels. Sie umfassen den Rectus femoris, Vastus lateralis, Vastus medialis und Vastus intermedius. Diese Muskeln sind für die Streckung des Kniegelenks verantwortlich und spielen beim Gehen, Laufen und Springen eine entscheidende Rolle.
Die Hamstrings bestehen aus drei Muskeln an der Rückseite des Oberschenkels: dem Bizeps femoris, Semitendinosus und Semimembranosus. Diese Muskeln sind für die Beugung des Kniegelenks verantwortlich und wirken auch bei der Streckung der Hüfte mit. Sie unterstützen die Stabilität des Kniegelenks und sind wichtig für Bewegungen wie das Gehen, Laufen und Hocken.
Die Muskeln Gastrocnemius und Soleus bilden die großen Wadenmuskeln und haben ihre Ansätze unterhalb des Kniegelenks. Sie sind für die Streckung des Sprunggelenks (Plantarflexion) verantwortlich und tragen zur Funktion des Kniegelenks bei, was besonders beim Laufen und Springen wichtig ist.
Der Popliteus ist ein kleiner Muskel an der Rückseite des Kniegelenks. Er ist wichtig bei der Drehung des Unterschenkels und der Entsperrung des Kniegelenks, insbesondere während der Beugung.
Der Muskel Tibialis anterior befindet sich an der Vorderseite des Unterschenkels und ist dafür verantwortlich, dass das Sprunggelenk angehoben werden kann (Dorsalflexion). Er unterstützt die Stabilität des Kniegelenks beim Gehen, Laufen und Treppensteigen.
Regelmäßig in Bewegung bleiben
Wenn das Knie sich bewegt, arbeiten all diese Komponenten zusammen. Muskeln, Sehnen und Bänder ziehen das Gelenk an, um die Beugung und Streckung zu ermöglichen. Die Menisken verteilen die Belastung gleichmäßig auf den Knorpelflächen und reduzieren so den Verschleiß. Die Bänder sorgen für Stabilität, während die Schleimbeutel die Reibung verringern. Es ist wichtig, das Kniegelenk gesund zu halten, um Verletzungen zu vermeiden. Bewegen Sie sich regelmäßig. Stärken Sie die umgebende Muskulatur und, soweit man so etwas empfehlen kann, meiden Sie Unfälle, die übermäßigen punktuellen Druck auf die Gelenkflächen bringen, um die vielen Funktionen zu erhalten und Knieprobleme zu vermeiden.
Faszientraining gegen Verspannungen
Faszientraining ist in den letzten Jahren zum großen Hype geworden. Immer mehr schmerzgeplagte Menschen nutzen sogenannte Faszienrollen und machen Übungen damit, um Beschwerden zu lindern. Sehen wir uns das einmal genauer an. Als Teil des Bindegewebes umhüllen Faszien alle Muskeln und Organe und halten sie in Form. Die Faszien bilden ein eigenes Organsystem und können Informationen über Schmerzen durch ein umfangreiches Nervengeflecht vom Körper ans Gehirn schicken. Durch falsche Belastung, angeborene Fehlstellungen und Bewegungsmangel können Faszien und die Muskeln, die sie umgeben, sich verdrehen, verkleben oder verhärten. Die Folgen sind Verspannungen der Muskeln an Nacken, Schultern, Rücken und Beinen – manchmal auch weit entfernt von der eigentlichen Ursache. Denn durch sogenannte Schmerzketten macht sich zum Beispiel ein Hüftproblem am Rücken bemerkbar. Gezieltes Training kann in solchen Fällen Verspannungen lösen, das Bindegewebe weich und elastisch halten und Schmerzen lindern.
Stabilisierende Funktion